KMK-Präsidentin dringt auf Digitalpakt 2.0 (und beschwört das Potenzial von KI)

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BERLIN. Von Laptops bis zu digitalen Tafeln: Bei der Digitalisierung in den Schulen gibt es noch viel zu tun. Der Digitalpakt 2.0 soll helfen, doch bei der Finanzierung sind noch immer – nach fast zweijährigen Verhandlungen – die entscheidenden Fragen offen. Umso unverständlicher, wenn im Gepräch mit der KMK-Präsidentin deutlich wird, wie viel Potenzial die Politik im Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) für die Bildung sieht.

“Wir müssen in eine nachhaltige Finanzierung einsteigen”: Christine Streichert-Clivot (SPD). Foto: MBK / Holger Kiefer

Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK) dringt mit Nachdruck auf eine Einigung mit dem Bund für die Finanzierung des Digitalpakts 2.0. Ziel bleibe weiter, dass dieser im nächsten Jahr startet, sagte Christine Streichert-Clivot (SPD), die auch saarländische Bildungsministerin ist, im Gespräch in Saarbrücken.

Noch gebe es aber keinen Verhandlungsdurchbruch. Im Bundeshaushalt für das nächste Jahr sei noch kein Finanzierungsvorschlag hinterlegt. «Das macht es für uns nicht leichter.» Auch eine Verständigung über die Co-Finanzierung von Länderseite liege bislang nicht vor.

In den einzelnen Bundesländern liefen die Haushaltsverhandlungen. Die Eltern, Schülerinnen und Schüler sowie die Schulträger brauchten Planungssicherheit. «Deswegen ist eine Einigung sehr dringend notwendig», betonte die KMK-Präsidentin. Die Digitalisierung schreite «mit großen und dynamischen Schritten voran».

Angebot der Bundesbildungsministerin nicht ausreichend

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) hat bislang angeboten, den Digitalpakt 2.0 ab dem kommenden Jahr bis 2030 mit insgesamt bis zu fünf Milliarden Euro auszustatten. Von der Summe sollen die Länder die Hälfte tragen. Zudem soll es nur noch eine einmalige Verlängerung der finanziellen Unterstützung vom Bund geben. Diese Ankündigungen werden von den Ländern als unzureichend abgelehnt.

Beim ersten Digitalpakt, der im Mai auslief, hatte sich der Bund seit 2019 mit 6,5 Milliarden Euro beteiligt. Damit hatte er 90 Prozent der Ausgaben für die Digitalisierung in den Schulen wie Laptops und digitale Tafeln finanziert. Die restlichen zehn Prozent wurden von Ländern und Kommunen getragen. Berlin will jetzt maximal noch 50 Prozent finanzieren.

Vor dem Hintergrund der großen Bedeutung der Digitalisierung für die Schulen sei das zu wenig, sagte Streichert-Clivot. «Wir müssen in eine nachhaltige Finanzierung einsteigen.» Aus der Digitalisierung werde man nicht mehr aussteigen können.

Stark-Watzinger kommt zur Konferenz

Wichtig sei auch, dass die Anschlussfähigkeit an den ersten Digitalpakt gewährleistet werde. Neben der Infrastruktur sei es entscheidend, dass die administrative Seite der Schulen unterstützt werde. Es mache einen großen Unterschied für eine Schule, ob in der gleichen Zahl der Schülerinnen und Schüler auch die Menge der Tablets gesteuert werden müssen oder nicht. Auch sei die Halbwertszeit einer digitalen Tafel eine ganz andere als die einer Kreidetafel.

Sie begrüße jedoch, dass Stark-Watzinger am Donnerstag bei der ersten Konferenz der Bildungsministerinnen und Bildungsminister teilnehmen werde, sagte Streichert-Clivot zu den Verhandlungen mit dem Bund. «Das ist gutes Signal.»

Einsatz von KI im Unterricht bereits in der Grundschule

Die KMK-Präsidentin sprach sich nachdrücklich für einen Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Unterricht und das bereits in der Grundschule aus. Die KI habe bereits Einzug in die Kinderzimmer gehalten. Das müsse in der Schule einen Widerhall erzeugen.

Natürlich gehe es in der Grundschule zuerst um den Erwerb der Basiskompetenzen, Lesen, Schreiben und Rechnen sowie die Sozialkompetenzen. Die Welt sei jedoch mittlerweile stark von KI bestimmt. Dieser Prozess beschleunige sich rasant. «Digitale Bildung muss deshalb eine zusätzliche Kulturtechnik werden.» Es gehe nicht um ein Gegeneinander, sondern ein Miteinander der unterschiedlichen Kompetenzen.

Durch das Elternhaus oder Geschwister kämen Kinder teilweise bereits sehr früh mit Inhalten, Tönen, Texten und Bilder in Verbindung, die von einer Künstlichen Intelligenz stammten, erklärte die Bildungsministerin. «All das müssen wir Kinder auch bewusst machen, damit sie schon früh eine kritische Reflexion entwickeln», betonte Streichert-Clivot. «Deshalb ist die Grundschule auch keine abgeschlossene Blase, die man schützen kann.»

KI in Hochschulausbildung für Lehrkräfte berücksichtigen

Die SPD-Politikerin hob das Potenzial für die Lehrkräfte durch die Nutzung von KI gestützten Lernplattformen hervor. Gerade für die Unterrichtsvorbereitung könne so Zeit eingespart werden, die dann für mehr individuelles Lernen genutzt werden könne. Deshalb müssten die Fortbildungen für die Lehrkräfte entsprechend mit KI-Inhalten ergänzt und auch für die Studienseminare angepasst werden. Von Bernd Glebe, dpa

„Wie lange sollen Schulen und Schulträger noch warten?” Lehrkräfte genervt über Verzögerungen beim Digitalpakt 2.0

 

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Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor

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Karl Heinz
1 Jahr zuvor

“…sprach sich nachdrücklich für einen Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Unterricht und das bereits in der Grundschule aus. Die KI habe bereits Einzug in die Kinderzimmer gehalten. Das müsse in der Schule einen Widerhall erzeugen.”

Wenn Blinde von der Farbe reden…

KI ist weder Feenstaub noch Schlangenöl, sondern Technik, die zunächst “gefüttert” werden will – mittels Daten.

Anstatt den Schwachsinn widerzukäuen, den profitgeile Manager*innen (die sich z.B. an der Lehre der Jesuiten orientieren und vor allem das nötige Kleingeld haben, um ihre Kinder auf Montessorischulen zu schicken) in die Welt blasen, sollte die gute Dame überlegen, wie man Kinder von den kapitalistischen Verwertungsmechanismen fern hält, bis sie tatsächlich reif dafür sind.

Von sonstigen “Nebenwirkungen” wie Umweltbelastung etc. wollen wir mal gar nicht erst anfangen…

Wer etwas seriöses wissen will

AlterHase
1 Jahr zuvor

Gerade heute wurde gemeldet, dass Geoffrey Hinton den Nobelpreis für Physik bekommt. Er arbeitete über Artificial Intelligence (AI), insbesondere warnte er eindringlich vor deren Folgen und Gefahren. Er arbeitete auch für Google. Wikipedia schreibt dazu:
In an interview with The New York Times published on 1 May 2023, Hinton announced his resignation from Google so he could ‘talk about the dangers of AI without considering how this impacts Google.’ “

Also sollte man bei der Begeisterung über KI ein bisschen vorsichtig sein, besonders weil es im Artikel heißt:
Die KI habe bereits Einzug in die Kinderzimmer gehalten. Das müsse in der Schule einen Widerhall erzeugen.”

Sepp
1 Jahr zuvor

Natürlich gehe es in der Grundschule zuerst um den Erwerb der Basiskompetenzen, Lesen, Schreiben und Rechnen sowie die Sozialkompetenzen. Die Welt sei jedoch mittlerweile stark von KI bestimmt. Dieser Prozess beschleunige sich rasant. «Digitale Bildung muss deshalb eine zusätzliche Kulturtechnik werden.»

Unsere Welt wird ebenso durch religiösen Fanatismus, politischen Extremismus, Werbung, Fernsehen usw. geprägt. Das bedeutet aber nicht, dass diese Themen unbedingt in die Grundschule gehören.

Stattdessen sollte man lieber schauen, wie man Kinder vor digitalen Medien und den Folgen der zugreifenden Digitalisierung schützen kann. Das geht übrigens schon bei jungen Eltern los, die den Kinderwagen durch die Gegend schieben und dabei nicht auf das Kind sondern nur auf das Handy schauen.
Lasst die Kinder in der Grundschule das Lesen, Schreiben und Rechnen lernen, aber auch die Natur zu beobachten, einfache Versuche z.B. in Sachkunde machen, Dinge von Hand malen und zeichnen, basteln, ausschneiden usw. Alleine schon die ganze feinmotorischen Aspekte sind für die Entwicklung des Gehirns wichtig.

Und wenn eine Ministerin von “Kulturtechniken” spricht, sollen Grundschüler dann in Zukunft auch Fortwirtschaft, Agrarwissenschaften, Feuermachen, Papierherstellung und Buchdruck lernen? Wer definiert, welche “Kulturtechniken” zusätzlich zu den KCs in der Grundschule zu vermitteln sind, etwa Frau Ministerin?

Ali Mente
1 Jahr zuvor

Könnte man die Lehrer nicht einfach durch KI’s ersetzen?

Der Zauberlehrling
11 Monate zuvor
Antwortet  Ali Mente

Das wäre die beste Idee.

Weg mit dem linksversifften Pack mit seinen grünen Ideologien gegen Atomstrom, Braunkohleverstromung, Planwirtschaftsideen, etc.

Dauernd kank, dauernd überlastet, dauernd am fordern und herumkrakelen. Bezüge ohne Ende und dafür den ganzen Nachmittag frei. Nachts sowieso. Sechs Wochen Sommerferien – bäh pfui.

Wie viel kWh brauchen die Lehrer-KIs dann wohl?

https://www.infosperber.ch/umwelt/energieproduktion/microsoft-co-reaktivieren-krisenreaktor-von-harrisburg/

Können wir noch eines reaktivieren? Für die Bildung bitte bitte bitte …

Kann eine KI depressiv werden? Durchbrennen kann da sicherlich auch was …

Nur zu!

Pit2020
11 Monate zuvor
Antwortet  Ali Mente

@Ali Mente

Warum nicht?

Man hat ja ohnehin immer öfter das Gefühl (! 😉 ), dass irgendwelche Bot-Dummies (Vorsicht: Für Lebewesen mit Humor ist u.U. eine Doppeldeutung möglich beim kursiv gedruckten Wort.) mit betont simpel strukturierten 😉 1-Satz-Kommentaren mit oft nur knapp 1 Zeile immer mehr Kommentarspalten beinahe allein “bespielen” und so ihre künstliche (?) … “Intelligenz” … trainieren.
😉

Der Zauberlehrling
11 Monate zuvor

Unsere digitalen Tafeln brauchen Strom ohne Ende, so viel steht fest. Viel mehr, als die Kreidetafeln.

Dafür läuft jetzt viel öfter ein Erklärvideo im Unterricht. Was gerade so verfügbar ist auf Youtube.

KI? ChatGPT? “Browser too old” kam von der digitalen Tafel auf Android 8-Basis.

2 Jahre alt. Veraltet. Kein Support.

Anders als ich. Alt, aber nicht veraltet. Obwohl … Ich glaube, man hat die Taxonomiestufen abgeschafft … Ach Gottchen, was nun schon wieder etwas Neues …

Hans Malz
11 Monate zuvor

“…und beschwört das Potenzial von KI…”
Oh du große KI. Erleuchte unsers Kultusministergehirne und löse alle lästigen Probleme für uns. Auf das wir auch weiterhin vor uns hin dilletieren können, ohne das es die Öffentlichkeit merkt.

Rainer Zufall
11 Monate zuvor

Super! Das Mauerwerk meiner Schule gähnt voller Erwartung auf die nächste Entwicklung zum Digitalpakt hin…

Aber KI gehört jetzt dazu? Hat die KMK ihre eigene Arbeitsgruppe übergangen? XD

Ceterumcenseo
11 Monate zuvor

Machen ist viel krasser als darüber reden!