Rechtschreib-Experte Prof. Schönweiss: „Schwierigkeiten im Schreiben gehen einher mit einem Niveauverlust auf allen Ebenen“

14

MÜNSTER. Die Leistungen der Neuntklässlerinnen und Neuntklässler im Fach Deutsch – und dabei auch in Orthografie – haben sich im Schnitt deutlich verschlechtert. Dies hat der jüngste IQB-Bildungstrend ergeben. Warum dies ein so großes Problem ist, erklärt der Bildungsforscher Prof. Dr. Friedrich Schönweiss. Er hat mit dem Lernserver ein Instrument entwickelt, mit dem sich gegensteuern ließe: die Münsteraner Rechtschreibanalyse mit passgenauer Förderung.

Der Förderbedarf in Sachen Rechtschreibung ist groß. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

„Rechtschreibung, also die eigene oder aber neue Sprache samt Schrift sicher zu beherrschen, ist ja sehr viel mehr als nur irgendwelche orthographischen Regeln zu kennen und zu befolgen“, sagt der Bildungsforscher Prof. em. Dr. Friedrich Schönweiss, der an der Universität Münster den „Lernserver“, eine Plattform zur Diagnose und Förderung vor allem der Rechtschreibung bei Schülerinnen und Schülern, entwickelte. „Nur dann, wenn die über unser so genial ausgefeiltes Schriftsprachsystem transportierten Inhalte auch wirklich erfasst werden, wird die Tür dazu geöffnet, dass jedes Kind Tag für Tag mehr weiß und auch kann. Egal, auf welchem Gebiet. Kein Wunder also, dass Schwierigkeiten mit dem Schreiben alles andere als ein isoliertes Problem sind, sondern einhergehen mit einem fatalen Niveauverlust auf sämtlichen Ebenen, in allen Fächern, in schulischen wie außerschulischen Kontexten.“

Weiter betont Prof. Schönweiss: „Richtig brisant freilich wird es dann, wenn bereits grundlegende Einsichten in Aufbau und Struktur unserer Alphabetschrift fehlen, was leider immer häufiger der Fall ist. Wenn Lehrkräfte an Berufsschulen die Texte ihrer Schülerinnen und Schüler nicht mehr entschlüsseln können, ist das ein echtes Problem. Es ist natürlich nicht egal, ob die Auszubildenden – also die künftigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – vernünftig lesen, schreiben, miteinander kommunizieren können oder nicht. Und wenn Kinder noch in der 5. Klasse bei jedem Wort angestrengt überlegen müssen, wie man es denn schreibt, wenn sie also Texte nur mühsam entziffern können, anstatt sie rasch zu überfliegen, hält sie das in ihrer gesamten Schullaufbahn auf. Da helfen dann leider auch keine Fehlerkorrekturprogramme, die ja ab und an eine praktische Stütze sein mögen und bei kleineren Unsicherheiten helfen können, nicht aber bei Wortruinen. Der aktuelle IQB-Bildungstrend ist also mehr als alarmierend.“

Prof. Schönweiss leitete bis 2021 an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster den Arbeitsbereich „Neue Technologien im Bildungs- und Sozialwesen/Medienpädagogik“. Gemeinsam mit einem interdisziplinären Team aus Sprachwissenschaft, Informatik, Pädagogischer Praxis und Lerntherapie erforschte Schönweiss, welche Schwierigkeiten beim Umgang mit Sprache und Schrift auftauchen können, wie Rechtschreibfehler entstehen, was es braucht, um aus ihnen lernen zu können – und welche Chancen dabei moderne Technologien bieten.

Förderdiagnostik und Förderpläne

Aus dieser Arbeit ist unter dem Namen „Lernserver“ ein System entstanden, das computergestützte Förderdiagnostik und die Bereitstellung individualisierter Förderpläne und Übungsaufgaben vereint. Inzwischen ist der Lernserver über 700.000-mal zum Einsatz gekommen, mit Tools wie HP5-basierten interaktiven Lernmaterialien, aber auch Qualifizierungsinitiativen ergänzt worden, und soll Lehrkräften bei der Diagnose und Förderung ihrer Schülerinnen und Schüler Zeit und Kraft sparen.

Im Kern besteht die Lernserver-Förderdiagnose aus zwei Schritten: Auf eine einfach durchzuführende Testung folgen eine ausführliche Fehleranalyse und die Ermittlung des Förderbedarfs. Daraus erstellt das System, begleitet und überwacht von Sprachwissenschaftlern und Lerntherapeuten, individuelle Förderpläne mit konkreten Materialien; diese können dann von Lehr- und Förderkräften an der Schule, aber auch in der Nachhilfe oder zuhause gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen umgesetzt werden.

„Mit der Münsteraner Rechtschreibanalyse des Lernservers habe ich jetzt ein vernünftiges Diagnose-Tool gefunden, mit dem die Auswertung für uns Lehrkräfte sehr einfach funktioniert“, sagt die Grundschullehrerin Nadja Laschet-Altmann, die an der Sankt-Michael-Grundschule in Wuppertal unter anderem Deutsch unterrichtet. Die Kinder bekommen dazu einen Lückentest, den sie per Hand ausfüllen. Die Lehrerin gibt dann lediglich die Fehlschreibungen über ihr Endgerät in das Lernserver-System ein, das die Tests dann automatisch auswertet. Auf einen Blick lässt sich anhand der Ampelfarben erkennen, wie hoch der Förderbedarf ist. Bei Kindern mit mittlerem oder hohem Förderbedarf wird der Test einer Feinanalyse unterzogen, auf deren Basis passgenaue Fördermaterialien ausgegeben werden. Derzeit arbeitet etwa die Hälfte der Klasse zweimal pro Woche mit den individuellen Übungen.

Dass ihre neue Methode Erfolg hat, zeigte bereits die erste Nachtestung: „Nach einem halben Jahr hatte die Hälfte der Kinder, die mit dem Lernserver arbeitet, ein extrem viel besseres Ergebnis“, freut sich die Lehrerin. „Man kann damit unheimlich viel auffangen.“

Förderung auch für neunte Klassen

Auch in höheren Schulklassen lässt sich mit dem Lernserver eine passgenaue Rechtschreibförderung realisieren. „In meiner neunten Klasse beobachte ich, dass die Rechtschreibung schon jetzt besser geworden ist. Erstaunlicherweise wirklich deutlich besser.“, sagt Nicola Schoberth, Deutschlehrerin am Bildungszentrum Bodnegg bei Ravensburg. „Die Übungen gehen wirklich von der Basis aus, sind gut aufbereitet und überfordern nicht. Ich habe gemerkt, das ist nicht irgendwas Draufgesetztes, sondern das passt tatsächlich zu dem, was die Schüler brauchen. Das hatte ich vorher nie.“

Entscheidender Mehrwert des Lernservers sei die Aufbereitung von Themen, die eigentlich im Grundschulbereich zu verorten sind, mit denen aber, wie im aktuellen IQB-Bildungstrend sichtbar wird, immer mehr Schülerinnen und Schüler auch der höheren Klassen Schwierigkeiten haben. „Das ist eine Entwicklung, die mir in meiner Tätigkeit als Lehrbeauftragte der Sekundarstufe 1 auch an anderen Schulen ab Klasse fünf begegnet. Bisher gingen wir in der Lehrerausbildung hier immer von gewissen Grundkenntnissen aus. Ich merke aber immer mehr, dass dem nicht mehr so ist. Die Schüler:innen bringen zum Beispiel kein gefestigtes Wissen über die Silbenstruktur mehr mit, was aber elementar wichtige Voraussetzung für das Erlernen der Rechtschreibfähigkeit ist. Wenn diese Basics fehlen, ist es natürlich kein Wunder, wenn ich die Schüler mit meinen Materialien zum Vertiefen der Regeln nicht abholen kann. Es hilft also nichts, so weiterzumachen wie bisher. Wir müssen bei der Förderung in den Grundschulbereich zurück und dort ansetzen“, so Schoberth, die parallel am Seminar für Ausbildung und Fortbildung der Lehrkräfte (GWHRS) in Weingarten tätig ist. „Die differenzierte Analyse und das genau abgestimmte Förderprogramm, das eben auch den grundlegenden Bereich einschließt, war für mich das Ausschlaggebende, den Lernserver zu nutzen. Das ist der Mehrwert, den ich bisher noch bei keinem anderen Tool gefunden habe.“

Hintergrund: Das Kompetenzniveau der Neuntklässlerinnen und Neuntklässler im Fach Deutsch ist zwischen 2015 und 2022 deutlich gesunken. Das zeigen die Ergebnisse des IQB-Bildungstrends 2022, mit dem das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) zum dritten Mal für die Kultusministerkonferenz (KMK) untersucht hat, inwieweit Jugendliche in Deutschland die bundesweit geltenden Bildungsstandards der KMK in den sprachlichen Fächern am Ende der Sekundarstufe I erreicht haben.

  • Betrachtet man die Gesamtgruppe aller Neuntklässlerinnen und Neuntklässler, so ergibt sich für das Fach Deutsch mit Blick auf die Mindeststandards für den Ersten Schulabschluss (ESA) folgendes Bild: Im Fach Deutsch verfehlen etwa 15 Prozent der Neuntklässlerinnen und Neuntklässler die Mindeststandards für den ESA im Bereich Lesen, fast 18 Prozent im Bereich Zuhören und rund 8 Prozent im Bereich Orthografie. Im Lesen bedeutet das gegenüber dem Vergleichsjahr 2015 einen signifikanten Anstieg von 6 Prozentpunkten, im Zuhören von 10 Prozentpunkten und in Orthografie von 4 Prozentpunkten.
  • Die Mindeststandards für den MSA werden in der Gesamtgruppe aller Neuntklässlerinnen und Neuntklässler im Fach Deutsch im Lesen von 33 Prozent der Jugendlichen noch nicht erreicht. Im Zuhören sind es 34 Prozent, in Orthografie sind es 22 Prozent. Im Lesen ergibt sich damit gegenüber dem Vergleichsjahr 2015 ein signifikanter Anstieg von 9 Prozentpunkten, im Zuhören von 16 Prozentpunkten und in Orthografie wiederum von 9 Prozentpunkten. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass die Schülerinnen und Schüler in der neunten Klasse mehr als ein Jahr vor dem MSA-Abschluss getestet wurden und insofern diese Leistungen zum Testzeitpunkt auch noch nicht erbringen konnten.
  • Setzt man die Kompetenzwerte des Vergleichsjahres 2015 jeweils auf einen Mittelwert von 500 Punkten und eine Streuung (Standardabweichung) von 100 Punkten, verlieren die Neuntklässlerinnen und Neuntklässler im Jahr 2022 gegenüber dem Vergleichsjahr 2015 bundesweit betrachtet im Fach Deutsch im Lesen im Schnitt 25 Kompetenzpunkte, im Zuhören 44 Punkte und in Orthografie 31 Punkte. Dies sind statistisch signifikante und im Umfang erhebliche Kompetenzrückgänge im Fach Deutsch.

Quelle: www.kmk.org/presse/pressearchiv/mitteilung/iqb-bildungstrend-2022-kompetenzrueckgaenge-in-deutsch-aber-weitere-fortschritte-in-englisch.html

www.lernserver.de

Pressekontakt

Agentur für Bildungsjournalismus

sonja.mankowsky@bildungsjournalist.de

01516 / 2372428

Dies ist eine Pressemeldung der Lernserver-Institut – Verlag für Bildungsmedien GmbH.

Vergebene Liebesmüh? Worauf es beim Rechtschreibtraining für Klasse 5 bis 13 ankommt

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

14 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
AndreaB
6 Monate zuvor

Die Plattform macht auf den ersten Blick einen guten Eindruck. Leider können nur öffentliche Schulen das Angebot nutzen. Das ist sehr schade, denn gerade auf einer Privatschule sind viele Schüler mit massiven Lernproblemen.

Maria-Valentina Westermann
6 Monate zuvor
Antwortet  AndreaB

Auch Privatschulen können das Lernserver-Angebot nutzen, eine entsprechende Beratung eingeschlossen.

447
6 Monate zuvor

Konträr zu dieser Erkenntnis steht die eisenharte Weichmacherhaltung und das sofortige reglementieren von Lehrkräften durch alle übergeordneten Organe (auch Schulleitungen), wenn Rechtschreibung bewertet werden soll.

Oder kurzgefasst: Ett iz ne Lüüsche, ey.

AvL
6 Monate zuvor

Danke für den Beitrag an die Redaktion.

Sabine Gessenich
6 Monate zuvor

Die Unterstützung von Schülern der Sekundarstufe erfordert oft eine stärkere Selbstregulierung und ein tieferes Verständnis ihrer individuellen Bedürfnisse. Kontinuierliche Kommunikation zwischen Lehrern, Eltern und Schülern ist entscheidend, um sicherzustellen, dass die Unterstützung effektiv ist und die Schüler in ihren schulischen und persönlichen Zielen unterstützt werden. In meiner täglichen Arbeit als Lerntherapeutin verwende ich die Lernserver-Materialien tatsächlich immer häufiger auch für Schüler und Schülerinnen der Sekundarstufe. Einfach deshalb, weil es funktioniert!

Stefan
6 Monate zuvor

Die Rechtsschreibung wurde plötzlich und drastisch schwächer, nachdem die Rechtschreibreform durchgesetzt wurde, obwohl sie eigentlich dazu gedacht war, die Ergebnisse der Pisa-Tests nach oben zu manipulieren. Weiß man, Ursache bekannt, Rücknahme unmöglich, würde Fehler eingestehen bedeuten, Angst vor grundsätzlichem Widerstand des Volkes gegen die Regierung. Das hat irgendein deutscher Minister vor einer Weile hinter vorgehaltener Hand zugegeben, ich erinnere mich leider nicht wer oder wo ich das gelesen habe.

AvL
6 Monate zuvor
Antwortet  Stefan

Es besteht kein sachlicher Zusammenhang in Bezug auf ihre Behauptung einer Verschlechterung der Rechtsschreibekenntnisse und der erfolgten Rechtschreibereform, die dazu geführt hat, dass das Graphem ß immer nach einem Langvokal oder einem Doppelvokal (Diphtong) regelhaft folgt, wie bei den Nomen Füße, Grüße, Straße, scheußlich, fleißig, dreißig etc.
Dagegen folgt nach der neuen Rechtschreibreform auf einen Kurzvokal als scharfes s immer ein ss als Graphem, wie bei Risse, Küsse, Flüsse und dass als Konjunktion zwischen Haupt- und Nebensatz.
Einzig das Nomen Eis lässt sich in der zweisilbigen Form aus dem Wortstamm Eisen ableiten. Hier handelt es sich um eine den Endlauthärtungen wie bei p/b, g/k, d/t entsprechende sprachliche Auslauthärtung.

Dumm war es allerdings das PH wie bei Photo oder Delphin durch das Hauptgraphem f zu Foto und Delfin zu ersetzen, weil derartige sprachlich ins Deutsche eingegliederte Wörter nicht den deutschstämmigen Regelwerken folgen. Allein der fehlende Schwalaut e in der Endsilbe weisen auf den etymologischen Ursprung dieser Wörter aus dem griechischen hin,
Mit will auch nicht einleuchten, warum die eine Präposition wie mit und das Nomen Hilfe zu mithilfe verschmolzen werden können.

447
6 Monate zuvor
Antwortet  AvL

Wenn in Klausuren z.B. 150 Punkte erreichbar sind und 8 oder auch mal 10 auf Rechtschreibung entfallen – warum soll mich eine richtige Schreibweise als Schüler überhaupt interessieren?

Selbst als gutwilliger Schüler ist es rationaler, einfach mehr Inhalt zu schreiben und die Energie für Rechtschreibung zu sparen.

Freiya
6 Monate zuvor
Antwortet  447

Wenn ich meine Rechtschreibung so internalisiert habe, dass sie „sitzt“, dann kostet es mich keine Mühe, korrekt zu schreiben. Aber irgendwie ist es ja unmodern geworden, leserlich und richtig zu schreiben. Teils sind die Stiftspuren, die Schüler*innen so hieroglyphenartig, dass sie schlichtweg nicht lesbar sind. Wenn ich nett bin, hocke ich dann an so einem Englischtext 4mal so lange wie an dem eines leserlich Schreibenden! Wenn ich nicht nett bin: 6. Leider bin ich fast immer nett. Das muss ich wohl ändern….

447
6 Monate zuvor
Antwortet  Stefan

Das geht auch einfacher:

Warum soll ich richtig schreiben lernen, wenn durch das Zwangskorsett von auf Metaebene manipulierten EWHs sichergestellt ist, dass ich auch mit tiefroten Seiten locker ’ne „befriedigend“ erreichen kann?

Da müsste ich auch Schüler ja geradezu dumm sein…8 von 150(!) Punkten hier, „Rechtscgreibung“ 4 von 80 Punkten dort…tausende Lehrer haben es täglich vor Augen, wie die schulisch REALITÄT Rechtschreibung BEWERTET. Ganz konkret.

Und voller komplexer QuaLis-Gedanken windet sich der tiefinte-kek-tuelle „Bildungswissenschaftler*(Schlucklaut)In“: Ist es systemische Diskriminierung, kodifizierbar in der soziometrischen Analyse der ökonomischen Potentiale von „Elter 1“ plus „Elter 2“? Sind die faulen S***e schuld?

Ohhhhh, so koooopliziiiiieeeert, diese Problemäh!!
Da braucht es erstmal mehr StUdiÄhN!

Freiya
6 Monate zuvor
Antwortet  Stefan

Neee, die Verschlechterung setzte schon viel früher ein! Mit dem unsäglichen Schreibenlernen mit Anlauttabelle! Jeder Sportübungsleiter (!) weiß, dass es erheblich mehr Mühe macht, gelernte Fehler wieder zu „entlernen“, um die Bewegung dann richtig zu lernen. Nur studierte „Spezialisten“ sind der Ansicht, man dürfe Kinder erst einmal falsch schreiben lassen…
P S. Eine Bewegung muss man 1000mal wiederholen, damit sie automatisiert ist. Aber „üben“ kommt heute im Schulalltag in Büchern nicht mehr vor. Irgendwie spinnen die doch!

Sophia
6 Monate zuvor

Ich könnte heulen, wenn ich daran denke, wie sehr hier vor Jahren eine Reihe vor Lehrkräften davor warnten, die Rechtschreibung dermaßen zu vernachlässigen und ihr Erlernen den Kindern in den ersten beiden Schuljahren weitgehend selbst zu überlassen durch die Methode „Lesen durch Schreiben“ bzw. „Schreib wie du hörst“ zu überlassen.
Diese Methode führte dazu, dass kaum ein Wort mehr richtig geschrieben wurde, die Kinder aber nicht darauf aufmerksam gemacht wurden, um die Lust am Schreiben erster kleiner eigener Texte ja nicht zu verlieren. Dass ihnen dabei auch das Lesenlernen erheblich erschwert wurde, spielte auch keine Rolle.
Das war der gravierende Anfang des Rechtschreibverfalls. Heute ist die Methode zwar out, doch die Rechtschreibung wird weiterhin vernachlässigt. In Niedersachsen ist z.B. das Schreiben nach Diktat in der Grundschule gänzlich abgeschafft. Stattdessen müssen die Kinder zur Feststellung ihrer Rechtschreibfähigkeiten nur noch kurze Texte nach Vorlage abschreiben und versuchen, dabei möglichst wenige Fehler zu machen.

Das Elend des allgemeinen Niveauverlustes an unseren Schulen, nicht zuletzt an den Grundschulen, ist kaum zu beschreiben. Und auf diese schlecht gebildeten jungen Menschen stützt sich Deutschlands Zukunft! Wie gesagt: Es ist nur noch zum Heulen.

Sophia
6 Monate zuvor
Antwortet  Sophia

Ja, da kann angst und bange werden. Ich erinnere mich auch noch an etliche andere „Modernisierungen“, die nach hinten losgingen, weil die armen Kleinen doch nicht überfordert und enttäuscht sowie in ihren Wunschimpulsen unterdrückt werden durften.
Alles sollte erleichtert werden und vieles im Lernprozess der Kinder selbstbestimmt ablaufen.
Das waren die „fortschrittlichen“ und ach so wegweisenden Botschaften der namhafter Theorie-Experten. Sie sollten die Schulkinder rundum zufrieden und auf individualisiertem Lernweg sogar „kompetent“ statt nur leistungsfähig machen.
Jetzt haben wir den Salat, sprich: den bodenlosen Leistungsabfall auf allen Ebenen, auch dem des Sozialverhaltens.
Und das Ende des Niedergangs ist nicht abzusehen, zumal immer mehr Lehrkräfte fehlen, die Klassenstärke immer größer wird, die Schülerschaft immer schwieriger und der Lehrerberuf immer unattraktiver.

Nur eins hat nicht gelitten und erfreut sich wegen der vielen Versäumnisse und Irrwege ungetrübter Beliebtheit. Es ist der Jahrzehnte alte Spruch: Wir brauchen bessere Bildung und darum mehr Geld für Bildung.