Arbeitsplatz Kita – zu belastend? Ein Drittel der Einsteiger*innen ist nach einem Jahr schon wieder weg

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STUTTGART. Obwohl die Zahl der Erzieherinnen und Erzieher gestiegen ist, könnte sich der Personalengpass in Kindertagesstätten verschärfen. Nur zwei Drittel der Beschäftigten arbeitet nach fünf Jahren noch in einem Beruf der Kindererziehung, wie aus einem Bericht des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung Baden-Württemberg (IAB) über die Situation im Bundesland hervorgeht. Das wirft die Frage nach den Arbeitsbedingungen auf.

Die Aussteiger*innenquote unter den Kita-Beschäftigten ist hoch (Symbolfoto). Foto: Shutterstock

Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in den Berufen der Kinderbetreuung ist in den letzten Jahren deutschlandweit mit rund 50 Prozent überdurchschnittlich gestiegen, so stellen die Studienautorinnen und -autoren fest – in Baden-Württemberg sogar 57 Prozent.

95 Prozent dieser Kita-Beschäftigten sind Frauen. Bei Männern ist der Effekt des Arbeitsplatzwechsels besonders deutlich: Nach fünf Jahren arbeitet nur noch jeder dritte in dem Beruf, bei Frauen ist es noch etwas über die Hälfte. Die Bezahlung der Erzieher hat sich nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit verbessert, liegt allerdings mit 3575 Euro monatlich noch etwa 240 Euro unter dem Durchschnittsgehalt aller Berufe im Land.

Der Arbeitsplatz Kita wird laut Bericht überproportional häufig bereits im ersten Jahr der Beschäftigung gekündigt – nur rund zwei Drittel der Einsteiger überstehen die ersten zwölf Monate. Nach zehn Jahren sind dann gerade mal 30 Prozent im Job verblieben. Zum Vergleich: In den – ebenfalls stark belasteten – Gesundheitsberufen ergibt sich in den ersten zwölf Monaten eine etwas höhere durchschnittliche Verweildauer (70 Prozent sind noch im Beruf tätig), nach 10 Jahren hingegen eine etwas geringere Beschäftigungsstabilität (25 Prozent verweilen weiterhin im ursprünglichen Beschäftigungsverhältnis).

Ein Grund für den Ausstieg: eigene Kinder. „Die Frage nach der Vereinbarkeit von Familie und Beruf stellt sich also für die Erzieher*innen genauso wie für andere Beschäftigte“, so heißt es in der Studie.

„Möglicherweise wird Teilzeitzeitbeschäftigung bewusst gewählt, weil Vollzeitarbeit als zu stressig empfunden wird”

Weitere Einflussfaktoren sind das Alter der Berufseinsteiger*innen (ältere bleiben länger, weil vermutlich weniger Alternativen bestehen), die berufliche Qualifikation (je qualifizierter, desto länger der Verbleib) sowie die Arbeitszeit – Teilzeitkräfte halten den Job in der Kita offensichtlich länger durch. „Möglicherweise wird Teilzeitzeitbeschäftigung bewusst gewählt, weil sich Vollzeitbeschäftigung nicht realisieren lässt oder Vollzeitarbeit unter Berücksichtigung der Arbeitsbedingungen (u. a. Betreuungsschlüssel, geringe Wertschätzung von Kollegen/Vorgesetzten, keine Arbeitszeitautonomie) als zu stressig empfunden wird.“

Die Arbeitszufriedenheit hänge in den meisten Fällen mit dem Erwerbsumfang zusammen: „Lediglich 16 Prozent der Erzieher*innen möchten demnach ihre Arbeitszeit gerne erhöhen (der geringste Wert unter den in der Studie genannten Berufsgruppen), während 32 Prozent die Arbeitszeit eher verkürzen wollen“, so heißt es.

Eine verkürzte Ausbildung zur sozialpädagogischen Assistent*in soll mehr Menschen im Land in einen Beruf in der Kinderbetreuung locken. Laut Arbeitsagentur haben etwa 600 Personen den sogenannten Direkteinstieg Kita mit einer erhöhten Ausbildungsvergütung von mehr als 2000 Euro im September begonnen. Deren Verbleibchancen sind der Studie zufolge aber relativ geringer: Die Berufserfahrung in anderen Berufen (also nicht als Erzieher*in) führt zu kürzeren Beschäftigungsdauern – offensichtlich sind die Erwartungen an einen Arbeitsplatz dann häufig andere, als sie ein Job in einer Kita bietet.

„Für das Ziel, Fachkräfteengpässe in den Erziehungsberufen durch berufliche Mobilität aus anderen Bereichen zu mildern, bedeutet dies möglicherweise, dass die Beschäftigungsstabilität der aus anderen Bereichen gewonnenen Fachkräfte geringer ausfällt als die der Fachkräfte, die keine Erfahrung in anderen Berufsfeldern oder kurze Erfahrung als Erzieher*in gesammelt haben. Das spricht dafür, neben der Gewinnung von Fachkräften aus anderen Bereichen gezielt auch weiterhin auf die Ausbildung junger Menschen zu setzen bzw. dafür zu sorgen, dass Personen mit einer gewissen Berufserfahrung als Erzieher*in zurückkehren“, so schlussfolgern die Studienautorinnen und -autoren.

Dass sich das Problem verschärft, ist absehbar: Der Betreuungsbedarf nimmt weiter zu – gleichzeitig gehen zahlreiche Erzieherinnen und Erzieher in Rente. News4teachers / mit Material der dpa

Hier geht es zum vollständigen IAB-Bericht.

Kita-Fachkräftemangel – „Es muss offen darüber gesprochen werden, was die Einrichtungen überhaupt noch leisten können“

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42 Kommentare
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Thomas
1 Jahr zuvor

woanders gibt es homeoffice und 4 Tage Woche bei vollem Lohnausgleich.

Noch Fragen?

Alisia
1 Jahr zuvor
Antwortet  Thomas

Jaja, das Gras auf der anderen Seite ist immer grüner…

WO ist dieses woanders denn bitte (bzw. wie häufig kommt das tatsächlich vor)?

Wer sich entscheidet in einem sozialen Beruf zu arbeiten, dem muss eben klar sein, dass von zu Hause aus zu arbeiten da keine Option ist.

In “Homeoffice”-Berufe werden auch die wenigsten Ex-Erzieher gewechselt haben. Für Berufe bei denen das möglich ist haben diese in aller Regel nicht die richtigen Qualifikationen.

Nichtsdestotrotz sind die üArbeitsbedingungen der Erzieher/Erzieherinnen bedenklich. Das liegt aber daran, dass es einfach viel zu wenige gibt und nicht daran, dass man es ihnen zumutet auch tatsächlich Zeit mit den Kindern zu verbringen.

Sind Sie Erzieher/Lehrer? Wenn ja bin ich froh, dass Sie nicht meiner waren…

Fakten sind Hate
1 Jahr zuvor
Antwortet  Thomas

Ja, wo denn? Im örtlichen Getränkemarkt? Vielleicht im Kino an der Kasse? Oder beim Finanzamt?

Sorry, dieses Homeoffice ist nur den wenigsten Jobs vorbehalten.

Realist
1 Jahr zuvor
Antwortet  Fakten sind Hate

Sorry, dieses Homeoffice ist nur den wenigsten Jobs vorbehalten.”

Darum geht es doch nicht.

Wenn viele (nicht alle) Jobs Homeoffice anbieten, dann muss man die Berufe mit Präsenzpflicht attraktiver machen, sonst kommt kein Nachwuchs bzw. nur noch die, die es woanders nicht schaffen. Handwerk und Gastronomie haben das z.T. schon erkannt, dort ist die 4-Tage-Woche oft Standard.

Warum soll ein Berufsanfänger (Gen Z) einen Job mit fünf Tagen Präsenzpflicht anstreben, wenn er alternativ mehrere Tage echtes, d.h. ganztägiges, Homeoffice oder eine 4-Tage-Woche haben kann? Präsenzpflicht hat Nachteile: Sie kostet mehr Zeit (pendeln zum Arbeitsplatz) und mehr Geld (Fahrtkosten, Verschleiß an “Business”-Kleidung, Verpflegung außer Haus (nicht jeder will sich 230 Tage im Jahr aus der Brotdose und der Thermoskanne ernähren)).

Wenn Präsenzpflicht besteht, müssen die Unternehmen einen Ausgleich bieten, und nicht andersherum, dass man seine Homeoffice-Tage sogar von der Steuer absetzen kann, also sogar noch weiter besser gestellt wird, also diejenigen mit Präsenzpflicht. Dass viele Unternehmen mittlerweile allen einige Präsenztage pro Woche vorschreiben, hat auch mit Unzufriedenheit im Unternehmen zu tun: Warum darf der eine ausschlafen und der andere muss Punkt 8 im Lager stehen?

Gen Z will Lebensqualität. Die wollen nicht vorgeschrieben bekommen, wann sie ihre Arbeit wo zu machen haben.

DerDip
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Folgende Anmerkungen dazu:

1. Nicht alle sind mit Home Office Glücklich. Ich kenne zwei Bekannte, die in den letzten Monaten gerade wegen zu viel Home Office den Job gewechselt hatten. (Es gibt auch Menschen, die den persönlichen Austausch mit andere Menschen zu schätzen wissen)

2. Präsenztage sind wichtig um ein Gemeinschaftsgefühl und Verbundenheit mit den Kollegen sowie dem Unternehmen zu schaffen. Hinzu kommt, dass Kreativität immer einen Austausche mit anderen erfordert, der in Präsenz besser funktioniert. Außerdem sind die Kommunikationswege in Präsenz kürzer, was zu einer höheren Effizienz führt.

3. Die Gen Z will in der Tat mehr Lebensqualität. Ich bin jedoch gespannt, ob sie diese mit einer solchen Lebenseinstellung auf Dauer erhält. Denn der Wohlstand einer Gesellschaft ist nicht selbstverständlich. Dieses Bewusstsein scheint bei einem Großteil der Bevölkerung nicht (mehr) vorhanden zu sein.

Angelika Mauel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Fakten sind Hate

Und es möchte auch gar nicht jeder im Homeoffice arbeiten.

DerDip
1 Jahr zuvor
Antwortet  Thomas

Das sind doch die absoluten Ausnahmen.

Aber mal zum eigentlichen Thema. Hier im Forum wird ja immer wieder mal darüber gesprochen, dass die Schüler nicht mehr so belastbar sind wie früher und keine Ausdauer haben.

Irgendwann werden aus den Schülern Arbeitskräfte. Und diese werden dann mit der realen Arbeitswelt konfrontiert….

Brigitte Womi Lehrerin
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerDip

Mein halber Bekanntenkreis ist im homeoffice und schläft morgens aus.
60: 40 vielleicht

Manche 5 Tage, manche 2 Tage, gerne montags und freitags

ausgesucht? Das kam doch erst richtig auf seit 2021 mit homeoffice.
Deswegen gehen sie im Handwerk und Hotel auf 4-Tage Woche über, weil es da halt schwerer ist ins homeoff. zu wechseln.

Ich weiß von ein paar Schulen, die auf die 4 Tage Woche gewechselt sind.

Mika
1 Jahr zuvor

Nennen Sie doch bitte die Namen und Orte der „paar Schulen“, die eine 4 Tagewoche für Lehrkräfte haben.

Ich_bin_neu_hier
1 Jahr zuvor

Ach ja, das ist ja jetzt wirklich eine ganz große ÜBERRASCHUNG… bzw. nicht.

Magi
1 Jahr zuvor

Ich mache gerade die Ausbildung.Ich bin im 2 Lehrjahr der PiA Ausbildung und habe mich mit 42 ganz bewusst für den Job entschieden da ich die Arbeit mit Kindern liebe.Leider ist die Ausbildung teilweise so schwer und Zeitintensiv das viele schon nach kurzer Zeit aufgegeben haben.
Vielleicht sollte man auch da was dran ändern,denn es gibt viele Dinge die gelehrt werden die man für diesen Beruf nicht benötigt.

Everybody's A...
1 Jahr zuvor
Antwortet  Magi

Genau, so ist es ja in der Schule auch. Was braucht es die Pädagogik, die Didaktik? Man stellt ein paar Stühlchen dazu und der Rest findet sich schon vor Ort. Man liebt ja die Arbeit mit Kindern.
Übrigens geht es um einen Beruf und nicht um einen “Job”.

Hannah
1 Jahr zuvor
Antwortet  Magi

Ich empfinde es so, dass die Ausbildung immer einfacher wird und immer mehr durchkommen aufgrund des Fachkräftemangels. Unsere Pia Praktikantin hat am Mittwoch ein Angebot vor einer Lehrkraft durchgeführt. Das Angebot hatte eklatante Fehler, sie hat dafür eine 2 bekommen. Ich hätte dafür, vor 20 Jahren, als ich meine Ausbildung absolviert habe eine 5 bekommen. So viel zu den Standards heutzutage.

Sandra
1 Jahr zuvor
Antwortet  Magi

Nenn mir mal was aus der Ausbildung, was du nicht brauchst. Meine Ausbildung liegt 20 Jahre zurück aber ich habe nichts gelernt, was ich nicht auch irgendwann brauchte. Besonders die PIA Ausbildung ist sehr praxisnah. Bitte las dich auf die Inhalte ein. Irgendwann wirst du das hoffentlich Gelernte brauchen

Angelika Mauel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Magi

Hallo Magi,

was Sie beklagen, haben auch andere Auszubildende zu beanstanden und mein Eindruck ist, dass Ältere, die bereits in einem anderen Beruf gearbeitet oder eigene Kinder haben manches völlig zu recht kritischer sehen als diejenigen, die gleich nach der Schule den Beruf erlernen.

Das Niveau der Ausbildung schwankt von Schule zu Schule erheblich, da ändern auch Lehrpläne nichts dran. Das war früher übrigens auch schon so. Müssen Sie viele verquaste Texte lesen? Wenn etwas nicht so klar und verständlich ausgedrückt wird, dass man es auch als Fachlektüre gern liest, dann lohnt es sich genau hinzuschauen. Manchmal geht es dann mehr um eine Ideologie als um Fakten und Erkenntnisse. – Alles Gute für Ihre Ausbildung!

Angelika

Realist
1 Jahr zuvor

Ein Drittel haut nach einem Jahr wieder ab. Und dabei werden schon die allerletzten Reserven aktiviert…

Angelika Mauel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Vermutlich hängt es auch zum Teil daran, dass die allerletzten Reserven mobilisiert werden. Von den studierten Spanieren und Fachkräften den mittlerweile bald weltweit angeworbenen Fachkräften bleiben auch nicht allzu viele lange in deutschen Kitas tätig. Aber für den “Personalschlüssel” werden Fachkräfte gebraucht.

Realist
1 Jahr zuvor

“dass die Beschäftigungsstabilität der aus anderen Bereichen gewonnenen Fachkräfte geringer ausfällt als die der Fachkräfte, die keine Erfahrung in anderen Berufsfeldern oder kurze Erfahrung als Erzieher*in gesammelt haben.”

Oder einfacher ausgedrückt: Wer bereits andere Berufsfelder kennt, meidet die Arbeitsbedingungen in der Kita wie die Pest…

Lara Berlage
2 Monate zuvor
Antwortet  Realist

Das stimmt nicht. Ich bin staatl. Anerkannte Erzieherin und habe zudem Linguistik studiert. U.a. habe ich im Projektmanagement, aber auch im Verlag und immer wieder als Erzieherin gearbeitet. Ich habe mich bewusst dafür entschieden wieder “nur” als Erzieherin tätig zu sein, weil ich meinen Beruf liebe und mir die Arbeit mit Kindern und das “Nicht-Homeoffice” prinzipiell gut tun.
Ich MÖCHTE kein Homeoffice.
Allerdings studiere ich neben meinem 33h/Woche Job noch und habe häufig 20 Kitakinder alleine, weil meine Kolleginnen (Quereinsteiger) dauernd ausfallen.
Die Arbeitsbedingungen sind schlecht. In meiner Kita arbeiten alle am Limit, die Erkältungssaison fängt erst an und wir haben seit Wochen einen Krankenstand von fast 50%.
Ich selbst habe seit trotz 2 Wochen “auskurieren” seit einem Monat erhöhte Temperatur und komme nur mit Paracetamol aus dem Bett, weil ich so viel Arbeit auffangen muss, dass mein Körper sich nicht erholen kann.
Aber wenn ich wieder tagelang ausfalle, ist meine Gruppe ZU und 20 berufstätige Eltern stehen dann da…
Fazit: Ich hadere sehr mit den Konsequenzen für meine Gesundheit und wie sehr ich zu Lasten der Eltern und Kinder an mich selbst denken soll. Aber insgesamt liebe ich meinen Beruf trotz allem. Und ich hätte die Möglichkeiten anderswo zu arbeiten.

Ceterumcenseo
1 Jahr zuvor

Das grenzt schon an Kindeswohlgefährdung!

TaMu
1 Jahr zuvor

Je mehr Kinder ohne Mitbestimmung in Kindertagesstätten gegeben werden, umso weniger Erzieherinnen und Erzieher wollen dort freiwillig arbeiten.
Es werden also immer mehr unfreiwillige Kinder von freiwilligem Personal betreut. Hört sich nicht nach Kindswohl an.

TaMu
1 Jahr zuvor
Antwortet  TaMu

… von immer weniger freiwilligem Personal… sollte das heißen, sorry

Pauker_In
1 Jahr zuvor
Antwortet  TaMu

Wieso, nach Aussage meiner Schüler ist das in meinen Klassen Standard!

Thorsten
1 Jahr zuvor

Personalmangel, hoher Krankenstand, Überlastung des verbleibenden Personals, Einschränkung der Öffnungszeiten, Notbetreuung und Gruppenschließungen. Gleichzeitig keine Konzepte der Träger und des Gesetzgebers um entgegenzuwirken, wie z.B. höherer Personalüberhang, Springerpools, verpflichtendes soziales Jahr für junge Menschen, engagierte Elternteile die kurzfristig aushelfen dürfen. Aber warum Geld ausgeben… Einen Anspruch auf Rückzahlung oder Entschädigung für selbstorganisierte Betreuung gibt es für die Eltern ohnehin nicht. Betreuungsverträge sind in der Regel so gestaltet, dass sie einseitig vom Träger innerhalb von drei Monaten gekündigt werden können, wenn die Eltern zu unbequem werden. Das vollmundig versprochene Angebot von individueller Förderung, ganzheitlicher Erziehung und spannenden Ausflügen ist häufig ein konzeptionell gebautes Märchenschloss, das durch die zu geringe Unterstützung der Träger in sich zusammenfällt; zu Lasten der Schwächsten in der Gesellschaft, der Kinder. Die tatsächlich leistbare Arbeit grenzt in manchen Einrichtungen an Aufsichtsplichtverletzung. Alles steht und fällt mit dem Engagement der Erziehenden, die für gute Arbeit weder angemessen entlohnt noch wertgeschätzt werden.

Saskia
1 Jahr zuvor
Antwortet  Thorsten

Sowohl geringe Entlohnung als auch Wertschätzung spielen bestimmt eine erhebliche Rolle. Mir würde aber vermutlich der viele Stress mit den vielen “Prinzen” und “Prinzesschen” und deren Eltern am meisten an die Nieren gehen.
Gerade engagierte Erzieherinnen und Erzieher, die noch erziehen und nicht nur den Weg des geringsten Widerstandes gehen wollen, müssen doch frustiert sein von der Kluft zwischen schönerTheorie und erlebter Wirklichkeit.

Ceterumcenseo
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Danke Dil, darauf bezog sich mein Kommentar!

Lisa
1 Jahr zuvor

Was ich jetzt gehört habe: Du darfst dabei nicht anfällig sein. Mit kleinen Kindern ist Maskenpflicht und Abstandsregelung natürlich nicht zu machen. Und die Eltern bringen regelmäßig auch fiebrige und richtig kranke Kinder, weil sie auch zur Arbeit müssen und keine Betreuungsalternstive haben. Meine Bekannten aus der Nachbarskita der Schule hatten alle bereits zwei bis dreimal Corona, wenn es nicht Corona ist, ist es Grippe, wenn es nicht Grippe ist, dann Noro. Da sind die Sachen, die es schon immer gab, noch nicht eingerechnet Kinderkrankheiten und Läuse. Das nächste sind vermutlich Wanzen. Wer das physisch nicht packt, geht. Es fällt auch niemandem der Widerspruch auf, dass es trotz aller Inklusion, in Kitas und Schulen keine inklusiven Arbeitsplätze gibt. Warum wohl nicht?

Minna
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lisa

Auf Dauer sind auch die weniger anfälligen weg: Reinfektionen mit Covid gehen mit einem höheren Risiko an Folgeerkrankungen einher (nicht nur klassisches Long Covid, auch Organschäden und Autoimmunerkrankungen). Zusätzlich ist das Immunsystem direkt nach einer Infektion besonders angeschlagen: wenn dann gleich die nächste schwerwiegende Infektion irgendeiner Art folgt, sind lange Fehlzeiten unausweichlich. Das passiert im Homeoffice ohne eigene Kinder halt seltener. Daher wird die Schere gesundheitlich immer stärker auseinander gehen. Die Arbeit halbherzig machen (und damit die Schonzeit nach einer Infektion verlängern) geht in einer Kita auch viel schlechter …
Waldkitas und kleinere Gruppen müssen halt her, sowie Luftfilter, Tests und Nulltoleranz bei kranken Kindern.
Wird aber nicht passieren weil alle zu apathisch sind um Dinge zu verändern.

Angelika Mauel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Minna

Danke für die klaren Worte. Sie haben bestimmt nichts dagegen, wenn ich einiges als Zitat in einem Artikel verwende. (Unter meinem Namen schreibe ich zum Beispiel für die Fachwebseite erzieherin.de)

“Die Arbeit halbherzig machen (und damit die Schonzeit nach einer Infektion verlängern) geht in einer Kita auch viel schlechter …
Waldkitas und kleinere Gruppen müssen halt her, sowie Luftfilter, Tests und Nulltoleranz bei kranken Kindern.
Wird aber nicht passieren weil alle zu apathisch sind um Dinge zu verändern.”

Ich hoffe dennoch, dass sich bald einiges ändert.

Minna
1 Jahr zuvor
Antwortet  Angelika Mauel

Sehr gerne, ich hoffe sehr auf ein baldiges Umdenken.
In Schweden wurde bereits vor der Pandemie in Studien gezeigt, dass verbesserte Handhygiene in Kitas einen großen Unterschied macht. Bei Luftfiltern gibt es mittlerweile einige Studien (international) zur hohen Wirksamkeit in Schulen.

Schnauzevoll
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lisa

Das ist es tatsächlich, was mich von Jahr zu Jahr mehr frustet – die kranken Kinder. Nach Corona ist es inzwischen sogar schlimmer als vorher, dass keine Rücksicht genommen wird. Hauptsache man schafft es noch einen Tag mehr, das Kind krank in der Kita zu parken bevor wer es dann heimschickt….
Ich habe einfach keine Lust mehr Ferien und Wochenenden nur noch zum Auskurieren der von den Kindern angeschleppten Krankheiten zu nutzen während Menschen in anderen Berufen das nicht (oder weniger) müssen!

Fakten sind Hate
1 Jahr zuvor

Die Abbruchquote ist in vielen Ausbildungsberufen mittlerweile enorm gestiegen. Der Vorteil in der heutigen Zeit ist, dass die Azubis bei Nichtsgefallen nahzu problemlos den Job wechseln können.

Ich_bin_neu_hier
1 Jahr zuvor
Antwortet  Fakten sind Hate

Der Nachteil ist allerdings, dass die im Beruf verbliebenen Fachkräfte zusätzlich die (teils informelle) Anleitung/Ausbildung einer Menge Azubis, Quereinsteiger, Seiteneinsteiger usw. stemmen müssen, von denen eine nicht sonderlich hohe Anzahl am Ende tatsächlich dem Beruf zur Verfügung steht.
Die anderen, ‘Fehlausgebildeten’, die den Beruf sehr schnell wieder verlassen, binden durch ihre Ausbildung lediglich knappe personelle Ressourcen, die dann nicht für die eigentlichen berufsspezifischen Tätigkeiten zur Verfügung stehen, und verschärfen somit die Belastung des Stammpersonals und auch den Fachkräftemangel.

Angelika Mauel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Fakten sind Hate

Beim Erzieherberuf sollte das auch so sein. Wer merkt, dass er die Arbeit allmählich körperlich oder psychisch nicht verkraftet, sollte ein Recht auf Umschulung schon haben, bevor die Gesundheit ruiniert ist.

Als externe Springerin habe ich beispielsweise immer darauf geachtet, ob Kolleginnen auf einem Ohr schwerhörig sind. Es gibt sooo viele, deren Gehör schon in jungen Jahren gelitten hat und die deshalb nicht alles mitkriegen können. Manche sagen auch von sich aus sofort, ob sie von rechts oder links angesprochen werden möchten. (Von anderen gesundheitlichen Einschränkungen, die riskant im Hinblick auf die Aufsichtspflicht sind, fange ich jetzt gar nicht erst an.)

Auch Erzieherinnen, die ihren Beruf so sehr lieben, dass sie ihn nicht aufgeben wollen, können irgendwann ungeeignet für die Arbeit in Kitas sein. Aber sie werden natürlich voll auf den Personalschlüssel angerechnet…

BeWa
1 Jahr zuvor
Antwortet  Angelika Mauel

Das mit der Schwerhörigkeit habe ich noch nie verstanden …?

Wenn es so laut ist, dass das Personal krank wird (= schwerhörig), dann ist das für die Kurzen doch erst recht nicht gut. Und deren Wohlbefinden liegt doch in unserer Verantwortung.

Bei uns lassen wir es erst gar nicht “pathologisch” laut werden. Wer rumrennt und kreischt kann das draußen tun. Und selbst da dämpfen wir ab, weil es ja auch so etwas wie Nachbarn gibt.
Rücksicht können die Kinder doch wohl auch mal lernen, oder?

Wenn es kribbelig unruhig ist, wird aufgeräumt und alle kommen an die Tische: die Lütten bekommen Duplo, die Mittleren “Magneto” und die Großen ein 200er Puzzle. Oder anderes.

Oder wir machen gemeinsam Bewegungsspiele.

Oder die Großen werden abgezogen und fahren mit den Kita-Fahrzeugen in den Wald, da können die dann in der Schlucht “Bergretter” spielen und sich so auspowern, dass sie zurück im Kiga nur noch sehr, sehr leise “Vorlesen” wünschen.

oder
oder
oder

Das gehört doch wohl zu unserem Job, da mal schnell was aus dem Ärmel zu schütteln!?

Es ist mir wirklich, wirklich ein Rätsel, wie Erwachsene mit Ausbildung (!) es nicht schaffen, mal Ruhe in den Karton zu kriegen …!?

TschinavonMauzen
1 Jahr zuvor
Antwortet  BeWa

Da gebe ich grundsätzlich Recht. Bei mir wird dann auch mal was angeboten um Ruhe reinzubringen. Trotzdem kann man einen gewissen Lärmpegel nicht vermeiden. In großen hallende Räume oder umgekehrt kleinen Räume wird es schneller laut. Von den Krippenkinder, die sich gerne mal aus verschiedenen Gründen die Seele aus dem Laib brüllen und weinen gar nicht zu reden. Die bekommt man manchmal trotz Duplo nicht beruhigt.

BeWa
1 Jahr zuvor
Antwortet  TschinavonMauzen

Wir haben recht niedrige Odenwalddecken, Korkfußböden und schallschluckende Vorhänge. Dass wir die Decken immer themenbezogen dichtgebastelt haben, bringt auch noch etwas – für mich mit 1,79 allerdings etwas nervig. 😉
Unsere Kinder sind nie jünger als 12 Monate und die mögen kurz mal weinen bis wir wissen, ob es Durst, Hunger, Nähebedürfnis oder eine volle Windel ist, aber Brüllen gibt es selten und dann nicht länger als 2 bis 3 Minuten im Raum. Zur Not geht es ab in die Karre und raus.
Die Einjährigen sind aber auch schon als Säuglinge regelmäßig mit ihren Eltern bei uns gewesen – d.h. sie wurden kostenfrei vor ihrem ersten Vertragstag über Monate niedrigschwellig eingewöhnt und sind dann idR sicher gebunden.
Körpernähe suchen die Kleinen eigentlich nur, wenn sie sich weh getan haben oder müde sind. Und dann bleibt eben alles andere stehen und liegen.
Aber jede Fachkraft kann auch unsere altersgemischten Gruppen alleine beaufsichtigen/anleiten/beschäftigen, wenn die andere Kraft gerade mit Kuscheln oder in-den-Schlaf-singen zu tun hat.
Wir beschäftigen uns übrigens so gut wie nie mit Einzelförderung. In allen Bildungsbereichen sind Didaktik/Methodik auf die (altersgemischte) Gesamtgruppe oder auf die altershomogenen Teilgruppen abgestimmt.
D.h. jede Tätigkeit hat auch immer einen sozialen Aspekt – selbst Übungen zur z.B. Hand-Auge-Koordination.
Das bezieht die Kinder sehr aufeinander
… und ist in der pädagogischen Ansprache ausgesprochen (zeit-)effektiv.
Außerdem müssen die Kinder oft warten bis sie dran sind … und sich dabei auch noch ruhig verhalten!
Und …
die haben null Probleme damit.
Und wir keine mit ihnen.
Nachteil:
Die Kinder dürfen nur im Freispiel “machen, was sie wollen” – und selbst da fordern wir nachdrücklich Rücksicht und respektvollen Umgang miteinander ein.
Manchen ist das zu streng/zu altmodisch/zu “anpasserisch”.
Tja, nun …
“Freie Kitawahl!” sage ich dann gerne.

Und weil ich kein edler Mensch bin, freue ich mich diebisch, wenn solche Eltern mit ihrer Brut in Kitas landen, wo das Personal ständig (stress-)krank ist und kaum je Ausflüge stattfinden, “weil man das mit deren Kindern ja nicht machen kann.”
Surprise!

Noah
1 Jahr zuvor

Die gegenderten Sprachformen nerven und irritieren.

Mika
1 Jahr zuvor
Antwortet  Noah

Mich nicht.

BeWa
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mika

Mich auch nicht.
Ich finde aber das “ß” eklig.

unverzagte
1 Jahr zuvor
Antwortet  Noah

Meist nerven unakzeptierte Eigenanteile am Gegenüber…
Irritation einfach mal als hirnanregende Herausforderung wahrnehmen !?