Schwerkrank und trotzdem Teil der Klassengemeinschaft – dank Tablet und Roboter

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BREMEN. Mit der Anschaffung von 16 sogenannten Telepräsenzrobotern will Bremen schwerkranken Schülerinnen und Schülern mehr Teilhabe am Unterricht und an der Schulgemeinschaft ermöglichen. Die kleinen Roboter, auch Avatare genannt, sollen Schülerinnen und Schülern dienen, die wegen einer Krankheit oder aus anderen Gründen nicht zur Schule gehen können, wie die Schulbehörde mitteilt. Mit der Technik können die Kinder und Jugendlichen mithilfe von Tablets aus der Ferne ihren Roboter, der im Klassenzimmer steht, steuern – etwa um sich zu melden oder um mit der Klasse zu sprechen. Bremen ist eigenen Angaben zufolge das erste Bundesland, das diese Technik nun in größerem Maßstab anschafft.

Mithilfe eines Tablets können Kinder, die zum Beispiel aus gesundheitlichen Gründen länger nicht zur Schule gehen können, aus der Ferne mit ihrem Roboter, der im Klassenzimmer steht, am Unterricht teilnehmen. Foto: Shutterstock/Monkey Business Images

Die 16 Telepräsenzroboter können Bremer und Bremerhavener Schulen ab sofort über den Medienverleih der Senatorin für Kinder und Bildung ausleihen. Der Anschaffungspreis pro Stück liegt bei 3500 Euro.

«Ich bin froh, dass nach einer erfolgreichen Erprobungsphase mit drei Schul-Avataren in Bremen und Bremerhaven nun 16 Avatare an den Start gehen, damit mehr ernsthaft erkrankte Kinder am Klassenleben und am Unterricht teilnehmen können», so Bildungssenatorin Sascha Karolin Aulepp (SPD). Die Roboter, die mit Mikrofonen und einer Kamera ausgestattet sind, ermöglichten es, dass sich gerade diese Schüler nicht aus der Klassengemeinschaft ausgeschlossen fühlen müssten und auch etwa bei Ausflügen dabei sein könnten. News4teachers / mit Material der dpa

Mit Robotern zurück ins Klassenzimmer – eine große Chance für kranke Kinder

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7 Kommentare
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TaMu
5 Monate zuvor

Aber bitte nur, wenn die Kinder das wirklich von sich aus wollen und nicht, damit sie unter Druck stehen, Klassenziele zu erreichen.
Es muss außerdem gewährleistet sein, dass andere Kinder, die im selben Zimmer liegen, weder in Bild noch Ton im Klassenzimmer erscheinen und außerdem gegebenenfalls ihre Ruhe haben. Schwer erkrankt zu sein, ist in jeder Hinsicht eine große Herausforderung und nicht jeder möchte dabei interaktiv sein.

Lisa
5 Monate zuvor
Antwortet  TaMu

Der Einsatz ist nicht im Krankenhaus, sondern meistens Zuhause. Manche Kinder mögen es wirklich. Andere wird es vielleicht traurig machen, immerzu das mitzubekommen, was sie nicht haben können. Das muss man sehen. Es gibt einen Dokumentationsfilm über den Einsatz, leider finde ich ihn gerade nicht.

TaMu
5 Monate zuvor
Antwortet  Lisa

Individuell und an den Bedürfnissen des erkrankten Kindes orientiert finde ich es gut. Ich rechne aber auch mit „ermutigenden Ansprachen“ aus dem Umfeld… komm, probiers doch mal… du schaffst das schon… dann verpasst du nicht so viel… du fehlst doch jetzt schon soo lange… du musst jetzt mal wieder rein kommen in die schulischen Themen… die letzte Chemo ist doch schon zwei Monate her, da solltest du mal wieder Anschluss suchen.
Dabei wird gerne übersehen, wie viel Kraft die Operationen, Narkosen, Bestrahlungen und Therapien gekostet haben und dass diese auch auf die Leistungsfähigkeit des Gehirns Auswirkungen haben. Die Erschöpfung nach der akuten Phase im Krankenhaus kann enorm und langanhaltend sein, aber Betroffene machen auf Außenstehende den Eindruck, als würden sie sich hängen lassen. Gerade Kindern und Jugendlichen wird bei Erkrankungen oft nicht der notwendige Schonraum gelassen und sie selber können ihre Bedürfnisse nach Ruhe nicht gut begründen.
Deshalb bin ich der Meinung, dass solche Geräte nur auf ausdrücklichen Wunsch des Kindes aufgestellt werden sollten und nicht mit gut gemeintem Druck oder auf Empfehlung von Außen.

NoIsolation AV1
5 Monate zuvor

Uns wurde ein solcher Präsenzroboter über eine Stiftung zur Verfügung gestellt. Leider hat sich das damalige Gymnasium geweigert, diesen einzusetzen. Stattdessen wurde uns mit einer Anzeige beim Jugendamt gedroht, wenn unser Sohn nicht sofort wieder in Präsenz kommt. Das war aufgrund seiner angeborenen Immunschwäche während der Pandemie nicht möglich und ärztlich attestiert. Auch über das Pilotprojekt „iPad-Klasse“, was für diese Klasse lief, wurde unser Sohn nicht in die Klassengemeinschaft integriert. Heute besucht er eine Privatschule zum Preis von 5 Präsenzrobotern pro Jahr.
Ich würde mich freuen, wenn in Bremen die Schulen kooperativer agieren und alle 16 Roboter für Schülerinnen und Schülern zum Einsatz kommen. Es ist eine tolle Möglichkeit, um nicht den Anschluss zu verlieren und trotz Erkrankung weiterhin soziale Kontakte zu halten.
@TaMu: Das erkranke Kind ist nicht per Bild sichtbar. Gerade bei Krankheiten, die einen auch äußerlich zeichnen, ist das ein wichtiger Aspekt. Es dürfen keine weiteren Teilnehmer, außer dem betroffenen Schüler/Schülerin, im Raum sein. Das wird in den Richtlinien zum Datenschutz bei Einsatz des Avatars unterschrieben. Der Schüler oder die Schülerin meldet sich mit einem Passwort an, was nur er/sie kennt.

TaMu
5 Monate zuvor
Antwortet  NoIsolation AV1

Danke, das ist sehr gut zu wissen . Ich hätte es selbstverständlich im Fall Ihres Kindes sehr hilfreich gefunden und finde es sehr schade, dass die Schule sich geweigert hat und natürlich auch, dass Sie aus diesem Grund nun privat für den Schutz Ihres Kindes aufkommen müssen. So sollte es nicht sein und deshalb gibt es schließlich diese Geräte.

Dil Uhlenspiegel
5 Monate zuvor

D.h., der Unterricht und alles, was im Raum geschieht, wird standardmäßig aufgezeichnet und in Echtzeit in Bild und Ton gestreamt, richtig? Und das im Grunde bis zu 100% jede Stunde, jeden Schultag. War da nicht mal etwas mit Schule und Unterricht als geschützter Raum?

Sepp
5 Monate zuvor

Wer wirklich schwer krank ist, sollte auch zu Hause bleiben dürfen und erstmal gesund werden dürfen. Da spielt die Schule dann eine untergeordnete Rolle. Von einem Mitarbeiter würde man auch nicht erwarten, dass er mit einer schweren Infektionskrankheit oder neben einer Chemotherapie zu Besprechungen online zugeschaltet wird.

Bei schwerkranken Mitarbeitern gibt es – zu Recht – auch Wiedereingliederungsprogramme. Sowas hatten wir bei einer Schülerin nach überstandener Chemotherapie auch schon. Durch Neben- bzw. Nachwirkungen war sie oft sehr erschöpft und ist erst zeitweise und dann immer mehr in den Unterricht zurückgekommen.

Das sollte man bei Kindern, die krank zu Hause sind, im Blick haben und die Kinder erstmal gesund werden lassen, ohne sie zu bedrängen, online zugeschaltet zu werden.

Es mag Situationen geben, wo es sinnvoll ist, die Schüler wirklich digital am Unterricht teilnehmen zu lassen. Ein Oberstufenschüler hat mal bei mir – auf eigenen Wunsch – ein Referat aus dem Krankenhausbett per Videokonferenz gehalten. Das hat gut geklappt, auch ohne einen Roboter für 3500 Euro!

Ich stelle mir diese Roboter schon im Schulalltag schwierig vor, zumal viele Schulen nicht barrierefrei sind. Wer trägt den Roboter die Treppen hoch? Wer öffnet ihm die Türen?

Die Vorstellung, einen Roboter mit auf Ausflüge zu nehmen, halte ich für absurd. Was mache ich mit dem Ding im Trampolinpark, bei einer Wanderung durch den Wald, im Hochseilgarten oder gar im Schwimmbad?
Und dieses digitale „Miterleben“ ist auch nicht viel besser, als wenn man mit der Klasse einen Videoanruf bei der erkrankten Schüler macht. Schlimmstenfalls zeigt man dem erkrankten Kind dabei, was es alles verpasst.

Über die Probleme zum Datenschutz im geschützen Bereich Schule müssen wir gar nicht erst reden.

Zumindest aus dem Artikel wird mir nicht klar, was der absolute Mehrwert gegenüber einer Videokonferenz ist und warum dafür 3500 Euro pro Gerät ausgegeben werden sollten.