Verschiebung der Oberstufenreform: „Klug“ – aber noch nicht ausreichend? 

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DÜSSELDORF. In NRW soll die gymnasiale Oberstufe umfassend verändert werden. Die Reform wird nun um ein Jahr verschoben. Die Schulen wünschen sich mehr Zeit für die Vorbereitung. Lehrerverbände begrüßen den Schritt – aber…

“Umfassende Modernisierung”: Dorothee Feller, Schulministerin von NRW. Foto: Bezirksregierung Münster

Der nordrhein-westfälische Lehrerverband begrüßt die Verschiebung der Oberstufenreform. Dass die Reform ein Jahr nach hinten geschoben wurde, um den Schulen mehr Zeit zur Vorbereitung zu geben, sei klug, sagte Lehrerpräsident Andreas Bartsch der «Rheinischen Post». «NRW hat mit Blick auf die neuen Prüfungsformate nachgezogen. Bis auf Bremen und Hamburg haben jetzt alle Länder das fünfte Abiturfach eingeführt», so Bartsch weiter.

Die GEW begrüßt die geplante Reform im Grundsatz, warnt allerdings vor Überlastung der Lehrkräfte. «Dies ist unbedingt zu verhindern, denn die KollegInnen in den Schulen arbeiten längst am Limit. Neue Prüfungsformate, Projektkurse und komplexe Leistungsnachweise brauchen Zeit, Unterstützung und vor allem bedarfsgerechte Ressourcen», erklärt die GEW-Landesvorsitzende Ayla Celik in einer Stellungnahme. Die Gewerkschaft fordert unter anderem Fortbildungen für neue Prüfungsformate, Entlastung bei Erprobungsphasen und eine Einbindung der Lehrkräfte auch jenseits der Schulleitungsebene.

Laut Schulministerin Dorothee Feller (CDU) werden die Entwürfe der neuen Ausbildungs- und Prüfungsordnungen sowie der Kernlehrpläne bis zum Herbst fertiggestellt und innerhalb der Landesregierung abgestimmt. Danach durchlaufen sie noch die Verbändebeteiligung und das parlamentarische Verfahren.

Die Reform der gymnasialen Oberstufe in Nordrhein-Westfalen mit neuen Prüfungsformaten und einem fünften Abiturfach startet demnach ein Jahr später als zunächst geplant (News4teachers berichtete). Die neuen Regeln sollen erstmals für Schülerinnen und Schüler gelten, die im Sommer 2027 in die gymnasiale Oberstufe eintreten und 2030 ihr Abitur ablegen. Das hatte Feller (CDU) mitgeteilt. Zunächst war der Start der Oberstufenreform schon für Sommer 2026 ins Auge gefasst worden.

Das Ministerium kam mit dem Start im Schuljahr 2027/28 dem Wunsch vieler Schulen und Verbände nach mehr Vorbereitungszeit entgegen. Den Schulen bleibe ausreichend Zeit, um die neuen Abiturprüfungen vorzubereiten, so Feller. Zugleich rief sie die Schulen auf, die Zeit bis 2027 dafür zu nutzen, um zentrale Elemente der Reform wie etwa Präsentationen und Projektkurse zu erproben, bevor sie in neuer Form verbindlich eingeführt werden.

Neue Prüfungsformate, kürzere Klausuren

Schülerinnen und Schüler sollen in der Oberstufe in Zukunft mehr Möglichkeiten bekommen, in den Prüfungen ihr Können unter Beweis zu stellen. Dazu gehören zeitgemäße Prüfungsformate wie beispielsweise Präsentationen. Durch ein fünftes Abiturfach, das es in der Mehrzahl der Bundesländer schon gibt, sollen sich auch mehr Kombinationsmöglichkeiten von Prüfungsfächern ergeben. Zur Reform gehören auch verbindliche Projektkurse sowie zum Teil kürzere Klausurdauern.

«Wenn sich unsere Lebens- und Arbeitswelt zum Beispiel durch Digitalisierung und KI grundlegend ändert, dann müssen wir dem auch in unseren Schulen Rechnung tragen», sagte Feller. Mit der Oberstufenreform bekomme das Abitur eine umfassende Modernisierung.

Hintergrund der Pläne: Die Bundesländer wollen das Abitur in Deutschland vergleichbarer machen. Als einen Schritt in diese Richtung hatte die Kultusministerkonferenz der Länder (KMK) im Frühjahr 2023 eine Reform der «Vereinbarung zur Gestaltung der gymnasialen Oberstufe und der Abiturprüfung» beschlossen. Zuvor hatte das Bundesverfassungsgericht 2017 von den Bundesländern eine bessere länderübergreifende Vergleichbarkeit bei den Abi-Noten gefordert. News4teachers / mit Material der dpa

KMK-Oberstufenreform: Kultusminister loben sich selbst für Einigung beim Abitur

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5 Kommentare
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real_anka
3 Monate zuvor

Das wird ein Spaß: jeweils nach Ostern werden dann am Gymnasium und den Gesamtschulen zeitgleich laufen:

  • ZP-10,
  • Nachprüfungen zur ZP-10
  • ZK-EF,
  • Prüfungen des neuen 5. Abiturfachs,
  • Abitur im 1. bis 4. Fach,
  • Nachprüfungen zum Abirur
  • Normaler Unterricht mit Klassenarbeiten.

Auch um Ostern herum: noch VERA8
Wir freuen uns schon ganz dolle!
Das macht den Lehrer*beruf gaaanz sicher vieeeeel attraktiver!
Die Multiplikatoren, aka Referendar_innen, werden auch zu berichten wissen…

Noe
3 Monate zuvor

Bis 2030 wird ChatGPT perfekte Präsentation mit samt passenden Quellenverweisen erstellen können. Ich nehme mal an, dass das mit “Ihr Können unter Beweis stellen“ gemeint ist. Aber hey, vielleicht können wir bei der Vortragsform noch ein paar Pünktchen abziehen, wäre ja blöd, wenn alle 15 Punkte bekommen.

Kritischer Dad*NRW
3 Monate zuvor

“Zur Reform gehören auch verbindliche Projektkurse sowie zum Teil kürzere Klausurdauern.”
Da darf angezweifelt werden, ob damit die zukünftige “Qualität” eines Abiturs gesteigert wird. Multiple-Choice-Fragen würden zumindest den Aufwand für Korrekturen nebst Personal begrenzen.

real_anka
3 Monate zuvor

@Redaktion: Fellers Staatssekretär soll dem HPR gegenüber, angesprochen auf die Parallelität der von mir weiter oben angeführten Prüfungen, sinngemäß geantwortet haben: “Die Gym. sind doch mit durchschnittlich 103% Stellenbesetzung die personell am besten ausgestatten Schulen. Da sehe ich -oder wir- kein Problem“.
Das wäre doch auch seitens der Presse interessant, wie sich das MSB dazu ganz offiziell stellt. So von wegen Überlastung, Mehrarbeit etc., oder?

real_anka
3 Monate zuvor
Antwortet  real_anka

doch kein Thema für die Redaktion?