Rassistische Beschimpfungen und Hakenkreuze: Rechtsruck zeigt sich (auch) an Schulen

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ERFURT. Die Proteste in Folge der Correctiv-Enthüllungen über ein Treffen von Rechtsextremen setzen ein Zeichen gegen den Rechtsruck in der Gesellschaft – dieser belastet auch die Schulen, wie eine aktuelle Meldung des thüringischen Bildungsministeriums zeigt. Demnach wurden 2023 mehr rechtsextreme, rassistische oder antisemitische Vorfälle an Schulen registriert als noch im Jahr 2022. 

Steht für ein, mmmh, weniger buntes Deutschland: die AfD. Foto: Shutterstock / 1take1shot

Bundesweit demonstrieren seit rund drei Wochen zehntausende Menschen gegen Rechtsextremismus und für Demokratie. Zuletzt waren in Frankfurt am Montagnachmittag laut Polizeiangaben etwa 19.000 Menschen zur Großkundgebung unter dem Motto „Frankfurt steht auf für Demokratie“ zusammengekommen, wie die Tagesschau berichtet.

Die andere Seite: An Schulen in Thüringen sind nach Angaben des Bildungsministeriums im vergangenen Jahr 129 rechtsextreme, rassistische oder antisemitische Vorfälle erfasst worden. Das war knapp ein Drittel mehr als ein Jahr zuvor, wie das Ministerium auf Anfrage mitteilte. 2022 hatte das Ministerium 98 solcher Vorfälle gezählt. „Die gesellschaftlichen Veränderungen der letzten Jahre, die spürbare Polarisierung der Gesellschaft spiegeln sich natürlich auch in der Schule wider“, sagt Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke).

Dennoch sei es nicht allein Aufgabe der Pädagoginnen und Pädagogen, extremistische Tendenzen zu erkennen und ihnen zu begegnen. „Rechtsextremismus und Antisemitismus gehen jeden an“, so Holter. Die gesamte Zivilgesellschaft sei deshalb gefordert, wachsam zu sein, um jeder Form von Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit zu begegnen.

Einordnung der Vorfälle in drei Kategorien

Das Ministerium erfasst rechtsextreme, rassistische oder antisemitische Vorfälle als sogenannte besondere Vorkommnisse in drei Kategorien: als Beschimpfung von Religionsgemeinschaften, als Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen oder als Volksverhetzung. Da die Schulverwaltung allerdings keine Strafverfolgungsbehörde sei, seien die Einstufungen in diese Kategorien immer nur vorläufig, erklärt eine Ministeriumssprecherin. „Alles weitere wird – sofern erforderlich – der polizeilichen Ermittlungsarbeit übergeben.“ Im Schulalltag können solche Fälle ganz unterschiedlich gelagert sein: von rassistischen Beschimpfungen auf dem Schulhof über antisemitische Bemerkungen im Unterricht bis hin zu Hakenkreuz-Schmierereien auf Schultoiletten.

Neben der auch global zugespitzten Lage hänge die höhere Zahl auch damit zusammen, dass es an den Schulen inzwischen eine noch höhere Sensibilität in Bezug auf rechtsextreme, rassistische oder antisemitische Vorfälle als in der Vergangenheit gibt. Deshalb würden mehr Fälle als früher auch tatsächlich gemeldet. Schon dass es ein Meldegebot für Vorkommnisse dieser Art gebe, unterstreiche, dass derartige Vorfälle nicht normal seien. Wichtig und entscheidend sei, dass es nicht bei Meldungen bleibe, sondern dass es auch in jedem Einzelfall eine Reaktion der Schule auf solche Vorfälle erfolge. Gemessen an der Zahl der Schulen und der Schultage könne allerdings noch nicht die Rede von einer großen Zahl an Vorfällen sein, so die Ministeriumssprecherin. In Thüringen gibt es nach Ministeriumsangaben etwa 970 allgemeinbildende und berufsbildende Schulen. Dort lernen ungefähr 250.000 Kinder und Jugendliche. News4teachers / mit Material der dpa

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2 Kommentare
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Lisa
5 Monate zuvor

„Das Ministerium erfasst rechtsextreme, rassistische oder antisemitische Vorfälle als sogenannte besondere Vorkommnisse in drei Kategorien: als Beschimpfung von Religionsgemeinschaften, als Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen oder als Volksverhetzung“
Das heißt, dass Christen auch nicht beschimpft werden dürfen.
Es wird schon schwierig bei Rassismus. Nach der Kritischen Rassismustheorie können Weiße nicht rassistisch beschimpft werden, weil ihnen das Merkmal “ „kolonialistisch unterdrückt“ fehlt. Jüdische Menschen werden von den Betreffenden auch als „weiß“ eingestuft und der Palästina Konflikt als Kolonialkonflikt. Jetzt könnte man sagen: Die Schüler steigen nicht so ein in die Materie. Leider doch, da viele Influencer genau aus dieser Richtung kommen.

unverzagte
5 Monate zuvor
Antwortet  Lisa

Wer ist „man“ ? Haben Sie in Ihrem Unterricht ausprobiert, diese hochinteressante und überlebenswichtige Materie zu bearbeiten ?

SuS steigen nach meinen Erfahrungen insbesondere dann in die Thematik ein, wenn sie einen persönlichen Bezug zu Ihrem Alltag herstellen können bzw. betroffen sind. So gesehen geht es primär um Ausgrenzung, da alle nicht isoliert leben wollen und Anerkennung brauchen. Wer will da behaupten können, das ginge sie nichts an ?