Schlechter als EU-Durchschnitt: Deutschland hat (immer noch) ein Problem mit Schulabbrechern

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BERLIN. Platz 4 im EU-Vergleich, aber kein Grund zum Feiern: Bei der Schul- und Ausbildungsabbrecherquote lag Deutschland 2022 erneut über dem EU-Durchschnitt. Das geht aus Zahlen der EU-Statistikbehörde Eurostat hervor. Demnach sind Jungen besonders gefährdet, die Schule ohne Abschluss zu verlassen. Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger fordert eine bildungspolitische Trendwende – und will bei den Grundkompetenzen ansetzen: Lesen, Schreiben und Rechnen.

Vor allem Jungen verlassen die Schule häufiger ohne einen Schulabschluss. Symbolfoto: Shutterstock/Sabphoto

In Deutschland brechen nach den derzeit aktuellsten Zahlen weiterhin deutlich mehr junge Menschen die Schule oder die Ausbildung ab als im EU-Durchschnitt. Die Bundesrepublik hatte demnach 2022 eine Abbrecherquote von 12,2 Prozent, die EU insgesamt eine von 9,6 Prozent, so die Zahlen der EU-Statistikbehörde Eurostat.

Die deutsche Quote war die vierthöchste nach Rumänien (15,6 Prozent), Spanien (13,9 Prozent) und Ungarn (12,4 Prozent). Während sich der EU-Durchschnitt seit 2018 um 0,9 Prozentpunkte verbessert hat, verschlechterte sich die deutsche Quote im gleichen Zeitraum um 1,9 Punkte. Allerdings senkte Deutschland von 2021 auf 2022 die Quote in ähnlichem Maße wie die EU insgesamt: um 0,3 Punkte. Die Basis der Abbrecherquoten bildet die jeweilige Bevölkerung im Alter von 18 bis 24 Jahren.

Nahezu alle EU-Mitgliedstaaten melden, dass vor allem Jungen die Schule häufiger vorzeitig verlassen. Das gilt auch für Deutschland: Die Abbrecherquote bei jungen Männern (13,7 Prozent) lag 2022 um drei Prozentpunkte über der der jungen Frauen (10,7 Prozent). Auch die Bertelsmann-Studie „Jugendliche ohne Hauptschulabschluss“ aus dem vergangenen Jahr markierte Jungen bereits als eine der besonders gefährdeten Gruppen, ebenso wie Heranwachsende mit ausländischer Staatsangehörigkeit (News4teachers berichtete).

Mit Schulsozialarbeit die Abbrecherquote verringern?

Damals machte der Verband Bildung und Erziehung (VBE) die schlechten Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte an den Schulen für die hohe Zahl von Schulabbrechern verantwortlich. „Wir dürfen es gar nicht dazu kommen lassen, dass so viele Jugendliche nicht adäquat gefördert werden können. Dafür braucht es Entlastung der Lehrkräfte von Verwaltungsarbeiten und die multiprofessionelle Zusammenarbeit in entsprechenden Teams an der Schule. Psychologen und Logopädinnen, Schulbegleitung und Sozialarbeit – alle müssen Hand in Hand für den Bildungserfolg arbeiten und die Möglichkeit erhalten, die Schülerinnen und Schüler individuell zu fördern. Dafür braucht es Investitionen in das Bildungssystem“, sagte der VBE-Bundesvorsitzende Gerhard Brand.

Tatsächlich nannte ein Sprecher des Landratsamts Eichstätt – ein Landkreis in Oberbayern, der laut der Bertelsmann-Erhebung mit einer Abbrecherquote von lediglich 1,6 Prozent einen bundesweiten Spitzenwert verzeichnete, – Investitionen in die Schulsozialarbeit als Erfolgsfaktor.

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger fordert nun mit Blick auf die EU-Zahlen eine bildungspolitische Trendwende, die bei den Grundkompetenzen wie Lesen, Schreiben und Rechnen ansetzt. „Dass Deutschland erneut die vierthöchste Schulabbrecherquote in Europa hat, muss Bund und Länder umtreiben“, sagte die FDP-Politikerin den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Mit dem milliardenschweren „Startchancen“-Programm zur gezielten Förderung von Brennpunkt-Schulen solle ab dem nächsten Schuljahr der Einstieg geschafft werden. „Aber auch darüber hinaus sollten die Anstrengungen erhöht werden, damit die Quote sinkt und wir diese jungen Menschen nicht dauerhaft verlieren.“ News4teachers / mit Material der dpa

Hier geht es zu der Statistik von Eurostat.

GEW fordert als Konsequenz aus der aktuellen Schulabbrecher-Studie: „Schluss mit dem viergliedrigen Schulsystem“

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Peter Melunke
2 Monate zuvor

Dieser „Bericht“ ist so einseitig geschrieben – sehr schade! Warum werden hier die reinen prozentualen Zahlenwerte der Länder miteinander verglichen, ohne auf die (möglichen) Hintergründe einzugehen? Deutschland nimmt seit 2015 mit die meisten Flüchtlinge (in absoluten Zahlen) in Europa auf. Denkt denn (noch) jemand, dass wir als Gesellschaft diese Integration noch leisten können? Man sieht doch an den Schulen die Überforderung Tag für Tag – und was es für Anstrengungen benötigt, ausländische Kinder zu integrieren und ihnen die Sprache beizubringen (ja, dieser Kraftakt lohnt sich!). Wenn irgendwann die Mehrzahl der Schüler in einer Klasse aus dem Ausland kommen und sie die deutsche Sprache nicht mehr wirklich im Alltag (außer von der Lehrkraft) hören, ist Integration am Ende. Und nein – dieses Szenario ist keineswegs konstruiert.
Warum geht der Bericht hier nicht darauf ein, was für Jugendliche ohne Schulabschluss dastehen?

Dafür braucht es Entlastung der Lehrkräfte von Verwaltungsarbeiten und die multiprofessionelle Zusammenarbeit in entsprechenden Teams an der Schule.“

Es tut mir leid, aber so viele Expertinnen und Experten wird es niemals geben, damit die Abbrecherquote wieder sinkt. Vorher kündigen diese Experten eher den Beruf, weil die Bedingungen vor Ort so schlecht sind.

Rainer Zufall
2 Monate zuvor
Antwortet  Peter Melunke

Stimme bedingt dem ersten Teil zu. DARUM muss Deutschland ja auch investieren! Wir haben zu wenige qualifizierte für den Abeitsmarkt (welcher sich zunehmend spezialisiert), daher müssen wir unsere Kinder vernünftig ausbilden!
Welchen Sinn hätte es denn, unsere Kinder nicht bestmöglich zu bilden?

Und ja, manche kommen dann mit dem Eisernden Mutterkreuz für jene, die 4 Kinder zur Welt und davon drei (ungeimpft ;)) durchbringen? Aber ist das nun die gesellschaftliche Diskussion anstelle von ordentlicher Bildung für alle?

Pauker_In
2 Monate zuvor

Was sind in diesem Kontext „Schulabbrecher“?
Nur Abgänger ohne jesen Schulabschluss? Oder auch solche, die zwar einen Haupt- oder Realschulabschluss in der Tasche haben, dann aber vor dem 18. Geburtstag die Berufsschule abbrechen?

ed840
2 Monate zuvor
Antwortet  Pauker_In

Wenn man die in der Bertelsmann-Studie genannten 6,1% als Vergleichsmaßstab nimmt, scheint Eurostat da andere Berechnungsgrundlagen anzuwenden. Die 6,1% sind ein Mittelwert und beziehen sich m.W. auf den Anteil der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss an der Grundgesamtheit der jeweiligen Jahrgänge in der Wohnbevölkerung. Der Anteil junger Menschen ohne Berufsausbildung wird bei Bertelsmann mit ca. 18% angegeben. Die 12,2% von EUROStat liegen da also ziemlich in der Mitte.

Walter Hasenbrot
2 Monate zuvor

Leider ist wegen der ukrainischen Schüler:innen damit zu rechnen, dass die Abbrecherquote noch steigt.

Einige ukrainische Schüler:innen, die ich kenne, können in der 10. Klasse noch nicht gut genug Deutsch für einen Schulabschluss und für einige inKlasse 9 sieht die Prognose auch nicht gut aus.

Hier muss sich die Politik deutlich mehr ins Zeug legen, um diesen Schüler neine Chance zu geben. Dies sollte meiner Meinung nach nicht durch mehr Förderung bis Klasse 10 geschehen, sondern durch Anschlussprogramme nach Klasse 10.

Mein Eindruck ist, dass es diese Programme nicht oder nicht in ausreichendem Maße gibt. Ich lasse mich in diesem Punkt aber auch gerne belehren.

Nick
2 Monate zuvor
Antwortet  Walter Hasenbrot

Was soll die Politik machen außer sich ins Zeug legen? Mittel und Ressourcen sind nicht da.

Walter Hasenbrot
2 Monate zuvor
Antwortet  Nick

In der Politik geht es darum, Prioritäten zu setzen. Das Geld ist schon da, es wird nur an anderer Stelle ausgegeben.

Wird in Sonntagsreden nicht immer betont, wie wichtig die Bildung in einem Land ohne Rohstoffe ist?

Nick
2 Monate zuvor
Antwortet  Walter Hasenbrot

Dann machen Sie mal einen Vorschlag, in welchem Bereichen zugunsten der Bildung gekürzt werden soll. Ihr Vorschlag sollte in etwa den geschätzten Betrag umfassen, der dann neu für Bildung auszugeben wäre.

Mika
2 Monate zuvor
Antwortet  Nick

Warum? Dafür ist die Politik zuständig.

Walter Hasenbrot
2 Monate zuvor
Antwortet  Nick

Soll ich hier jetzt einen Entwurf für die Bundes- und Landeshaushalt vorlegen?

Machen Sie sich mal nicht lächerlich.

vhh
2 Monate zuvor
Antwortet  Nick

Steht doch oben: mehr ins Zeug legen = Anschlussprogramme. Wie denn? Siehe Schulverweigerer und -abbrecher, zusätzlich, Aufgabe an die Politik, klare Perspektiven bieten. Wollen wir, dass ukrainische Flüchtlinge sich in den deutschen Arbeitsmarkt integrieren können? Dann sollten sie auch selbst entscheiden dürfen, ob sie hier bleiben wollen. Allein das wäre, für Schulen kostenneutral, ein echter Anreiz, die Sprache zu lernen und einen Abschluss bzw eine Ausbildung anzustreben. Wenn zu wenig Zeit oder eigene Faulheit das bisher verhindert haben, dann eben mit entsprechender Intensivbetreuung.

Unfassbar
2 Monate zuvor
Antwortet  Nick

Solange das Bürgergeld finanzierbar bleibt, bleibt die Bevölkerung ruhig. Dann braucht es auch weder Schulabschluss noch Berufsausbildung. Aber wehe, wenn es nicht mehr finanzierbar ist oder die Erhöhungen der letzten Jahre zurückgefahren werden müssen …

Nick
2 Monate zuvor
Antwortet  Unfassbar

Dann bleiben wir doch optimistisch, dass das Bürgergeld weiter finanzierbar bleibt. An ein anderes Szenario mit seinen Auswirkungen mag ich einfach gar nicht denken.

Unfassbar
2 Monate zuvor
Antwortet  Nick

Müsste man aber. Andererseits bringt das auch nicht viel, weil nach zwei Tagen Bürgerkrieg der Staat abgeschafft wäre …

Rainer Zufall
2 Monate zuvor
Antwortet  Unfassbar

Ich glaube, Sie projezieren heftig auf Bürgergeldbezieher*innen.
Ungeachtet dessen sollten Sie aber bitte den Kindern gegenüber fair bleiben

Rainer Zufall
2 Monate zuvor
Antwortet  Walter Hasenbrot

Sehe ähnliches im Sonderpädagogischen Bereich. Hier sehen wir oft in den älteren Jahrgängen Schüler*innen, die in zwei Jahren nicht genug Deutsch lernten, um die siebte Klasse zu bewältigen – Schock!

Aber eine Lernbehinderung ist das nicht. Umgekehrt ziehe ich meinen Hut vor allen, die das angesichts solcher Umstände vermögen!

Rainer Zufall
2 Monate zuvor
Antwortet  Walter Hasenbrot

Was meinen Sie, wie viel % die Ukrainer*innen ausmachen werden? Vielleicht haben die Deutschen ja gar kein Problem

Lera
2 Monate zuvor

„Tatsächlich nannte ein Sprecher des Landratsamts Eichstätt – ein Landkreis in Oberbayern, der laut der Bertelsmann-Erhebung mit einer Abbrecherquote von lediglich 1,6 Prozent einen bundesweiten Spitzenwert verzeichnete, – Investitionen in die Schulsozialarbeit als Erfolgsfaktor.“

Hmm ja, und die Tatsache, dass es im Landkreis Eichstätt quasi keine Arbeitslosen gibt, weil alle bei Audi oder bei der Kirche arbeiten, könnte dabei ebenfalls eine Rolle gespielt haben.

Rainer Zufall
2 Monate zuvor
Antwortet  Lera

Aber meiner Einschätzung nach trotzdem richtig. Diese Familien benötigen oft Unterstützung, da ist die Arbeit mit dem Kind/ Rückmeldung oft zu kurz gegriffen

Unfassbar
2 Monate zuvor

Hat die Studie auch nach den Ursachen des Abbruchs gefragt? Ich gehe mal davon aus, dass ein nennenswerter Anteil von denen lange im Voraus schon durch Leistungsverweigerung, Renitenz, Absentismus usw. aufgefallen ist und es deren Eltern nicht die Bohne interessiert hat.

Walter Hasenbrot
2 Monate zuvor
Antwortet  Unfassbar

Wenn „Leistungsverweigerung, Renitenz, Absentismus“ derartig häufig auftreten, müssen sich Sculen fragen, was sie dagegen tun können.

Katinka
2 Monate zuvor
Antwortet  Walter Hasenbrot

Ach so, dafür sind allein die Schulen verantwortlich? Die Ursachen hier können extrem vielfältig sein, insbesondere bei Absentismus haben die Schulen ja kaum noch eine Handhabe…

Walter Hasenbrot
2 Monate zuvor
Antwortet  Katinka

Wer spricht denn davon, dass die Schulen allein zuständig sind?

Aber wenn Schulen einfach nur zugucken und nichts tun, verfehlen sie ihre Aufgabe.

Und gerade bei Absentismus steckt häufig auch Schulangst dahinter. Da sollten Schulen schon fragen, was sie anders machen können.

Unfassbar
2 Monate zuvor
Antwortet  Walter Hasenbrot

Bei Fällen echter Schulangst können Schulen tatsächlich etwas tun, ggf. zusammen mit den Jugendämtern.

Dauerschwänzer ohne Schulangst und uninteressierten Eltern dürften aber die übergroße Mehrheit der Absentisten stellen. Welche Vorschläge haben Sie für diese Falle?

Tim Bullerbü
2 Monate zuvor
Antwortet  Unfassbar

In Niedersachsen gibt es dafür Gesetze.

Walter Hasenbrot
2 Monate zuvor
Antwortet  Unfassbar

Könnten Sie Ihre Behauptung belegen?

Schulen, in denen Schüler:innen sich gesehen und wohl fühlen, haben wesentlich geringere Probleme mit den oben genannten Verhaltensweisen. Lehrer, die sich für ihre Schüler interessieren und nicht sofort sagen:“Ihr seid doch selbst schuld“, spielen dabei eine wichtige Rolle.

Verständnis habe ich dafür, wenn sich Lehrkräfte überfordert fühlen und das äußern. Da sind wir wieder beim Versagen der Schulpolitik.

Das darf bei Lehrkräften aber nicht zu Zynismus gegenüber den Schüler:innen führen.

Rainer Zufall
2 Monate zuvor
Antwortet  Walter Hasenbrot

Stimme Ihnen da zu, aber eben hier kann die Schulsozialarbeit anders anpacken.

Ich arbeite am SBBZ – Lerndruck ist hier das geringste Übel – und unsere Schulvermeider*inne leben oft in krisengeschüttelten Verhältnissen und haben ehrlichgesagt oft größere Sorgen als Schule =(

Walter Hasenbrot
2 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Wir haben an unserer Schule aber auch Kinder aus sehr schwierigen Elternhäusern, die gerne zur Schule kommen, weil das der Ort und der Teil des Tages ist, der geordnet und sicher ist.

Unfassbar
2 Monate zuvor
Antwortet  Walter Hasenbrot

Wie häufig ist der umgekehrte Fall?

Also: Sehr dominanter Vater, zuhause läuft nichts ohne seine Erlaubnis, in der Schule lassen die Jungs dann die Sau raus.
Oder: Sehr dominanter Vater, der ein ähnlich dominantes Verhalten seiner Söhne in der Schuld insbesondere Mitschülerinnen und Lehrerinnen gegenüber befürwortet.

Wenn man nur zwei oder drei solche Fälle in einer Klasse ohne sozialen Gegenpol hat, dann kann man normales Unterrichten vergessen.

Tim Bullerbü
2 Monate zuvor
Antwortet  Katinka

Äh…doch, Gespräch/ Eltern, Jugendamt, Behörde, Geldstrafe…

dickebank
2 Monate zuvor
Antwortet  Tim Bullerbü

Und haben Sie schon einmal versucht, die Fehlzeiten eines Schülers oder einer Schülerin rechtssicher zu dokumentieren, so dass die Schulbehörde einen Ordnungswidrigkeitenbescheid gegen die Eltern und den strafmündigen Jugendlichen erlassen hat? Wie oft hat dann die Behörde einen Widerspruch gegen einen solchen Bescheid niedergeschlagen und diesen vor dem zuständigen Amtsgericht aufrechterhalten und zur Klage gebracht?

Hans Malz
2 Monate zuvor
Antwortet  dickebank

Wir machen das in der Tat. Aber nur in einigen wenigen handverlesenen Fällen, da der Arbeitsaufwand enorm ist. Wenn wir das bei allen machen würden, müssten wir das Personal verdoppeln.

Unfassbar
2 Monate zuvor
Antwortet  Walter Hasenbrot

Gegen blockierende Eltern haben Schulen keine Chance.

Sporack
2 Monate zuvor
Antwortet  Unfassbar

Jedes Studium und jede Ausbildung sollte allen Interessierten offen stehen, unabhängig davon, was im allgemeinbildenden Schulbereich an Leistung erbracht wurde…
Man merkt als Erwachsener schon selber, welche Dinge man „nachholen muss“, wenn man das lernen darf, was man möchte.
(Gedichtsinterpretation und schnelles Aufsatzschreiben gehört zumindest nicht zu den Kernkompetenzen, die in meinem Beruf nötig sind.)

Unfassbar
2 Monate zuvor
Antwortet  Sporack

Wie sind kein Lehrer an einer weiterführenden Schule in einer größeren Stadt, oder haben selber keinerlei Erfahrung mit solchen Eltern.

Lisa
2 Monate zuvor
Antwortet  Unfassbar

Das hat jetzt wieder anekdotische Evidenz, aber ich hatte einmal einen Schüler, der war schon 15, höflich und eloquent. Nur zum Unterricht kam er nicht, obwohl er es mir versprochen hat. Ein Kollege erzählte mir, fanndass der junge Mann schon “ äußerst lukrative Geschäfte“ am Laufen hatte. In welchem Umfeld konnte ich mir denken. Manche dieser Teenager sind eben keine Kinder mehr, sie mussten vielleicht früh erwachsen werden. Junge Frauen führen auch manchmal den Haushalt und versorgen ihre kleinen Geschwister.
Es sind nicht immer die Lauten, Nervigen, die abtauchen.

Unfassbar
2 Monate zuvor
Antwortet  Lisa

sie mussten vielleicht früh erwachsen werden“

oder es lockte viel Geld in mehr oder weniger dubiosen Geschäften.

Hans Malz
2 Monate zuvor
Antwortet  Lisa

Import / Export 😉

Rainer Zufall
2 Monate zuvor

Brechen die Schüler*innen denn ab, weil sie zu schlecht Deutsch und Mathe können?
Benötigen die Familien vielleicht mehr Unterstützung, Perspektiven o.ä.?
Unsere Schulvermeider*innen (am SBBZ) haben seltener Schwierigkeiten, dem Lernstoff zu bewältigen, eher andere Baustellen….

Hans Malz
2 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Sie brechen ab, weil sie zu schlecht Deutsch und Mathe können. Das können sie deshalb schlechter, weil sie ganz einfach enorme Probleme haben, die die Schule völlig an den Rand drängen. In der Masse sind wir da als Schule machtlos und andere Institutionen kümmern sich oft auch nicht wirklich.

Sporack
2 Monate zuvor

Nun frage ich mich, was die Formaldefinition eines Schulabbrechers ist….

Also Schulpflicht (in allgemeinbildenen Schulen und Berufsschulen in NRW) besteht bis zum 18. Lebensjahr.

Ein Schulabbruch kann daher erst mit erreichen des 18. Lebensjahr aus eigenem Wunsch geschehen.

Grundsätzlich stehe ich auf dem Standpunkt, wenn Volljährige nicht mehr lernen *wollen*, um einen Schul- oder Berufsabschluss zu erreichen, dann muss man das akzeptieren.

ABER leider gibt es so strukturelle Probleme, dass manches Mal das *Wollen* der Schüler kein Hinderungsgrund ist; sondern formal rechtliche Hürden…

Exemplarisch kann man in NRWs Gesamtschulen z.B. nicht aus der SEK1 in die SEK2 übergeleitet werden, wenn man z.B. in den Sprachfächern nur ausreichend steht, selbst dann nicht wenn alle anderen Fächer im Bereich sehr gut und gut liegen. Wenn man im zweiten Halbjahr Klasse 10 nicht mit drei E-Kursen weiterführt, so fehlt es auch hier an einem formalen Baustein….

Was bleibt: Statt den Weg über die Oberstufe und Studium zu gehen, muss man sich mit dem Thema Berufsschule und Ausbildungsmöglichkeiten beschäftigen….

Da Berufsschulen und Berufskollegs sich offensichtlich oder nur scheinbar thematisch spezialisiert haben, bedeutet dies je nach Thema, dass Berufsschüler gezwungen werden zum Erreichen eines thematisch interessanten und damit kompetenz-passenden Abschlusses viel früher von den Eltern weg zuziehen, als es von Studierenden erwartet wird.

Ich finde es keine gute Struktur zur Unterstützung von Minderjährigen, wenn diese gesagt bekommen, „das was Du machen und lernen möchtest, darst Du ohne Abitur nicht; aber das andere, was du alternativ machen möchstest, ist nur 400 km oder 800 km weiter weg formal lernbar.“

Es gibt eine wunderbare interaktive Karte des Landes NRW, welches über Standorte und Themen der Berufskollegs informieren sollte:
https://www.berufsbildung.nrw.de/cms/das-berufskolleg-in-nordrhein-westfalen/schulstandorte/index.html

Allerdings sieht es hier so aus, als ob solches Wissen aktuell „streng geheim“ ist;
denn es wird schon mehrere Monate lang kein einziger Standort mehr aufgeführt.
Ob das nun ein Ergebnis des viel angeführten IT-Fachkräftemangel oder die Auswirkung von fehlenden Lehrkräften und damit der Schließung sämtlicher Berufsschulen ist, kann ich nicht überprüfen.

Aber bezeichnend ist es schon, wenn Informationsmöglichkeiten für „Wollende“ monate lang nicht funktionieren…

Annemaus
2 Monate zuvor
Antwortet  Sporack

Wenn man im Internet unter „Berufskollegs in XY“ sucht, findet man eigentlich immer eine komplette Auflistung. Und da ist meistens eine Fachrichtung für jeden Geschmack dabei.

Hans Malz
2 Monate zuvor
Antwortet  Sporack

Also die 10er können sich über das Bildungsangebot (gerade der BK’s) über die Plattform schulbwerbung.de ziemlich umfassend informieren. Es gab bisher immer etwas für jeden Geschmack. Ja, es musste schonmal in die Nachbarstadt gefahren werden, aber 50km Umkreis sind wirklich das Äußerste.

Simon
2 Monate zuvor

Die Zahlen von Eurostat wurden laut „Zeit“ falsch interpretiert bzw. dargelegt. Tatsächlich beenden in D etwa 6 Prozent die Schule ohne Hauptschulabschluss, dazu werden aber auch die Förderschüler gezählt, die keinen Hauptschulabschluss machen können. Da sind etwa die Hälfte der 6 Prozent.

Siehe: https://www.zeit.de/gesellschaft/schule/2024-02/schulabbrecherquote-jugendliche-zahlen-arbeitsmarkt