Kita-Fachkräftemangel – „Es muss offen darüber gesprochen werden, was die Einrichtungen überhaupt noch leisten können“

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HANNOVER. Nicht erst seit den desaströsen Ergebnissen der Iglu-Studie wird nach einer besseren Frühförderung gerufen. Nur: Wer soll die leisten? Realität ist nämlich: Immer öfter müssen Kindertageseinrichtungen ihr Angebot einschränken und Gruppen schließen – tageweise oder sogar auf Dauer. Es gibt kaum Fachpersonal auf dem Arbeitsmarkt. Bei einer Konferenz lädt das Land Niedersachsen zur Lösungssuche ein.

Die Personalsituation in den Kitas ist häufig alles andere als optimal (Symbolbild). Foto: Shutterstock

Die Personalsituation in den Kindertageseinrichtungen ist dramatisch – auch in Niedersachsen. Eine Fachkonferenz in Hannover hat sich am Donnerstag damit beschäftigt. Vertreter von Kita-Trägern, Kommunen, Verbänden, Gewerkschaften und Elternverbänden diskutierten Lösungen, wie der Personalmangel in Kitas behoben werden könnte. Ergebnisse sollten aber zunächst nicht veröffentlicht, sondern intern geprüft werden, hieß es vom einladenden Kultusministerium.

Es gebe einen frappierenden Fachkräftemangel, der das Land in den nächsten Jahren begleiten werde, sagte Kultusministerin Julia Hamburg (Grüne). In den vergangenen Jahren habe sich in Niedersachsen eine sehr gute frühkindliche Bildung entwickelt, sagte Hamburg: «Jetzt gerät das System aber aufgrund von Fachkräftemangel zunehmend unter Druck und wir stehen vor ganz neuen und auch großen Herausforderungen.»

Dass es für Kitas zu wenig Fachpersonal gibt, belastet die Einrichtungen schon seit Jahren. Nach Angaben des Niedersächsischen Städtetags ist inzwischen fast jede Kommune in Niedersachsen betroffen. Bereits jetzt müssen Gruppen zeitweise oder dauerhaft schließen, sagt Thore Wintermann, Geschäftsführer der AWO Niedersachsen Landesarbeitsgemeinschaft. Die Lücke zwischen den Bedarfen von Kindern und Familien und dem Betreuungsangebot werde zusehends größer und gefährde dadurch gleiche Bildungschancen für alle Kinder. Gleichzeitig stiegen die Belastungen beim eingesetzten Personal, und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sei für Eltern kaum noch zu leisten.

«Die Suche nach Kita-Fachkräften ähnelt zurzeit dem Fischen in einem leeren Teich»

Karsten Herrmann vom Niedersächsischen Institut für frühkindliche Bildung und Entwicklung in Osnabrück verwies auf Studien, etwa vom Paritätischen Gesamtverband oder vom Deutschen Kitaleitungskongress (DKLK). Sie zeigten, wie schwer es geworden sei, Fachkräfte zu finden. Demzufolge gibt es kaum noch Bewerbungen auf offene Stellen. Einer Befragung der Diakonie in Niedersachsen zufolge haben 75 Prozent der befragten Kitas unbesetzte Stellen. Das habe bei mehr als der Hälfte der Einrichtungen zur tageweisen Schließung von Gruppen oder Verkürzung der Randzeiten geführt. Laut Nationalem Bildungsbericht fehlen vor allem in Westdeutschland aktuell und in den allernächsten Jahren voraussichtlich bis 2025 zwischen 20.400 und 72.500 Personen.

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«Die Suche nach Kita-Fachkräften ähnelt zurzeit dem Fischen in einem leeren Teich», sagte Herrmann. Ein Großteil der Einrichtungen werde über einen längeren Zeitraum mit der Personalnot umgehen müssen. Das hat nicht nur Folgen für die betreuten Kinder; auch Fachkräfte fühlen sich laut einer Studie belastet. Viele überlegen sich, den Beruf zu wechseln. Ein be- oder überlastetes Arbeitsfeld wirke wiederum wenig attraktiv auf Neu- oder Quereinsteiger, stellte Herrmann fest.

Es müsse offen darüber gesprochen werden, was Kitas angesichts des Personalmangels noch leisten können und was unabdingbar sei. Notwendig sei zum Beispiel eine Entlastung des Fachpersonals von Verwaltungsarbeit oder von hauswirtschaftlichen Tätigkeiten.

«Wir brauchen die Fachkräfte schnell im System, aber wir brauchen auch die Qualität, um frühkindliche Bildung umzusetzen»

So wird derzeit diskutiert, ob nicht auch Quereinsteiger in den Kindertageseinrichtungen arbeiten könnten, sagt Herrmann – diese müssten allerdings auch qualifiziert werden, was wiederum Kapazitäten der Fachkräfte bindet. «Wir brauchen die Fachkräfte schnell im System, aber wir brauchen auch die Qualität, um frühkindliche Bildung umzusetzen», sagte Hamburg dazu. Die Arbeitsplätze müssten auch attraktiv sein, um die Menschen im Beruf zu halten. Niedersachsen biete bereits viele Wege in den Beruf und auch Möglichkeiten, die Ausbildung zu verkürzen. Das wisse aber kaum jemand. Dies bekannter zu machen, berge ein großes Potenzial, um Lücken konsequent zu schließen.

Die CDU-Fraktion im Landtag forderte, als Übergangslösung in Randzeiten bis 2027 auch Assistenzkräfte zuzulassen. Über Ausnahmeregelungen sollten die Träger dabei selbst entscheiden können. Außerdem sollten auch Azubis ins System eingebunden werden, deren Tätigkeit vom ersten Tag an zu vergüten sei.

Ministerin Hamburg verwies darauf, dass Niedersachsen in den vergangenen Jahren seine Ausbildungskapazitäten gesteigert habe: «Wir haben derzeit knapp 18.000 Menschen in der Ausbildung, und trotzdem muss man festhalten, dass wir auf einen großen Mangel, auf eine große Lücke zulaufen.» News4teachers / mit Material der dpa

Sind immer mehr Kräfte überfordert? Aufsichtsbehörden bekommen deutlich mehr Meldungen über Gewalt in Kitas

 

 

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TaMu
10 Monate zuvor

Frühkindliche Bildung ist in für das Kind zuträglicher Form in bis zu fünf Stunden an drei bis vier Tagen in der Woche völlig ausreichend und damit auch mit der vorhandenen Infrastruktur zu schaffen. Für Schulanfänger in der Kita ist zusätzlich die Vorschule wichtig.
Alles andere ist Überlastung des sozialen Systems für Wirtschaftsthemen. Für Betreuung über die frühkindlich notwendige Förderung hinaus sollten deshalb Wirtschafts- oder Finanzministerium zuständig sein.
Auch sollten alle Kinder einen Platz bekommen, nicht vorrangig diejenigen mit Eltern, die nicht selbst betreuen können. Es darf auch nicht sein, dass das System sich mehr und mehr auf schlechtere Qualität zugunsten von immer längeren Betreuungszeiten mit immer weniger Personal einrichtet. Die qualitativ hochwertige Kernzeit mit echter Förderung sollte jedem Kind zur Verfügung stehen.

Hans Maiaer
10 Monate zuvor
Antwortet  TaMu

Ahja, 5 Stunden an 4 Tagen. Wer betreut dann in meiner anderen Arbeitszeit meine Kinder?

Marion
10 Monate zuvor
Antwortet  Hans Maiaer

Jo, gute Frage. Es geht aber in der Diskussion um frühkindliche Betreuungsangebote doch angeblich immer um Bildungsgerechtigkeit, darum daß Kinder individuell gefördert werden, um Kinderrechte und so.
Es ist doch immer die Rede davon, daß Kinder durch den frühen Besuch einer Krippe, am besten ganztags, soooo viel lernen, also sozial und überhaupt….
Ihre Frage zeigt aber sehr anschaulich, das das alles scheinheiliges Gewäsch ist.
Kinder brauchen Betreuungsplätze, weil Eltern arbeiten sollen, wollen oder müssen. NUR DARUM GEHT ES.
Es wäre ehrlicher, daß auch mal laut zu sagen:
„Leute, die Kinder müssen in die Kita, und diese sollten möglichst lange Öffnungszeiten haben.
Nicht weil das den Kindern so wahnsinnig gut tut, sondern weil sonst unser Wohlstand in Gefahr ist. Die Welt der Erwachsenen funktioniert nicht mehr, wenn Kindererziehung nicht konsequent outgesourct wird.“
Verabschiedet euch aber bitte von der Vorstellung, daß euere Kinder dadurch optimal erzogen, betreut und gefördert werden.
Verabschiedet euch von der Vorstellung, daß jede individuelle Eigenheit eures Kindes immer und zu jeder Zeit berücksichtigt wird. Verabschiedet euch von der Vorstellung, daß es in der Kita immer zugeht wie im watteweichen Wolkenhaus und jedes Zipperlein sofort gesehen und darauf eingegangen wird.
Und nein, die Erzieherin hat leider keine Ahnung, wo der linke Hausschuh von Sophia-Marie gerade steckt und sie weiß auch nicht, wo Lennis Starwars- Legomännchen abgeblieben ist, das er heute heimlich von zu Hause mitgenommen hat, obwohl es aus Papis Sammlung stammt und 50 Euro gekostet hat.
Die Erzieherin kann jetzt auch nicht noch schnell den Hannes mit Sonnencreme einschmieren, weil Mutti es heute morgen nicht mehr geschafft hat: „Der Hannes hat heute sooo getrödelt…“(hilfloses Lächeln).
Ja, Lotta hat heute von Torben eins auf die Mütze gekriegt.
Dafür hat sie ihm aber vorher so lange unter die Nase gerieben, daß sein Bild total blöd ist, ohne daß er sie nach ihrer Meinung gefragt hätte, bis es ihm irgendwann halt mal gereicht hat. Und nein, die Erzieherin konnte das nicht verhindern, weil das ganze Zimmer schon nach Hendriks vollgekackter Windel gestunken hat, so daß sie zum Zeitpunkt des Vorfalls gerade im Nebenzimmer beim Wickeln war.
Glaubt denn ernsthaft irgend jemand, mit 25 Kindern in einer Gruppe und zwei Betreuerinnen, wo am Ende noch eine wegen Krankheit ausfällt, ist auch nur ansatzweise so etwas wie individuelle Förderung und bedürfnisorientierte Erziehung möglich?
Wacht endlich auf! Man kann nicht immer ALLES haben.
Entweder nimmt man materielle Einschränkungen in Kauf und hat mehr Zeit für seine Kinder.
Oder man verzichtet lieber nicht auf SUV, Urlaubsflüge, Swimmingpool und Riesentrampolin im eigenen Garten, dafür werden die Kinder dann halt in personell unterbesetzten Kitas nicht immer optimal bespaßt.
Der Personalmangel wird nämlich nicht von heute auf morgen einfach so verschwinden.
Wer aber immer mehr Leistung von immer weniger Arbeitskräften verlangt, muß sich nicht wundern, wenn die irgendwann schlapp machen.

Marion
10 Monate zuvor
Antwortet  Marion

Danke, sehr freundlich, aber Mitleid ist wirklich nicht nötig.
Es gibt halt, wie überall, gute und schlechte Tage. Was wirklich eine große Belastung darstellt ist der überaus hohe Krankenstand beim Kitapersonal und der ist nicht zuletzt dem Umstand geschuldet, daß Kindern heutzutage kaum noch Zeit zugestanden wird, Krankheiten auszukurieren. Vor allem die Herbst- und Wintersaison wird so alljährlich zur absoluten Herausforderung.
So ab Anfang November setzt der ewige Kreislauf von Ansteckung, Ausfall, Rückkehr, erneuter Ansteckung, Ausfall, Rückkehr…. ein.
Das geht irgendwann an die Substanz. Wenn ich mich recht erinnere waren von Anfang November 2022 bis etwa Ende März 2023 bei uns insgesamt an vier Tagen alle Kolleginnen anewesend. Ansonsten war immer einer oder mehrere krank.
Die Kinder sind aber trotzdem immer fast alle da. Da fehlt der ein oder andere mal zwei, drei Tage, dann kommen sie wieder mit Nasen aus denen noch immer der grüne Rotz rinnt und mit Husten.
Ich werd hier manchmal ein bißchen polemisch, ich weiß.
Ich weiß auch daß die allermeisten Eltern durchaus nur das Beste für ihre Kinder wollen.
Das sind alles irgendwie gesamtgesellschaftliche Probleme. Die heutige Elterngeneration ist selbst bereits völlig anders aufgewachsen als meine Generation. Sie stehen unter einem ganz anderen Druck als früher. Familienleben heute funktioniert völlig anders als noch vor 30, 40, 50 Jahren.
Mir fällt halt auf, daß die Menschen heute ganz andere, oft viel höhere Ansprüche an das Leben haben. Das liegt daran, daß sich die Lebensumstände der Menschen seit Ende des zweiten Weltkrieges von Jahrzehnt zu Jahrzehnt stetig verbessert haben, was ja grundsätzlich nichts Schlechtes ist, im Gegenteil. Mir scheint aber, daß wir völlig vergessen haben, daß das nicht bis in alle Ewigkeit so weitergehen kann.
Wir halten inzwischen einen Lebensstil für selbstverständlich, den frühere Generationen, wenn sie ihn sehen könnten, wahrscheinlich als dekadent bezeichnen würden.
Wir sind jetzt an einem Punkt, wo wir merken, daß wir an unsere Grenzen stoßen. Mehr geht nicht, wenn wir auf diesem schönen Planeten irgendwie weiter existieren wollen.
Corona habe ich da als einen ersten Schuß vor den Bug empfunden.
Aber manchmal habe ich den Eindruck, ein Großteil der Menschen hält sich einfach die Augen zu, stampft mit den Füßen auf und schreit: „Will aber!“
Wenn einerseits darauf bestanden wird, daß Kinder möglichst frühzeitig und möglichst lange in Kitas betreut werden, damit Eltern arbeiten gehen können, dann müssen diese Kitas mit ausreichend Personal, Platz und Material ausgestattet sein, um pädagogisch hochwertig arbeiten zu können.
Man muß Eltern aber auch die Möglichkeit geben kranke Kinder daheim zu betreuen bis sie wieder ganz gesund sind. Hier sind die Arbeitgeber gefragt.
In Zeiten von Fachkräftemangel stoßen die da aber auch an ihre Grenzen.
Wir haben uns verzettelt.
Der Arbeitsmarkt funktioniert nicht mehr richtig, wegen Fachkräftemangel, also ist es gewünscht, daß so viele Menschen wie möglich arbeiten gehen und es ist nicht erwünscht, daß Väter oder Mütter drei Jahre zu Hause mit der Erziehung ihrer Kinder „verplempern“.
Der Nachwuchs muß „wegorganisiert“ werden.
Aber auch die Krippen, Kindergärten und Schulen pfeiffen personell aus dem letzten Loch.
Wir wollen aber doch alle bestens gebildete und erzogene Kinder, die nach Beendigung der Grundschule ordentlich Lesen, Schreiben und Rechnen können, danach aufs Gymnasium gehen, Abitur machen, studieren und, wenn es geht, irgendwann den Nobelpreis kriegen.
Wir möchten auch gerne alle weiterhin mindestens einmal im Jahr in den Urlaub fliegen, wir wollen gut geheizte Wohnungen und E-Bikes und elektrische Zahnbürsten und Digitalisierung.
WIr wollen selbstverständlich auch den Klimawandel verhindern, aber bitte keine Windräder vor der Haustür und keine Stromtrassen durch den schönen heimischen Wald.
Und wenn der Habeck das Wort „Wärmepumpe“ in den Mund nimmt, kriegt das Volk hysterische Schreikrämpfe.
Ich schweife ab…
Vielleicht versteht trotzdem der ein oder andere, was ich eigentlich sagen will.

Gerd
7 Monate zuvor
Antwortet  Marion

Seien Sie doch bitte vorsichtig mit Vorurteilen!

Meine Kinder wurden ab einem Alter von 8 Monaten 8-9 Stunden pro Tag betreut. Dafür würde aber die Familienzeit umso intensiver genutzt.

Meine Kinder sind selbstständig und können mit wechselnden Situationen umgehen, sie werden als empathisch und einfühlsam wahrgenommen.

Hingegen mussten viele andere Kinder sogar noch von einer Klassenfahrt in der 5. Klasse wegen Heimweh abgeholt werden, nämlich die uberbehuteten Kinder, die ihre Zeit nur daheim im Schutze der Eltern verbringen.

Corinne
7 Monate zuvor
Antwortet  Gerd

Sie diagnostizieren Vorurteile?? Ich sehe nur den realistischen Blick einer Erzieherin durch jahrzehntelange Kitaerfahrung und kritischer Beobachtungsgabe für den Wandel unserer Gesellschaft. Von Vorurteilen, die in der Regel auf Unkenntnis und Ahnungslosigkeit beruhen, kann bei Marion also nicht die Rede sein.
Vielleicht ist ja Ihre Meinung über „viele“ Schulkinder, die auf Klassenfahrten Heimweh bekamen und deshalb abgeholt werden mussten, ein „Vorurteil“ Ihrerseits, mit dem Sie die äußerst frühe und zudem ganztägige Fremdbetreuung Ihrer Kinder vor sich selbst und anderen in ein werbeträchtiges Licht setzen.

Eltern sollten ihre eigene Position nicht durch die Abwertung anderer Eltern oder Erzieher rechtfertigen oder gar glorifizieren. Das führt in der Tat zu massiven Vorurteilen und einer unnötigen Kluft in der Elternschaft.
Hier würde ich sagen: „Vorsicht mit Vorurteilen!“

Treitz Annett
5 Monate zuvor
Antwortet  Marion

Dem ist nichts hinzuzufügen…Und zusätzlich ist in vielen Leitungseben noch nicht angekommen, was wirklich gute Teams ausmacht. Mobbing und ausspielen der Mitarbeiter untereinander sind nicht selten…

Sandra
10 Monate zuvor
Antwortet  Marion

Ich bin jetzt offiziell Ihr Fan. Selten konnte ich einem Post zu zustimmen. Danke dafür.

mama51
10 Monate zuvor
Antwortet  Sandra

Ja, ich auch! Bravo, volle Zustimmung!!!

Realist
10 Monate zuvor
Antwortet  Hans Maiaer

Ahja, 5 Stunden an 4 Tagen. Wer betreut dann in meiner anderen Arbeitszeit meine Kinder“

Tja, ein Dilemma. Das aber nicht auf dem Rücken der völlig überlasteten Erzieher und Erzieherinnen ausgetragen werden darf. Klar, die haben sich ihren Job freiwillig ausgesucht, aber wenn die Arbeitsbedinungen zu schlecht werden, hauen die einfach ab und suchen sich etwas anderes. Fachkräftemangel lässt grüßen.

Lösungen? Arbeitsbedingungen massivst verbessern! Ja, das kostet Geld. Also entweder Kita-Beiträge massiv rauf, oder („Aber ich zahl doch soviele Steuern!“) den politisch Verantwortlichen klar machen, dass diese bitte das Geld nicht für Wirtschaftssubventionen, Aufrüstung und Prestigeprojekte verschwenden. Man kann nicht seit 30 Jahren (= Beginn der „Neoliberalisierung“ in den 90ern) auf Kosten des öffentlichen Dienstes sparen und sich dann wundern, dass nichts mehr so funktioniert, wie es soll.

Against Fremdbetreuung
10 Monate zuvor
Antwortet  Hans Maiaer

Wenn Sie sich Kinder anschaffen, ist deren Betreuung vorrangig IHRE Verantwortung. Wenn Sie lieber arbeiten wollen oder müssen, müssen SIE sich das vorher überlegen.

Katharina
5 Monate zuvor

Tolle Idee! Und wer geht dann noch arbeiten, wenn alle wegen ihren Kindern zu Hause bleiben?

Freiya
5 Monate zuvor
Antwortet  Hans Maiaer

Sie haben diese Kinder gezeugt. Warum soll jemand anderes als Sie für ihr Wohlbefinden und gedeihliche Entwicklung zuständig sein? Sie beide, nicht nur Ihre Frau!

Ureinwohner Nordost
10 Monate zuvor
Antwortet  TaMu

Liebe Tagesmutter,

Sie rechnen sehr großzügig.
Kinder BRAUCHEN gar keinen Kindergarten.
Auch keine „Vorschule“.

Erwachsene „brauchen“ das, zur Kindsverwahrung.

Evolutionsbiologisch ist die Kindsverwahrung absolut unnötig.
Inklusive sogenannter „Medien-Kompetenz“.
Alles absoluter Schwachsinn.

Wir Menschen sollten uns wieder mehr als BIOpsychosoziale Einheiten sehen.
Mit dem Primat BIO.

Walter
10 Monate zuvor

Seit dem 01.08.2013 gilt der Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung (ab 1. Geburtstag).

Freiya
5 Monate zuvor
Antwortet  Walter

Ja und? Garantiert ein „Rechtsanspruch“ auch die Qualität?

Marion
10 Monate zuvor
Antwortet  TaMu

Die immer früher beginnende und über einen immer längeren Zeitraum hin ausgedehnte Betreuung von Kindern in Krippen und Kitas ist keine Lösung all unserer Probleme.
Aber sie ist die Wurzel so einigen Übels, über das hier so gerne geklagt wird. Davon bin ich inzwischen überzeugt.
Unter Dreijährige brauchen Eltern, die ausreichend Zeit und soziale sowie emotionale Kompetenz besitzen, um sie großzuziehen.
Alles andere ist Augenwischerei.
Kein Kind braucht zum glücklich sein eine Krippe.
Kein Kind braucht einen Ganztagsplatz im Kindergarten.
Für 3 bis 6jährige wäre der vier bis fünfstündiger Besuch eines Kindergartens völlig ausreichend.
Alles was darüber hinausgeht, befriedigt Erwachseneninteressen.
Die Interessen der Kinder werden hier nur vorgeschoben, weil Eltern arbeiten wollen, sollen oder müssen.
Ja, ich weiß. Nicht alle Kinder leben unter Umständen, die ihrer Entwicklung zuträglich sind. Diese Kinder und ihre Eltern brauchen selbstverständlich Hilfe und Unterstützung, keine Frage.
Aber hört endlich auf so zu tun, als wäre eine Kindheit ohne Vollzeitkitabesuch irgendwie „unnatürlich“.
Das Gegenteil ist der Fall.

Melissentee
10 Monate zuvor

Unsere Krippe war total toll. Hochengagiertes Personal. Da durften die Kleinen nackt im Matsch spielen, um sinnlich Erfahrungen zu machen. Wurden dann von den Fachkräften geduscht, gewickelt und wieder angezogen. Am Ende des Tages gab es eine tolle Dokumentation fürs Portfolio.

Sorry, aber das ist echt gaga angesichts der aktuellen Situation. Vielleicht ist weniger mehr?

Frau Schmidt
10 Monate zuvor

Liebe TaMu,

nein, auch die Bildungsministerien dürfen sich angesprochen fühlen. Wenn ein halbes Deputat, bei unerheblich weniger Arbeit als einem vollen Deputat, das halbe Gehalt zum Inhalt hat, verbunden mit dem Einsatz in der Schule an bis bis zu 5 Tagen die Woche, inklusive Nachmittagsunterricht und Freistunden, dann lohnt sich nur ein volles Deputat, zwecks einigermaßen ordentlichem Stundenplan, was lange Betreuungszeiten für die eigenen Kinder zur Folge hat. Und nein, das fühlt sich auch nicht gut an.

TaMu
10 Monate zuvor
Antwortet  Frau Schmidt

Das ist natürlich eine Folge, über die dringend und konstruktiv nachgedacht werden müsste. Mir ging es in meinem Beitrag um die Situation in Kitas und um Kinder bis zum Schuleintritt, aber auch da müsste über die Arbeitsplatzfrage nachgedacht werden. Ich könnte mir ein Kita- Konzept mit 7 Stunden Kernzeit maximal vorstellen. Die tägliche achte Stunde wäre für Aufräumen, administrative Aufgaben, Elterngespräche und zum Ausgleich von Aktivitäten wie Sommerfest am Wochenende verplant. Für Betreuung wegen Berufstätigkeit vor 8 Uhr und nach 15 Uhr wäre nicht mehr das Sozialministerium zuständig. Das fände ich kindgerecht und sozial.

PS: Ich bin sehr dankbar über den konstruktiven Austausch in diesem Forum. Auch wenn hier die Probleme nicht gelöst werden können, gibt es doch gemeinsames Suchen nach Antworten, die dann an den entsprechenden Stellen diskutiert werden können. Zum Schluss wird wenig dabei raus kommen, aber vielleicht ein bisschen mehr als nichts. Und für das verbleibende Nichts gibt es hier Verständnis, Trost und gemeinsamen Frustausdruck. Danke dafür!

Frau Schmidt
10 Monate zuvor
Antwortet  TaMu

Liebe TaMu,

ich schätze dieses Forum auch, auch wenn, wie die Redaktion letztens mitteilte, der Abonnentenkreis offensichtlich kein Ministerium, das sich angesprochen fühlen dürfte, beinhaltet.
Ich selbst bilde Erzieher und Erzieherinnen aus und tue dies sehr gerne, weil ich täglich sehe, mit welch geringem Anspruch manche SchülerInnen glauben, dieser Arbeit gerecht werden zu können. Und das ist wahrlich schauderhaft. Zum ohnehin mangelhaften Personalschlüssel kommen nun auch KollegInnen, die, obwohl ungeeignet, doch diese Arbeit am Kind wahrnehmen, weil es der Markt nicht mehr regelt. Einrichtungen nehmen, ob des Drucks, fast alle. Und DAS ist ein Problem.

Freiya
5 Monate zuvor
Antwortet  Frau Schmidt

(Oft wollen genau diejenigen meiner Schüler*innen „Erzieher*in werden, denen es selbst massiv an „Erziehung“ fehlt)

unverzagte
5 Monate zuvor
Antwortet  Freiya

Wundert Sie das ?

Tim Bullerbü
10 Monate zuvor
Antwortet  Frau Schmidt

Kommen Sie an meine Schule. Da bekommen Mütter nie die erste Stunde und grundsätzlich keinen Nachmittagsunterricht.
Die Freistunden haben die Vollzeitlekräfte ohne Familienzuschlag.
Ergibt sich logisch, wenn man immer 1. Und 9. Stunde hat.

Julia
10 Monate zuvor
Antwortet  Tim Bullerbü

Haben Sie keinen Personalrat? Ggf. den BPR oder den HPR einschalten, falls der ÖPR vor Ort diese Pläne mitträgt.

Last edited 10 Monate zuvor by Julia
Tim Bullerbü
9 Monate zuvor
Antwortet  Julia

Alles schon passiert. Familiäre Belange müssten besonders berücksichtigt werden.

Hans Maiaer
10 Monate zuvor

Danke an 16 Jahre Merkel. Scheint die Wählerschaft mit ihren aktuellen 32 Prozent Zustimmung für die CDU aber wieder vergessen zu haben.

Ureinwohner Nordost
10 Monate zuvor
Antwortet  Hans Maiaer

Lieber Herr Maiaer,

denken Sie, dass Politiker von B90GRÜNE, FDP, SPD (die Ampelpampel) „bessere“ Politik gemacht haben/hätten?

Ich nicht. 🙂

Ines
9 Monate zuvor

Wie sollen bitte 16 Jahre zu Grunde richten in zwei Jahren wieder geheilt werden….gilt nicht nur für die Kitas

Mika
10 Monate zuvor

Jetzt ist es für die Kitas endlich ausgesprochen: ohne qualifiziertes Personal keine Bildungsarbeit. Kitas schließen deshalb tageweise. Wann dringt diese Erkenntnis in die Hirne der Kultusministerien vor? Auch in Schulen gilt: ohne qualifiziertes Personal keine Bildungsarbeit. Aber da Schulleiter nicht berechtigt sind, die Schulen bei Personalmangel zu schließen, wird die Not immer noch kleingeredet mit „Doppelbetreuung“, „Klasse hat Aufgaben“, „mach denen mal einen Film an“ oder „Stillarbeit“. Zum allergrößten Teil sind sich die Schüler dabei selbst überlassen. Und die Eltern erfahren nichts davon oder sind heilfroh, dass ihre Kinder verwahrt sind, da sie selbst arbeiten gehen müssen. Würden Schulen die Klassen, die nicht unterrichtet werden können, ebenfalls Hause schicken, würde das Dilemma endlich mal offensichtlich: es geht nicht mehr!

Walter
10 Monate zuvor
Antwortet  Mika

Bildungsarbeit wird zu Betreuungszeit, die verlässliche Grundschule bis Mittag läuft und wird nach BMFSFJ ab dem Schuljahr 2026/2027 zu einem bundesweiten Rechtsanspruch auf eine Ganztagesbetreuung in der Grundschule.

Schöpke Annedore
7 Monate zuvor

Es ist an der Zeit, dass die Eltern mal langsam wach werden und dagegen auf die Straße gehen und protestieren. In den Schulen geht die Misere nämlich weiter. Ich verstehe die jungen Leute nicht.