Kultusministerium startet Schul-KI noch 2025 – als “Impulsgeber” für Lehrer

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HANNOVER. Das Lernen mit Künstlicher Intelligenz (KI) soll stärker an Niedersachsens Schulen verankert werden. «Wir werden mit einem ersten Lern-Chatbot in diesem Jahr in die Pilotierung gehen mit einigen Schulen in Niedersachsen», sagte Kultusministerin Julia Willie Hamburg bei einem Bildungskongress der Stiftung Niedersachsenmetall in Hannover. 

“Aber es ist ein sehr, sehr guter Ideengeber” Illustration: Shutterstock

Es sei wichtig, ein für Schulen freigegebenes Tool zu haben, mit dem Lerninhalte angeboten werden können. In der Pilotphase solle geklärt werden, wie gut das Lernen mit dem Bot funktioniert und wo es Fehler gibt. «Dann ist das Ziel, es irgendwann flächendeckend auszurollen», sagte die Grünen-Politikerin.

Nach Angaben ihres Ministeriums soll der Bot den Datenschutz beachten, auf deutschen Servern laufen und für die Schulen kostenlos sein. Im vergangenen Jahr hatte auch die Kultusministerkonferenz der Länder die Bedeutung des Einsatzes intelligenter Systeme hervorgehoben.

Neben der Nutzung als Lernmittel könne KI auch die Lehrkräfte entlasten, sagte Ministerin Hamburg weiter. So könnten die Lehrerinnen und Lehrer die Technologie zum Beispiel nutzen, um Hausaufgaben und Klausuren zu konzipieren und vorzukorrigieren oder auch um Elternbriefe in einfache Sprache zu übersetzen. «Es ersetzt nicht, dass man selbst drüberguckt», sagte Hamburg. «Aber es ist ein sehr, sehr guter Ideengeber, ein Impulsgeber.»

Schulleiterin warnt vor Fake-Pornos und Co.

Schulleiterin Silke Müller von der Waldschule Hatten (Landkreis Oldenburg) appellierte bei dem Kongress, auch die Gefahren von KI ernst zu nehmen. Studien zeigten, wie viele Schülerinnen und Schüler psychisch auffällig seien oder sich einsam und belastet fühlten – auch, weil viele von ihnen im Netz mit Beleidigungen, Hass, Pornografie oder radikale Botschaften konfrontiert sind. Das System Schule berücksichtige diese Lebenswelt bisher zu wenig.

Schon mit einem einzigen Bild etwa sei es möglich, ganze Fake-Videos zu erstellen, auch mit pornografischen Inhalten. Ihre Schule habe daher alle Bilder von Schülerinnen und Schülern von der Webseite verbannt, um die Kinder vor Missbrauch zu schützen, sagte Müller, die auch schon einen Bestseller zum Thema geschrieben hat («Wir verlieren unsere Kinder!»). Als Ersatz stellte die Schule KI-generierte Bilder online.

Zu den weiteren Gefahren zählten etwa das Cybergrooming – also die Ansprache von Minderjährigen mit dem Ziel des sexuellen Missbrauchs, bei der die Täter teils mit KI täuschend echte, vermeintlich junge Fake-Profile erstellen – oder auch gefährliche Challenges in den sozialen Medien, die sich dank KI-basierter Algorithmen rasend schnell verbreiteten, berichtete die Schulleiterin.

Müller: Schule braucht einen «Relaunch»

Müller forderte daher einen grundlegenden Umbau von Schule, einen «Relaunch», unter anderem mit einem Schultag pro Woche zur Förderung der digitalen Kompetenz. Zudem sollte das Smartphone in den Schulpausen tabu sein. Aber auch die Erwachsenen seien gefragt, betonte Müller: Sie könne sich etwa eine KI-Zertifizierungspflicht für Lehrkräfte und einen jährlich zu erneuernden Social-Media-Führerschein für Eltern vorstellen.

Die KI sei jedoch keineswegs nur schlecht. So habe sie zum Beispiel mit KI ein Video von sich erstellt, mit dem sie den Vater eines abrutschenden Schülers auf Arabisch ansprechen konnte. Vorher habe dieser mit ihr nicht reden wollen – danach schon.

Tausende Lehrkräfte haben KI-Fortbildung absolviert

Der CDU-Politiker Christian Fühner sagte, er erwarte, dass KI künftig jeden Tag in der Schule eine Rolle spielen wird. Das könne für mehr Bildungsgerechtigkeit sorgen und das Lernen effizienter machen. Die Beziehungsarbeit zwischen Lehrer und Schüler werde KI aber nie ersetzen können.

Nach Angaben des Kultusministeriums haben bisher rund 15.000 Lehrkräfte in Niedersachsen eine Fortbildung durchlaufen, die auch KI zum Thema hat. Zudem seien digitale Selbstlernangebote zu dem Thema bisher 18.000 Mal genutzt worden, sagte Ministerin Hamburg.

Der Arbeitgeberverband Niedersachsenmetall forderte dennoch mehr Tempo von der Landesregierung, um KI an den Schulen zu integrieren. «Das KI-Rennen ist bereits im vollen Gange und wartet nicht auf Niedersachsen», sagte Hauptgeschäftsführer Volker Schmidt. News4teachers / mit Material der dpa

“Feedback jederzeit und zu jedem Schüler” – Wie Künstliche Intelligenz Lehrkräften konkret beim Unterrichten helfen kann

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Hans Malz
8 Monate zuvor

Klar, wir bauen unser eigenes Ding. Können wir ja besser, als alle anderen und hat in der Vergangenheit bei sooo vielen Projekten toll geklappt. Außerdem ist der dann ja speziell auf unser Bundesland zugeschnitten, das ja gaaanz andere Anforderungen hat, als der Rest der Republik.

Die lernen es einfach nicht….

Jess
8 Monate zuvor
Antwortet  Hans Malz

Die bauen sich nichts eigenes, sondern verwenden wie aktuell sämtliche Firmen einfach nur die von Openai angeboten Softwarepakete, die dann mit einem Datensatz gefüttert werde. Letzteres wahrscheinlich auch nicht, da dies zu aufwändig wäre und die dafür notwendigen Serverkapazitäten dann doch zu teuer sind.
Es bleibt also nur eine Oberfläche zu programmieren, die dann als “KI” verkauft wird. Kennt man ja schon von den hiesigen Buchverlagen.

Hans Malz
8 Monate zuvor
Antwortet  Jess

Ist das wirklich so? In NRW hat man es bisher geschafft, alles was von offizieller Seite kommt fast unbenutzbar zum machen (LogineoNRW). Genauso kann man mit der Prorammierung einer Oberfläche ein Produkt total verbauen.

Warum überhaupt OpenAI und nicht Claude? Oder direkt Llama?

Richtig ist, es gibt bereits Lösungen. Von Schulbuchverlagen, SchulKI, fobizz …
Warum nimmt man nicht einfach etwas, was funktioniert, fördert das massiv und setzt das dann in allen Bundesländern ein? Wer will sich da ein Denkmal bauen? Wer hat noch Verwandte und Bekannte, die versorgt werden müssen?

Andreas
8 Monate zuvor

Impulsgeber ist ein anderes Wort für „hier habt ihr ein paar mögliche Ideen, setzt sie eigenständig um. Wir haben das Thema abgehakt.“