Neue Wege zum Hauptschulabschluss für Förderschüler – an Förderschulen

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MAGDEBURG. In Sachsen-Anhalt könnten künftig mehr Förderschülerinnen und Förderschüler einen Schulabschluss machen, statt allein mit einem Abgangszeugnis ins weitere Leben zu starten. Ab dem nächsten Schuljahr werden neue Wege eröffnet – an Förderschulen. Warum dann nicht gleich an Regelschulen?

Welchen Sinn macht es, Schülerinnen und Schüler an Förderschulen zu halten, die einen Regelschulabschluss erreichen können? Foto: Shutterstock

Sachsen-Anhalt schafft für Förderschülerinnen und Förderschüler bessere Möglichkeiten, den Hauptschulabschluss zu erwerben. Vom kommenden Schuljahr an könne an Förderschulen mit dem Schwerpunkt Lernen eine Klasse zum Erwerb des Abschlusses eingerichtet werden, teilte das Bildungsministerium am Donnerstag in Magdeburg mit. Es können auch mehrere Schulen gemeinsam solch eine Klasse im zehnten Schulbesuchsjahr einrichten.

Schüler mit einem sonderpädagogischen Förderbedarf im Lernen würden unterhalb der Lehrplananforderungen der allgemeinen Schulen unterrichtet, hieß es zu Erklärung. Grundsätzlich erreichen sie keinen anerkannten Schulabschluss, sondern erhalten ein sogenanntes Abgangszeugnis.

Bislang konnten Förderschüler mit dem Schwerpunkt Lernen, die die leistungsmäßigen Voraussetzungen erfüllten, an Sekundar- und Gemeinschaftsschulen eine Kooperationsklasse besuchen, um den Hauptschulabschluss zu schaffen. Neben dem Förderschwerpunkt Lernen gibt es die Schwerpunkte Sprache, Hören, Sehen, emotionale-soziale Entwicklung, körperlich-motorische Entwicklung sowie geistige Entwicklung.

Unklar ist allerdings, warum Förderschülerinnen und Förderschüler, die den Hauptschulabschluss schaffen können, nicht gleich an Regelschulen unterrichtet werden. Die UN-Behindertenrechtskonvention, die vom Bundestag bereits 2009 ratifiziert wurde und damit Gesetzeskraft in Deutschland hat, schreibt ein „integratives Schulsystem auf allen Ebenen“ vor. News4teachers / mit Material der dpa

Mangelhafte Inklusion: Die Vereinten Nationen zeigen sich besorgt über die „Verbreitung von Sonderschulen“ in Deutschland

 

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8 Kommentare
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Rüdiger Vehrenkamp
1 Monat zuvor

Klare Antwort: Weil es zu wenig Förderschullehrkräfte gibt, um die Schüler an Regelschulen so fördern zu können wie an Förderschulen selbst. Weitestgehend findet Inklusion nach wie vor nach dem „Wir stellen einen Stuhl dazu“-Prinzip statt, zumindest ist das an jenen Schulen so, die ich durch meine Kinder und durch meine Arbeit kenne. Da betreut eine Sonderschullehrkraft drei Klassen parallel. Das reicht natürlich an allen Ecken und Enden nicht.

In Förderschulen wird in kleinen Gruppe unterrichtet und die Schüler werden den ganzen Schulalltag betreut. Oder mit anderen Worten: An Förderschulen findet weitaus mehr Förderung statt, um die Kinder zu einem Abschluss zu bringen.

Rainer Zufall
1 Monat zuvor

Bei uns kann leider kein Ganztagsunterricht angeboten werden…

Indra Rupp
1 Monat zuvor

Und wundersamer Weise existieren die Lehrer, wenn alle zur Förderschule gehen, aber nicht, wenn alle zur Hauptschule gehen. Wie oft noch diese Unlogig?

Kristine
1 Monat zuvor

Genau so ist es!

Rainer Zufall
1 Monat zuvor

Zustimmung meinerseits, allerdings ist das doch ein extrem hoch gesetztes Ziel, solange sich viele – auch Lehrkräfte – gegen die gesetzlich vorgegebene Inklusion aussprechen und die Länder ihre Schulen nicht dazu befähigen möchten

Karl Heinz
1 Monat zuvor

„Unklar ist allerdings, warum Förderschülerinnen und Förderschüler, die den Hauptschulabschluss schaffen können, nicht gleich an Regelschulen unterrichtet werden. “

Da kann nur jemand schreiben, der/die/das die Realitäten in LSA nicht kennt.
Man sollte aktuell eher umgekehrt fragen, warum der GU nicht abgeschafft und die betroffenen Kinder viel schneller und unkomplizierter an LB/GB Schulen überwiesen werden!

Lisa
1 Monat zuvor

„Unklar ist allerdings, warum Förderschülerinnen und Förderschüler, die den Hauptschulabschluss schaffen können, nicht gleich an Regelschulen unterrichtet werden. “
In einer kleinen Gruppe zielgerichtet unterrichtet zu werden anstatt in das Haifischbecken Gesa geworfen…..ich bin mir sicher, dass wenn Gesamtschuler eine Wahl hätten, manche das bevorzugen würden.
Inclusión ist die heilige Kuh. Kein Mensch fragt, in was genau inkludiert werden soll.

Indra Rupp
1 Monat zuvor
Antwortet  Lisa

Ja, mir wurde auch erzählt, dass die Oberschule ein Haifischbecken sei von lauter Lehrern und dem Schulleiter der Förderschule, sowie der „Beauftragten“ der Stadt. Zuvor haben sich aber alle gegenseitig bestätigt, dass sie ihre eigenen Kinder auf dem Gymnasium haben, um sich gegenseitigen Respekt zu verschaffen. Und weil sie intelligentere Menschen für bessere Menschen halten und zuviel Hartz und Herzlich geguckt haben, gingen sie davon aus, dass, wenn das Gymnasium schon ein Haifischbecken sei, es die Oberschule erst recht sein muss.
Tatsächlich war unsere Oberschule am angenehmsten und für uns die Förderschule ein Haifischbecken. Dort landen nämlich alle, die auch die Hauptschule nicht mehr haben will, ob behindert, oder nicht.
Man muss schon glauben WOLLEN, dass mit der tollen, intensiven Betreuung alles rechtzeitig erkannt und verhindert werden kann. Es ist eine konzentrierte Form von Problemen plus Beeinträchtigungen dort. Ein Inklusionsbegleiter meinte hier einmal, ihm sei unwohl bei dem Gedanken, dass bestimmte Kinder an der Regelschule seien. Er habe schon einen geworfenen Stuhl abbekommen und das könne man gar nicht so schnell verhindern. Ahhh, verstehe. Es ist also schlimmer, wenn Regelschüler von Stühlen getroffen werden, als wenn nur die „Behinderten“ in der Förderschule was abkriegen. Und wie er sagte, ist es so spontan nicht zu verhindern.
Wie immer werden alle in Sippenhaft genommen. Es gibt nur DIE Klasse, DIE Hauptschüler und DIE Förderschüler. Allenfalls soll einem der Lehrer leid tun, der zu DENEN muss und doch gar nicht in diese „Sippe“ gehört. Kein Wort über die ANDEREN in der Klasse, die ANDEREN Hauptschüler, die ANDEREN Förderschüler.
Wir haben einen eklatanten Anstieg an sozialen Problemen in der Gesellschaft und das können niemals die Haupt-und Förderschulen alleine stemmen plus die verhaltensauffälligen oder unwilligen mit Gym-und Realschulbefähigung, die ebenfalls nach „unten“ weiter gereicht werden. Aus den Augen, aus dem Sinn und nach mir die Sinnflut. Am Ende kommt alles zur priviligierten Gesellschaft zurück, sieht man täglich auf der Straße und hört man täglich in den Nachrichten.