Gute Noten für Deutschlands spannendsten Schulversuch, die Universitätsschule Dresden

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DRESDEN. Es ist wohl Deutschlands spannendster Schulversuch: In Dresden testen Stadt und TU mit der Universitätsschule ein einzigartiges Konzept mit mehr Flexibilität und Freiheit. Die Ergebnisse sind positiv – wie eine wissenschaftliche Kommission nun festgestellt hat.

Im Video (draufklicken) präsentiert die Universitätsschule ihr Konzept. Foto: Screenshot

Die Dresdner Universitätsschule als bundesweit einmaliges Projekt geht mit Rückenwind ins sechste Jahr. Die Zwischenbilanz nach einem Drittel des auf 15 Jahre angelegten Schulversuchs ist sehr positiv, auch bei der Struktur- und Evaluationskommission aus Bildungswissenschaftlern. Professor Martin Heinrich von der Universität Bielefeld in Nordrhein-Westfalen plädiert bereits jetzt dafür, den Versuchsstatus der Schule zu entfristen und sie dauerhaft zu behalten.

Positive Zwischenbilanz nach einem Drittel

Auch Schulleiterin Maxi Heß und die wissenschaftliche Leiterin des Projekts, Anke Langner, ziehen eine positive Zwischenbilanz. Lernstandserhebungen zeigten, dass die Entwicklung der Schülerinnen und Schüler in Mathematik, Lesen und Schreiben nicht abweiche, sagt die TU-Professorin. Dabei werde an der Schule nicht ständig geübt, sondern auf Projektarbeit und selbstreguliertes Lernen gesetzt. In Zeiten des Lehrermangels sei dieser Weg auch für andere Schulen «hochinteressant».

Die ersten Abschlussprüfungen von Schülern seien ebenfalls ein Erfolg gewesen – acht Jugendliche machten im Juni den Hauptschulabschluss, zwei davon mit Einser-Notendurchschnitt und Auszeichnung (News4teachers berichtete).

Die Universitätsschule Dresden ist ein Gemeinschaftsprojekt von Stadt und Technischer Universität (TU). An der öffentlichen und kostenfreien Gemeinschaftsschule werden seit 2019 unter wissenschaftlicher Begleitung neue Formen des Lehrens und Lernens erprobt und dabei klassische Reformansätze aus der Montessori- und Freinet-Pädagogik sowie von Jenaplan vereint.

Das Konzept setzt auf Beziehung statt Erziehung, individuelle Lernwege, Talententfaltung, Eigenverantwortung, Mitbestimmung und Selbstverwirklichung.

Interesse von Eltern und Lehrkräften anhaltend groß

Aktuell lernen rund 800 Kinder und Jugendliche an der besonderen Einrichtung im Dresdner Süden – nun auch in der Stufe 10. Sie kämen «über lange Strecken lustbetont und freudvoll in die Schule», berichtete Schulleiterin Hess.

Für das gerade begonnene Schuljahr 2024/2025 gab es so viele Anmeldungen wie nie. Aufgenommen wurden 150 Schüler, darunter 76 Erstklässler. Und auch das Interesse von Lehrkräften ist laut Langner groß. Es gebe einen deutlichen Trend, sich an die Unischule versetzen oder abordnen zu lassen.

Das Dresdner Modell sei noch immer «äußerst vielversprechend» und mit der Theorie-Praxis-Verschränkung einzigartig unter den Schulversuchen bundesweit, sagte der Bielefelder Bildungswissenschaftler Heinrich.

Der Unterschied mache sich vor allem an den Fähigkeiten fest, die neben der Norm erlernt würden: Dazu zählten Eigenständigkeit, Kreativität und lösungsorientierte Arbeitsformen. Auch Demokratieförderung und das Aushandeln von Konflikten in humanen Formen stehe im Fokus.

Eine Herausforderung indes sieht der Wissenschaftler in der Ausstattung der Schule. Der zugesagte Neubau lasse wohl länger auf sich warten, hieß es von Schulleiterin Hess und Projektleiterin Langner.

So werde weiter bis Stufe 6 im Container unterrichtet, danach in einem unsanierten Schulgebäude aus DDR-Zeiten, mit nur einem Labor für die Naturwissenschaftten, zudem fehlen Werkräume und eine Küche. Und auch eine ordentliche Turnhalle gibt es nicht – nur die Grund- und Mittelstufe hat eine Einfeldhalle als Provisorium. «Der Sportunterricht ist eine Riesenbaustelle.»

“Die Universitätsschule Dresden verfügt als öffentliche Schule über genau dieselben Ressourcen wie jede andere Schule der Stadt”

Unterstellt wird oft, dass ein solches Modellprojekt als Leuchtturm mit besonderen Mitteln ausgestattet wird. Dazu hat die Universitätsschule selbst auf News4teachers Stellung bezogen. «Die Universitätsschule Dresden verfügt als öffentliche Schule über genau dieselben Ressourcen wie jede andere Schule der Stadt. Diese werden allerdings anders verteilt. Möglich ist dies durch die digital gestützte Shculorganisation. Die Entwicklung der schuleigenen Lern- und Schulmanagementsoftware wird aus Drittmitteln finanziert, die vom Forschungsprojekt eingeworben wurden», so heißt es. News4teachers / mit Material der dpa

Hier geht es zu einem Interview, das News4teachers mit der wissenschaftlichen Leiterin der Universitätsschule, Prof. Anke Langner, geführt hat.

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Küstenfuchs
10 Monate zuvor

Mir als Mathematiker stört an solchen Jubelartikeln über angeblich großartig laufende Schulversuche immer Folgendes: Es mag ja sein, dass hier gute Abschlüsse erzielt werden, aber es werden folgende Fragen nicht beantwortet:

  • Wir in der Schule auch inklusiv unterrichtet, d.h. sind Kinder mit Beeinträchtigungen in den Unterricht eingebunden?
  • Ist der Migrantenanteil ebenso hoch wie an den umliegenden Schulen?
  • Ist die soziale Durchmischung ebenso wie an den umliegenden Schulen?
  • Ist der Anteil an Elternhäusern, die sich absolut nicht um die schulische Laufbahn ihrer Kinder kümmern, ebenso hoch wie der landesweite Schnitt?

Ich vermute, dass (nicht nur, aber) besonders die letzte Frage negiert werden muss, weil alleine die Anmeldung an einer Schule mit einem besonderen Konzept von Eltern die Beschäftigung damit erfordert. Und wenn das so ist, dann sind Ergebnisse zur durchschnittlichen Leistung der Kinder an dieser Schule nicht einmal das Papier wert, auf dem sie stehen.

Universitätsschule Dresden | TU Dresden
10 Monate zuvor
Antwortet  Küstenfuchs

Diese Fragen werden auf der Webseite des begleitenden Forschungsprojekts beantwortet. Die Demographie wird regelmäßig veröffentlicht:
https://tu-dresden.de/gsw/unischule/forschung-an-der-universitaetsschule#section-4

“An der Universitätsschule Dresden ist es das Ziel eine repräsentative Schüler:innenschaft in Bezug auf die Bevölkerung der Stadt Dresden abzubilden. Die Zusammensetzung der Schüler­:innenschaft im Schuljahr 2023/24 wird hin­­sicht­­lich der Verteilung auf die Jahr­gänge, dem Geschlecht, dem schulischen- bzw. dem berufs­­bil­den­den Abschluss der Eltern und hinsichtlich der Herkunfts­spra­che beschrie­ben. Details zur Zieldemographie finden Sie in den Informationen zum Konzept der Universitätsschule Dresden.
Die Universitätsschule Dresden hat keinen festen Schulbezirk. Der Bericht enthält erstmals eine Übersicht zur Verteilung der Wohnorte der Schülerinnen und Schüler nach Postleitzahl im Dresdner Stadtgebiet und angrenzenden Ortschaften.”

Mathelehrer86
10 Monate zuvor

Ich finde es gut, dass die Universitätsschule das Ziel einer repräsentativen Schülerschaft für Dresden hat und die Demographie regelmäßig veröffentlicht.

Tabelle 4 der aktuellen Demographie (https://tu-dresden.de/gsw/ressourcen/dateien/universitaetsschule/publikationen/Demographie_Universitaetsschule_Dresden_2023_24.pdf?lang=de) entnehme ich, dass an der Universitätsschule lediglich 5 % der Eltern keinen Berufsabschluss haben, in Dresden hingegen 18 %. An der Universitätsschule haben (ca.) 50 % der Eltern einen (Fach-)Hochschulabschluss, in Dresden hingegen nur 30 %.

Daraus folgt, dass das Ziel einer repräsentativen Schülerschaft für Dresden bisher deutlich verfehlt wurde. Vor diesem Hintergrund sehe ich es nicht als Erfolg an, bei den Lernstandserhebungen lediglich durchschnittliche Ergebnisse vorweisen zu können.
Interessant wäre zudem die Lernentwicklung im Vergleich zu anderen Dresdner Schulen, worüber ich auf die Schnelle keine Daten finden konnte. Falls solche verfügbar sind, würde ich mich über eine Verlinkung sehr freuen!

Ich finde dennoch den Weg der Universitätsschule spannend, insbesondere im Hinblick auf Lernziele, die in Lernstandserhebungen nicht abgefragt werden und auch kaum abprüfbar sind und wünsche für die kommenden Jahre alles Gute sowie spannende Erkenntnisse. Ich kann mir gut vorstellen, dass hieraus wertvolle Impulse für andere Schulen hervorgehen.

Steffi
10 Monate zuvor
Antwortet  Küstenfuchs

Hallo Küstenfuchs,

zu Ihren Fragen:

– es gibt Kinder mit Behinderungen und Erkrankungen
– es gibt Stammgruppen für ukrainische Kinder, die dieses Jahr integriert werden; ansonsten gibt es weitere Kinder mit Migrationshintergrund
– die Schule bildet die Bevölkerung der Stadt Dresden ab und somit ist es eine Durchmischung
– keine Ahnung wie hoch der Landesanteil ist, aber es gibt definitiv Eltern die kein großes Interesse zeigen; die Schule gewählt haben weil sie in der Nähe ist

Der Artikel wurde nicht von der Schule selber geschrieben, sondern von einer Newsseite. Ich sehe darin keinerlei Jubelartikel.

Noch Fragen, dann schauen Sie doch bitte auf folgenden Seiten nach:
https://tu-dresden.de/gsw/forschung/projekte/weitere-forschungsprojekte-an-den-fakultaeten/unischule

https://universitaetsschule.org/

oder
statten der Schule einen Besuch ab.

Viele Grüße
von einer zufriedenen Mutter

Realist
10 Monate zuvor

“Gute Noten für eigene Studien: Bildungsforschende (sic!) pläderien für Erhalt ihrer Spielwiese!”

Katze
10 Monate zuvor
Antwortet  Realist

So ist es. Die bildungspolitische und bildungsideologische Spielwiese wird immer größer, bunter und blumiger.
“Und auch das Interesse von Lehrkräften ist laut Langner groß. Es gebe einen deutlichen Trend, sich an die Unischule versetzen oder abordnen zu lassen.”
Bei vielen MINT-Lehrkräften der Generation X gibt es diesen Trend nicht. Die haben bei derartigen Publikationen eher ein flaues Gefühl in der Magengegend und wollen auf mancher Spielwiese partout nicht mehr mitspielen. Schon gar nicht freudvoll und lustbetont.

Lisa
10 Monate zuvor
Antwortet  Katze

Na doch. Die Schülerschaft ist motiviert. Vermutlich haben sie schon ein gutes Gefühl, wenn ihre Bewerbung angenommen wird.
Das ist nicht nur die halbe, das ist die ganze Miete.

Universitätsschule Dresden | TU Dresden
10 Monate zuvor
Antwortet  Realist

Diese “Spielwiese” ist eine Schule für Dresdner Familien, die hier innovative Lehr-Lernformate und Schulorganisation unterstützt von der TU Dresden erproben, tatsächlich mit Erfolg und ohne zusätzliche Ressourcen. Mit einer digital gestützten Schulorganisation und neuen Konzepten kann zum Beispiel auch dem aktuellen (und zukünftigen) Lehrermangel begegnet werden. Das große Interesse von Eltern, Lehrkräften und auch anderen Schulen an diesen Konzepten bestätigt die geleistete Arbeit. Schauen Sie es sich gern genauer an: tud.de/gesw/unischule

vhh
10 Monate zuvor

“Ermöglicht wird die weitere Aufbauarbeit auch durch zusätzliche Ressourcen im Rahmen der Schul-und Unterrichtsentwicklungsarbeit. So können mit Einverständnis der Landesschulbehörde LaSuB seit dem Schuljahr 2023/24 Lehrerarbeitsvermögen flexibler budgetiert und schulbezogenen Anrechnungsstunden geleistet werden.”
“Bei der 4. Sitzung seit Gründung der Kommission wurde das innovative architektonische Konzept für den Schulneubau für die wachsende Schüler:innenschaft vorgestellt.”
Quelle: Website des begleitenden Forschungsprojekts
Auch eingeworbene Drittmittel des Forschungsbereichs helfen natürlich indirekt (sie verwenden selber immer die Formulierung ‘nicht direkt’, sehen das also vermutlich).
Ich habe nichts gegen zusätzliche Finanzierung bzw Ressourcen, auch nicht gegen einen passgenauen Neubau. ‘Seht mal, wie toll das funktioniert’ ist aber kein fairer Vergleich mit anderen Schulen. ‘Wir haben die gleichen Voraussetzungen’ – das bedeutet, übersetzt in Öffentlichkeitsarbeit, wenn alle wollten, könnten sie auch. Für mich ist das die übliche bildungswissenschaftliche Blindheit gegenüber dem realen Alltag. Vielleicht gibt es da noch einen positiven Effekt durch Kontakt mit echter Schule.
Ich arbeite an einer Schule mit sehr engagiertem Kollegium, aber ist an der Uni klar, wie stark die Schulleitung die Atmosphäre beeinflusst? Innovation, Projekte, gerne, wenn es für einen Presseartikel reicht. Schülerorientierte Details, Bürokratieabbau – das läuft doch, war schon immer so, könnte ja jeder kommen. Wie viele Lehrkräfte machen nur noch mehr oder weniger gut ihren Job, wie sieht das im Kollegium in Dresden aus, vermutlich etwas anders? Es gibt Klassen, da ist die zur Schau gestellte Einstellung ‘Null Bock’ eine Überlebensstrategie, da gibt es Eltern, die das nicht interessiert. Unwahrscheinlich, dass diese Eltern ihr Kind speziell an dieser Schule anmelden, sie werden die nächstgelegene wählen. Ein Schulversuch ist bei allem Bemühen nicht mit tausenden regulären Schulen zu vergleichen. “Wir haben schwierige Bedingungen, aber erreichen die gleichen Ergebnisse und sind stolz darauf”, das ist doch zu wenig! Der Maßstab sollte nicht die Gesamtheit aller sächsischen Schulen sein, dann wäre das Ergebnis nur ‘eine Synthese aus Montessori, Freinet und Jenaplan funktioniert nicht schlechter’. Der Anspruch von Reformpädagogik sollte aber eine Veränderung zum Besseren sein,

Canishine
10 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Zum ersten Satz: Und das kann nur die besagte Schule aufgrund ihres Konzepts für sich in Anspruch nehmen? Ich stimme zu, dass Abschlüsse und Vergleichsarbeiten nicht die vollständigen Leistungen einer Schule abbilden, aber warum müssen sich dann Regelschulen an anderen Maßstäben messen lassen als die Universitätsschule?
Zum Zitat von Prof. Schleicher: Der Dienstleistungsgedanke hat sich tatsächlich in die Schule eingeschlichen bzw. er wurde etabliert, sich manifestierend in teils absurden Forderungen und Erwartungen an Lehrer und Schule. Damit ist die pädagogische Arbeit schwerer geworden. Das dürfte man gerne wieder etwas einschränken.

Katze
10 Monate zuvor
Antwortet  Canishine

“Der Dienstleistungsgedanke hat sich tatsächlich in die Schule eingeschlichen bzw. er wurde etabliert, sich manifestierend in teils absurden Forderungen und Erwartungen an Lehrer und Schule. Damit ist die pädagogische Arbeit schwerer geworden.”

So ist es. Zum Dienstleistungsgedanken, welcher sich eingeschlichen hat, wurden wir in der Methodik und im Qualitätsanspruch unseres Faches bevormundet und genötigt den Leistungsgedanken langsam aber stetig ausschleichen zu lassen.
Schule wurde und wird sukzessive als Wohlfühlveranstaltung verklärt, bei der jeder alles können und erreichen soll und der Niveauverlust so weiter aktiv befeuert.
Begriffe wie „Wir sind eine Schule für alle“ und „Schule ist ein Wohlfühlort“ mutieren in den Regelschulen zu immer leistungsfeindlicheren Zu- bzw. Umständen und verdrängen sukzessive Begriffe wie “sich Mühe geben” „sich richtig anstrengen“ oder gar „etwas Besonderes leisten“. 

KuK , die sich diesem Weichspülgang und einer fehlinterpretierten Chancengleichkeit im Anforderungs- und Leistungsbereich sowie auch der Vergabe inflationärer Bestnoten verweigerten, wurden von einem Teil der gymnasialen Schüler- und Elternschaft zunehmend als Zumutung empfunden. Ich betone – gymnasial!!!!
Schule und Lernen müssen doch stets lustbetont und freudvoll funktionieren. (Mit dieser Meinung bitte an Uni-Schulen anmelden.)
Nein müssen sie nicht. Lernen als Wissenserwerb, Verstehen und Begreifen sind harte Arbeit, die jeder Jugendliche selbst leisten muss.

Wir reagieren müde und ernüchtert auf neue Innovationen vom Elfenbeinturm und zeitgeistkonforme “spannende” Schulversuche.

Canishine
10 Monate zuvor
Antwortet  Katze

Immerhin, auch der Dienstleistungsgedanke ist halt ein Leistungsgedanke.
Leider nehmen die Dienstleistungen Zeit in Anspruch, die eigentlich an anderer Stelle besser eingesetzt wäre, aber na ja, dann gibt es halt (frei nach Zierer) nur Fastfood.

vhh
10 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Sie gehen davon aus, dass motiviertes, selbstbestimmtes Lernen aus eigenem Antrieb im Regelsystem grundsätzlich nicht möglich ist, sonst wäre das allein nicht schon eine Verbesserung. So pauschal ist das eine mutige These. Es ist nicht überraschend, dass ein unterfinanziertes, mit Zusatzaufgaben überfrachtetes System wenig Kapazitäten für Innovation und Kreativität hat. Wäre es unter guten Bedingungen immer noch so unzureichend? Da fangen die Mutmaßungen an.
Mir ist aus dem Zitat nicht klar, welche Leistungen Schulabschlüsse nicht abbilden: Austausch und Teamarbeit der Lehrkräfte? Kreative Unterrichtskonzepte? Beispiele dafür finden sich in jeder Schule. Im Zitat findet sich kein Bezug zu Kompetenzen der SchülerInnen, damit auch kein Bezug zur Leistungsbewertung.
Das Projekt Universitätsschule misst sich selbst mit den Maßstäben des Regelsystems:” Lernstandserhebungen zeigten, dass die Entwicklung der Schülerinnen und Schüler in Mathematik, Lesen und Schreiben nicht abweiche…” oder “Die ersten Abschlussprüfungen von Schülern seien ebenfalls ein Erfolg gewesen – acht Jugendliche machten im Juni den Hauptschulabschluss, zwei davon mit Einser-Notendurchschnitt und Auszeichnung”
Wenn andere Maßstäbe angelegt werden sollen, meinetwegen gerne, dann gehen diese Aussagen aber an den eigentlich relevanten Kernthemen vorbei.

vhh
10 Monate zuvor

Auch in Sachsen ist die Reaktion auf Lernstandserhebungen meist ‘schockierendes Ergebnis’. Jetzt wird festgestellt, dass die ‘Entwicklung nicht abweicht’ und das als Erfolg verkauft, wäre mir für ein Projekt, das innovativ Verbesserungen aufzeigen soll nicht genug.
Wartet doch lieber, bis in fünf Jahren echte, aussagekräftige Ergebnisse vorliegen (die ersten acht Abschlüsse..), jeder der etwas von Schule versteht, kann das nachvollziehen. So wirkt es auf mich wie ein selbstproduzierter Hype, wo Ergebnisse für sich sprechen sollten. Eigentlich ist es wie in der Medizin: wer hilft hat recht.
Die Softwareentwicklung über Forschungsdrittmittel ist übrigens de facto eine zusätzliche Finanzierung, auch wenn sie nicht im Schulbudget erscheint und diese Software wird dann auch verwendet.
Die Laborschule Bielefeld gibt es jetzt seit 50 Jahren, wissenschaftlich begleitet, interessante Ergebnisse. Wie viele dieser Ergebnisse wurden auf das Schulsystem insgesamt übertragen? Ein Dauerversuch sollte kein Selbstzweck werden.
Die Evaluierungskommission kann also nach 1/3 der geplanten Zeit schon empfehlen, so weiterzumachen, weil das Projekt immer noch äußerst vielversprechend ist. Es liefert im messbaren Bereich (Lernstand) gleiche Ergebnisse, ok, das kann dann wohl nicht der Vorteil sein. Es müssen also die ‘Fähigkeiten neben der Norm’ sein, die deutlich besser sind. Grundsätzlich ist ‘neben der Norm’ etwas frech, das steht auch für andere Schulen auf dem Programm. Woran wird dieser Vorsprung erkannt? Wird an anderen Schulen auch so intensiv begleitet oder beruht der Vergleich auf Hörensagen? Soft skills – subjektive Bewertung.
Sie kommen ‘über lange Strecken’ freudvoll und lustbetont zur Schule…Haben wir etwa an anderen Schulen 90% Schulverweigerer?
Hört auf mit den Jubelmeldungen aus dem eigenen Blickwinkel und wartet echte Ergebnisse ab, das wäre Wissenschaft. Vielleicht auch verfolgen, wie AbsolventInnen sich später entwickeln, soziales Engagement, Selbstregulierung, kreative Berufe…

Katze
10 Monate zuvor
Antwortet  vhh

“Hört auf mit den Jubelmeldungen aus dem eigenen Blickwinkel und wartet echte Ergebnisse ab.”
Volle Zustimmung!
Spannendster Schulversuch!
Für mich und meine MINT-Kollegen ist es zunehmend spannend in Sachsen zu versuchen, unser bisheriges fachliches Niveau zu halten.
Adäquate und angemessene Leistungsanforderungen, das Einfordern von Leistungsbereitschaft und Anstrengung sorgen zunehmend bei einem Teil der gymnasialen (nur lustbetont lernen wollenden) Schülerklientel dafür, dass von freudvoll und lustbetont über weite Strecken keine Rede sein kann. Das wird für viele einfach zu anstrengend.
Verweigern wir dann den Low-Performern noch die guten Noten und bemühen uns um ein realistisches Feedback, dann wird es auch für uns im täglichen Kerngeschäft z.B. in der Auseinandersetzung mit aufgeregten Eltern richtig “spannend”.
Einfach die fachlichen Anforderungen der Abschlüsse von Oberschulen und Gymnasien
(Abitur) weiter senken, dann hätten auch wir die Chance freudvoller, unangestrengter und noch lustbetonter auszubilden.

Gelbe Tulpe
10 Monate zuvor
Antwortet  Katze

Angeblich sinkt der IQ ja seit einiger Zeit wieder (negativer Flynn-Effekt). Von daher wäre es tatsächlich eine Leistung, wenn die Schülerleistungen nicht sinken würden.

Canishine
10 Monate zuvor

„Lernstandserhebungen zeigten, dass die Entwicklung der Schülerinnen und Schüler in Mathematik, Lesen und Schreiben nicht abweiche, sagt die TU-Professorin. Dabei werde an der Schule nicht ständig geübt, sondern auf Projektarbeit und selbstreguliertes Lernen gesetzt. In Zeiten des Lehrermangels sei dieser Weg auch für andere Schulen «hochinteressant».“
Bedeutet das, dass man als Lehrer weniger Arbeit hat oder dass man weniger Lehrer braucht? Das wären natürlich wesentliche Qualitätsmerkmale einer zeitgemäß guten Schule.

Unfassbar
10 Monate zuvor
Antwortet  Canishine

Selbstreguliertes Lernen setzt eine sich selbst regulierende Schülerschaft voraus. Mit solchen Schülern kann man die Selbstregulation auch sein lassen und fachlich viel tiefer als heute unterrichten.

Katze
10 Monate zuvor
Antwortet  Unfassbar

So ist es. Wir würden es heute gern (wieder) tun. Der Trend geht aber leider weg von ernsthafter fundierter (tiefer) fachlicher Bildung.

Sokrates
10 Monate zuvor
Antwortet  Katze

Es hindert Sie niemand daran, fundierter und tiefgehend zu unterrichten. Aber vermutlich gehen Sie lieber den bequemeren Weg und beschweren sich lieber hier und im Lehrerzimmer bei Gleichgesinnten, als die Schüler von Ihrer Auffassung zu überzeugen.

Katze
10 Monate zuvor
Antwortet  Sokrates

Ein abgespeckter verbindlicher Lehrplan und reduzierte Stundenzahlen hindern mich.

Lisa
10 Monate zuvor
Antwortet  Sokrates

Mit zwei Drittel von Schülern, die schlecht Deutsch sprechen und sehr verhaltensauffälligen Inklusionskindern? Viel Glück!

Alx
10 Monate zuvor

Das Projekt ist nicht gut gelaufen, wenn “Lernstandserhebungen zeigten, dass die Entwicklung der Schülerinnen und Schüler in Mathematik, Lesen und Schreiben nicht abweichen”

Die Leistungen müssten allerdings deutlich besser sein, weil die Kinder zu der Schule aktiv angemeldet werden müssen. Damit wird bereits eine Vorauswahl der Schülerschaft getroffen und die völlig unmotivierten, problematischen Familien bleiben außen vor.

“Etwa 10% der Schülerinnen und Schüler sprechen neben Deutsch eine weitere Erstsprache.”
Quelle: https://universitaetsschule.org/faq/

Das ist ein sehr hoher Anteil an Schülern, die bei Schuleintritt bereits deutsch können. In anderen Städten ist das exakt umgekehrt.

Die Schule wird zusätzlich von BUF-, FSJ- und sicher auch von studentischen Hilfskräften unterstützt.

Das fehlt bei anderen Schulen, die zusätzlich eine ungefilterte Schülerschaft haben und trotzdem gleiche Entwicklungsstände produzieren.

Susanne
10 Monate zuvor
Antwortet  Alx

Die Schülerschaft wird so ausgewählt, dass sie die gesellschaftliche Durchmischung abbildet, und eben nicht die “problematischen Familien” ausschlossen werden. Freundliche Grüße

DerechteNorden
10 Monate zuvor

Warum gibt es eigentlich keinerlei Infos zur Elternklientel?

Lisa
10 Monate zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Auf der Website: ” Eine enge Kommunikation zwischen Eltern und Schulleitung ist beim Übergang oder Eintritt gewünscht”. Ähem, ja….

Universitätsschule Dresden | TU Dresden
10 Monate zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Diese Fragen werden auf der Webseite des begleitenden Forschungsprojekts beantwortet. Die Demographie wird regelmäßig veröffentlicht:
https://tu-dresden.de/gsw/unischule/forschung-an-der-universitaetsschule#section-4

„An der Universitätsschule Dresden ist es das Ziel eine repräsentative Schüler:innenschaft in Bezug auf die Bevölkerung der Stadt Dresden abzubilden. Die Zusammensetzung der Schüler­:innenschaft im Schuljahr 2023/24 wird hin­­sicht­­lich der Verteilung auf die Jahr­gänge, dem Geschlecht, dem schulischen- bzw. dem berufs­­bil­den­den Abschluss der Eltern und hinsichtlich der Herkunfts­spra­che beschrie­ben. Details zur Zieldemographie finden Sie in den Informationen zum Konzept der Universitätsschule Dresden.

Die Universitätsschule Dresden hat keinen festen Schulbezirk. Der Bericht enthält erstmals eine Übersicht zur Verteilung der Wohnorte der Schülerinnen und Schüler nach Postleitzahl im Dresdner Stadtgebiet und angrenzenden Ortschaften.“

DerechteNorden
10 Monate zuvor

Vielen Dank!

Lera
10 Monate zuvor

Ca. 2/3 der Eltern: Abitur

Ca. 1/3 der Eltern: Realschule

Hauptschule: 39 von 1300 Elternteilen (=3%)

Warum klappt es denn soooo dermaßen schlecht mit der repräsentativen Verteilung?

DerechteNorden
10 Monate zuvor
Antwortet  Lera

Im Vergleich zu Gymnasien ist das wohl repräsentativ.
Ich vergleiche das natürlich mit meiner Schule (GemS mit Oberstufe), wo die Eckdaten andere sind.
Wir haben auch einige sehr interessierte und engagierte Eltern, jedoch werden es immer weniger, weil wir eine ganz andere Klientel als noch vor 15 Jahren haben.
Tatsächlich probieren wir gerade etwas Neues aus, was die Eltern, die Dreh- und Angelpunkt sind, viel mehr einbinden soll. Ich bin selbst gespannt, wie gut das funktioniert.

Lera
10 Monate zuvor

PS: Ohne Schulabschluss/Förderschulbesuch ist euch nicht mal eine Kategorie wert?

Sehr inklusiv. Ähem.

Gelbe Tulpe
10 Monate zuvor

Projektarbeit und selbstorganisiertes Lernen gibt es an meiner Schule auch schon seit über 15 Jahren, ebenso an den Nachbarschulen. Verbessert haben sich die Leistungen allerdings nicht, eher das Gegenteil. Wer nicht so einseitig unterrichtet und stattdessen Frontalunterricht mit selbstständigem Arbeiten abwechselt, erreicht bei uns bessere Schülerleistungen, als es die Kollegen erreichen, die fast ausschließlich offene Unterrichtsformen einsetzen.

Gibsnet
10 Monate zuvor

Interessant. Schaut man sich das Video an und vergleicht das mit den Aussagen des Artikels, dann erkennt man einige Widersprüche.

Anscheinend ist in diese Projektschule ordentlich Geld investiert worden. Der per Video präsentierte Unterrichtsraum ist alles andere als baufällig. An den Whiteboards klebt buntes Papier, das sich eine eine normalausgestattete Schule nicht leisten mag. Das normale Schuljahresetat der größeren Schule in Dresden liegt bei knapp 20000Euro. Wer sich mit schulischen Ausgaben beschäftigt wird schnell sehen, dass das Etat keine Spielereien wie buntes Papier zulässt. Auch die Raumgröße und sonstige Ausstattung (siehe u.a die Ablagemöglichkeiten) spiegeln nicht die den Normalzustand Dresdener Schulen wieder. Weiter: Das Hauptgebäude wurde anscheinend bereits kernsaniert, wie man auch von der neuen äußeren Fassade vermuten kann.

Von den Containerklassenräume sieht man leider wenig. Ich vermute aber, dass auch hier höherwertige Container zur Verfügung gestellt werden und nicht die bekannten grauen schlecht isolierten Dinger. Wenn ich nun auch noch die Anzahl der Container zähle, dann ist offensichtlich, dass die Projektschule mehr Platz als andere Dresdener Schulen anbietet. Ein Blick auf die Luftaufnahme der Schule bestätigt meine Aussage.

“Die Universitätsschule Dresden verfügt als öffentliche Schule über genau dieselben Ressourcen wie jede andere Schule der Stadt”

Diese Aussage ist unglaubwürdig. Ich wette, dass das Schuletats deutlich über 50000Euro liegt.

Uwe
10 Monate zuvor
Antwortet  Gibsnet

Wetten ist fast das gleiche wie wissen.

Steffi
10 Monate zuvor
Antwortet  Gibsnet

Weder wurde das Bestandsgebäude kernsaniert noch gibt es Sonderausstattungen. Gehen Sie doch mal die Unischule besuchen und schauen Sie sich das Gebäude an. Da werden Sie sehen dass die Toiletten zu wünschen übrig lassen, die Fassade eine Katastrophe ist sowie die Fenster noch einglasig. Da wurde nichts gemacht. Wenn Sie wirklich wissen wollen, wo viel Geld reingesteckt wurden ist, dann schauen Sie sich die neu gebauten Schulen an. Ich finde es immer wieder schwierig, wenn über ein Schulversuch so geschimpft wird, aber niemand sich jemals die Mühe gemacht hat, sich die Schule von innen anzugucken. Meckern und motzen geht immer. Besonders bei Sachen die der Mensch selbst nicht kennt.

DerechteNorden
10 Monate zuvor
Antwortet  Steffi

Okay, schön wäre es aber, etwas über die Elternklientel der Schule zu erfahren.
Es macht nämlich einen gewaltigen Unterschied, ob das Menschen sind, die sich mit der Art der Bildung, die ihre Kinder erfahren, auseinandersetzen und ihre Kinder dahingehend erziehen Schule und Lernen wertzuschätzen, sich anderen gegenüber freundlich zu verhalten …
Nein, das ist an sehr vielen Schulen leider eben nicht Standard.
Ich bin immer froh, wenn ich aus einer bestimmten Gegend Kids in meine Klasse kriege, weil dort Kids mit solchen Eltern leben.

Susanne
10 Monate zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Die Durchmischung der Schülerschaft nach gesellschaftlichem Abbild bringt automatisch eine gemischte Elternschaft mit sich. Außerdem kann sich jedes Dresdner Kind aus allen Stadtgebieten bewerben, so dass kein spezielles Einzugsbebiet vorliegt.

Universitätsschule Dresden | TU Dresden
10 Monate zuvor
Antwortet  Steffi

Vielen Dank! Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, sich weitergehend zu informieren. Ein guter Einstieg ist der Medienspiegel auf der Schulwebseite universitaetsschule.org/presse und der TUD-Projektwebseite tud.de/gsw/unischule/presse.

Mathias Böttinger
10 Monate zuvor
Antwortet  Gibsnet

Ein Lehrbuch kostet jenseits der 10€, dazu 1 Arbeitsheft für knapp unter 10€ ergibt pro Klasse (28 Kinder) 560€ Kosten pro Schulfach und Jahr.

Die Universitätsschule investiert das Geld aber seit Tag 1 eher in alternative Lernmaterialien, verzichtet vielfach auf Arbeitshefte und tausende Arbeitsblätter.

Und schon ist auch buntes Papier drin. (Auch wenn ich noch nie an einer Schule gearbeitet habe, die sich kein farbiges Papier leisten konnte)

Canishine
10 Monate zuvor

Grundsätzlich gibt es für mich nichts einzuwenden, ein solches Konzept einmal wissenschaftlich begleitet umzusetzen und langfristig Erfahrungen zu sammeln. Dazu gehört gerne auch eine ausreichende Finanzierung, selbst wenn diese höher als bei anderen Schulen liegen sollte. Eine neutrale Auswertung kann dies auch im Nachhinein feststellen und ihre Schlüsse daraus ziehen.
Zur wissenschaftlichen Begleitung und Auswertung gehört für mich aber auch eine gewisse Unvoreingenommenheit und die fehlt mir z.B. im Video und in der Außendarstellung, einschließlich der medialen Präsentation. Dies gilt besonders in der Abgrenzung zur traditionellen Schule und deren Unterricht.
Auch in einer 30er Klasse kann man Kontakt zu seinen Schülern bekommen, auch wenn man frontal vor den Kindern sitzt. Man kann eine (weitgehend) entspannte Lernatmosphäre zusammen mit den Schülern erschaffen (auch ohne sich als Lehrer mit den Schülern zu duzen), konzentriert arbeiten, sich gegenseitig unterstützen. Man kann auch im Klassenraum als Lehrer die Rolle des Moderators und Begleiters ausfüllen, mal mehr, mal weniger, je nachdem, was nötig ist. Gerade in einer Gruppe von 30 kann man sich als Schüler im Gespräch und der Diskussion üben, respektvoll zurücktreten oder auch mal mutiger nach vorne treten (mit Übung, Ermunterung, Ermahnung usw.). Und man kann auch gemeinsam einen Lehrplan erfüllen, mit Flexibiltät, Erklärungen und Motivationshilfen.
Deshalb sehe ich Darstellungen, die tendenziell abwertend auf die traditionelle Schule schauen (“Schule aus dem letzten Jahrhundert“, „nicht mehr zeitgemäß“, usw.), ohne letztlich schon nachgewiesen zu haben, dass sie es wirklich besser machen, kritisch, zumal mit diesen Darstellungen die Arbeit von 1000en von Kolleginnen und Kollegen verunglimpft wird (man sollte sich also nicht unbedingt über Reaktionen hier im Forum wundern).
Man kann die Ideen von solchen Projekten sicherlich anregend aufgreifen: Wie lässt sich der Klassenverband zeitweise auflösen und in anderen Formen arbeiten? Wie lässt sich vorstrukturiertes Material erstellen und/oder nutzen? All das tun aber viele Schulen schon, nur eben schrittweise, nicht komplett von Bewährtem/Gewohntem loslassend.

Canishine
10 Monate zuvor
Antwortet  Canishine

Vielleicht ergänzend:
Gibt es eigentlich eine, wissenschaftlich begleitete und unterstützte, Modellschule mit Klassengrößen kleiner 15-20, ausreichend Personal (z. b. für Teamteaching, Sozialarbeit, psychologische und medizinische Unterstützung, Verwaltungsarbeit, Toilettenreinigung, …)?
Oder eine ganz konservativ mit Handyverbot, eingeschränkter Mediennutzung, Schuluniform und inhaltsorientierten Lehrplänen?

H. F.
10 Monate zuvor
Antwortet  Canishine

Für letztgenannte Schule würde ich auch 500€ Schulgeld im Monat zahlen. Hier in meinem Umfeld würden die Eltern die Türen zur Anmeldung einrennen…

Lera
10 Monate zuvor
Antwortet  H. F.

Fragen Sie sich mal, warum diese Nachfrage kaum/kein Angebot generiert.

Maximales Schulgeld für GS in SH liegt bei 150 Euro/Monat (soziale Selektion und so).

Konzept muss besonders sein, aber eigentlich das Gleiche bieten wie staatliche Schulen.

Es gibt kein Schlupfloch – außer für die Elite-Internate, die es schon immer gab, weil es die schon immer gab.

Lisa
10 Monate zuvor
Antwortet  Lera

Ein Schlupfloch, von dem ich weiß, sind deutsche Auslandsschulen. Sie sind Gemeinschaftschulen und führen bis zum Abitur, das Schulgeld überschreitet allerdings die 150 Euro im Monat bei weitem . Außerdem wird oft noch ein Bonus verlangt, eine Art Einstiegsgeld.
Das Kind erwirbt nebenher noch kulturelle Kompetenzen, eine sichere Fremdsprache und sein Abschluss wird in Deutschland vollumfänglich anerkannt. Gehobenes Umfeld. Also wer die Möglichkeit hat….

Katze
10 Monate zuvor
Antwortet  H. F.

Ich würde auch gern an einer Schule arbeiten, die der letztgenannten entspricht.
An einer Schule an welcher “Lernen lernen” nicht zum Inhalt (Selbstzweck) wird, sondern an welcher das Lernen auch noch fachliche Inhalte auf angemessenem Niveau haben darf.
Das alles hatten wir in Sachsen Mitte der 1990er Jahre. SuS, welche sich freudvoll den höheren Leistungsanforderungen stellten und fachliche Tiefe nicht als “Zumutung” empfanden, gab es damals an Gymnasien auch in höherer Zahl.

Susanne
10 Monate zuvor
Antwortet  Canishine

“Deshalb sehe ich Darstellungen, die tendenziell abwertend auf die traditionelle Schule schauen (“Schule aus dem letzten Jahrhundert“, „nicht mehr zeitgemäß“, usw.), ohne letztlich schon nachgewiesen zu haben, dass sie es wirklich besser machen, kritisch…”
1. Ich konnte in dem Artikel keine Tendenz der Abwertung der traditionellen Schulen erkennen.
2. Darf man meines Erachtens durchaus bestimmte Kritikpunkte am traditionellen Schulsystem benennen, auch ohne bereits eine bessere Lösungen parat zu haben. Das ist doch der normale Weg von Reflexion und Innovation: Mängel erkennen… neue Wege beschreiten/versuchen… Neue Erfolge festhalten.

Canishine
10 Monate zuvor
Antwortet  Susanne

Zu 1: Stimmt, sage ich jedoch auch (im Zitat) nicht.
Zu 2: Man darf demnach aber auch neue Konzepte bzw. deren Darstellung kritisch sehen, während sie ausprobiert werden.

Sokrates
10 Monate zuvor

Es ist immer wieder erschreckend, wie manche Lehrkräfte hier im Forum neue Ideen schlechtreden und/oder hinterfragen, ohne konstruktiv zu werden.
Es sei denn, dass man die typische “früher war alles besser”-Attitude im Kombination mit gut zwischen den Zeilen erkennbarer Veränderungsunwilligkeit für den besten Weg hält, Schüler auf eine disruptive Zukunft vorzubereiten.
Neue Ideen sind zwar auch nicht per se besser, aber es darf bezweifelt werden, dass ein alleiniges Beharren auf “alten” Ideen noch sehr zukunftsfähig ist.

DerechteNorden
10 Monate zuvor
Antwortet  Sokrates

Mein Punkt ist, dass leider nicht auf die Zusammensetzung der Schüler*innenschaft eingegangen wird.
Es macht nämlich DEN Unterschied. Uns hilft nicht, wenn das Projekt ganz toll läuft und alle Expert*innen fordern, dass so an allen Schulen gearbeitet werden sollte, wenn die meisten Schulen so aufgrund ihrer Klientel gar nicht funktionieren würden.
Ich glaube, dass Schulen, die die entsprechende Klientel haben, so arbeiten können. Wenn nicht, dann nicht.

Neue Ideen, wie man Durchschnittskinder (durch Konsum wenig konzentrationsfähig; allg. ich-bezogener; …) und Kids mit herausforderndem sozialen Hintergrund sinnvoll beschult, kriegen wir irgendwie nie präsentiert. Nur solche, die für eine bestimmte Klientel geeignet sind, werden vorgestellt. Das frustiert uns hier.

Susanne
10 Monate zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Die Schülerschaft (Eltern, familiäre Situationen) wird nach bestimmten Kriterien ausgewählt, um die Gesellschaft in ihrer Zusammensetzung zu repräsentieren. Außerdem dürfen sich alle Schüler aus dem Stadtgebiet bewerben und nicht nur aus dem Bezirk (der ja bildungsnah oder wohlhabend sein könnte). Informationen dazu findet man in vielen Medienauftritten der Schule.

uesdW
10 Monate zuvor
Antwortet  Sokrates

Es ist doch schön, wenn der Schulversuch so gute Noten bekommt. Aber das isr doch nahezu bei allen “Schulversuchen” so, dass die Betrachtung und Bewertungen in der Regel zu guten Ergennissen führen. (Ansonsten müsste der Versuch ja abgebrochen werden. Die Schule könnte ja dann zu den regulären Bedingungen weitergeführt werden, aber die Forschungsgelder (siehe die Unterstützer auf der Seitet) wären dann weg)

Letztendlich wird es ja spannend, was aus dem Schulversuch in die Fläche gegeben und umgesetzt wird.
– verpflichtendes gemeinsames Frühstück und Mittagessen für alle Schüler (siehe Elternvereinbarung)
– Sponsoring durch Unternehmen (technisches Equipment und Betreuung)
– betreuendes Personal, das sich nicht aus der Universitätsschiene bedient
– Entwicklung eigener Software ( mal schaun, ob die in dei Fläche geht?.)
…..

Letztendlich wird es auch immer eine Ressourcenthema sein, dass den Unterricht beeinflusst.

Und zu guter letzt, die Schülerschaft.
Wie schon geschrieben, müssen sich die Schüler (und damit die Eltern) bewerben. Allein beim Begriff Universitätsschule vermute ich, dass das einige Eltern gar nicht in Erwägung ziehen, andere sehr wohl animiert, ihrer Kinder dort anzumelden.
Lt. der Schulseite wurden 75 von 160 Schüler ausgewählt. Ich konnte zumindestens nicht erkennen, wie die Auswahl der 75 erfolgte. Ob somit Klassenverbände geschaffen werden, deren Zusammensetzung einer Regelschule entspricht, kann man nicht sagen. Kommen wir allerdings zum Punkt 1 der Elternvereinbarung, dafür zu sorgen, dass Kinder lernwillig zum Unterricht erscheinen ( ich interpretier das mal so), habe ich schon mal meine Zweifel.

Daher stellt sich nicht nur die Frage, was besser ist, sondern auch irgendwann die Frage, was lässt sich davon wirklich in der Fläche umsetzen, womit wir wieder bei den Ressourcen wären.

Universitätsschule Dresden | TU Dresden
10 Monate zuvor
Antwortet  uesdW

In eine dpa-Meldung passen leider nicht alle Informationen aus 5 Jahren Schulversuch 😉 Alle Informationen zur Auswahl der Schüler:innenschaft finden Sie auf der Projektwebseite, zum Beispiel in der aktuellen News zum Schuljahresbeginn: tud.de/gsw/unischule

Canishine
10 Monate zuvor
Antwortet  Sokrates

Ich glaube eher, dass viele Kollegen hier die Sorge haben, dass man ihnen ein (ideologisch gefärbtes) Konzept verkaufen und überstülpen will und sie bei der Umsetzung in der Realität allein gelassen werden.

H. F.
10 Monate zuvor
Antwortet  Sokrates

Ich lese etwas anderes.

Hier wird Kantinenköchen eingeredet, dass sie — mit ihrem wenigen Geld und sehr durchschnittlichen Rohmaterial — ein 5-Gang-Menü aus dem Sternerestaurant für ganz Deutschland nachkochen könnten, wenn sie denn nur wollten. Zum Beweis haben sich die Sterneköche das in einem Feldversuch selbst bestätigt und wollen den weiterführen, weil das so viel Spaß macht.

Die müden Kantinenköche riechen den Braten… es ist ja nicht der erste dieser Art.

Mal im Ernst: schickt die Sternköche aus dem Elfenbeinturm in die Schulkantinen, dort haben Kinder Bildungshunger!

Katze
10 Monate zuvor
Antwortet  H. F.

Jawohl, wir riechen den zunehmend faden Braten ohne Biss. Immer öfter wird uns auch übel.

Viele Grüße von den sehr müden Kantinenköchen an Sachsens Gymnasien

MB aus NRW
10 Monate zuvor

Ich begrüße alle Schulversuche, die etwas anderes machen als immer mehr immer heterogene Kinder – am besten noch Inklusionskinder (natürlich ohne jede Hilfe und Unterstützung) in vielen zu engen Klassenräume zusammenpferchen und den Lehrkräften sagen “muss eben so” und wenn es nicht gut läuft, wird Hattie wieder herangezogen und gesagt, Heterogenität und Gruppengröße wären keine Faktoren, nur die Beziehung!
Wie so oft muss man hier jetzt auch nicht zwangsläufig alles hinterfragen und gucken, ob nicht doch bessere Bedingungen vorherrschen.
Auswerten (und zwar so neutral wie es geht), Schlüsse ziehen und dann vor allem wirklich nach den Schlüssel handeln, wäre wünschenswert…

Lisa
10 Monate zuvor
Antwortet  MB aus NRW

Das wird in dem Moment leider nicht geschehen, in dem es mehr kostet.

Universitätsschule Dresden | TU Dresden
10 Monate zuvor
Antwortet  MB aus NRW

Danke! An vielen Stellen in Deutschland machen sich Schulen und Schulträger auf den Weg, um Antworten auf die aktuellen Herausforderungen zu finden. Der Schulversuch Universitätsschule Dresden ist nur einer davon, der von vielen Kolleg:innen im Bundesgebiet bei der Schulentwicklung unterstützt wird. Wir sind dankbar für die gute Kooperation und den Erfahrungsaustausch. Dazu gehört auch die Bestätigung von Profis, die sich mit der Schule der Zukunft beschäftigen, dass im Konzept der Universitätsschule Dresden viele wichtige Bausteine für eine zeitgemäße und inklusive Bildung gut durchdacht sind und entsprechend umgesetzt werden. Mit der enstprechenden Ausstattung für Schule und Forschungsstelle wäre dies leichter zu leisten …

Und alle Eltern und Lehrkräfte wählen diese Schule freiwillig. Das scheinen einige Kommentator:innen hier nicht zu bedenken 😉

Lisa
10 Monate zuvor

Das ist sogar der wichtigste Punkt. Ansonsten ist Schule ja eher eine Art Zwangsgemeinschaft. Die Kinder gehen, weil sie müssen, die Lehrer haben auch keine große Auswahl.
Viele Kommentatoren schreiben doch genau das: Mit motivierter Schülerschaft geht alles. Vermutlich auch jede Methode. Man könnte auch wie im alten Rom auf Wachstafeln schreiben.

Pädagogische Fachkraft
10 Monate zuvor

Ein Fehler in dem Artikel oben: Die ersten 8 Schüler gingen mit Hauptschulabschluss im Juni von der Schule ab, nicht mit Realschulabschluss. Und wenn die Leistungen nur so sind wie in anderen Schulen, obwohl laut Beschreibung oben zusätzliche Drittmittel eingesetzt wurden, dann ist das kein Grund zu so viel Selbstlob.

Universitätsschule Dresden | TU Dresden
10 Monate zuvor

Das ist tatsächlich ein Fehler in der Meldung. Die ersten Hauptschulabschlüsse waren sogar so gut, dass ein Teil der Schüler:innen sich nun weiter auf den Realschulabschluss vorbereiten kann.

Die Drittmittel werden für die Forschung eingeworben und fließen nicht direkt in die Schule. Die wissenschaftliche Begleitung unterstützt jedoch die Schulentwicklung als ko-konstruktiven Prozess. So arbeiten Schule und Forschungsstelle in einer großen Schulgemeinschaft zusammen an der Umsetzung des Konzepts für eine Schule der Zukunft.

Aus den Zitaten spricht weniger Selbstlob als eher der Stolz, trotz schwieriger Bedingungen die Schülerinnen und Schüler gut begleiten zu können und vorzubereiten auf ein Leben nach dem Abschluss. Die Schule stellt die Bedingungen bereit, aber lernen müssen die Kinder und Jugendlichen noch immer selbst. Eine zufriedene, gelöste und motivierte Schülerschaft zeigt, bestätigt die Pädagog:innen darin, diese neuen Wege zu gehen.

Universitätsschule Dresden | TU Dresden
10 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Vielen Dank 🙂

Mitlesende Mutti
10 Monate zuvor

Ich habe auch schon Berichte über diese Schule gesehen. Dort hieß es, die Kinder würden so ausgewählt, dass sie einem repräsentativen Bild der Gesellschaft entsprächen. Erstmal positiv, dennoch findet wohl vorher schon eine Selektion statt. Wer sein Kind dort hinschicken will, hat entweder ein anderes Verständnis von Bildung und ist somit dem Thema sehr zugewandt, elterliches Interesse und Support somit wohl vorhanden, oder das Kind passt nicht in eine 08/15-Schule, kommt dort wegen seines Verhaltens oder den Leistungsansprüchen nicht klar.

Ich selbst würde mir diese Schule für meine Kinder sehr gerne genauer ansehen, da beide unter dem starren Gleichschritt-System leiden und nicht in ihrem flotteren Tempo lernen können. Sollte das aber in Larifari ausarten und Faulheit als individuelle Lernenentwicklung à la „alles-zu-seiner-Zeit“-Mumpitz ausarten, dann wäre es nichts für uns als Familie.

Liebe Lehrkräfte, gerne mal hinschauen und überlegen, was davon den Kindern an eurer Schule gut täte. Und statt sich über Ablagefächer aufzuregen…. Ganz ehrlich, wenn daran besserer Unterricht scheitern sollte, finden sich sicher Eltern, die das für andere mitfinanzieren, die es sich nicht leisten können. Was haben wir nicht schon alles im Verein finanziert bekommen, von Turngeräten bis Fahrten.

Universitätsschule Dresden | TU Dresden
10 Monate zuvor
Antwortet  Mitlesende Mutti

Der Schulförderverein FVUS.org, getragen von sehr engagierten Eltern, ermöglicht auch an der Universitätsschule Dresden vieles, wofür es keine öffentlichen Gelder gibt. Ein ganz wichtiges Beispiel sind die Frühstückspatenschaften, denn die Kosten für das verpflichtende Frühstück werden vom Teilhabepaket nicht abgedeckt. Für alle Kinder ein ausgewogenes und gemeinsames Frühstück zu ermöglichen, ist eine langfristige Aufgabe. Vielen Dank an dieser Stelle an die engagierten Eltern!

Ina
10 Monate zuvor

Ich höre oft das Wort Schulversuche.
Projektarbeit,Flexibilität, selbstständiges Arbeiten, Demokratiebewußtsein usw.das sind alles Dinge die äußerst wichtig sind. Warum erst Versuche starten. Warum nicht gleich ein Konzept erarbeiten und loslegen.
Ich habe als Eziehein in einer Ganztagsschule und in einer öffentlichen Grundschule mit Doppelnutzung gearbeitet.Die Unerschiede waren emenz.
Das päd.Personal muss bereit sein konstruktiv zu arbeiten und alle Ressourcen der Lehrer und Erzieher müssen genutzt werden.

Ernst
10 Monate zuvor

Habt Ihr die Laborschule von Hartmut von Hentig an der Universität Bielefeld vergessen?

Dejott
10 Monate zuvor

Ich finde eher witzig, das Deutschlands spannenster Schulversuch in Sachsen stattfindet. Wer die sächsische CDU und deren Beton-Konservativismus kennt weiß, dass es natürlich nur bei einem Schulversuch bleiben wird.

Heuwägelchen
10 Monate zuvor

“Lernstandserhebungen zeigten, dass die Entwicklung der Schülerinnen und Schüler in Mathematik, Lesen und Schreiben nicht abweiche”, sagt die TU-Professorin.

Wovon nicht abweiche?

Von den Lernerfolgen in der “normalen” Schule?

Dann ergibt eine derartige Umstrukturierung keinen Sinn.

Bei viel Einsatz und deutlich weniger Einsatz (diesen Unterschied scheint es im Betreuungsschlüssel und auf der Beziehungsebene zu geben – großes Wunder!)
kein Abweichen?

Heißt das, normal ist genau so gut oder
Projekt ist genau so schlecht?

Auf die Ergebnisse bezogen?

Dass es deutlich andere und unterschiedliche Kompetenzentwicklungen gibt, glaube ich sogar unbesehen.