Ohne frühe Noten, ohne Selektion – und trotzdem top: Unischule Dresden beweist, dass Bildung auch anders geht

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DRESDEN. Gute Bildung funktioniert auch ohne frühe Ziffernnoten, Selektion nach der vierten Klasse und stures Auswendiglernen. Das zeigt einmal mehr die Universitätsschule Dresden. Im Rahmen von Deutschlands spannendstem Schulversuch testen die Beteiligten innovative Formen des Lehrens und Lernens. Nun haben zum Schuljahresende mehrere Schüler*innen eine Auszeichnung für ihre Leistungen in ihren Abschlussprüfungen erhalten.

Ein Erfolg, der sich sehen lässt. Symbolfoto: Shutterstock / Fit Ztudio

Am heutigen Freitag starten mit Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt die ersten Bundesländer in die Sommerferien. Auch an der Universitätsschule Dresden (USD) endete das Schuljahr mit der Zeugnisübergabe. Das Besondere: zum ersten Mal nahm ein gesamter Jahrgang an den Abschlussprüfungen teil. 55 Schüler:innen erhielten ihre Abschlusszeugnisse für die Förder-, Haupt- und Realschullaufbahn. Acht von ihnen wurden sogar für ihre sehr guten Prüfungsleistungen ausgezeichnet. Alle Jugendlichen, die die Schule seit ihrer Gründung 2019 besuchen, haben ihre Prüfung bestanden.

Zum ersten Mal Zeugnisse über die Mittlere Reife

„Der Erfolg unseres ersten 10. Prüfungsjahrgangs erfüllt das Kollegium mit viel Freude und Dankbarkeit,“ sagt Schulleiterin Maxi Heß. Das erste Mal überreichten sie und ihr Team Zeugnisse über die Mittlere Reife und den ersten Förderschulabschluss, den ein Schüler an einer Gemeinschaftsschule erworben hat. „Die Jugendlichen haben gemeinsam mit dem Lernbegleitungsteam ganz Wunderbares erreicht. Und ein guter Teil möchte nach den Sommerferien sogar zurück in die Universitätsschule kommen, um weiter zu lernen. Das finde ich großartig!“ Im Schuljahr 2024 hatten im ersten Prüfungsjahrgang sieben Schülerinnen und Schüler den Hauptschulabschluss abgelegt (News4teachers berichtete).

Die Lernbegleiter:innen der Qualifizierungsstufe überreichten 47 Schülerinnen und Schüler das Realschulzeugnis, fünf von ihnen erhielten für ihre sehr guten Prüfungsleistungen eine Auszeichnung. Unter den Hauptschulabsolventen gehören drei zu den besten in Sachsen und wurden vom Sächsischen Kultusministerium geehrt. Insgesamt vier können mit dem qualifizierten Hauptschulabschluss im kommenden Schuljahr auf Realschulniveau weiterlernen.

Teil des Erfolgskonzepts: Längeres gemeinsames Lernen

Durch die Ergebnisse der Abschlussprüfungen sieht sich das Team der Universitätsschule in seinem Ansatz bestätigt: „Entwicklung ist nicht vorhersagbar“, erklärt Anke Langner eine der Grundannahmen, die dem didaktischen Konzept der Schule zugrunde liegt. Langner ist Professorin an der Technischen Universität Dresden und die wissenschaftliche Leiterin der Begleitforschung zum Schulversuch Universitätsschule.

Die Universitätsschule ist eine Gemeinschaftsschule in kommunaler Trägerschaft der Stadt Dresden. Aufgabe des auf 15 Jahre angelegten Schulversuchs ist es, innovative Formen des Lehrens, Lernens und Zusammenlebens zu erproben und zu erforschen. Die Schüler*innen der Universitätsgemeinschaftsschule lernen daher beispielsweise in jahrgangs- und niveaugemischten Gruppen – unabhängig des angestrebten Abschlusses.

Ziffernnoten erst ab dem 9. Jahrgang

„Im Alter von 10 Jahren kann man noch nicht abschließend bestimmen, welchen Bildungsweg ein Kind gehen wird“, betont Professorin Langner. „Gleichzeitig wissen wir, dass längeres gemeinsames Lernen den individuellen Erfolg unterstützen kann und auch der Vergemeinschaftung dient.“ Das beste Beispiel dafür, dass diese Form von Durchlässigkeit funktioniert, seien die Schüler, denen im vergangenen Jahr der qualifizierte Hauptschulabschluss den Weg zum Realschulabschluss eröffnet hätte – und von denen zwei nun überlegten, ob sie weiterlernen möchten bis zum Abitur.

Hinzu kommt: Die Jugendlichen haben an der Universitätsschule erst ab dem 9. Jahrgang die ersten Ziffernnoten erhalten. Diese ergänzen das lernförderliche Feedback, das den Kern der Rückmeldekultur bildet. In den erzielten guten Prüfungsergebnissen sieht das Team des Schulversuchs zudem einen Beweis, dass die Schüler*innen mit den innovativen Lehr-Lern-Formaten, die im Schulversuch erprobt und erforscht werden, gut auf die klassischen Prüfungsformate vorbereitet sind. Im Zentrum stehen dabei Projektarbeit und selbstreguliertes Lernen mit einem starken Lebens- und Arbeitsweltbezug.

Intensive Lebenswelt- und Berufsorientierung

Professorin Langner erklärte dazu einmal gegenüber News4teachers: „Es muss für die Kinder Sinn ergeben, warum sie Lesen, Schreiben und Rechnen lernen. Sinn ist eine rein individuelle Kategorie. Kinder wollen viel wissen und sie haben viele Möglichkeiten, dass etwas Sinn für sie ergibt. Es muss aber an ihrer aktuellen Lebenssituation gut anknüpfen, sonst kann es für sie keinen Sinn machen. Unser Wunsch ist es, die Neugier und Kreativität der Kinder zu unterstützen – sie sollen ihre Fragen an die Welt stellen und sich selbst mit Unterstützung der Lehrerinnen und Lehrer beantworten und über diesen Weg Wissen selbst produzieren und damit lernen.“

Ein Teil der erfolgreichen Prüfungsteilnehmer:innen verlässt die Schule für die weitere berufliche Ausbildung, die ersten Ausbildungsverträge seien bereits unterschrieben. Auch hier zeigen sich die Verantwortlichen des Schulversuchs überzeugt, dass die Schüler*innen den Übergang in die Arbeitswelt erfolgreich meistern werden. Sie hätten nicht nur durch das Lernen in Projekten mit wachsender Selbstständigkeit und Verantwortungsübernahme, sondern auch durch die Jugendschule und das Freitagspraktikum notwendige Erfahrungen gesammelt. „In diesen Formaten können die Schülerinnen und Schülern in den Jahrgängen 7 und 8 an außerschulischen Lernorten die Lösung realer lebensweltlicher Probleme erfahren.“

Nächster Meilenstein: das Abitur

Ein anderer Teil des Jahrgangs 2025 bleibe mit sehr guten Ergebnissen an der Schule und bereite sich ab dem kommenden Schuljahr auf die Sekundarstufe II vor. „Das ist für uns nicht selbstverständlich“, erklärt Schülersprecherin Hedi Götze. „Als ich 2019 an die Schule kam, war sie ja noch in Grund- und Oberschule getrennt, die Perspektive Abitur existierte nur auf dem Konzeptpapier.“

Die Schulgemeinschaft motivierten die guten Ergebnisse einmal mehr, so heißt es von Seiten der Universitätsschule. Vor allem, da sie in der intensiven Aufbauphase unter herausfordernden Bedingungen wie den Corona-bedingten Schulschließungen erreicht wurden. Nun stünden die nächsten Entwicklungsschritte an: hin zum „Meilenstein Abitur“. News4teachers

Gute Noten für Deutschlands spannendsten Schulversuch, die Universitätsschule Dresden

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DerechteNorden
3 Monate zuvor

Nichts für ungut, aber wo wird an Schulen eigentlich noch stur auswendig gelernt? MMn. kommt Auswendiglernen heutzutage komplett zu kurz. Manchmal ist es nämlich sinnvoll. Ich denke dabei z.B. an das Einmaleins.

Lera
3 Monate zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Es ist einfach verdammt schwer, diese in den 70ern und 80ern gestanzten Sprachschablonen loszuwerden.

Dazu gehören: „Entschlackung des Lehrplans“, „Notendruck“, „Frontalunterricht“ und „stures Auswendiglernen“.

Das ist bei einigen schon zwanghaft, irgendwas davon in die Runde schmeißen zu müssen – egal, ob es Sinn ergibt oder nicht.

dickebank
3 Monate zuvor

Das auswendig gelernte Einmaleins ist ein Zeichen operativer Schwäche.

Teacher Andi
3 Monate zuvor
Antwortet  dickebank

auweia ……..

Cornelia
3 Monate zuvor
Antwortet  dickebank

Na und? Für viele Kinder, die ein sehr gutes Gedächtnis haben, kann dieses eine Unterstützung der Denkfähigkeit sein.

DerechteNorden
3 Monate zuvor
Antwortet  Cornelia

@dickebanks Ironie ist manchmal nicht so offensichtlich.

Hans Malz
3 Monate zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Dafür sind die Antworten darauf genial.

Riesenzwerg
3 Monate zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Bin auch drauf reingefallen …

dickebank
3 Monate zuvor
Antwortet  DerechteNorden

… aber die anderen springen so erwartbar enthusiastisch darauf an

Realist
3 Monate zuvor
Antwortet  dickebank

Genau. Und “operative Schwäche” können wir uns auf dem Weg zur “Kriegstüchtigkeit” nicht mehr leisten.

dickebank
3 Monate zuvor
Antwortet  Realist

Aber so was von!

Brennpunktschule
3 Monate zuvor
Antwortet  dickebank

@dickebank

Ist das Ironie? Sonst gerne erläutern.

dickebank
3 Monate zuvor
Antwortet  Brennpunktschule

Nee, geht nicht – ich habe Mathe bis Klasse 10 leider nur fachfremd unterrichtet:)

Fräulein Rottenmeier
3 Monate zuvor
Antwortet  dickebank

Es hilft aber ungemein, wenn ich nicht alles erst errechnen muss…..

Lera
3 Monate zuvor
Antwortet  dickebank

Da das mein täglicher Beritt ist, möchte ich das zurückweisen.

Die Kinder, die das 1×1 aus dem Stegreif können, sind die Kinder, die später zum GY gehen.

Die Kinder, die da jede Aufgabe rechnen müssen, die Reihe durchgehen oder schlicht scheitern – eher nicht.

Das auswendig gelernte 1×1 ist ein Lernziel in der Grundschule. Es ist eine nützliche und praktisch bewährte Automation.

Fräulein Rottenmeier
3 Monate zuvor
Antwortet  Lera

In NRW leider nicht, denn da sollen nur die Kernaufgaben automatisiert wiedergegeben werden können. Und nein, mir reicht das auch nicht und ich habe entschieden, dass die von mir unterrichteten Kinder alle Aufgaben automatisiert wiedergeben können müssen….und das prüfe ich auch ab….
Das zahlt sich dann spätestens im vierten Schuljahr bei den schriftlichen Rechenverfahren aus….

dickebank
3 Monate zuvor

Wie, Sie vertrauen nicht auf die höhere Weisheit und weigern sich, die Kernlehrpläne 1 zu 1 umzusetzen? – O tempora o mores!
Wie konnten Sie nur SL werden, haben bei der Revision denn alle geschlafen?

H. F.
3 Monate zuvor

Ich möchte Ihnen danken, dass Sie sich nach bestem Wissen und Gewissen darüber hinwegsetzen und tun, was richtig ist. Wir brauchen mehr solche Lehrerinnen und Lehrer, gerade in den Grundschulen.

mama51
3 Monate zuvor
Antwortet  Lera

…immer vorausgesetzt, dass das grundlegende Verständnis für das Errechnen des 1×1 auch erfasst wurde!

Unverzagte
3 Monate zuvor
Antwortet  Lera

Gilt das auch für das große ? Erinnere mich dunkel an kurzweiligen Matheunterricht, in dem frontal jeweils zwei SuS miteinander in die fiktive
Rennbahn gingen, um mit schnellerem, richtigem Ergebnis vorwärts kamen, hübsches Entertainment mit Lerneffekt . Der Kollege hatte durchaus Qualitaten eines Showmasters.

Unfassbar
3 Monate zuvor
Antwortet  Unverzagte

Das große 1×1 sind meines Wissens die 11er- bis 20er-Reihen. Zu meiner Grundschulzeit mussten die auch noch auswendig gelernt werden, wenngleich nicht oder nicht mehr ganz so automatisiert wie das kleine 1×1. Gibt es den Begriff heutzutage nicht mehr?

Fr.M.
3 Monate zuvor
Antwortet  dickebank

Stimmt. Widerlegt aber nicht den Wert von Auswendiglernen – und sei des nur als Gedächtnistraining. Auch operative Fähigkeiten benötigen Gedächtnisleistungen.

Riesenzwerg
3 Monate zuvor
Antwortet  dickebank

Und von den operativ Schwachen haben wir täglich mehr …. Wofür?

Ich nenne das Lifehack!

Spart Zeit für Wesentlicheres.

dickebank
3 Monate zuvor
Antwortet  dickebank

Schon einmal in den Kernlehrplan Mathe hinein geschaut?

Schon einmal den KLP GS und den für die SekI im Fach Mathe auf die “Lücken” hin abgeklopft? Also das, was in der GS – wie z.B. die Division (teilen) – gstrichen worden ist, im SekI-KLP aber weiterhin voraus gesetzt wird.

Palim
3 Monate zuvor
Antwortet  dickebank

Gibt es in unserem BL auch, also die Lücken … manchmal (öfter) möchte man den Leuten die Curricula um die … gut, wenigstens vor die Füße werfen.

ed840
3 Monate zuvor

Von erfolgreichen Schulversuchen in den ersten Jahren liest man immer wieder. Manche halten sich auch über einen längeren Zeitraum, andere verschwinden wieder in der Versenkung, wenn das Personal wechselt. Ob die auch alle geeignet wären, in die Fläche ausgerollt zu werden? Würden denn z.B. die Kapazitäten der sächsischen Universitäten usw. reichen um alle Schulen in Sachsen mit ähnlich viele Unterstützung auszustatten?

Unfassbar
3 Monate zuvor

Wie viele der 47 haben die Qualifikation für die Oberstufe?
Was bedeutet “bereiten sich auf die Sekundarstufe II vor”? Müssen die erst noch büffeln, bis sie die Qualifikation dafür haben? Falls ja, warum haben Schüler an anderen Schulen die Qualifikation für die Oberstufe schon sofort (bei erfüllten Bedingungen)?

Unfassbar
3 Monate zuvor

Wie ist eigentlich die Schülerklientel an der Universitätsschule im Vergleich zum Dresdner Durchschnitt? Die Schule ist erst dann ein Erfolg, wenn sie wesentlich bildungsferner ist. Bei bildungsnaher Klientel kann man alles machen und es läuft.

ed840
3 Monate zuvor
Antwortet  Unfassbar

Wenn meine Informationen stimmen, können grundsätzlich alle interessierten Eltern ihre Kinder dort anmelden. Persönliches Erscheinen der Eltern ist bei der Anmeldung Pflicht und man soll auch genügend Zeit einplanen. Da die Anzahl der der Bewerbungen die Zahl der verfügbaren Plätze übersteigt, können aber nicht alle Kinder auch angenommen werden. Nach welchen Kriterien dann die Auswahl erfolgt, ist mir nicht bekannt.

Riesenzwerg
3 Monate zuvor
Antwortet  ed840

Wird bei der Auswahl selektiert?

Welche bzw. wie viele Eltern aus den sog. bildungsfernen Familien nehmen die Uni-Hürde für die Anmeldung?

Chris
3 Monate zuvor
Antwortet  ed840

“Wenn meine Informationen stimmen, können grundsätzlich alle interessierten Eltern ihre Kinder dort anmelden. Persönliches Erscheinen der Eltern ist bei der Anmeldung Pflicht und man soll auch genügend Zeit einplanen.”

Genau da liegt der Fehler weswegen die Studie nicht repräsentativ ist. Damit es repräsentativ wird, müssen auch entsprechend viele bildungsferne Kinder den Unterricht in der Universitätsschule zwangsweise im Rahmen ihrer Schulpflicht besuchen. Sobald sich die Eltern darum kümmern müssen, dass ihre Kinder dort angenommen werden bzw. es gar mehr Bewerbungen als Schulplätze gibt und dann schon vorab eine Selektion stattfindet, sind die Ergebnisse des Schulversuchs für das Ausrollen auf die Fläche aller Schulen unbrauchbar.

Alese20
3 Monate zuvor
Antwortet  ed840

Nur mal dumm gefragt: müssen nicht immer alle Eltern oder zumindest ein Teil mit dem Kind persönlich zur Anmeldung erscheinen? Bei uns war das auch so – sowohl in der Grundschule, als auch am Gymnasium.

Fräulein Rottenmeier
3 Monate zuvor
Antwortet  Alese20

Ja, das ist tatsächlich so, aber es ist schon ein Unterschied, ob Eltern dann den vorgegebenen Termin an der Schule des Einzugsgebietes wahrnehmen oder ob sie ganz aktiv nach einer Schule der Wahl Ausschau halten und sich bewusst für eine Schule entscheiden und ihr Kind dann dort anmelden.
Angebotsschulen haben kein Einzugsgebiet und rekrutieren ihre Schüler ausschließlich aus aktiv gewordenen Eltern.
Das macht einen riesigen Unterschied im Klientel.
Zudem können Angebotsschulen auch nach eigenen Kriterien eine Auswahl treffen, dass ist bei Stadtteilschulen eben nicht so. Da gibt das Ministerium Kriterien vor und auch der Schulträger kann den Schulen vorschreiben, welche Kriterien davon anzuwenden sind.
Wir z.B. dürfen bei Anmeldeüberhang nur nach Schulweg auswählen. Die anderen Kriterien (Junge- Mädchen Verhältnis, Migrationsverhältnis, Kitas…) spielen bei uns keine Rolle.

ed840
3 Monate zuvor
Antwortet  Alese20

War das in Sachsen?

Auf dieser website wird z.B. der Postweg als erste Möglichkeit für die Anmeldung genannt.

https://cms.sachsen.schule/94osl/startseite/anmeldung-klasse-5.html

Alese20
3 Monate zuvor
Antwortet  ed840

Ne, NRW.

ed840
3 Monate zuvor
Antwortet  Alese20

Da die 16 Bundesländer unterschiedliche Regelungen haben, sollte man m.M. mit Verallgemeinerungen vorsichtig sein. In NRW reicht es in der Schulstatistik z.B. für das Merkmal “Migrationshintergrund” schon, wenn ein Elternteil im Ausland geboren ist. In BW und BY spielen dagegen Geburtsort oder Staatsangehörigkeit der Eltern für dieses Merkmal in der Schulstatistik keine Rolle.

Palim
3 Monate zuvor
Antwortet  Alese20

Tun sie aber nicht.
Die Schule bekommt Listen schulpflichtiger Kinder im Einzugsgebiet und schicken Anmelde-Unterlagen, pers. Erscheinen ist nur bei der Untersuchung des Gesundheitsamtes nötig, so sie denn stattfindet.

Die Schulen haken nach, wenn nichts kommt, ebenso bei umgezogenen Kindern und auch bei der Anmeldung an die weiterführenden Schulen.
Dass Schüler:innen dann irgendwann auftauchen oder doch verzogen sind, ist Alltag.

Pit2020
3 Monate zuvor
Antwortet  Alese20

@Alese20

Nur mal dumm geantwortet: Wetten, dass die wenigsten Eltern in den “weniger gut aufgestellten” Vierteln oder gar Brennpunktvierteln Dresdens überhaupt von der Existenz dieser Uni-Schule wissen? …
Ach so. 😉

Heike
3 Monate zuvor
Antwortet  Pit2020

So ist es. Ich arbeite an einer Schule in einem Dresdner Brennpunktviertel und tatsächlich haben meine Schüler von dieser Schule noch nie etwas gehört und staunen, wenn ich davon erzähle.

Heike
3 Monate zuvor
Antwortet  Pit2020

Wette gewonnen! Ich arbeite an einer Schule in einem “weniger gut aufgestellten” Viertel.

Palim
3 Monate zuvor
Antwortet  Heike

Und Ihre Schule bildet auch den Durchschnitt von 10% Schüler:innen mit Migrationshintergrund ab?

ed840
3 Monate zuvor
Antwortet  Palim

Das Merkmal “Migrationshintergrund” allein sagt aber noch nichts über die Bildungschancen der Schüler*innen aus. Gerade auch in Ostdeutschland gibt es Gruppen, die deutlich besser performen als der Durchschnitt.

https://www.news4teachers.de/2022/10/schueler-mit-migrationshintergrund-kommen-in-ostdeutschland-oefter-aufs-gymnasium-als-deutschstaemmige/

Küstenfuchs
3 Monate zuvor
Antwortet  Unfassbar

Das ist genau eine der entscheidenden Fragen. Zusammen mit der Frage, was mit Kindern passiert, die in der Pubertät Freiheiten ausnutzen und überhaupt nicht selbstständig arbeiten. Ebenso unklar: Ist der Schlüssel zwischen Lehrenden und Lernenden mit einer “normalen” Schule vergleichbar oder nicht doch – upsi – ein klein wenig günstiger?

Mathias Böttinger
3 Monate zuvor
Antwortet  Küstenfuchs

Die Anmeldung an der USD steht allen Dresdner Eltern frei. Die Auswahl erfolgt anhand von Kriterien, die dafür sorgen, dass der Durchschnitt der aktuellen Dresdner Schülerschaft abgebildet wird.
Also weder Elite noch Brennpunkt.
Die Stammgruppen sind genauso gefüllt wie die Klassen in anderen städtischen Schulen. Personell kein Vor- oder Nachteil.
Lediglich das Konzept, die Erzieher auch in den Lernzeiten vollwertig einzusetzen hat noch Seltenheit in Sachsen.
Ist grundlegend aber auch an anderen Schulen möglich.

Schade
3 Monate zuvor

“Die Anmeldung an der USD steht allen Dredner Eltern frei.”

Joah, und schon haben wir eine signifikante Selektion. Man muss also hingehen und sich darum kümmern. Je nach Einzugsgebiet fehlen in dieser USD dann die 10-60% der Schüler, deren Eltern sich nicht/nicht rechtzeitig um die Anmeldung ihres Kindes kümmern, den ganzen Vorlauf (Infoabend, Schnuppertag etc.) verpassen, sondern einfach am ersten Schultag nach den Ferien auf der Matte stehen (oder entsprechend später, wenn der Heimaturlaub mal wieder länger dauerte) und damit alle Vorarbeiten bzgl. Klasseneinteilung etc. mal eben schnell über den Haufen werfen.

Alese20
3 Monate zuvor
Antwortet  Schade

Man kann doch auf gar keine Schule ohne vorherige Anmeldung. Wie sollen die Schulen denn sonst planen können??? Ich kann mir nicht vorstellen, dass das irgendwo anders läuft.

Küstenfuchs
3 Monate zuvor
Antwortet  Alese20

Und was machen Sie mit Kindern, die nirgendwo angemeldet werden, wenn doch Schulpflicht herrscht?

Palim
3 Monate zuvor
Antwortet  Alese20

Läuft es: wer morgen herzieht, ist ab morgen Teil unserer Schule. Das nennt sich Einzugsgebiet.
Und dabei sind die Vorkenntnisse des Kindes vollkommen egal, es wird beschult, zielgleich oder zieldifferent.

Fräulein Rottenmeier
3 Monate zuvor
Antwortet  Schade

Ja, so ist es! Eltern, die sich aktiv um eine Schule für ihre Kinder kümmern, denen ist Schule nicht egal, was sich dann natürlich auch am Klientel merken wird.

Es ist schon etwas anderes, wenn ich auf Eltern treffe, die sich erst bei der 3. Einladung bequemen, ihre Kind wo anzumelden und damit kurz dem Bußgeld entgehen, oder ob ich Eltern habe, die sich sehr proaktiv um einen Anmeldetermin kümmern und die sich interessieren.

Hinzu kommt dann noch der Punkt, dass eine Stadtteilschule alle Kinder des eigenen Einzugsgebiet perse aufnehmen muss….das kann durchaus ein Nachteil sein….

Unfassbar
3 Monate zuvor

Je nach Schule dürfte aber auch schon Dresdner Durchschnitt besser sein…

Küstenfuchs
3 Monate zuvor

Alleine, dass die Eltern die Kinder an dieser besonderen Schule anmelden, sorgt doch dafür, dass eben nicht der Durchschnitt der aktuellen Dresdner Schülerschaft abgebildet wird. Oder sind dort auch ein nennenswerter Anteil an Eltern repräsentiert, denen die Schule komplett sch***egal ist? Ich vermute, nein. Und wenn hier Erzieher neben den Lehrkräften deutlich mehr in den Lernprozess eingreifen als an anderen Schulen (bzw. sie überhaupt vorhanden sind), ist dies ein weiterer Faktor, der einen Vergleich praktisch verbietet. Das Problem an all diesen Versuchen ist doch, dass sie nicht ergebnisoffen sind, also das Ergebnis im Grunde vorher feststeht und ein ernsthaftes Scheitern des Projekts durch Drehen an gewissen Stellschrauben verhindert wird. Im Grunde weiß das auch jeder. Daher auch die Skepsis der ganzen Kolleginnen und Kollegen hier.

AlterHase
3 Monate zuvor

Die Laborschule in Bielefeld hatte einen Anteil von Arbeiterkindern, der noch unter dem normalen Anteil an Gymnasien lag. Die Kinder bildungsorientierter und reformpädagogisch aufgeschlossener Eltern waren in der Überzahl. Da kann das “selbstorganisierte Lernen” gelingen. Die Universitätsschule in Dresden hat einen Migrantenanteil, der dem Anteil der Stadt Dresden entspricht, und der liegt zwischen 10 und 20 %. Die Hauptfrage dürfte sein, ob man das “selbstorganisierte Lernen” unter Normalbedingungen auch haben kann, so wie es in diesen speziellen Schulen unter “privilegierten Laborbedingungen” vorgezaubert wird. Wie sieht z.B. die Statistik zu VerA 3 und VerA 8 aus? Wird das veröffentlicht oder geheim gehalten?

ed840
3 Monate zuvor
Antwortet  AlterHase

Das Merkmal “Migrationshintergrund” allein sagt m.M. noch nichts über die möglichen Leistungen der Schüler*innen aus. Es gibt ja z.B. auch Ethnien die bei den Leistungsmessungen regelmäßig überdurchschnittlich abschneiden. Besonders auch in Ostdeutschland.

https://www.news4teachers.de/2022/10/schueler-mit-migrationshintergrund-kommen-in-ostdeutschland-oefter-aufs-gymnasium-als-deutschstaemmige/

Wesentlich entscheidender könnte sein, wie wichtig die Eltern die Bildung ihrer Kinder nehmen, sie zum Lernen anhalten und wie gut und positiv sie die Bemühungen Lernbegleiter unterstützen.

AlterHase
3 Monate zuvor
Antwortet  ed840

Ja, aber genau dazu gibt es bei der Unischule Dresden keine Angaben: Wie ist die soziale und sonstige Herkunft der Schüler?
Man muss sich dort selbst anmelden, das lässt vermuten, dass sich vorwiegend bildungsorientierte Eltern melden und andere kaum. Es könnte also sein, dass man eine handverlesene Schülerschaft hat, und mit der kann man dann alles mögliche machen und sogar “top” sein. Bei anderen Schulen gilt genau das als “Segregation” und ist unerwünscht.

Unfassbar
3 Monate zuvor
Antwortet  ed840

Die Japaner in Düsseldorf schneiden statistisch besser ab als Deutsch ohne Migrationshintergrund…

Aber mir ist auch klar, dass Japaner oder Westeuropäer mit Migrationshintergrund nicht gemeint sind.

ed840
3 Monate zuvor
Antwortet  Unfassbar

Die verschiedenen Herkunftsländer der Schüler mit Migrationshintergrund sind in den Bundesländern unterschiedlich stark vertreten. In “Little Tokyo” könnte zusätzlich zur ethnischen Herkunft auch die soziale Schichtung eine Rolle spielen. Es gibt aber vor allem in Ostdeutschland auch eine ethnische Gruppe, deren Kinder in den Schulen statistisch zu den absoluten top-performern zählen, obwohl die Eltern niedrige Bildungsgrade, geringe Deutschkenntnisse und geringe Einkommensverhältnisse aufweisen.

Küstenfuchs
3 Monate zuvor
Antwortet  AlterHase

Das ist doch keine Frage des Migrationshintergrunds. Es ist insbesondere die Frage, ob an diesen Versuchsschulen genügend Elternhäuser sind, die sich absolut nicht um Schule kümmern. Denen es egal ist, ob ihr Kind gefrühstückt hat, ob es Hausaufgaben macht, in welchen Klamotten es zur Schule kommt, ob es überhaupt irgendetwas lernt, usw. Dadurch, dass für eine Anmeldung an diesen Schulen ein Mindestmaß an Interesse vorhanden sein muss, vermute ich, dass diese Elternhäuser sehr deutlich unterrepräsentiert sind.

ed840
3 Monate zuvor
Antwortet  Küstenfuchs

Dürfte ähnlich wie an Privatschulen sein. Wenn die Eltern ein gesteigertes Interesse an der Bildung ihrer Kinder und eine positive Einstellung zum Unterricht zeigen, sie zum Lernen anhalten, regelmäßig und konstruktiv mit den Lerncoaches zusammenarbeiten usw. , lassen sich vermutlich so einige negative Voraussetzungen überkompensieren, wie z.B. eigener Bildungsgrad, Familieneinkommen usw. .

G*tt
3 Monate zuvor

„Es muss für die Kinder Sinn ergeben, warum sie Lesen, Schreiben und Rechnen lernen”. Wissenschaft vom Feinsten.

Hans Malz
3 Monate zuvor
Antwortet  G*tt

Das musste ich auch zweimal lesen, um es glauben zu können.

uesdW
3 Monate zuvor
Antwortet  G*tt

Der achtjährige Sohn am Mittagstisch: Die Suppe ist versalzen!
Die Mutter ist begeistert und sagt: OMG-Der Junge kann ja doch reden! Warum hast du denn solange gewartet!

Darauf der Junge: Klar doch, aber bisher war doch alles in Ordnung!

Ja, es muss für die Kinder Sinn ergeben, dass sie etwas von sich geben.

unverzagte
3 Monate zuvor
Antwortet  G*tt

Wo es doch längst selbstverständlich für alle Kolleg*innen ist, vom Sinnverständnis des Kindes auszugehen – wird das hier nicht sonst als “Kuschelpädagogik” abqualifiziert ?

Ureinwohner Nordost
3 Monate zuvor
Antwortet  G*tt

Mein Vorschlag:
Kasper-Hauser-Grossversuch, n=5000, 4 Versuchsanordnungen, Alterskohorten von 10 bis 21 Jahren…
Kann sein, dass wir 15000 Jugendliche an die “neuen Schulen” verlieren, egal. Wir haben es ja und kostet auch nur Mio. statt Mrd. €, wie z.B. die neue Wehrhaftigkeit.
Kann man mögen.
😉

Achin
3 Monate zuvor

Sicherlich wird hier vor Ort in bester Absicht gehandelt, von einem “Beweis”, dass “es geht”, kann aber wissenschaftlich nur gesprochen werden, wenn nun die konkreten Rahmenbedingungen “1 zu 1” flächendeckend in ganz Sachsen finanziert werden (Ressourcen, Personen, soziokulturelle Herkunft der Schülerschaft).

Sonst nicht.

Sandra
3 Monate zuvor

Mich interessiert die Schülerschaft. Kommen sie aus bildungsfernen Familien, haben sie einen Migrationshintergrund, wie ist die Familie Bildung gegenüber eingestellt, wie sieht es mit den Sprachkenntnissen aus…. Universitätsschule erweckt bei mir das Vorurteil: die Eltern sind Studenten oder Professoren oder finden Bildung so wichtig, dass sie ihre Kinder weit dort hin fahren. Wie ist der Sozialindex, …
Ich möchte nur, dass nicht wieder etwas angepriesen wird, was auf 90% der „normalen“ Schulen nicht zutrifft.

Sandra
3 Monate zuvor
Antwortet  Sandra

Ich habe nachgeschaut. 10% der Schülerschaft hat eine weitere Muttersprache neben Deutsch. Und die Schule kann von jedem in der Stadt besucht werden, ist also nicht an das direkte Umfeld gebunden. Da würde ich mir meine Schüler auch gut aussuchen…

ed840
3 Monate zuvor
Antwortet  Sandra

 “10% der Schülerschaft hat eine weitere Muttersprache neben Deutsch.” Müsste man noch wissen, ob es dort auch Schüler*innen  gibt, die eine andere Muttersprache haben und in der Familie kein Deutsch sprechen.

ed840
3 Monate zuvor
Antwortet  Sandra

Bei 18,9% der Einwohner allgemein, dürfte der Anteil unter den Schulkindern dann vermutlich deutlich über 20% liegen.

Sepp
3 Monate zuvor

“Ein anderer Teil des Jahrgangs 2025 bleibe mit sehr guten Ergebnissen an der Schule und bereite sich ab dem kommenden Schuljahr auf die Sekundarstufe II vor.”

An dieser Aussage bin ich hängengeblieben:
Die Schüler haben alle total erfolgreich, gemeinsam die 10. Klasse abgeschlossen. Jetzt müssen Sie sich ein Jahr vorbereiten, bevor Sie in die Oberstufe gehen? – Also hat nicht einer dieser Schüler einen Erweiterten Sek I-Abschluss geschafft?

Gerade beim gemeinsamen Lernen stellt sich für mich die Frage, ob auch die starken Kinder so an ihre Grenzen gebracht wurden, dass sie sich Lerntechniken angeeignet haben. Das zeigt sich erst richtig, wenn sie in der Oberstufe sind bzw. Abitur machen.

Ohne hier etwas schlecht reden zu wollen, die große Erfolgsstory ist vielleicht etwas zu früh…

ed840
3 Monate zuvor
Antwortet  Sepp

Ich vermute mal, dass diese Schüler*innen ganz normal ein “Schleifenjahr” einlegen, so wie das m.W. in Sachsen üblich ist.

Palim
3 Monate zuvor
Antwortet  ed840

Was ist ein „Schleifenjahr“?

Pensionist
3 Monate zuvor
Antwortet  Palim

Ein Jahr, in dem alle alles schleifen lassen.

Sepp
3 Monate zuvor
Antwortet  ed840

Danke für die Erklärung auch für die Links.

Die große Frage ist für mich, wie gut es Gesamtschulen gelingt, auch die leistungsstarken Schüler*innen zu fördern.

Das Schleifenjahr bedeutet offenbar wirklich, dass man an der Schule nach der 10. Klasse keinen erweiterten Sek I-Abschluss mit Zugang zur Oberstufe machen kann, sondern das 10. Schuljahr auf Gymnasialniveau wiederholen muss.

Das spricht jetzt für mich nicht gerade für eine Förderung leistungsstarker Schüler. Oder ist das in sächsischen Gesamtschulen “normal”, dass man nur einen Realschulabschluss machen kann?

Alese20
3 Monate zuvor

Da gibt es endlich eine gjut evaluierte und wissenschaftlich begleitete neuartige Schulform, die auch noch gute Ergebnisse liefert und trotzdem wird hier auffällig kritisiert und das ABER gesucht.
Kann es sein, dass nicht sein darf, was nicht der eigenen Meinung und Erfahrung entspricht? Wie wäre es mit mehr Aufgeschlossenheit, Neugierde und Tatendrang, das Konzept übernehmen zu wollen? Fehlt den LuL hier evtl. die Auflistung der Vorteile für die Lehrkräfte? Besteht die Angst, dass in diesem Format noch mehr auf den Schultern dieser geleistet werden muss? Oder gibt es grundsätzlich eine Aversion gegen Schülerzentrierung. Ich kann es mir nicht erklären?

Karin Nolte
3 Monate zuvor
Antwortet  Alese20

Endlich mal eine positive Replik. Nur negativ reden. Ist destruktiv.esrum sind viele Lehrer so? Danke Alese20!
Gruß “das Karinsche”

Alese20
3 Monate zuvor
Antwortet  Karin Nolte

Danke für die Unterstützung! – vermutlich wird es davon nicht so viel geben 😉

unverzagte
3 Monate zuvor
Antwortet  Alese20

Dies ist auch nur eine virtuelle Welt von vielen – kaum vergleichbar mit Unterstützungen live & in Farbe. So gesehen kann wenig relativ viel sein und umgekehrt.

447
3 Monate zuvor
Antwortet  Karin Nolte

Stimmt, die Stärke von Emotionen und Wünschen ändert ja bekanntlich die Wirklichkeit…

Alese20
3 Monate zuvor
Antwortet  447

Ne, aber Optimismus fördert vermutlich Taten eher als Pessimismus 😉

potschemutschka
3 Monate zuvor
Antwortet  Alese20

“Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrungen.”

ed840
3 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

Das Leben von Pessimisten ist oft von freudigen Überraschungen geprägt.

447
3 Monate zuvor
Antwortet  Alese20

Das kommt drauf an – ich persönlich bin meistens mit den Ergebnissen von ganz nirmalen Pragmatikern am zufriedensten.

Ist natürlich Geschmacksfrage.

Peace
3 Monate zuvor
Antwortet  Alese20

Wer sagt denn, dass Pessimisten tatenlos sind? Manche strahlen auch nur Optimismus aus, tun aber nix. Schubladendenken war noch nie hilfreich

Alese20
3 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

Sorry, mit Esoterik kann ich nichts anfangen 😉

potschemutschka
3 Monate zuvor
Antwortet  Alese20

Mit Ironie auch nicht? Und ich hatte doch extra den Smiley dazu gesetzt!

DerechteNorden
3 Monate zuvor
Antwortet  Alese20

Ich bin ganz klar für “Schüler*innen im Mittelpunkt”, allerdings fehlen auch mir wichtige Angaben.
Es macht nämlich z.B. einen gewaltigen Unterschied, ob man mit einer Schüler*innenklientel arbeitet, die durch interessierte und engagierte Eltern geprägt ist oder eben nicht.
Zudem muss man sich klar machen, dass es ja das Ziel war, das Experiment erfolgreich abzuschließen. Das heißt, dass man sich sicherlich im Vorwege überlegt hat, wo es hingehen soll und dann die notwendigen Schritte unternommen, damit die wissenschaftliche Begleitung feststellt, dass es gut gelaufen ist. Will sagen, mögliche Schwierigkeiten, mit denen normale Schulen zu kämpfen haben, hat man wahrscheinlich vor Beginn schon aus dem Weg geräumt.
Wissenschaftliche Begleitung ist kein Garant für “ist für alle geeignet”.

Wir haben an meiner Schule auch gerade ein neues Konzept ausprobiert, das von verschiedenen Gruppen unterschiedlich ausgestaltet wurde. Danach wurde evaluiert, indem man alle, die daran teilgenommen hatten (E/S/L), anonym befragt hat. Dabei kam dann heraus, dass alle das Basis-Konzept gut finden, jedoch eine Variante präferiert wird. Diese testen wir erneut und evaluieren dann wieder. Eine wissenschaftliche Begleitung braucht man also gar nicht.

Alese20
3 Monate zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Das ist doch ein guter Weg! Ich denke eh, dass sich aufgrund unserer schnell verändernden Welt, das “Immerwieder-Hinterfragen” und Anpassen der richtige Weg ist.

Ich habe nur so auf die wissenschaftliche Evaluierung hingewiesen, weil ich in den Foren häufig gelesen habe, ” dass das ja alles erst geprüft werden müsse”.
Ich bin auch Freundin des Austestens und ggf. Anpassens. Wenn alle erst warten, bis die Langzeitstudien mit jedem Klientel abgeschlossen sind, haben wir 2 Generstionen verloren.

Alese20
3 Monate zuvor
Antwortet  Alese20

Das ist doch wohl eher ein “Feuerwehreinsatz” und hat nichts mit neuen Konzepten zur Verbesserung zu tun.

Canishine
3 Monate zuvor
Antwortet  Alese20

Der Titel („top“) suggeriert, dass diese Schule besser sei als viele andere. Da halte ich die Nachfragen nach Grundlagen und Details für berechtigt und notwendig, weil sich daraus ggf. eine Übertragbarkeit des Konzepts in die Breite ableiten lässt. „Klassische“ Schulen arbeiten auch erfolgreich, wenn gewisse Randbedingungen erfüllt sind, die sich sogar manchmal gar nicht so klar benennen lassen. An unserer Schule funktionieren offene Arbeitsformen recht gut, eine Ausweitung (wir arbeiten daran) würde vermutlich ebenfalls gut funktionieren, klassische tun es aber auch.
Ich finde das Konzept in Dresden interessant und beachtenswert, habe aber meine Zweifel, wenn diesem ein Heilsversprechen angehängt wird.

Mathias Böttinger
3 Monate zuvor
Antwortet  Alese20

Die Vorteile kann ich auflisten:
Die Arbeit im Kollegium, mit den Kindern, Eltern und Schulleitung ist ein überwiegendes Miteinander. Lernen kann sehr individuell begleitet werden und selten spürt man den Zeitdruck des Lehrplans. Der psychischen Gesundheit aller Beteiligten kommt das sehr zu Gute. Rückmeldungen erfolgen mehrheitlich im Prozess und selten als Momentaufnahmen und Durchschnittsbildung. Die Kinder bekommen Freiheiten und lernen mit diesen umzugehen und der tägliche Kampf zwischen Groß und Klein wird dadurch deutlich abgemildert. Das Lernmaterial bietet viel Tiefe, ermöglicht aber auch oberflächliche Grundlagen.

Die andere Seite der Medaille ist:
Nur wer für die Inhalte brennt, kann in anderen ein Feuer entfachen. Es bedarf viel Vorarbeit, großem Interesse an eigener Entwicklung und Bereitschaft die eigene Fachschaft zu verlassen und tief in fremde Fachbereiche einzudringen, um mit den Kindern stets begeistert lernen zu können. Wissenschaftliches Denken und Lernen mit kritischer Betrachtung des heutigen Wissens gehört genauso zur Arbeit wie ein umfangreicher Einblick in möglichst viele Bereiche. Darüber hinaus die Einsicht, dennoch täglich dazu zu lernen (speziell von den Experten unter den Kindern).
Die Schule befindet sich im Aufbau. Das erfordert viel Zeit für Absprachen, Bereitschaft zur Kooperation und die Fähigkeit Prozesse über den Haufen zu werfen oder zu optimieren.
Die Entspannung in den Lernzeiten bedeutet mehr (Arbeits-)Zeit für die Lernbegleiter. Während gestern nahezu alle sächsischen LehrerInnen in die Ferien gestartet sind, geht es an der USD am Montag fast normal weiter. Und das noch weitere 3 Wochen.
Der Kraftaufwand und die Ansprüche an die Beteiligten sind hoch, jedoch meist mit dem positiven Gefühl, es danach effektiver, angenehmer, sinnvoller zu gestalten.

Und zu guter letzt ist da das Bewusstsein, dass dieser Prozess nie enden wird, da Schule stets den Anspruch haben sollte, sich selbst kritisch zu hinterfragen. Was heute funktioniert und teuer erarbeitet wurde, kann morgen schon hinfällig sein…

Alese20
3 Monate zuvor

Dem stimme ich zu. Vorteil für alle: man wird zum Macher und nicht zum frustrierten Befehlsempfänger. Damit meine ich SuS sowie LuL.

Alese20
3 Monate zuvor
Antwortet  Alese20

Aber sie haben doch den Lehrplan und gewisse Auflagen oder nicht?

potschemutschka
3 Monate zuvor
Antwortet  Alese20

Also arbeiten die Lehrer an dieser Schule ohne irgendeinen Plan/ohne Vorgaben, ohne bestimmte Ziele? Jeder macht was, wann und wie er will (Lehrer, Erzieher, Schüler und sonstige Beteiligte)?

Palim
3 Monate zuvor

Und wo ist da jetzt der Unterschied zu anderen Schulen, außer dass die anderen Schulen nicht im Aufbau sind?
Es braucht überall großes Engagement, viel Einsatz, das Einarbeiten in immer neue Bereich etc. – an jeder Schule.

Aber an einer Schule im Schulversuch lassen sich Eltern darauf ein, weil sie ihr Kind dort gezielt anmelden und darum wissen, dass dies nicht die zugewiesene Regelschule ist.
Diese Eltern sind also bereit, sich darauf einzulassen und sind entsprechend aufgeschlossen.

Und dann…?
Individuelles Lernen gibt es an jeder Schule, an Schulen mit Inklusion noch mal mehr…

Was es viel zu wenig gibt, sind zusätzliche Kräfte – Erzieher:innen (mag es in Sachsen sonst geben), Schulsozialarbeiter:innen, FSJler, Bufdis u.a. … um Ganztag kämpfen wir seit Jahren, Schulbegleiter:innen gibt es nur in extremen Ausnahmefällen… und auch keine Studierende für Projekte, die die Gruppen begleiten o.a.
Und ja, an der Stelle entsteht die Frage: Ist das alles machbar, wenn man genau nur max. 1 Person pro Lerngruppe von ca. 25 Kindern/Jugendlichen hat, sowohl im Unterricht als auch für sämtliche Aufgaben die mit der Beschulung dieser 25 Personen einhergehen, wie auch der Schulorganisation?

Aber es ist gut, wenn herauskommt, dass Lernen so gestaltet werden kann, wenn das Team und die Bedingungen entsprechend gewährt werden, wenn es keinen Lehrkräftemangel gibt, sondern ein riesiges Team.
Dann halten wir genau das fest: die Länder sollten alle Schulen vergleichbar ausstatten, damit Lernen gelingen kann.

Realist
3 Monate zuvor

Kann ja alles richtig sein, was Sie schreiben, aber ein Schulmodell das auf systematischer Be- und Überlastung der “Lernbegleiter” setzt ist keine lebenstüchtiges Modell für die Zukunft. Das kann eine Zeitlang mit einem jüngeren Kollegium funktionieren (“Schule im Aufbau”), wo viele noch den “idealistischen Blick” (Verblendung?) auf die Sache haben, wo sich einige noch die große “Bildungskarriere” erhoffen (mir fällt dabei immer wieder das Bild vom Esel mit der Möhre ein) und Schule den “Lebensmittelpunkt” darstellt.

Spätestens wenn das Kollegium mehrheitlich eigene Kinder hat und / oder sich die ersten chronischen / Alterskrankheiten einstellen, wird es schwierig mit dem “Engagement” und (aus-) “brennen” für die Schule.

Oder werden diejenigen dann an die übrigen Staatsschulen “entsorgt” und mit frischen “Material” von den Universitäten weiter “experimentiert”?

dickebank
3 Monate zuvor

Verbrennen sind out, also besser für nix brennen. Schule ist Behörde und da empfiehlt sich das altbewährte Schema F bzw. das Standardkaliber 08/15 aus der guten alten Zeit.
Blöd dass nach der Zeitenwende Zielgruppe und Zielsetzungen unvereinbar geworden sind.

447
3 Monate zuvor
Antwortet  Alese20

Wenn ich Ihnen jetzt erzähle, dass ich 600 Kg mit 60 Wiederholungen bankdrücken kann – und Sie dann LOGISCHERWEISE kritisch nachfragen, da das bisher absolut unmöglich ist … und ich dann kleinlaut ausweichendes Zeug von “vorbereiten darauf”, “hydraulisch-technische Hilfsmittel (auch bekannt als Hebebühne 🙂 ), aber trust me bro” erwiedere… wer von uns beiden ist dann “gefühlsgesteuert” und “pauschal anti-sportlich eingestellt”? 😉

Alese20
3 Monate zuvor
Antwortet  447

Natürlich gehöre Ergebnisse hinterfragt, aber mittlerweile gibt es wirklich viele Schule, die mit einem sehr ähnlichem Konzept erfolgreich sind. Ich finde, so langsam könnte man aufgeschlossener sein 😉

Unfassbar
3 Monate zuvor
Antwortet  Alese20

Quelle? Und sind diese Schulen wirklich signifikant erfolgreicher als “gewöhnliche” Schulen? Falls nicht, ist deren besonderes Konzept hinfällig, weil den Aufwand nicht wert.

Alese20
3 Monate zuvor
Antwortet  Unfassbar

Alemannschule Wutöschingen – zumindest von der weiß ich es. Besser als Abitur- Durchschnitt in BaWü. Quelle hab ich gerade nicht, ich weiß das von einer Präsentation- daher kann ich es nicht belegen.
Allerdings heißt für mich auch erfolgreich, wenn SuS und LuL dort gerne hingehen.

ed840
3 Monate zuvor
Antwortet  Alese20

Wie oft seit dem ersten Jahrgang 2022 war es denn bisher der Fall, dass diese Schule einen besseren Abi-Schnitt hatte als der Landesschnitt? Und war das der Schnitt der Abiturprüfungen oder der Abi-Zeugnisse? Der Zeugnisschnitt wird m.W. in BW ja zu ca. 82% aus Noten gebildet, die schulintern von Lehrkräften der jeweiligen Schule erteilt werden.

447
3 Monate zuvor
Antwortet  Alese20

Teile ich ja nicht zum ersten mal mit:

Ich bin kein Teil einer didaktischen Fraktion.

Pragmatische Funktion in der Realität ist für mich das einzige Kriterium.

Unfassbar
3 Monate zuvor
Antwortet  447

600kg _in_ 60 Wiederholungen dürfte ich bankdrücken können. Sind ja nur 10kg pro Bankdruck.

uesdW
3 Monate zuvor
Antwortet  Alese20

Es geht den Leuten nicht nur um die Vorteile. Für jedes wissenschaftliche Experiment sollten neben dem Ergebnissen (die hier recht einfach formulert werden) auch die Rahmenbedingungnen dargestellt werden.
Klar geht es auch anders. In einem “Labor” funktioniert auch vieles , was in der Praxis aufgrund anders gegebner Parameter halt nicht mehr funktioniert.

Der nächste Schritt wäre jetzt doch das Umsetzungskonzept, wie ich das Ganze auf die anderen Schulen bringe.

Canishine
3 Monate zuvor
Antwortet  uesdW

Ich kann mir an meiner Schule nicht vorstellen, wie eine Umstellung im laufenden Betrieb ohne deutliche Unterstützung von außen bzw. ohne umfangreiche Mehrarbeit von ohnehin schon über dem Soll arbeitenden Kollegen geschafft werden kann. Es bleibt aus meiner Sicht dann, dass man das Konzept so wie geschehen an neu zu gründenden Schulen ausrollt.

Rainer Zufall
3 Monate zuvor
Antwortet  Alese20

❤️

AlterHase
3 Monate zuvor
Antwortet  Alese20

Die Frage ist immer, ob man die vollmundigen Ankündigungen bei Schulversuchen glauben soll oder nicht. Die Webseiten sind immer perfekt, aber ob die Wirklichkeit dahinter auch so ist? Ein Schulversuch MUSS doch immer erfolgreich sein, oder ist je etwas anderes vorgekommen?

ed840
3 Monate zuvor
Antwortet  AlterHase

Ich kann mich an eine Modellschule erinnern, die in den Medien dafür abgefeiert wurde, dass die Abiturschnitte des ersten, ziemlich kleinen Jahrgangs deutlich besser waren als der Landesschnitt. Dass der zweite, etwas größere Jahrgang dann “nur” durchschnittlich abschnitt, fand ich nur mit ziemlichen Rechercheaufwand heraus. Über die Abischnitte der Folgejahrgänge mit zwei größeren Klassen habe ich dann gar nichts mehr im I-Net gefunden.

Alese20
3 Monate zuvor
Antwortet  Alese20

“Ich sehe es eher so: Schulversuche machen für mich nur Sinn, wenn die Politik bei Erfolg bereit ist, diesen in der Fläche auszurollen, und zwar mit denselben Mitteln (finanziell, personell, räumlich und sächlich) wie den Schulversuch. Ansonsten kann man sich sowas sparen.”
Das sehe ich nicht so – in diesem Land hat man einfach kein wirksames Argument, wenn etwas nicht wissenschaftlich erwiesen ist. Daher braucht es diese Ergebnisse, um irgendwen in der Politik überzeugen zu können.

potschemutschka
3 Monate zuvor
Antwortet  Alese20

Diese Ergebnisse müssen aber auch unter realistischen Bedingungen erreicht werden!

potschemutschka
3 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

Komisch, dass ich jetzt ausgerechnet an den “DDR-Held der Arbeit” Adolf Hennecke denken muss:
https://www.deutschlandfunkkultur.de/held-der-arbeit-nicht-unbedingt-eine-erfolgsgeschichte-100.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Adolf_Hennecke
Medienwirksame Inszenierungen unter “realistischen Bedingungen” konnte die DDR-Führung gut. 🙂

Alese20
3 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

Muss den jedes Konzept auch unter härtesten Bedingungen bestehen. Sollte es nicht je nach Situation ein Konzept geben?

potschemutschka
3 Monate zuvor
Antwortet  Alese20

Also für jede Schule ein anderes, immer wieder neues, Konzept, weil die (Rahmen)Bedingungen sich ständig ändern? Wozu braucht man dann dieses “Vorzeigeprojekt” überhaupt, wenn es doch woanders, unter “härteren” Bedingungen nicht funktioniert? Das verstehe ich nicht! Ist es nur ein Konzept für”Schulen unter guten Bedingungen”? Sind aber nicht gerade Brennpunkt-Schulen unser Hauptproblem? Warum gibt es da kaum Projekte für? Mir fällt nur die Rütli-Schule in Neukölln ein, das ist aber schon 20 Jahre her, und wurde bisher auch nicht in “die Fläche” (nicht mal berlinweit) übertragen.

Canishine
3 Monate zuvor
Antwortet  Alese20

Die Politik muss nicht davon überzeugt werden, dass eine Schule besser arbeitet, sie muss davon überzeugt werden, dass sie es bei gleichen oder geringeren Kosten kann. Hier im Forum ist man teils skeptisch (und ich auch), dass die USD das tatsächlich kann, schon allein deshalb, da sie eine Ausnahmestellung mit medialer Präsenz, Unterstützern und wissenschaftlicher Begleitung hat.

Palim
3 Monate zuvor
Antwortet  Alese20

Kann es sein, dass nicht sein darf, was nicht der eigenen Meinung und Erfahrung entspricht? Wie wäre es mit mehr Aufgeschlossenheit, Neugierde und Tatendrang, das Konzept übernehmen zu wollen?“

Es ist die Sorge davor, dass die positiven Leistungen von allen erwartet werden, ohne vergleichbare Bedingungen in den anderen Schulen zu schaffen: jemanden, der sich um die Umfassende Informatik kümmert, Praktikant:innen der Uni (also gebildet), Schulbegleiter:innen (ohne Kampf darum und bei entsprechendem Umfeld), zusätzliches Personal, tolle Ausstattung, Lehrende der Uni anderer Fachbereiche etc.

Dass etwas probiert wird und positiv ist, finden womöglich viele gut. Auch andere Lehrkräfte wünschen sich andere Systeme, stecken aber im Alltag mit vielen Anforderungen, die keine Reserven lassen.
Dabei ist die Frage der Schüler:innenschaft eine wesentliche: in anderen Schulen gibt es keine Begleitung für die Ukrainer:innen und keine für andere DaZ-Kinder, die Stunden müssen umständlich beantragt werden und fallen dem Lehrkräftemangel zum Opfer, ebenso Förderstunden für Inklusionskinder.

Eine weitere ist die der Stundentafel, die Uni-Schule hat einen gebundenen Ganztag und dafür Personal und Beteiligte, die dies wünschen bzw. gewählt haben. Andernorts ist nicht einmal der Ganztag umgesetzt und Kommunen haben „übersehen“, dass sie diesen in 1 Jahr für alle Schüler:innen stellen müssen und beginnen erst jetzt, über die Umsetzung nachzudenken.
Dazu gehört auch die Anzahl der Pflichtstunden, die es so in der Uni-Schule nicht mehr geben wird. Ein Beispiel ist die Leseförderung, die Hamburg mit 108 Stunden in der Grundschultafel umsetzt. Andere Länder wollen auch den Erfolg, setzen aber keine weiteren Stunden dafür ein, sondern erwarten, dass sich gleiche Ergebnisse bei unter 100 Pflichtstunden einstellen … und kürzen damit die Stundentafel zusätzlich.

Man muss also bei einem Schulversuch schon zum Ausdruck bringen, dass man sich zwar bemüht, bestimmte Parameter abzubilden, aber auch öffentlich eingestehen, dass man vieles nicht abbilden kann, z.B. zufällige Zuordnung der Schüler:innen, oder ehrlich sagen, dass man erheblich mehr Personal und Unterstützung hat, als es an Regelschulen üblich ist.

Erst danach kann man sagen: unter diesen Bedingungen ist es möglich, Schule anders zu gestalten.
Dann können andere Länder diese Umgestaltung zulassen, müssten aber eben auch den Rahmen neu stecken.
Andernfalls braucht es neue Schulversuche, die die Umsetzung anderer Organisation ermöglichen, obwohl es die allgemeine Schülerschaft mit weit weniger engagierten Eltern ist und eine Unterrichtsversorgung von vielleicht 90% ( die hier derzeit der Durchschnitt ist ist).

Lehrkräfte suchen dieses „Aber“, weil sie es leid sind, dass immer gleiches gefordert wird, ohne je auf die Bedingungen zu schauen.

Alese20
3 Monate zuvor
Antwortet  Palim

Ich glaube, da liegt der Hase im Pfeffer: “Lehrkräfte suchen dieses „Aber“, weil sie es leid sind, dass immer gleiches gefordert wird, ohne je auf die Bedingungen zu schauen.”

Niemand erwartet, dass LuL gute Ergebnisse bei wirklich miesen Rahmenbedingungen erzielt. Jeder halbwegs realistische Mensch weiß, dass unter den jetzigen Umständen nicht viel zu erreichen ist. Ich sehe dieses Schulexperiment nicht als Druckmittel an, sondern auch als Erprobung, was ES BRAUCHT (und d.h. natürlich auch mehr Personal), um gute Ergebnisse erzielen zu können. Als Chance, dass sich irgtendwann endlich etwas ändert und mehr in die Bildung investiert und/oder anders verteilt wird (bspw. warum muss eigentlich jedes verdammte Bundesland das Rad immer neu erfinden – viel ineffizienter geht es echt nicht).

Palim
3 Monate zuvor
Antwortet  Alese20

Niemand erwartet, dass LuL gute Ergebnisse bei wirklich miesen Rahmenbedingungen erzielt.“

Eben doch.
Dazu hatte ich die Beispiele angefügt.
Es werden immer neue Leistungsvergleiche eingesetzt, nie aber wird erhoben, wie die Schule in den vorangegangenen 5 Jahren ausgestattet war, wie die Personalversorgung war, wie viele Stunden wirklich realisiert werden konnten.

Gerne wird auf Erfolge verwiesen, ein Leseband muss her. Nie aber wird es abgeglichen mit der Anzahl der Pflichtstunden, den zur Verfügung stehenden Fördermöglichkeiten, zusätzlichem Personal außer Lehrkräften, zusätzlichen Maßnahmen zum Unterricht etc.

Es wird erwartet, dass jede Schule mit gleich welchen Schüler:innen gute Leistungen darstellen kann, dabei wird nicht auf die Versorgung geschaut und auch nicht auf die 1000 Baustellen in der Schülerschaft, die täglich mit bewältigt werden müssen. Schon gar nicht reagiert man mit mehr Sozialpädagog:innen oder Schulpsycholog:innen und trotz umfassender Inklusion ist die Versorgung mit Sonderpädagog:innen seit mindestens 15 Jahren eine Mangelverwaltung – damit fehlen in der Regel Ansprechpartner:innen für die zieldifferente Beschulung und die Lehrkräfte in den Kollegien helfen sich selbst, weil ihnen und den Kindern sonst keiner hilft.

Ich kenne keine Veröffentlichungen, in denen dargestellt wurde, dass Schulen trotz 80%-Versorgung mit vielen Hilfskräften und Konstrukten den Schulbetrieb aufrecht erhalten konnten und Schüler:innen einigermaßen im Rahmen beschulen konnten.

Es gibt Reportagen über Lehrkräfte, Quereinsteiger:innen in Ausbildung oder Journalist:innen im Selbstversuch an Regelschulen, die den Alltag zeigen. Aber das hat nicht dazu geführt, dass Schulen besser ausgestattet werden.

Stattdessen wird auch hier behauptet, an Regelschulen würden Lehrkräfte Befehlsempfänger sein und Einzelkämpfer, es gäbe keine Absprachen und keine offenen Formen beim Lernen.
Dem ist aber nicht so.
Regelschulen funktionieren, gerade weil das Team zusammenhält und sich unterstützt, trotz aller Widrigkeiten.

Natürlich hätte ich auch gern das Doppelte an Personal, das würde sehr vieles sehr viel einfacher machen. Aber das Land schafft nicht einmal eine 100%-Versorgung, fehlende Stellen werden nicht mit höherem Prozentsatz aufgefangen, ein Fehl in der Versorgung führt nicht zu einer Überversorgung im kommenden Jahr, zusätzliche Professionen soll es geben … aber nicht in den Schulen selbst.

Wir stellen uns als Schule gerne zur Verfügung, die Arbeitsbelastung zu erheben und dann den Unterschied zu messen, wenn Doppeltes Personal, Schulpsychologinnen, Sozialpädagoginnen und weitere Personen das Team stärken. Das hätte man an jeder Regelschule erheben können.

Alese20
3 Monate zuvor
Antwortet  Palim

Da gebe ich Ihnen recht. Vermutlich reichte das nicht als Forschungsthema – kann ich nur vermuten…

Alese20
3 Monate zuvor
Antwortet  Alese20

Natürlich braucht es das, sonst haben sie kein Argument für mehr Personal. Außerdem ist es immer gut, mehrere Konzepte je nach Klientel in der Hinterhand zu haben, um die Schule entsprechend zu konzipieren.

Palim
3 Monate zuvor
Antwortet  Alese20

Nachtrag, um es besser kommentieren zu können:

Dazu kommt, dass die kleinen Verbesserungen niemand sieht und sehen will.

DaZ-Material im Baukasten-System für individuelles Lernen der Kinder ohne Deutschkenntnisse und Alphabetisierung steht bei 4teachers. Jahrelang erprobt, angepasst ergänzt, verbessert. Das interessiert Verlage nicht, es interessiert auch die DaZ-Koordinator:innen nicht, weil kein Verlags-Stempel drauf ist (außer Verlage Kupfer Material 1:1 ab und verkaufen es dann).

Genauso gibt es viele kleine Schritte an sehr vielen Schulen durch Lehrkräfte, die sich jeden Tag mit ihrem Team um die allgemeine Schülerschaft kümmern.
Das sieht aber niemand, es ist populärer zu schreiben, dass der Schulversuch und die Privatschulen toll sind, was ausdrückt, dass Segregation hilft, nicht aber die Unterstützung der Schulen mit besonderen Herausforderungen

Es wäre wichtig, auch mal zu schreiben dass die allgemeinen Schulen trotz einer schlechten Versorgung, ohne Schulsozialarbeiter:innen, Schulpsycholog:innen, Sonderpädagog:innen die Inklusion umsetzen und den Laden am Laufen halten, ganz ohne finanziellen Schub und Uni im Hintergrund.

Alese20
3 Monate zuvor
Antwortet  Palim

“Es wäre wichtig, auch mal zu schreiben dass die allgemeinen Schulen trotz einer schlechten Versorgung, ohne Schulsozialarbeiter:innen, Schulpsycholog:innen, Sonderpädagog:innen die Inklusion umsetzen und den Laden am Laufen halten, ganz ohne finanziellen Schub und Uni im Hintergrund.” – Da stimme ich zu – das wäre viel wertschätzender.

Alx
3 Monate zuvor

Und das alles schaffen die bei 850 Schülern mit läppischen 60 Pädagogen, 20 Erzieherinnen und nur 45 Studierenden.

Sehr eindrucksvoll.

Dejott
3 Monate zuvor

Der Schulversuch mag ein Erfolg sein. Und natürlich sind dort wichtige Erkenntnisse der Reformpädagogik aufgenommen.
Auf Sachsen selbst ist die Wirkung gleich Null. Die CDU Sachsen setzt auf die Basics ihres Parteibuches: Frühe Teilung, Kopfnoten,Sitzenbleiben, viele Zensuren und…und..und…
Ändern wird sich hier gar nichts. Egal wie groß die Erfolge der Universitätsschule auch sein mögen.

Palim
3 Monate zuvor
Antwortet  Dejott

Das erklärt vielleicht auch, warum die Schule in Dresden als außergewöhnlich gesehen wird. In anderen Ländern gibt es durchaus eine Menge anderer Schulformen mit unterschiedlichen pädagogischen Konzepten.

ed840
3 Monate zuvor
Antwortet  Dejott

Damit scheint man im Vergleich zu den anderen Bundesländern mit Ausnahme von Bayern bisher nicht mal schlecht gefahren zu sein. Zumindest was die statistisch gemessen Durchschnittsleistungen bei den bundesweiten Bildungsverleichen, die Prozentanteile “low performer” und die Punktabstände zwischen Schüler*innen ohne/mit Migrationshintergrund angeht.

https://www.news4teachers.de/2021/03/studie-gegliedertes-schulsystem-staerkt-die-bildungsgerechtigkeit/

ed840
3 Monate zuvor
Antwortet  Dejott

Interessant wäre wie die Schüler aus Sachsen bei PISA 2022 separat ausgewertet wohl abgeschnitten hätten. Ich würde die viel drauf wetten, dass sie in Europas Spitzengruppe lägen. Würde die Stichprobe dann noch so aussehen wie z.B. in DK oder SWE etc. , lägen sie vermutlich auch vor Estland.