HAMBURG. Hamburgs Bildungssenatorin Bekeris hat ein Ranking veröffentlicht, mit welchen Durchschnittsnoten Schulen beim Abitur abgeschnitten haben. Dabei liegen Gymnasien zumeist vor den Stadtteilschulen (wie die integrierte Schulform daneben in der Hansestadt heißt). Die GEW warnt vor falschen Schlüssen.

„Die besten Abiturzeugnisse“, so teilt die Hamburger Schulsenatorin Ksenija Bekeris (SPD) aktuell in einer Presseerklärung mit, „wurden an den staatlichen Gymnasien Gymnasium Oberalster in Sasel (1,94), Gymnasium Eppendorf (2,00), Christianeum in Othmarschen (2,02), Walddörfer-Gymnasium in Volksdorf (2,03) und Gymnasium Altona (2,03) ausgegeben.“ Weiter heißt es: „Bei den staatlichen Stadtteilschulen ganz vorne sind die Stadtteilschule Winterhude (2,10), die Stadtteilschule Bergstedt (2,31), die Max-Brauer-Schule in Ottensen/Bahrenfeld (2,33), die Stadtteilschule Blankenese (2,36) und die Erich-Kästner-Schule in Farmsen (2,36).“
„Ganz vorne“ – und doch dahinter? Die von Bekeris veröffentlichen Ergebnisse legen nahe, dass Stadtteilschulen grundsätzlich schlechtere Leistungen hervorbringen als die Gymnasien. Das hängt allerdings davon ab, wie man Leistung definiert, betont nun die GEW.
Anlässlich der Rankings der „besten Schulen“, die jetzt mit der Bekanntgabe der Abiturnoten von den Schulbehörden und in den Medien veröffentlicht werden, warnt die Gewerkschaft davor, von der Abiturdurchschnittsnote einer Schule auf deren Schulqualität zu schließen. Die meisten Stadtteilschulen schnitten „im Nachkommabereich“ schlechter ab als die Gymnasien, mit Ausnahme einiger Leuchtturmschulen.
„Dies liegt vor allem daran, dass an den Stadtteilschulen weniger Schüler eine Gymnasialempfehlung haben. Zudem schultern sie fast ausschließlich die Aufgabe der Inklusion, der Beschulung von Flüchtlingen und bekommen zusätzlich die ‚abgeschulten‘ Gymnasialkinder. Sie leisten damit Enormes. Auch bei Gymnasien und Stadtteilschulen spiegelt das Ranking der Abiturdurchschnittsnoten vor allem die regionalen sozialen Verhältnisse der Stadt wider“, so erklärt der Hamburger GEW-Chef Sven Quiring.
„Stadtteilschulen leisten unter schwierigen Bedingungen hervorragende Arbeit“
Weiter sagt er: „Die durch ein Abiturnoten-Ranking pauschalisierte Aussage ‚Gymnasien oben, Stadtteilschulen unten‘ ist zudem pädagogisch wenig hilfreich. Denn eine solche Betrachtung suggeriert, dass die Schulen ‚oben‘ die guten und die Schulen ‚unten‘ die schlechten Schulen sind.“ Die Bedingungen, unter denen Schulen in einer Großstadt wie Hamburg arbeiten, seien aber kaum vergleichbar.
Quiring: „Wer von einem guten Abiturdurchschnitt auf eine gute Schule schließt, vergleicht Äpfel mit Birnen. Wenig hilfreich sind solche Rankings auch, weil sie das Anmeldeverhalten der Eltern beeinflussen und den Run auf die Gymnasien noch verstärken können. Demgegenüber muss deutlich gemacht werden, dass Stadtteilschulen unter schwierigen Bedingungen hervorragende Arbeit leisten.“ News4teachers
Nach VERA: Philologen entfachen Streit um Gemeinschaftsschulen („Komplettversagen der Schulart“)









“Das hängt allerdings davon ab, wie man Leistung definiert, betont nun die GEW.”
Es hängt besonders davon ab, ob für den höchsten Bildungsabschluss definitiv überhaupt noch Leistung gefordert und auf einem angemessenem wissenschaftlichen Niveau erbracht werden muss.
(Wie die GEW Leistung definiert, will ich gar nicht wissen.)
„Wer von einem guten Abiturdurchschnitt auf eine gute Schule schließt, vergleicht Äpfel mit Birnen.”
Wer heute von einem guten Abiturdurchschnitt auf eine gute Allgemeinbildung und Studierfähigkeit schließt, der könnte sich schnell veräppelt vorkommen.
Die GEW hat nun einmal recht.
Wenn an Stadtteilschulen Schüler: innen mit schlechteren Startvoraussetzungen angemeldet werden als an Gymnasien, sagt die Durchschnittsnote im Abi nichts über die Qualität der Schule aus.
Das betrifft m.M. eigentlich ganz allgemein den Vergleich der Abiturschnitte zwischen Schulen oder Bundesländern oder auch einzelnen Abiturienten . Echte Vergleichbarkeit würde wohl nur bestehen, wenn die Abiturnoten der Prüflinge auf Basis gleicher Voraussetzungen zustande kämen.
Aus Sicht der Kultusministerien sind die Voraussetzungen gleich. Sie werden jedes Jahr in Form von Erlassen über die Abschlussprüfungen veröffentlicht. Vorausgesetzt, die Lehrer arbeiten nach bestem Wissen und Gewissen, müssen sich die Schüler nur auf ihren Hintern setzen und arbeiten.
Kann mir schon denken, dass manche Leute in den KuMis glauben, dass die Abiturschnitte überall auf gleiche Weise zustande kämen. Egal ob nun an einem musischen Gymnasium oder humanistisch oder math/nat. oder wirtschaftlich oder was weiß ich. Oder dass die Noten hauptsächlich aus den Ergebnissen der Abschlussprüfungen gebildet würden usw.
Müssten in Schulen mit hoher Heterogenität und Inklusionsrate nicht alle SuS besser abschneiden, weil laut Bildungstheorie auch die leistungsstarken SuS von diesen Dingen enorm profitieren sollten? Da es in HH m.W. keine Real- oder Mittelschulen gibt, fehlt für die anderen Schülergruppen natürlich die benchmark. Die Vergleichbarkeit ist m.M. aber sowieso grundsätzlich eingeschränkt, auch innerhalb einer Schule. Da müssten sonst schon alle Schüler die gleiche Fächerverbindung vorweisen, die gleichen Leistungsnachweise erbracht haben, von den gleichen Leuten nach gleichen Maßstäben bewertet worden sein usw. usw. . Was die Schulsenatorin mit der Veröffentlichung der jeweiligen Notenschnitte bezweckt, kann ich auch nicht so ganz nachvollziehen. Ob die GEW den Spruch mit Äpfeln und Birnen auch bringen würde, wenn es um den Vergleich der Notenschnitte von bestimmten Modellschulen mit dem Landesschnitt o.ä. ginge, wäre vermutlich auch nicht uninteressant.
Laut Bildungstheorie sollen die leistungsstarken SuS von diesen Dingen enorm profitieren?
Nö, leistungsstarke und intrinsisch motivierte SuS sind die Verlierer.
Aus dem Bestreben, es für alle gut machen zu wollen, aber es letztlich nicht zu können, wurde es schlechter und zwar für alle. Heterogenität und Durchmischungseffekt, führten zum Gegenteil des Erwünschten.
Ein schneller Hundertmeterläufer würde zwar einen langsameren ziehen können, aber nur um den Preis, dass er selbst seine Leistungsgrenzen niemals erreichen würde. Seine Leistungsmotivation würde dadurch auf Dauer sinken oder zerstört werden, und bald würde er auf ein niedrigeres Niveau fallen. Zunehmend mehr SuS “kuscheln” sich in diesem niedrigen Niveau ein und bleiben unter ihrer kognitiven und emotionalen Leistungsfähigkeit.
Den Leistungsschwächen der Schüler kann man nicht mit der Schaffung der Einheitsschule, nicht mit „Durchmischung“ und Inklusion (um jeden Preis) begegnen, sondern nur mit einem besseren, inhaltlich zielführenden Unterricht und mit einem ausdifferenzierten Schulsystem. Hier muss angesetzt werden, denn hier liegen Bildung, Förderung und Erziehung im Argen.
Klingt für mich als Laie durchaus plausibel. Wenn man allerdings z.B. beim KM-BW liest, wie toll und leistungsorientiert die dortigen Gemeinschaftsschulen wären und dass dort jede Schülerin und jeder Schüler auf dem für sie individuell bestmöglichen Niveau lernen könnte, scheint es auch andere Ansichten dazu zu geben. Wie groß der Anteil in der Landesregierung von BW ist, die ihre eigenen Kinder nicht auf Gymnasium/Privatschule schicken, sondern auf eine Gemeinschaftsschule, weiß ich allerdings nicht.
// Zunehmend mehr SuS „kuscheln“ sich in diesem niedrigen Niveau ein und bleiben unter ihrer kognitiven und emotionalen Leistungsfähigkeit. //
Ich habe meine Schulsachen aus den 90ern aufgehoben und kann heute mit dem Material sowie den Inhalten, Methoden und Ergebnissen meines Sohnes vergleichen. Dabei können einem die Tränen kommen. Ich rede dabei von einer guten Grundschule in einem privilegierten Stadtteil, Migrantenanteil höchstens 10%. Es liegt nicht an äußeren Umständen, sondern ganz klar an der modernen Didaktik und auch einigen wenigen Kindern, die eher schlecht vorbereitet aus dem Kindergarten kommen und sehr viel Zuwendung brauchen, die den anderen fehlt. Durchschnittlich begabte Kinder bleiben somit weit unter ihren Möglichkeiten, begabte Kinder versauern förmlich. Wir unterfordern unsere Kinder einerseits fachlich und hinsichtlich der Werte Disziplin/Anstrengung/Arbeitsweise, überfordern aber gleichzeitig durch Schülerzentrierung und Selbstlerngedöns bei zu wenig Führung. Vor allem die etwas schwächeren Schüler und die, die daheim nicht gefördert werden (können), würden von einem straffen, anspruchsvollen Unterricht mit klaren Zielen und viel Übung (!!!) profitieren. Die Individualisierung der Ziele und ihre schwammige Formulierung als Kompetenzen führt am Ende dazu, dass jeder nur so hoch springt, wie er muss. Eine Orientierung hin zu den Besten scheitert schon daran, dass die Kinder verschiedene Aufgaben bekommen. Damit löst sich in gewisser Weise auch das Klassengefüge auf.
Achja: am besten in der Schule gefällt meinem Sohn übrigens das Smartboard, weil sie dort Filme gucken und “Lernspiele” machen können… Wenn es eine Privatschule gäbe, die mir (guten) Frontalunterricht nach alten Lehrplänen, erfahrene Lehrer und Freiheit von digitalen Medien verspräche, ich würde meine Kinder sofort anmelden.
Differenzierung geht auch an der Gesamtschule, nur muss man auch die Ressourcen bereitstellen. Solange Gymnasien nicht nur die leistungsfähigsten Schüler, sondern auch die beste personelle und materielle Ausstattung bekommen, ist jeder direkte Vergleich zwangsläufig sinnlos.
Lässt sich statistisch vermutlich nicht so einfach belegen. Laut Statistischem Bundesamt betrugen die jährlichen Ausgaben pro Schüler an Gesamtschulen bundesweit im Schnitt 11.400 €, an Gymnasien 10.500€. In Bayern wurde z.B. demnach pro Schüler an Mittelschulen mit 13.400 € auch mehr investiert als an Gymnasien mit 12.600€. .
Sie profitieren in der Tat sehr vom gemeinsamen Lernen, allerdings vor allem im Bereich sozialer Intelligenz und Empathie.
Und genau das zählt in der leistungsorientierten Marktwirtschaft nicht.
Nicht nur würde ich sagen.
Welches Selbstverständnis hat denn “Schule”?
Bedarfsangepasst unterrichten? Alltagswissen? Bildung als Selbstzweck? Studierfähigkeit? Berufsfähigkeit?
So akademisch es klingt, dass die böse leistungsorientierte Marktwirtschaft nicht an sozialer Intelligenz und Empathe interessiert ist (was ich in Frage stelle): ohne die böse Wirtschaft kann unser Staat leider einpacken. Und auch seine Lehrer nicht mehr bezahlen.
Kurz:
Grundschule: Alltagswissen
Gymnasien: Studierfähigkeit
Andere weiterführende Schulformen: Berufsfähigkeit
So lautet die Theorie.
Nur gute Lehrer geben gute Noten.
Den Kollegen der Erich-Kästner-Schule in Farmsen wünsche ich viel Freude an der Fortbildung mti dem Thema “Wie verbesere ich den Abiturschnitt, ohne dass sich die Leistungen der Schüler verbessern.”
Oder die Stadtteilschule Blankenese. Ich dachte zwar bisher , Blankenese würde zu den Nobelvororten Hamburgs gehören, das scheint sich aber im Abischnitt der Stadtteilschule nicht bemerkbar zu machen.
Allein schon wegen des bestehenden Zentralabiturs dürfte diese Fortbildung ins Leere laufen.
Das merkt doch niemand 🙂 Hauptsache, der Presseartikel zur Fortbildung sitzt.
Wie hoch ist denn in HH der Anteil des Zentralabiturs am Abischnitt?
Das Gymnasium Blankenese gehört auch nicht zu den Top5.
Eben, die hätten den gleichen Schnitt wie die Erich-Kästner-Schule.
Schreiben in Hamburg eigentlich alle SuS die gleichen Abiturprüfungen oder ist das individuell verschieden?
Ich habe Zweifel dahingehend, dass in einer Stadtteilschule die Lernenticklung von leistungsstarken SuS vergleichbar wie in Gymnasien möglich ist. Ein nicht unerheblicher Teil der Schülerschaft reiht sich in der Sek1 frühzeitig im Bereich ESA (Hauptschulabschluss) oder tiefer ein.
Diese Art von Zweifel hört man von Praktikern häufiger und ich denke, die werden schon ihre Gründe haben. In der Theorie sollen aber auch diese SuS dort auf dem für sie bestmöglichen Niveau lernen können.
Sorry, hab überlesen dass Sie das Gym gemeint hatten, nicht die Stadtteilschule.
Laut meinen Informationen lag der Schnitt beim Gymnasium Blankenese mit 2,18 höher als bei der Stadtteilschule Winterhude mit 2,10 aber niedriger als bei der Stadtteilschule Blankenese mit 2,36. Aber ob diese Zahlen auch bestimmte Schlussfolgerungen zulassen? Da müsste man wohl schon deutlich differenziertere Betrachtungen durchführen als allein die Abschnitte zu vergleichen.
Es soll auch so sein, dass so manche Gymnasiasten nach Klasse 10 ihre eigene Schule verlassen (G8) und dann ihr Abi auf einer Stadtteilschule (G9) machen. Sie gewinnen durch den Wechsel ein ganzes Jahr. Das würde dann die Anzahl der Oberstufenschüler verringern, welche ihren eigenen Weg in Klasse 5 einer Stadtteilschule begannen.
Top5 – vom Leistungsanspruch oder vom Durchschnitt der Abi-Noten? Vor ü20 Jahren wechselten schon Mitschüler meiner Kinder innerhalb von Berlin das Gynasium, weil das andere einen besseren, weil leichteren, Abi-Schnitt ermöglichte. 🙂
Top5- Sind für mich die hier im Artikel jeweils gelisteten Gymnasien und Stadtteilschulen.
Ja da fallen mir wieder diverse Erlebnisse aus Abitur Co-Korrekturen anderer Schulformen ein oder Berichte,
was da “unter der Hand” alles mehr oder weniger vorgesagt wurde …wer immer noch glaubt, ein Abi-Schnitt sei dazu geeignet, genau einzuschätzen, was jemand kann, dem ist nicht zu helfen…
Im weiteren Ranking sind Stadtteilschulen zu finden, deren Schnitt besser ist als der bei manchen Gymnasien. Die Stadtteilschulen dürften tatsächlich den Haupteil in der Integration und der Inklusion schultern dürften, zumindest was den Teil der schwierigen Schülerschaft betrifft. Hinzu kommt, dass die Schülerschaft in den Stadtteilschulen familiär häufiger sozial schlechter aufgestellt sind was durchaus dazu führen dürfte, dass hier die Oberstufenschüler Nebenjobs ausüben dürften, z.B auch in ihren Schulen selbst (Mathe-, Deutsch-, Englischförderung für die schwächeren SuS. Positiv anzumerken ist, dass sich die Elternkammer dagegen ausgesprochen hat, in den Gymnasien das G9 einzuführen. Wer G9 möchte, kann es auf der Stadtteilschule erreichen.
https://www.hamburg.de/politik-und-verwaltung/behoerden/schulbehoerde/veroeffentlichungen/pressemeldungen/2024-07-16-bsb-schulsenatorin-gratuliert-zum-abitur-941432
Habe tatsächlich noch das ) – Zeichen vergessen, hinter “…schwächeren SuS)”. Entschuldigung.
Die Noten zeigen weniger einen Vergleich unter den Schulen, der ohnehin auf einen Jahrgang bezogen mangels gesicherter Datenmenge Blödsinn ist, sondern vielmehr, dass in Hamburg gute Noten für durchschnittliche Leistungen gegeben werden. Wenn an einer Schule der Schnitt unter 2 liegt, führen die Kollegen dort das Notenspektrum ad absurdum.
Bestraft werden damit die wirklich herausragenden Schülerinnen und Schüler, die sich in Ihren Noten vom Mittelmaß nicht oder kaum noch abheben.
Und in Schleswig-Holstein leiden Gymnasien, die am Hamburger Rand liegen, regelmäßig mit Abwanderungswellen Richtung Hamburg zu Beginn der Oberstufe.
Abwanderung muss nicht nur an Bundesländern liegen. Von den ca. 175 Fünftklässlern, mit denen ich damals an einem staatlichen Gymnasium im Landkreis begonnen habe, machten nach der Oberstufe noch ca. 75 Abitur an an diesem Gymnasium. Neben den wie damals üblich zur Realschule hin “ausgesiebten” SuS, sind auch nicht wenige im Lauf der Zeit an ein kommunales Gymnasium in der Stadt gewechselt, wo es angeblich weniger Risiko gab, ausgesiebt zu werden.
Da gerade Schüler, die ein NC – Fach studieren wollen, oft utilaristisch denken, ist es ihnen gleich, ob sie etwas für die Inklusion oder gegen Klassismus tun oder ob ihr Gymnasium ” gut” ist. Solange es kein Malus für ein ” einfacheres Gymnasium” gibt, würde ich das auch wählen.
“keinen Malus”