Neuer VDR-Chef: Demokratiebildung als Kernaufgabe von Schule

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MÜNCHEN. Im Rahmen ihrer Bundesvorstandssitzung haben die Mitglieder des Bundesvorstandes des Verbandes Deutscher Realschullehrer (VDR) den bisherigen VDR-Geschäftsführer Ralf Neugschwender zum neuen Vorsitzenden gewählt. Neugschwender folgt auf den langjährigen Vorsitzenden Jürgen Böhm, der im vergangenen Juli ins Amt des Bildungsstaatssekretärs in Sachsen-Anhalt gewechselt ist.

„Duale Ausbildung ist ein echter Schatz“: der neue VDR-Vorsitzende Ralf Neugschwender. Foto: Florian Böhm

„Ob die Attraktivität des Arbeitsplatzes Schule, die Herausforderungen der Digitalisierung an Schulen oder der Lehrkräftemangel in nahezu allen Bundesländern und Schulformen: Die Stimme der Lehrkräfte ist dringend gefragt, wenn es um Verbesserungen und Lösungen im Bildungssystem geht“, so Neugschwender bei seiner Bewerbungsrede vor dem Bundesvorstand.

Der neue Bundesvorsitzende sicherte zu, den Verband Deutscher Realschullehrer in den nächsten Monaten inhaltlich und personell breiter aufzustellen. Die bereits angelaufene Kommission zur Neufassung der Verbandssatzung bilde dabei eine große Chance, die gemeinsamen Überzeugungen zu schärfen und zu vertiefen. „Mir ist es wichtig, gemeinsam mit allen Landesverbänden etwas zu bewegen. Gemeinsam werden wir uns weiterhin für ein leistungs- und begabungsorientiertes, differenziertes und vielfältiges Bildungswesen einsetzen und auf die Qualität unserer Bildung achten. Leistungskriterien dürfen nicht nivelliert werden.“

Zudem müsse man den Wert der beruflichen Bildung in den Mittelpunkt stellen. „Unsere bewährte duale Berufsausbildung ist ein echter Schatz in Deutschland und eröffnet jungen Menschen vielfältige Möglichkeiten in Handwerk, Industrie und Verwaltung“, so Neugschwender. Daher sei ihm wichtig, den Dialog mit den entsprechenden Verbänden und Kammern weiter zu vertiefen.

Neugschwender hob auch die Verantwortung des Bundesverbandes hervor, wenn es um die Zukunft der Gesellschaft geht. „Demokratiebildung und ökonomische Bildung sind für Schülerinnen und Schüler vor dem Hintergrund von Verschwörungsmythen und Fake-News wichtiger denn je geworden“, betont er. Angesichts des Krieges in Israel und des deutlich zunehmenden Antisemitismus, der auch an den Schulen ankomme, seien alle gefragt, Haltung zu zeigen und solidarisch mit Israel zu sein.

„Unsere Lehrkräfte sind hierbei in besonderer Weise in der Verantwortung und müssen bei den politischen Entscheidungsträgern in den Bundesländern die volle Rückendeckung bei Gewalt und Hass im Klassenzimmer besitzen. Die Rahmenbedingungen und Programme zur Antisemitismusprävention sind daher auszubauen und weiter zu stärken“, so der neue Bundesvorsitzende.

Zur Person

Ralf Neugschwender ist seit 2017 Geschäftsführer des Bayerischen Realschullehrerverbandes und übte dieses Amt bisher auch im Bundesverband aus. Er ist ausgebildeter Realschullehrer in den Unterrichtsfächern Deutsch, Geschichte sowie Sozialkunde und besitzt einen Abschluss als Magister Artium in Germanistik und Volkswirtschaftslehre der Julius-Maximilians-Universität Würzburg.

Neugschwender hat in Padua in Italien ein Auslandssemester absolviert und konnte über das Robert-Schuman-Stipendium des Europäischen Parlaments im Außenbüro des Parlaments in Wien Erfahrungen in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sammeln. Nach seinem Referendariat in Bayern hat er an bayerischen Realschulen unterrichtet und war anschließend mehrere Jahre als wissenschaftlicher Referent zu den Themenfeldern Bildung, Schule und Sport im Bayerischen Landtag tätig. Dort hat er im Auftrag von Fraktionen parlamentarische Initiativen erarbeitet und begleitet sowie Abgeordnete fachlich beraten. Geboren wurde er 1978 in Rothenburg ob der Tauber und legte am dortigen Reichsstadt-Gymnasium sein Abitur ab.

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GEW-nee!
5 Monate zuvor

Wie lange ist die letzte Unterrichtsstunde her, die der Herr Funktionär gegeben hat?

Martina
5 Monate zuvor

Kernaufgabe von Schulen muss nach wie vor das Erlernen von Lesen, Schreiben und Rechnen sein, Herr Neugschwender.
Wer ins Leben geht, ohne gut lesen, schreiben oder auch rechnen zu können, ist kaum in der Lage, sich ausreichend über Politik und andere relevante Themen zu informieren und sich eine eigene Meinung zu bilden. Mündige Bürger sind bekanntlich die Voraussetzung für jede intakte Demokratie und die Zukunft der Kinder und Jugendlichen als Wahlbürger.
Dass sich der VDR, den ich ansonsten sehr schätze, so modisch und oberflächlich über Demokratiebildung äußert, enttäuscht mich.
Ohne Beherrschung der Kulturtechniken ist jedes spätere Leben ziemlich eingeschränkt, auch das als demokratischer Staatsbürger.