Digitalisierung: Wie ein strukturschwacher Landkreis um seine Schulen kämpft

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SANGERHAUSEN. Sozialpolitische Nachwirkungen der Pandemie, Energiekrise, Flüchtlingskrise, Streitigkeiten um die Kreisumlage und dann auch noch eine Hochwasserkatastrophe zu Beginn des Jahres: Der Landkreis Mansfeld-Südharz in Sachsen-Anzhalt hat wie viele strukturschwache Gebiete in Deutschland zu kämpfen. Dennoch ist Landrat André Schröder (CDU) zuversichtlich, den Standort im Bildungsbereich stärken zu können. Im Zentrum steht dabei die Digitalisierung.

Landrat André Schröder, Iim Berufskolleg Mansfeld-Südharz, Sangerhausen, Sachsen-Anhalt
„Wir versuchen, das Beste daraus zu machen“: André Schröder (CDU), Landrat im Kreis Mansfeld-Südharz. Foto: Frank Elschner

News4teachers: Herr Schröder, Sie sind Landrat des schönen Landkreises Mansfeld-Südharz. Zugegeben, wir mussten erst einmal googeln, um zu wissen, wo genau sich Ihr Landkreis befindet. Nämlich in Sachsen-Anhalt an der Grenze zu Thüringen.

André Schröder (lacht): Da sind Sie nicht die einzige. Wir sind landschaftlich sehr reizvoll gelegen. Vor allen Dingen aber geografisch und kulturgeschichtlich in der Mitte Deutschlands. Ich sage immer zu den bayerischen Kollegen, wir befinden uns 100 Kilometer westlich von München. Dann gucken sie immer komisch.

News4teachers: Ihr Landkreis zählt zu einem der zahlreichen strukturschwachen ländlichen Gebiete in Deutschland. Wie ist bei Ihnen die Digitalisierung an den Schulen in Gang gekommen?

Schröder: Bei der Digitalisierung kann man den Prozess vielleicht am besten als ein Aufholen der Entwicklung beschreiben. Wir nutzen natürlich die zur Verfügung stehenden Bundes- und Landesprogramme aus. Aber für die einzelnen Gemeinden und Städte ist es schwierig, dann in dem Angebot neben eigenwirtschaftlichem Ausbau der Netzbetreiber auch noch den geförderten Ausbau, also das Lückenschließen voranzubringen.

Das hat in den letzten Jahren sehr mäßig geklappt. Vor fünf Jahren hatte nur etwa jeder zweite Haushalt und jede zweite Schule einen Internetzugang mit fünfzig Mbit pro Sekunde Download-Geschwindigkeit. Bis Ende 2024 wird jetzt jeder Haushalt im Landkreis Mansfeld-Südharz über eine schnelle Internetverbindung verfügen. Wir haben vor wenigen Monaten den Baustart begonnen für den zielgerichteten Glasfaserausbau. Im ersten Schritt werden fünftausend Haushalte mit mehr als einem Gigabyte pro Sekunde versorgt. Das sind positive Entwicklungen. Da bin ich auch ganz stolz drauf, dass wir uns modern aufstellen in der Mitte Deutschlands.

News4teachers: Und wie sieht das im Bildungsbereich aus? Wie gut sind die Schulen aufgestellt, wenn es um Digitalisierung geht?

Schröder: Also wir haben die Grundschulen, die Sekundarschulen, die Gymnasien und die berufsbildenden Schulen und im Landkreis auch sechs Schulen in freier Trägerschaft. Wir haben eine sehr breite, plurale Bildungsträger-Landschaft und wollen die natürlich möglichst auch erhalten und alle Schulen modern und digital ausstatten. Im Rahmen des ITN-XT, des neuen Landesdatennetzes, sind die Schulen ans Netz gekommen. Seit Ende 2023 sind es alle Schulen in Sachsen-Anhalt, die vom Netzausbau des Landes profitieren können. Und was sehr gut ist, auch der Betrieb, dieses Netzes, der ja nicht billig ist, wurde vom Land mit gefördert. Dafür sind wir natürlich dankbar.

Die Schulen sind unterschiedlich weit. Wir werden zum Beispiel über das Bundesprogramm Digitalpakt Schule die Ausstattung der Schulen schrittweise verbessern. Das eine ist ja, das Geld zu beantragen und bewilligt zu bekommen. Das andere ist die Umsetzung inklusive der ganzen Verwendungsnachweisprüfungen und Anschaffungen der Technik – bei den heutigen Lieferfristen auch kein einfaches Unterfangen. Das heißt, wir werden Schritt für Schritt die Schulen ertüchtigen. Das ist schon auf einem guten Weg und wird natürlich dann in den nächsten Jahren auch abgeschlossen werden.

Was im Landkreis Mansfeld-Südharz vielleicht auch noch etwas ungewöhnlich ist: Normalerweise sind die Städte und Gemeinden eher Einzelkämpfer beim Thema Digitalisierung ihrer Infrastrukturen. Aber hier in Mansfeld-Südharz hat der Landkreis eine koordinierende Rolle. Das heißt, wir stellen Personal zur Verfügung, um auch in den Städten und Gemeinden den Internet-Ausbau voranzubringen.

ViewBoards am Berufskolleg

Am Berufskolleg Mansfeld-Südharz wird mit ViewBoards, den interaktiven Tafeln von ViewSonic gelehrt und gelernt. Das Besondere: Die myViewBoard Software bietet alles, was Lehrkräfte für den digitalen Unterricht benötigen und richtet sich ganz nach dem pädagogischen Konzept.

Foto: ViewSonic

So können digitale Einsteiger:innen genauso mit den Displays arbeiten wie Lehrer und Lehrerinnen mit Vorkenntnissen. ViewBoards lassen sich außerdem betriebssystem-unabhängig mit allen gängigen Endgeräten nutzen und über die Gerätemanagement-Software von ViewSonic komfortabel verwalten.

Möchten Sie unsere Sonderkonditionen für Schulträger kennenlernen? Dann schreiben Sie uns eine E-Mail an bildung@viewsonic.com. Wir freuen uns auf Sie!

Weitere Infos und Praxisbeispiele finden Sie in unserer Broschüre hier zum Download: ViewSonic – Technik, die dem Unterricht folgt.

News4teachers: Wie schaut es bei Ihnen denn im Bereich Administration aus? Spüren Sie auch den Fachkräftemangel im IT-Bereich?

Schröder: Ja. Überall in Deutschland, außerhalb vielleicht der urbanen Ballungsräume, ist ja das limitierende Element nicht nur das Geld oder die Fläche, sondern zunehmend der Mensch. Das heißt, wir brauchen natürlich gute Fachkräfte, die das alles auch umsetzen. Ohne lokale Akteure hilft auch das beste Fördergeld nichts. Aber das ist kein spezielles Problem für unseren Landkreis, das gibt es hier natürlich auch, sondern das ist ein generelles Thema in Deutschland. Wir versuchen, das Beste daraus zu machen, die Fördermittel, die uns zum Beispiel beim Digitalpakt zur Verfügung stehen, zu nutzen, und kreativ mit dem Personal, das wir haben, Digitalisierung zu gestalten.

News4teachers: Der Erfolg von Digitalisierung steht und fällt ja auch mit der passenden Technik für die jeweilige Schulform. Welche Strategie fahren Sie als Schulträger bei der Anschaffung?

Schröder: Wir haben einen Austauschprozess mit den Schulen. Das ist auch sehr sinnvoll. Unser Kreisschulamt ist da hauptsächlich in der Verantwortung und natürlich werden auch Wünsche geäußert. Das beschränkende Element ist in der Regel der Fördermittelgeber. Und der hat ein Wörtchen mitzureden und gibt dann oft Standards vor, beziehungsweise Geräte, die zentral beschafft und verteilt werden, beispielsweise über das Land Sachsen-Anhalt. Die nehmen wir dann in Anspruch. Manchmal können wir Wünsche auch konkret umsetzen. Das Berufskolleg Mansfeld-Südharz ist 2022 zum Beispiel mit interaktiven digitalen Tafeln ausgestattet worden.

News4teachers: Was war Ihnen bei der Anschaffung wichtig?

Schröder: Wir schreiben produktneutral aus. Uns geht es aber nicht um das billigste Angebot, es geht immer um das wirtschaftlichste Angebot. Da kann im Einzelfall tatsächlich ein Unterschied bestehen. Und natürlich gibt es, wenn wir dann die Ausschreibung umsetzen, auch Nachweisführungen dafür.

Die Frage ist aber: Warum schaffen wir die Tafeln überhaupt an? Wir sind hier in einer berufsbildenden Schule in Sangerhausen. Das ist eine Schule mit über 1750 Schülerinnen und Schülern, für die wir eine moderne Bildungseinrichtung schaffen. Wir wollen nicht nur Präsenzunterricht wie früher als Frontalunterricht, sondern wir wollen neue Lernmethoden ausprobieren, eine bessere Rückkopplung und auch bessere Möglichkeiten zur Selbstkontrolle durch den Schüler. Es ist einfach eine andere, auch visualisiertere Form der Wissensvermittlung, die durch diese Technik greift.

Dass Digitalisierung sinnvoll ist, hat unter anderem die Pandemie unter Beweis gestellt. Wir sehen in der Digitalisierung der Berufsschule aber vor allem eine Ergänzung und Bereicherung des Präsenzunterrichtes und keinen Ersatz für den Präsenzunterricht, wie es zu Pandemiezeiten im Home-Schooling der Fall war.

News4teachers: Eine letzte Frage: Was wünschen Sie sich für den Bildungsbereich in Ihrem Landkreis?

Schröder: Ich habe zwei Kinder, die hier in Sangerhausen aufgewachsen sind. Eine Tochter, die hier die Schule durchlaufen und jetzt ihr Studium begonnen hat, und einen Jungen, der hier gerade im Gymnasium Unterricht erhält. Ich erlebe also auch ganz persönlich, wie wichtig es ist, unsere Bildungsstandorte zu erhalten. Nach Jahren, in denen nicht nur Wirtschaftsstandorte, sondern auch Bildungsstandorte verschwunden sind, ist das ein wichtiges politisches Versprechen, die Bildungsstandorte zu sichern.

Außerdem wünsche ich mir, dass der Unterrichtsausfall möglichst gering gehalten werden kann. Das heißt, dass auch genügend Lehrkräfte da sind, die diesen Unterricht absichern, auch geschulte, mit digitalen Unterrichtsmethoden vertraute Lehrkräfte. Und wenn es dann noch gelingt, die technische Ausstattung so modern zu halten, wie wir sie jetzt ja auf den Weg gebracht haben – und dieser Prozess hört ja nie auf, es wird immer wieder eine Modernisierung geben müssen – dann haben wir hier, glaube ich, ein sehr gutes Schul- und Bildungsnetzwerk. Sonja Mankowsky, Agentur für Bidungsjournalismus, führte das Interview

Kommunen fürchten, auf den langfristigen Kosten der Schul-Digitalisierung sitzenzubleiben

 

 

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