Kleiderordnung an Schulen? Bundesschülerrat hält von der Idee gar nichts

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POTSDAM. Bevormundung oder das einfordern angemessener Umgangsformen. Die Forderung des Bundeselternrates nach einer Kleiderordnung für Schulen hat bundesweit Schlagzeilen ausgelöst. Brandenburgs Bildungsminister Freiberg sieht die Verantwortung bei den Schulen. Die Bundesschülerkonferenz hält von dem Vorstoß gar nichts.

Was ist angemessene Schulkleidung? (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Die Bundesschülerkonferenz hat die Empfehlung des Bundeselternrats zu einer Kleiderordnung an deutschen Schulen kritisiert. «Ich als Privatperson würde eine Kleiderordnung als Bevormundung empfinden», sagte die Generalsekretärin Wiebke Maibaum dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). «Eine Kleiderordnung, oder im extremsten Fall eine Schuluniform, verlagert die Probleme sozialer Ungleichheit», ergänzte sie.

Die Vorsitzende des Bundeselternrates, Christiane Gotte, hatte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe gesagt: «Wir empfehlen Schulen, einen Konsens über eine Kleiderordnung zu schließen.» Dieser sollte dann auch in die Hausordnung aufgenommen werden. Dann hätte ein Verstoß auch Konsequenzen. «Dann kann man Schülerinnen oder Schüler nach Hause schicken und verlangen, dass sie sich ordentlich anziehen.» Meist gehe es dabei um «unangemessene, lottrige, zerrissene oder freizügige Kleidung».

Maibaum ist der Auffassung, dass die vom Bundeselternrat empfohlene Kleiderordnung die Selbstbestimmung und Persönlichkeitsentfaltung untergräbt und zu mehr Konfliktpotential führt. Dabei kritisierte sie auch die ihrer Meinung nach unbestimmte Wortwahl des Bundeselternrats: «Sind zerrissene Jeans dann verboten, aber geflickte Hosen bei Grundschulkindern okay? Auf welchen Zentimeter einigt man sich dann bei einer T-Shirt-Länge?» Maibaum zufolge seien diejenigen, die am meisten von einer solchen Kleiderordnung betroffen seien – die Lehrer und Schüler – zufrieden mit dem «Status Quo».

Brandenburgs Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) sieht dagegen die Entscheidung über eine mögliche Kleiderordnung bei den Schulen selbst. Nach Ansicht des Ministeriums dürfen Schülerinnen und Schüler grundsätzlich im Unterricht so angezogen sein, dass sie sich wohlfühlen – für das gemeinsame Lernen sei zugleich eine gute Arbeitsatmosphäre notwendig, die durch angemessene Kleidung gefördert werde. Die Vorsitzende des Bundeselternrates, Christiane Gotte, hatte eine Kleiderordnung für Schulen ins Gespräch gebracht.

«Hier kann die Schule Regeln aufstellen», sagte Freiberg. «Schulen sind öffentliche Sozialräume. Es ist daher auch Aufgabe der Schule, Umgangsformen zu thematisieren.» Dazu gehöre auch die Kleiderordnung. «Was angemessen ist, sollten Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit Lehrerinnen und Lehrern diskutieren und gegebenenfalls festlegen», sagte der Minister.

Wie die Schule mit einer Kleiderordnung umgeht, kann sie nach Angaben des Ministeriums in einer Haus- und Pausenordnung festlegen, die die Schulkonferenz beschließt. Im Schulgesetz findet sich eine Generalklausel zum Verhalten: «Die Schülerinnen und Schüler müssen Vorgaben, die dazu bestimmt sind, das Bildungs- und Erziehungsziel der Schule zu erreichen und die Ordnung in der Schule zu gewährleisten, einhalten», heißt es darin. Damit sei Kleidung nicht zulässig, die den Schulfrieden beeinträchtige oder unangemessen sei, erklärte das Ministerium. News4teachers / mit Material der dpa

Hotpants-Verbot? Bundeselternrat fordert Schulen auf, über Kleiderordnung nachzudenken

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LehrerBW
7 Monate zuvor

In meinen Augen verstößt eine Kleiderordnung gegen die Menschenrechte

Victoria Petermann
7 Monate zuvor
Antwortet  LehrerBW

Aha, das sage ich dann mal der Sparkassenangestellten, dem Burgerbrater, der Friseurin, dem Restaurantpersonal, dem Mann bei ATU….

Angelika Mauel
7 Monate zuvor

Und bitte auch den Verkäuferinnen einer bekannten Parfümeriekette, die im Advent schon mal mir Federsträußchen – wie man sie von Zirkuspferden kennt – im Geschäft herumlaufen mussten. So sind sie für die Kunden als Ansprechpartnerinnen von weitem zu erkennen.

Sehr praktisch für manche, aber blöd für diejenigen, denen Arbeitgeber so etwas abverlangen. -Ach ja, und gelächelt werden muss mit dem Kopfputz auch noch…

Lanayah
7 Monate zuvor
Antwortet  Angelika Mauel

Das Beschriebene verstößt doch gegen die Menschenwürde. Ich frage mich gerade, ob männliche Mitarbeiter so erwas mitmachen würden.

Maggi
7 Monate zuvor

Die können sich ihren Job aussuchen und gehen, wenn ihnen die Kleiderordnung nicht passt. Das können Schüler*innen nicht, die werden dazu gezwungen – ohne dass sie etwas falsch gemacht haben.

Diese Diskussion ist so lächerlich und jedes Jahr der selbe Mist.

Das kam auf, da in Frankreich en religiöses Kleidungsstück verboten wurde. (Frankreich hat eine strikte Trennung von Kirche und Staat und daher sind religiöse Symbole an Schulen verboten)
Der Bundeselternverband hat das aus dem Zusammenhang gerissen und eine Kleiderordnung an Schulen gefordert, damit die Eltern nicht mehr die Diskussionen mit ihren Kindern haben, also nicht erziehen müssen.

Es ist den Jugendlichen freigestellt das zu tragen, was nicht den Schulfrieden stört. Eine Hotpans macht das sicherlich nicht und dass sich da jemand nicht konzentrieren kann ist die gleiche Argumentationsstrategie, dass die Kleidung des Opfers von sexueller Belästigung das Verhalten durch ihre / seine Kleidung provoziert hat. Da läuft dann eher was in der Erziehung falsch.

Mir ist es egal, was meine Lehrenden, egal welches Geschlecht, anziehen, ich will keine primären oder sekundären Geschlechtsmerkmale sehen. Der Rest ist mir egal.

Hassan Mutaki
7 Monate zuvor

Liebe Victoria Petermann,

Es ist wichtig, zwischen der Arbeitswelt und der Schule zu unterscheiden.

In der Arbeitswelt können Uniformen oder bestimmte Kleidungsvorschriften aus verschiedenen Gründen erforderlich sein, beispielsweise aus Gründen der Sicherheit, der Hygiene oder der Professionalität.

Diese Gründe gelten in der Regel nicht für Schulen.

Schließlich haben Arbeitnehmer die Möglichkeit, ihren Arbeitsplatz frei zu wählen und somit auch die damit verbundenen Kleidungsvorschriften zu akzeptieren oder abzulehnen.

Schüler hingegen sind gesetzlich verpflichtet, die Schule zu besuchen, und haben daher keine Wahlmöglichkeiten. Daher ist es wichtig, ihre individuellen Rechte und Freiheiten in diesem Kontext besonders zu schützen.

Liebe Grüße
Hassan Mutaki

Canishine
7 Monate zuvor
Antwortet  Hassan Mutaki

Auch in der Schule gibt es Professionalität, sprich Verantwortung über die zentrale Aufgabe, sowohl bei Lehrerinnen und Lehrern als auch bei Schülerinnen und Schülern, zumal die Schule ja auch eine Vorbereitung auf eine spätere berufliche Professionalität darstellt.

Alla
7 Monate zuvor

…..dem Arzt, den Krankenpflegern, der Polizei, den Sanitätern, der Security, den Bademeistern, dem Personal im Supermarkt, …..

Ingo
7 Monate zuvor
Antwortet  Alla

Bademeister? Deren Kleiderordnung würden Schüler im Sommer sicherlich liebend gern befolgen.

Riesenzwerg
7 Monate zuvor
Antwortet  Alla

Heißt das jetzt, Erwachsene haben keine Menschenrechte?

Das erklärt ja dann auch die Behandlung, die Lehrkräfte und Eltern über sich ergehen lassen müssen…

Ingo
7 Monate zuvor

Wieso? Mussten diese in ihrer Schulzeit schon Uniformen tragen? Und werden die heutigen Schüler das später auch müssen? Ach ja, wenn wir schon dabei sind: ein Teil dieser Erwachsenen arbeitet selbstverständlich in klimatisierten Büros. Wie sieht das in der Schule aus? Und was ist mit Homeoffice?

Riesenzwerg
7 Monate zuvor
Antwortet  Ingo

Bei zuviel Wärme hilft weite, lockere Kleidung.

Und nur die.

Kein Bikini für die Menschenrechte, keine Badehose für die Individualität….

… weite, lockere Kleidung. 😉

Ehrlich!

Lisa
7 Monate zuvor
Antwortet  LehrerBW

Es gibt x Länder auf der Welt, in denen Schüler Uniformen oder Schulfarben tragen. Führt nicht zu psychischen Problemen. Im Gegenteil. Ein gewisser Stolz auf “ seine Schule ‚ wird durchaus zur Schau gestellt.

Riesenzwerg
7 Monate zuvor
Antwortet  Lisa

Diese Verstöße gegen die Menschenrechte müssen unbedingt gemeldet werden!

Ironie off

Riesenzwerg
7 Monate zuvor
Antwortet  LehrerBW

Die ersten Menschen waren nackt.

Sollen sie doch so kommen!

(Ich kann dieses ganze Nach-Sommerloch- und Ablenk-Gerede, um nichts wirklich Wichtiges bearbeiten zu müssen, kaum noch ertragen.)

Lernen – Menschenrecht – interessiert fast nur noch im Zusammenhang mit Digitalisierung…

Was für ein Kwatsch!

Heinz
7 Monate zuvor

Hier braucht man überhaupt nicht drüber zu diskutieren, da wird eh nichts passieren.
Das Land und die Bezirksregierungen würden sich hüten, einfach so etwas zu bestimmen, machen sie doch bei viel wichtigeren Dingen auch nicht. Dann wird maximal eine Empfehlung verfasst mit dem Hinweis: „Das kann man so aber nicht rechtlich durchsetzen.“ Von daher, sollten sich die entsprechenden Personen vll. mal mit den wirklich wichtigen Dingen auseinandersetzen:
-Wie man die Drogen an Schulen vermindert.
-Wie man die Gewalt an Schulen vermindert.
-Wie man ein lernförderliches Ambiente herstellt (Sauberkeit, Baufälligkeit usw.)
-Wie man die Rechte der Lehrer und Schulleiter stärkt, da sie ja mittlerweile einen Großteil der Erziehungsarbeit übernehmen müssen.
-Wie man Möglichkeiten für Lehrer schafft, dass man etwas dagegen tun kann, dass manche Eltern ihre Kinder ins Verderben schicken.

Ingo
7 Monate zuvor

Offenbar scheint der Bundeselternrat eher ein Bundesurgroßelternrat zu sein, der 1950 zu Schule gegangen ist. Da durften Mädchen keine Hosen tragen…
Anders kann ich es mir nicht erklären, dass Eltern wohl vergessen haben, wie sie zu ihrer Zeit in die Schule gingen, bzw. welche Mode damals angesagt war.
Ich muss immer schmunzeln, wenn ich junge Leute mit zerfetzten Jeans sehe, die das offenbar für neue Mode halten und meinen, so bei den Älteren anecken zu können. Mein erster Gedanke: „So liefen eure Eltern vor 30 Jahren schon rum!!“
Bauchfrei? Gab es Ende der 90er!
Zu knappe Hosen? Gab’s schon um 1970 rum und trugen schon die Großmütter!
Nicht zu vergessen: der Markenklamotten-Wahn der 80er und 90er…
Wo lebt der Bundeselternrat?
Vorschlag: Schuluniform mit Kappe, dafür dürfen die Haare länger sein. Eine umgehängte
(E-)- Gitarre deckt die Uniform ab. 🙂

Einer
7 Monate zuvor

Kleiderordnung in Form von
– Ein Rock muss breiter als ein Gürtel sein. Der Arsch muss verdeckt sein.
– Behaarte Männerschultern gehören ebenso verhüllt.
– Das Dekolltee sollte nicht wie in einem Dirndel aussehen.
– Ein Maurerdekoltee ist ebenfalls zu verhüllen.
– Bauchfrei sollte frühestens am Zwergfell beginnen und bitte oberhalb des Schammhaaransaztes enden.

Leider alles schon gesehen.

447
7 Monate zuvor
Antwortet  Einer

Guckt man halt weg.

Teacher Andi
7 Monate zuvor
Antwortet  447

Das ist nicht so einfach und wäre wohl diskriminierend.

447
7 Monate zuvor
Antwortet  Teacher Andi

Neue Kompetenz: „Weg gucken“. Gibt schlimmeres. 🙂

Riesenzwerg
7 Monate zuvor
Antwortet  447

Das ist aber nicht das Ziel dieser Bekleidung 😉

447
7 Monate zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

Eine Zwickmühle, meine Damen und Herren, eine Zwickmühle!

Wer hinguckt ist söksistisch,
wer wegschaut diskrahmpihniert,
doch bleibt der Lehrer brav zu Hause
ist alles laminiert.

Carsten
7 Monate zuvor

„Brandenburgs Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) sieht dagegen die Entscheidung über eine mögliche Kleiderordnung bei den Schulen selbst.“ – wenn er ein bisschen sucht, findet er vielleicht etwas, was er entscheiden muss.

447
7 Monate zuvor

Ist eh ne Luftnummer – dazu müsste man Lehrkräften echte, in der Praxis auch anwendbare Durchgriffsrechte geben.

Alleine deswegen wird es schon nicht passieren.

Aus Lehrersicht ist die Sache easy:

1. Ohne Schuluniform ist es leichter, zu erkennen welch Geistes Kind jeweilige SuS sind – spart Zeit.

2. Eine Regel die es nicht gibt muss niemand „durchsetzen“ (siehe 1).

Von daher…gogo freie Entfaltung der Hotpants/Jogginghos….Äääähhhhhh….ich meine natürlich der „persönlichkeitsfördernden Ausbildung eines Stiles der ästhetisch-persönlichen Repräsentanz im Dialog mit Mitschüler*Schlucklaut*Innen.“. 🙂

Teacher Andi
7 Monate zuvor

Gewisse Arten, sich zu kleiden, entlarven aber auch einen gewissen Mangel an Respekt, und daran gilt es zu arbeiten. Tarnhosen und Springerstiefel führen zu berechtigter Kritik, aber wenn der halbe Hintern rausschaut oder eine schlabbrige, abgespeckte Jogginghose vor einem die Treppe hochgeht, wenn bein Sitzen und Stehen nackte Speckwülste hervorquellen, das soll dann wohl geduldet werden? Auch Lehrer haben Menschenrechte, und das beinhaltet ein respektvolles Gegenüber in einem öffentlichen Gebäude. Schüler befinden sich hier weder im Freibad noch in der Disco.

447
7 Monate zuvor
Antwortet  Teacher Andi

Sie befinden sich jedoch an einem Ort, der sich selbst freiwillig den kindischsten und irrationalsten Maßstäben von Kindern/Jugendlichen und deren Eltern zu Füßen gelegt hat: Emotion, soziale Modewellen und Zeitgeist.

Also ziehen sie sich halt auch so an. Warum auch nicht?