Stark-Watzinger stellt Startchancen-Programm in Aussicht – Digitalpakt 2.0 nicht

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ERFURT. Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) hat in Aussicht gestellt, dass es bereits Ende Januar beim geplanten Startchancen-Programm zu einer abschließenden Verständigung zwischen Bund und Ländern kommen wird. Offensichtlich hat das Projekt, bei dem insgesamt 20 Milliarden Euro an 4.000 Brennpunktschulen in Deutschland fließen sollen, die Haushaltskrise überstanden. Zum Digitalpakt 2.0 allerdings schweigt sich die Ministerin aus.

Packen wir’s an!“ Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP). Foto: www.stark-watzinger.de

«Mit viel Tatendrang und Zuversicht starte ich in das neue Jahr. Die Herausforderungen sind groß, die Chancen aber auch!», so schreibt Stark-Watzinger in einer Neujahrs-Botschaft auf Linkedin. «Was mir im Jahr 2024 besonders wichtig ist: Unser Startchancen-Programm. Denn der Bildungserfolg von Kindern und Jugendlichen hängt in Deutschland noch immer stark von der sozialen Herkunft ab. Das muss sich ändern! Und ich bin zuversichtlich: Bis Ende Januar wollen wir hier zu einer abschließenden Verständigung von Bund und Ländern kommen, schon zum Schuljahr 2024/25 wollen wir starten.»

Das sogenannte Startchancenprogramm soll 4.000 Schulen, die vor besonderen sozialen Herausforderungen stehen, begünstigen. Dafür will der Bund in den nächsten zehn Jahren eine Milliarde Euro pro Jahr aufwenden; die Länder sollen den gleichen Betrag zuschießen. Profitieren sollen Schulen mit einem hohen Anteil sozial benachteiligter Schülerinnen und Schüler. Im Dezember hatte VBE-Bundesvorsitzender Gerhard Brand angesichts der Haushaltskrise der Bundesregierung die Befürchtung geäußert, dass das Startchancen-Programm und der Digitalpakt 2.0 dem Rotstift zum Opfer fallen (News4teachers berichtete). Beide Projekte werden im Koalitionsprogramm der Ampel-Regierung angekündigt. 

«Wir haben einen Sozialindex erarbeitet und anhand dieses Index ein Ranking mit Schulen erstellt»

Beim Startchancen-Programm macht auch schon ein erstes Budesland Nägel mit Köpfen. In Thüringen sollen 100 Schulen davon profitieren. Die Schulen werden vor allem nach sozialen Kriterien ausgewählt, erklärte Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke) in Erfurt. «Wir haben einen Sozialindex erarbeitet und anhand dieses Index ein Ranking mit Schulen erstellt.» Auch der Anteil von Schülern mit Migrationshintergrund spielt eine Rolle. Die Details dazu will er mit den Landkreisen und kreisfreien Städten, die meist Schulträger sind, am 18. Januar besprechen. Geplant ist, dass das Geld etwa in multiprofessionelle Teams an den Schulen fließt und mehr pädagogische Assistenzen finanziert werden.

Neben Personal können auch Investitionen in eine bessere Lernumgebung gefördert werden. Außerdem soll es ein frei von den Schulen verfügbares «Chancenbudget für bedarfsgerechte Lösungen zur Schul- und Unterrichtsentwicklung» geben, wie ein Sprecher des Thüringer Bildungsministeriums erklärte. Weitere Budgets könnten für Qualifizierungen und Fortbildungen genutzt werden.

«’Du kannst es schaffen, wenn du dich anstrengst‘ – dieses Versprechen soll wieder für jedes Kind gelten. Packen wir’s an! 💪🤝 Es geht um nichts weniger als die Zukunftschancen unserer Kinder», so beschließt Stark-Watzinger ihren Neujahrsgruß – ohne auf den Digitalpakt 2.0 einzugehen. Bereits im Herbst hatten die Bundesländer die Befürchtung geäußert, dass der Bund aus dem angekündigten Projekt, mit dem die Digitalisierung der Schulen in Deutschland weiter finanziert werden soll, aussteigen möchte. News4teachers

Steigt der Bund aus dem Digitalpakt aus? Länder fürchten, dass die neu angeschaffte Schul-IT ab nächstem Jahr verrottet

 

 

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11 Kommentare
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Unfassbar
3 Monate zuvor

Ein Startchancenprogramm wird überwiegend unbezahlte Lehrerarbeitszeit kosten, der Digitalpakt echtes Geld. Das Schweigen ist also kein Wunder. Außerdem ist Wahlkampf.

Realist
3 Monate zuvor
Antwortet  Unfassbar

Dafür will der Bund in den nächsten zehn Jahren eine Milliarde Euro pro Jahr aufwenden; die Länder sollen den gleichen Betrag zuschießen. Profitieren sollen Schulen mit einem hohen Anteil sozial benachteiligter Schülerinnen und Schüler.“

Richtig. Die Argumentation wird ungefähr Folgendermaßen laufen:

Die tollen Maßnahmen des „Startchancen Programms“ werden den Wählern versprochen und in schulisches Verordnungen und Richtlinien implementiert. Danach passiert Folgendes:

Entweder: Der Bund hat das Geld nicht, weil es ja soviele „wichtigere“ Dinge gibt (z.B. ein neues Haushaltsloch, ein neuer Krieg irgendwo, eine neue Subvention für irgendwas oder irgendwen, die Sozialleistungen explodieren, die Wirtschaft braucht mehr „Kurzarbeitergeld“, das Klima will auch „gerettet“ werden, …). Und wenn der Bund nicht zahlt, dann zahlen die Länder auch nicht, weil: Zu teuer.

Oder: Die Länder haben das Geld nicht, weil es ja soviele „wichtigere“ Dinge gibt (z.B. die Unterstützung der notleidenden Kommunen, die Stärkung der „inneren Sicherheit“, die Rettung notleidender Krankenhäuser oder Kliniken, eine neue, teure Naturkatastrophe,der Klimawandel …). Und wenn die Länder nicht zahlen, zahlt der Bund auch nicht, steht ja so in den Verträgen.

Am Ende wird man sich auf die kostenneutrale Lösung einigen: Die Lehrkäfte „müssen“ mal wieder, der Kinder zuliebe, der „Verantwortung für die Zukunft“ zuliebe, der Bedeutung für den „Standort Deutschland“ zuliebe, außerdem sind es ja großteils überbezahlte, unterbeschäftigte Beamte, die sich sowieso mit Leib und Seel dem Staat verkauft haben, die Schulen in den „besseren Gegenden“ sind eh „privligiert“, da gehen auch 40er-Klassen, damit die Schulen in den „benachteiligten Gegenden“ die versprochenen Leistungen erhalten, die OECD empfiehlt mehr „Einsatz“ in den Schulen, die SWK ebenso, und so ein bisschen Mehrarbeit ist ja nur „ein Stündchen mehr“ (pro Woche? pro Tag?)…

Dil Uhlenspiegel
3 Monate zuvor

Könnten wir evtl. mehr Artikel über Speziesismus kriegen?

Hans Malz
3 Monate zuvor

Überraschung – nicht.
Naja, ich bin daran gewöhnt, den alten Kram am Laufen zu halten.

Der Zauberlehrling
3 Monate zuvor
Antwortet  Hans Malz

Genau, vor allem sich selbst – da alter Kram.

Da müssen die Geräte – wie die Atomkraftwerke – eine Laufzeitverlängerung bekommen.

Lisa
3 Monate zuvor

’Du kannst es schaffen, wenn du dich anstrengst‘ – dieses Versprechen soll wieder für jedes Kind gelten. Packen wir’s an! „. Dieses Versprechen gilt – durchschnittliche Intelligenz und keine größeren Verhaltensauffälligkeiten vorausgesetzt – doch jetzt schon.

Ça me fatigue
3 Monate zuvor

Wie wäre es, wenn man grundlegend für alle SuS in „gesundes Frühstück“ investiert?

Es gibt viel zu viele SuS (jedes Alter), die ohne vernünftiges Frühstück bzw. Pausenbrot in die Schule kommen. Da werden auf dem Weg zur Schule noch schnell Chips, Süßigkeiten und Energydrinks besorgt – die Verpackungen fliegen überall in der Schule herum und die SuS sind unausgeglichen und aufgedreht. Oder es wird gefastet. Diejenigen, die mit Karotten und geschmiertem Brot in der Dose kommen, werden gemobbt und teilweise landet alles im Mülleimer (ist ja uncool).

Unterzuckerte und überzuckerte Jugendliche können weder ordentlich denken noch lernen. Das soziale Miteinander funktioniert dann ebenfalls nicht.

Auch diese Art von Unterstützung und Erziehung des Elternhauses funktioniert zu oft nicht und nimmt dann auch noch Einfluss auf die, bei denen es theoretisch funktioniert. Ein blöder Kreislauf!

Hat das jetzt was mit Brennpunktschulen zu tun??

In jedem Fall habe ich selten gelesen, dass dieses Problem vorhanden ist und durchaus nicht vernachlässigt werden sollte.

potschemutschka
3 Monate zuvor
Antwortet  Ça me fatigue

Meine ehemalige Schule hatte tarsächlich mal mit dem Gedanken gespielt, den Schülern Frühstück anzubieten. Aber wer schmiert denn die gesunden Brote, macht den notwendigen Einkauf und Abwasch,…? Braucht man dafür ein Gesundheitszeugnis? Was ist mit Allergien? … Es war nur eine ganz kurze Idee!

Gudrun
3 Monate zuvor
Antwortet  Ça me fatigue

Da kenne ich auch Lehrkräfte, die sich besser ernähren könnten.

Sepp
3 Monate zuvor
Antwortet  Ça me fatigue

Bei uns ist das Mittagessen für Kinder kostenlos, deren Eltern Arbeitslosengeld bzw. Sozialhilfe bekommen. Nur finden die „gesundes“ Essen uncool und essen nur Teile davon.
Was nichts kostet, wir auch als selbstverständlich wahrgenommen und hat keinen Wert.

In meiner eigenen Klasse erlebe ich die Brotdosensituation übrigens anders als Sie:
Auch die Jungs teilen gerne Gemüse wie Gurken, Paprika usw. mit einander. Das ist für niemanden uncool und es werden Frühstücksdosen gemeinsam leergegessen.

Ça me fatigue
3 Monate zuvor
Antwortet  Sepp

Das ist super, wenn es in einer Gruppe Jugendlicher so funktioniert. Es kommt eben sehr auf die Schülerschaft an.