BERLIN. Es ist ein Schritt zu mehr Chancengerechtigkeit. So sieht es zumindest das Portal für Informationsfreiheit „Frag den Staat“. Seit Jahren prangert die Plattform das Vorgehen vieler Bundesländer an, alte Prüfungsaufgaben gegen eine Lizenzgebühr an Buchverlage zu verkaufen – anstatt sie den Schülerinnen und Schülern kostenlos zur Verfügung zu stellen. Nun stellt „Frag den Staat“ die Prüfungen selbst online.

In wenigen Tagen beginnen in Nordrhein-Westfalen die schriftlichen Abiturprüfungen. Rund 78.000 Schülerinnen und Schüler treten ab dem 29. April 2025 zu den Klausuren an. Für viele von ihnen ist die Vorbereitung in diesem Jahr etwas einfacher geworden: Über 600 alte Abiturprüfungen aus zehn Bundesländern stehen nun erstmals kostenlos online zur Verfügung. Die Plattform „Frag den Staat“ hat diese Aufgaben gemeinsam mit Prüfungsaufgaben für Haupt- und Realschulabschlüsse unter dem Namen „Verschlusssache Prüfung“ veröffentlicht.
Bisher waren alte Prüfungsaufgaben – wenn überhaupt – meist nur über kostenpflichtige Übungshefte erhältlich, die von Verlagen vertrieben wurden. Diese Praxis wurde zunehmend kritisiert, da sie Schülerinnen und Schüler aus einkommensschwächeren Familien benachteiligt. Max Kronmüller von „Frag den Staat“ betont gegenüber „Spiegel Online“: „Ein fairer und gleicher Zugang zu Bildung ist ein Grundrecht, das nicht für private Profite ausgehöhlt werden darf.“
Konflikt besteht seit Jahren
Laut eigenen Angaben haben Initiatoren der Plattform mit Unterstützung von Freiwilligen mehr als 2.140 Anfragen nach dem Informationsfreiheitsgesetzt (IFG) bei den Prüfungsbehörden gestellt. Viele gaben daraufhin die Prüfungen raus. Jedoch längst noch nicht alle: Aus den Ländern Berlin, Brandenburg, Saarland und Sachsen fehlen weiterhin öffentlich zugängliche Prüfungen. Auf der Kampagnenseite von „Frag den Staat“ heißt es zur bisherigen Situation in den Bundesländern: „Nur in Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein können Schüler*innen alte Prüfungen kostenlos herunterladen. Bayern macht nur wenige Prüfungen kostenlos zugänglich. In Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern können Schüler*innen über Schulportale auf alte Prüfungen zugreifen. In allen übrigen Bundesländern müssen Schüler*innen auf teure Angebote von privaten Verlagen zurückgreifen.“
Schon im vergangenen Jahr hatte „Frag den Staat“ gemeinsam mit Wikimedia Deutschland eine Petition gestartet, um Prüfungsaufgaben in allen Bundesländern frei zugänglich zu machen. Die Argumentation: Die mit öffentlichen Geldern entwickelten Aufgaben sollten im Nachgang auch öffentlich und kostenfrei allen zur Verfügung gestellt werden.
Umdenken in Baden-Württemberg
Laut SWR soll es in Baden-Württemberg ab diesem Herbst für die Schülerinnen und Schüler möglich, online auf alte Prüfungsaufgaben zuzugreifen, über die Website des Instituts für Bildungsanalysen Baden-Württemberg (IBBW). Zuvor hatte sich das Kultusministerium jahrelang auf urheberrechtliche Hürden berufen. Nun sollen urheberrechtlich schwierige Passagen, beispielsweise Literaturtexte, geschwärzt und mit entsprechenden Quellenverweisen ergänzt werden, so das Ministerium gegenüber dem SWR.
Baden-Württemberg stand in Bezug auf den Umgang mit alten Prüfungen besonders in der Kritik. Denn während andere Bundesländer ihre Aufgaben für einen eher symbolischen Preis von durchschnittlich 200 Euro oder gar kostenlos an Verlage weitergegeben haben, war Baden-Württemberg laut SWR bislang direkt an den Verkäufen beteiligt. Zehn Prozent soll das Land pro verkauftem Buch bekommen haben. Allerdings sei die Petition von „Frag den Staat“ und Wikimedia Deutschland nicht der Grund für Umdenken in Sachen Prüfungsaufgaben, so das Ministerium. Die Arbeit an der Online-Veröffentlichung sei schon länger in Arbeit gewesen. News4teachers
“Maximal zwei Klausuren pro Woche”: Schüler fordern Anpassung der Abiturtermine
Finde ich gut. Noch besser finde ich es, dass sie für mein Bundesland auch die Nachtermine veröffentlichen.
Auch für NRW interessant, da hier die Nachschreibklausuren eben nicht veröffentlicht wurden. Diese finden sich nun hier auch. Erkennbar an:” GE GK NT 1″, im Falle von Geschichte ist dies die Nachschreibklausur, die nur die Schulen bekommen hatten, an denen es auch Nachschreiber* gab.
Für LKs und GKs finden sich die Prüfungen der letzten drei Jahre wie gewohnt auch auf der “standardsicherung”.
Sehr gut! Dann werden, wenn alle BL endlich mitmachen, auch die Abschlüsse vergleichbarer.
Eine Frage habe ich noch: Es ist von Prüfungsaufgaben der vergangenen Jahre die Rede. Wieviele Jahre zurück? Auch das wäre ein guter Indikator für die Wertigkeit der Abschlüsse, könnte man die Aufgaben verschiedener Jahrzehnte vergleichen.
“Für LKs und GKs finden sich die Prüfungen der letzten drei Jahre wie gewohn”
Es geht um Kosten, nicht um das Konzept.
Aber gut, dass Sie diese wichtige Frage stellten – viele versäumen dies warumauchimmer.
Die Klausurfragen sind 50 Jahre alt und haben keinerlei Relevanz für die Schüler*innen.
Eben darum wird es ja als Erfolg gefeiert, dass diese Aufgaben – warum auch immer die relevant sein könnten – kostenlos verfügbar sind (augenroll)
Man merkt, dass Sie mit dem Stellen von Oberstufenklausuren und dem Zentralabitur überhaupt nichts zu tun haben.
Möchten Sie Ihre (berechtigte) Kritik erklären?
Ich fände es tatsächlich interessant, wenn ich hier etwas hinzulernen kann
Ich schreibe für NRW:
In meinen Fächern sind die Aufgaben vom Typ und von der Struktur her abgesehen von Lehrplanänderungen seit Jahren weitgehend gleich geblieben. Insofern sind alte Aufgaben aus dem Haupttermin schönes Übungsmaterial, aus den Nachterminen schön für Klausuren. An meiner Vorabiturklausur saß ich trotz Vorlage (Nachtermin 2024) mindestens 10 Zeitstunden zzgl. Korrektur, die aber zum Glück sehr flüssig lief. Ich war heilfroh, keine Nachklausur gestellt haben zu müssen.
Nur wenige veröffentlicht in Bayern, ist ja klar. Ne, wirklich, dieses Bundesland…
Was man unter dem Begriff “wenige” verstehen will, ist individuell verschieden. In der Bayerncloud wären z.B. aktuell 1161 Prüfungen diverser Schularten online zugänglich.
Es tut mir leid, dass es in Deutschland – besonders in Bayern – so ist. Die Menschen kooperieren nicht, sie sind sehr auf sich selbst bezogen und wollen weder teilen noch zugeben, dass ein Kind Schwierigkeiten hat. Lieber schweigen sie und behaupten bis zum Schluss, dass alles gut läuft – bis das Kind einen völligen Zusammenbruch erlebt.
Ich weiß nicht, warum das hier so ist – Mentalität, Geschichte… keine Ahnung.
Dabei würde es schon reichen, wenn ein Elternteil ein Heft kauft und es für alle kopiert. Oder ein paar Eltern legen zusammen – jeder gibt einen Euro, 20 Eltern haben dann 20 Euro – einer kopiert es für alle.
Am Ende finanzieren wir so oder so die Schulen und die Bildung unserer Kinder.
Es ist wirklich tragisch, dass wir überhaupt über so etwas sprechen müssen, während Familien jedes Jahr gezwungen sind, an überteuerten und oft unnötigen Klassenfahrten teilzunehmen – für 500 bis über 100 Euro für eine einzige Woche.
Ich habe mich schon mehrmals in der Situation wiedergefunden, dass ich Materialien an die Eltern von Freunden unserer Kinder geschickt habe – begleitet von vielen albernen Ausreden, bei denen ich mich extra ‘dumm gestellt’ habe, nur damit sie sich nicht angegriffen oder bloßgestellt fühlen. Dabei erzählen mir meine Kinder, dass ihre Freunde Schwierigkeiten mit dem Stoff haben.
Es ist seltsam. Etwas, das ich in diesem Land nie wirklich verstanden habe.
ed840
3 Tage zuvor
Antwortet Monika, BY
Das verstehe ich nicht so ganz. Eigentlich sollte die Chancengleichheit in den letzten Jahren doch besser geworden, seit Jahrgangsstufentest und Lösungen kostenfrei in der bayerncloud abgerufen werden können. Warum es gerechter sein soll, die Test gedruckt kaufen zu müssen um sie dann selber einzuscannen, kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen.
Sorry, die Antwort ist dafür gedacht.
Also, nein, das ist nicht dasselbe. Im Jahrgangsstufentest-Buch gibt es eine Einführung, Erklärungen und Schwerpunkte, auf die man achten muss – und erst danach kommen die Tests. Das ist etwas ganz anderes als in der Cloud, wo es nur Tests gibt, die nicht ausreichen, um den Stoff wirklich zu wiederholen und zu verstehen.
Das reine Lösen von Tests fördert hauptsächlich das Auswendiglernen – und nicht das echte Verstehen. Das ist keine gute Lernmethode.
Kommt zu oft schon in der Schule mit diversen Arbeitsblättern, als Unterrichtsmaterial – und dann fragt sich noch jemand, wieso die Schüler keine Mathe oder Physik können.
Wieso? Auch für Bayern ist das schon seit Jahren größtenteils kostenfrei verfügbar. Man muss doch nur die IQB-Aufgaben der letzten Jahre anschauen. Da findet man auch für Bayern den Kern der Abiaufgaben.
https://archiv.bycs.de/edu-sharing/components/search
https://www.isb.bayern.de/schularten/gymnasium/leistungserhebungen/abiturpruefung/mathematik/
https://abiturloesung.de/
Danke. Die kenne ich. Ich habe Rückmeldung von den Abiturienten vom letzten Jahr bekommen – diese Seiten waren nicht besonders hilfreich. Aber jede Übung ist eine gute Übung. Trotzdem.
Na dann, erst informieren, dann aufregen.
Das ist wie immer nichts…entweder teuer, oder gibt es nicht…So viel über Chancengerechtigkeit
„Die Berge bebten, und geboren wurde eine Maus.“.
Alles ist immer und nichts?
Welch stark differenziertes Bild Ihrer Umwelt Sie zu zeichnen im stande sind. Bemerkenswert schlicht.
Jop. Am besten wird gar nichts davon irgendwo veröffentlicht. Frage mich sowieso, ob man das Abi heute nur noch mir 20 Probeaufgaben schafft. Früher gab es das so nicht. Man hat den Stoff gelernt und konnte damit, ohne etliche “Testläufe”, das Abi schreiben. Der LuL hat mal ein oder zwei Beispiele gezeigt und man hat eine Abi-ähnliche Klausur geschrieben.
Die alten Klausuren sind schon sinnvoll, weil die sich schon erheblich von dem unterscheiden, was ich als Klausur stellen würde. Ich unterrichte aber zugegebenermaßen weniger kompetenzorientiert als inhaltsorientiert und wissenschaftspropädeutisch.
Mit anderen Worten: Abituraufgaben sind einfacher.
Spricht ja auch nichts dagegen, dass man die Klausuren in dieser Weise stellt und mal eine Klausur oder Peobeaufgabe zeigt. Aber warum soll man als SuS zu Hause 20 Prüfungen üben? Das ist doch Zeitverschwendung, weil ich nicht weiß, was dran kommt aus den letzten 2 Jahren. Da bin ich doch besser bedient, wenn ich in dieser Zeit einfach mal Inhalte lerne. Und lesen übe. Einige scheitern am lesen der der Aufgabe und der Auswertung der Materialien. Da ist das Thema eigentlich egal.
Korrekt. Mit gesundem Menschenverstand, Leseverständnis und einer gewissen Cleverness kann man, ohne den Unterricht je besucht zu haben, in den Materiallastigen Fächern wie Erdkunde eine Abiturklausur kaum mangelhaft oder ungenügend schreiben.
Das spricht aber eher gegen den Lehrplan und die Prüfungsaufgaben als gegen den Unterricht an sich.
Ich habe gelesen, dass das in manchen Bundesländern mit “kompetenzorientierten” Abituraufgaben auch bei Fächern wie z.B. Mathematik schon reichen soll. Das wurde dann auch im Feldversuch mit 11. Klässlern so bestätigt.
Mathematik ist mir nicht bekannt, mit Biologie hat jemand das vor Jahren in nrw mit einer Aufgabenart (von zwei oder drei im Abitur) geschafft. Das soll aber mittlerweile anders sein.
Waren Feldversuche des gleichen Professors. Bei Biologie waren die Probanden übrigens aus der 9. Klasse. Mathematik war später und dann in der Jahrgangsstufe 11. Das soll aber auch noch andere Fächer zu betreffen. Wenn man den vorletzten Absatz des unten verlinkten Artikels liest, scheint es auch weiterhin so zu sein.
https://www.news4teachers.de/2024/05/philologen-beklagen-einser-inflation-wert-des-abiturs-befindet-sich-im-sinkflug/
Zusatz: andererseits mithilfe der Formelsammlung und den cas-Rechnern könnte auch viel möglich werden. Ob das aber für ein ausreichend reicht, glaube ich nicht, zumal man für die sichere und konsequente Nutzung von Taschenrechner und Formelsammlung wirklich clever sein muss. Fachlich schlecht in Mathe bedeutet im Regelfall auch schlecht in Taschenrechner, fachlich gut leider oft auch zu viel händisches Rechnen und damit Zeitverschwendung.
Traurig… das alles hier… entweder ist es verdammt teuer oder es gibt es einfach nicht. Nur ein paar von ihnen sind wirklich liberal und sozial – der ganze Rest ist ein kapitalistischer Sumpf, mit Bayern an der Spitze.
Aber Hauptsache, die Kinder werden dafür beschuldigt, faul zu sein, zu nichts zu taugen, weil sie nicht „hart arbeiten“ wollen – in einer Schule! Ja, man soll ganz früh lernen, wie Sklaverei, pardod…Kapitalismus funktioniert.
Die sind doch nicht blöd… Heutzutage wissen die meisten ganz genau, dass man mit viel weniger Aufwand zu einem Abschluss kommen kann – es kommt nur darauf an, wo. Am Ende interessiert es auf dem Arbeitsmarkt sowieso kaum noch jemanden, wo man zur Schule gegangen ist oder mit welcher Note man abgeschlossen hat.
Die heutigen Kinder haben das längst durchschaut.
Sich ausbluten zu lassen, nur um zu leiden, ist eine kapitalistische Fantasie – oder eher ein Relikt aus der Sklavenhalterei.
Die Arbeitgeber interessiert zwar nicht der Abschluss an sich, aber wenn die Arbeitnehmer in Schule und Studium nicht gut gelernt haben, überstehen sie die Probezeit nicht. Bei akademischen Abschlüssen Tendenz steigend.
“Traurig… das alles hier… entweder ist es verdammt teuer oder es gibt es einfach nicht.”
Wissen Sie eigentlich worum es geht?
Als Lehrkraft kann ich natürlich noch immer alte Abiklausuren mit den Schülern durchsprechen.
Aber ein bestimmter Verlag hat sich die Rechte an alten Abiausuren gesichert und gibt diese auch zusammen mit Tipps zur Vorbereitung und Lösungsvorschlägen als Buch heraus. So ein Buch kostet neu knapp 20 Euro, eine frühere Version kostet gebraucht ca. 5 Euro!
Und das ist für Sie jetzt “verdammt teuer”?
Oder wollen Sie sich nur aufregen?
Das Problem besteht darin, dass Kapitalismus heute mit Demokratie gleichgesetzt wird – was dazu geführt hat, dass wir zunehmend in Radikalismus und Unfreiheit abgleiten, und das alles unter dem Deckmantel der Demokratie.
In vielen westlichen Gesellschaften wird Kapitalismus oft als integraler Bestandteil von Demokratie dargestellt, fast so, als wären sie untrennbar verbunden:rolleyes Dabei handelt es sich um zwei Gott verdammt unterschiedliche Systeme:
Demokratie ist eine politische Ordnung, die auf Mitbestimmung, Freiheit und Gleichheit basiert.
Kapitalismus ist ein Wirtschaftssystem, das auf privatem Eigentum, Profitstreben und freiem Markt beruht.
Wenn Kapitalismus zur „Voraussetzung“ für Demokratie erklärt wird, entsteht ein gefährlicher Trugschluss: Kritik am kapitalistischen System wird dann schnell als „antidemokratisch“ gebrandmarkt – selbst wenn es sich dabei um legitime, demokratische Meinungsäußerung handelt! (oft gerade hier)
Diese Vermischung öffnet Tür und Tor für autoritäre Entwicklungen, bei denen soziale Ungleichheit, politische Repression oder Überwachung unter dem Vorwand demokratischer Werte gerechtfertigt werden.
So entsteht ein Klima, in dem tatsächliche Demokratie schleichend ausgehöhlt wird, während man nach außen hin so tut, als sei alles in bester Ordnung.
Verlaufen? Falsches Forum.
Herr Söder, Frag den Staat etc.. steht exemplarisch für diese Entwicklung, ebenso wie der Freistaat Bayern. Gehorsam und Ducken scheinen hier mehr zu zählen als kritisches Denken.
Dass Jugendliche zunehmend rebellieren und zwar überall? Kaum verwunderlich.
Gute Sache, warum nicht.
Da können viele von profitieren.
… also wird es aus dem Grund irgendwann wieder eingestellt.
Würde mich nicht wundern.
Als Schleswig-Holsteiner muss ich sagen, dass ich dieses Vorgehen eine bodenlose Unverschämtheit finde. Mal wieder wird die Arbeitszeit zumindest der Mathematiklehrkräfte mit Füßen getreten.
Hintergrund: Die Nachschreibklausuren bildeten jedes Jahr die Basis für das sogenannte “Vorabi”, also der letzten Klausur vor dem Abitur, die einer Abiturklausur ähneln soll. Dazu gab es eine ministerielle Dienstanweisung, diese zu Übungszwecken erst nach dem 1.1. des kommenden Jahres zu nutzen und sie damit für alle SuS zugänglich zu machen.
Jetzt dürfen sich also alle Lehrkräfte in der hektischen Weihnachtszeit einzeln stundenlang hinsetzen und eine abiähnliche Klausur erstellen. Vielen Dank an die blinden Klassenkämpfer in ihrem tapferen Kampf für Gerechtigkeit.
Dazu kommt, dass die Abivorbereitung erheblich unstrukturierter werden wird. Die sinnvolle Aufteilung “Ihr übt die alten Abiaufgaben selbstständig, im Unterricht besprechen wir die Feinheiten und Schwierigkeiten der Nachschreibklausuren” klappt nun auch nur bedingt.
Blinder Aktionismus von schulfremden Kaspern hat uns schon immer weitergebracht.
Sie können die Altklausuren mit Sicherheit weiterhin für Ihre Vorabiklausuren verwenden.
Überarbeiten müssen Sie sie wahrscheinlich sowieso, da sich kleine, aber feine Details geändert haben (GTR/WTR/CAS; Lehrpläne, Umfang der Klausuren, Operatoren,…).
Außerdem ist die Anzahl der Altklausuren mittlerweile so groß, dass man einem übenden Schüler den Volltreffer ruhig gönnen kann. Im Grunde sind es eh immer dieselben Themen, nur in wechselnden Gewändern.
In Physik sage ich meinen Schülern seit Jahren, dass ich die meisten Aufgaben von Leifi hole. Allerdings überarbeitet. Noch nie konnte ein Schüler von diesem Tipp profitieren!
Ich frage mich trotzdem, wieso die Nachschreibeklausuren unbedingt öffentlich sein müssen. Dafür gibt es angesichts der hohen Zahl alter Aufgaben absolut keinen Grund.
(…) öffentlich sein müssen. Dafür gibt es angesichts der hohen Zahl alter Aufgaben absolut keinen Grund.
Den Grund sehe ich weniger in der Bereitstellung von Übungsaufgaben.
Es geht um Transparenz der Behörden gegenüber den Bürgern. Daher müssen, jedenfalls nach meinem Rechtsverständnis, auf Nachfrage alle Aufgaben mit den für die Bewertung relevanten Informationen herausgerückt werden.
Sehe ich ähnlich. Die grandiose Gedächtnisleistung sei ihnen gegönnt. Allerdings kann das in den sprachlichen Fächern anders aussehen.
Setzen Sie halt einfach Altklausuren ein? Muss ja nicht unbedingt die letzte Nachholkausur sein?
Falls die SuS das alle können … Wo ist das Problem?
Ist doch optimal, wenn sie alle Klausuren durcharbeiten (würden).
Sie können auch einfach die Aufgabengebiete vermischen. Dann stecken Sie das halt über mehrere Jahren der Abschlussklausuren.
Grundsätzlich eine gute Sache. Kann aber auch nach hinten losgehen. Wenn dann Abbildungen, Literaturstellen etc. in den Aufgaben fehlen und nur Verweise vorhanden sind (wie oft in Fortbildungsmatrrialien), wird es schwer nutzbar. Ausserdem werden sie wohl kaum die Lösungshinweise für die Lehrkräfte oder gar Musterlösungen veröffentlichen. Wäre verkraftbar, wenn die roten Bücher weiterhin verkauft werden. Deren Markt ist aber gerade schwer geschrumpft, so dass es mich nicht wundern würde, wenn das Abgebot eingeschränkt wird.
Also wenn schon dann richtig: Das Land muss auch die Rechte der Abbildungen erwerben und Musterlösungen schreiben lassen. Nur dann wird das eine runde Sache.
In Bayern sind die letzten Abiturprüfungen schon jahrelang zugänglich. Den Verlag und seine Bücher mit Lösungen gibt es immer noch. Ich denke, dass das nicht unbedingt erforderlich ist, zumindest nicht, wenn man Angst hat, dass das Angebot zurückgefahren wird. Liegt aber vielleicht auch an der Größe des Bundeslandes.
Die Jahrgangsstufentests gibt es nicht mehr in Bayern zu kaufen – man kann sie nicht mehr kaufen.
Mein älteres Kind hat sehr davon profitiert; die Note an sich spielte keine Rolle, wichtig war, dass es den gesamten Stoff wiederholen, üben und dadurch viel lernen konnte.
Sich nur durch die Schulbücher zu arbeiten ist wesentlich schwieriger und zeitaufwendiger, und Zeit ist heute unser höchstes Gut.
Auch mein jüngeres Kind würde von diesem Wissen und den Übungen profitieren, zumal wir einen Scanner haben, der die gedruckten Seiten schnell einliest.
Wie dem auch sei – von echter Chancengleichheit können wir inzwischen kaum noch sprechen.
Das verstehe ich nicht so ganz. Eigentlich sollte die Chancengleichheit in den letzten Jahren doch besser geworden, seit Jahrgangsstufentest und Lösungen kostenfrei in der bayerncloud abgerufen werden können. Warum es gerechter sein soll, die Test gedruckt kaufen zu müssen um sie dann selber einzuscannen, kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen.
Von staatlicher und juristischer Seite gibt es die Chancengleichheit, andernfalls würden die entsprechenden Gesetze schon geändert werden.
Die nicht vorhandene Ergebnisgleichheit lässt sich mit dem individuellen Stärken und dem individuell investiertem Aufwand erklären.
Naja, Musterlösungen in Deutsch sind stichpunkartig vorhanden. Mit Hilfe der KI kann ich daraus eine Musterlösung im Fließtext erstellen. Ich verstehe sowieso nicht so ganz die Problematik. Wenn ich eine neue Klausur benötige, dann lade ich einfach ein paar alte Klausuren in die KI hoch und gebe der KI die Anweisung, mir eine neue Klausur mit ähnlichen Aufgaben auf dem selben Anforderungsniveau zu erstellen und mir dazu eine Musterlösung zu schreiben. Dann muss ich natürlich noch ein paar Anpassungen vornehmen, aber das Grundgerüst steht. Das funktioniert sogar mit Abstrichen in Deutsch.
In Mathe und Physik habe ich mit KI (ChatGPT) ganz schlechte Erfahrungen gesammelt. Da wurde mir so oft auf eloquenteste Art der übelste Quark angeboten, dass ich es nicht mehr zur Erstellung von Aufgaben nutze.
In Schleswig-Holstein werden auch die Korrekturanweisungen veröffentlicht, was ich grundsätzlich auf richtig finde. Damit können SuS abschätzen, was von ihnen erwartet wird. Es ist ohnehin nicht einzusehen, warum das die meisten anderen Bundesländer nicht machen.
Was mich nur stört und wütend macht, ist dieser dumpfe blinde Aktionismus mit der Veröffentlichung der Nachschreibaufgaben (siehe mein Kommentar oben) von Leuten, die vom Schulalltag keine Ahnung haben und sich in ihrer Rolle als Klassenkämpfer oder Whistleblower für ihr eigenes Ego großartig fühlen wollen.
Da die wenigsten Schüler sich um die Nachklausuren kümmern, ist das Risiko gering. Meine Hinweise auf Nachklausuren über fragdenstaat, über die ich mir brav jährlich die Aufgaben besorgt habe, wurden faktisch nie beachtet.
In NRW sind die kompletten Lehrerunterlagen mit dabei.
Gerade habe ich mal auf das Datum dieses Artikels geschaut. Im Gegensatz zu den Informationen scheint dieser neu zu sein.
Ich nutze die Plattform “Frag den Staat” schon seit ca. 2013 und seitdem finden sich dort ehemalige Abiturklausuren. Mit der Zeit immer mehr, da diese dort erstmal angefragt werden mussten. Für alle Bundesländer.
Der n4tArtikel ist wohl wieder eine “Pressemeldung”, also bezahlte Werbung.
Anm. d. Red: Nein, ist er nicht, wäre sonst gekennzeichnet.
Jetzt hat man sie kompakt gesammelt. Hoffentlich wird das auch aktualisiert.
Eine gute Strategie ist es auch, alle Materialien aus den Vorjahren aufzubewahren – vorausgesetzt, man hat Platz für zwei (oder mehr) Kinder. Nur wenigen gelingt das.
Der Grund liegt auf der Hand: Tausende von Blättern sammeln sich in fast zehn Jahren an, denn Bücher und Hefte reichen offensichtlich nicht mehr aus. So kam es dieses Jahr dazu, dass niemand in der Klasse das Grundwissen aus Wirtschaft vom Vorjahr hatte – in der Schule wurde es auch nicht erneut verteilt, also hat mein Kind, das alles wie ein Hamster aufbewahrt, es für die ganze Klasse weitergegeben.
Eine solche Behandlung gegenüber den immer noch Kindern ist nicht in Ordnung
Was dabei offensichtlich geworden ist: Diese Haltung vieler Eltern und Menschen hier stammt aus einer langjährigen Indoktrination.
Im Fall der Schule gilt: Nicht jedes Kind ist fürs Gymnasium oder die Realschule geeignet. Nicht alle sind gleich intelligent oder leistungsfähig – aber das ist auch gar nicht schlimm. Schlimm ist vielmehr, wie wenig Wahrheit eigentlich in diesen Vorstellungen steckt.
Manche Lehrkräfte sollten sich ernsthaft fragen, ob sie überhaupt gute Pädagog*innen sind – oder ob sie ihren Job einfach nur ‘abarbeiten’.
Andere sollten sich fragen, ob das, was sie vermitteln wollen, wirklich dem Niveau der Jahrgangsstufe entspricht – und ob die Kinder sie überhaupt verstehen.
Und wieder andere sollten sich fragen, ob sie überhaupt für diesen Beruf geeignet sind.
So viel also zum Thema: Wer ist für welche Schulform oder welchen Beruf geeignet?
Vielleicht sollten auch die Kultusministerien mal überlegen, wie kindgerecht diese überladenen Lehrpläne eigentlich wirklich sind.
Am Ende möchte niemand, dass das eigene Kind als dumm oder weniger intelligent abgestempelt wird. Deshalb schweigen viele und verstecken sich – tragisch.
Dabei ist Intelligenz alles andere als festgelegt. Sie entwickelt sich immer wieder oder stagniert – je nach dem, was ein Kind / Mensch tut.
Und genau das ist nicht kindgerecht und hat überhaupt nichts mit Chancengleichheit zu tun – das gesamte Schulsystem.
Schon ab der 3. Klasse (8. oder 9. Jahre!) werden Kinder abgestempelt. Schrecklich.
Erinnert das nicht irgendwie an das Brandmarken von Vieh?
Alle Kinder – wirklich alle – auch jene mit unterschiedlichsten Syndromen, sind zu großartigen Dingen fähig. Wer Kinder nicht mit diesem Blick betrachtet, sollte niemals mit ihnen arbeiten.
Eine Gesellschaft, die Kinder schon ab der Wiege sortiert, ist eine Gesellschaft, die bereits verloren hat.
In Wirklichkeit leben wir genau jetzt schon darin. Der Weg führt entweder in harten Extremismus oder in Vernunft. Was es am Ende wird, werden wir sehen.
Jugendliche rebellieren – und sie werden auch weiterhin rebellieren und in Extreme abgleiten. Warum?
Jugendliche befinden sich in einer Phase der Identitätssuche. Wenn sie das Gefühl haben, nicht gehört, verstanden oder ernst genommen zu werden, suchen sie oft extreme Wege, um gesehen zu werden oder um Kontrolle zu spüren.
Rebellion gegen Schule, Eltern oder Gesellschaft
Flucht in Ideologien, Gruppenzugehörigkeit oder Online-Extremismus
Provozieren, Rückzug oder sogar Selbstablehnung
Frage „Warum?“ ist wichtig – denn sie zeigt: Nicht das Kind ist „das Problem“, sondern oft das System oder Umfeld, das nicht richtig reagiert.
Falsches Thema?
Nein, ganz und gar nicht. All diese schulischen Themen führen letztlich zu einem einzigen Punkt.
Immer wieder die gleichen Fragen, die gleichen Diskussionen – dabei ist die Sache eigentlich ganz einfach:
Die Jugend wird unterschätzt – wie schon immer.
Doch in Zeiten der Digitalisierung und des ständigen Zugangs zu Informationen, 24 Stunden am Tag und überall, kann das gefährlicher sein als je zuvor.
Die Jugend hat heute per Mausklick Zugriff auf Informationen, wie es sie früher nie gegeben hat.