Nach Sylter Nazi-Gegröle: Polizei ermittelt wegen ähnlicher Fälle gegen Schülergruppen

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CUXHAVEN. Nach ausländerfeindlichen Gesängen vor dem Schulzentrum im niedersächsischen Otterndorf haben Behörden und Einrichtungen Gegenmaßnahmen beschlossen. Auch vor zwei anderen Schulen in der Region gab es offenbar solche Fälle.

Die Polizei ermittelt (Symbolfoto). Foto: Shutterstock

Vor dem Schulzentrum in Otterndorf im Landkreis Cuxhaven hatten Jugendliche am Dienstag nach Polizeiangaben rassistische Texte zur Melodie von „L’amour Toujours“ gesungen. Dabei war mehrfach die Zeile „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus“ zu hören, die auch von anderen Vorfällen bekannt ist. Die Polizei ermittelt.

„Die tatbeteiligten Jugendlichen und jungen Erwachsenen werden mit entsprechenden strafrechtlichen Konsequenzen rechnen müssen. Gleichzeitig muss es aber unser gesamtgesellschaftliches Ziel sein, die Aufklärung zu betreiben, um die möglichen Folgen vergleichbaren Handelns aufzuzeigen und dieses Handeln konsequent zu unterbinden“, erklärte Michael Hasselmann, Polizeidirektor der Inspektion Cuxhaven.

In Reaktion darauf einigten sich die Schulleiter intern „auf ein konsequentes Vorgehen“ gegen drei an der Tat beteiligte Schüler, wie es in einer gemeinsamen Erklärung hieß. Zusätzlich sollen die sozialen Medien und eine Veranstaltung in Otterndorf genutzt werden, um ein klares Bekenntnis zur Vielfalt zu fördern. Zusätzlich wird Präventionsarbeit in den Schulen in Zusammenarbeit mit dem Projekt „Demokratie Leben“ durchgeführt.

Neben Otterndorf wurden im Landkreis Cuxhaven zwei weitere Vorfälle gemeldet. Am Mittwoch zeigten die Schulleitungen von Schulen in Cadenberge und Hemmoor ähnliche ausländerfeindliche Aktionen an. Auch dort müssen die Schülerinnen und Schüler mit strafrechtlichen Konsequenzen rechnen. Laut Hasselmann machen die Ereignisse deutlich, wie „schnell sich solche sehr zweifelhaften und vor allem auch strafbaren ‚Trends‘ verselbstständigen.“ News4teachers

Deutschland hat ein Rassismus-Problem (auch in den Schulen) – und das nicht erst seit gestern. Ein Kommentar

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Besseranonym
1 Monat zuvor

Da muss irgendwo ein Nest sein, würde ich auf bayerisch sagen – wenns nicht so ernst wäre.
Wo ist der Verteiler ?
Wieder mal ein Aufruf zur challenge auf tiktok, andere mediale Aktiväten, wie schon geschehen Überzeugungsarbeit in Vereinen, Gruppenzwang, Beispiel der Eltern, vlt sogar das Ruhighalten so manchen Lehrers ? ?

Eines ist deutlich sichtbar: Es kann verflixt schnell gehen, und
Ich bin gespannt, ob es wirklich zu strafrechtlichen Urteilen kommt, –
Dies wäre dringend nötig.

Karl Heinz
1 Monat zuvor
Antwortet  Besseranonym

Die strafrechtlichen Urteile könnten aber u.U. ausbleiben
Rechtliche Konsequenzen von Sylt-Video: Auch Ras­sis­t:in­nen geschützt – taz.de

Das mediale Berichterstattung, die mit einer Mischung aus moralischer und juristischer (Vor-)Verurteilung einher geht, ein ernsthaftes Problem darstellt, ist allerspätestens seit Rammstein deutlich geworden:
Der Star-Anwalt: Christian Schertz und die Medien (ardmediathek.de)

Blieben die Fragen:
Wie man dem Phänomen (Alltags-)Rassismus begegnet, ohne auf der anderen Seite demokratische Grundrechte preis zu geben?
Wie lernt unsere Gesellschaft Meinungsfreiheit wieder ernst zu nehmen und auch unliebsame Äußerungen zu ertragen?
Was bleibt von dem Thema in 2 Wochen noch übrig?

Hysterican
1 Monat zuvor
Antwortet  Besseranonym

Die Verteiler sitzen v.a. auch in den öffentlichen Medien, die diesen Sylt-Vorfall so eindringlich und mit der entsprechenden Begleitmusik inkl Text in die Breite getragen haben.

Ich kannte vorher diese missbräuchliche Verwendung der ollen Kamelle aus den 90ern gar nicht – nahezu allen Menschen in meinem Bekanntenkreis ging es ebenso – nun weiß quasi jeder, wie man diese perverse Kopplung von dumpfer Partymucke und rechtsextremen Parolen hinbekommt.
Die breite und eskalierende Empörung spornt offensichtlich viele dazu an, das als Provokation nachzumachen und damit die Suppe am Kochen zu halten.

Es wird ei e ganze Weile dauern, bis dieser Dreck aus der Öffentlichkeit verschwindet und neue Versionen rechtsextremer und ausländerfeindlicher „Darbietungen“ aufploppen.

Das Gedankengut scheint – ob unreflektiert als Provokation oder auch bewusst als ideologische Meinungs- und Haltungsäußerung – in der Breite vorhanden zu sein…und es scheint sich durch alle gesellschaftliche Schichten zu ziehen.

Ja, man muss über sowas informieren – aber man muss doch nicht noch das „how to do it“ mitliefern.

Besseranonym
1 Monat zuvor
Antwortet  Hysterican

“ how to do it “ -> meaning in this case ? cause I’m standing on the Schlauch.

Besseranonym
1 Monat zuvor
Antwortet  Hysterican

-2 ich hab jetzt mehrmals den Reiher gemacht, Hand- und Kopfstand und komme nicht weiter………

Hysterican
1 Monat zuvor
Antwortet  Besseranonym

Naja, damit ist schlicht gemeint, dass dieser Dreck auch noch im öffentlichen Medienraum 1:1 dargeboten wird … die Handyaufnahmen werden gezeigt, man kann sehr schön heraushören, wie man diese rechtsradikalen Parolen auf diese Dumpfmusik zu singen hat… und weil das so schön eingängig zu sein scheint kann jeder noch so unmusikalische Vollpfosten das grauenhaft nachplärren.

Ausreichend erklärt?

Besseranonym
1 Monat zuvor
Antwortet  Hysterican

Ja, ganz vielen Dank,
stand wohl wirklich bisserl auf dem Schlauch.
Und: bin ganz Ihrer Meinung.

RainerZufall
1 Monat zuvor

Als würde es in Deutschland ein Problem mit Rechtsextremismus geben, voll seltsam…

Aber es ging ja gegen Ausländer, dementsprechend werden die Forderungen nach härteren Strafen oder Eltern stärker haften zu lassen etc. geringer ausfallen.
Jugendsünden und so…

Indra Rupp
1 Monat zuvor

Wenn das auf einmal alle machen, vermute ich auch eine Art Tictok-Vorbild dahinter.
Ich bin ja so stolz auf meinen 17jährigen Sohn. Der hat letztens Tictok gelöscht, weil es ihm zu blöd wurde, obwohl seine Kumpels das alles gucken. 🙂

Indra Rupp
1 Monat zuvor

Hotchips-Strangulier-ect-challenge, Dorfgrundschüler im Krankenhaus. Tiktok ist gefährlich! Es sollte eine Alters/Reife/IQ – Kontrolle geben. Kurze, suggestive Videos, die seeehr kurz die Wahlumfrage von Sachsen-Anhalt zeigt, mit einem großen blauen Balken, einen kleinen Schwarzen und kaum sichtbaren Rest. Dazu die große Ankündigen, wie „Deutschland“ wählen wird und zu wenig Zeit, um zu erkennen, dass das nur die Prognose von Sachsen – Anhalt ist. So arbeitet man auf Leute ein, die „blau“ werden sollen. Da muss man schon so intelligent sein, auf die Idee zu kommen, mit mehreren Zeitlupe-Versuchen herauszufinden, dass die Wahlprognose nicht Deutschland zeigt – deshalb IQ-Kontrolle zum einloggen. Bist du in der Lage, den Quatsch zu hinterfragen? Kleiner Test. Bestanden? Dann darfst du dich einloggen – falls du überhaupt noch willst.
Das ist doch hoch kriminell, was da im Internet laufen darf. Auch gab es im normalen Fernsehprogramm früher höchstens sehr spät Horrorfilme und dann gekürzt und zensiert. Wozu eigentlich noch FSK -Empfehlungen auf DVD’s, wenn das Internet alles aushebelt? Das ist Kindesmisshandlung, wenn wir junge Kinder ohne Aufsicht ins Internet lassen! Mein Sohn hat mir schon öfter vorgeworfen, dass er ohne Handy bei seinen Klassenkameraden außen vor war. Auch wieder wahr. Zum Glück ist er mittlerweile auch froh, als Kind nicht so Internet-verstört worden zu sein und schüttelt über so manche weltfremden, praxisfernen, verdrehten, sonstwie – Einstellungen Gleichaltriger nur den Kopf.
Wir können in die Vergangenheit schauen, um Fehler von damals nicht noch einmal zu machen. Wir können Mechanismen und Strategien erkennen. Bezüglich Internet können wir uns leider nicht an der Vergangenheit orientieren.

Lisa
1 Monat zuvor

Es war kein Tiktok. Der Syltvideo selbst ist zu einem Meme geworden. Er wird teilweiße 1: 1 nachgespielt – und wenn die Stuttgarter Aufnahmen von den Fußballfans kein Fake sind, sogar von jungen Ausländern übernommen. Es ist einfach nur hirnlos.
Man sollte die Berichterstattung eventuell so halten wie bei Suiziden, dass nämlich keine Details veröffentlicht werden, um Nachahmung zu vermeiden. Die Information “ In einer Bar sangen Feiernde ausländerfeindliche Parolen“ hätte genügt, sowie der Hinweis, das das strafbar sein kann.

Karl Heinz
1 Monat zuvor
Antwortet  Lisa

Sorry, aber Sie leben da im falschen Jahrhundert.

Videos dieser Art gehen viral, BEVOR auch nur überhaupt jemand davon berichtet.
Gant aktuell bei Mannheim das gleiche:
Das Video samt Message ist schon mehrfach weitergleitet, bevor der erste Nachrichtensender das überhaupt im Programm hat.
Im TV werden die Bilder geblurred, auf dem Handy hat man es uncensored, samt Klarnamen der Beteiligten.

Der „Skandal“ ist doch weniger, dass ein paar Yuppies besoffen etwas grölen, was seit Jahren auf jedem zweiten Dorffest zu hören ist, sondern seine Verbreitung in quasi Echtzeit.
Während das bisher gewissermaßen stillschweigend im Dorf geblieben ist, wird es heute binnen weniger Minuten tausendfach verbreitet.

Da nutzt alle Zensur, alles Zurückhalten von Details nichts.
Und es nutzt m.E. ebenfalls nichts, wenn auf Privatblogs oder Seiten jemand Schnappatmung bekommt und meint, festlegen zu können, was unter Meinungsfreiheit fällt und was nicht.
Vorkommnisse wie „Sylt“ könnten der Startschuss sein, um eine halbwegs vernünftige Aufarbeitung des Rassismusproblems außerhalb der eigenen Echokammer anzukurbeln – gerade weil man nun offen sieht, wie weit verbreitet und „normal“ das inzwischen (wieder) ist.

Lisa
1 Monat zuvor
Antwortet  Lisa

Es heißt selbstverständlich “ teilweise“