Bildungsministerin: Früh-Förderung muss in Kitas systematischer erfolgen

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MAINZ. Die Fähigkeiten von Kindern, die eingeschult werden, sind viel unterschiedlicher als früher, sagt die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Hubig. Das erfordert ihrer Meinung nach ein Umdenken auch bei althergebrachten Gewohnheiten in Kita und Schule.

„Da prallen noch zwei Welten aufeinander“: Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD). Foto: Peter Bajer/Ministerium für Bildung Rheinland-Pfalz

Nach den schlechten Ergebnissen deutscher Schülerinnen und Schüler bei der jüngsten Pisa-Studie (News4teachers berichtete) muss nach Ansicht der rheinland-pfälzischen Bildungsministerin Stefanie Hubig der Fokus auf den Übergang von Kita zu Schule gelegt werden. «Das ist ein Thema, das wir erkannt haben», sagte die SPD-Politikerin in Mainz. «Da prallen noch zwei Welten aufeinander, die Schulwelt und die Kitawelt. Diese beiden Systeme besser miteinander zu verzahnen und entsprechende Angebote zu machen, daran arbeiten wir.»

Aktuell arbeiteten einzelne Kitas noch sehr unterschiedlich, sagte Hubig. «Es gibt tolle Beispiele im Bereich MINT oder beim Spracherwerb, da lernen die Kinder vieles, was sie später für die Schule brauchen, zum Beispiel sich zu konzentrieren.» Das müsse in die Fläche getragen werden. «Unterschiedliche Schwerpunkte sind gut. Aber wir müssen gucken, dass es systematischer passiert und dass wir auch den Erzieherinnen und Erziehern stärkere Hilfestellung dabei geben.» MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik.

Ein Schritt hin zu einer besseren Verzahnung von Kita und Schule sei jüngst die erste gemeinsame Konferenz der Kultusminister und der Jugend- und Familienminister gewesen, berichtete Hubig, die politische Verantwortung für beide Systeme trägt (in vielen anderen Bundesländern ist die Zuständigkeit getrennt).

Es gehe zentral um Fragen der frühen Förderung. «Kinder haben ganz unterschiedliche Fähigkeiten, wenn sie in die Schule kommen», sagte die Ministerin. «Wir haben nicht mehr die Alterskohorten, die alle ungefähr das Gleiche können.» Es gebe eine viel größere Spreizung als früher, das beanspruche Kitas und Schulen sehr.

«Das Denken in festen Klassen mit immer festen Settings, wo alle zur gleichen Zeit das Gleiche machen, das funktioniert einfach nicht mehr in dieser Zeit»

«Ich glaube, wir müssen uns ganz stark auf Basis-Kompetenzen konzentrieren», sagte Hubig. Sprache etwa sei «fundamental für alles, nicht nur für Lesen, sondern auch für Mathematik, für alles andere». Gleichzeitig müsse aufgepasst werden, dass Schülerinnen und Schüler, die schon viel könnten, auch Angebote bekämen. «Das Denken in festen Klassen mit immer festen Settings, wo alle zur gleichen Zeit das Gleiche machen, das funktioniert einfach nicht mehr in dieser Zeit.»

Von der Debatte um strukturelle Veränderungen in der Bildungspolitik bis hin zur Forderung nach einer Grundgesetzänderung hält die rheinland-pfälzische Bildungsministerin nichts. «Ich bin nach wie vor eine Anhängerin des Bildungsföderalismus», sagte sie. Gleichwohl müsse die Zusammenarbeit der Länder noch effektiver werden, «dass wir uns nicht alle 16 Mal das Gleiche überlegen. Mit der Strukturreform der Kultusministerkonferenz gehen wir genau das an».

Es könne auch nicht alles der Schule überlassen werden. «Wir können nicht erwarten, dass Spracherwerb am Schultor beginnt und nach dem Schultor wieder endet», betonte die Sozialdemokratin. «Da gehören Familien dazu, da gehören Nachbarn dazu, da gehören Sportvereine mit dazu.» Kinder und Jugendliche hätten ein anderes Freizeitverhalten als früher. «Da, wo früher noch viele gesagt haben, Lesen ist mein liebstes Hobby, gibt es heute andere Freizeitmöglichkeiten – mit Filmchen, mit Social Media. Aber das gute alte Buch hilft halt mehr beim Lesen, als sich Filmchen anzugucken.» News4teachers / mit Material der dpa

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Mariechen
3 Monate zuvor

Toll Steffi! Dass frühkindliche Bildung dich null interessiert, wissen wir. Sonst würdest du uns adäquat wie Hessen und NRW nach A13 bezahlen.

Karl-Heinz
3 Monate zuvor
Antwortet  Mariechen

Respekt, mit wem Sie so alles per Du sind. Und was Sie nicht alles über die Interessen anderer wissen: echt beeindruckend. Ich ziehe meinen nicht vorhandenen Hut voller Ehrfurcht.

Mariechen
3 Monate zuvor
Antwortet  Karl-Heinz

Danke! Wenn Sie wüssten mit wem ich alles per Du bin.

A.M.
3 Monate zuvor
Antwortet  Mariechen

Dass vom Gehalt allein die pädagogische Arbeit besser würde, ist mir noch nicht aufgefallen. Weit weg von A 13 sagen übrigens wirklich viele Erzieherinnen, dass ihnen bessere Betreuungsbedingungen, die zugleich auch bessere Arbeitsbedingungen wären, wichtiger sind als ein höherer Lohn.

Dass Besser“verdiener“ („Vielmehrempfänger“ wäre passender) nicht unbedingt mehr für das Wohl von Kindern in Kitas und Schulen leisten, dürfte auch schon einigen Lehrkräften aufgefallen sein.

Mariechen
3 Monate zuvor
Antwortet  A.M.

Selbstverständlich spielt Geld eine Rolle. Allein für den Nachwuchs, der eben aufgrund schlechter Bezahlung nicht nachkommt oder in die Nachbarländer abwandert. Kein Personal-keine gute Bildung. Und dann munter weiter Forderungen stellen: funktioniert nicht.

A.M.
3 Monate zuvor

«Da prallen noch zwei Welten aufeinander, die Schulwelt und die Kitawelt. Diese beiden Systeme besser miteinander zu verzahnen und entsprechende Angebote zu machen, daran arbeiten wir.»

Gibt es schon einen Termin für die Verkündigung des Ergebnisses des angekündigten Arbeitseinsatzes? Noch systematischer sollen Kindergartenkinder also gefördert werden. Vielleicht von ganz vielen Naos??? Denn ein Ende des ErzieherInnenmangels ist noch nicht in Sicht.
https://www.youtube.com/watch?v=w12Is5MivBw Dank Nao wäre es auch nicht so schlimm, wenn Erzieherinnen Dialekt sprechen, aus dem Ausland angeworbene Fachkräfte einen Akzent haben oder den intelligenten Erzieherinnen die ihnen vorgesetzten, rezeptartigen Förderprogramme zu dumm sind.
Nao ist auf „systematische Förderung“ programmierbar und „arbeitet“ bestimmt gern mit Projektmaskottchen zusammen…

Nao – die Antwort auf den Fachkräftemangel in Kitas und die geeignete Bezugsperson für Kinder, die schon vor Laptops und Smartphones gestillt wurden? – Eigentlich bräuchten Kinder nur ein paar Erwachsene, die wirklich Zeit für sie haben. Kleinere Gruppen reichen, damit Kinder Freunde finden und in sozialer Hinsicht das Wesentliche lernen. Die beste Sprachförderung im Elementarbereich findet immer noch im Alltag statt. Denn wie sollen Kinder in einer Fremdsprache durch Bildkarten all die Begriffe lernen, die sich nicht bildlich darstellen lassen? Wenn es in Kitas so laut ist, dass Wortendungen und Feinheiten kaum mit den Ohren bewusst wahrgenommen werden können, zeigen Schulkinder später in ihren Aufsätzen und Diktaten, was sie verstanden haben.

Dil Uhlenspiegel
3 Monate zuvor

Same procedure as last year? The same procedure as every year.

Ina Weidner
3 Monate zuvor

Es ist schon verwunderlich um nicht zusagen beschämend dass man jetzt erst über eine Verzahnung von Kita und Schule
nachdenkt.Aber besser spät als nie.
Ich bin Erzieherin im Hort in einer Grundschule mit Doppelnutzung.
Wir hätten für eine Verzahnung bzw. konzeptionelle Zusammenarbeit gute
Voraussetzung.Wir müssten also nicht auf ein Kommando von OBEN warten.
Schulleiter und Lehrer tun nichts.Im Gegenteil sie arbeiten gegen uns als Hort.
Sogar die Stadt als Träger hat keine Chance bzw.Lust in diese Rchtung etwas zu tun.

Mariechen
3 Monate zuvor
Antwortet  Ina Weidner

Ist bei uns umgekehrt. Wir arbeiteten seit Jahren eng zusammen. Nach Corona hatte der Kiga samt Leiterin dazu keine Lust mehr. Trotz Anstrengungen seitens unserer Schule besteht kein Interesse mehr.

BeWa
3 Monate zuvor
Antwortet  Ina Weidner

Bei uns geht die Aufforderung zur Zusammenarbeit eher von den Grundschulen aus und wird beschämend wenig von den Kitas aufgegriffen.
Ich würde mich gerne damit rausreden, dass ich als Leiterin+§30 Vertreterin des Trägervereins auch noch 32h im Gruppendienst bin und für vormittägliche Termine selten Zeit habe.
Die Wahrheit ist aber, dass in einer Kita-GS-Runde ca.15 Fachkräfte (KitaLeitungen und LuL) offen und zugewandt zusammensitzen und alle unfassbar … hmmm? … erschöpft sind und man sich eigentlich nur über Stress und die Unmöglichkeit von Problemlösungen unterhält.
Vorschlag X => kein Geld.
Vorschlag Y => keine Räumlichkeiten.
Vorschlag Z => kein politischer Rückhalt.
Vorschläge A bis W
=> können LuL oder dürfen EuE oder wollen Eltern nicht
=> kann man mit Kindern „heutzutage“ nicht mehr machen.

In einer sehr, sehr nebensächlichen Angelegenheit gibt es aber immer sofort eine einheitliche Meinung
=> Pädagogik.

Sprich:
Zwischen EuE und LuL gibt es völlige Übereinstimmung bez. der erforderlichen Kompetenzen der SuS bei der Einschulung und auch zur Frage, was Kitas leisten sollten und Grundschulen erwarten dürften.
Alles in freundlicher Atmosphäre mit viel Respekt füreinander.

Und trotzdem „kommt nix bei rum“ und ich meide diese Runden, weil sie so frustierend sind.
Das aktuelle Lieblingslied unserer Kinder ist:
„If you’re happy and you know it …“
Ganz ehrlich?
Lieber jumpe ich mit den Kurzen around, als dass ich an obigen Treffen teilnehme.

Miri
3 Monate zuvor

Die beste Lösung. Systematische, kindgerechte Bildung in dem Alter, in dem Kinder ohnehin sehr hungrig auf Bildung sind.
Ich habe viele gute Erinnerungen an die „Beschäftigungen“ in meiner Kindergartenzeit, Kneten, Geschichten erzählen, zeichnen, Mengen vergleichen ,…
Muss ja nicht 1:1 so sein früher in Sachsen, wo es schon mal erfolgreich praktiziert wurde.

BeWa
3 Monate zuvor
Antwortet  Miri

Diese ganzen „alten“ Sachen sind einfach super für die Förderung der Basiskompetenzen. Kein Problem, neue Methoden reinzubringen. Gemeinsam spielen mit klarem Regelwerk dazu … und alles wird gut!
Wenn denn die Elternhäuser nicht quasi gegenan gehen würden.
– mit unreflektierter Bildschirmzeit
– Funparcs statt Wald, Strand, Stadtpark
– Toniebox statt Vorlesen
– Konflikte mit dem Kind meiden
– Ablehnen von Wiedeholungsüben, weil laaaangweilig

dauerlüfterin
3 Monate zuvor
Antwortet  BeWa

Diese Publikumsbeschimpfung ist unfair.
In der Kita meines Kindes wird vor allem gespielt. Wer kein anderes Angebot wahrnehmen möchte, muss nicht.
Basteln, schneiden, backen, malen, singen, auf Stifthaltung achten (Linkshänder), Vorlesen etc pp. mache ich in meiner reich bemessenen Freizeit.
Mein Hals auf diese Institution geht gegen unendlich!!!

potschemutschka
3 Monate zuvor
Antwortet  dauerlüfterin

So wird es aber von vielen? Eltern und Bildungs“experten“ gewünscht. Alles andere wäre doch böser Drill! Oder doch nicht?

dauerlüfterin
3 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

In Hessen gibts als Richtschnur für die Arbeit der Kitas den sog. Bildungs- und Erziehungsplan des Sozialministeriums. Da steht nichts drin von „laissez-faire“.

BeWa
3 Monate zuvor
Antwortet  dauerlüfterin

@dauerlüfterin
Ich wollte Sie natürlich nicht unfair behandeln! Tut mir leid, wenn das so ‚rüberkam.

In „meiner“ Einrichtung machen wir das, was Sie sich wünschen. Es ist aber nicht so nährwertig und nachhaltig, wie ich wiederum es mir wünsche, da die Eltern oft nicht mitziehen. Das, was auch zu Hause geübt und vertieft werden sollte, verpufft dann manchmal.

Bei uns wird auch überwiegend frei gespielt, die Teilnahme an Mahlzeiten, Aufräumen, gezielten Beschäftigungen, Sport, Lego-/Tischspiel-/Puzzlezeit usw. ist jedoch obligatorisch.

Wir glauben, die Kinder sollen beides (kennen-)lernen: die Selbstbestimmung und die Anpassung.
Witzigerweise gibt es dafür weit überwiegend auch die Zustimmung von Kollegen und Kolleginnen, die selbst „offen“ arbeiten. Glaube, dass entsprechende Vorgaben seitens der Träger zu erfüllen sind.
Es kann aber auch sein, dass ich überwiegend mit EuE im Ländlichen spreche. Es würde mich nicht wundern, wenn die Kollegen und Kolleginnen in städtischen Einrichtungen stärker hinter „offenen“ Konzepten stehen.

Was mir fatal erscheint, weil ich denke, dass gerade Teile von deren Klientel durch „Übungen zur Anpassung“ profitieren könnten. Und durch diesbezüglich erlangte Kompetenz auch in der Schule sowohl einfacher für die LuL als auch effektiver im Sinne von „Lernfortschritt“ zu unterrichten sind.

Dafür müsste „Anpassung“ als eine zu erlangende Kompetenz ähnlich wie „Selbstbehauptung“ gesehen werden …
– das ist oft nicht der Fall.

Ina Weidner
3 Monate zuvor

Man kann schon bei sogenannten kleinen Sachen anfangen.
Gemeinsame Verantwortung der Hausaufgabenzeit.Umbenennung in Lernzeit.Das Wort Hausaufgaben ist überholt. Kaum Grundschulkinder machen Schulaufgaben zuhause.
Auch Hausaufgabenhefte sind nicht zeitgemäß. Schulplaner ist besser.
Die Lernzeit sollte auch für Projekte genutzt werden. Nicht nur für „Übungsaufgaben „.
Es reicht auch wenn die Lernzeit nur 2-3 mal in der Woche stattfindet.
Dppelstunden mit halben Klassen in Sport, Kunst und Werken.Bei Anwesenheit des Erziehers.
Schwimmbegleitung durch den Hort.
Das ist eine Entlastung der Lehrer.
Die Kinder spüren instinktiv die Trennung von Schule und Hort.Ihr Verhalten ist anders.
Für die Festlegung der Kopfnoten könnte auch der Hortbereich mit einbezogen werden.

Anarore
3 Monate zuvor
Antwortet  Ina Weidner

Klar, das wuppen wir Erzieher*innen auch noch… Selbstverständlich entlasten wir gerne die Lehrer*innen. Haben ja selbst keinen Personalmangel…