LEIPZIG. Studienanfänger in Sachsen haben einer Studie zufolge «teilweise gravierende Defizite» in Mathematik. Probleme zeigten sich im korrekten Umgang mit Potenzen und Brüchen sowie bei einfachen algebraischen Termumformungen, wie Prof. Max von Renesse vom Mathematischen Institut der Universität Leipzig am Dienstag mitteilte. «Bemerkenswert ist in diesem Segment das deutlich bessere Abschneiden der Teilnehmenden mit Schulabschluss aus dem Ausland».
An der Studie hatten rund 2.100 Studierende des ersten Semesters der Studiengänge Wirtschaft, Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technologie (WiMINT) aus acht sächsischen Hochschulen teilgenommen. Dabei wurden die Kenntnisse in den schulmathematischen Kernkompetenzen entlang der geltenden Lehrpläne der Mittel- und Oberstufe mit Testaufgaben schriftlich untersucht. Die Aufgaben wurden von einer Kommission aus Lehrkräften, Fachdidaktiker*innen und Hochschullehrenden so gestaltet, dass eine Bearbeitung für Abiturientinnen und Abiturienten hilfsmittelfrei ohne größere Schwierigkeiten möglich sein sollte.
Sächsische Studienanfängerinnen und -anfänger mit einem Abitur aus dem Freistaat erreichten dabei im Schnitt bessere Ergebnisse als ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen mit Schulabschluss aus anderen Bundesländern. «Sie bewiesen ein insgesamt gutes intuitives Verständnis von Funktionsgraphen und ihrer formelmäßigen Beschreibung», so heißt es.
«Ein erfolgreicher Start ins Studium kann kaum gelingen, wenn die Basisfähigkeiten nicht in den Jahren zuvor erworben und kontinuierlich geübt wurden»
Bei den festgestellten Problemfeldern handelte es sich schwerpunktmäßig um Inhalte aus der Sekundarstufe I sowie aus dem Übergangsbereich zwischen Primar- und Sekundarschule, wie die Auswertung zeigte. In der späteren kritischen Phase des Übergangs von der Schule zur Hochschule hätten gerade diese Versäumnisse und mangelnde Grundfertigkeiten die wesentliche Hürde für den Erfolg in einem WiMINT-Studium dargestellt.
«Ein erfolgreicher Start ins Studium kann kaum gelingen, wenn die dafür erforderlichen Basisfähigkeiten nicht bereits in den Jahren zuvor erworben und kontinuierlich geübt wurden», betont von Renesse, Co-Sprecher des Arbeitskreises Schulmathematik der sächsischen Hochschulen, der im vergangenen Oktober die neue landesweite Lernstandserhebung vorgenommen hatte und deren Ergebnisse jetzt veröffentlicht wurden.
In Deutschland werden Fachkräfte und Spezialist*innen in den Bereichen Wirtschaft, Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technologie dringend für den Erhalt unserer Innovations- und Wirtschaftskraft gebraucht. Das Institut der Deutschen Wirtschaft schätzte zum Ende des Jahres 2022 die Lücke auf 326.100 Fachkräfte in diesen Bereichen. Dem immensen Bedarf an qualifiziertem Personal stünden auf Seiten der Hochschulausbildung trotz abgesenkter Standards abnehmende Einschreibezahlen und hohe Abbruchquoten in den WiMINT-Studiengängen gegenüber, erklärt Prof. von Renesse. Meist werde ein Studium in diesen Fachrichtungen wegen individueller Überforderung in den Mathematikmodulen abgebrochen. Mathematische Kompetenz sei jedoch in WiMINT-Berufen unverzichtbar und ihre Vermittlung wichtiger Bestandteil der Qualifikation.
Vor diesem Hintergrund hat der Arbeitskreis Schulmathematik der sächsischen Hochschulen – ein seit 2017 bestehendes Bündnis von Hochschullehrenden aus Mathematischen Instituten sächsischer Universitäten und Hochschulen – diese umfassende Bestandsaufnahme der Mathematikkenntnisse unter den Studienanfänger*innen im Freistaat vorgenommen. Ziel des Bündnisses ist die Verbesserung des Studienerfolgs besonders in der Übergangsphase von Schule zu Hochschule. Wie 2023 wurden bereits 2017 und 2022 entsprechende Untersuchungen durchgeführt. Die damaligen Befragungen lieferten ein ähnliches Bild.
«Die begleitende Wiederholung der Grundlagen sollte auch in späteren Klassenstufen nicht vernachlässigt werden»
«Die Lernstandserhebung 2023 zeigt, dass die insgesamt erfreulichen Abiturergebnisse Sachsens in Mathematik nur begrenzt als Indikator für die Studierfähigkeit unserer SchulabgängerInnen in WiMINT-Fächern dienen können», betont Prof. Silvia Schöneburg-Lehnert, die ebenfalls für den Arbeitskreis Schulmathematik spricht.
Eigenständiges Denken und selbstverantwortliches Lernen in den auf strukturelle und quantifizierbare Erkenntnisse ausgerichteten Wissensbereichen könnten nur gelingen, wenn Schulkinder besonders in der Mittelstufe die dafür erforderlichen elementaren Fertigkeiten und Konzepte gemeinsam mit ihren Begründungen erlernen und üben. Nur dann könnten später die notwendigen weitergehenden mathematischen Methoden erfolgreich vermittelt und bis zur Anwendungsfähigkeit verstanden werden. «Die begleitende Wiederholung der Grundlagen sollte auch in späteren Klassenstufen nicht vernachlässigt werden. Das ist wie mit einer Fremdsprache. Um die zu beherrschen, muss man auch Vokabeln trainieren», erläutert von Renesse.
Am 23. Januar 2024 findet in Dresden die zweite «Fachtagung Übergang Schule-Hochschule» statt, zu der der Arbeitskreis Schulmathematik gemeinsam mit der sächsischen Landesfachberaterin Mathematik und mit Unterstützung des Sächsischen Kultusministeriums einlädt. Im Mittelpunkt der Konferenz stehen Strategien und Maßnahmen zur Qualitätssicherung für den Mathematikunterricht an den sächsischen Gymnasien und Oberschulen – sowie mögliche Reaktionen auf Seiten der Hochschulen zu den festgestellten Defiziten bei den Studienanfängerinnen und -anfängern. News4teachers
Der meistgelesene Artikel 2023: Mathematik-Professor geht mit Grundschulen ins Gericht
Na so was! Hört sich überrascht an, ist aber schon lange unter Mathe-Lehrern bekannt. Nur die Medizin ist nach wie vor die Falsche. Für INSIDER sage ich nur übertriebene Kompetenzorientierung ohne Sinn und Verstand. So lernt kein Mensch richtig Mathematik.
Dasselbe gilt für den Deutschunterricht. Man musste noch nie so wenig schreiben können wie heutzutage.
@konfutse
Ich vermute, dass gilt ebenso für viele andere Studienfächer, die zuvor Unterrichtsfächer an Schulen waren. (Also nicht für Medizin o.Ä.)
Und bevor ich daran erinnert werde, beim Thema (also Mathe) zu bleiben, hier mein Vorschlag (, der auch für die o.g. anderen Fächer machbar wäre – und das auch noch “für’n kleinen Taler”):
Einfach in der Uni-Mensa neben der Salat-Theke noch ‘ne Lern-Theke aufstellen. 😉
Englisch das gleiche.
Denn “gogogoooo burst dps jäätzt!” ins Mikro krähen mag Englisch klingen und die “kommunikative Kompetenz” liegt bei 10 von 10 Punkten (immerhin versteht im Discord jeder was los ist) – nur Englisch kann man damit halt genau null komma null.
Aber hey: Koooommmuuunikative KompetäHnZ is 10 of 10 points!
Bei Ihnen leider nicht
Da stimme ich als Mathelehrer zu…vor ein paar Wochen noch Q1 Grundkurs…also die wollen Abi machen…
4x^2+2x^3 = 6x^5…(das dann ableiten und intigrieren ist übrigens kein Problem gewesen…)
Ebenso (2x+1)^2 = 2x^2 + 1^2 (war der Teil ohne Tadchenrechner, 1^2 ist im nächsten Schritt dann natürlich 2)
Und der Klassiker: 1/2 + 1/3 = 2/5
Wie ich das sehe, wird die Person, die so “gerechnet” hat, übrigens ihr Abi locker bestehen…ist halt so gewollt, muss man eben wissen.
Bei meinen Mathe-Nachhilfeschülern muss ich neben den eigentlichen Matheaufgaben auch ständig die Orthografie-Fehler der Antwortsätze korrigieren…daher erwarte ich eigentlich bei einem Lehrer ein fehlerfreies Statement…nichts für ungut!
Absolut richtig.
Es wird in allen Fächern und Schularten versucht eine “Kompetenz” zu entwickeln ohne ein dafür benötigtes Fachwissen zu vermitteln. Fachwissen wird zweitrangig und nur noch so nebenbei angesprochen.
Früher hatten wir Fachidioten, die zwar fachlich gut waren, aber nichts anwenden konnten. Heute haben die Schüler kein Fachwissen mehr und können noch weniger anwenden.
Warum schlägt hier nicht mal an geeigneter Stelle die pädagogische Freiheit der Pädagogen durch?
In vielen anderen Bereichen (wenn sich dadurch der Aufwand nach unten nivelliert) ist die pädagogische Freiheit immer DAS Argument schlechthin.
Die zentralen Prüfungen verhindern das.
Weil Sie dann so lange mit Ärger, Streit, Gesprächen usw. überzogen werden, dass Sie zu nix anderem mehr kommen. Auf deutsch: Legales mobbing.
Da gibt es nur halt das Realitätsproblem:
“Fachidioten” können Brücken, Maschinen und Stromnetze bauen, die in ECHT funktionieren – egal wie die Gefühle dazu sind.
“Kompetenzidioten” können nichts davon, GLAUBEN das aber. Und da wird es langfristig problematisch.
Kompetenz: “Ich weiß, wie es gehen könnte, kann´s aber selbst nicht wirklich.Aber anderen erklären, wie es geht – das kann ich!”
Stricken ohne Wolle 😉
@Lehrerin
Das gibt am Ende… “Des Kaisers neue Kleider”. 😉
So ist es! Das sollte sich mittlerweile aber auch weit über den Kreis der Insider herumgesprochen haben.
3 Seiten Text, danach 37 + 5.
Diese “Kompetenzorientierung” interessiert mich bei meiner Unterrichtsvorbereitung und -durchführung überhaupt nicht.
Kompetenzen sind für mich Wissen und Können:
Unter Kompetenz wird in der breiteren Bildungsdiskussion allgemein die Verbindung von Wissen und Können in der Bewältigung von Handlungsanforderungen verstanden.
(https://www.bibb.de/de/8570.php)
Alles darüber Hinausgehende, die Zerspanung des Kompetenzbegriffs in möglichst viele Kompetenzarten, Unterarten und Nebenarten, sozial, fachlich, personal, das überlasse ich den Gschaftlhubern.
Wissenschaftlich mögen die Kompetenzen ja interessant sein, wenn man anhand ihrer unterrichtliche Wirksamkeit untersuchen kann.
Das immerhin.
“Geliefert wie bestellt”
Das kommt nun nicht wirklich überraschend – zumindest nicht für Lehrkräfte. Wenn man wie in Baden-Württemberg sämtliche Hürden abschafft, um auch wirklich jeden Schüler zu einem möglichst hohen Schulabschluss zu tragen, dann kommt so ein Murks dabei heraus. Herzlichen Glückwunsch! Abitur für alle!
Abitur für alle wäre ja nicht das größte Problem – Abitur für alle ohne wirkliche Voraussetzung, das ist schon eher das Problem
Abitur für alle im wörtlichen Sinne gibt es schon. Abitur bestehbar für fast alle ist das Problem.
Abitur für alle => Zulassungsprüfung zur Uni für alle!
Somit Abitur für alle – völlig wertlos!
Kaum mehr Übungsphasen kaum mehr vernünftige Übungsaufgaben im Buch. Üben ist ja bäh und sowas von gestern.
Mathestunden gekürzt usw. Noch Fragen?
Die Verlage wollen ja die Übungshefte verkaufen. Aber auch die sind unausgewogen, weil für die Kinder mit Wissensdurst nicht oder kaum bedient werden.
Eine volle Seite mit einer Aufgabe und vielen hübschen Bildchen….
Spiralcurriculum…ein bisschen Bruchrechnung, dann mittendrin aber Dreiecke und Ähnlichkeit und ganz wichtig: Kongruenzsätze…von da dann zurück zu Brüchen, dann aber negative Zahlen etc….
Kann man mit sehr leistungsstarken SuS super machen, viele andere sehen gerade bei einem Thema das Licht am Ende des Tunnels, dann kommt aber ganz was anderes und bis man dann zurück zum alten Thema springt, ist alles wieder vergessen und man ist angehängt und verliert die Motivation…
Wir ernten was wir säen. Vor zwei Jahrzehnten im Studium wurde mit auf meine Frage, ob man Aufgaben mit Schülern heute nicht mehr üben soll, mitgeteilt, dass das Lernen lernen im Mittelpunkt stehe und die Übungen an Bedeutung verloren hätten.
Gepaart mit dem nachlassenden Wortschatz und gekrönt mit Fermi-Fragen (war vor rund 10 Jahren der letzte Schrei unter den Referendaren) weiß man doch schon lange, wohin die Reise geht.
Der Beobachtung der rückläufigen Anzahl der Übungsaufgaben in Schulbüchern stimme ich zu. Dafür werden heute gefühlte 48 Rechenvarianten vorgestellt und jede mit 5 Übungsaufgaben eingeübt. Einige wenige leistungsstarke Schüler verstehen diese Herangehensweise. Der Großteil ist leider damit überfordert. Ich kopiere deshalb immer wieder Aufgabenseiten aus meinem eigenen 85er-Schulbuch.
Durch die vielen vorgedruckten Übungshefte sind viele Kinder auch nicht mehr in der Lage, ordentlich in Hefte zu schreiben. An den ersten Schulen gibt es bereits erste Ansätze umzudenken. Vielleicht bringt die Zukunft doch wieder ein wenig Vernunft?!
Die Didaktoren erproben ihren Unterricht scheinbar nur mit den besten 10% der SchülerInnen. Und dann sollst auch mit allen anderen gehen
In Englisch und Deutsch auch!
«Die begleitende Wiederholung der Grundlagen sollte auch in späteren Klassenstufen nicht vernachlässigt werden»
Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.
Fehlende Grundlagen können in der Oberstufe nicht erarbeitet werden. Man kann in den drei letzten Jahren nicht noch den Stoff aus den fünf vorangegangenen einführen, üben und vertiefen.
Kompetenzorientierung, Textlastigkeit, das Minimieren des Rechenaufwands im Abitur – alles Ursache und politischer Wunsch und Wille. Die Didaktik-Professoren fördern und begünstigen das seit Jahren – und deren Anzahl wird immer mehr.
Die Mathematik hat als größtes Problem ein Schulfach gleichen Namens. Das, was gerade “angesagt” ist im Mathematikunterricht (bis hin zur nachhaltigen Entwicklung), hat mit Mathematik nicht sonderlich viel zu tun.
Üben und bimsen ist verbrämt und geht überhaupt nicht mehr. Die Schulbücher fördern das noch. Thema – Einführung mit viel Gelaber – zwei oder drei Übungsaufgaben. So wird das nichts. Binome, wie hier schon angeführt, kann ich durch viel Üben festigen.
Und an dem ganzen Missstand ändern auch die immer mehr zunehmenden Vor- und Brückenkurse nichts.
3^9 ist nicht 27. Und dabei bleibt es.
Die Diskussion ist nicht neu, es tut sich nur nichts.
https://www.tagesspiegel.de/wissen/der-aufstand-der-mathelehrer-4921984.html
Natürlich gab es Widerstand:
https://www.tagesspiegel.de/berlin/50-professoren-verurteilen-mathe-brandbrief-als-schadlich-5494894.html
Aber diejenigen, die täglich im Unterricht damit zu tun und darunter zu leiden haben, kennen die Misstände, die nicht wahrgenommen werden wollen.
Sind die Aufgaben der Studie irgendwo veröffentlicht?
Nein. Eine Präzisierung der Themenfelder findet sich hier: https://www.tu-chemnitz.de/mathematik/akschulmathematik/Bericht_LSE_Sa%CC%88chsicher%20Arbeitskreis%20Schulmathematik.docx-6.pdf
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Das ist weder überraschend noch neu.
In D und E fällt es nur nicht ganz so auf bzw. kann besser drüberlackiert werden.
Anspruch senken!
Abis verschenken!
Nix gut mit DähnKäHn!
Easy. Braucht man aber sicherlich noch 17 Studien, die feststellen: Dafür tolle “Sozialkompetenz” (=erwünschtes sagen).
Es ist halt auch nicht mehr en Vogue, dass die Lernleistung vom Lernenden erbracht wird. Diese möge durch eine qualitativ hochwertige Lehrleistung der Lehrenden ersetzt und erbracht werden. Wenn Referendare gezwungen werden in 45 min einen sichtbaren Lernfortschritt zu erzielen, inklusive eines motivierenden Einstiegs bei dem die Lernenden möglichst zunächst noch selbst die Stundenfrage formulieren, dann muss man sich nicht wundern, wenn a) längere Übungsphase, die unmittelbar neues Wissen schlicht trainieren und dabei die SuS bewusst typische Fehler entdecken, d.h. machen lassen, um Sicherheit und Intuition aufzubauen, eine Seltenheit und nicht die Regel sind und b) die erzielten Lernfortschritte und -zuwächse eher selten über oberflächliche 30min-Erweiterung einer inhaltichen Zusammenfassung hinausgehen.
Ich sag meinen Schülern immer: “Ich kann euch nix beibringen, aber bei mir könnt ihr was lernen.”
Und ich sage immer:
Ich kann euch (fast) alles beibringen, bei mir könnt ihr (fast) alles lernen, nur eines nicht: WOLLEN!
Und ich sage: „ Man kann nie nichts, jetzt gehts los, es wird geübt.“
Ich mache das einfach, sonst bekommt ein Großteil wenig Richtiges in der Klausur auf Papier.
T-Shirt-Aufschrift: “Ich kann es Dir erklären, leider kann ich es nicht für Dich verstehen.”
In Baden Württemberg kam die Verschlechterung mit der Abschaffung der Mathematikleistungskurse. Schüler, die sie belegten, haben später oft MINT studiert. Freilich konnte Mathematik damals auch abgewählt werden. Also Spezialisierung war höher, doch Neigungsgebundenheit auch. Trotz dieser Freiheit waren die Abiturienten der 80er alle studierfähig. Später hieß es dann, dass alle in Mathematik das gleiche lernen müssen und gleichzeitig wurde das Niveau gesenkt.
Schüler mit ausländischem Abitur: Da wird sich je nach Land ab der Oberstufe spezialisiert. Also das Abitur ist nicht allgemeine Hochschulreife, sondern berufsorientiert. Man kann auch beispielsweise ” Elektrotechnik” als Abitur-Schwerpunkt wählen. Das ist vom Aufbau her nicht gut vergleichbar.
In Baden-Württemberg wird jedes dritte Abitur an einem Beruflichen Gymnasium (BG) erworben, wo ganz unterschiedliche Spezialisierungen möglich sind. Es gibt sogar das TGE mit Schwerpunkt Elektro- und Informationstechnik (und darüber hinaus sechs verschiedene BG-Richtungen mit zusammen 13 Schwerpunkten).
…und das war schon vor 15 Jahren so, als mein Sohn sein Studium in Wirtschaftswissenschaften aufnahm. DA gab es zwangsläufig bereits an der Uni FFm “Lift/ Stützkurse in Mathe! Mein Sohn hat die Welt nicht mehr verstanden und sich schief gelacht. (Er war ja nicht betroffen!)
Also, wer wundert sich?
Das gleiche bei meinem Sohn vor fast 20 Jahren. er gab seinen Mitstudenten (Informatik) Nachhilfe in Mathe und war ganz erstaunt, dass viele von denen keine mathematischen Beweise konnten. Noch erstaunter waren wir Eltern (Ingenieur und Sonderschullehrerin), denn das hatten wir alles in den 70er Jahren schon (oder muss man sagen “noch”?) in der Schule.
Das war fast schon immer so.
Vorkurse wurden bei Ende des letzten Jahrtausends auch schon angeboten. Inhaltlich waren sie nicht so wichtig, der Hauptgrund war die Bildung von Lerngruppen, ohne die das Studium für nicht extrem Hochbegabte unschaffbar war.
Ich habe bereits 1971 Vorkurse in Mathematik an der Ruhr-Uni Bochum abgehalten.
Und als Schüler (Abi 1964) habe ich im Mathematikunterricht “strenge” mathematische Beweise nicht kennengelernt. Plausibilitätsbetrachtungen haben aber für ein erfolgreiches Mathe-Studium in Münster ausgereicht. Z.B. Vektoren und Grenzwertdefinitionen habe ich erst im Studium kennengelernt.
Mathematikunterricht ist nun mal kein vorgezogenes 1. und 2. Studiensemester.
Merke: Früher war nicht alles anders und “besser”.
Solange die Studenten und Student*innen sich nicht um 360 Grad wenden und in Länder, die hunderttausende Kilometer entfernt sind, studieren, mache ich mir keine Sorgen.
Und später freuen sie sich auf die 2000 Euro Durchschnittsrente
Wenn man sich um 360° wendet, geht es dann nicht genauso weiter…?
klar geht es weiter…in “hunderttausende Kilometer” entfernte Länder. 🙂
Und wenn Prof. Krötz auf YouTube darauf aufmerksam macht und auch einige Gründe aufzählt, sogar Alternativen anbietet (Wer macht das heutzutage noch?), dann erntet er einen Shitstorm.
Es ist ja auch zum Heulen:
In der Ausbildung an der Uni sowie später in den Studienseminaren wird immer noch derselbe Unfug gelehrt, der unsereins vor 20 Jahren schon als der heilige Gral der Unterrichtsmethodik eingetrichtert wurde:
Freiarbeit, offener Unterricht, entdeckendes Lernen, Gruppen-/Team-/Projektarbeit, am besten finden die Schüler zu Beginn einer Unterrichtseinheit auch noch die Fragestellung selbst heraus…
Ein Graus.
Warum sind die deutschen Didaktiker und Pädagogen so spinnefeind mit evidenzbasierter Arbeit??! Liest keine Sau die Hattie-Studie? Was ist denn die erfolgreichste Unterrichtsform? Naaaa??
DIRECT INSTRUCTION.
Unseren Refis und Studis komplett unbekannt, im Lehrbody nur einem einzigen Kollegen geläufig.
(Und der arbeitet sehr erfolgreich!)
Um meine Hasstirade von oben etwas abzumildern, sollte ich vielleicht erwähnen, dass freie Arbeitsformen mit dem Lehrer als Lernbegleiter/Mentor/Coach durchaus ihren Platz in der direkten Instruktion finden, nämlich am Ende einer Einheit. Da werden die Schüler quasi in die Selbständigkeit entlassen.
Aber vorher wird erklärt, das Verständnis geprüft, angeleitet geübt und danach eigenständiger geübt. Jawollja, Üben wird großgeschrieben.
Ich praktiziere das leider erst seit Kurzem, wir hatten ja nichts, aber die ersten Rückmeldungen bestärken mich. Die Klassen sind ruhiger, oft sogar sehr ruhig, ich kriege so ziemlich alle an die Arbeit und jeder muss damit rechnen, seine Versuche zu präsentieren.
(Beamer, direkte Rückmeldungen meinerseits, positiv wie negativ, stets konstruktiv!)
So bin ich der Chef im Ring, die Kinder haben Klarheit hinsichtlich des Stoffs und meiner Erwartungen – offenbar lieben sie es. Die Kleinen wie die Großen.
Nun hoffe ich auf bessere Klassenarbeiten als bislang und in der 10 auf erfolgreiche ZP10-Prüfungen.
Das wird spannend!
Ich habe das bis vor kurzem praktiziert, mich aber wegen ständigen Rumärgerns mit lernfaulen SuS/Eltern/Schülerversteherlehrern jetzt auf das Gegenteil versteift:
Kompetenz- und youtube-Unterricht, bis die Schwarte kracht und die SIM-Karte glüht. Sprechkompetenz, affektives und interkulturell ist richtig super, da Gespräche im Nachhinein quasi nicht nachweisbar sind.
Sie wollen Dummheit und Gefühle?
Diese Drohne liefert ab!
Natürlich reduziert sich meine Unterrichtsvorbereitung dabei auf null komma null – hupsi, tja… geliefert wie bestellt.
Die Entlastung ist wirklich extrem,das muss man sagen. Als richtiger Lehrer schüttelt man so Kram ja eh aus dem Ärmel.
Was aber das wirklich erschreckende ist: Keiner stört sich dran!
Gut, ausser die Bildung. Aber ich hab meine ja. Von daher passt das.
Unterrichten Sie Mathe?
Bei dem von Ihnen beschriebenen Vorgehen kann ich mir keine Erfolge bei den Klausuren vorstellen – und DAS ist das, worauf es meinen Eltern und Schülern ankommt.
Nein.
Unironisch leid tun sie mir, die Mathekollegen – da es dort ohne Selbstinfektion mit Schizophrenie wahrscheinlich extrem belastend ist, alles wie gewünscht zu übertünchen.
Für mich ist LK ja schon Erholung, wenigstens da geht was – als Mathematiklehrer? Oh je. Mag ich mir garnicht ausmalen.
Aber halt, es kommen ja in Bälde die “alternativen Prüfungsformate”.
Also: Alternativen zu Prüfungsvormaten. Dann geht das!
Ganz ehrlich: Das ist nur konsequent.
Da nimmt man wenigstens keine Korrekturen nach Hause.
Ist dann die Bestechung dafür, “mitzuziehen”.
@Pauker_In
https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/PISA-Studie-Elternraete-wollen-Leistungsprinzip-in-Grundschulen,pisastudie112.html
Mich überrascht es nicht, dass “Teilnehmende mit Schulabschluss aus dem Ausland” im Teilbereich Termumformungen besser sind als “Teilnehmende mit Schulabschluss aus dem Inland”. Das wird in Deutschland viel zu wenig geübt, vermutlich weil das geübt, trainiert und gefestigt werden muss und nicht mit irgendwelchen Kompetenzen darstellbar sind.
Das verstehe ich nicht – obwohl ich es immer wieder höre.
Kompetenzen bedeuten Können und Wissen, wie darf man da aufs Üben verzichten?