Studie: Schuljahresbeginn sorgt bei Schülern verstärkt zu Angst und Depressionen

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NOTTINGHAM. Es gibt offenbar eine Jahreszeit, die Kindern und Jugendlichen besonders zusetzt: der Herbst. Schülerinnen und Schüler suchen besonders zu Beginn des Schuljahres ihren Hausarzt wegen Depressionen und Angstzuständen auf. Dies zeigt jedenfalls eine neue Studie von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universität Nottingham.

In den letzten Jahren haben psychische Probleme und die Verschreibung von Antidepressiva bei Kindern und Jugendlichen auch in Großbritannien zugenommen. Aktuellen Berichten zufolge haben die psychiatrischen Dienste derzeit gar Schwierigkeiten, diese gestiegenen Anforderungen zu erfüllen.

Eine dunkel gekleidetes Mädchen lehnt stehend an einem Stahlträger am Rand eines schlecht beleuchteten Korridors. Sie schaut nach unten und ihr Gesicht ist durch die halblangen Haare verdeckt.
Der Beginn des neuen Schuljahres scheint für Jugendliche eine besondere Belastung darzustellen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fanden deutliche saisonale Muster. Foto: Shutterstock

Mitglieder einer an der Universität Nottingham angesiedelten Beratungsgruppe für junge Menschen haben nun untersucht, ob es bestimmte Zeiten im Jahr gibt, zu denen Jugendliche mehr psychische Probleme haben. Für ihre Studie werteten die Forscherinnen und Forscher um Ruth Jack von der School of Medicine der Universität Nottingham anonymisierte elektronische Gesundheitsakten von 5 Millionen Menschen in England über einen Zeitraum von 13 Jahren aus, um saisonale Muster bei der Verschreibung von Antidepressiva und der Konsultation wegen psychischer Probleme bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen erkennen zu können.

Das Team verwendete Informationen über die Verschreibung von Antidepressiva und psychische Erkrankungen zwischen 2006 und 2019. Die Personen teilten sie nach Männern und Frauen und schieden sie in drei Altersgruppen: 14-18 Jahre (Jugendliche), 19-23 Jahre und 24-28 Jahre. Erfasst wurde die erste Aufzeichnung von Depressionen, Angstzuständen und Selbstverletzungen sowie die erste Verschreibung eines Antidepressivums, sofern es sich um einen selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) handelte.

Dabei zeigten sich einige deutliche Muster. Die Verschreibung von Antidepressiva sowie die Häufigkeit von Depressionen und Angstzuständen waren in den Herbstmonaten bei Jugendlichen höher als bei den älteren Gruppen. Die Zahl der registrierten Selbstverletzungen war bei den Jugendlichen im August am niedrigsten und bei den anderen Gruppen das ganze Jahr über relativ stabil.

Die Ergebnisse deuten den Autorinnen und Autoren der in der Zeitschrift BMJ Mental Health erschienenen Studie zufolge darauf hin, dass die Unterstützung für Jugendliche in Bezug auf psychische Probleme durch Hausärzte und andere Personen vor allem im Herbst erfolgen sollte. Durch das Verständnis für die sich ändernde Nachfrage nach Dienstleistungen zu verschiedenen Zeiten des Jahres könnten Hausärzte, Lehrer und andere, die Jugendliche unterstützen, sicherstellen, dass genügend Ressourcen und Hilfe zur Verfügung stehen, wenn sie am meisten gebraucht würden. Ruth Jack: „Unsere große Studie mit über 5 Millionen Menschen in England zeigt, dass Jugendliche im Herbst häufiger wegen psychischer Probleme zum Hausarzt gehen. Der Anstieg begann im September und erreichte im November seinen Höhepunkt. Der Beginn eines neuen Schuljahres kann eine besonders schwierige Zeit sein, und es ist gut, dass die Menschen Hilfe suchen.“ (zab, pm)

Schüler schätzen ihre eigene Gesundheit schlechter ein (insbesondere die psychische)

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9 Kommentare
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Gelbe Tulpe
5 Monate zuvor

Der Horror Ganztagsschule und schlechter Unterricht vor allem in Fächern wie Mathematik sind neben den dunkler werdenden Tagen wesentliche Ursachen für die Depressionen von Schülern. Schulschluss um spätestens 13 Uhr und gute Schulbücher können da schon einiges für Verbesserungen bewirken. Ach ja, und Unterrichtsbeginn nicht vo 8:30 bis 9:00 Uhr.

Caro
5 Monate zuvor
Antwortet  Gelbe Tulpe

Lassen Sie bitte zeitnah mal Ihr Mathetrauma therapieren! Das hat ja echt Krankheitswert!

Canishine
5 Monate zuvor
Antwortet  Gelbe Tulpe

Seit Anbeginn der Zeit versagen die Mathematiklehrer bei der Abschaffung der Jahreszeiten …

Alisia
5 Monate zuvor
Antwortet  Gelbe Tulpe

Tja, aber nur 4 Stunden Unterricht 5 Tage die Woche (minus die notwendigen Pausen) reichen nunmal nicht.

Dass das in Großbritannien fest etablierte (und oft durchaus sinnvoll umgesetzte) Konzept der Ganztagsschule schuld sein soll, wage ich auch anzuzweifeln…

Ansonsten haben die Schulen dort eben auch mit Lehrermangel, bröckelnden Schulgebäuden und immer heterogeneren Schülerschaften zu kämpfen…

Fräulein Rottenmeier
5 Monate zuvor
Antwortet  Gelbe Tulpe

Ach, 4 oder 5 Unterrichtsstunden reichen? Interessant….

Lisa
5 Monate zuvor

Diese Studie müsste man in Vergleich mit anderen Altersgruppen setzen. Ich glaube nämlich gelesen zu haben, dass eine Zunahme im Herbst bei psychischen Krankheiten allgemein so ist. Besonders die saisonal bedingten Depressionen nehmen zu.

Pensionist
5 Monate zuvor

„Sorgt für“, nicht „Sorgt zu“.

Dil Uhlenspiegel
5 Monate zuvor

Mh, schwierig … Fortbildung, Handreichung, Digitalisierung.

Tigerente
5 Monate zuvor

„… sorgt … zu …“ (?)