POTSDAM. Eltern, Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Studierende haben sich zu einem Bündnis zusammengeschlossen, um Druck auf die Landesregierung von Brandenburg zu machen: Die soll den Lehrkräftemangel entschlossen angehen. Zu viele Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger gefährden demnach den Schulbetrieb. Der Bildungsminister reagiert.

Zurzeit sind in Brandenburg ca. 20.000 Lehrerinnen und Lehrer unbefristet beschäftigt. Bis 2032 werden über 10.000 von ihnen aus Altersgründen ausscheiden. In diesem Zeitraum sind jährlich mindestens 1.300 bis 1.700 Neueinstellungen notwendig, um den Unterricht für die Schülerinnen und Schüler abzusichern. In den vergangenen Jahren haben in Brandenburg jährlich nur zwischen 300 bis 400 Absolventinnen und Absolventen das Lehramtsstudium an der Universität Potsdam erfolgreich abgeschlossen. Diese Entwicklung, so heißt es in einer Mitteilung des neu gegründeten Bündnisses «Gemeinsam für eine Schule mit Lehrkräften!», wird sich in den nächsten Jahren noch fortsetzen.
Denn: «Die bisher von der Landesregierung getroffenen Maßnahmen zur Absicherung der Ausbildung und Einstellung vollständig ausgebildeter Lehrkräfte reichen nicht ansatzweise aus, um die notwendigen Ersatzeinstellungen in den nächsten zehn Jahren für die Absicherung des Unterrichts vornehmen zu können. Im Gegenteil: Die Bedarfe an Einstellungen werden weiter steigen. Ein Großteil der Ersatzeinstellungen wird nur durch die Gewinnung von Lehrkräften mit Seiteneinstieg erfolgen können. Mit den derzeitigen Maßnahmen ist davon auszugehen, dass 2030 nur die Hälfte der Stellen für Lehrkräfte an den Schulen des Landes Brandenburg mit vollständig ausgebildeten Lehrkräften besetzt sein wird.»
Dem neu gegründeten Bündnis gehören die GEW Brandenburg, der Brandenburgische Pädagogen-Verband (BPV), die Studierendenvertretung der Universität Potsdam, der Landesschülerrats und der Landeselternrats an. «Der Lehrkräftemangel gefährdet die Bildungschancen und die Zukunft unserer Kinder», so begründet die Sprecherin des Landeselternrats, Ulrike Mauersberger, das Engagement. Selbst bei raschem und entschiedenem Handeln sei der Schulbetrieb bereits stark eingeschränkt.
“An manchen Schulen sind bereits 40 Prozent der Lehrkräftestellen mit Seiteneinsteigenden besetzt oder unbesetzt”
Mauersberger: «Uns erreichen aus den Schulen erschreckende Rückmeldungen: Teilweise werden Studierende als Klassenleitungen eingesetzt, einige Kinder können beim Übergang in die weiterführenden Schulen keine Schreibschrift. Über lange Zeit werden Klassen zusammengelegt oder mehrere Klassen von einer Lehrkraft betreut, ohne dass unterrichtet wird. An manchen Schulen sind bereits 40 Prozent der Lehrkräftestellen mit Seiteneinsteigenden besetzt oder unbesetzt. Als Folge fällt immer mehr Unterricht aus, der nicht nachgeholt wird. Wir sind schon jetzt in einem Notbetrieb, und die Bildungsdefizite verstärken sich noch weiter.»
Günther Fuchs, Vorsitzender der GEW in Brandenburg, betont: «Die Einstellung ausgebildeter Lehrkräfte ist die entscheidende Voraussetzung für die Absicherung der unterrichtlichen Bildungs- und Erziehungsangebote unserer Schulen. Die aktuelle personelle Situation in den Schulen und die unzureichenden Maßnahmen der Landesregierung zur Absicherung der Einstellung von Lehrkräften gefährden die Chancengleichheit unserer Kinder und Jugendlichen. Es ist Zeit, endlich wirksam gegenzusteuern.»
«Uns erreichen immer mehr Klagen überlasteter Lehrkräfte. Die wollen einen guten Job machen. Aber auch die können nicht dauerhaft die Seiteneinsteiger coachen oder für Zwei arbeiten», ergänzt BPV-Präsident Hartmut Stäker. «Wir Studierende möchten praxisnah und ohne Verzögerung zum Abschluss kommen. Derzeit geht das nicht: Die weiterhin sehr theorielastige Ausbildung sowie Zugangshürden zum Studium und zu den Kursen und Seminaren stehen dem entgegen», ergänzt Philipp Okonek als studentischer Vertreter der Universität Potsdam. Stefan Tarnow merkt als Sprecher des Landesschülerrats an: «Grundlage vieler Probleme im Bildungsbereich ist der Lehrkräftemangel. Ohne geeignetes Personal kann keine Demokratiebildung gewährleistet werden und Grundoperationen können nicht verstanden werden.»
Der Bildungsminister reagiert. «Ich verstehe den Hinweis, aber wir können auf Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger nicht verzichten», sagt Steffen Freiberg (SPD). Er betont: «Ja, das geht nicht ohne Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger, in ganz Ostdeutschland ist das so.» Mit Blick auf das kommende Schuljahr zeigt er sich optimistisch – denn mehrere Maßnahmen (wie das Programm 63+ zur Weiterbeschäftigung von Lehrkräften, eine neue Kampagne zur Lehrersuche und auf das Landlehrerstipendium) liefen. «Wir haben schon eine erhebliche Anzahl an Kolleginnen und Kollegen gewinnen können.» Die genaue Zahl der fehlenden Lehrkräfte wird voraussichtlich erst kurz vor Beginn des neuen Schuljahres bekannt.
Der Bildungsminister zieht unter dem Strich eine positive Bilanz des Schuljahres. «In Brandenburg gibt es keine Zeugnisse, auf denen steht: Die Note wurde nicht erteilt, weil der Unterricht nicht erteilt wurde. Der ersatzlos ausgefallene Unterricht ist trotz der Herausforderungen in diesem Schuljahr mit 2,5 Prozent auf dem Niveau des Vorjahres geblieben und ist nicht größer geworden. Das ist ein Verdienst der Lehrerinnen und Lehrer.» Im Winterhalbjahr entsprachen die 2,5 Prozent laut Ministerium rund 172.000 ersatzlos ausgefallenen Stunden.
Aus der Sicht des Bündnisses ist die Lage hingegen prekär. In der gemeinsamen Erklärung heißt es: «Schon jetzt ist die personelle Situation an den Schulen angespannt, der Arbeitsmarkt an Lehrkräften deckt den Bedarf nicht und die Maßnahmen der Landesregierung sind für die Sicherung sämtlicher notwendiger Einstellungen unzureichend.» News4teachers / mit Material der dpa









Da wird das Referendariat aber ziemlich überschätzt. Ich habe da nichts gelernt, was mir im Unterricht hilfreich gewesen wäre. Ist vielleicht aber im Bereich Grundschule anders.
Stimmt leider.
Ich setz’ aber noch gern einen drauf: Was man mir im Studienseminar hat beibiegen wollen, das ganze unbrauchbare Zeug, musste ich mir anschließend ganz schnell wieder abgewöhnen.
Schade um die Zeit und die Nerven.
Das Referendariat wird sich in den nächsten Jahren von selbst abschaffen, wenn Gen Z erst einmal gemerkt hat, dass man in den Schulbereich viel entspannter und sicherer ohne Lehramtsstudium hineinkommt. Natürlich gilt das nur für diejnigen, die dann nichts besseres außerhalb der Schule finden…
Ich dachte, keiner will mehr in die Schule??
Warten Sie mal ab, wenn die großen Autobauer die Kurve nicht bekommen, SAP und Co. kein HO mehr anbieten…insgesamt unsere Wirtschaft weiter so “wächst”…
Dann gibt es (wieder) ausgebildete LK die Taxi fahren…weil alle in den sicheren Staatsdienst streben.
Bei den Zulieferern geht’s schon los
https://www.augsburger-allgemeine.de/wirtschaft/autozulieferer-meldet-insolvenz-an-ueber-600-mitarbeiter-koennten-betroffen-sein-7-5-24-id70638456.html
….ebenso bei eissmann automotive; auch hier bei uns wird gezittert.
Vielleicht doch nicht alles so rosig, in der freien Wirtschaft?
Jung und gut ausgebildet? Das Ausland ruft.
“Ich dachte, keiner will mehr in die Schule??”
Siehe oben:
“die dann nichts besseres außerhalb der Schule finden”
Die Befürchtung habe ich auch!! Das Ref wird zeitlich ja auch immer mehr zusammengestrichen. Und irgendwann denken sich die Landesregierungen, dass es günstiger ist Seiteneinsteiger aufzunehmen als Lehrer auszubilden.
Mein Ref war gut und hilfreich. Das dauerte aber noch zwei Jahre – nicht so eine Schnellschussgeschichte mit teilweise neun Monaten wie heute
Mein Ref hat 1,5 Jahre gedauert und war die Hölle.
Ein halbes Jahr länger hätte daran auch nichts geändert.
Die Dauer ist doch sekundär, solange die Seminarleitungen mittelbegabte Opportunisten, heuchlerische Schul-Flüchtlinge und autoritätshörige Wissenschaftler-Darsteller sind.
In seiner heutigen Form ist das Ref nicht nur nicht hilfreich, sondern schädlich. Gerade die echten pädagogischen und fachlichen Talente werden da gebrochen.
Ich habe den Eindruck, dass die Bewertung zu 100% von den Fachleitungen abhängt.
Vielleicht könnten die Konditionen für Fachleitungen verbessert werden, dann würden sich da vielleicht auch mehr kompetente Lehrkräfte finden.
Wer sich heute noch als Mitwirker/in ausbeuten lässt, muss schon sehr verzweifelt sein…
Das Referendariat vermittelt Praxiskenntnisse und -erfahrungen. Das war wahrlich nicht leicht, aber sehr hilfreich. Ich hatte unterschiedliche Mentoren. Von der einen habe ich viel gelernt, von der anderen würde ich auch sagen, fast nichts.
Bezogen auf meine Ausbildungsschule sehe ich das genauso. Aber die Seminarleiter rissen mit dem Arsch ein, was die Mentoren mit den Händen aufgebaut hatten.
Auch von der anderen haben Sie viel gelernt:
Wie man es besser bleiben lässt.
🙂
Ich denke, am meisten habe ich beim Hospitieren und beim (betreuten) eigenen Unterrichten gelernt – und beim “Mal-Ausprobieren”, also in der Schule.
Dafür muss einem aber auch die Zeit am Anfang gegebem werden. Ob das unbedingt im Ref mit exterenen Veranstaltungen sein muss, weiß ich nicht.
Seien Sie milde mit sich.
Schauen Sie sich mal ihre Vorbereitung im 1. Praktikum im Vergleich zum Ende der Ref-Zeit an.
Da ist (bei allen) noch Luft nach oben, aber Sie werden lachen, wie weit Sie gekommen sind 🙂
Einspruch: Im Referendariat habe ich das pädagogische Handwerkzeug und seine sinnvolle Anwendung kennengelernt und es im Lauf der Zeit den Umständen immer wieder angepasst. Natürlich geht das nur mit sehr guten Seminarlehrern. Ohne das Fundament, das im Seminar gelegt wurde, hätte ich meine 42 Jahre im Schuldienst wahrscheinlich nicht so relativ problemlos geschafft.
Ha!
Da ist der Punkt. 42 Jahre im Schuldienst, d. h. das Referendarat liegt 42 Jahre zurück – in den 80ern.
Ha!
Da waren die Zeiten und die Welt noch eine andere. Vermutlich auch das Referendariat.
Ich erinnere mich an den Spruch eines Kollegen, als ich aus meinem Referendariat und der einfachen Regel “Nimm für eine Oberstufenklassenarbeit die Zeit, die Du für die Arbeit gebraucht hast mal 3 und Du hast die Zeit für die Schüler1” ankam.
??? “Bei mir war der Faktor noch 1,2.” (70er Jahre).
Das Referendariat liegt bei mir sogar noch länger zurück, da ich bereits seit 5 Jahren in Pension bin.
Meine Erfahrungen als langjähriger Schulleiter: Referendare, die von einer guten Seminarschule kamen, sind heute sehr gute, belastungsfähige Lehrer. Ha!
Und was ist mit denen, die von einer “schlechten” Seminarschule kamen? Nicht beförderungswürdig, die Quote muss ja stimmen?
Einige wurstelten sich so durch, einige konnten ihre Anfangsdefizite gut beheben, wenige lernten es nie und waren/sind für Schule, Schüler und Eltern eine Zumutung.
Worauf ich übrigens sehr stolz bin: Quoten waren mir immer wurscht. Die Schwierigkeiten mit Schulaufsicht/ Ministerium nahm ich in Kauf.
” Die Schwierigkeiten mit Schulaufsicht/ Ministerium nahm ich in Kauf.” Sind wir schon 2. Das ist sehr schön aber extrem nervig und belastet das wichtige Tagesgeschäft und den Kreativteil.
Was die Seminare angeht: Ich glaube nicht an komplett schlechte Seminare, eher an einzelne “schlechte” = teils unbeliebte, teils wirklich schwache Dozenten und instruierende KuK.
Im Seminar menschelt es zudem sehr. Es wäre auch schlimm, wenn didaktische und pädagogische Themen nicht mehr zu durch förderlich unterschiedliche Meinungen begünstigten Ergebnissen führen würden.
Ich kann Ihnen nur zustimmen. Die Auseinandersetzungen mit der Obrigkeit Kosten Kraft, die an anderer Stelle weitaus sinnvoller wäre. Ein Hinweis noch: Bei solchen Konflikten muss man schul- und beamtenrechtlich sehr fit sein, sonst gehört man der Katz’.
Hier mein obligatorisches ceterum censeo für mit mind. Magister-, Diplom- oder Masterabschluss graduierte Seiteneinsteiger (und gg. das Referendariat): https://www.news4teachers.de/2023/08/bildungsminister-zum-lehrermangel-ohne-seiteneinsteiger-laeuft-gar-nichts-in-der-schule/#comment-538119ü
Ungeachtet dessen sist und bleibt es natürlich ein absolutes Armutszeugnis, dass die polit. Verantwortlichen es seit Jahrzehnten nicht schaffen, mittels der Ihnen vorliegenden Geburten-, Lehramtsstudenten-, examinierten Lehramtsabsolventen- und Altersverteilungszahlen langfristig den Befarf angemessen (mit Puffer und ohne dass das System ‘auf Kante genäht’ ist) zu kalkulieren und bei sich vor Urzeiten shcon abzeichnendem enormen Lehrerschwund frühzeitig adäquate Gegenmaßnahmen (maßgeblich Entlastungen und Vergütungen) zu ergreifen – peretuiierter Dilettantismus par excellence.
“peretuiierter Dilettantismus par excellence”
Da wäre ich mir nicht so sicher. Durch das Öffnen des Lehramtes für Seiteneinsteiger (“Sind ja nur Kinder”, vgl. wie rigoros das bei Juristen oder Ärzten gehandhabt wird: Anerkennung von ausländischen Abschlüssen u.a.) übt man natürlich Druck auf die “regulär” Ausgebildteten aus und vermeidet bessere Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen um die Attraktivität des Lehramtsstudiums zu steigern. Vergleich: Als der Ärztemangeln anfing, hat man sehr schnell den “Arzt im Praktikum” abgeschafft, die arbeiten jetzt während der Einarbeitungszeit voll bezahlt).
Macht die “freie” Wirtschaft mit ihren “Leiharbeitern” ja ähnlich (ja, Stromdokter, ist nicht ALLES rosig dort…)
Ja, das sit natürlich eine Gefahr, die besteht.
Wir sehen das ja bei den Erziehern aktuell, wie dort die Standards sukzessive gesenkt werden, was wohl im Endeffekt dafür sorgen wird, schlechter qualifiziertes Personal fächendekcend einszustellen, das dann auch shclechter bezahlt werden kann, schlechtere Arbeitsbedingungen vorfindet (und z.T. evoziert) etc. (und das, ohne dass am Ende der Mangel hinreichend bekämpft wäre). Aber auch das und entsprechende Parallelen bei Lehrern sehe ich nciht als geplantes Agens, dafür sind die polit. Entscheider m.E. zu Inkompetenz und die Amtszeiten der Minsiter zu kurz, sondern Pragmatismus, Kosten-Nutzen-Rechnungen ohne viel Weitblick (weil das ursprgl. Problem ja nur geflickschustert wird und dennoch imemr mehr und mehr Risse entstehen).
Ich habe in der Uni nichts gelernt und im Referendariat alles.
Mit meiner Ausbildungsschule hatte ich Pech, beide Fachleiter waren gut, einer auch menschlich zu mir passend. Der Hauptseminarleiter machte sich einen leichten Job. Problem am Referendariat finde ich den Druck, Showstunden abliefern zu müssen, die mit der Realität nichts gemein haben.
“Zu viele Seiteneinsteiger gefährden den Schulbetrieb”
Die Überschrift passt für mich nicht mit den Aussagen im Text zusammen:
Wenn an manchen Schulen die Seiteneinsteiger 40% der Lehrkräfte ausmachen, dann “gefährden” sie dort nicht den Schulbetrieb, sondern “ermöglichen” ihn überhaupt noch. Nicht auszudenken, wie es ohne diese Kolleginnen und Kollegen dort aussehen würde…
Natürlich muss man neue Lehrkräfte erstmal in ihrem Job ankommen lassen und einlernen. Es macht keinen Unterschied, ob man da Referendare, Quer- oder Seiteneinsteiger betrachtet.
Bieten Brandenburg eigentlich nur einen direkten Seiteneinstieg?
Wie lange läuft dort der Vorbereitungsdienst? Vielleicht wäre das ja eine Stellschraube für mehr Unterrichtsqualität…
Die Argumentation finde ich seltsam. Man ist nicht automatisch ein guter Lehrer, wenn man eine Ausbildung dafür durchlaufen hat (man hätte sie ja auch mit 4 bestanden) oder wenn man als Seiteneinsteiger Erfahrungen sammelt und sich qualifizieren lässt.
Dass einige Kinder beim Übergang nach Klasse 6 keine Schreibschrift beherrschen, das haben wir bei fast allen unseren grundständig ausgebildeten Lehrkräften auch. Es ist ein Trugschluss zu glauben, das läge am Seiteneinstieg. Völlig falscher Ansatz!
Genauso falsch ist es, dass alle Lehrer Seiteneinsteiger betreuen. Das machen dann jeweils einige an den Schulen und die machen ja in dem Moment den Unterricht nicht. Bei uns bekommt man dafür Anrechnungsstunden, die man also selber weniger unterrichtet.
Hier wird ganz viel aufgebauscht und diffamiert: Seiteneinsteiger seien schuld daran, dass viele Kinder keine Schreibschrift erlernten und andere Lehrer überlastet seien. Das ist eine schlimme Verkürzung der Realität! Sie erinnert an Diffamierungen bestimmter Bevölkerungsgruppen, die an diesem oder jenem Übel im Lande schuld seien. Vorsicht!
Sie haben natürlich Recht, dass Seiteneinsteiger zunächst Ressourcen kosten, weil sie angeleitet werden müssen.
Das trifft aber auf Seiteneinsteiger, Quereinsteiger und normale Referendare gleichermaßen zu. Und selbst ausgebildete Kollegen brauchen Zeit und Unterstützung, sich an einer neuen Schule einzufinden. So muss ich mich bspw. mit naturwissenschaftlichen Fächern in ganz neue Strukturen einfinden: Wo finde ich was? Wer gibt mir wann eine Sicherheitseinweisung? Wer bestellt wann und wo neue Chemikalien und wie viel Geld steht zur Verfügung?
Ich finde es auch unsinnig zu glauben, dass man einseitig betreut und nichts zurück bekommt. Gerade Referendare machen ja oft auch “Zauberstunden” mit viel Material, das man etwas anpassen und selbst nutzen kann. Seiten- bzw. Quereinsteiger bringen Erfahrung aus Arbeitswelt mit, bauen bei uns Sachen für alle auf, schütteln Versuche aus dem Ärmel, reparieren ein Gerät, usw. – und verbessern damit die Bedingungen für alle.
Mein Ref war der reinste Horror und hat mir nichts relevantes eingebracht. Die echten Erfahrungen danach haben mich erst zur erfolgreichen Lehrerin gemacht.
“Teilweise werden Studierende als Klassenleitungen eingesetzt, einige Kinder können beim Übergang in die weiterführenden Schulen keine Schreibschrift. Über lange Zeit werden Klassen zusammengelegt oder mehrere Klassen von einer Lehrkraft betreut, ohne dass unterrichtet wird.”
Genau das ist seit Jahren Realität. Mich wundert es eh, dass die Eltern nicht mehr Protestieren. Da hätte man schon vor Jahren gegensteuern müssen. Jetzt ist da natürlich kurzfristig nicht viel zu machen, schon gar nicht ohne Seiteneinsteiger.
Ich kann jedem Abiturienten, der in den Schuldienst will, nur vom Lehramtsstudium abraten und den Seiteneinstieg empfehlen. Vorteile des Seiteneinstiegs (bzw. Nachteile des klassischen Lehramtsstudiums):
Wenn sie also wirklich Personal suchen würden und das Lehramtsstudium aufwerten wollen, müßten sie wohl an folgende Dinge ran:
Kann ich als Seiteneinsteigerin auch verbeamtet werden?
…, wenn die beamtenrechtlichen Voraussetzungen erfüllt sind – ja.
In Brandenburg mit Bachelor (mit „Schulfachbezug“) sogar mit A12.
In NRW wirst Du nach dem Vorbereitungsdienst verbeamtet, wenn Du die Voraussetzungen erfüllst, die auch ein Referendar erfüllen muß, also unter dem Maximalalter und körperlich rudimentär fit, so daß der Amtsarzt nichts auszusetzen hat.
Wo ist das Problem?
Gebt dem Schulsystem unter der professionellen Führung der 16 Gloreichen (egal welcher politischen Couleur) noch 10 bis 15 Jahre, dann fällt es gar keinem mehr auf, dass wir uns im freien Fall befinden bzw knallhart aufgeschlagen sind.
Die Seiteneinsteuger geben sich ganz doll Mühe, die geundständigen LuL werden zur aussterbenden Spezies und die Eltern werden sich nicht mal mehr daran erinnern, wie es mal war, als Schulen und Bildung noch ergebnisorientuert funktionsfähig waren.
Das, was dann noch an Erinnerung an “früher” übrig ist, wird durch fortlaufende Publikationen aus den Bildungswissenschaften als rückwärtsgewandt denunzìert und für die Öffentlichkeit verächtlich gemacht.
Leute, die dann noch lesen, schreiben und rechnen können, holen wir uns aus den derzeitigen Schwellenländern … Hauptsache, hier läuft rund um die Uhr RTL2 und es gibt noch n paar Kröten, die wir in Bier, Chips und Schnaps umsetzen können … ne Couch zum herumlümmeln finden wir im Zweifelsfall auch noch auf dem Sperrmüll.
Erst mal müssen die alten “Mecker-Heinis” in den Schulen in Pension geschickt werden – in der Wirtschaft weiß man schon längst, dass ein Großteil der Ü60-Mitarbeiter unzufrieden wird und die Stimmung und Zusammenarbeit im Team versaut.
Mag ja sein, dass Sie die Weisheit gepachtet haben.
Alte Männer um die 60 Jahre reißen die Klappe ja für alle erkennbar immer am weitesten auf. Haben ja beruflich nichts mehr zu verlieren.
Sie sind auch ein Teil des Problems.
Die Wirtschaft “entsorgt” solche Leute ja mit großzügigen Abfindungen (aktuell: BASF, Bayer, VW, SAP: Bis zu 450.000 €).
Was meinen Sie, wieviele “alte Männer” so etwas im Schulsystem nutzen würden, wenn es denn ginge… dann wäre der aktuelle Lehrermangel nichts dagegen.
Also seien Sie froh, dass die noch da sind…
@beide
Warum holen sich dann 1.Unternehmen Ü60-Meckerheinis als Berater zurück ?
2. Glauben Schulibermeckerheinis, auch Glorreiche genannt, immer noch, dass Sie es sich leisten können, erfahrene Dinos ( = jederzeit in Schule und Wirtschaft überlebensfähig ) in den Vorruhestand zu ärgern ?
Das Problem liegt (oft) auf beiden Seiten.
Tendenziell auch eher ein “männliches” Problem.
Ich rechne hier nicht mit besonders viel Zustimmung.
Die hier angesprochene Gruppe hat es ja schließlich gelernt, ihre Meinung zu vertreten und jahrzehntelange Erfahrung darin.
Ja, richtig. Mitarbeitern mit der entsprechenden Einstellung und Motivation werden häufiger gebeten, über das Renteneintrittsalter hinaus zu arbeiten. Hier schaut man dann allerdings genau hin.
Ich kann keine Aussage zum Verhältnis frustriert / motiviert treffen. Dass die aktuellen Sparprogramme eher ältere Kollegen trifft, liegt einerseits am Verdienst und andererseits am unterstellten “Output” – bzw. dem Verhältnis davon.
Bin kein Personaler…gehe aber davon aus, dass es hier Gründe gibt. Mir würden einzelfallbezogen welche einfallen.
In Summe scheint es sich ja zu lohnen.
* Schul O bermeckerheinis
Ich denke da weniger an mich.
Viele Männer sind schon früh selbstbewusst unterwegs und wissen vieles / alles besser. Fragen Sie mal Ihre Kolleginnen.
Frauen werden strukuturell benachteiligt. Über das ganze Erwerbsleben hinweg und müssen sich kluge Sachen von ihren Kollegen anhören.
Ab 50 Jahren steigt das Selbstbewusstsein noch mal spürbar an. Meist hat man dann wirtschaftlich keine Risiken mehr und wird noch mutiger.
Wenn ich derartige Beiträge lese, denke ich an das Kollegium und nicht an die SuS oder mich.
Mit drei Frauen zu Hause wird man da sensibler.
Ähm, schon mal einen Blick in die Bezirksregierungen und Ministerien geworfen? Fast nix mit Männers. Auch in den Kollegien und Schulleitungen arbeiten überwiegend Frauen.
Ich könnte ja jetzt das Vorurteil von der Stricktrulla im Batikkleidchen mit Klangschale bemühen … mach ich aber nicht.
Vorurteile und Verallgemeinerungen sind auch ein Teil des Problems.
Es ist wirklich unerträglich, wenn Ältere (40,50,60+, jedenfalls mit einigen Jahren Praxiserfahrung) Personen (m/w/d) penetrant fragen, warum anders = besser ist oder, noch schlimmer, nach praktischen Erfahrungen mit einem neuen Ansatz fragen. Konstruktive Kritik = Meckern, das wird oft genug verwendet, wenn Menschen mit Anfang 30 nach zwei Jahren im Job einen Posten zur Profilierung brauchen, auf dem noch ein böser Boomer sitzt. Einzelfälle, aber auch nicht seltener als die genannten ‘alten Meckerer’.
Übrigens wollen weder Wirtschaft noch Schulen die Alten heute unbedingt loswerden, siehe diverse Programme.
‘Klappe aufreißen’ ist wohl Ansichtssache. Wer etliche Modelle erlebt hat, leistet sich eben eine (auf eigene Erfahrungen gegründete) eigene Meinung und sagt die auch. Als alter Sack habe ich noch ‘gelernt’ (mehr Erfahrung als aktives Lernen), dass man als Neuer Vieles anregen und vorschlagen kann, nur nicht in der Form ‘das muss weg, weil ihr alle keine Ahnung mehr habt’. Am besten noch mit einem mitleidig-wohlwollenden Blick dazu, da lachen dann die einen still in sich hinein, andere werden etwas energischer und ‘reissen die Klappe auf’. Meist um die letzten Reste von ‘Schule ist für Schüler da’ zu retten, denn das sind die, die sich seit Jahrzehnten engagieren, ohne weiteren Aufstieg.
Ich habe in meinem Team zwei Mitarbeiter Ü60. Die sind voll bei der Sache. Der eine möchte sogar noch etwas länger bleiben.
In den letzten zwei Jahren habe ich aber auch Mitarbeiter in den Vorruhestand verabschieden dürfen, die am Ende ihres beruflichen Werdegangs noch nicht mal mehr einen Kuchen zum Abschied für ihre Kollegen gebacken haben. Frustriert davon, dass das Unternehmen vor 20 Jahren noch eine Abschiedsveranstaltung finanziert hat und mittlerweile darauf verzichtet.
Wer so mit seinem eigenem Werdegang und seinen eigenen beruflichen Entscheidungen umgeht, dem kann man am Ende auch nicht mehr helfen.
Leistungsträger waren das schon lange nicht mehr. Die Unternehmen erkennen das und fangen lieber mit neuem und motivierterem Personal ohne Erfahrung neu an, als diese weiter mit durchzuschleppen.
Vielfach gilt übrigens das Prinzip des beiderseitigen Einverständnissses. Weltmeister lässt man vielleicht doch nicht (sofort) gehen, wenn das Unternehmen hieran ein starkes Interesse hat. Europameister dürfen dann die Abfindung in Anspruch nehmen. Sollte man sich nicht zuviel drauf einbilden.
Solche “Anreizsysteme” gibt es im öffentlichen Dienst nicht. Ein Teil des Problems.
Mit Verallgemeinerung hat das dann auch nur noch bedingt etwas zu tun.
Baden-Württemberg schreibt genau die alten Männer in Pensioni an und bittet darum, auch mit wenigen Stunden in den Unterricht zurückzukehren. Jede Stunde zählt.
Ich bin noch nicht ganz 60, aber genau einer dieser Mecker-Heinis.
Gerne würde ich in Pension gehen und das Feld Menschen wie Ihnen überlassen.
Wie definieren Sie “Mecker-Heini” in Ihrem Fall?
Was hindert Sie daran, (früher) in Pension zu gehen?
Oder anders gefragt, was motiviert Sie, bis zur Pension durchzuhalten?
Wahrscheinlich ist’s das Geld. Auch ich lasse mir nach Jahrzehnten an Dienstjahren nicht mehr die Butter vom Brot nehmen. Zum frühestmöglichen Zeitpunkt- in 35 Monaten lockt die Freiheit bei maximaler Pension! Und so lange die Faust in der Tasche…
Schon witzig, dass man jetzt einen Mangel an klassisch ausgebildeten Lehrkräften beklagt, nachdem diese jahrzehntelang als üppig alimentierte Taugenichtse diffamiert wurden.
Wie oft liest man, dass ausschließlich die Seiteneinsteiger diejenigen sind, die frischen Wind und Kenntnisse aus der freien Wirtschaft einbringen, die sonst niemand einbringen kann. Werden sie doch gehandelt als die Heilsbringer und Problembeseitiger.
Kenntnisse aus der freien Wirtschaft kann man auch als “klassisch ausgebildeter Lehrer” mitbringen – mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung. Ist vielleicht imallgemeinbildenden Bereich eher selten, aber z. B. für Grundschullehrer auch nicht wirklich sinnig. Im beruflichen Bereich schreit keiner nach mehr Seiteneinsteigern, die sind schon immer dagewesen und werden es auch immer sein. Wo bekommt man heute noch einen Diplom Gewerbelehrer Metalltechnik her?
Die Geister, die ich rief …
Das System muss sich ändern, die Bedingungen verbessert werden, dann kommen frische Lehrer von ganz allein.
Ja, zu viele Seiteneinsteiger sind ein Problem. Ja, der Lehrermangel ist ein großes Problem. Aber: Es gibt auch wirklich viele, sehr gute Seiteneinsteiger. Manche engagieren sich mehr als so manch fertiger Lehrer der neuen Generation und haben auch eine steile und stetige Lernkurve. Bei mir an der Schule (NRW), würde ich sagen, das ca. 50% der Seiteneinsteiger in Ordnung und gut für das Schulsystem sind. Die anderen eher nicht.
Von Vertretungslehrkräften müssen wir nicht sprechen, da halte ich um die 10% für gut, weitere 40% für Betreuungswürdig und die anderen 50% für vollkommen ungeeignet.
Da also aus den Seiteneinsteigern auch viele gute Lehrer entstehen, kann man nicht komplett drauf verzichten im Lehrermangel. Meiner Meinung nach, sollte man ihnen also die Chance geben, und dann aber ggf. auch hart durchgreifen, wenn es nicht gut ist! Im Schulsystem ist es ja so, was da einmal drin ist, bleibt meist auch drin und wird maximal als Wanderpokal weitergereicht, hier sollte bei den Seiteneinsteigern angepackt werden.
Ernst gemeinte Frage zur Wahl des Genderns:
Abgesehen davon, dass Seiteneinsteiger Dinas bessere Wort wäre, müsste es statt Seiteneinsteigende nicht eher Seiteneingestiegene heißen?
Naja, viele Seiteneinsteiger/Quereinsteiger hören doch nach spätestens einem Jahr wegen Überforderung mangelhafter Einarbeitung/Betreuung auf. In manchen Bundesländern sind das ca. 1/3. Die Seiteneinsteiger/Quereinsteiger sind nicht das Problem, sondern eher der Umgang mit ihnen. An meiner Schule haben wir eine echt nette Seiteneinsteigerin (Mangelfach) dazu bekommen. Sie ist auch engagiert und hat Lust, nur fehlt ihr natürlich noch ganz viel und sie ist auch eher unsicher, wird aber von einer guten Mentorin unterstützt. Zum neuen Schuljahr hat sie 22 Klassen! + Klassenleitung bekommen. Das ist ehrlich gesagt für sie nicht zu schaffen und das wissen auch die meisten, aber der SL ist das egal. Ich glaube, dass sie bald weg ist und ich glaube auch, dass sie mit mehr Unterstützung und weniger Überforderung eine ordentliche Lehrkraft hätte werden können.
Wie schon beschrieben, wird die Anzahl der ausgebildeten Lehrer nicht ausreichen. Da wird sich die nächsten Jahre auch grundsätzlich nichts ändern, weil die Jugend in der Zwischenzeit ganz andere Vorstellungen hat.
Vermutlich muss man an die grundsätzliche Struktur des Unterrichts herangehen, Aufgaben verteilen. Lasst den Lehrer Lehrer sein und gebt Aufgaben, die nicht unbedingt eine Lehrkraft benötigt an entsprechen qualifziertes Personal weiter.
Das bedeutet aber einen Eingriff in die Schulorganisation, die sich manche gar nicht vorstellen können.
Und ja, da die Schultypen unterschiedlich sind, würde das an einer Oberschule anders aussehen, als an einer Grundschule. Soger innerhalb eines Gymnasiums könnte das Jahrgangsstufenbedingt anders aussehen.
Beispiel: Wenn Lehrkräfte ihre Schüler bei Leistungsnachweisen beaufsichtigen, ist das unproduktive Zeit. Diese könnte sicherlich anders genutzt werden.
Dieser Zeit hat Schule mit Bildung nicht unbedingt etwas zu tun.
Da das Bildungsniveau allgemein gesunken ist, fällt das nicht unbedingt auf.
Also ,… alles gut!
Jeder hat so seine Kompetenzen.