„‚Qualitätsoffensive Lehrkräftebildung‘ ist ein Witz“: VDR-Chef Böhm fordert, den Beruf für den Nachwuchs (wieder) attraktiver zu machen

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BERLIN. Der Deutsche Realschullehrerverband (VDR) schaltet sich in die Debatte um die Lehrkräfte-Ausbildung, die auf News4teachers angesichts eines sich ausweitenden Lehrermangels aktuell geführt wird, ein. Bundesvorsitzender Jürgen Böhm fordert, für eine zielführende Nachwuchsgewinnung „die Attraktivität des Lehrberufs zu steigern, die Leistungsorientierung zu stärken und die Zukunftsfähigkeit zu sichern“. Dabei sieht er die Politik in der Pflicht – aber auch die Hochschulen.

Der Vorsitzende des VDR: Jürgen Böhm. Foto: Marco Urban / VDR

„An den Universitäten muss die Lehrerbildung endlich aus dem Schattendasein des geduldeten Studienganges heraus!“, fordert der Bundesvorsitzende des Deutschen Realschullehrerverbands (VDR) Jürgen Böhm. Viele sähen den Lehramtsstudiengang immer noch als lästiges Anhängsel. Das liege häufig an der geringen Attraktivität des Berufes, an den teilweise überzogenen verwaltungsbezogenen, sozialen und vor allem erzieherischen Anforderungen an die Lehrkräfte und an der ewigen Diskussion über Beamtenstatus und Einstiegsbesoldung.

„Die wichtigsten Kriterien sind jedoch die über Jahre heruntergefahrene Qualität der Ausbildung und der Status der Lehrkräftebildung an den Universitäten. Die 2015 gestartete Qualitätsoffensive Lehrkräftebildung war finanziell und inhaltlich gesehen, gelinde gesagt, ein Witz!“, so Böhm.

Hintergrund: Bund und Länder hatten seinerzeit gemeinsam die „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ beschlossen, die bis 2023 laufen soll. Dabei werden laut Bundesbildungsministerium Projekte gefördert, die eine „Lehrkräfteausbildung aus einem Guss“ ermöglichen und eine stärkere Abstimmung all jener an einer Hochschule sicherstellen soll, die für die Ausbildung der Lehrkräfte verantwortlich sind.

„Das kann gelingen, indem die Inhalte der Ausbildung stärker aufeinander abgestimmt und die Zusammenarbeit von Fachwissenschaft, Fachdidaktik und Erziehungswissenschaft verbessert wird. Ziel der ‚Qualitätsoffensive Lehrerbildung‘ ist es, eine praxisorientierte Ausbildung zu fördern, die die Schulwirklichkeit einbezieht“, so heißt es beim Bundesbildungsministerium. „Gelingen kann das, wenn von Anfang an schulpraktische Elemente in der Lehrkräftebildung verankert und die drei Ausbildungszeiten – Lehramtsstudium, Referendariat und Lernen im Beruf – eng miteinander verzahnt werden.“

Insgesamt „bis zu“ 500 Millionen Euro werden vom Bund für die „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ bereitgestellt – zuletzt wurde der Jahresetat von 75 (2021) auf 72 Millionen Euro (2022) gekürzt.

„Die Orientierung an Leistung wurde in den vergangenen Jahren an den Schulen zunehmend in den Hintergrund gedrängt“

Für Böhm hingegen ist die Nachwuchsgewinnung von den Bedingungen, mit denen die Kollegien arbeiten müssen, nicht zu trennen: „Viele leistungsstarke Abiturienten scheuen den Lehrberuf, da die Orientierung an Leistung in den vergangenen Jahren an den Schulen zunehmend in den Hintergrund gedrängt wurde. Übertrittsbedingungen wurden eingeebnet, über die Rolle von Noten wurde immer mehr diskutiert und Schulen mutierten zur Reparaturwerkstatt der Gesellschaft. An Schulstrukturen wurde über Jahre herumexperimentiert. Statt Bildung und Inhalte standen oft pädagogische Spielwiesen und ideologische Steckenpferde im Mittelpunkt.“

Ein klares Abschlussprofil der Schulen sei oft nicht mehr erkennbar: Einheitsschulen und der Drang nach „Abitur für alle“ wirken eher abschreckend auf junge Menschen. Es gebe keine fassbaren Strukturen mehr, die Sicherheit und klare Linien bieten. Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten im Lehramt scheinen für junge Menschen oft begrenzt. Beförderungsmöglichkeiten sollten als Anreiz auch im Schulbereich selbstverständlich sein.

Was laut Böhm für eine zukunftsorientierte Lehrerbildung notwendig ist:

  • eine klare leistungsorientierte, differenzierte, abschlussbezogene Lehrkräfteausbildung
  • Ressourcen für die zwei Phasen der Lehrkräfteausbildung
  • Referendariat mit 24 Monaten
  • Inhalte in der Lehrkräfteausbildung, die sich an den Realitäten der modernen Welt orientieren, wie Digitalisierung, ökonomische Bildung und nachhaltige Entwicklung
  • Aufstockung des Ausbildungspersonals an den Universitäten und im Vorbereitungsdienst
  • Möglichkeiten der Weiterentwicklung oder auch des Ausstieges nach dem Lehramtsstudium
  • Ausbau der Weiterbildungs- und Qualifikationsphase für Lehrkräfte als Bestandteil der Unterrichtsverpflichtung.

„Nicht erst mit der neuen Flüchtlingswelle aus der Ukraine war klar, dass unserem Land Lehrerinnen und Lehrer fehlen“

Der VDR-Vorsitzende fordert ein schnelles Handeln: „Das Jammern ist heute groß. Jeder scheint betroffen und überrascht. Doch nicht erst mit der neuen Flüchtlingswelle aus der Ukraine war klar, dass unserem Land Lehrerinnen und Lehrer fehlen. Auf die Schulen werden massive Herausforderungen zukommen, die nur durch ein abschlussbezogenes, engagiertes, gut ausgebildetes und qualifiziertes Lehrpersonal bewältigt werden können.“

In einem großen Interview auf News4teachers hatte Helmut Klaßen, Bundesvorsitzender des bak Lehrerbildung (der Ausbilderinnen und Ausbilder vertritt) gefordert, „dass die Lehrkräftebildung im Kern phasenübergreifend gedacht und dieser Entwicklungsprozess so ernstgenommen wird, dass auch hier für die Entwicklung in der zweiten Phase angemessene Ressourcen zur Verfügung gestellt werden“ – und damit eine Diskussion über die Perspektiven der Lehrerausbildung losgetreten. Hier geht es zu dem Interview.

Der renommierte Bildungsforscher Prof. em. Rainer Dollase hatte unlängst in einem Gastbeitrag auf News4teachers vorgeschlagen, das System grundsätzlich umzustellen – und Lehrkräfte in einem dualen Studium mit umfangreichen Praxisanteilen in Schulen auszubilden. Hier geht es zu dem Beitrag. News4teachers / mit Material der dpa

Wie können Lehrer der zunehmenden Heterogenität erfolgreich begegnen? bak-Seminartag macht deutlich: Nur im Team!

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Bettina
1 Jahr zuvor

Zitat: „Übertrittsbedingungen wurden eingeebnet, über die Rolle von Noten wurde immer mehr diskutiert und Schulen mutierten zur Reparaturwerkstatt der Gesellschaft.“
Richtig!! Und wer möchte schon in einem System arbeiten, das Leistung (z.B. in den Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Rechnen) zunehmend gering achtet oder gar verteufelt?
Auch als „Reparaturwerkstatt der Gesellschaft“ hat die Schule versagen müssen. Wie sollen Lehrer reparieren können, was die Gesellschaft selbst und ihre Politiker in den Sand setzen?
In diesem Punkt wurde die Schule mit ihrem vorprogrammierten Versagen wohl eher zum Sündenbock gemacht, hinter dem sich die wirklich Verantwortlichen verstecken können.
Auch in diesem Punkt ist zu fragen: Wer möchte in einem solchen System und unter diesen Umständen schon Lehrer werden?

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Bettina

Gute Frage. Die Situation wird sich frühestens dann bessern, wenn die Ursachen für diese Entwicklungen schonungslos offengelegt und behoben werden. Das würde aber allem widersprechen, was derzeit als gut oder richtig gilt.

Teacher Andi
1 Jahr zuvor

Dieses Dilemma konnte jeder halbwegs mitdenkende Pädagoge voraussehen, es wurde oft gewarnt und diskutiert, aber die KMK gibt sich beratungsresistent. Hier kann man auch nicht von Kontinuität reden, wenn alle 4 Jahre die Mitglieder der KMK wechseln und jedes Jahr der Präsident neu gewählt , nur 4 mal im Jahr eine Konferenz abgehalten wird (da hat ein Lehrer mehr Konferenzen). Schulterklopfen für „innovative“ pädagogische Maßnahmen, aber die brenenden Probleme werden nicht angegangen, da dies unbequem werden kann und nachhaltiges Handeln erfordert.
Die Frage ist eigentlich weniger, was man in der Ausbildung verbessern kann, sondern eher wie man den Beruf attraktiv macht in der aktiven Phase, in der man so viele Kröten und Ungerechtigkeiten schlucken muss und keine Chance hat, Kritik nach „oben“ anzubringen, da diese Damen und Herren sich stets unnahbar geben (es gilt der Dienstweg, der oft ins Nichts führt) und ihre Hilflosigkeit meist mit Arroganz oder Heuchelei überspielen. Und das macht den Beruf unattraktiv, der Lehrer als Prellbock der Gesellschaft, auf dem man alle Defizite in Bildung und Erziehung abladen kann und der keinerlei Rückendeckung vom Dienstherrn bekommt, im Gegenteil, immer mehr Vorgaben und Aufgaben, und zwar subito, ohne den wohlbekannten trägen Weg der Bürokratie, der nur gilt, wenn Lehrer mal einen Antrag stellen sollten. jEin komplettes Umdenken tut not, Schule und Bildung ist kein Produkt, das man hin- und herschubsen kann, wir sind mehr denn je darauf angewiesen!

Kurz
1 Jahr zuvor
Antwortet  Teacher Andi

Ich sehe zwar auch, dass es statt besserer Ausbildung wichtiger ist, den Lehrerberuf attraktiver zu machen, das wird aber nicht gelingen ohne Ausbleiben dessen, was Sie ganz richtig beschreiben und fordern.
Die Ausbildung schätzen Sie m. E. ein wenig zu gering ein. Nur Lehrer, die im Studium nicht vorwiegend gelernt haben, sich Luftschlössern hinzugeben und bereit sind, angesichts der Praxis umzudenken und dies auch kundzutun, werden den Lehrerberuf attraktiver machen. Er kann nur gewinnen mit auch Kritik am weitgehend ideologisierten, realitätsfernem Studium.

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  Kurz

Man benötigt als Lehrkraft ein stabiles Fundament aus dem Studium, damit man im Alltag flexibel sein kann. Und auch dafür, dass man sich in kurzer Zeit in neue Themen einarbeiten und sie verknüpfen kann, um sich nach 20, 30, oder 40 Jahren neue Inhalte erschließen und sie mit Bisherigem verknüpfen zu können.

Die Ausbildung in der Praxis erfolgt an den Seminaren und täglich an den Schulen. Dafür benötigt man Lehrkräfte, die den Alltag kennen und das Handwerkszeug weitergeben können.

Durch Lehrkräftemangel fehlen diese Lehrkräfte, die Ausbildung leidet, weil man Referendar:innen, Seiteneinsteriger:innen, Quereinsteiger:innen nicht angemessen begleiten kann, weil diese Aufgabe nicht entlastet wird und weil man sich täglich mit Vertretungskräften rettet, die kein 2. Staatsexamen haben oder anstreben, sondern Aufsicht führen. Auch diese Personen müssen begleitet und ins Team eingebunden werden, denn seit längerem übernehmen sie ohne entsprechende Ausbildung einen immer größer werdenden Anteil der Aufgaben in den Schulen.

Die Ausbildung leidet aber auch, weil der Alltag gekennzeichnet ist durch Behelf und Mangel, Vertretungen, ständigem Wechsel des Personals/ der Lehrkräfte in den Klassen, weil man immer irgendwie versucht, die fehlenden Lehrkräfte im Unterricht aufzufangen und auch die außerunterrichtlichen Aufgaben verteilen und mit übernehmen muss.

Lehrkräfte, die umdenken können, machen den Beruf an sich nicht attraktiver, sie kommen mit den unmöglichen Bedingungen und den Einsparungen besser zurecht.

Attraktiver wird der Beruf, wenn jede Schule das Personal hat, das man für die anstehenden Aufgaben benötigt, sodass Zeit für Unterricht, Erziehung, Beratung und Innovation bleibt, auch für Verwaltung, es sei denn, dafür gibt es anderes Personal, und eben auch für Ausbildung.

Viel zu lange hat man die Statistiken geschönt, lieber an der Stundentafel und der Förderung gestrichen, Sprachförderung vor der Einschulung eingespart (in Nds), sonderpädagogische Versorgung auf ein Minimum zusammengstrichen, das gar nicht gewährt wird, zusätzliche Stunden für Deutsch als Zweitsprache und andere zusätzliche Aufgaben als Vertretungsreserve ausgewiesen, die Referendar:innen vom ersten Tag eigenverantworltich in den Unterricht gestellt, damit man Geld spart und offiziell die Unterrichtsversorgung eine scheinbar bessere Quote erhält.

Wenn man die Schulen nicht besser ausstattet, kann man weder die Ausbildung noch die Erfüllung anderer Aufgaben gewährleisten.

Stiefmütterchen
1 Jahr zuvor

In diesem Artikel haben wir erfahren, dass es zuletzt jeweils rund 33 000 Menschen waren, die neu als Lehrer eingestellt wurden, sich also für diesen schönen Beruf entschieden haben. 33 000, das finde ich auch, sind nicht wenig! Laut Prognosen der KMK aus den Jahren zuvor braucht(e) man etwa so viele.

https://www.news4teachers.de/2022/04/die-bundeslaender-haben-im-vergangenen-jahr-33-000-neue-lehrer-eingestellt-zu-wenig/

Nun zweifeln andere diese Zahlen an. Ok, aber selbst wenn sie nicht stimmen, werden es ja nicht 66 000 sein, die man braucht, und 33 000 hat man nur gefunden. Wo gibt es verlässliche Angaben dazu und nicht nur Hörensagen und Herumrätselei? Hier liest man von einem Mangel bis 2023 und einem neuen Überschuss ab 2024. Das dürfte sich nur wegen des Ukraine-Krieges nicht bewahrheiten. Aber wer konnte den schon vorhersehen?

„An den Grundschulen stellt sich die Lage differenzierter dar. Bis einschließlich 2023 prognostizieren die Kultusminister eine sehr große Lücke von insgesamt rund 12.400 fehlenden Lehrern und sprechen bis dahin von einer sehr angespannten Situation. Ab 2024 zeigt die Prognose aber in die andere Richtung. Dann wird auch an den Grundschulen rechnerisch ein Lehrerüberschuss erwartet, ab 2027 sogar ein deutlicher.“
https://www.tagesspiegel.de/wissen/kultusminister-berechnen-lehrerbedarf-neu-ueberschuss-an-lehrkraeften-fuer-die-grundschule-ab-2024/25305354.html

Last edited 1 Jahr zuvor by Stiefmütterchen
Stiefmütterchen
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Ich habe das überflogen. Die Berechnungen sind gar nicht nachzuvollziehen. Da steht z.B. als Berechnungsgrundlage der Faktor „Inklusion“. Man erfährt aber nicht, was sich dahinter verbirgt. Womöglich meint ja Herr Klaus Klemm Inklusion bedeute, dass IMMER 2 Lehrer in einer Klasse arbeiten. Ja, dann hat man automatisch einen doppelt so hohen Bedarf alleine wegen dieses Faktors. Aber ist das auch realistisch?!?

marc
1 Jahr zuvor
Antwortet  Stiefmütterchen

Ihren bisherigen Posts nach zu urteilen, scheinen Sie besonders bei Bedürfnissen der Lehrkräfte an Grundschulen, Sek1 Probleme zu haben. Ich wette eine Studie der Philologen zum Bedarf an Gymnasien würden sie ungesehen unterschreiben.

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  Stiefmütterchen

Mit welcher Versorgung bzw. Lernende-Lehrende-Relation möchten sie die Kinder mit Unterstützungsbedarf in der Inklusion oder an externen Schulen denn unterrichten?

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  Stiefmütterchen

Nach meinen Beobachtungen gehen in den nächsten Jahren viele Lehrer in den wohlverdienten Ruhestand (Durchschnittsalter an meiner GS etwa 50, kein Lehrer unter 35), dazu kommen noch Kollegen, die wegen Krankheit vorzeitig ausscheiden. Wurde das bei den Prognosen berücksichtigt? Mein Bauchgefühl sagt mir: Nein!

Soso
1 Jahr zuvor
Antwortet  potschemutschka

Das sehe ich auch so. Die noch geburtenstarken (Lehrer)Jahrgänge gehen demnächst in den Ruhestand. Allein diese Leerstellen zu ersetzen, ist eine Herkulesaufgabe.

Realist
1 Jahr zuvor
Antwortet  Soso

Aus Sicht der Öffentlichkeit besteht sowieso keine Unterschied zwischen „Lehrerstellen“ und „Leerstellen“. Insofern folgerichtig, dass die „Glorreichen 16“ da keinen Handlungsbedarf sehen.

Jolander
1 Jahr zuvor
Antwortet  potschemutschka

Natürlich wird sowas in den Prognosen berechnet. Wonach sonst sollte man sie aufstellen? Wir brauchen soundsoviele Lehrer, ohne dass man an die denkt, die ausscheiden? Dann bräuchte man ja womöglich keinen neuen Lehrer!!!

Alla
1 Jahr zuvor
Antwortet  Jolander

Schon um die LK, die ganz „legal“ in den Ruhestand gehen (Geburtsjahr plus x-Monate plus Weiterarbeit bis zum Ende des Schulhalbjahres) gibt es keinen ausreichenden Ersatz!
Ganz zu schweigen von Kollegen, die aus gesundheitlichen Gründen den – bei Lehrern sehr späten – offiziellen Pensionseintritt gar nicht erreichen! Diese scheint es nicht zu geben!
Aber eine schwere Erkrankung (in unserer Schule einmal Krebs, einmal Burn-out, einmal Long-Covid seit eineinhalb Jahren) oder einen gravierenden Unfall gibt es auch unter LK. All das führt zu verfrühter Arbeitsunfähigikeit oder zu sehr beschränkter Arbeitsfähigkeit!

Es soll sogar LK geben, die vor Erreichen des Ruhestands verstorben sind! Und das sind nicht nur „faule Säcke“!

Studienabbrecher, Referendare die hinschmeißen, offiziell nicht vorhanden.
All diese (potentiellen) LK tauchen in den Berechnungen der KuMis kaum auf!

Dazu kommt, dass die Schülerzahlen – entgegen aller Erwartungen – vielerorts ansteigen, nicht nur aufgrund von Migration und Flüchtlingsbewegungen! Auch deutsche Eltern scheinen sich nicht mehr mit einem Kind zu begnügen. (In meiner Klasse habe ich nur ein Einzelkind aber 5 deutsche Kinder mit mehr als 3 – bis zu 5 – Geschwistern).

Klar, diese Entwicklung hätte niemand ahnen können (offenbar dürfen selbst Standesämter die Kinderzahlen nicht weitermelden aufgrund des Datenschutzes!).

Aber immerhin haben jetzt die Politiker den Eltern empfohlen, den „Gürtel enger zu schnallen“. Kitaplätze sind nicht mehr in ausreichendem Maße vorhanden und an den Schulen wird die Massenkinderhaltung noch weiter steigen!

Ich (Jahrgang 1955) war übrigens noch mit 43 weiteren Kindern in einer Grundschulklasse und aus mir ist doch noch etwas geworden, wenn auch nur Lehrerin!
Abweichendes – aka originelles – Verhalten wurde damals aber nicht geduldet! Unser Fräulein Lehrerin war noch fest mit dem Rohrstock verwachsen!

E.S.
1 Jahr zuvor
Antwortet  Stiefmütterchen

Studien und Prognosen zum Befarf von mehr Lehrern in den nächsten Jahren kommen mir wie Kaffeesatzleserei vor. Das zeigt auch die Tatsache, dass man hinterher regelmäßig feststellen muss, sich verkalkuliert zu haben.
Prof. Klaus Klemm stellt seine Studie deswegen schon mal unter verschiedene Szenarien. Das erhöht die Spanne der Voraussage und sorgt fürdie Möglichkeit, später stark abweichende Zahlen mit unvorhersehbaren Szenarien erklären zu können.

Leo
1 Jahr zuvor
Antwortet  E.S.

Wär ja schön, wenn man sich mal in die andere Richtung verkalkuliert!

Ehrlich gesagt kann ich mir auch deutlich Schlimmeres vorstellen, als dass es mal vorübergehend einen Lehrerüberhang geben könnte! Wenn dann diese „überzähligen“ Lehrkräfte nicht direkt wieder auf die Straße geschickt werden, sondern wirklich im Schuldienst tätig sind, gibt es meiner Meinung nach garantiert noch genug für alle zu tun.
Im Zweifel all die Dinge, die gefordert werden und für die selbst ohne rechnerischen Lehrermangel nicht genug Zeit und (Lehr)kraft bleibt!

Aber vielleicht kann ich mich auch einfach nicht mehr daran erinnern, wie viel man doch schaffen kann, wenn die Schule nicht unterbesetzt ist…

Jolander
1 Jahr zuvor
Antwortet  Leo

Na, dann fragen Sie mal alle die, die in den 1990er Jahren keine Anstellung als Lehrer fanden und dann als Taxifahrer, Bibliothekarin oder Versicherungsvertreter usw. arbeiteten. Oft bis heute.

„Überzählige“ Lehrkräfte sind doch nicht trotzdem im Schuldienst tätig!!! Wie stellen Sie sich das denn vor?

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  Jolander

Lehrkräfte, die die Vertretungsreserve bilden, würden ja, wenn es keinen Vertretungsfall gibt, nicht in die Besenkammer gesperrt. Sie könnten einer Schule zugeordnet sein und dort unterstützen.
Gemeint ist, dass man ausreichend Lehrkräfte einstellt, um den Unterricht überall mit Lehrkräften besetzen zu können und die außerunterrichtlichen Aufgaben stemmen zu können.

Teacher Andi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Palim

Ich wurde 2,5 Jahre lang quer durch ein Bundesland geschickt, ich würde das nicht mehr mitmachen wollen, zumal durch die Doppelmiete oder Fahrtkosten kaum noch etwas übrig bleibt. Aber wenn die Regierung in puincto Schulen besser organisiert wäre, könnte man durchaus mit Léhrerüberschuss arbeiten, es gibt genug Aufgaben, die momentan brach liegen und unbedingt Personal erfordern, ohne dass man die Lehrer in der Gegend herumjagt. Ja wenn, ……. Ist aber nicht. Momentan fällt uns der ganze Dilettantismus gewaltig auf die Füße.

Maja
1 Jahr zuvor
Antwortet  Leo

Unterbesetzung hat vielleicht auch was mit den vielen Fehlern beim ständigen Reformieren und angeblichen „Bessermachen“ zu tun, dass unser Schulwesen inzwischen zum florierenden Arbeitsbeschaffungsprogramm für Ausputzer geworden ist.

Teacher Andi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Leo

Die werden aber auf die Straße gesetzt, und zwar die jüngsten, die noch nicht verbeamtet sind aber noch hochmotiviert, gnadenlos fallen gelassen, und die suchen sich dann eine Alternative und sind meist für immer für den Schuldienst verloren. Und ja, es gäbe genug Einsatzmöglichkeiten, aber nicht genug Bereitschaft, diese auch zu finanzieren. Bildung steht in der Prioritätenliste der Politiker leider ganz unten.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor

Vielleicht ist „Unterbesetzung“ ja nun auch eine gute Strategie, die sich seit Jahren bewährt hat und von KuMi zu KuMi vererbt wird.

Wir schaffen es doch immer (noch). Das ist das Problem. Es gibt KEINEN einzigen Grund, weshalb sich aus Sicht von KuMis an dieser Situation etwas ändern sollte.