BERLIN. Der Berliner Flüchtlingsrat sieht separate Schulen für geflüchtete Kinder als «Integrationshemmnis». «Lagerschulen führen zu Segregation und Ausgrenzung und stellen somit ein massives Integrationshemmnis für geflüchtete Kinder dar», sagte die Sprecherin des Berliner Flüchtlingsrates, Sina Stach, am Sonntag. Der Flüchtlingsrat setzt sich für die Rechte von Flüchtlingen ein. Etwa in der Geflüchtetenunterkunft in Tegel gibt es eine vorübergehende Willkommensschule, die ihre Kapazitäten auf 300 Schulplätze für Kinder ausbauen will.
«Schule ist nicht nur ein Ort des Lernens, sondern auch ein Ort der Begegnung und des Miteinanders. Gerade für geflüchtete Kinder geht es darum, dem tristen und nicht kindgerechten Alltag in ihren Unterkünften zu entkommen und den Kontakt zu Gleichaltrigen außerhalb der Unterkunft aufzubauen. Diese Möglichkeit wird ihnen durch eine Lagerschule genommen.»
Als Alternative schlug der Rat laut Mitteilung eine «Schichtbeschulung» an Nachmittagen vor oder die Nutzung von Räumen an Grundschulen, die für die Nachmittagsbetreuung gedacht seien – morgens aber freistünden. Grundsätzlich müssten neue Schulen gebaut und bestehende Schulen erweitert werden, hieß es weiter. Anfang des Jahres hatten noch rund 1000 geflüchtete Kinder keinen Schulplatz, wie aus einer Antwort des Senats auf eine Anfrage der Grünen hervorging. (dpa)
Schulen sind voll: Bildungssenatorin plant Container-Klassen für Flüchtlingskinder
Die Option ist Schule auf dem Unterkunftsgelände – oder gar keine Schule ?
Frau Stach spricht zwei wesentliche Probleme nicht an. Zum einen betrifft es die mangelnden Sprachkenntnisse, ohne die Miteinander nicht funktioniert. Zum anderen haben wahrscheinlich etliche Teenager vorher noch nie eine Schule von Innen gesehen, da dürfte es schwer fallen, z.B. in Chemie, Physik, Mathematik im Niveau der Mittelstufe mitzukommen. DaZ wird angeboten, nachmittags, 1xwöchentlich für 1 UE und wenn denn dafür Lehrkräfte konstant vorhanden sind. Aus meiner Sicht sind gerade eben auch die Eltern der betroffenen Schüler/innen in der Pflicht, sich zu kümmern. Bei manchen klappt es, bei anderen leider nicht.
Segregation ist ein großes Thema, aber aus ganz anderen Gründen als hier benannt. Aufgrund der vielen Unterrichtsausfälle (Wie sollen da Integration – und auch Inklusion – überhaupt funktionieren?) nehmen bildungsnahe Eltern ihre Kinder an die Hand und nehmen nachmittags und in den Ferien außerschulisch Bildungsangebote gegen Entgelt wahr, um überhaupt noch so etwas wie Bildung zu ermöglichen. Das machen übrigens auch Eltern mit ausländischen Wurzeln so.
«Schule ist nicht nur ein Ort des Lernens, sondern auch ein Ort der Begegnung und des Miteinanders. Gerade für geflüchtete Kinder geht es darum, dem tristen und nicht kindgerechten Alltag in ihren Unterkünften zu entkommen und den Kontakt zu Gleichaltrigen außerhalb der Unterkunft aufzubauen.»
Die primäre Aufgabe von Schule sollte es wieder sein, Wissen zu vermitteln und Kinder auf die (Arbeits-)Welt vorzubereiten. Natürlich spielt dabei auch soziales Lernen eine Rolle.
ABER:
Für eine gelingende Integration ist es unerlässlich, die Sprache des betreffenenden Landes auch zu beherrschen. Gleichzeitig haben die Kinder der Schulen in Deutschland ein Recht auf Bildung, das wichtiger erscheint als das reine “Wohlfühlen” («raus aus dem tristen Alltag») von Geflüchteten.
Deutsche Sprache kann man eher in einer vorübergehenden Willkommens-Klasse oder -Schule lernen als im normalen Schulsystem. Insofern benötigt man tatsächlich erst eine vorübergehende Segregation der geflüchteten Kinder, um sie dann, mit hinreichend Sprachkenntnissen an einer Regelschule beschulen zu können. Erst dann ist eine wirkliche Integration auch möglich.
Die Alternative ist das, was wir schon jetzt an unseren Schulen sehen:
Kinder, die kaum Deutsch verstehen, am Unterricht kaum teilnehmen können, frustriert sind, daher im Zweifelsfall stören und andere Kinder vom Lernen abhalten. Damit ist m.E. niemandem geholfen und es trägt auch nicht zur Integration bei.