KREFELD. An einer Grundschule in Krefeld erfahren zwei Lehrerinnen mitten im Unterricht, dass sie ihre Klassen abgeben sollen. Die Kinder weinen, die Lehrerinnen auch, die Eltern protestieren wütend – und die Geschichte landet in der Zeitung. Der Fall offenbart, wie viel Fingerspitzengefühl Grundschulpädagogik verlangt, gerade auch von Schulleitungen und Schulverwaltung. Eine Kolumne von News4teachers-Herausgeber Andrej Priboschek.

Das Schuljahr an der Grundschule Vulkanstraße in Krefeld hätte entspannt enden können – mit Zeugnissen, Ferienstimmung und Vorfreude auf den Sommer. Stattdessen standen am letzten Schultag Eltern mit Protestplakaten vor dem Schultor. „Keine 4B ohne Frau B.“ war darauf zu lesen. Was ist passiert?
Zwei Tage vor Ferienbeginn erfuhren zwei Grundschullehrerinnen – laut Berichten aus der Elternschaft: während des laufenden Unterrichts – dass sie ihre Klassen abgeben müssen. Die eine soll die Schule verlassen, die andere wechselt die Klassenstufe. Für die betroffenen Kinder war es ein Schock. Für ihre Eltern auch. Und für die Lehrerinnen nicht minder.
„Fast alle Kinder sind weinend nach Hause gekommen“, erzählt eine Mutter. Eine andere berichtet, die Lehrerin habe ihre Klasse in Tränen aufgelöst verlassen – und sei danach nicht wiedergekommen. Die Emotionen kochten hoch – bei Kindern, Eltern und offenkundig auch im Kollegium.
Grundschule ist Beziehung – und die lässt sich nicht einfach verschieben
Was der Fall aus Krefeld zeigt: Grundschulpädagogik ist mehr als Stunden- und Personaleinsatzpläne. Sie ist ein zutiefst emotionales Geschäft. Klassenlehrerinnen sind für viele Kinder in den ersten Jahren die zentrale Bezugsperson in der Schule. Sie begleiten, trösten, ermutigen – und sind oft erste Ansprechpartnerin bei Sorgen. Wer so ein Vertrauensverhältnis abrupt kappt, muss mit Reaktionen rechnen.
Natürlich ist Schule auch ein System, das mit Personalengpässen und organisatorischen Notwendigkeiten umgehen muss. Die Bezirksregierung verweist auf neue Stellenbesetzungen und strukturelle Verbesserungen für die Schule. Verständlich. Und vielleicht war die Versetzung – aus Sicht der Schulaufsicht – nicht zu vermeiden.

Hinzu kommt: Offenbar wurde die betroffene Lehrerin an eine andere Schule abgeordnet – möglicherweise gegen ihren Willen, zumindest ohne sie vorab zu informieren. Solche Abordnungen sind in NRW kein Einzelfall, sondern ein Instrument, um personelle Engpässe an anderen Schulen kurzfristig zu beheben – und das immer wieder für Ärger bei betroffenen Lehrkräften sorgt. Dass solche Maßnahmen nötig sind, mag der nach wie vor gravierende Lehrermangel erfordern. Aber wenn man Lehrerinnen und Lehrern auf diese Weise eine neue Stelle zuweist, sollte man nicht vergessen, dass es dabei um Menschen geht – mit Bindungen, Aufgaben, Verantwortung. Fingerspitzengefühl wäre hier nicht nur von der Schulleitung, sondern auch von der Schulverwaltung gefragt gewesen.
Was bleibt – ist ein fader Nachgeschmack
Die Eltern fühlen sich übergangen. Sie sprechen von Rechtsverstößen gegen das NRW-Schulgesetz, das frühzeitige Information und Beteiligung vorsieht. Und sie stellen eine berechtigte Frage: Wie sollen neue Lehrkräfte nach nur zwei Monaten Unterricht im Herbst verlässlich Empfehlungen für die weiterführende Schule aussprechen?
Die Bezirksregierung betont, die Kinder würden weiterhin eine feste Klassenleitung haben, und kündigt Informationsgespräche an. Doch der Vertrauensschaden ist längst da. Eine Schule, die es bis in die Regionalpresse geschafft hat – in diesem Fall in die Rheinische Post, die größte Zeitung vor Ort – steht nicht nur pädagogisch, sondern auch kommunikativ unter Rechtfertigungsdruck.
Fazit: Entscheidungen gehören erklärt – nicht einfach verkündet
In der Grundschule zählt nicht nur, dass etwas passiert – sondern vor allem wie. In Krefeld wurde das offenbar unterschätzt. Ob der Ärger vermeidbar gewesen wäre? Sehr wahrscheinlich. Ob die Entscheidung selbst richtig war? Darüber kann man streiten. Aber dass man mit den Beteiligten rechtzeitig hätte sprechen müssen – daran dürfte es wenig Zweifel geben. News4teachers
Ich finde es immer wieder erstaunlich, wenn die Bezirksregierungen so einen Quatsch veranstalten und dann auch noch als Begründung auf den aktuellen Personalmangel verweisen, den sie ja selbst mitzuverantworten haben.
Statt dessen wird so getan, als wäre man das Opfer des Lehrermangels und bestraft auch noch die unschuldigen Schüler und Lehrkräfte.
Ihrem Fazit schließe ich mich an. So etwas muss erklärt werden. Die schulinterne Versetzung verstehe ich nicht, weil zumindest auf dem ersten Blick vermeidbar. Als Ausnahme würde ich mit vielen Bauchschmerzen einen auch im Hinblick auf die im Artikel genannte Stellenbesetzung vorübergehend abgeordneten neuen Gymnasiallehrer gelten lassen, dem man eine Klasse 1, neue Stufe für die schulintern versetzte Lehrerin, aufgrund der dafür fehlenden Ausbildung nicht zumuten möchte. Gleichzeitig muss man sich dann fragen, weshalb die Neubesetzung nicht an die Schule der versetzten Lehrerin gehen könne.
Kurz: Es fehlen viele Hintergrundinformationen, sprich die Erklärungen.
Zeitpunkt und Kommunikation total failed…..Ja!
Dass sich das Personalkarussell dreht, ist bekannt und dass es immer verstärkter Ringtausche gibt, kann man den Tagesmedien gut entnehmen.
Aber, die Art und Weise geht so gar nicht.
Der Zeitpunkt für so eine Entscheidung ist viel zu spät. Die Art und Weise, wie diese Entscheidung den Betroffenen kommuniziert wurde, ist unsäglich.
Dennoch bleiben Fragen offen:
Welche Rolle spielt das zuständige Schulamt? Bei einer neuen SL sollte es mindestens beratend wenn nicht sogar federführend zur Seite stehen. Warum wurde die Personalentscheidung so spät getroffen (Personalgespräche zwischen SL und Schulamt sollten möglichst nach Ostern stattfinden, um Entscheidungen dann frühzeitig treffen zu können)?
Diese Art und Weise ist bei uns völlig normal.
Ich habe schon in der zweiten Ferienwoche erfahren, dass ich an eine andere Schule komme.
Das ist schlimm!
Das ist üblich.
Wenn man Glück hat, weiß man wenigstens zuvor schon, dass man von der derzeitigen Schule wegmuss. Dann kann man zumindest schon mal seinen Kram aus dem Klassenzimmer räumen und den Schlüssel abgeben.
Sonst hat man den Zirkus mitten in den Ferien auch noch an der Backe.
Ganz toll auch das Vorstellen an der neuen Schule, weil da keiner mehr erreichbar ist bis zur letzten Ferienwoche.
Kann ich toppen:
In den letzten Ferientagen aus der Tageszeitung erfahren, dass ich doch eine Klassenführung bekomme.
Klassenzimmer vermutlich schon in mehrstündiger Schufterei und mehreren Kofferraumladungen ausgeräumt und auf Keller, Dachboden, etc. verteilt…
Bloß gut, dass wir keine Arbeitszeiterfassung haben!
*rolleye- und kotzemoji*
Zeitungsleser wissen mehr:)
Ja das wissen wir ja tatsächlich eigentlich spätestens seit Corona, dass das Medien schneller sind ihr Wissen zu verbreiten, als der Träge Verwaltungsaparat. Die Coronaschließungen oder auch Unwetterschließungen haben dies doch die letzten Jahre gezeigt.
Dritte Ferienwoche, Mitte August: Neuer Schulort München.
350 km vom derzeitigen Wohnort entfernt, Dienstantritt Anfang September: Auf zur Wohnungssuche!
So viele Brücken hat München aber auch nicht.
Oberbayern … Zählt Referendariat auch?
2 Wochen vor Schulbeginn glaube ich war das bei mir.
Vielleicht war es auch nur eine Woche.
War sehr angenehm … *Ironie*
Ist leider so in Bayern bei Refis der allgemeinbildenden Schulen; die beruflichen haben es da etwas besser, die erfahren das zumeist vor den Sommerferien. Es sei denn in den letzten Jahren hat sich etwas verändert.
Da hätte ich gegen geklagt.
Bei mir waren es “nur 80-95 km” [“Landstraße”/Autobahn] immerhin.
Juckt keinen laut meiner damaligen Rechtsberatung.
Juckte ja auch keinen die “Wunschorte”. Hatte “diesen Bezirk” explizit nicht genannt.
Gehört halt bei einigen Sadisten dann schon als “Vorspiel” mit dazu.
So als “Willkommensgeschenk”.
Na denn man to was die Wohnungssuche in München betrifft…
Unfassbar!
Bei uns war vieles offen mit Versetzungen bis in die 2. Schulwoche dieses neuen Schuljahres. Folglich konnte kein Stundenplan erstellt werden…über den Stress, private Planungen etc möchte ich hier nicht schreiben, denn das kann sich jeder, der an Schule tätig ist, denken.
Ich möchte bei dem Thema Ringtausch in NRW daran erinnern, dass alle Kolleginnen, welche letztes Jahr gegen ihre Abordnung geklagt haben, damit erfolgreich waren und an ihrer Stammschule bleiben konnten.
Vorerst ja – aber die Bez.-Reg. haben ein gutes Gedächnis und einen langen Atem, vor allem weil sie nicht gerne vor Gericht verlieren.
Der Jurist der Schulabteilung ist halt auch der Disziplinarvorgesetzte der Lehrkräfte …
Aaach, ich kann mir kaum vorstellen, dass das bei den Schulämtern anders ist als bei den Bezirksregierungen, die scheuen jeden rechtlichen Konflikt, da braucht nur ein Elternteil mal nen quersitzenden Pups haben da wird dreimal lieber den Eltern Recht gegeben in NRW. Ich vermute, dass dies hier genauso sein müsste, ich würde auf jeden Fall auch klagen. Ist doch auch Wumpe, ob das der Disziplinarvorgesetzte ist, was soll er denn machen? Wenn man keine klare Dienstanweisungen missachtet, kann der einem gar nichts…. nebenbei, gäbe es auch als Lehrer noch diverse Möglichkeiten, denen das Leben schwer zu machen. Man bräuchte doch nur mal Dienst nach Vorschrift machen und wegen jeder Erkältung zu Hause bleiben.
Uiuiui, der Disziplinarvorgesetzte!
Das ist aber ein krasses Wort!
Klingt richtig heftig – wie viele Prozesse wollen/sollen der und sein Stab gleichzeitig führen … und ggf. verlieren?
Natürlich sollte man nicht einfach so Streit vom Zaun brechen – aber es gibt im Notfall eben viele Wege.
Die ständige Angst von Lehrkräften vor den (meist recht harmlosen, sobald beide Seiten sich die Zähne gezeigt haben) ist unbegründet.
Ask me how I know.
Die treten bei Prozessen nicht unbedingt selbst auf. Das Land lässt sich von Kanzleien vertreten.
Ja und die Lehrer gerne von Gewerkschaften.
Bzw. in dem Fall nicht vertreten sondern unterstützen
Sicher.
Die haben ihr Personal, natürlich auch ihre Hausjuristen usw. usf.
Die “Zielsättigung” ist trotzdem schnell erreicht und die verlieren öfter als gedacht.
“Arbeitnehmer” i.w.S. haben vor “Gericht” verdammt gute Chancen, so lange man nicht tatsächlich illegale/verbotene Sachen macht.
Ausserdem ist das Blockadepotential enorm.
Ich sage nur: “Das hätte ich dann bitte gerne schriftlich.”
Alles wie gehabt:
Menschen ohne jegliche pädagogische Peilung
entscheiden über
den Handlungsrahmen für Pädagogen
und verkünden dies dann von der Kanzel.
Leitspruch der Bez.-Reg.:
Bei uns ist der Mensch Mittel Punkt.
Warum die die Interpunktion mitsprechen, verstehe ich auch nicht.
(Leider nicht von mir.)
“Bei ist der Mensch immer im Fokus !” – Viktor M., Scharfschütze.
Frei nach Dieter Hildebrandt.
Stimmt, war mir entfallen, danke.
Schule ist wesentlich Beziehungsarbeit, nicht nur in der Grundschule. Offenbar hat die Schulleitung im geschilderten Fall ein unterirdisches Kommunikationsverhalten gezeigt – und das hätte auch an allen anderen Schulformen zu Enttäuschung, Frust, vielleicht auch Ärger geführt. Passiert dies öfter, hat es eine zermürbende Wirkung. Daher
mein Dank und mein Respekt für alle die KuK, die es schaffen, trotz solchen Führungsversagens, unter dem sie zu leiden haben, für die SuS da zu sein und guten Unterricht zu halten! Das Problem sind nicht nur landauf landab fehlende Schulleitungen, sondern auch und gerade die, die ihrem Job nicht gewachsen sind.
Nicht die Schule steht unter Rechtfertigungsdruck. Einzig und allein die Schulaufsicht. Die Grüntischstrategen, die “immer viele Interessen berücksichten müssen” (Originalton). Dafür muss man doch Verständnis haben.
Gen Z – lest den Beitrag und entscheidet selber
Das Ganze ist mir ein bisschen zu viel Tränendrüse:
“Und sie stellen eine berechtigte Frage: Wie sollen neue Lehrkräfte nach nur zwei Monaten Unterricht im Herbst verlässlich Empfehlungen für die weiterführende Schule aussprechen?”
Es geht also letztlich mal wieder nur um den Übertritt!
Und genau wegen diesem Übertritt bombardieren genau dieselben Eltern die Schulleitungen und Schulämter wochen- und monatelang mit Anrufen, Mails und Unterschriftenlisten, wenn ihnen Frau B. nicht passt:
“Mit der im nächsten Jahr als Klassenlehrerin schaffen ja unsere Kinder den Übertritt nicht!”
Und wenn Frau B. das dann am vorletzten Schultag erfährt (vorher wird es ihr nicht mitgeteilt, sie könnte ja sonst ab dem nächsten Tag ab Mitteilung krank sein) und weinend aus dem Klassenzimmer läuft, sind alle zufrieden.
Alle Eltern.
Unabhängig davon, ob die Kinder Frau B. mochten. Weil: er ist ja nur zu ihrem Besten, der Übertritt!
Klingt realistisch.
Isses!
Kenn ich genau so!
Naja, es wollen doch (fast) alle Beamte sein. Es wissen doch alle, die verbeamtet werden, sie haben auch gewisse Pflichten. Man bekommt die Vorzüge des Beamtentums nicht umsonst.
Es ist mir ein bisschen zuviel Druck auf die Tränendrüse in diesem Artikel. Platzte da wirklich jemand in den Unterricht hinein und sagte vor der versammelten Klasse: Sie werden umgesetzt. Verabschieden Sie sich am besten gleich jetzt von Ihrer Klasse. (???)
Offensichtlich ja. Herzliche Grüße Die Redaktion
Genau so ist es gelaufen!!!
Bin Mutter eines betroffenden Schülers. 2 Tage vor dem Ferien kamen die Kinder weinend aus der Klasse. Weder wir noch die Lehrerin wussten darüber Bescheid!!
Es kam also jemand von der Schulleitung in die Klasse und sagte dann vor der Klasse: “Liebe Frau XY und liebe Kinder der Klasse 3a, ich muss euch hiermit mitteilen, dass Frau XY nächstes Schuljahr nicht mehr eure Klassenlehrerin ist. Sie wird an eine andere Schule umgesetzt.” (ohne dass Frau XY das vorher irgendwie erfahren hätte und sei es der Morgen des gleichen Tages im Lehrerzimmer gewesen)???
So ist es gelaufen? So steht es im Artikel:
“Zwei Tage vor Ferienbeginn erfuhren zwei Grundschullehrerinnen – laut Berichten aus der Elternschaft: während des laufenden Unterrichts – dass sie ihre Klassen abgeben müssen.”
Nein, ich glaube das nicht. Es wäre schön, gerade in strittigen Fragen sehr, sehr korrekt zu sein. Womöglich wurde es den Kindern während einer Stunde 2 Tage vor den Ferien gesagt. Ja. Das ist möglich. Was ist daran verkehrt? Ob nun 2 oder 3 Tage oder 5 Tage vor Ferienbeginn oder erst nach den Ferien???
Die Lehrerin hat es doch aber nicht mitten im Unterricht gesagt bekommen vor der Klasse??? Kann ich nicht glauben. “Während des laufenden Unterrichts” meint wohl eher “während des laufenden Unterrichtsbetriebs (Schuljahres)”. Aber wie sonst? Ja, 2 Tage vor den Ferien ist zu kurz. DAS sehe ich auch so.
“Laufender Unterricht”: Gemeint sein kann tatsächlich eine gerade laufende Unterrichtsstunde, oder aber – und das halte ich für realistischer – eine große Pause, quasi eine der übichen Zwischen-Tür-und-Angel-Informationen.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Schulleiter (der es freiwillig macht) so mal eben zur Unterrichtsstunde der Klassenlehrerin hinstrazt und taktlos der Klassenlehrerin und den Schülern erklärt, dass die Klassenlehrerin nach den Sommerferien woanders ist und die Schüler einen neuen Klassenlehrer (wahrscheinlich den sadistischen Lehrer der Schule) bekommen… Das ist selbst für mich sehr unwahrscheinlich…
Ob du das glaubst oder nicht,ist mal dahingestellt. Aber genauso wie beschrieben ist es abgelaufen. Die Schulleitung kam in den Unterricht und hat es der Lehrerin und den Kindern mitgeteilt das sie ab dem neuen Schuljahres eine neue Klassenlehrerin bekommen. Die Lehrerin und die Kinder sind in Tränen ausgebrochen.Weder wir, noch die Lehrerin wussten vorher über diese Entscheidung Bescheid.
Das Beamtentum kann aber auch keine Einbahnstraße sein, wenn es um Treuepflicht und Fürsorgepflicht geht. Man kann auch nicht alles rechtfertigen mit dem starken Kündigungsschutz, den im übrigen die angestellten Lehrkräfte quasi nahezu identisch haben. Das Beamtentum hat auch so schon einige Nachteile, natürlich auch ganz große Vorteile, aber trotzdem gibt es auch so genug Nachteile:
-Kein Streikrecht.
-Keine freie Schulwahl.
-In NRW unbezahlte Überstunden bis zu einem gewissen Teil.
-Kündigen nicht unmittelbar und sofort möglich.
-Verlust aller Pensionsansprüche bei Kündigung.
-Gang an eine andere Schule, selbst bei einem anderen Bundesland nur unter großen Hürden möglich.
-Kein öffentliches freies Äußern von Missständen.
-Nur gemäßigte freie Meinungsäußerung auch in privaten Angelegenheiten.
-Schlechtes Image in der Bevölkerung.
-Keine ungenehmigten Nebentätigkeiten.
-Genehmigte Nebentätigkeiten nur bis zu einer bestimmten Stundenanzahl und einem bestimmten Geldbetrag.
-Jobverlust und Verlust aller Pensionsansprüche bei einer Verurteilung ab 12 Monaten (könnte, wenn es doof läuft schon schnell bei einem tödlichen Unfall o.ä. passieren, wo ich fahrlässig gehandelt habe).
-Es gibt keinen richtigen Arbeitsvertrag.
-Private Verfehlungen können sich Disziplinarisch auswirken.
-In den Ruhestand wird es zum Ende des laufenden Halbjahres gegangen, was für viele Lehrkräfte bedeutet, dass sie bis 67,5 Jahren arbeiten müssen.
So demgegenüber stehen nicht zu verachtende Vorteile als Beamter, das steht außer Frage, es ist aber nicht so, als dass das bloße Beamtentum alles weitere rechtfertigt, hierfür gibt es bereits genug andere Nachteile.
Alle die von Ihnen so “scheinbar reichlich” vorhandenen und zusammengetragenen Nachteile sind doch zumeist irrelevant, lächerlich und halten fast niemanden davon ab, Beamter werden zu WOLLEN, sprich interessiert die Betroffenen nicht sehr.
Weil man die Nachteile ja vorher kennt und aufgrund dessen entscheiden kann. Irrelevant und lächerlich sind sie nur, wenn es einem sowieso egal ist.
Im Übrigen, wie kommen Sie darauf, dass die Nachteile Betroffene davon abhalten sollen, Beamter zu werden?
Ja, einigen wir uns darauf, diese tatsächlichen oder angeblichen Nachteile, von denen ja die meisten eher theoretisch sind (könnte passieren, passiert aber nicht unbedingt), schrecken fast niemanden ab.
Sich nicht in der Öffentlichkeit kritisch äußern zu dürfen, wird ja nur relevant für jemanden, der sich kritisch in der Öffentlichkeit äußern möchte, undzwar ohne Pseudonym/Deckname. Wie viele der hier Kritisierenden sind wohl Beamte? Äußern sich also doch.
Man darf sich durchaus öffentlich und mit seinem Namen zu gesellschaftlichen und politischen Themen äußern.
Mit Kritik an beruflich Relevantem muss man sich wohl zurückhalten – da reagieren die Wichtigeren möglicherweise kultursensibel -, aber auch da könn’ se einem nix, wenn man etwa als Mama schulpflichtiger Kinder das Schulsystem attackiert und nicht als Lehrerin.
Meist gehen Lehrer von der Vollversorgung durch die Kernfamilie in eine Vollversorgung durch den Dienstherren.
Sich nicht mit den Bedingungen des Paktes auseinanderzusetzen ist eine leichtfertige Dummheit, kann aber nicht dem Dienstherren angelastet werden.
Auch nicht die Tatsache, dass niemand einen “Notgroschen” zurücklegt, um ggf. bei Ausscheiden aus dem Beamtenverhältnis in der Lage zu sein, eine private Vorsorge vorzuhalten. In der Regel passen die Beamten ihren Lebensstandard den üppigen Bezügen – im Vergleich zu den Angestellten – an und verpulvern alles, weil sie ja in der Vollversorgung sind.
Ich würde sagen: Sich nicht mit den Bedingungen des Beamtentums zu beschäftigen und arrogant und leichtfertig auf “wird schon gutgehen” und “das ist das goldene Fass” verlassen ist einfach dumm.
Und Dummheit ist nichts, was der Dienstherr zu verantworten hat.
Übrigens, viele der “Nachteile” treffen auch an Angestellte zu, vielleicht nicht im Lehrberuf, aber in der Wirtschaft gibt es sehr wohl auch Abordnungen o.ä.
Ja, selber schuld, wer sich verbeamten lässt
Ach ja?
Warum würde sich wohl jeder NICHT verbeamtete AN (völlig zu Recht) mit Händen und Füßen dagegen wehren?
“Sie sind BMW-Mitarbeiter, Sie dürfen sich zu Bayern nicht negativ äussern, Maul halten, Sie dürfen ab jetzt nicht mehr mit Reportern sprechen!” wäre glatt ein (literally) Menschenrechtsverstoß.
Was soll also der Quatsch von “Och, das ist ja garnix???222” ?
Äußern kann man sich, wenn man bereit ist, die Konsequenzen zu tragen.
Aber wer nicht vorsorgt, muss nunmal die Klappe halten.
Das ist wie bei Faust und dem Pakt mit dem Teufel.
Über “Notgroschen” und Co. müssen Sie zumindest mir nichts erzählen. 🙂
Über “Konsequenzen” auch nichts, was soll das denn im zivilen Staatsdienst bitte sein ? 🙂
Allerdings hat Ihre Antwort auch null mit der Argumentation zu tun, auf die ich eingegangen bin.
Die gegebenen Vorteile des Beamtendaseins sind berechtigt, da denen Dinge gegenüberstehen, die bei normalen AN literally Grundrechtsverstöße (!) wären.
Also ist die oben genannte Behauptung, diese Nachteile wären “nix” schlicht völliger Unfug.
Das wäre ungefähr so wie wenn ich den Schwarzarbeitslohn guter Fliesenleger mit meinem Stundennetto aus legaler abhängiger Beschäftigung vergleichen und dann behaupten würde, der Job “Fliesenleger” habe zwar so ein paar Nachteilchen, die seien aber “nix” und nicht relevant – die sollen jetzt mal richtig reinhauen, die faulen S**ke.
Wurde denn im Text überhaupt erwähnt, ob die Lehrkräfte verbeamtet sind? Abordnungen treffen ja alle Kolleginnen, egal welches Beschäftigungsverhältnis vorliegt. Eine Ausnahme bilden lediglich die Vertretungslehrkräfte.
Ich bin davon ausgegangen, weil es um NRW geht und dort fast alle verbeamtet sind.
Nur um die 75%, der Rest sind tarifbeschäftigte Lehrkräfte.
Also auf dem Schulfoto deren Homepage sind 19 Personen, davon wird vermutlich einer noch der Hausmeister und eine noch vermutlich die Sekretärin sein, dann landen wir bei ca. 17 Lehrkräften.
Normalerweise herrscht an so kleinen Schulen ein recht harmonisches Kollegiales Verhältnis. Wieso zur Hölle geht die Schulleitung dort in den laufenden Unterricht bei zwei Kollegen um solche Dinge mitzuteilen??? Wär sie auch bereit gewesen, dort weiter zu unterrichten, wenn die Kolleginnen (zu Recht) total aufgelöst gewesen wären und sich nicht mehr auf ihre Aufgabe hätten konzentrieren können?
Wie kann es sein dass sowohl die Bezirksregierung durch die späte Information als auch die Schulleitung so fehlerhaft handeln? Die Schulform, finde ich, spielt hierbei gar keine Rolle, wenn meine Schulleitung so etwas bei Kollegen machen würde, würde ich ernsthaft über einen Versetzungsantrag nachdenken, weil ich nicht der nächste Kollege sein wollen würde, mit dem man so unsensibel umgeht.
„Wieso zur Hölle geht die Schulleitung dort in den laufenden Unterricht bei zwei Kollegen um solche Dinge mitzuteilen???“
Ja, das ist etwas, was ich auch nicht verstehen kann. Natürlich muss man die betroffene Kollegin (also, die die Schule verlassen muss) zeitnah aufklären, aber es hätte auch noch bestimmt noch mittags Zeit gegeben sie zu einem Gespräch einzuladen. Das gleiche gilt auch für die Kollegin, die die vierte Klasse abgegeben soll…..und bevor man wirklich alle Pferde scheu macht, prüft man als SL wirklich alle Optionen…..das war wirklich dilettantisch…..
Vielleicht war sie ja happy die Kollegin loszuwerden und ist nicht so der Typ für klammheimlich Freude.
Oder es gab noch etwas, was nicht veröffentlicht wurde.
Vergessen wir aber nicht, dass es in jedem Schuljahr Tausenden von Grundschülern genau so geht, wenn sie eine Klasse wiederholen müssen. Sie müssen sich von der Lehrerin trennen UND von ihren Klassenkameraden. Niemand fragt danach.
Tatsächlich gab es Abordnungen, die hinterfragt werden müssen. Von uns wurde eine Kollegin abgeordnet an eine Oberschule für ihr Fach Deutsch. Und nun unterrichtet sie fachfremd Technik und Informatik. Sie ist im ersten Dienstjahr. Die Schule hat viele Lehrkräfte bekommen, aber nicht mit der Ausbildung, die sie gebraucht hätte. Folglich unterrichten die meisten dort fachfremd.
Ich verstehe die Aufregung nicht. Beamte geniessen all ihre Privilegien nur aus einem Grund: sie müssen jederzeit dort arbeiten, wohin sie der Dienstherr schickt. Wem das nicht passt, sollte seinen Beamtenstatus aufgeben.
Also, werte Beamten-Kolleg:innen: nicht immer nur Privilegien einstreichen, sondern auch verstehen, was ‘verbeamtet’ bedeutet. Und das Rumgeheule einstellen.
Wer den Beamtenstatus gewählt hat, muss auch die Nachteile in Kauf nehmen. Nur Rosinen gibt es nicht. In allen anderen sozialen Bereichen muss auch ” abgeordnet” werden, um das Geschäft aufrecht zu erhalten. Und das ohne Beamtenstatus. Ich bin immer wieder erstaunt wie wenig die Pflichten eines Beamten in der Lehrerschaft bekannt,bzw akzeptiert sind.
Als ob Tarifbeschäftigte von Abordnungen nicht betroffen wären. Aufwachen!