BERLIN. Droht das Ende des klassischen Fachunterrichts in Biologie, Chemie und Physik? Ein Vorschlag der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz sorgt derzeit für erhebliche Unruhe in der Bildungslandschaft: Ein „Verbundfach Naturwissenschaften“ könnte langfristig die Einzelfächer in der Sekundarstufe I ersetzen. Das ruft nun massiven Widerstand auf den Plan.

Der Streit um die Zukunft des naturwissenschaftlichen Unterrichts an Schulen hat eine neue Eskalationsstufe erreicht. Im Mittelpunkt: die Empfehlung der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK) der Kultusministerkonferenz, ein sogenanntes „Verbundfach Naturwissenschaften“ in der Sekundarstufe I zu prüfen – möglicherweise als Ersatz für den herkömmlichen Fachunterricht in Biologie, Chemie und Physik. Während die Kommission auf kohärentere Bildungsinhalte und verbesserte Übergänge in die Ausbildung abzielt, warnen führende Fachgesellschaften und der Deutsche Philologenverband (DPhV) eindringlich vor einer bildungspolitischen Fehlentscheidung mit fatalen Folgen.
In ihrem Gutachten „Kompetenzen für den erfolgreichen Übergang von der Sekundarstufe I in die berufliche Ausbildung sichern“ diagnostiziert die SWK tiefgreifende strukturelle Schwächen im naturwissenschaftlichen Unterricht. So heißt es: „Im Verlauf der Sekundarstufe I zeigt sich zudem ein deutlich ausgeprägter Rückgang des Interesses an Naturwissenschaften (insbesondere an Physik und Chemie). Nach wie vor fehlen Bildungsstandards, aber vor allem Mindeststandards für den Ersten Schulabschluss (ESA), welche die für berufliche und gesellschaftliche Teilhabe unverzichtbaren funktionalen Kompetenzen in den Naturwissenschaften ausweisen.“
Das Gutachten verweist auf Überlappungen und Inkohärenzen zwischen den Fächern und fordert ein kohärentes fachübergreifendes Kerncurriculum. Die SWK schlägt vor: „Ein solches Kerncurriculum könnte den Aufbau unverzichtbarer Kompetenzen entlang weniger zentraler fachspezifischer und fachübergreifender Konzepte sowie Denk- und Arbeitsweisen unter Einbeziehung technischer Perspektiven beschreiben.“
In diesem Zusammenhang wird in Empfehlung 10.5 konkret die Prüfung eines „Verbundfachs Naturwissenschaften“ angeregt – als mögliche langfristige Strukturmaßnahme: „Mittelfristig die Einführung bzw. den Ausbau eines Verbundfachs Naturwissenschaften oder eines Kooperationsmodells in der Fachgruppe Naturwissenschaften in der Sekundarstufe I prüfen (unter Beteiligung von Fachgesellschaften und Stakeholder:innen).“
DPhV warnt: „Bildungs- und Wirtschaftsstandort in Gefahr!“
Diese Empfehlung hat sofort heftige Reaktionen ausgelöst. Der Deutsche Philologenverband lehnt das Verbundfach strikt ab und warnt vor einem Rückschritt in der Bildungsqualität. In einer Pressemitteilung heißt es: „Ein solches ‚Verbundfach Naturwissenschaften‘ hat keine universitäre Bezugsdisziplin und ist deshalb für Lehrkräfte nicht studierbar.“
Die DPhV-Bundesvorsitzende Prof. Susanne Lin-Klitzing äußert sich unmissverständlich: „Wer auf die Fächer Biologie, Chemie und Physik verzichten will, schafft nicht nur den Bildungsstandort, sondern auch gleich den Wirtschaftsstandort Deutschland ab!“
Sie führt weiter aus: „Wir brauchen Profis in einem Fachunterricht, der die solide Basis für die Auseinandersetzung mit fächerübergreifenden, gesellschaftlichen Schlüsselproblemen ist, aber wir können für diese Auseinandersetzung doch nicht auf den zugrunde liegenden Fachunterricht verzichten!“ Besonders kritisch sieht der DPhV den Hintergrund der Empfehlung: „Mit einem ‚Verbundfach Naturwissenschaften‘ wird der Lehrkräftemangel in naturwissenschaftlichen Fächern kaschiert. Das hilft aber doch den Schülern und Schülerinnen nicht!“
Fachgesellschaften stellen sich geschlossen gegen das Verbundfach
Auch naturwissenschaftliche Fachgesellschaften haben sich in einer gemeinsamen Stellungnahme gegen das Vorhaben positioniert. Ihre Kernaussage: Ein „Verbundfach Naturwissenschaften“ sei aktuell „aus fachlicher, fachdidaktischer sowie bildungspolitischer Perspektive“ keine gute Idee.
Die beteiligten Organisationen sind:
- Verband Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin in Deutschland (VBIO)
- Fachsektion Didaktik der Biologie (FDdB) im VBIO
- Fachgruppe Chemieunterricht (FGCU) der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh)
- Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh)
- Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG)
- Gesellschaft für Didaktik der Chemie und Physik (GDCP)
Sie warnen: „Die Einführung eines solchen Faches würde die fachliche Tiefe der Einzelfächer und den systematischen Kompetenzaufbau gefährden.“ Zudem kritisieren die Gesellschaften, dass die Grundlagen für eine Einführung nicht vorhanden seien: „Bislang existiert auch keine belastbare Datenlage, die zeigt, dass ein ‚Verbundfach Naturwissenschaften‘ einen kohärenteren Kompetenzaufbau oder bessere Lernleistungen zur Folge hätte.“
Stattdessen fordern sie ein „Kooperationsmodell Naturwissenschaften“, das eine engere Zusammenarbeit der Fachlehrkräfte vorsieht, aber die einzelnen Fachprofile erhält. Die Kritik kulminiert in einem klaren bildungspolitischen Verdacht: „Ein Verbundfach kann schnell auf ein bildungspolitisches Sparmodell reduziert werden.“
Alternativen: Kooperation statt Fusion
Die Fachverbände machen konstruktive Vorschläge: Statt Fächer zu verschmelzen, solle deren Kooperation gestärkt werden – mit dem Ziel, zentrale Anliegen des SWK-Gutachtens dennoch umzusetzen: etwa forschend-entdeckendes Lernen, stärkere Kontextorientierung, Inklusion und sprachsensiblen Fachunterricht. „Dadurch können zentrale Anliegen des SWK-Gutachtens […] wirkungsvoll und qualitativ hochwertig weiterentwickelt werden.“ Sie fordern länderübergreifende Pilotprojekte, die „koordiniert“ und „ausreichend finanziell gefördert“ werden müssen. News4teachers
Hier geht es zum vollständigen Gutachten.









Natürlich kann man so LehrerInnen und Schulstunden einsparen. Aber auch Kenntnisse in diesen Bereichen.
“In ihrem Gutachten „Kompetenzen für den erfolgreichen Übergang von der Sekundarstufe I in die berufliche Ausbildung sichern“ diagnostiziert die SWK tiefgreifende strukturelle Schwächen im naturwissenschaftlichen Unterricht. So heißt es: „Im Verlauf der Sekundarstufe I zeigt sich zudem ein deutlich ausgeprägter Rückgang des Interesses an Naturwissenschaften (insbesondere an Physik und Chemie). Nach wie vor fehlen Bildungsstandards, aber vor allem Mindeststandards für den Ersten Schulabschluss (ESA), welche die für berufliche und gesellschaftliche Teilhabe unverzichtbaren funktionalen Kompetenzen in den Naturwissenschaften ausweisen.“”
Leben die eigentlich auf dem Mond, dass die nichts mitkriegen?!
In SH gibt es das bereits an den GemS und die Situation (“ausgeprägter Rückgang des Interesses an Naturwissenschaften”) ist trotzdem so. Das Interesse wird also nicht größer, nur weil man plötzlich das Fach “Naturwissenschaften” unterrichtet.
Was sich ändern würde, wäre, dass man z.B. keine Physik-LK in der Sek I bräuchte, sondern einfach Bio-LK einsetzen könnte. Und hier liegt wohl der Hase im Pfeffer.
Ich traue diesen Leuten jedenfalls keinen Meter über den Weg, wenn die solche Aussagen treffen.
Zitat:
“Im Verlauf der Sekundarstufe I zeigt sich zudem ein deutlich ausgeprägter Rückgang des Interesses an Naturwissenschaften (insbesondere an Physik und Chemie).”
Biologie wird von vielen SchülerInnen als viel leichter empfunden, das man durch stures Lernen erfolgreich bewältigen kann, bei dem man nichts kapieren muss,
Allerdings wählen in unserer Oberstufe die meisten Schülerinnen Physik (noch).
Das ist ja auch kein Wunder, da wird sich an Algorithmen orientiert und viel gerechnet. Ähnlich in der Chemie
Moment mal:
Algorithmen?
Regeln einhalten?
Rechnen?
Naja ich vermute hier hinter eine andere als die angegebene Motivation. Welche Vorteile hätte dies denn für für die Politik und oder den Träger?
-Der Lehrermangel ist besonders in den Fächern Chemie und auch in Physik sehr groß, wenn dies künftig die Biologielehrer mit übernehmen und Chemie auch von den Physikkollegen übernommen wird, löst man damit ein großes Problem.
-Der Träger kann drei Unterschiedliche Fachräume und Vorbereitungsräume zu einem zusammenlegen. Die Ausstattung der Fachräume ist meist ähnlich, so dass kaum Umbaumaßnahmen notwenig wären. Leerstände können minimiert werden, statt zum Beispiel 5 oder 6 Räumen dieser Kategorie reichen dann hinterher z.B. 3.
-Anschaffungen werden langfristig günstiger und der Umfang der Sammlungen deutlich abnehmen, auch das spart dem Träger Geld, ist aber schlecht für die Bildung.
Meine eigene Meinung:
Grundsätzlich finde ich Naturwissenschaftlichen Unterricht, wie er in NRW z.B. an Gesamtschulen stattfindet eigentlich ganz gut, ich habe auch einige NW Bücher zu Hause. Da ich selber in einem der Fächer angesiedelt bin, würde es mir zum Beispiel auch großen Spaß machen, häufiger mal über den Tellerrand zu schauen und es würde auch ein deutlich größeren Umfang an Unterrichtsmethoden bei mir zulassen.
Aber: Man muss sich auch bewusst sein, dass die Tiefgründigkeit der einzelnen Inhalte vermutlich abnehmen wird. Natürlich würde ich in den chemischen Bereichen niemals so gut sein, wie in meinem Kernfach …. die Frage ist natürlich heutzutage, ob das überhaupt noch notwendig ist, da ich eh mehr Erziehungs- als Unterrichtsarbeit leiste.
Schwierig wird es werden, da fast jede Realschule in NRW eines der drei Fächer als mögliches 4. Hauptfach hat, hierauf muss ich ehrlich sagen, hab ich natürlich überhaupt gar keine Lust, das würde bedeuten, dass man quasi an fast jeder Schule auch in einem der NW Fächer Klassenarbeiten usw. schreibt.
Es ist wirklich zum Mäuse melken: diese Fächerverbünde gab es “früher” auch in Baden-Württemberg. Dies hatte meiner Meinung nach auch den Grund, um den Lehrermangel in bestimmten Fächern zu vertuschen. Wenn es einen naturwissenschaftlichen Fächerverbund (Biologie, Chemie, Physik) gibt, muss Lieschen Müller als (hoffentlich) studierte Biologielehrerin auch physikalische und chemische Anteile unterrichten – der Lehrermangel in den Fächern Physik und Chemie ist damit behoben – hurra! Jedem sollte klar sein, dass damit auch ein Verlust der fachlichen Qualität einhergeht. Woher soll Lieschen Müller auch wissen, wie man physikalische Inhalte didaktisch aufbereitet? Im Fach Chemie geht es damit weiter, dass fachfremde Lehrpersonen dieses Fach mit den Experimenten (offiziell) gar nicht durchführen dürfen ohne entsprechende Ausbildung. Dass der Alltag anders aussieht, ist mir auch klar. Das Argument, dass man mit den tollen Fächerverbünden die Inhalte besser verbinden kann, lasse ich nicht gelten. Wenn eine Lehrkraft die Verbindung zu anderen Lebensbereichen herstellen kann, wird er dies vermutlich auch tun. Warum sollte ich als Physiklehrer nicht auch die Parallelen zu biologischen bzw. chemischen Lebensbereichen ziehen? Die aufgeführten Argumente des DPhV sind für mich zumindest daher voll nachvollziehbar.
So auch in SH – Spar- und Vertuschungsmaßnahmen und …. Mehrarbeit für die Lehrkräfte.
Ich kann Physik nicht, es fehlt auch schlicht das Interesse und damit auch die Begeisterung für Fach und Inhalt.
Hat schon seine Gründe, warum ich studiert habe, was ich studiert habe.
Sonst bitte – Einheitslehrer (wurde tatsächlich mal gefordert…) bei einer vollständigen Individualisierung von JEDEM, nur nicht von Lehrkräften.
Es wäre schön, wenn Lehrer ihr Studienfach nicht nur beherrschen, sondern andere dafür auch begeistern können würden. Dies ist aber alles andere als ein Automatismus. So können leider viele Mathematiklehrkräften, denen Mathematik in der Schule i.d.R. leicht fiel, nicht bis kaum nachvollziehen, dass bzw. wieso viele Schüler mit diesem Fach Probleme haben. Und das gilt auch für die anderen MINT-Fächer. Dafür verstehen sie sich dann gerne als Gatekeeper für höhere Bildungsabschlüsse. Das lässt sich hier im Forum immer wieder sehr schön beobachten.
Zum Thema: Naturwissenschaften als Unterrichtsfach halte ich für sie Unterstufe durchaus für sinnvoll, danach weniger. Allerdings scheinen insbesondere Chemie- und Physik-Lehrkräfte Probleme damit zu haben, fächerübergreifend zu unterrichten bzw. unterrichten zu wollen und begründen dies gerne mit fehlenden Fachwissen, was aber in der Unterstufe eigentlich kein Problem sein sollte. Von den Schülern wird dabei interessanterweise erwartet, alle MINT-Inhalte auf diesem Niveau zu beherrschen bzw. sich dieses anzueignen. Finde den Fehler.
Aber für Edutainment reicht die Gage nicht, folglich wird gegen Entgelt der Lehrplan exekutiert.
Ehrlich? Das Lehrergehalt ist nicht hoch genug, um Schüler auch für das selbst studierte Fach zu begeistern?
Ich hoffe sehr, Ihr Beitrag war Satire.
Täusche ich mich oder gab es das nicht bereits in BW mit dem Fächerverbund NWA (“naturwissenschaftliches Arbeiten”)?
Gab es – und von diesem Jahr ging es bergab mit unserer Sammlung: Materialverlust in nie dagewesener Höhe, weil auf einmal Jede und Jeder einen Schlüssel zu den Sammlungsräumen hatte.
Von diesem Almabtrieb hat sich die naturwissenschaftliche Ausstattung an meiner damaligen Schule nie wieder erholt… .
Ist es jetzt nach der Aufsplittung besser? Manchmal fand bei meinem Sohn wochenlang kein Chemieunterricht statt. Die Einzelstunde in Klasse 9 lag auf einem Donnerstag: Mal war Feiertag, mal war Ausflug, mal war die Lehrkraft krank, dann kamen die Ferien. Ideal fand ich das nicht.
Oder er wird durch einen anderen NaWi-Lehrer vertreten?
Also rein der “Personalausstattung” nach müsste das ja gehen. Ansonsten hat und hätte man grundlegend “zwei Teilgebiete” nicht belegt …
… Was kaum an der politischen Einrichtung eines Fachverbundes liegen dürfte, sondern an Managementfehlern innerhalb der Schule auf mehreren Ebenen (fachschaftsübergreifende Absprachen, Fachkonferenz Naturwissenschaften mit Absprachen zu curricularen Experimenten und Demonstrationsexponaten), Vereinbarung über Sammlungsverantwortliche, Protokollierung von Materialverbrauch etc. – kurz, alles, was in einer professionell geführten Sammlung auch bedacht würde, im Schulalltag aber hinten rüber fällt, wenn es nicht Priorität erhält (was von Schulleitungsseite, wenn es dann notwendig wird, zumindest kurzfristig für eine grundlegende Implementation honoriert werden sollte, selbst wenn es keine dauerhaft festgeschriebene Entlastung dafür geben kann). Hübsche Anekdote, trägt aber im Endeffekt nichts zur Diskussion bei.
Wir haben tatsächlich eine große “naturwissenschaftliche Sammlung”, die dann unterteilt ist in Biologie, Chemie und Physik. Grundsätzlich kann man das Material aber für alle drei Bereiche nutzen.
Wenn man ein Mal in der Oberstufe Gärröhrchen in der Chemie mit Gärröhrchen arbeitet und sie ein weiteres Mal in der Biologie nutzt, dann braucht man keine “Biologie-Gärröhrchen” und gesonderten “Chemie-Gärröhrchen“!
Die digitalen Multimeter aus der Physik lassen sich übrigens auch gut für Elektrochemie in der Oberstufe nutzen. Da braucht man nicht unbedingt einen zusätzlichen Satz “Elektrochemie-Multimeter” anschaffen.
Und wenn man eine Kupfersalz-Lösung in der Enzymatik braucht, haben wir keinen extra Schwermetallabfall-Kanister nur für Biologie.
Wichtig ist doch v.a., dass die Geräte am Ende wieder an die Stellen kommen, wo sie aufbewahrt werden…
Als Tipp:
Wenn Materialien wie Chemikalien verbraucht sind, gibt es immer ein Top-Argument: “Das steht auf der Liste für das Abitur mit Experiment“.
Damit bekommt man Nachbestellungen immer durch. Keiner will sich die Blöße geben, daran schuld zu sein, dass wir das Abitur mit Experiment nicht anbieten können…
Gab es. Dann gab es BNT in der Unterstufe (Bio verkuddelt mit Technik) und nun ab nächstem SJ wieder alles extra.
Uns wird es nicht langweilig!
„Ein Verbundfach kann schnell auf ein bildungspolitisches Sparmodell reduziert werden.“
Glückwunsch an die beteiligten Lehrkräfte… der tiefere Sinn wurde erkannt.
“Kann” bedeutet nicht automatisch ein “muss” oder”wird”. Dieser Defätismus ist nur noch destruktiv. Wer immer nur das Schlechteste für die Zukunft (und Gegenwart) sieht bzw. voraussetzt, sollte mMn nicht Lehrer sein bzw. werden. Und nein – Zynismus, Defätismus und Pessimismus sind keine gute Vorbereitung auf eine erfolgreiche Zukunftsbewältigung.
Allerdings steckt aktuell auch ein Teil Realismus hierin. Aus Erfahrungswerten der Vergangenheit.
Also: Staat/Land/Kommunen/Politik … Sollte hier vielleicht dann auch mal (erste) Zeichen von Aufarbeitungen setzen. Nämlich grundlegendes Fördern. Nicht nur fordern und streichen.
Auch wenn ich thematisch Verbundsfächern nicht abgeneigt bin.
Sehe ich hinter dieser Maßnahme in diesem Bezug ebenfalls leider eher Maßnahmen der Einsparung und “leichten Auswegen”. Schade.
Es ist wie immer. Leute die kaum oder nie unterrichtet haben und schon gar nicht das betreffende Fach, treffen Entscheidungen und Lehrer und Schüler baden es aus. Naturwissenschaften sind doch alle irgendwie gleich. In der Grundschule gibt es doch auch nur ein Sammelfach für sowas.
Je 2 Stunden Bio, Chemie und Physik werden zusammengefasst zu 4-6 Stunden kompetenzorientiert NaWi – von denen dann max. 4 Stunden erteilt werden. Wozu auch mehr? Sowas braucht doch nur jemand der später in diesem Bereich arbeiten wird. Für alle anderen ist Bio, Physik und Chemie doch völliger Quatsch.
Wann werden diese Vollpfosten von der KMK endlich angesetzt?
Wir können das Fach in der Sek1 ja “Sachkunde” nennen. In der Oberstufe von mir aus auch…
Der Bildungskatastrophe nächster Schritt.
Arbeite seit Jahren an einer Grundschule im Land Brandenburg, in der Unterricht im Fach “Naturwissenschaften” praktiziert wird. Es ist nichts Halbes und nichts Ganzes, die Themen werden aus Zeitgründen nur gestreift, nicht gefestigt, geschweige denn nachhaltig verstanden.
Bereits bei der berufsbegleitenden Fortbildung zu Einführung des o.g. Faches, fassten sich alle betreffenden Kollegen nur an den Kopf. Die Sinnhaftigkeit dieser Maßnahme war nicht erkennbar.
Und nun dieser Vorschlag, den FACHUNTERRICHT auch in der Sek l sterben zu lassen.
Ich halte diese Bildungspolitik nicht mehr aus!!!!!!
Warum dürfen Politiker und Juristen ungestraft so etwas Absurdes in die Welt setzen.
Mich hat keiner gefragt.
Nicht nur Sie wurden nicht gefragt. Ich bin mir sicher es wurde überhaupt kein Lehrer, egal an welcher Schulstufe, dazu befragt. Jeder, der wirklich Mal zwei Jahre vor einer Klasse bestanden hat erkennt sofort den Quatsch an solchen Vorschlägen.
V.a. solche Absolutierungen wie “jeder”, “kein” und “sofort” sind tatsächlich Quatsch. Als Akademiker(in) sollten Sie das eigentlich wissen oder merken Sie leider bereits nicht mehr, wie Sie damit sich, Ihre (Aus)Bildung und schlussendlich Ihre Meinung entwerten. Aber inzwischen scheint dies auch in einem Bildungsforum viele nicht mehr zu interessieren oder zu bemerken. Das hindert diese aber nicht daran, destruktiv und undifferenziert zu urteilen.
Wollen Sie allen Ernstes in der Grundschule bereits die Naturwissenschaften getrennt unterrichten? Wieso?
Ich hatte in der Grundschule Sachunterricht und hatte in meinem Physik- und Informatikstudium keinerlei Probleme, die ich ihrer Meinung nach aber eigentlich hätte haben müssen.
Vielleicht war es doch ganz gut, dass Sie keiner gefragt hat.
Wieviel [Physik und Informatik] von der Grundschule kam denn in Ihrem Physikstudium und Informatikstudium dran?
Ich frage nur aus Interesse.
Das Argument zerfällt doch grundlegend an dieser Stelle, oder?
Natürlich zerfällt das Argument, da deutlich überspitzt formuliert.
Aber RIKE scheint den fächerübergreifenden Unterricht “Naturwissenschaften” in der Grundschule bereits inhärent für problematisch bzw. bildungskatastrophal zu halten. Alternativen dazu wären entweder jedoch der völlige Verzicht oder die unterrichtliche Aufsplittung in die Einzelwissenschaften. Die folgenden Einlassungen RIKEs zur Thematik deuten auf letzteres – auch in der Grundschule. Und damit wird weit über das Ziel hinausgeschossen.
Einige Schüler könnten sich theoretisch mit den bisher angestrebten Kompetenzen in NW-Themen einarbeiten, Fragen stellen, Probleme erkennen usw.Aber…
…sie wollen es nicht
…die Eltern wollen erlernbares Fachwissen
…viele können es nicht, weil sie keine Geduld mehr haben
…und etliche andere Gründe, wer unterrichtet, kennt sie.
Lösung: “Ein solches Kerncurriculum könnte den Aufbau unverzichtbarer Kompetenzen entlang weniger zentraler fachspezifischer und fachübergreifender Konzepte sowie Denk- und Arbeitsweisen unter Einbeziehung technischer Perspektiven beschreiben” – aha, das greift die o.g. Probleme jetzt wie genau auf?
Das Interesse an Physik und besonders Chemie sinkt? Meine ganz naive Meinung dazu: Chemie lässt sich nicht anhand von Einzelfakten verstehen, aber die wenigen Schüler, die bei Grundlagen, Periodensystem und evt Säuren/Laugen aus Interesse aufmerksam waren, erleben nach den ersten 1 1/2 Jahren einen echten Aha-Effekt. Man könnte natürlich über Stickstoff in Pflanzen, Druck und Kraft, Haber-Bosch-Verfahren und chemisches Gleichgewicht, erster Weltkrieg ein wunderschönes Gesamtprojekt basteln. Das allerdings nirgends zu vernetzungsfähigem Fachwissen führt.
Die Kompetenzorientierung in der jetzigen Form funktioniert nicht! Es hilft nicht, wenn eine SWK ihre persönliche Meinung dazu als Gottes Wille definiert und die Realität einfach zu dumm ist, sich an die Vorstellungen der SWK anzupassen.
Der Grund ist vermutlich der Mangel an Physiklehrern.
Aber mal angenommen, das wird umgesetzt. Dann hätten die Klassen in jedem Jahrgang, gleichen Stundenumfang vorausgesetzt. irgendwas zwischen 4 und 6 Wochenstunden das Fach Naturwissenschaften. Das sind so viele Stunden, dass man gleich die Trennung belassen kann.
Nach derselben Logik müsste man dann auch Erdkunde, Geschichte und Politik zu Gesellschaftswissenschaften zusammenlegen, gerne noch ergänzt um Ethik/Religion. Das möchte man ja auch nicht zwingend.
Das Fach Gesellschaftslehre gibt es durchaus und wird zudem oft noch fachfremd und projektartig unterrichtet, ohne dass das Abendland bisher untergegangen ist.
Das ist also kein sinnvolles Gegenargument.
Aber im Zuge der Einführung eines neuen Faches kann doch die Stundentafel entsprechend gekürzt werden. Schließlich macht jetzt ja ein Lehrer alles und spart die Zeit der Raumwechsel so…
Die gewonnenen Stunden werden dann mit “Demokratiebildung”, “Glück”, “Steuererklärung” und all diesen neuen Fächern gefüllt.
In NRW gibt es die Logik an Gesamtschulen ja auch im Fach GL (Gesellschaftslehre). Hier werden die Fächer Geschichte, Politik und Erdkunde zusammengefasst und gleichzeitig natürlich die Stunden gekürzt. Warum also nicht?
Oder wir verbinden Mathe, Physik, Chemie, Biologie und Informatik zu einem Fach. Sind ja alles irgendwie Naturwissenschaften. Vielleicht auch gleich alle Fächer zu einem Unterricht. Der Vorschlag hat Potential…
Sowas gibt es doch schon (zumindest in den unteren Klassen). “Naturphänomene” hatte ich in der 5. und 6. Klasse in Baden-Württemberg. Das haben 2 Lehrer gemeinsam unterrichtet. (Chemielehrer und Biolehrer)
Ob das jetzt besser oder schlechter war als die Fächer gleich zu teilen, weiß ich nicht.
Ich verstehe allgemein nicht, warum sich immer über solche Dinge gestritten wird, die über den Unterricht an sich wenig bis gar nichts aussagen. In den Klassen 5-9 wird absolutes Grundwissen vermittelt, es geht hier kaum um wissenschaftliches Arbeiten. Dazu sind auch die dafür notwendigen mathematischen Fähigkeiten noch gar nicht vorhanden.
Die Fragen sind doch eher:
– Wie motiviert man Kinder, sich zumindest teilweise für die Grundlagen zu interessieren?
– Welche Konzepte sorgen dafür, dass das Wissen möglichst dauerhaft behalten wird? (Also wie verhindert man die Methode “Ich lerne 2 Tage vor der Arbeit alles auswendig und vergesse es dann.”?)
– Wie schafft man das richtige Maß zwischen “nur trockenes Faktenlernen” und “wir machen ganz viele Versuche, die Kinder sollen alles selbst erarbeiten, dauert halt 8x so lang und einige bekommen gar nichts mit”?
Ich glaube nicht, dass es da einen sehr großen Unterschied macht, ob das jetzt als ein Fach oder eben als 3 Fächer unterrichtet wird.
“(Also wie verhindert man die Methode “Ich lerne 2 Tage vor der Arbeit alles auswendig und vergesse es dann.”?)”
Unangekündigte Klassenarbeiten. Das ist allerdings nicht erlaubt und wäre bildungspolitisch auch nicht durchsetzbar, sorgt aber dafür, dass Wissen zumindest eine Zeitlang ständig verfügbar gehalten werden muss (falls man schulisch erfolgreich sein will – auch wieder so eine Voraussetzung, die nicht automatisch bei allen Schüler*innen gegeben sein dürfte).
Das wäre aber lediglich extrinsisch motiviertes Lernen und ein pädagogisches Armutszeugnis, wenn nur so Schüler zum Lernen angehalten werden können.
Die Motivation der KMK-Komission dahinter: Wenn es nur noch ein Verbundfach “Naturwissenschaften” gibt, gibt es auch nur noch ein Fach in dem die Schüler eine 5 kassieren können und eben nicht mehr zwei oder drei Fächer. Da man mit einer 5 auf dem Zeugnis versetzt wird, werden so entsprechend mehr schlechte Schüler versetzt und die KMK kann sich am Ende wieder dafür loben, dass noch mehr Schüler die Fachoberschulreife erlangen als vorher.
Würde man es auf die Spitze treiben, würde man am Ende alle Fächer in der Schule in ein Verbundfach packen, dann können die Schüler auch nur noch eine 5 auf dem Zeugnis bekommen. Die zweite oder gar dritte 5 wäre unmöglich. Entsprechend würden dann alle Schüler versetzt, egal wie schlecht sie sind. 100% Bestehensquote… Was wäre das für ein leistungsfähiges Schulsystem.
Topp-Idee!! … aber bitte nicht so laut – sie könnten es hören!!
Genau das passierte in BW, als man den Fächerverbund hatte. Nun Rolle rückwärts, zum Glück!
An den mir bekannten Schulen, an denen das Verbundfach “GL” (= Gesellschaftslehre) unterrichtet wird, ist es ein Hauptfach wie Deutsch und Mathematik und kann auch nur dementsprechend ausgeglichen werden (bei nur maximal einer ausgleichbaren Defizitnote in den Hauptfächern). Wieso sollte es bei “Naturwissenschaften” nicht auch so sein können.
Dieses häufige Argumentieren mit Extrembeispielen finde ich im Sinne eines konstruktiven Diskurses beunruhigend.
Ich bin da wenig hin und hergerissen. Einerseits gibt es dann den Nachteil, dass in den Fächern vermutlich nicht mehr richtig in die Tiefe gegangen wird, andererseits sehen wir ja auch heute schon, dass der LuL Mangel zu viel schlimmeren Lücken führt – nämlich kompletter Ausfall. Meine Tochter hatte daher ihre erste Physikstunde erst in der 8ten Klasse! Vielleicht sollte man es kombinieren: in Kl 5-6 NW und danach erst in einzelne Fächer splitten.
Und dann muss der wirkliche Fachlehrer in Kl.7 und den folgenden Stufen die Irrtümer und fachlichen Verständnisfehler, die aus dem Mischmasch von Kl. 5 und 6 durch nicht speziell für das betreffende Fach ausgebildete Lehrkräfte entstanden sind und sich schon verfestigt haben, wieder korrigieren und neu aufbauen. Alles leider schon erlebt, wenn z. B. in Naturphänomene Biolehrer versucht haben, Begriffe wie Energie in Kl. 5 oder 6 einzuführen. Nicht missverstehen: Nichts gegen Biolehrer, ich könnte auch in deren Fach nicht wirklich Grundlagen legen und würde mir das auch nicht anmaßen. Aber die “Weisen” in der KMK blicken das nicht…
In deren unterentwickelter Vorstellungswelt müsste doch auch eine Lehrkraft, die Englisch studiert hat, problemlos Französisch oder Spanisch unterrichten können, moderne Sprachen – alles in einem Topf …
Tja, ich glaube, irgendeinen Tod muss man sterben. Physik LuL kann man sich nicht stricken. Also, wie löst man dieses Problem? Vielleicht der Biolehrkraft inhaltlich helfen, damit kein Quatsch vermittelt wird? Oder Material vorfertigen, die ein NW-Team aus Bio, Physik und Chemie zusammen erstellt? Ich weiß es nicht….
Die Schule stirbt gerade viele Tode, da macht einer mehr oder weniger auch nichts mehr aus. Warum auch mal überlegen, warum keiner mehr Physiklehrer werden will…
Erstaunlich, wie Sie Lehrkräften, die schließlich die Schule besucht und ein Abitur abgelegt haben, absprechen, diese Schulinhalte angemessen verstanden zu haben bzw. sich um deren Verständnis zu bemühen.
Oder sind Sie der Meinung, diese Inhalte müssten auch die Schüler nicht verstanden haben bzw. sie sollten diese wieder vergessen können. Nachhaltiger Unterricht ist für mich aber etwas anderes – und Grundkonzepte wie Energie – diese wird zudem in der Unterstufe zumeist nicht unterrichtet – sollten mMn eigentlich alle Naturwissenschaftslehrkräfte beherrschen.
Daher – böse formuliert: Bitte nicht immer von Einzelfällen auf alle anderen schließen.
“Alles leider schon erlebt, wenn z. B. in Naturphänomene Biolehrer versucht haben, Begriffe wie Energie in Kl. 5 oder 6 einzuführen. Nicht missverstehen: Nichts gegen Biolehrer, ich könnte auch in deren Fach nicht wirklich Grundlagen legen und würde mir das auch nicht anmaßen.”
Können Sie darauf bitte etwas näher eingehen?
Also wenn eine Biologielehrkraft am Gymnasium das nicht kann, dann liegt das nicht an “Verbundfach” oder? Ist das wirklich ein Fachproblem für Sie?
In beiden Fällen ist “Energie” doch im Prinzip die Fähigkeit Arbeit zu verrichten.
Und dann gibt es eben die “Zweige/Aufteilung” in Betrachtungsweisen aus biologischer Sicht und aus physikalischer Sicht.
Wenn man das trennt und einordnet … Top.
Wenn nicht, dann kann die Lehrperson doch zumindest die biologische Perspektive ordentlich einführen und klären.
Und Sie erläutern dann eben die physikalische Ebene?
Wenn man als Biolehrkraft jedoch sich nicht diesbezüglich im Verbundfach informiert und ebenfalls einfach die Thematik “1:1 überträgt”, zudem das dann auch so behandelt … Okay, dann kann das natürlich zu “Problemen im Verständnis” führen.
Die Frage ist dann halt eben … Ist das ernsthaft der Anspruch an Gymnasiallehrkräfte? Ich weiß ja nicht …
Natürlich sollte und muss man sich in Verbundfächer etwas einarbeiten. Das müssen “Mittelschullehrer” und “Grundschullehrer” ja auch. Oder ist es dort egal? Hauptsache das Gymnasium bitte nicht?
Und ja, ich verstehe die Kritik. Ich sehe diese auch. Aber ist das nicht ein generelles Problem, wenn die Lehrkraft etwas falsch vermittelt? Oder gar nicht? Oder die SuS das vllt. “nur falsch verstehen”?
Wie sieht es mit anderen Fächern aus? Mich fragt auch keiner in Bayern – Mittelschule – an der Regelschule, ob ich Musik oder Kunst oder … unterrichten kann, ohne das studiert zu haben.
Wo ist oder war hier der Aufschrei? Auch von KuK vom Gymnasium? Gibt/Gab es den? Oder juckt(e) das nicht, da nicht betroffen?
Das würde ich dann schon gerne etwas verstehen.
Hurra, die Qualität von MINT-Bildung wird noch tiefer versenkt,
Bildungswissenschaftler haben uns eine neue “Expertise” geschenkt.
Kaum sinnhaft und auch ohne belastbare Datenlage,
stellt man nun auch noch den Fachunterricht infrage.
Jeder Nawi-Lehrer, der noch nicht ganz entrückt,
freut sich, wenn man ihn mit solchen Visionen beglückt.
Im neuen Normal zum beliebigen Verbunde,
der fachliche Anspruch geht weiter vor die Hunde.
Abwärts geht’s geplant und schnell,
Hauptsache, es rotiert das Kompetenzkarussell.
Lehrer für Chemie und Physik sind eh schon knapp,
der letzte Degradierte macht dann auch noch schlapp.
Laber-Rhababer und dreimal schwarzer Kater- das ist der Plan,
“Verbundfach” kann unterrichten jeder in Absurdistan.
Aber hey, wie bestellt, karrt man im ganzen Land,
Bildung immer schneller, easy peasy an die Wand.
„Bildungs- und Wirtschaftsstandort in Gefahr“ – warnen die Philologen,junge Menschen werden um ernsthafte fachliche Bildung betrogen.
Leider hat der Fachlehrerunterricht zu der jetzigen unbefriedigenden Situation geführt. Daher taugt er nicht unbedingt als leuchtendes Vorbild.
Und daran sind mMn v.a. die Fachlehrer verantwortlich, die für ihr Fach nicht begeistern wollen oder können, sondern sich als die ultimativen Torwächter der höheren Bildung verstehen, die sich und ihren Unterricht als alternativlos betrachten, der nicht hinterfragt werden darf.
Auch wenn ich SWK und KMK (bzw BMK) oft kritisch gegenüber stehe, hier regt mich der PhV deutlich mehr auf. Der kann sich auch auf gar nix Neues einlassen und jammert immer nur den alten Zeiten hinterher. Gleichzeitig alles fordern (mehr Zeit für Informatik, Demokratieerziehung etc.) geht aber einfach irgendwann zeitlich nicht mehr auf, das sollte mitbedacht werden. Es passen einfach nicht mehr alle heutigen Anforderungen in die Stundentafel, ohne auch mal was wegzunehmen.
Und wenn man mal in andere Schulsysteme, bspw das erfolgreiche IB, schaut, wird man feststellen, dass naturwissenschaftliche Kombinationsfächer in der S I weit verbreitet sind – egal, ob es eine “universitäre Anbindung” gibt (ein absolutes Nicht-Argument des PhV) oder nicht, und da ist unsere deutsche naturwissenschaftliche Dreifaltigkeit sogar nur eine Teilmenge. In der S II gibt es dann weiter die Möglichkeit zur Spezialisierung – und da gehört sie dem Grundgedanken nach auch hin.
Der Ton der Kritik des PhV liest sich wie der Tobsuchtsanfall eines Dreijährigen an der Supermarktkasse. Die Welt geht ohne ihn nicht unter, auch wenn er das vllt glaubt. Man sollte solche Ideen zumindest diskutieren dürfen. Wir werden auch immer mehr grundsätzliche Entscheidungen in der Bildung treffen müssen – willkommen im 21. Jahrhundert.
Wir sollten diskutieren, welches Wissen für einen Schüler in den nächsten Jahren von Bedeutung ist.
Schon heute brillieren Erwachsene mit kruden naturwissenschaftlichen Vorstellungen, so das man meinen könnte, diese haben keine Schulbildung genossen.
Was passiert mit einer Gesellschaft, welche seine Umwelt nicht versteht?
Schon heute kennen LN die heimische Pflanzen- und Tierwelt nicht, wissen nicht, das Diamanten Kohlenstoffkristalle sind und können Hebelgesetze nicht anwenden.
BRAVO!
„Ein dummes Volk regiert sich gut.“ Wirklich?
Ja, und wenn das wichtige Wissen fokussierter in einem gemeinsamen Unterricht erworben kann, weil man sich auf Wesentliches beschränkt, als wenn die S:S in jedem Fach mit unterschiedlichen Konzepten voller nicht-verwertbaren trägen Wissens zugeballert zu werden, die jedes Fach natürlich für sich am allerallerwichtigsten in der gesamten Bildungswelt empfindet, dann wäre das ein Argument für eine Fachkombination.
Nein, jedes der NW-Fächer hat seine eigene Fachsystematik, die jetzt schon in Teilen aufgegeben wurde. (Btw, Physik NRW: keine einzige Kompetenz zum Messfehler?) The earth ist flat, pigs can fly and nuclear Power ist safe.
Bitte belegen Sie Ihre Extrembeispiele als allgemeingültig oder verzichten darauf, falls Sie noch an einem konstruktiven Diskurs interessiert sein sollten.
Und dass die Fachverbände “Sturm laufen”, ist keine Nachricht. Sie würden ihren Job verfehlen, wenn sie es nicht täten. Hier fehlt mir eher noch eine Einordnung, wie repräsentativ sie sind – außer der DGP habe ich noch von keinem davon auch nur den Namen gehört. Und ich würde auch eher den Didaktikern trauen als den Fachgesellschaften, insb die Kombination Chemie/Physik in einem Fachverband scheint mir in diesem Zusammenhang hörenswert zu sein. Man kann aber nicht alle 80 Millionen Bundestrainer auf jedes Thema loslassen, dann kann man es gleich lassen und verharrt man im Stillstand – und der ist noch schlimmer als eine fundierte Debatte, selbst wenn diese am Schluss zum selben Ergebnis kommt, erst mal nichts zu ändern.
Danke für die Aufklärung – ich sag ja, da fehlt die Einordnung. Allerdings leite ich nicht pauschal eine Bedeutungslosigkeit ab, sondern versuche angesichts der Pluralität der (sich dazu erhebenden) Stakeholder begründet zu selektieren, wem davon ich zu diesem konkreten Thema mein Vertrauen schenke. Auch das ist Teil einer Meinungsbildung, oder sollte es zumindest sein, Verdreher in der Abkürzung hin oder her.
Grüße 🙂
In Gesamtschulen bspw. in Niedersachsen wird schon das Fach Naturwissenschaften unterrichtet. Auch wenn es einige Verknüpfungen gibt, unterrichtet man hauptsächlich Biologie-, Physik- und Chemie-Einheiten im Wechsel.
Gerade bei den “Kleinen” (Jg 5/6, ggf. 7/8) finde ich das wenig problematisch. Da gibt es ja auch grundlegende Fähigkeiten, die die Schüler in allen Fächern lernen und üben müssen und die in den Naturwissenschaften gleich sind.
Schwieriger finde ich es schon, wenn es in Jg 9/10 auch darum geht, die Schüler auf die Oberstufe vorzubereiten. Da sollten schon Lehrkräfte die von ihnen studierten Fächer unterrichten.
Im besten Fall hat man ja zwei Naturwissenschaften studiert. Eng wird es dagegen, wenn z.B. eine Bio- und Sport-Lehrkraft noch zusätzlich Chemie und Physik unterrichten müssen…
Sollte in NRW auch eingeführt werden. Unter der SchleSchaZ Löhrmann. Dann war aber Wahl und alle (bereits geschriebenen) wurden wieder eingestampft … zum Glück.
Die Lehrpläne und Bücher sagen folgendermaßen aus: 10% Chemie, 5% Physik und 85% Biologie. Klar, das Ziel war ja auch die Massen an Biolehrern unterzubringen. In Chemie und Physik gab es ja Keinen. Fachlich der Todesstoß für diese beiden Fächer. Aber braucht man ja nicht…
SchleSchaZ; ?
Schlechteste Schulministerin (?) aller Zeiten?
Jawoll ja!
Immerhin sollen die Kinder mehr Deutsch und Mathematik lernen – ohne dass es “zu viel” kostet… -__-
Hiermit schlage ich vor, die Sprachen Englisch, Französisch, Spanisch, Latein und Russisch zum Fach Sprachwissenschaft zusammenzulegen.
Spart viel Personal und Fachräume und verhilft den Schülern garantiert zu einem verbesserten Sprachverständnis. Die Sprachleistungen werden sicherlich merklich besser werden.
Das wiederum ist blanker Unsinn und trägt nicht zu einer sachlichen Debatte bei. Die ultimative Zielsetzung (in der S I) sieht nicht sprachwissenschaftliches Wissen vor, sondern interkulturelle Kommunikationsfähigkeit. Dass man ersteres dazu braucht, ist klar, wird aber auch nicht in jeder Sprache neu eingeführt, sondern auf dem vorhandenen Wissen aufgebaut und fachspezifisch ausdifferenziert.
In den Naturwissenschaften geht es um eine Auswahl von fachspezifischen Konzepten, die aber besonders in jüngeren Jahrgängen auch übergreifend anhand von Phänomenen besprochen werden können, und naturwissenschaftlich-analytisches Denken, welches in den Grundlagen ebenfalls übergreifend ist. Das kann in höheren Jahrgängen ausdifferenziert werden.
@EMu Sie wissen, dass es in dem Artikel über die gesamte Sek I geht? Die “höheren Jahrgänge, wie Sie sie meinen, setze ich ab Klasse 8 an. Abgesehen davon gibt es an vielen Schulen im Wahrpflichtbereich schon das Fach Naturwissenschaften, wo genau das gemacht wird, was der Artikel und Sie vorschlagen.
Habe ich gelesen, danke. Aber konkrete Jahrgänge sind bei einem neu eingebrachten Vorschlag eh erst mal Schall und Rauch, weil der politischen Debatte und Implementation unterlegen. Mein Punkt ist, dass eine sachliche Debatte geführt werden können muss, ohne durch Polemik und Empörungsheischung diese im Keim zu ersticken. Der Rest ist (je nach Betrachtung mehr oder weniger) schmückendes Beiwerk.
Wir könnten auch gnadenlos alle Fächer zum Universalfach “Leibniz2.0” zusammenkippen, denn irgenwie hängt ja alles mit allem zusammen. Damit werden auch die Kompetenzen konsequent verwoben und der Laden endlich zukunftsfähig!
Ich will mich gar nicht groß inhaltlich positionieren, aber das ist doch ein Sturm im Wasserglas.
An Grundschule gibt es seit Ewigkeiten das “Verbundfach” Sachkunde. Zu meiner Zeit hieß das Heimat- und Sachkunde, in dem über heimische Flora und Fauna bis hin zu Schaltkreisen wirklich alles zusammengeschmissen wurde.
An verschiedenen Schulformen oder Schulen gibt es auch schon seit Ewigkeiten das Fach NaWi und auch seit Ewigkeiten das “Verbundfach” Weltkunde. Wurde sich über Letzteres aufgeregt? Kann mich nicht erinnern.
In meiner persönlichen Schullaufbahn gab es Biologie ab der 6. Klasse, Physik ab der 7. und Chemie ab der 8.
War also auch nicht so, dass alles gleichmäßig und durchgängig in der Sek I bedient wurde.
Und wenn es um berufliche/wirtschaftliche Verwertbarkeit von Schulbildung geht, müssten sowieso ganz andere Inhalte auf dem Plan stehen.
So etwas wie Werken, Hauswirtschaft, Buchhaltung, EDV usw.
Zumindest ein paar dieser Fächer hatte ich noch in meiner Schulzeit.
Es fehlen Lehrer in den Naturwissenschaften. Hat man bei NaWi egal welchen Lehrer, unterrichtet der halt alles. Seit 20 Jahren zeichnet sich das ab.
Alternative: Fachfremder Unterricht.
Btw schaut man sich die NaWi-Fachschaften an Schulen des gemeinsamen lernens in NRW an, so fällt auf, dass vor allem Bio- und Physiklehrkräfte fehlen. Folglich werden diese fachschaften von Chemielehrkräften dominiert. Das wiederum hat zur Folge, dass die meisten GE “Chemieschulen sind” – Physik als Wahlpflichtfach eher einen Seltenheitswert hat.
Sind die sich sicher? Ich kenne es von meiner Schule genau andersherum (Realschule, noch getrennte Fächer). Wir haben ohne Ende Biologielehrer, Mittel viele Physiklehrer und viel zu wenig Chemielehrer. Auch zu meiner Unizeit gab es dieses Bild. Biologie war immer zulassungsbeschränkt und mit NC (weil zu viele Studenten) und für Physik oder Chemielehramt alles immer ohne NC.
Also ich kenne das aus allerlei Schulen in meinem Umfeld eher so, dass es massenweise Biologielehrer gibt. Chemie und Physik sind Mangelfächer und werden immer neu ausgeschrieben, laufen aber leer.
Wer solchen Unfug fordert hat wohl nicht mitbekommen, dass sich die Zeiten ändern.
Die Zeit des späten Mittelalters und der Aufklärung sind vorbei und damit auch die der Universalgelehrten.
Das Wissen und Können und die Methoden in den Naturwissenschaften haben sich weiter entwickelt. (Neue Zeit)
Oder möchte man etwa zurück in die Zukunft von vor 500 Jahren? Das wäre ja noch viel schlimmer als des Kaisers Schulen.
(Ein kleiner Spaß für die Sommerferien 🙂 )