HANNOVER. Einsamkeit, Ängste und Erschöpfung: Die psychischen Folgen der Corona-Zeit lasten noch immer schwer auf vielen Kindern und Jugendlichen. Besonders betroffen ist ein Fünftel der jungen Menschen, warnt die Psychotherapeutenkammer Niedersachsen – und fordert zusammen mit dem Kinderschutzbund dringend mehr Unterstützung für die Betroffenen. Auch an Schulen.

Sechs bis acht Stunden Medienkonsum, Vereinsamung, Depressionen und Ängste sowie Essstörungen überwiegend bei Mädchen – das sind Folgen der Corona-Zeit für viele Kinder und Jugendliche. «80 Prozent sind widerstandsfähig durch die Krise gegangen, aber 20 Prozent eben nicht», sagt Götz Schwope, Vorstandsmitglied der Psychotherapeutenkammer Niedersachsen (PKN).
Darauf wiesen zuletzt auch die Ergebnisse der sogenannten Copsy-Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) hin (News4teachers berichtete). So gaben im Herbst 2024 etwa ein Fünftel der befragten Kinder und Jugendlichen (21 Prozent) an, dass ihr Wohlbefinden eher schlecht ist, sie unter Angstsymptomen und psychischen Auffälligkeiten leiden. Das sind noch immer deutlich mehr als vor der Corona-Pandemie. Damals hatten rund 15 Prozent der Mädchen und Jungen von einer geminderten gesundheitsbezogenen Lebensqualität gesprochen. «Die Kernaussage der Studie ist, es geht den Kindern und Jugendlichen nach wie vor psychisch schlechter als vor der Corona-Pandemie», kommentierte die Leiterin der UKE-Forschungsgruppe, Ulrike Ravens-Sieberer, die Ergebnisse.
Belastender Medienkonsum
Ein Problem in diesem Zusammenhang: Kinder und Jugendliche nutzen derzeit soziale Medien sehr stark – teilweise sogar noch stärker als während der Corona-Zeit. «40 Prozent der Kinder nutzen das mehr als vier Stunden», so Ravens-Sieberer. So bekämen sie einerseits Nachrichten aus der Welt relativ ungefiltert, andererseits erführen sie eher Ausgrenzung und Mobbing. Viele Kinder fühlten sich deshalb zunehmend allein. «Die berichtete Einsamkeit hat zugenommen – also sich allein zu fühlen mit seinen Sorgen oder auch mit sich selbst. Das ist extrem gestiegen von 14 auf 21 Prozent.»
Durch den Medienkonsum fehlten rund hundert Tage im Jahr, rechnet auch Psychotherapeut Schwope vor. Stunden und Tage, in denen zwar Informationen zuhauf gesammelt würden, aber keine Erfahrungen im richtigen Leben. «Die vielen Krisen, eine zunehmende Radikalisierung und Polarisierung, da muss man schon einigermaßen widerstandsfähig sein, um Antworten zu finden.» Zumal viele Eltern ebenso viel Social Media konsumierten.
«Wir reden auch über Jugendliche mit zwölf Stunden täglicher Medienzeit und 150 Kilo Gewicht, die zwei Jahre nicht zur Schule gegangen sind», erzählt der Psychotherapeut aus der täglichen Praxis. Die Nachfrage nach Therapieplätzen sei sprunghaft angestiegen. Niedrigschwellige gruppentherapeutische Präventionsangebote für psychisch belastete Kinder und Jugendliche könnten zu einer Entlastung beitragen. Zudem müssten insbesondere Grundschulen besser mit Sozialarbeitern und Lehrerinnen und Lehrern aus anderen Kulturkreisen ausgestattet werden. «Rettet wenigstens die Grundschule», sagt Schwope. «Was wir da verlieren, wird teuer.»
Mehr Therapieplätze könnten helfen
Die PKN und der Kinderschutzbund Niedersachsen fordern eine landesweite Strategie, die psychische Gesundheit junger Menschen zu stärken. Die Wartezeit auf einen ambulanten Psychotherapieplatz für Kinder und Jugendliche sei unzumutbar lang. Die durchschnittliche Wartezeit auf eine psychotherapeutische Sprechstunde betrage circa drei Wochen, bis zum Behandlungsbeginn dauere es dann noch 20 Wochen.
«Unabhängig davon, ob die Zahlen steigen oder nicht: Das Leiden vieler Kinder und Jugendlicher verfestigt sich», sagte Pablo Sennett vom Kinderschutzbund. Zahlreiche Krankheiten hätten ihren Ursprung im Kindes- und Jugendalter, mit massiven Folgen für die Betroffenen.
Neue Online-Plattform bündelt Hilfsangebote
In Niedersachsen soll nun eine neue Online-Plattform Schülerinnen und Schülern helfen, psychische Belastungen zu erkennen und zu lindern. Unter jugendlichestaerken-niedersachsen.de werden Hilfsangebote gebündelt. Neben Erklärungen und Ansprechpartnern sind dort auch Arbeitsblätter für Lehrkräfte und Informationen für Eltern zu finden.
Die Plattform geht zurück auf eine Initiative des Landesschülerrats. Das Ziel: eine zentrale Anlaufstelle für psychische Gesundheit, statt sich durch einen Wust von Angeboten klicken zu müssen. Wichtig sei, dass die Plattform jetzt auch an den Schulen ankomme, sagte der Schülerrats-Vorsitzende Matteo Feind.
Ministerin Hamburg will deshalb die Schulleitungen anschreiben und die Plattform bewerben. Sie hofft, dass darüber auch die Fortbildungsangebote für Lehrkräfte zur psychischen Gesundheit noch besser angenommen werden. Hamburg appellierte zudem an die Eltern, ihre Kinder nicht mit den Krisen allein zu lassen: «Die Welt ist gerade belastend, und trotzdem haben wir alle auch die Pflicht, unsere Kinder dabei zu begleiten und zu unterstützen.»
«Viele junge Menschen kämpfen im Stillen mit Problemen»
Eine professionelle psychologische Hilfe kann und soll die Plattform jedoch nicht ersetzen, wie der Sozialpsychologe Mathias Kauff von der Medical School Hamburg betonte, die die Seite im Auftrag des Kultusministeriums entwickelt hat. Daher enthalte die Plattform auch Hinweise, wann und wie die Jugendlichen Erwachsene einbeziehen sollten.
Aber: Häufig seien es Freunde und Mitschüler, die Veränderungen in ihrer Gruppe wahrnehmen würden. «Viele junge Menschen kämpfen im Stillen mit Problemen», sagte Kauff. Wer sich um einen Freund oder eine Freundin sorge, soll sich daher auf der Webseite über psychische Gesundheit und Störungen informieren können – bis hin zum Thema Suizidgedanken.
«Es ist völlig normal, manchmal Hilfe zu brauchen, und ein Zeichen von Stärke, danach zu fragen», heißt es auf der Seite. Kernzielgruppe sind Jugendliche im Alter von 14 bis 19 Jahren. Das Land hat dafür 200.000 Euro bereitgestellt. News4teachers / mit Material der dpa
Rettet lieber die LK
Darum mag ich N4T so!
Hier wird einem täglich von LK aufgezeigt, wie “wichtig” ihnen die Schüler und Eltern sind. Dann weiß man wenigstens woran man ist und kann seine Wertschätzung lieber an anderer Stelle zum Ausdruck bringen.
“Die Plattform geht zurück auf eine Initiative des Landesschülerrats.”
Vielleicht machen es die LK einfach ihren Schülern nach…und treten beispielsweise in die Gewerkschaft ein.
Meinen Sie die Gewerkschaft GEW?? Ich bin vor Jahren desillusioniert ausgetreten und würde es auch heute wieder tun.
Die Schüler haben offensichtlich etwas gemeinsam auf die Beine gestellt bzw. ein Portal aufgesetzt.
Müsste doch den LK auch gelingen.
Ich bin irgendwann wieder in die Gewerkschaft eingetreten – auch wenn ich persönlich wohl nie davon groß profitieren werde.
Passt mir deren Arbeit nicht, müsste ich mich engagieren und es besser machen. Dazu geht es mir aber zu gut und ich widme mich lieber meinen Hobbys.
Lehrkräfte? Lehrerkonferenz ? Leistungskurse ? Leberkäse ?
Wenn ich Ihre Fragen so lese, dann sollte man auch Sie retten.
Die Abkürzung “LK” ist doch unter uns, nämlich LK, üblich.
Sind Sie dann eine(r) von den LK?
Oh, sorry. Wollte Sie nicht überfordern.
Leistungskomponente…in der Wirtschaft.
Schon mal gehört?
Der ist gut.
Ich möchte dann bitte VielLeistungskomponente genannt werden (VLK) 🙂
«Wir reden auch über Jugendliche mit zwölf Stunden täglicher Medienzeit und 150 Kilo Gewicht, die zwei Jahre nicht zur Schule gegangen sind», erzählt der Psychotherapeut aus der täglichen Praxis.
Diese im Artikel genannte Beschreibung einiger Jugendlicher trifft weder auf mich noch auf irgendeine mir bekannte Lehrkraft zu. Schlussfolgerung: Gerettet werden müssen hier tatsächlich die Kinder und Jugendlichen – nicht die Lehrkräfte.
Inwieweit das deutsche Schulsystem das in seiner jetzigen Verfassung leisten kann – oder ob das irgendein Schulsystem überhaupt ohne externe Unterstützung leisten könnte -, ist dann die nächste und eine durchaus legitime Frage. Nur:
Grundsätzlich geht es bei Schule nach meinem Verständnis schon um die Kinder und Jugendlichen. Also stecken wir als Lehrkräfte mit drin. Muss mir nicht gefallen – aber leugnen würde ich das deshalb nicht wollen.
Corona ist auch verantwortlich für den Untergang der Titanic und vieles andere.//
Schon vor Corona waren all diese Probleme erkennbar.
Und außerdem waren Kinder und Jugendlich doch gar nicht die ganze Zeit eingesperrt.
Die Ursachen für die Probleme liegen woanders.
Wenn noch jemand schreibt, Corona hätte ein Brennglas auf bestehende Probleme gerichtet -__-
Ich bin zwar auch der Meinung, dass man nicht alles auf covid schieben sollte, aber die bisherigen Kommentare hier zeigen eigentlich nur die weiter bestehende Hilflosigkeit gegenüber einem alles verändernden Virus.
Kids leiden nicht nur, weil es corona gab und gibt, sondern auch unter der Unfähigkeit erwachsener Menschen mit derlei Situationen erwachsen umzugehen.
Veränderungen beim Kind wurden und werden nicht gesehen, blieben unbeachtet, weil die eigene Überforderung, Angst….bspweise projiziert, erklärungslos vorgelebt,…. oder auch schlicht weggeschwurbelt wurde.
Folge: […] “Einer dieser Fälle ist Tom (Name von der Redaktion geändert). Der 16-jährige ist seit zwei Monaten stationär in der Kinder- und Jugendpsychiatrie der LMU in München untergebracht. Nach Ende des Lockdowns kam der eigentlich gute Schüler mit dem Leistungsdruck nicht mehr klar. Heute wird er vor allem wegen einer Depression behandelt. “Ich war in einem Teufelskreis gefangen”, berichtet Tom. “Ich habe die Schule nicht mehr ganz hinbekommen und habe teils bis drei Uhr nachts gearbeitet.” Um sechs Uhr habe er dann wieder aufstehen müssen. “Das war auch nicht gut für meinen Körper. Es gab extrem viel Druck und ich hatte gemischte Gefühle, die mich extrem belastet haben.” Er sei immer schlecht gelaunt und reizbar gewesen, sagt er heute. [Wo waren die Erwachsenen ?]
Tom hat damals so dringend Hilfe gebraucht, dass er schnell einen Therapieplatz in der Klinik bekam. Ambulant warten allerdings viele Jugendliche oft über ein Jahr darauf. Ihre Zahl wächst. Der Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie an der LMU, Gerd Schulte-Körne, beobachtet eine Zunahme von zehn bis zwanzig Prozent von Jugendlichen, die eine depressive Erkrankung, eine Angststörung oder Essstörungen haben. “Man kann sagen: Hätte es Corona nicht gegeben, wären sie vielleicht gar nicht oder später erkrankt”, ist er überzeugt.
Der Experte kritisiert zu geringen Fokus auf das Kinderwohl
Tom wird die Klinik bald wieder verlassen und möchte in diesem Jahr seinen Abschluss machen. Er hofft, dass er dem Druck dann standhält. Gerd Schulte-Körne hat allerdings oft den Eindruck, dass das Kinderwohl und die Kinderpsyche weit weniger im Fokus stehen. „Wir haben eine zusätzliche Belastung von Kindern und Jugendlichen über Jahre und die Aufmerksamkeit ist viel zu gering“, kritisiert er. Im präventiven Bereich werde viel zu wenig getan. „Eigentlich reagieren wir immer erst dann, wenn die Kinder erkrankt sind ” 01/25 veröffentlicht in
https://www.br.de/nachrichten/bayern/corona-kinder-die-nachwirkungen-der-pandemie,UbA6bhA
Auch hier weiß ich nicht, ob Corona das eigentliche Problem ist.
Das dürfte normal sein und es ehrt Sie, dass Sie nicht sofort schreiben: Der spinnt sich was zusammen.
Selbst Mediziner verneinen immer noch jedwede Covidnachwirkungen.
(Also bin ich zB eine Simulantin, da ich immer wieder noch longcovidiere 😉
Entschuldigung für das Teil-Missverständnis! Ich bezweifle nicht Longcovid, sondern viele andere vermeintliche Nachwirkungen.
Corona, Klimawandel, Putin, Trump ?
Die Externalisierung von Problemen ist schon bemerkenswert, ein typisches Muster wohin man auch schaut im Lande.
In der Tat werden Probleme im engen Umfeld, also jene der Bezugspersonen, auf Kinder übertragen. Kinder können weniger geschickt kaschieren als Erwachsene, ihre Copingingstrategien fallen daher eher auf.
Arbeiten Psychotherapeuten eigentlich auch (unentgeltlich) sowohl am Samstag als auch am Sonntag, um diese Krise zu bewältigen? Der Bedarf wäre zweifellos da.
Was meinen Sie, wieviele Stunden (selbständige) Psychotherapeuten wohl arbeiten und welche Aufgaben / Tätigkeiten neben der Behandlung der Patienten noch erledigt werden müssen?
https://www.baua.de/DE/Angebote/Publikationen/Fakten/Solo-Selbststaendigkeit.pdf?__blob=publicationFile&v=2
Wie viele unentgeltliche Stunden am Wochenende zusätzlich arbeiten denn Psychotherapeuten, um der Krise entgegenzuwirken? Wir haben das Problem regelmäßig, dass unsere SchülerInnen Therapie dringend bräuchten. Nirgends werden zusätzliche Termine am Wochenende angeboten.
Verstehen Sie mich nicht falsch, ich sehe das Problem und ich unterstelle auch nicht, dass Therapeuten wenig arbeiten würden. Allerdings sehe ich auch nirgends, dass irgendjemand die Forderung erhebt, sie sollten unentgeltlich und selbstausbeuterisch über ihre Grenzen gehen – was natürlich auch nicht der Fall sein sollte. Bei Lehrkräften ist das allerdings regelmäßig der Fall: Weder wird die Arbeitszeit erfasst noch das Aufgabengebiet eingegrenzt.
“Wie viele unentgeltliche Stunden am Wochenende zusätzlich arbeiten denn Psychotherapeuten, um der Krise entgegenzuwirken?”
Die Frage kann ich Ihnen nicht beantworten.
Ich gehe aber davon aus, dass unter der Woche die Termine angeboten werden und ggf. am WE oder abends die “Nebentätigkeiten” rund um eine Selbständigkeit erledigt werden müssen. Häufig wird auch Personal beschäftigt.
Die Anreize zu Mehrarbeit sollten tendenziell größer als in anderen Berufen sein, da diese auch zu einem höheren Einkommen führt. Selbstausbeutung ist da wahrscheinlich auch nicht weit….wenn da nicht ein anderes Problem wäre…siehe unten.
“Nirgends werden zusätzliche Termine am Wochenende angeboten.”
Würde ich mir wie oben und unten beschrieben erklären.
“Allerdings sehe ich auch nirgends, dass irgendjemand die Forderung erhebt, sie sollten unentgeltlich und selbstausbeuterisch über ihre Grenzen gehen – was natürlich auch nicht der Fall sein sollte.”
Das Problem scheint wohl auch eher in der Bürokratie zu liegen (Stichwort Kassensitz):
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/arbeitsmarkt/kassensitze-psychotherapie-praxen-100.html
Aussage und Problem nicht verstanden; Tipp: Es geht gar nicht um Psychotherapeuten…
Ach so…mein Fehler.
Dann beteilige ich mich nächstes Mal einfach am Bashing anderer Berufsgruppen…
Psychotherapeuten als Freiberufler sind wohl eher die Regel.
Drs. 17/9231
Psychotherapeuten arbeiten auf dem Land und in Ostdeutschland überdurchschnittlich viel. Der Anteil der Psychotherapeuten, die mehr als die durchschnittliche Patientenzahl ihrer Arztgruppe versorgen, liegt in Mecklenburg-Vorpommern bei 61,4 Prozent, in Sachsen-Anhalt bei 58,4 Prozent und in Thüringen bei 59,3 Prozent. In Städten wie z. B. Hamburg sind dies 26,1 Prozent der Psychotherapeuten, in Bremen 18,4 Prozent und in Berlin 17,7 Prozent. Dies geht aus aktuellen Zahlen hervor, die die Bundesregierung als Antwort auf die Kleine Anfrage der GRÜNEN „Tätigkeitsumfänge in der vertragsärztlichen Versorgung“ vorgelegt hat.
„Dort, wo die Wartezeiten psychisch kranker Menschen auf einen Therapieplatz besonders lang sind, bieten Psychotherapeuten überdurchschnittlich viele Therapiestunden an, um die Versorgungsengpässe zu entschärfen“, erklärt Prof. Dr. Rainer Richter, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK). „Aufgrund der viel zu geringen Zahl zugelassener Psychotherapeuten lassen sich die Wartezeiten aber kaum verkürzen. In ländlichen Gebieten warten psychisch kranke Menschen trotzdem besonders lange auf einen ersten Termin beim Psychotherapeuten, in Mecklenburg-Vorpommern beispielsweise 4,5 Monate.“
Grundsätzlich stehen Psychotherapeuten für gesetzlich krankenversicherte Patienten überdurchschnittlich zur Verfügung. Der Anteil sogenannter Hobbypraxen ist geringer als bei vielen anderen Arztgruppen. Nach KBV-Berechnungen arbeiten 3,1 Prozent der Psychotherapeuten weniger als 60 Stunden im Quartal. Dieser Anteil beträgt bei Hausärzten dagegen 4,8 Prozent, bei Chirurgen 6,6 Prozent und bei Augenärzten 9,5 Prozent. „Psychotherapeuten erfüllen ihren Versorgungsauftrag mindestens genauso gut wie die meisten Ärzte“, stellt BPtK-Präsident Richter fest.
Psychotherapeuten beantragen überdurchschnittlich häufig die Aufteilung einer Zulassung in zwei halbe Praxissitze. Von den 21.775 Vertragspsychotherapeuten verfügen 1.286 über eine halbe Zulassung und dürfen entsprechend nur im Umfang eines halben Versorgungsauftrags behandeln. Das sind 5,9 Prozent aller Psychotherapeuten. Dagegen arbeiten nur 0,7 Prozent aller Hausärzte und 1,9 Prozent aller Fachinternisten mit einem halben Praxissitz. Im Durchschnitt verfügen nur 2 Prozent aller Ärzte über eine halbe Zulassung. „Wer ärztliche und psychotherapeutische Arbeitszeiten vergleicht, darf diese Unterschiede nicht vernachlässigen“, fordert der BPtK-Präsident.
Vertragsärzte und -psychotherapeuten mit vollem Versorgungsauftrag sind verpflichtet, gesetzlich versicherten Patienten wöchentlich mindestens 20 Stunden zur Verfügung zu stehen, bei einem halben Praxissitz sind dies 10 Wochenstunden. Zu dieser Arbeitszeit zählt die Therapiezeit von jeweils mindestens 50 Minuten. Weitere 20 Minuten werden z. B. für Praxisführung, Dokumentation und Abrechnung pro Sitzung veranschlagt – tatsächlich dürfte der Zusatzaufwand noch höher liegen. Nach BPtK-Berechnungen arbeiten Psychotherapeuten durchschnittlich 20 bis 23 Stunden je Woche direkt mit GKV-Patienten, sodass sie auf eine Arbeitszeit von mindestens 30 bis 36 Stunden kommen. „Die große Mehrheit der Psychotherapeuten erfüllt ihre vertraglichen Pflichten“, urteilt Richter. „Bei den Wenigen aber, die ihren Versorgungsauftrag sehr deutlich nicht erfüllen, hätten die Kassenärztlichen Vereinigungen längst einschreiten müssen, und zwar bei allen Arztgruppen.“
“Dann beteilige ich mich nächstes Mal einfach am Bashing anderer Berufsgruppen…”
Sie meinen anderer als sonst. also anderer als der einzigen Berufsgruppe, ggü. der Sie hier seit Jahren “Bashing” betreiben, der Lehrer? Warum nicht mal… hmmm… Elektrotechniker?
BTW:
“Drs. 17/9231” ist keine korrekte Quellenangabe – wenn Sie Bundestagsdrucksachen zitieren wollen, ist “BT-Drs.” oder “BT-Drucks.” die richtige Abkürzung, denn auch andere Insitutionen haben Drucksachen…
Ich ziehe Ihnen mal ein paar weitere Punkte dafür ab. 🙂
Copy and Paste – Schlaumeier.
Sie können ja gerne “eigene” Quellen liefern.
Ihr Kommentar ergibt keinen Sinn. 🙂
Nicht frech werden, Stromi. Aggressiv auf Korrekturen evidenter Fehler zu reagieren, das ist nicht sonderlich weise. Welche Quellen für was söll ich liefern? Ich habe Ihren Zitierfehler korrigiert und Ihre ‘Attitüde’ kritisiert.
“Ich habe Ihren Zitierfehler korrigiert und Ihre ‘Attitüde’ kritisiert”
Sie haben (mal wieder) gar nix…
Wenn ich zitiere würden, dann so, wie ich es irgendwann mal gelernt habe – nach Harvard.
Ihnen als verhinderten bzw. nie entdeckten Wissenschaftler von Weltrang, sollten die unterschiedlichsten Zitierstile schon mal untergekommen sein.
Genießen Sie bestenfalls das WE, wenn Sie dazu in der Lage sein sollten…
Dass Sie auch nicht wissen, wie man korrekt zitiert, und patzig werden, wenn man Ihre üblichen Fehler korrigiert, wundert jetzt uuungemein. 😀
“Wenn ich zitiere würden”
Schnucki… Sie haben zitiert. Und zwar mit falscher, weil unvollständiger und damit irreführender Quellenangabe. Vielleicht einfach mal dankbar sein, Stromi.
“sollten die unterschiedlichsten Zitierstile schon mal untergekommen sein.”
Es ist jetzt also ein Zitierstil, falsch zu zitieren… Harvardstil zudem. Is’ klar. XD
“Genießen Sie bestenfalls das WE, wenn Sie dazu in der Lage sein sollten…”
Ich amüsiere mich gerade, danke.
Der Dialog entwickelt sich.
“Genießen Sie bestenfalls das WE, wenn Sie dazu in der Lage sein sollten…”
Ich amüsiere mich gerade, danke.
So viel Einfluss auf mein Wohlbefinden nehmen Sie leider nicht..
Würde mir aber reichen, wenn Ihre SuS das von Ihnen sagen könnten.
Und wieder zitieren Sie falsch…. muss wohl die eine(!) Zitierform sein, die Sie im Studium gelernt haben wollen, aber die Sie bereits nicht korrekt beherrschen. 😀
“Würde mir aber reichen, wenn Ihre SuS das von Ihnen sagen könnten.”
Uiuiuu…. war das der Versuch eines ad hominem?! Sie wissen sicher viel über meinen Unterricht. 😉
Welch fröhlich-netter und unterhaltsam-lesenswerter Dialog sich hier wieder einmal zwischen zwei echten Freunden entwickelt.
Froh kann jener/jene sein, der oder die es versteht, sich aus derartigen Dampfplaudereien herauszuhalten, um die schönen Seiten des Lebens zu genießen.
Keime Sorge, ist bloßer Selbstzweck und das Spielen tanzbarer Musik vor großem Spiegel, zu der bereits ausgiebig getanzt wird. 😉
!!!
Ich nehme an, dass die halb zugelassenen Psychotherapeuten so viele privat abrechenbare Stunden anbieten dürfen, wie sie wollen. Kapitalismus regelt…
Ginge es Ihnen wirklich um Kinder und Jugendliche, wäre es Ihnen ein Anliegen, dass die Arbeit von Lehrkräften nicht derartig gesundheitsgefährdend wäre, wie sie ist. Reden Sie mal mit Psychotherapeuten darüber.
Wir erinnern uns, dass Stromdoktor ja auf dem Zenit der Pandemie alle, auch die Kinder und Jugendlichen, ohne (hinreichenden) Schutz zurück in die Schulen gezwungen wissen wollte, wohlwissend um die exorbitanten Infektionsgefahren, und dieses Agens auch heute mit Verve verteidigt, während er heute vermeintl., salopp als “Lockdown”-induziert (q.e.d.) behauptete psychische Folgeerkrankungen bei Kindern und Jugendlichen höher wiegt, als bspw. ungezählte Todersfälle infolge der Massendurchseuchung im Pandemiedrehkarussell Schule – k.A., worum es ihm ging und geht, die Kinder und Jugendlichen (Spoiler: Trauerfälle in der Familie, familiär-prekäre Situationen infolge von massenhaften Erkrankungen u.ä. machen evtl. auch was mit der Psyche…) sind es wohl eher nicht (ich tippe nach wie vor auf Frust, dass niemand die eigenen Kinder betreut hat o.ä. egozentrischen Unsinn).
Mich würde interessieren, worum es Ihnen im Ausgangsbeitrag ging?
Haben Sie es auf mehr Therapieplätze abgesehen, dann wäre in 5 Minuten Recherche herausgekommen, dass es wohl genügend Therapeuten gibt, die aber Barrieren vorfinden:
“Was ist ein Kassensitz?
Nur Psychotherapeutinnen und -therapeuten mit einem Kassensitz bzw. einer Kassenzulassung dürfen gesetzlich Versicherte behandeln und ihre Leistungen mit den gesetzlichen Krankenkassen abrechnen. Gesteuert wird die Anzahl der Kassensitze von den Kassenärztlichen Vereinigungen der Länder mithilfe einer Bedarfsplanung. Diese orientiert sich vor allem an der Einwohnerzahl. So soll dafür gesorgt werden, dass die Praxen gleichmäßig verteilt sind und sich Therapeuten beispielsweise nicht nur in der Stadt, sondern auch auf dem Land ansiedeln. Für Psychotherapeuten gibt es in Deutschland kaum freie Kassensitze. Ihnen bleibt deshalb nur die Möglichkeit, frei gewordene Sitze von ausscheidenden Kollegen zu übernehmen.”
Über die Situation von LK habe ich mich nicht geäußert.
Sehen Sie jetzt Psychotherapeuten als Gegner an, weil diese Fakten benennen, die Ihnen nicht in den Kram passen? Oder warum dieser unsachliche und unangemessene Kommentar?
Nein, ich sehe, dass es deutlich zu wenig Therapieangebote gibt. Und trotzdem erhebt niemand die Forderung, Therapeuten sollten dieses Problem privat lösen. Bei Lehrkräften ist das aufgrund der fehlenden Arbeitszeiterfassung und der zunehmenden Entgrenzung des Aufgabemgebiets aber mindestens implizit der Fall.
Sie haben mit der Entgrenzung des Aufgabenbietes und der zu hohen Belastung jenseits des Deputats recht!!
Sie und Ihre KuK werden aber niemals Unterstützung für Ihr Anliegen bekommen, wenn sie nicht differenzieren oder sich regelmäßig anmaßen, die Arbeitsbelastung in anderen Berufen zu bewerten bzw. als Vergleich heranzuziehen.
Darüber hinaus wird mir persönlich auch zu wenig über die Eigenverantwortung und Effizienz gesprochen. In jedem Beruf und Umfeld gibt es Kollegen, die mit relativ viel Aufwand wenig Ertrag erzielen und über zu viel Arbeit klagen.
Der überwiegende Teil der Leistungsträger klagt hingegen eher nicht öffentlich, sondern verabschiedet sich direkt ins Burn-Out.
Ich Würde mich einfach mal über eine sachliche Diskussion freuen. Ohne andere Berufsgruppen zu diskreditieren.
Letztlich wollen viele auch gar nicht wissen, wie es woanders aussieht, um ihr eigenes Weltbild nicht zu zerstören.
Ich habe keine andere Berufsgruppe diskreditiert und mir auch nicht „angemaßt“, die Arbeitsbelastung von Psychotherapeuten zu beurteilen.
Ich habe eine Frage gestellt, deren Zielrichtung Sie nicht erkannt haben.
Zur Eigenverantwortung und Effizienz: Solange es keine Arbeitszeiterfassung gibt, lässt sich nicht feststellen, wer effizient arbeitet und wer nicht. Das muss also der erste Schritt sein. Merken Sie selbst, dass davor jede Aussage gerade von Außenstehenden zur Arbeitsbelastung ziemlich – anmaßend ist?
Übrigens: Gerade, weil ich selbst bereits einen Burnout hatte und aktuell gleich zwei weitere KollegInnen an meiner Schule aus diesem Grund ausfallen, weiß ich, dass es nicht zielführend ist, NICHT öffentlich über die Missstände zu sprechen.
Vielen Dank für Ihre Antwort!
Die Zielrichtung habe ich schon erkannt – war mir aber zu platt und am Artikel vorbei.
Letztlich darf ich Ihnen aus eigener Erfahrung sagen, dass eine Arbeitszeiterfassung die persönliche Situation kaum verbessert.
Ich hatte schon alles durch: “Vertrauensarbeitszeit” als Pendant zu keiner Erfassung, exakte Stundenerfassung via SAP-Tools und jetzt wieder keine Erfassung als FK in der Wirtschaft bei einem 40 Stunden-Vertrag.
Meine Situation hat sich kaum verändert, da zu keinem Zeitpunkt die Arbeitsbelastung angepasst wurde. Am Ende wird in jeder Situation über die Qualität gesteuert. Man soll dann halt schneller arbeiten bzw. in einer anderen Güte.
Der Betriebsrat wertet regelmäßig die Zeitkonten aus und zählt im Zweifel die FK an. Die FK bittet dann den MA, zukünftig innerhalb der Grenzen zu bleiben. Manchmal kann man Themen bewusst nach Absprache weglassen oder sich gegenüber anderen Organisationseinheiten positionieren. In der Regel bekommt man aber immer Themen von oben reingedrückt, die Prio. A haben. Dann darf man wieder rodeln.
Der Vorteil der jetzigen Situation bei mir (keine Arbeitszeiterfassung): Ich kann an einzelnen Tagen auch einfach mal halblang machen und Kraft schöpfen. Die Arbeit wartet ja sowieso auf mich. Angepasst wird lediglich der eigene Anspruch und die Qualität der Ergebnisse. Das wird dann wenigsten nicht mit Zeitabbau “bestraft”.
Lange Rede:
Es ändert sich dadurch nicht viel. Jeder muss auf sich selber achten, der einen verantwortungsvollen Job hat und gute Arbeit macht. Wer als “Blinder” abgestempelt wird, der kann im System abtauchen und wird widerwillig mit durchgeschleppt. Was Positives kann man dann aber nicht mehr aus der Arbeit ziehen. Dann ist man halt bei 35 Stunden dauerhaft unzufrieden oder ziemlich abgewi****t.
“Der Vorteil der jetzigen Situation bei mir (keine Arbeitszeiterfassung): Ich kann an einzelnen Tagen auch einfach mal halblang machen und Kraft schöpfen. Die Arbeit wartet ja sowieso auf mich. Angepasst wird lediglich der eigene Anspruch und die Qualität der Ergebnisse”
Na, Sie sehen schon den Unterschied zur Schule? Durch die tägliche Präsenzpflicht hat man keine Tage, an denen man “mal halblang” machen kann. Gerade pubertierende Schüler in der Sek I erkennen diese “Schwäche” sofort und nutzen die gnadenlos aus. Da müssen Sie immer auf Zack sein, das steht man quasi unter Dauerstrom. Es gab mal eine Studie, die gezeigt hat, dass Lehrkräfte in einer Unterrichtsstunde genauso viele Entscheidungen wie Fluglotsen treffen müssen und genau denselben Stresslevel zeigen. Im Gegensatz zu Fluglotsten gibt*s aber keine regelmäßigen Pausen, die diesen Namen wirklich verdienen. Und Fluglotsen können schon mit Anfang 50 in den vorzeitigen Ruhestand. Ich rede hier nicht von Verantwortung, die ist bei Fluglotsen sicherlich insgesamt höher, ich rede hier nur von Arbeitsdichte und Stress.
Übrigens, der letzte Teile Ihrer Aussage (“Angepasst wird lediglich der eigene Anspruch und die Qualität der Ergebnisse.”) ist genau das, was Lehrkräfte früher oder später machen müssen, wenn sie nicht in Burnout oder Dienstunfähigkeit landen wollen. Und werden dafür von allen Seiten als “f.. S…” beschimpft. Nein, Lehrkräfte können weder die Gesellschaft noch einzelne Schüler retten. Sie können letztendlich nur sich selbst retten.
Na, Sie sehen schon den Unterschied zur Schule?
Ich sehe da ehrlich gesagt eine Korrelation mit der Schule:
1. In der Ferienzeit ist es auch in den Betrieben ruhiger – wenn man denn arbeitet (so wie ich aktuell). Alternativ ist man da im Urlaub.
2. Hat man weniger Stress mit der Schule. Irgendwer kompensiert ja den ganzen Unterrichtsausfall rechtzeitig zur Arbeit / Klausuren…
Habe demnach ja 3 1/2 Monate voll durchgezogen und schlage mich jetzt mit neuen grippalen Infekt herum – weil es zur Abwechslung etwas ruhiger wurde.
Kennt vielleicht der eine oder andere.
“Sie und Ihre KuK werden aber niemals […].”
Sie sind glücklicherweise absolut nicht repräsentativ für irgendeine relevante Bevölkerungsmehrheit, auch wenn Sie immer gerne so tun, als sprächen Sie mit Volkes Stimme und projrktiv der Lehrerschaft (hier) Realitätsfremde u.ä. vorwerfen. Also nur wieder ‘Blabla’ Ihrerseits. 🙂
Auf gegenseitige Wertschätzung wird zwischen Ihnen beiden streitbaren
Parteigängern weniger. Und das Überzeugen gelingt dadurch noch weniger.
Ich ordne Stromdoktor hier lediglich ein, (eigtl. unnötige) Überzeugungsarbeit für alle anderen, außer Ihn. 😉
Fremdwortsprenggranate trifft auf selbsternannten Bergepanzer – oder auf ärztisch:
Viel-soll-viel-wirken – Placebo trifft auf Extrakt.
Sie haben die Wahl: schlecht angelegte Wadenwickel oder überdosiertes Novalgin 😉
Ich empfehle denen Wellness im Entspannungsbecken ,
Novalgin/Metamizol ist eher nicht zu empfehlen,
da dieses zwar sehr selten, dann aber wahrscheinlich
tödlich, eine Agranulozytose mit Sepsis erzeugt.
….weniger Wert gelegt.
Naja…
“Faule Säcke” sagen andere…
Insofern dürfen Sie sich eigentlich für die ehrliche Einschätzung bedanken – sehen Sie es als allgemeines Feedback.
Für Sie persönlich hätte ich natürlich noch ein paar andere Sätze parat…
Corona ist verantwortlich für meine Hummeltaille…..bin irgendwie eine Couchpotatoe geworden….*schäm*
Den Spruch „wir bleiben zu Hause“ habe ich sehr gut verinnerlicht….
Belastender Medienkonsum«40 Prozent der Kinder nutzen das mehr als vier Stunden», so Ravens-Sieberer. So bekämen sie einerseits Nachrichten aus der Welt relativ ungefiltert, andererseits erführen sie eher Ausgrenzung und Mobbing. Viele Kinder fühlten sich deshalb zunehmend allein. «Die berichtete Einsamkeit hat zugenommen – also sich allein zu fühlen mit seinen Sorgen oder auch mit sich selbst. Das ist extrem gestiegen von 14 auf 21 Prozent.»
Wirklich, das soll eine Folge der Coronapandemie sein? Das ist für mich eine Folge dessen, dass Kinder heute immer früher mit digitalen Geräten in Berührung kommen, immer früher eigene Smartphones haben und alle möglichen Apps benutzen dürfen, auch wenn die für ihr Alter noch gar nicht geeignet sind und sich mehrere Stunden täglich damit beschäftigen und die Eltern überhaupt keine Kontrolle mehr haben und die Kinder nicht einschränken, weil es dann Streit gibt. Was soll das mit Corona zu tun haben? Wer kann mir glaubhaft darlegen, dass diese Entwicklung nicht auch ohne die Pandemie so gekommen wäre?
Volle Zustimmmung! Wir haben für unsere Schule einen tollen Referenten gewonnen, der über den Medienkonsum und Gefahren im Internet berichten will. Naiv dachten wir als Kollegium die Sporthalle reicht platzmäßig nicht aus. Angemeldet haben sich 20 Eltern. Beschämend! Auch an der GS müssen wir den Eltern nichts erzählen von gesundem Frühstück. Wissen die ja alles schon, kann man im Internet lesen, um es dann täglich falsch zu machen. Versuche, die zuckerfreie Schule einzuführen, werden torpediert. Generell soll die Schule erziehen, aber bitte so wie es die Eltern wollen.
Corona – ne, für mich kein Argument mehr, warum Dinge falsch laufen.
Es braucht auch keinen Bericht darüber, weil alle es wissen.
Diese Zuckergabe, immer noch, ist ein Relikt der Nachkriegszeit, genauso wie damals die Glotze, weil billig. Und wir hatten auch nichts anderes um mit den Kindern umzugehen. Das führt ein großer Teil der heutigen Elterngeneration ganz unreflektiert so weiter, weil es damals eben für die Kinder besser war als nichts. Leider.
„Wer kann mir glaubhaft darlegen, dass diese Entwicklung nicht auch ohne die Pandemie so gekommen wäre?“
Dass das Problem existiert zweifeln Sie aber nicht an? Wie lautet Ihr Lösungsvorschlag?
Aus meiner Sicht haben die Auswirkungen der Pandemie zweifellos dafür gesorgt, dass Kinder und Jugendliche – wegen der sozialen Einschränkungen – ihre soziale Interaktion (noch mehr) auf soziale Medien verlagert haben. Schulen waren geschlossen und das soziale Leben wurde stark eingeschränkt. Das so etwas massive Auswirkungen auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen hat, kann man doch nicht ernsthaft anzweifeln, oder? Das hat viele Familien massiv belastet, dass kann ich aus eigener Erfahrung sagen. Wir hatten massive Probleme, was geblieben ist, sind gewaltige Lernrückstände, weil ein Aufholen nach Corona so nie stattgefunden hat. Damals wurden die Prüfungsverordnungen angepasst, unser jüngster Sohn soll seinen Abschluss jetzt wieder unter „Normalbedingungen“ ablegen, aber ihm fehlten komplette Themenbereiche in allen Fächern. Wir haben letztes Jahr glücklicherweise, nach langer Suche, einen kompetenten und verfügbaren Nachhilfelehrer gefunden. Viele Familien haben weniger Glück und hätten auch gar nicht die finanziellen Mittel um sich so kompetent unterstützen lassen zu können.
Sehe ich nicht so, denn im “Corona-offenen” Schweden und DK ist der Medienkonsum ja noch stärker ausgeprägt.
Was Ihren Sohn angeht, da zeigt sich ein Widerspruch. Er hätte doch einfach viele Zeit zuhause damals besser nutzen können. (Ketzerisch könnte ich jetzt fragen, warum Sie Ihr Kind denn nicht angemessen unterstützt haben.)
Interessanterweise habe ich tatsächlich diverse S*S, die gerade Abitur machen, die genau das getan haben.
So könnte man auch zu dem Schluss kommen, dass die Corona-Zeit sogar richtig gut war.
Würde ich natürlich nicht. Mein Beispiel soll lediglich aufzeigen, dass die Probleme wirklich woanders liegen.
Ihr Statement ist ein Schlag ins Gesicht aller Erziehungsberechtigten. Das macht schon sprachlos. Klar gibt es Kinder, die es super durch die Coronakrise geschafft haben, aber es gibt auch andere Beispiele. Unseren Sohn zu Hause kompetent Lerninhalte zu vermitteln (so wie das in der Schule eine ausgebildete Lehrkraft tut), ist uns in der Tat nicht gelungen. Nun bin ich keine ausgebildete Lehrkraft und obendrein ist er in eine äußerst hartnäckige Verweigerungshaltung gegangen und auf jegliche Versuche erzieherischer Maßnahmen wurde mit der Zerstörung häuslichen Inventars reagiert. Sein Bruder hat sich zu diesem Zeitpunkt auf sein Abitur vorbereitet und brauchte auch Unterstützung und Ruhe. Wie häufig, wird hier in diesem Forum die Belastung des lehrenden Personals thematisiert, aber die Überlastung der Familien in der Coronazeit durfte es nicht geben…eben selber schuld, wenn das eigene Kind Lernrückstände entwickelt hat. Unser älterer Sohn hat im Übrigen sein Abitur bestanden, aber da wurden die Prüfungsverordnungen auch angepasst. Das ist jetzt nicht mehr der Fall. Ein Konzept zur Evaluation von Lernrückständen und wie diese sich wieder aufholen lassen gab es nicht.
Was mich irgendwie stört: Die eigentliche Thematik > Rückstände im Lernen, soziale Vereinsamung, Medienabhänhigkeit, Orientierungslosigkeit, Stillstand jugendlicher Aktivitäten/s. Ausbildungsproblematik in allen Bereichen….reduziert sich hier auf > ist covidbedingt oder nicht. ):
Wir werden irgendwann nach 1000+x Studien gesichert mehr wissen ( vielleicht ).
Jetzt käme es darauf an, das Ding zu nehmen wie es existiert, für sich zu entscheiden, was kann ich tun zu tun oder auch nicht – im Rahmen der Glorreichen Einengungsparagraphen und Bremsnanagements –
Und ansonsten pragmatisch helfend oder auch nur erhaltend weiterzumachen, denn das nächste Virus kommt bestimmt. ( MKS zeigts )
Sie haben völlig recht, es ist wichtig bestehende Probleme zu erkennen und richtig damit umzugehen. Und auf die nächste Pandemie besser vorbereitet zu sein und dann besser damit umzugehen, damit die Auswirkungen nicht ähnlich verheerend sind.
Ignoriert es nur weiter.
Leugnet es nur weiter.
Oder ihr redet mal mit den Kids. Hört ihnen zu. Versucht zu verstehen, was mit ihnen los ist. Das setzt aber Vertrauen voraus.
Auf die Kids schimpfen und sich über sie auf zu regen ist aber natürlich einfacher. Muss jeder selbst wissen, ob er seinen Beruf ernst nimmt oder nicht…
Ich nehme meinen Beruf sehr ernst. Häufig zu sehr! Mein Beruf ist aber in erster Linie lehren. Ich bin keine Schulsozialarbeiterin und keine Psychologin. Vielleicht sollten einfach Eltern ihren Job mal wieder ernst nehmen.
Auf der anderen Seite: Wer über jedes Stöckchen springt, ist wohl auch kein erfolgreicher Pädagoge – denn da ist schon auch viel mimimi dabei. Nicht nur. Aber viel.
Auch Schulen haben einen Erziehungsauftrag, idealerweise gäbe es eine Erziehungspartnerschaft zwischen Erziehungsberechtigten und den Bildungseinrichtungen. Insofern ist der Appell an die Eltern nicht falsch, aber das gilt auch für die Mitarbeiter-innen der Bildungseinrichtungen ganz genauso.
Richtig, aber der Haupterziehungsauftrag liegt nun mal bei den Eltern. Und man sieht immer mehr Kinder und Jugendliche, bei denen dieser Auftrag wohl nicht erfüllt wurde. Erziehung muss früh beginnen und nicht erst in der Schule. Da ist es schon zu spät. Die Kita ist hier besonders wichtig, aber da dort die Arbeitsbedingungen genau so schlecht sind, bleibt es eben bei der Betreuung.
Die Frage ist doch, was ist es uns als Gesellschaft wert den Kindern, deren Erziehungsberechtigte nicht in der Lage sind diesen Auftrag im Sinne ihrer Kinder umzusetzen, zu unterstützen? Appelle an die Erziehungsberechtigten können nicht die Lösung sein, dadurch verändert man nichts. Wenn die Kinder in die Schulen kommen, ist es eigentlich schon zu spät. Also brauchen wir früh begleitende Unterstützungsmaßnahmen, um den Kreislauf bildungsferne Familien erziehen bildungsferne Kinder zu unterbrechen:
https://e-government.hannover-stadt.de/lhhsimwebre.nsf/DS/0812-2024
Ich rede häufig mit den Kids, seit mehreren Jahren mittlerweile, über ihre Erfahrungen in der Coronazeit und deren Folgen und etwaige Zusammenhänge mit Medienkonsum etc. Kaum einer der SuS führt die jetzige Situation noch auf die Lockdownzeit zurück. Und selbst die, die den Anschluss verloren hatten, haben sich weiterentwickelt. Das ist für die meisten einfach Schnee von gestern.
Meine Erfahrung ist jetzt zwar irgendwie anekdotisch (aber auch ein bisschen mehr, da ich ja nicht nur ein oder zwei Leute gefragt habe), aber was ich mich frage ist, wie und ob überhaupt da konkret nachgefragt worden ist.
Ein weiteres Kapitel im Mammutwerk „erlernte Hilflosigkeit“:
Verband der Psychotherapeuten meldet: Diese Kuh wird jetzt schön abgemolken.
Leider haben auch wir solche Kinder mit 12 und mehr Stunden Bildschirmzeit am Tag.
Es mag ja ein sehr nativer Gedanke sein, aber wie wäre es, wenn die Eltern den Kindern die Geräte einfach mal wegnehmen würden und auch wir in der Schule weniger die Kinder vor iPads setzen würden, sondern sie stattdessen wieder mit echten Büchern, Block und Stift und sogar gemeinsam arbeiten lassen würden?
Stattdessen wir auch hier die Digitalität immer mehr beworben, weil sie ein riesiger Markt ist…. nein, sorry, ach so viele tolle pädagogische Möglichkeiten eröffnet…
Es schockiert mich immer wieder, wie diese “Fachleute” immer wieder völlig hergeholte Scheinkausalitäten konstruieren. Übergewicht? Massenhafter Medienkonsum? Internetsucht? Der Klimawandel? Das Ozonloch? Die Inflation? Börsencrash? Das muss sicher an den Schulschließungen liegen. In der Öffentlichkeit wird diese Erzählung dann unkritisch übernommen. Worüber hingegen niemand redet ist die Situation all unserer tapferen LuL: Mehrarbeit, unbezahlte Arbeit am Wochenende und in den Ferien, Durchseuchung, Gewalt uvm. Kein Wunder, dass niemand mehr LuL werden möchte…