
Kinder mit Fieber, Durchfall oder Gliederschmerzen dürfen nicht in die Kita und müssen von ihren Eltern zu Hause betreut werden. Aber auch wenn Erzieherinnen und Erzieher krank sind, können einige Kinder in Hamburg und Schleswig-Holstein zeitweise nicht in die Krippe oder den Kindergarten gehen. Besonders jetzt im Herbst und Winter zeigt sich der teils massive Personalmangel in den Kitas im Norden deutlich.
Kita in Schleswig-Holstein schließt Gruppe
In einer Kita in Schleswig-Holstein fehlen seit mehreren Jahren sechs Erzieher – geeignete Bewerber gebe es nicht, sagte die Kita-Leiterin im Gespräch. «Wir haben jetzt die Notbremse gezogen und machen eine Krippengruppe dicht.» Die Schließung einer zweiten Gruppe sei demnach geplant. Verstärkt werde das Problem demnach durch hohe Krankenstände – darunter zuletzt auch immer wieder Langzeitausfälle.
Stellen seien auch mit ungelernten Kräften besetzt worden. Eine langfristige Lösung sei das aber nicht. «Wenn man über so einen langen Zeitraum Stellen kompensiert, ist das Personal ausgebrannt», sagt die Leiterin. Zudem würden die Mitarbeiter immer älter und junger Nachwuchs fehle. «Man hat immer die Hoffnung, dass es besser wird, aber das wird es nicht.»
Ein Problem sei auch, dass Eltern auch kranke Kinder mit Fieber, Husten und starkem Schnupfen in die Kita bringen und dann steckten sich die Mitarbeiter an, sagt eine andere Erzieherin in Schleswig-Holstein. Sie sieht die Politik in der Verantwortung und hält mehr Kinderkrankentage für die Eltern für sinnvoll – auch um das Personal zu schützen und damit zu entlasten.
Elbkinder in Hamburg suchen Erzieher in Italien
Etwas entspannter sieht es in den rund 170 Einrichtungen der Elbkinder-Kitas in Hamburg aus: Die Krankenquote sei «branchentypisch», teilte Anna Fuy, Teamleiterin der Unternehmenskommunikation bei den Elbkindern mit. Durch die Größe der Kitas mit ihren insgesamt rund 5.000 pädagogischen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen können die Teams flexibler reagieren als kleine Einrichtungen. Die Betreuung könne meist so organisiert werden, dass nicht ganze Kitas oder Gruppen schließen müssen.
Mitarbeiter fehlen aber auch hier: Aktuell seien rund 130 Jobs für pädagogische Fachkräfte ausgeschrieben, teilte die Sprecherin mit. «Bei den Elbkindern wird der Fachkräftemangel vor allem dadurch spürbar, dass es länger dauert als noch vor einigen Jahren, offene Stellen mit qualifizierten Bewerbern oder Bewerberinnen zu besetzen.» Ausgebildete pädagogische Fachkräfte sind nachgefragt und damit knapp. Seit einigen Jahren werben die Elbkinder daher zusätzlich in Italien um Pädagoginnen und Pädagogen, die vor Ort weniger rosige Jobaussichten haben.
Sozialbehörde in Hamburg plant Strategie
«In einzelnen Fällen kann es zu befristeten Einschränkungen der Betreuungszeiten in Kindertageseinrichtungen kommen», teilte Wolfgang Arnhold, Pressesprecher der Hamburger Sozialbehörde, mit. Grundsätzlich gehe die Sozialbehörde davon aus, dass die Rechtsansprüche auf Kindertagesbetreuung in Hamburg auch während der Erkältungs- und Grippewellen erfüllt werden können. Von Kita zu Kita sei die Lage sehr unterschiedlich und auch jahreszeitenabhängig.
Die Fachkräftesituation in der Kindertagesbetreuung in Hamburg sei laut Arnhold «angespannt, aber nicht so dramatisch wie in anderen westdeutschen Bundesländern». Der Fachkräfteschlüssel im Krippenbereich liegt hier bei 1:4 und im Elementarbereich bei 1:10.
Krankheit, kurzfristige Personalwechsel und vakante Stellen können demnach für herausfordernde Personalsituationen und hohe Belastungen sorgen, teilte der Sprecher mit. Hamburg plant, mit verschiedenen Strategien Personal für die Kindertagesbetreuung zu gewinnen und zu qualifizieren.
Sozialministerium will zusätzliche Stellen schaffen
Die Infektionsbelastung in Kitas sei besonders im Herbst und Winter generell hoch, was den Fachkräftemangel weiter verschärft, teilte Hannah Beyer, zweite stellvertretende Pressesprecherin des schleswig-holsteinischen Sozialministeriums mit. «Grundsätzlich hat sich der Bedarf an pädagogischen Fachkräften in der Kinderbetreuung in den letzten Jahren, unter anderem aufgrund der Einführung wichtiger Qualitätsstandards, zusätzlich zum allgemeinen Fachkräftemangel erhöht.»
Um Kita-Schließungen vorzubeugen, sollen insbesondere kleinen Kitas in Schleswig-Holstein zusätzliche Stellen finanziert und Fachkräfte durch einen flexibleren Anstellungsschlüssel entlastet werden, teilte die Sprecherin mit. Auch das Land Schleswig-Holstein arbeite im Rahmen der Kita-Reform und einer Fachkräfte-Stärken-Strategie an Maßnahmen, um Fachkräfte zu entlasten und neue Fachkräfte zu gewinnen – unter anderem mit Quereinsteigern und erhöhten Ausbildungskapazitäten.
GEW kritisiert Sparpolitik bei Kitas
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft hatte zuletzt die Sparpolitik bei Kindergärten im Norden kritisiert. «Die aktuelle Sparpolitik ist der völlig falsche Weg», sagte die Landesvorsitzende der GEW Schleswig-Holstein, Franziska Hense. Eine weitere Absenkung der Qualität sei laut Hense eine Absage an die frühkindliche Bildung.
Aktuell gibt es bei den Kitas in Schleswig-Holstein eine Finanzierungslücke von 110 Millionen Euro. Allein bei den Sachkosten fehlen laut Sozialministerium 40 Millionen Euro. Die bestehende Lücke soll durch jeweils 20 Millionen Euro mehr von Land und Kommunen sowie durch Anpassungen der Kita-Standards geschlossen werden. News4teachers / mit Material der dpa
Träger suchen Personal in zahlreichen Ländern und beschränken sich nicht auf Europa, sondern die Not ist so groß, dass auch auf anderen Kontinenten gesucht wird.
Die Aquise ist natürlich manchmal mit Reisen verbunden und ich stelle mir die Frage, ob diese Reisen effektiv was bringen – oder ob da einige Leute sich ein paar Urlaubstage auf Kosten der Steuerzahler genehmigen. Glaubt man Zeitungsmeldungen sind alle glücklich über die angeworbenen neuen Kolleginnen aus XY… und würden sie nicht mehr hergeben wollen. – Über eine gar nicht so seltene Rückkehr während oder kurz nach einer Einarbeitungszeit wird üblicherweise ebensowenig berichtet, wie über die Probleme, die sich im Alltag ergeben können, wenn akademisch gebildete Fachkräfte im Alltag überfordert sind. Es ist ja nicht so, dass es leicht wäre, die Äußerungen von Kleinkindern oder den Dialekt von Eltern oder Kolleginnen in einer FREMDSPRACHE zu verstehen.
Am Anfang werden noch sichtlich Fortschritte gemacht, aber später verlangsamt sich der Spracherwerb und unter Stress kann es sein, dass es unverhofft zu erheblichen Verständigungsschwierigkeiten kommt.
Schade, dass sich kaum Kindergartenleitungen finden, die Tacheles reden oder die Journalisten damit abspeisen, dass es einfach noch zu früh ist, um schon vor Ablauf der Probezeit das pädagogische Geschick, die Belastbarkeit und Zuverlässigkeit einer neuen Kollegin einschätzen zu können. Stattdessen wird die Neue erwartungsgemäß sehr gelobt und das taugt dann für einen nett zu lesenden Artikel, der Wichtiges ausspart. Es könnte beunruhigend sein, wenn die Probleme im Miteinander, die es auch gibt, publik gemacht würden.
Zusammengefasst:
Wenn es keine Leute gibt, gibt es keine Leute.
Und warum sollte es die auch geben? In einem anderen Artikel hier wird hitzig darüber debattiert, ob Grundschulehrkräfte von A12 auf A13 hochgestuft werden sollen.
Eine Erzieherin hat vielleicht gerade einmal die Hälfte nach, je nach Bundesland, fünf Jahren selbst finanzierter Ausbildung.
Dafür hat man acht Stunden am Tag, Kinder an der Backe, die einem auf Augenhöhe, weil auf dem Schoß sitzend, annießen und anhusten. On top vielleicht noch Früh- oder Spätdienste. Bei entsprechendem Krankenstand ist man auch noch alleine in der Gruppe.
Inzwischen darf man Kinder sogar wickeln, weil die “Trockenheit” nicht mehr Voraussetzung für den Kitabesuch ist.
Die Vorbereitungszeit wurde auch auf ein lächerliches Minimum gekürzt, dafür darf man jetzt monatlich für jedes Kind Entwicklungsberichte schreiben, nebenbei versteht sich.
Als Bonus darf man sich noch als “Sing- und Klatschtante” abqualifizieren lassen.
“Karriere” gibt es natürlich auch nicht.
Klingt doch nach nem attraktiven Job.
Ganz genau so sieht das aus und Besserung ist nicht in Sicht.
Ich kenne das Thema Arbeitsmigration noch von einer durchaus netten Dame aus Syrien, die dort zuvor angeblich als Grundschullehrerin tätig war. Leider konnte sie auch nach fünf Jahren in Deutschland trotz etlicher Kurse kaum Deutsch und ihre Arbeitsleistung mit der einer Stehlampe zu vergleichen, würde die Stehlampe beleidigen – die leuchtet wenigstens. Kritik beim Träger war aber unzulässig, das Leuchtturmprojekt zur Integration war zum Erfolg verdammt.
Ansonsten, ich wiederhole mich: Raus aus dem Job bzw. Augen auf bei der Berufswahl.
“Als Bonus darf man sich noch als “Sing- und Klatschtante” abqualifizieren lassen.”
Diesem Statement und dem von Mona (“Ganz genau so siehr das aus und Besserung ist nicht in Sicht.”) möchte ich – bei grundsätzlichem Verständnis zur Kritik der beiden! – widersprechen.
Das Vorurteil unter den Eltern oder gar in der Gesamtbevölkerung, Erzieherinnen seien “Sing- und Klatschtanten” ist doch Schnee von gestern! Dass Eltern durch manche Vorurteile haben, ist leider normal und wird sich auch nicht ändern. Aber ich gehe davon aus, dass neue Vorurteile die alten verdrängt haben. Am Image der ErzieherInnen hat sich eine ganze Menge geändert. “Abqualifiziert wird unser Beruf was die Arbeitsleistung angeht doch längst nicht mehr so pauschal, wie viele immer noch meinen. Mittlerweile glaube ich, dass es mehr ErzieherInnen gibt, die sich einreden, sie würden noch als Bastel- und Kaffeetanten angesehen als dass Eltern uns als solche ansehen würden. Wer das verpönte “Tanten-Image” hegt und pflegt, dass sind doch wohl eher diejenigen aus den eigenen Reihen, die von diesem Lamento nicht ablassen können. Bezeichnenderweise bekommt man für die übliche Dauerkritik gegenüber der Elternschaft/Gesellschaft regelmäßig Likes.
Wenn es noch den Daumen runter hier geben würde, dann würde ich eine Reihe davon bekommen, was mich aber nicht überzeugen würde. Erzieherinnen und Sozialpädagogen haben sich auf Elternabende über viele Jahre zum Gespött von Eltern, insbesondere Vätern gemacht, weil sie den “Redestein” kreisen, Garnknäuel werfen ließen oder auf andere Mätzchen zurückgriffen. Ohne es den ErzieherInnen zu sagen, wird von manchen Eltern über Rechtschreibfehler in Bildungsdokumentationen schon mal gelästert. Und wenn Eltern sehen, dass Erzieherinnen im Außengelände zusammensitzen oder -stehn und dabei ihre Köpfe über ihre Handys gebeugt haben, kommt das gar nicht gut an. Dass nicht alle den besten Eindruck von unserem Berufsstand haben, hat machmal ganz profane andere Gründe.
Mir wird von Erzieherinnen berichtet, dass die ausländischen Fachkräfte meistens freundlich und gewillt sind und im Bereich der reinen Betreuung und Beaufsichtigung entlasten können. Jedoch bleiben Elterngespräche und die pädagogische Arbeit durch das häufig doch unzureichende Deutsch (oft undeutliche Aussprache), an den deutschen Fachkräften hängen und überlasten diese überproportional. Die angeworbenen Fachkräfte werden jedoch, je nach Qualifikation, gleichwertig bezahlt.
Der fachliche Austausch sowie Absprachen im Alltag seien dadurch auch oft erschwert. Für Kinder, besonders jene mit Sprachauffälligkeiten, erschwert es die Kommunikation ebenfalls. Ich selbst empfinde die Kommunikation mit den angeworbenen Erzieherinnen auch oft als anstrengend, da ich mich häufig sehr konzentrieren muss, sie zu verstehen. Dennoch schätze ich die mir bekannten Erzieherinnen, auch aufgrund ihr Freundlichkeit und Offenheit, sehr.
Die mediale Darstellung der Zusammenarbeit als großes familiäres Team, finde ich ebenfalls sehr einseitig und dient m.M.n. häufig nur dem Schönreden von einer aktuell in weiten Teilen überforderten und gescheiterten Bildungspolitik, auf Kosten einer dadurch ebenfalls überforderten Generation von Kindern und Eltern.
Die ausländischen Fachkräfte werden dringendst gebraucht, damit der noch legale Fachkräfteschlüssel eingehalten werden kann. – Ansonsten würden klamme Kommunen es sich vermutlich gern erlauben, sie bis zur Erlangung einer bestimmten Prüfung auf der Stelle einer Kinderpflegerin einzustellen. Auf dem allerneusten Stand bin ich nicht mehr, aber ich habe es nur als Ausnahme erlebt, dass Sozialpädagogen oder studierte Kindheitspdagoginnen in Kitas besser eingestuft gewesen wären als eine Erzieherin. Und deshalb wüsste ich gern, ob studierte Fachkräfte aus dem Ausland wenigstens als Absolventen eines Studium besser bezahlt werden. Ansonsten können sie trotz eines verbesserten Erziehergehalts und örtlichen Zulagen in manchen Städten kaum über die Runden kommen.
Schade, dass in der Lokalpresse nicht gründlicher nachgefragt wird. Aus welchen Gründen auch immer unzufriedene ErzieherInnen aus anderen Ländern werden schneller kündigen und dann werden sie von einigen Kindern schmerzlich vermisst werden. Ob sie auch besonders vorsichtig bei privaten Trägern sein müssen, damit sich eine Praxis wie in der Altenpflege nicht widerholt. Erst werden sie untertariflich bezahlt und ihnen wird gesagt, dass sie mehr verdienen, wenn sie einen Sprachtest und diverse Prüfungen hinter sich gebracht haben.
Ich habe auch sehr gern mit Migrantinnen gearbeiter. Aber in der Jugendarbeit, wo ich als Deutsche allein für die Grundschüler zuständig war. Es war eine ganz andere Zeit. Eine belastende Fremdbestimmung der Arbeit gab es nicht. Der Krankenstand war wesentlich niedriger und die Migranrinnen zur Hausazfgabenhilfe wurden nicht von der Stadt eingestellt