Queere Jugendliche fühlen sich diskriminiert – vor allem in der Schule

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MÜNCHEN. Eine neue Studie lässt die Alarmglocken läuten: Neun von zehn queeren jungen Menschen in Bayern gaben an, Diskriminierungen bereits erlebt zu haben. Auch die Schulen bieten oft keinen Schutzraum.

Wer nicht den klassischen Geschlechterrollen entspricht, hat es in der Schule offenbar schwer (Symbolfoto). Foto: Shutterstock

Fast 94 Prozent der queeren jungen Menschen in Bayern sind einer Studie zufolge schon Opfer von Diskriminierungen geworden. «Die Ergebnisse sind zum Teil alarmierend», sagte am Mittwoch Dominic Frohn, Professor an der Hochschule Fresenius in Köln, der die Untersuchung konzipiert und durchgeführt hat. Zentrale Erkenntnis sei, dass queere Jugendliche ein deutlich niedrigeres Niveau an Wohlbefinden und Resilienz aufwiesen als Gleichaltrige in der Allgemeinbevölkerung.

Das Forschungsprojekt «How are you» der Hochschule Fresenius und des Instituts für Diversity- und Antidiskriminierungsforschung befragte im Auftrag des Bayerischen Jugendrings (BJR) rund 2000 Menschen im Alter von 14 bis 27 Jahren in Bayern. Ziel war es, die Lebensbedingungen von LGBTIQA*-Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Freistaat zu erforschen.

Die Abkürzung LSBTIQA* steht im Deutschen für lesbisch, schwul, bisexuell, transsexuell, transgender, intersexuell, queer und asexuell. Das Sternchen soll weitere Menschen in die Gemeinschaft einschließen.

Vor allem an der Schule hätten viele Befragte Diskriminierungen erlebt. Kora Hackl vom Jugendnetzwerk Lambda Bayern sorgt sich deshalb wegen der Diskussion um ein geplantes Verbot des Genderns. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte einen entsprechenden Vorstoß am Dienstag in seiner Regierungserklärung angekündigt (News4teachers berichtete). «Gerade in so einem Bereich gendersensible Sprache abzubauen oder zu verbieten, zeigt nur, wie wenig von der Regierung hier in Bayern an die Inklusion mitgedacht wird», sagte Hackl.

Ähnlich sah es BJR-Präsident Philipp Seitz: Gendersensible Sprache drücke die gesellschaftliche Vielfalt aus und trage zu mehr Inklusion bei. Auch seitens der Politik gab es Reaktionen. Florian Siekmann, Sprecher für queeres Leben der Landtags-Grünen, forderte von der Staatsregierung einen Aktionsplan. «Bayern braucht schon im nächsten Jahr einen queeren Aktionsplan, statt einer weichgewaschenen Agenda irgendwann.»

Außerdem ergab die Studie Unterschiede zwischen Stadt und Land. Während knapp die Hälfte der Befragten angab, drei bis fünf Bezugspersonen zu haben, hatten junge Menschen in ländlichen Gebieten nach eigenen Angaben weniger Menschen, an die sie sich für Unterstützung wenden konnten. «Mit zunehmendem Alter gestalten die Menschen ihr Umfeld aktiver und können auch ihre Bezugspersonen aktiv auswählen», betonte Frohn. Andersherum gilt: Jüngere Betroffene haben dafür weniger Chancen. News4teachers / mit Material der dpa

Straftaten gegen queere Menschen nehmen stark zu! Aufklärung in Schulen gefordert

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Rainer Zufall
7 Monate zuvor

Das tut mir sehr leid. Wir können ahnen/ fürchten, wie sehr sich CSU und Freie Wähler bei dieser Diskriminierung einsetzen werden…

EmpiD
7 Monate zuvor

Ich weiß noch wie meine damals beste Freundin sich mal allen Mut zusammengenommen hat um mir mitzuteilen, sie sei lesbisch. Das war im Schulflur, an einer einsamen Ecke. Ich war total verwundert, weil ich das schon wusste (sie hatte wohl vergessen, dass sie das mal beiläufig erwähnt hatte). Es ist leider immer noch ein großes Stigma und mit vielen Schwierigkeiten verbunden, sich irgendwie zu outen obwohl das gar nicht nötig sein sollte.
Gerade bei CSU und Freie Wähler werden die Feindbilder gerne bei allen gebaut, die nicht „normal“ sind. Was auch immer das bedeutet und damit gehen sie auch offen um. Deswegen kann ich mir gut vorstellen, dass die Kinder dort häufiger Diskriminierung ausgesetzt sind. Das ist bestimmt bundesweit so, leider. Deswegen ist aber gerade gesellschaftliche Repräsentation und Teilhabe in allen möglichen Formen so wichtig. Damit die Leute sehen, dass das alles normal und nicht feindlich ist.

DerDip
7 Monate zuvor
Antwortet  EmpiD

Und was hat Diskriminierung mit Gendern zu tun?

EmpiD
7 Monate zuvor
Antwortet  DerDip

Da du anscheinend nicht den Aritkel gelesen hast, erkläre ich dir das gern:
Gendern sorgt für Repräsentation in der Gesellschaft. Sie sorgt dafür, dass den Leuten vor Augen geführt wird, dass auch alle anderen normal und vorhanden sind. Es zeigt dem transsexuellen Jungen oder Mädchen, den homosexuellen Kindern und allen weiteren, dass sie in der Gesellschaft vorhanden und normal sind.
Das Verbot des Genderns sorgt für ein Feindbild, ein implizites Feindbild der LGBTQI*-Community. Die ja so böse ist und alle „normalen“ erziehen will. Eine gesellschaftliche Minderheit, die tägliche Diskriminierung in allen möglichen Ländern erfährt.
Einfach aus der Bubble austreten, dann sieht man das.

DerDip
7 Monate zuvor
Antwortet  EmpiD

Das ist doch Unsinn.

Ersteinmal die Frage: Warum werde ich geduzt? Erst wenn wir beim gemeinsamen Bierchen das duzen vereinbaren, ist es in Ordnung. Ansonsten nicht

Zweitens: Das queere Jugendliche zur Gesellschaft gehören lässt sich nur dadurch zeigen, dass man diese tatsächlich nicht ausschließt. Durch generische Maskulina oder Feminina wird aber niemand ausgeschlossen, denn diese umfassen alle Menschen.

Unverzagte
7 Monate zuvor
Antwortet  DerDip

Diskriminierung ist die kleine Schwester von Ignoranz.

SchnauzeVoll
7 Monate zuvor

In der Schule bekommt jeder es zu spüren, wenn er anders ist. Dick, klein, arm oder eben „trans“ oder „queer“. Das war schon immer so und es war auch schon immer unfair. Kinder und Heranwachsende als Gruppe sind nunmal fies. Ich sehe aber nicht, wie „gendersensible“ Sprache da etwas dran ändern sollte.

Sandrina
7 Monate zuvor
Antwortet  SchnauzeVoll

Eher erreicht diese nämlich das Gegenteil des Erwünschten. Und nicht nur das Gendern an sich, sondern die schon nahezu zwanghaft anmutende Propaganda zu diesem Thema. Das geht „Ottonormalverbraucher“ mittlerweile so auf die Nerven, dass die Toleranz teilweise eher weniger wird. Und das ist schlimm! Ich kenne einige homosexuelle Paare, die dies ebenso sehen und die mit der ganzen LGBT-was weiß ich- Propaganda (genau das ist es) nichts zu tun haben wollen, doe sich beschweren, dass diese eher das Gegenteil bewirkt. Kaum jemand hat doch seit den 90ern hier in Deutschland noch ein Problem damit gehabt. Und die, die es haben, kann man durch ein Dauer- thematisieren doch nicht Zwangs-überzeugen. Wo soll das enden? Dann müsste jegliches mobbing, jegliche gefühlte Diskriminierung hart bestraft werden. Egal in welcher Hinsicht. Wo fängt eine „Diskriminierung“ an, und wo sollte eine Person letztendlich an ihrem Selbstbewusstsein und ihrer Resilienz arbeiten? Man kann nicht alle dazu zwingen einen gut zu finden. Ob „queer“ oder hetero.

DerDip
7 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Wenn Sie die Frage danach stellen, on sich Muslime oder Juden irgendwann in ihrem Leben diskriminiert fühlten, werden Sie ähnliche Werte erhalten.

Wenn Sie männliche heterosexuelle Männer danach fragen, ob diese in ihrem Lehrerdasein bei einer Beförderung diskriminiert wurden (Bevorzugung von Frauen bei gleicher Eignung), werden Sie ebenfalls hohe Werte erhalten.

Studien wie diese sind leider reißerisch aufgesetzt.

Um eine realistische Einschätzung der Probleme zu erhalten bräuchte man Analysen der Art: Wie oft erfahren Die pro Woche/Monat Diskriminierung und wie äußert sich diese?

Tim Bullerbü
7 Monate zuvor
Antwortet  DerDip

Haben Sie die Tränen über die fehlende Beförderung getrocknet? Hat Ihnen ein Mann oder eine Frau Ihnen das blütenweiße Taschentuch gereicht?
Und weil Sie mal diskriminiert worden sind oder eben nicht oder nur dreimal im Jahr, sagt das jetzt was aus?

Sandrina
7 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Ein von einer Person gefühltes oder erdachtes Problem, dass in der Realität so, zumindest in großem Umfang nicht existiert, würde man an anderen Stellen anders lösen, als Jedermann zu zwingen die eigene Wahrnehmung zu übernehmen. Wo Menschen zusammenkommen (gerade junge, unreife Menschen, die nicht ausreichend durch reife und verantwortungsvolle Erwachsene „an die Hsnd genommen werden“), wurde schon immer „gemobbt“. Heute wird es nicht mehr „Mobbing“, sondern „Diskriminierung“ genannt. Jeder, der von der „Norm“ der Gruppe abweicht, sei es durch ein äußeres Merkmal, oder eine innere Einstellung, hat dieses „Mobbing“ oder die „Diskriminierung“ erfahren. Ob man nun Übergewicht oder Untergewicht hat, eine große Nase oder vorstehende Zähne, ob man „zu gut“ in der Schule ist, oder „zu schlecht“. Ja sogar wenn man „zu hübsch“ ist, wird man diskriminiert, dann ist man in den Augen Anderer nämlich oft „dumm“, einem wird nicht so viel zugetraut. „Zu lieb“ gibt es übrigens auch. „Zu liebe“ Leute erfahren häufig psychische und körperliche Gewalt.
So könnte ich noch lange weiter machen. Warum hängt man sich also nur an bestimmten Sachen auf? „Zu konservative“ Einstellungen tragen ebenfalls zur Diskriminierung bei, man wird dann als „rechts“, „Rechtspopulist“ oder gar „Nazi“ (ja, das Wort sitzt 80 Jahre später locker bei Manchen) diskriminiert. Ich schließe hier, denn wo soll das hinführen.

Stärkster Satz aus dem von Ihnen verlinkten Artikel von Herrn Söder: „«Im Gegenteil, wir verhindern, dass es Verbote gibt, nämlich das Verbot zu reden, wie man es bislang gemacht hat.»“. Besser kann man es nicht zusammenfassen. Einen besseren Schlusssatz gibt es auch nicht.

Sandrina
7 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Wer angesichts des Gefühls eines Großteil der Gesellschaft, man könne nicht mehr sagen, was man wolle, immer noch proklamiert, es gebe keine Verbotsbestrebungen, dem fehlt offenbar wirklich der Einblick in die Realität dieses Gros der Menschen. An Universitäten wurde schon teilweise schlechter benotet, wer nicht ordentlich gegendert hatte. Wer heute in der Öffentlichkeit steht oder eine öffentliche Einrichtung ist und nicht ordentlich gendert, muss mit einem riesigen shitstorm gegen ihn rechnen, der teilweise zu einer Stigmatisierung als „rechts“ und dadurch teilweise zur existenziellen Bedrohung führt. Vielleicht ist es ratsam, diesen Menschen ebenso zuzuhören, wie anderen Menschen.
Damit schonmal ein Anlass, Menschen, die nicht gendern möchten, in diese Ecke zu drängen, ist ein Verbot ein ganz wichtiges Signal.

Sandrina
7 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Sie nehmen die Realität sehr einseitig wahr, und messen mit zweierlei Maß, könnte man meinen. Offenbar gibt es „Diskriminierung gegen die „Richtigen“ und „Diskriminierung“ gegen die „Falschen“, so scheint es mir manchmal. Wie kommt es, dass es bei den Einen nur „leise Kritik“ ist und bei den Anderen „Diskriminierung „?

Ihr erster Absatz ist für mich unfassbar: „Ja, dass ist an einzelnen Universitäten vorgekommen- und sonst?“ Was sagt Ihnen das, dass es an „einzelnen Universitäten“ vorgekommen ist? Das es eine Sache ist, die man einfach ungeregelt weiter laufen lassen sollte? Damit es bald nicht mehr nur „einzelne Universitäten“ sind, sondern sich dies immer mehr auf alle möglichen Bereiche ausweitet? Sagten Sie nicht, es gebe kein Verbot (so zu schreiben, wie man es möchte und eben nicht zu gendern)? Fehlt Ihnen da wirklich die Weitsicht, dass es zu diesrm führt, wenn man „nur Einzelfälle“ einfach so laufen lässt?
Warum versuchen Sie die ganze Sache in’s Lächerliche zu ziehen, und werfen Begriffe wie „geheime Bestrebungen“ und „Verschwörung“ ein? Wie passt das zum Thema? Oder versuchen Sie etwa zu framen?

Marion, Erzieherin
7 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Sorry – Sie diskriminieren übergewichtige Menschen, die Probleme mit dem Verdauungssystem haben.
Nicht nett.

Sandrina
7 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Das Wort „feist“ meint „dick, fett“.

potschemutschka
7 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Laut Wörterbuch: feist = (auf unangenehme Art) dick, fett

Tim Bullerbü
7 Monate zuvor
Antwortet  Sandrina

Es gibt einen feinen Unterschied zwischen Meinungsfreiheit und Beleidigung.
Ach ne, während ich so überlege, so fein ist der gar nicht.
Was man sagen darf, legt nicht Herr Söder fest, sondern das Gesetz.

447
7 Monate zuvor
Antwortet  Sandrina

Ich persönlich finde gender-Gedöns zwar doof, befürworte aber beruflich maximale Gendersprache und schreibe in aller beruflichen Kommunikation maximal ver-gendert.

Warum?
1. Es macht Spaß, vor allem weil ja keiner was sagen darf.
2. In einer dialogunfähigen Gesellschaft kann nur das induktive, maximale Erleben der Auswirkungen von Irrsinn zu einer Ablehnung und Reformation führen.

Dil Uhlenspiegel
7 Monate zuvor
Antwortet  Sandrina

Hallo Sandrina, finden Sie mich gut?

Sandrina
7 Monate zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Bei Ihrem Namen muss ich immer an „Till Eulenspiegel“ denken. Ist das gewollt? Falls ja, ist das „h“ falsch. Er wurde auch „Dil Ulenspiegel“ genannt. Aber vielleicht war es ja absichtlich, damit die Ähnlichkeit nicht zu groß erscheint…

Dil Uhlenspiegel
7 Monate zuvor
Antwortet  Sandrina

Eulenspiegel, mhh … ne, nie gehört. Egal. Also ich find Sie gut, weil Sie haben so volle Power, wenn Sie was sagen, also schreiben. Aber ich mach mir etwas Sorgen, was wäre, wenn Sie falsch denken könnten. Weil dann halt mit so viel Power etwas Falsches volle sicher rüberkommen täte und manche vielleicht dann volle denken, das ist richtig, aber ist es vielleicht gar nicht. Das wäre dann nicht so gut. Aber wenn es richtig ist, was Sie sagen, also schreiben, dann wäre es ja nicht schlimm. Aber halt schwer zu sagen.

dickebank
7 Monate zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Wat den Eenen sin Uhl, is den Annern sin Nachtigall

… und eben nicht die Lerche

http://www.zeno.org/Literatur/M/Shakespeare,+William/Trag%C3%B6dien/Romeo+und+Julia/Dritter+Aufzug/F%C3%BCnfte+Szene

Hans Maiaer
7 Monate zuvor
Antwortet  Sandrina

Mein Gott. Wo gibt es da Propaganda?! Sowas finde ich echt paranoid.

LenaL
7 Monate zuvor
Antwortet  Sandrina

Dieses gerede über „Schutzräume“ allein. Wie passt das denn zu „Inklusion“?

In der Schule bekommt jeder es zu spüren, wenn er anders ist. Die Kinder spüren instinktiv, dass eine Auseinandersetzung darüber notwendig ist. Für sie selbst und für das Gegenüber.

Es gab mal eine Zeit, da wurde auf Toleranz gebaut. Die ist bekanntlich keine Einbahnstrasse, sondern geht in beide Richtungen.
Was jüngst eingefordert wird ist das Gegenteil von Toleranz. LBTQABC+ ist toll, andere Meinungen darüber sind böse.

Marion, Erzieherin
7 Monate zuvor
Antwortet  LenaL

LGTBQI+ (hoff ich hab keinen Buchstaben vergessen) ist weder toll noch doof und man kann eigentlich gar keine Meinung drüber haben. Eine Meinung kann man zum Gendern haben. Das kann man gut oder schlecht finden oder es ist einem egal.
Bei LGTBQI+ handelt es sich um Menschen und als was sich die jeweils betreffende Person idendifiziert, ist allein ihre Sache.
Das hat ein anderer nicht zu bewerten.
Ich persönlich halte vom Gendern nichts.
Von mir aus können die Leute privat reden wie sie wollen. Aber Ämter, Behörden, Schulen und öffentlich rechtlicher Rundfunk haben sich an die gültigen Rechtschreib- und Grammatkregeln zu halten, zumal die Mehrheit der Bevölkerung das Gendern mit *:_ und das Sprechen mit
Glottischlag ablehnt.

LenaL
7 Monate zuvor

Ja genau, Toleranz. „Gendersensible Sprache“ ist wie Sexualität Privatangelegenheit, ein „queerer Aktionsplan“ ist nicht inklusiv sondern exklusiv. Exklisiv für eine Gruppe die anhand ihrer Sexualität, die niemanden etwas angeht, „identifiziert“ wird. Sehr seltsam alles.

Ich bin dafür das der Begriff Toleranz wieder eine größere Rolle der Auseinandersetzung mit Diskriminierung einnehmen sollte. Er schliesst alle ein und ist geeignet Gemeinschaft zu fördern.

DerDip
7 Monate zuvor
Antwortet  SchnauzeVoll

Ja, und ich denke, dass gegendersensible Sprache eher nachteilig ist, weil diese eben die Unterschiede betont als das gemeinsame. Wenn ich bspw. über Lehrer spreche, meine ich damit alle, die diesen Beruf ausüben. Erst durch gendersensible Sprache werden die sexuellen Identitäten in den Vordergrund gerückt. Mir als liberal denkender Mensch ist vollkommen egal, welche sexuelle Identität jemand hat. Lehrer ist Lehrer.

Bambi
7 Monate zuvor
Antwortet  DerDip

Dabei geht es nicht darum, was Sie finden.
Es geht hier um wissenschaftliche Fakten und Wissen, das verwendet werden kann, um Ungleichheiten abzubauen. Ich wüsste nicht, was dagegen spricht. Machen wir bei Naturwissenschaftlichen Erkenntnissen doch auch.

Sprache bildet Realität, genauso wie Sprache versucht Realität
abzubilden. Wenn sich Sprache verändert, verändert sich Realität. Unsere Sprache ist ge-gendert, nämlich männlich*. Das verursacht (wissenschaftlich nachweislich) eine Bevorzugung männlich-zugeschriebener Attribute. Dementsprechend eine Benachteiligung aller anderer (Frauen, FLINTA*, LGBTIQA*, … auch bezüglich der in dem vorherigen Kommentar genannten Eigenschaften: schwach, dick, sensibel, klein, etc.). Deshalb ist es so wichtig, wie mit Sprache gearbeitet wird. Um Gleichheit/Gerechtigkeit herzustellen bedarf es also einer gerechten/gleichberechtigten Sprache.

Kleine Anmerkung und Richtigstellung zu einer weitverbreiteteten Falschannahme: niemand schreibt jemand anderem das diverse Gendern von Sprache vor, es handelt sich dabei um einen Wunsch und eine Empfehlung aufgrund von wissenschaftlichen Erkenntnissen unter der Prämisse einer demokratischen Gesellschaft, die sich um Minderheiten kümmert und Grundgesetzte wahren will : Gleichheit herzustellen. Es gibt sehr viele Arten, wie das umgesetzt werden kann und es gibt noch keine zufriedenstellende Lösung, weswegen da noch weiter dran gearbeitet und auf Ideensuche gegangen werden sollte.
Hingegen eine Verordnung, wie z.B. Sachsens Kultusministerium sie eingeführt hat (oder Bayern nun plant), durchaus vorschreibt, wie in Schulen gegendert werden soll: nämlich männlich. Hier wird eine vorher offene Regelung (es darf gemacht werden, wie jede:r will) reglementiert wird. Was gegen die Wissenschaftlichen Erkenntnisse und gegen die Demokratische Idee des Minderheitenschutzes gehandelt ist. Wenn also jemand beschimpft werden sollte dann diese Entscheidungsträger, die Rückschritt statt Fortschritt betreiben. – Exkurs beendet.

Um auf Ihr Beispiel einzugehen: wenn Sie sich unter Lehrern alle vorstellen, dann ist das ganz im demokratischen Sinne und prima für Ihre Mitmenschen. und dann sind Sie offensichtlich eine umfänglich gebildete Person, die sich dessen bewusst ist, dass es auch andere Lehrer:innen gibt als Männer (und Frauen). Dieses Wissen steht aber leider nicht allen zur Verfügung, schon gar nicht Kindern, die es nur so vorgelebt bekommen.
Darüber hinaus geht es bei Berufsbezeichnungen um uralte Beschreibungen der Realität, die sich aber immer noch darauf auswirken, welches Bild/Image wir von dem Beruf haben. Es gibt zahlreiche Studien die zeigen, dass
a) Kinder sich über die Berufsbezeichnungen dem gender-entsprechenden Eindruck zuordnen: also Mädchen denken, sie kommen für Arzt nicht in Frage – aber Hebamme und Krankenschwester sind in Ordnung. b) die zeigen, dass Kindern aufgrund ihrer Zuschreibung (die andere ihnen geben, nicht sie selbst) auch entsprechend erzogen werden > Mädchen spielen mit Puppen nicht mit Technik, weil Erwachsene denken, Mädchen spielen mit Puppen.
Das aufzulösen wäre im Interesse aller, denn dann könnten auch Männer undiskriminiert Frauenberufe ausüben. Derzeit ist es ihnen jedenfalls leichter, als andersherum. Den meisten Menschen fällt es leicht, zu einem Krankenpfleger nicht Krankenschwester zu sagen, und/oder ihn* in seiner* Ansprache zu adressieren, wie er* es möchte. Auch fällt es den meisten Menschen leicht, die Leute mit doppelten Vornamen zu fragen, welchen sie als Rufnamen haben möchten, oder im Privaten, ob Sie mit dem Spitznamen ok sind. Auch ob geduzt oder gesiezt werden soll, ist meist schnell verhandelt. Das einzige Problem besteht für Leute darin, wenn eine Person um eine andere Anrede bittet, die das Geschlecht (gender) betrifft. Da muss sich gefragt werden: warum – was ist das Problem?

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit und die Energie, mit der sich alle in den Kommentaren dem Thema widmen.

Hans Maiaer
7 Monate zuvor
Antwortet  Bambi

Genau das!

Alx
7 Monate zuvor
Antwortet  Bambi

Es ist noch deutlich schlimmer:
Wenn Sie Lehrer sagen, dann denken die Menschen an einen Lehrer mit einer bestimmten Hautfarbe, Haarfarbe, Ethnie und Religion.
Und das wird sprachlich noch überhaupt nicht abgebildet!!!
Dabei kann ein Lehrer ja jede Hautfarbe, Ethnie und Religion haben.
Und vielleicht kann er auch sehr dick oder sehr dünn sein.
Sehr dicke und sehr dünne Menschen sind sprachlich auch nicht inkludiert.
Und viele denken bei Lehrern tendenziell an Menschen mittleren Alters. Das ist gegenüber allen anderen Altersgruppen doch sehr diskriminierend.

Würden Sie dem Wunsch nachkommen, alle Hautfarben, Ethnien, Religionen und Altersgruppen in Ihre Sprache einzubauen?

DerDip
7 Monate zuvor
Antwortet  Bambi

Ihr Kommentar ist analog zur gendersensiblen Sprache: Zu lang und kompliziert um sich im Alltag durchzusetzen.

Hans Maiaer
7 Monate zuvor
Antwortet  DerDip

Oh man. Und ich verstehe unter Lehrer nur die männlichen Vertreter. Es gibt Studien, die das belegen. Und das ist schlimm. Wir sollten an die Frauen, Mädchen und nonbinäre Menschen denken, die hier sprachlich nicht abgebildet werden. Das prägt. Menschen wie sie, die wohl männlich sind, schreien doch auf, wenn man nur noch von Lehrerinnen sprechen würde und damit alle meinen würde. So schwer kann das doch nicht zu begreifen sein!

DerDip
7 Monate zuvor
Antwortet  Hans Maiaer

Warum tun Sie das denn? Fällt es Ihnen so schwer das Konzept von grammatikalischem Geschlecht vom realen Geschlecht zu trennen?

Tim Bullerbü
7 Monate zuvor
Antwortet  DerDip

Dann sagen wir doch zukünftig einfach überall die weibliche Form. Die Männer werden dann schon verstehen, dass sie auch gemeint sind. Allen Lehrerinnen ein schönes Wochenende!!!

DerDip
7 Monate zuvor
Antwortet  Tim Bullerbü

Von mir aus. Ist mir lieber als Sternchen oder Ähnliches. Aber dann bitte was erfinden, was ordentlich klingt. Nicht „Innen“.

Dil Uhlenspiegel
7 Monate zuvor
Antwortet  SchnauzeVoll

Und jetzt stellen wir uns mal für eine kurze Minute vor, die SuS wären Arbeitskräfte am Arbeitsplatz mit den geltenden Arbeitsschutzgesetzen …

SchnauzeVoll
7 Monate zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Ich sehe den Zusammenhang nicht. Mobbing ist an Schule wie Arbeitsplatz verboten. Und hüben wie drüben wird Gendersprech nichts ändern.

Dil Uhlenspiegel
7 Monate zuvor
Antwortet  SchnauzeVoll

Da ist was dran. Mir scheint aber halt, Mobbing und sozialer Druck sind in Arbeitsplätzen doch noch ein wenig „verbotener“ als im Klassenalltag, Schulbus und auf dem Pausenhof, gerade wenn keiner zusieht.

Tim Bullerbü
7 Monate zuvor
Antwortet  SchnauzeVoll

Wenn man dieser Argumentation folgt, dann soll es auch weiterhin ok sein „Alter, bist du behindert!?“ zu sagen?
Und dann brauchen wir in Stellenanzeige auch keine Ärztin zu suchen, weil die Frau schon verstehen wird, dass sie mit „Arzt“ auch gemeint ist?
Interessant. Warum verwirrt mich das bloß so.
Ach ja, weil wir im 21. Jahrhundert sind.

DerDip
7 Monate zuvor
Antwortet  Tim Bullerbü

Für mich ist es absolut normal zu sagen: Ich gehe heute Nachmittag zum Arzt, auch wenn mein Arzt eine Ärztin ist. Warum? Weil ich in dem Fall über den Beruf der Person bzw. meine Behandlung spreche. Ob der Arzt nun männlich oder weiblich oder nonbinär ist, ist mir gelochgültig, solange ich ordentlich behandelt werde. Und aus dieser Einstellung versucht man bei mir Diskriminierung abzuleiten? Nur weil ich eine durch paar Akademiker ausgesuchte Sprachkonstruktion ablegen? Erkennen Sie den Widerspruch?

Hermine
7 Monate zuvor

Auch wenn’s schwer fällt, liebe Kolleg_innen: Outet euch, auch als Straight Allies!

Führt zu interessanten Gesprächen, gelegentlichen blöden Kommentaren (= prima Gesprächanlässen), Dankbarheit bei vielen (nicht nur den queeren Kids) – und die gewonnene Authentizität tut auch der eigenen Seele gut.

GimmePopcorn
7 Monate zuvor
Antwortet  Hermine

Wieso nur als Straight Allies?

Erstens denke ich, dass es auch unter uns Lehrkräften genug Personen gibt, die ebenfalls queer sind, also eben nicht straight und zweitens sollten wir doch so oder so Allies unserer Schüler und Schülerinnen sein.

Ich gebe zu, dass mir das Gegendere und das gehäufte Thematisieren der LGBTQ+*- Belange ab und zu auf den Zeiger fallen, aber wenn es um Kinder und Jugendliche geht, die auf der Suche nach Selbsttfindung sind, insbesondere die mir anvertrauten, versuche ich diese vorbehaltlos zu unterstützen. An meiner Schule gibt es inzwischen in fast jedem Jahrgang mehrere Kiddies, die trans, schwul, lesbisch oder sonstwie divers sind und zumindest die meisten davon können das auch ohne Anfeindungen im Schulleben zeigen und das an einer sehr ländlichen Schule mit recht konservativ eingestellter Umgebung. Manchmal wissen wir Lehrer es, bevor es den Schülerinnen und Schülern selbst bewusst wird. Was ich schade finde ist, dass nicht wenige von ihnen keinerlei Unterstützung aus dem Elternhaus bekommen. (Nur anekdotische Evidenz…)

Ansonsten schließe ich mich Ihrem Kommentar natürlich an! 🙂

Hermine
7 Monate zuvor
Antwortet  GimmePopcorn

Danke für die Anmerkungen – und ich schrieb: AUCH als Straight Allies. Für queere Lehrkräfte und Schulmitarbeiter_innen gilt das natürlich schon lange. 🙂

Alx
7 Monate zuvor
Antwortet  Hermine

Gerade der Begriff Ally zeigt die Radikalität der LGBTQIA2S+-Gemeinschaft gut auf.

„Das Wort Alliierte stammt aus dem Lateinischen und bedeutet Verbündete, die ein Bündnis (eine Allianz) geschlossen haben, zumeist in einem Krieg. Dabei muss es sich nicht um einen formellen Vertrag handeln, ein koordinierter Kampf gegen einen gemeinsamen Gegner reicht aus.“ (Wikipedia)

Bei Alliierten denkt man sofort an den 2. Weltkrieg.
Und selbst, wenn sie es nicht in diesem militärischen Kontext verwenden wollen, so ist es doch genau das Gegenteil von Inklusion, eine Allianz mit einer Gruppe zu bilden. Dadurch schließen sie viele Menschen aus, die nicht Teil ihres Bündnisses sind.

Gerade in der Schule sollte eher daran gearbeitet werden die Lager zu vereinen, statt durch eine Allianz die Gräben zu vertiefen.

Indra Rupp
7 Monate zuvor

Das so viele Diskriminierung erleben, ist einfach erklärt:
Bei uns waren drei Personen in der Klasse, die Trans oder nicht binär waren, davon evtl auch welche homosexuell, eine weitere Person evtl homosexuell oder bi – noch unentschlossen.
Alle mit biologisch gelesen weiblichem Geschlecht – die cis-Jungs sind da grundsätzlich weniger offen und weniger geoutet aber auch weniger fluide.
Unabhängig davon, ob alle Trans, nichtbinär ect bleiben – was statistisch unwahrscheinlich ist- oder in der Findungsphase sind, FAST alle Lehrer und Lehrerinnen sind damit empathisch umgegangen und auch FAST alle Schülerinnen und Schüler. Sogar beim Abschluß Zeugnis und der dazugehörigen Feier wurden diese Trans Jungs und NB’s mit dem von ihnen gewählten Namen aufgerufen und auch so in der Zeitung erwähnt bzw als Zusatz.
Aber : Da gibt es dann EINE Lehrerin, die das Quatsch findet und die Trans Jungs konsequent mit deren Mädchennamen anspricht. Genauso zwei muslimische Jungs in der Klasse, die das gerade tun, weil es sich um biologisch gelesene Mädchen handelt und sie sie damit „erniedrigen“ wollen, weil sie das weibliche Geschlecht entsprechend so sehen. Komischerweise hatte genau diese Lehrerin ein Problem mit diesen muslimischen Jungs und deren Sichtweise auf Frauen – ist aber komplett unsensibel und ignorant, wenn welche, die in ihren Augen Mädchen sind, keine Mädchen sein wollen.
So reicht also eine Lehrerin, die die Transjungen, wenn sie sich melden immer als Mädchen dran nimmt oder zwei muslimische Kumpels, die den Trans Jungs wie den Mädchen hinterherpfeifen – und schon haben 100 % der queeren Schülerschaft dieser Klasse Diskriminierung erfahren.

Sandrina
7 Monate zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Und jetzt frage ich mich: „Was soll ein allumfassendes Gendern daran ändern?“. Es gibt intolerante Menschen, und damit muss doch jeder in gewissem Umfang umgehen und da an seinem Selbstbewusstsein und seiner Resilienz arbeiten.
Ein Lehrer, der einen Schüler, der als Mädchen geboren wurde, aber klar seinen Wunsch geäußert hat, als Junge angesprochen zu werden, weiter als Mädchen anredet, ist einfach fürchterlich respektlos und das sollte Folgen in Form einer klaren Ansage durch übergeordnete Personen haben.
Ebenso sollte man das Gespräch mit den Jungs suchen, dass sie Mobbing in der Schule zu unterlassen haben und ansonsten Konsequenzen befürchten müssen. Das müssten sie bei Mobbing aus anderen Gründen doch auch.

Hans Maiaer
7 Monate zuvor
Antwortet  Sandrina

Wieso muss man das Gendern denn verbieten? Wieso kann man es nicht einfach jedem freistellen zu gendern oder eben nicht?

447
7 Monate zuvor
Antwortet  Hans Maiaer

Könnte man.

Nur weiß doch mittlerweile jeder, wie eure Salamitaktiken funktionieren.

Erst ist es freiwillig.
Dann „erwünscht“.
Dann wird „dazu aufgefordert“… und immer so weiter.

Von daher: Unglaubwürdig.

Lisa
7 Monate zuvor

Ich habe es bisher in drei Fällen als Lehrerin aber auch als Mutter im Freundeskreis anders erlebt: Schule eher als Schutzraum. Ganz große Konflikte mit Eltern und Familie.( Nein, nicht muslimisch, evangelische Freikirche) Scheint anderswo also umgekehrt zu sein?

Wutbürger
7 Monate zuvor
Antwortet  Lisa

Es hat ja seinen Grund warum den Staatskirchen immer mehr Menschen weglaufen. Die Freikirchen sind die Alternativen für die, die wirklich glauben, quasi back to the roots.

Hans Maiaer
7 Monate zuvor

Wer kann es ihnen verübeln? Bayern hält halt nix von queeren Menschen. Noch schön das Gendern verbieten, warum auch immer das ein Problem sein soll, und nonbinäre Menschen einfach wieder schön unsichtbar machen, und die Frauen dazu auch.

Ragnar Danneskjoeld
7 Monate zuvor

Wer ernsthaft glaubt, dass Gendern etwas an der Diskriminierung von LGBTQI* ändert, dem ist nicht zu helfen. Mir hat es jedenfalls nie geholfen.