„Entlastung“: MSA-Prüfungen an Gymnasien in Berlin werden abgeschafft – Grüne: Unfair!

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Berlin schafft die schriftlichen Prüfungen für den mittleren Schulabschluss (MSA) an Gymnasien in diesem Schuljahr ab. Einen entsprechenden Gesetzentwurf beschloss der Senat am Dienstag. Nach den Worten von Bildungssenatorin und KMK-Präsidentin Katharina Günther-Wünsch (CDU) sollen so Lehrkräfte entlastet werden, damit sie sich stärker auf ihre eigentlichen pädagogischen Aufgaben konzentrieren können. Das verbessere am Ende auch die Bildungsqualität. Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 10 wiederum könnten sich verstärkt auf den Übergang zur gymnasialen Oberstufe vorbereiten.

Weniger ist manchmal mehr – meint die Berliner Bildungssenatorin. Foto: Shutterstock

Künftig erwerben Schüler den mittleren Schulabschluss durch die Versetzung von der zehnten in die elfte Klasse. Die Prüfungen in den Fächern Deutsch, Mathematik und in der ersten Fremdsprache fallen ebenso weg wie die sogenannte Präsentationsprüfung. Ab dem Schuljahr 2024/2025 müssen Gymnasiasten dann in der Jahrgangsstufe 9 oder 10 eine Präsentationsleistung in Form einer «mediengestützten Projektarbeit» erbringen, wie es hieß. Sie sollen so für den Präsentationsteil der späteren Abiturprüfungen trainieren.

Nach Angaben der Senatorin sollen die neuen Regelungen nun zügig im Abgeordnetenhaus beraten und beschlossen werden. Ziel ist, dass sie im Oktober in Kraft treten. Das gilt auch für eine weitere Neuerung: Gesetzlich vorgesehene Schulgremien können in Zukunft auch per Videokonferenz tagen. Lehrkräfte und Eltern müssen also nicht mehr zwingend jede Sitzung in Präsenz abhalten.

Die Grünen kritisierten die Änderung. «Diese einseitige Entlastung von Gymnasien im Schnellverfahren gefährdet den Schulfrieden in Berlin», erklärte die Sprecherin für Bildung und Familie der Grünen-Fraktion, Marianne Burkert-Eulitz. «Es ist unfair, wenn eine Schülerin mit einem 1,0-Schnitt an der Integrierten Sekundarschule den MSA machen soll, ein Schüler mit einer 3,0 am Gymnasium aber zukünftig nicht mehr.» So entwerte Senatorin Günther-Wünsch die Leistungen der Schüler und Lehrkräfte an allen nichtgymnasialen Schulformen und greife die Gleichwertigkeit von Gymnasien und Integrierten Sekundarschulen an. News4teachers / mit Material der dpa

Vera-Schock: Bildungssenatorin will einzelne Schulen schärfer in den Blick nehmen

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17 Kommentare
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Mo3
7 Monate zuvor

Berlin schafft es ab? In NRW gibt es sie (ZAP10) mit G9 ab diesem Schuljahr wieder. Verrückte Welt …

Ich_bin_neu_hier
7 Monate zuvor
Antwortet  Mo3

„Verrückte Welt …“ – Das scheint mir auch manchmal so.
Und dann denke ich ganz fest daran, dass es auch eine ganz andere Welt gibt da draußen – nämlich die außerhalb des Bildungswesens. Die erscheint mir nicht verrückt.
Und dann bin ich getröstet und beschließe, mich so weit wie möglich in der normalen Welt aufzuhalten und so wenig wie möglich in der schulischen, aus naheliegenden Gründen: kann man ja auch verstehen!

Georg
7 Monate zuvor
Antwortet  Mo3

Dennoch ist der Zugang zur Oberstufe an den Gesamtschulen schwerer als an den Gymnasien:

Gymnasium: Note 4 reicht
Mittlere Schulformen: Note 3 in den Erweiterungskursen, Note 2 in den Grundkursen

(In erster Näherung. Allerdings rate ich davon ab, auch mit einer 1 oder 2 im Grundkurs Mathematik in die Oberstufe zu gehen. Inhaltlich fehlt dann die anspruchsvollere Hälfte der Stufen 9 und 10.)

Mo3
7 Monate zuvor
Antwortet  Georg

Mit der Note 4 in allen Hauptfächern berechtigt auf dem Gymnasium vielleicht zum Besuch der Oberstufe, aber ob man sich damit einen Gefallen tut?

Georg
7 Monate zuvor
Antwortet  Mo3

Das steht auf einem anderen Blatt und tut erst einmal nichts zur Sache.

Maya
7 Monate zuvor
Antwortet  Georg

Wieso tut das nichts zur Sache?

Cuibono
7 Monate zuvor
Antwortet  Georg

Nun, dann sollten aber auch die Anforderungen für die Noten vergleichbar sein.
DAS Fass will aber keiner aufmachen, denn da könnte es böse Erkenntmisse geben.

Maya
7 Monate zuvor
Antwortet  Cuibono

Vielleicht sollten auch gern die Lernbedingungen vergleichbar machen, Wohlfühloasen-Gymnasien vs. Reste-Gesamtschulen. Die Vergleichbarkeit sollte schon vollumfänglich sein.

Cuibono
7 Monate zuvor
Antwortet  Maya

Tja, was macht die Wohlfühloase zur Wohlfühloase? Eventuell die irgendwie anders sozialisierten Kinder?
Sie dürfen dann aber auch die etwas anstrengenderen Eltern mit Ansprüchen und Know-how nicht vergessen und müssen das gegenrechnen.

Georg
7 Monate zuvor
Antwortet  Maya

Gesamtschulen an einem Ort können aber auch angenehmer sein als Gymnasien an einem anderen Standort. So pauschal kann man das nicht sehen.

Maya
7 Monate zuvor
Antwortet  Georg

Stimmt, Gesamtschulen in gut bürgerlichen Stadtteilen haben mitunter ein anderes Ansehen als Gymnasien in Brennpunkt-Stadtteilen. Aber ist das der Regelfall? Vielmehr stehen doch Gesamtschulen in Brennpunkt-Stadtteilen übler da als die Gymnasien in der unmittelbarer Nachbarschaft. Wenn letztlich die Gymnasien auf gleicher Stufe stehen wie die Gesamtschulen, dann heißt die Lösung beide Schulformen in eine Gemeinschaftsschule vereinen. Ich persönlich bin davon überzeugt, dass es dazu kommen wird, weil die massiven Schwierigkeiten von Lehrermangel, Inklusion, Integration, … von den Resteschule allein gelöst werden können. Wer seinen Kindern etwas gönnen möchte, der beschult sie in privat finanzierten Schulen wie z.B. Salem der Schluss Torgelow. Herkömmliche Gymnasien sind auch nur mit Steuergeldern finanzierte staatliche Einrichtungen.

Maya
7 Monate zuvor
Antwortet  Maya

„Salem, Schloss Torgelow“ sollte es heißen.

Cuibono
7 Monate zuvor
Antwortet  Maya

Es ist immer die gleiche Milchmädchenrechnung: ob die Schule im Brennpunktkiez jetzt Gymnasium, Gesamtschule oder Gemeinschaftsschule heißt – ja, selbst wenn der Name „Graues Kloster“ wäre, dann steht’s halt drauf, ist aber nicht drin.

Und wenn ich an die Schule in Dahlem das Schild „Brennpunkt -Gemeinschaftsschule“ hänge, dann werden dort eben doch überproportional viele SuS ein Abitur ablegen, das den Namen verdient.

Und dann überlegen Sie, wo denn bitte die eine Riesen-Schule in Berlin stehen soll, die „alle“ besuchen. Sehen Sie…

Die Sozialisation macht den Unterschied.

Maya
7 Monate zuvor
Antwortet  Cuibono

Nehmen Sie doch für philosophische Betrachtungen Neukölln oder Wedding. Dahlem, Zehlendorf oder Grunewald lassen sich damit schwerlich vergleichen.

Blau
7 Monate zuvor
Antwortet  Georg

Wenn ich den Anspruch am Gymnasium mit dem in meinem E-Kurs vergleiche, ist das nicht unfair. Wer eine 3 im E-Kurs hat, hat wohl am Gymnasium eine 4…

Grillsportler
7 Monate zuvor
Antwortet  Mo3

Genau das habe ich auch gedacht…

Maya
7 Monate zuvor
Antwortet  Grillsportler

Am Ende trifft man sich im Zentralabitur.