BERLIN. Montessori Deutschland hat eine neue Leitung für den Bereich Pädagogik und Ausbildung: Die aus Bayern stammende Pädagogin Elizabeth von Sobiesky verantwortet die Qualitätsentwicklung, die Nachwuchsförderung und die bildungspolitische Interessenvertretung des Bundesverbands. Berufliche Erfahrungen als Lehrerin hat sie als Referendarin an einem bayerischen Gymnasium gesammelt, bevor sie an eine freie Montessorischule wechselte – wir sprachen mit ihr über den Unterschied zwischen Reformpädagogik und Regelsystem sowie über ihre Ziele.
News4teachers: Sie sind frisch gebackene Leitung für den Bereich Pädagogik und Ausbildung bei Montessori Deutschland. Sie haben Ihr Referendariat als Lehrerin im Regelschulsystem absolviert. Warum sind Sie gleich im Anschluss zu Montessori gewechselt?
Elizabeth von Sobiesky: Aus verschiedenen Gründen. Einer davon war persönlicher Natur: Durch meine Geschwister, die beide auf Montessori-Schulen waren, habe ich gesehen, dass Schule auch anders sein kann – dass sie Spaß machen und Kinder in ihrer Einzigartigkeit wahrnehmen kann. Genau das habe ich bei Montessori gefunden. Im Regelschulsystem hatte es mir gefehlt.
News4teachers: Wie waren denn Ihre konkreten Erfahrungen im Referendariat?
von Sobiesky: Ich habe mein Referendariat in Bayern absolviert, und zwar an zwei verschiedenen Gymnasien: einmal an einer sogenannten Brennpunktschule in München und anschließend an einem Gymnasium im Münchner Speckgürtel. Dabei habe ich unterschiedliche Schulwelten erlebt.
Schon während des Referendariats wurde mir klar, dass die vorgegebene Struktur nicht zu meiner Vorstellung vom Unterrichten und Begleiten von Kindern und Jugendlichen passt. Fünf Wochenstunden in einem Fach können zwar fachlichen Input liefern, aber es fehlt oft an der nötigen Bindung, die für erfolgreiches Lernen so wichtig ist. Auch das klassische Setting – ein Lehrer steht vorne und die Schüler sitzen in Reihen dahinter – wird dem nicht gerecht. Ich konnte im Referendariat die Gestaltung des Unterrichts kaum verändern, zum Beispiel durch flexiblere Raumgestaltung, weil das einfach nicht vorgesehen war. Stattdessen musste ich mich an das halten, was mir beigebracht wurde, um gute Noten zu bekommen und den Erwartungen zu entsprechen. Nach dem Referendariat war für mich klar: Ich habe das durchgezogen und viel dabei gelernt. Aber ich wünsche mir eine Schule, die auch ein Wohlfühlort und ein Lebensort sein kann. Genau das hat mir im staatlichen Schulsystem an vielen Stellen gefehlt.
News4teachers: Die Entscheidung war auch mit einer materiellen Einschränkung verbunden, weil Sie den Beamtenstatus nicht übernehmen konnten. War das für Sie eine Hürde, die Sie überwinden mussten?
von Sobiesky: Für mich war es eine ganz bewusste Entscheidung gegen den Beamtenstatus, weil ich immer das Gefühl hatte, dass er mich einschränkt. Ich konnte nicht frei entscheiden, wo ich leben möchte, mit wem ich arbeiten möchte und an welcher Schule ich tätig sein will. Stattdessen wurde ich einer Schule zugewiesen – besonders in Bayern ist das oft sehr willkürlich und es kann Jahre dauern, bis ein Versetzungsantrag genehmigt wird. Deshalb war für mich klar, dass ich diese Fremdbestimmung nicht möchte. Es fiel mir leicht, den Vor-Beamtenstatus des Referendariats aufzugeben, weil ich dadurch deutlich mehr Flexibilität gewonnen habe – und mir meinen Arbeitgeber selbst aussuchen konnte.
News4teachers: Und dann sind Sie ohne weitere Vorbereitung an eine Montessori-Schule gewechselt?
von Sobiesky: Ich hatte bereits vorher Erfahrungen mit der Montessori-Pädagogik gesammelt. Mein erstes Diplom in der Montessori-Pädagogik erwarb ich bereits während meines Studiums. Damals absolvierte ich Praktika an verschiedenen Montessori-Schulen, unter anderem in den USA. Dadurch konnte ich die Vielfalt und Heterogenität von Montessori-Einrichtungen kennenlernen.
Den Diplom-Lehrgang für die Sekundarstufe habe ich dann berufsbegleitend in meinen ersten zwei Jahren als Klassenleitung einer jahrgangsgemischten neunten und zehnten Klasse absolviert. Besonders die Arbeit mit den Neunt- und Zehntklässlern, die in Bayern Abschlussklassen im Montessori-System sind, hat mir viel Freude bereitet. Ich habe es geliebt, die Kinder und Jugendlichen auf den letzten Schritten ihrer Montessori-Reise zu begleiten, auch wenn diese Reise eigentlich nie endet. Die Schülerinnen und Schüler jedes Jahr gut vorbereitet aufs Neue ins Leben zu entlassen, war einfach wunderschön.
“An unserer Schule wurde grundsätzlich das ‘Du’ verwendet, was die Beziehung zwischen den Lehrkräften und der Schülerschaft auf eine gleichwertige Ebene brachte”
News4teachers: War es trotzdem zunächst ein Kulturschock, aus dem Referendariat an der Regelschule an der Montessori-Schule anzukommen?
von Sobiesky: Nein, weil ich es ja bereits kannte. Während meines Studiums hatte ich immer Kontakt zu Schüler*innen, sei es durch die Nachmittagsbetreuung oder Nachhilfe. Dadurch habe ich alternative Lernsettings kennengelernt, wie Kleingruppen und individuelles Lernen an Orten, die Freude bereiten. Außerdem habe ich während des Studiums eine Lerncoaching-Ausbildung gemacht. Dadurch habe ich viele Erfahrungen gesammelt, die mir gezeigt haben, dass Lernen auch anders funktionieren kann, als man es oft in herkömmlichen Schulen erlebt. Daher war der Kulturschock nicht besonders groß – sondern eher umgekehrt, eine positive Erfahrung.
Ich hatte endlich einen Ort gefunden, an dem Lernen so funktioniert, wie ich es mir wünsche – auf eine Weise, die mir als Begleiterin von Lernprozessen Freude bereitet. Hier konnte ich beobachten, wie Jugendliche wirklich wichtige, lebensnahe Erfahrungen sammeln. Es war ein Gefühl des Ankommens an einem Ort, von dem ich immer wusste, dass er irgendwo existiert.
News4teachers: Welche Erfahrungen waren besonders prägend im Kontrast zum Regelschulsystem?
von Sobiesky: Der größte Unterschied war der Kontakt zwischen Pädagog*innen und Schüler*innen. An unserer Schule wurde grundsätzlich das „Du“ verwendet, was die Beziehung zwischen den Lehrkräften und der Schülerschaft auf eine gleichwertige Ebene brachte. Wir standen in echtem Austausch, gaben einander Feedback und ich hörte den Schüler*innen wirklich zu, statt immer zu denken, ich wüsste alles besser. Für mich war es wichtig, sie als ebenbürtige Gesprächspartner*innen zu sehen, von denen ich selbst viel lernen konnte.
Besonders beeindruckend war eine Schülerin in meinem ersten Jahr, die beschlossen hatte, ihren Weg zum Abitur sehr eigenständig und frei zu gestalten. Zu erleben, wie eine 16-Jährige selbstbewusst ihren Weg plant, weil sie an diesen und vor allem an sich selbst glaubt, war äußerst inspirierend für mich. Auch die Lernumgebung war etwas Besonderes: Gruppentische waren die Norm, und es war selbstverständlich, bei heißem Wetter nach draußen zu gehen oder flexibel auf die Tagesform einzugehen. Auch ich durfte mal einen schlechten Tag haben, und die Klasse fing mich auf.
Gleichzeitig lag der Fokus immer darauf, was man für das Leben lernen kann. Interessanterweise habe ich durch meine Schüler*innen Dinge verstanden, wie zum Beispiel Mathematik, die mir früher nie klar waren. Trotz dieser Offenheit war es natürlich meine Aufgabe, den Lernprozess zu strukturieren und eine vorbereitete Umgebung zu schaffen.
“Wir haben offen miteinander gesprochen und gemeinsam an einem Strang gezogen, immer mit dem Ziel, das Beste für jedes Kind zu erreichen”
News4teachers: Wie haben Sie das Kollegium an der Montessori-Schule erlebt?
von Sobiesky: Es war ein Miteinander, kein Gegeneinander. Wir haben offen miteinander gesprochen und gemeinsam an einem Strang gezogen, immer mit dem Ziel, das Beste für jedes Kind zu erreichen. Dabei ging es nicht darum, starr an etablierten Methoden festzuhalten, sondern flexibel zu überlegen, welche Lernumgebung für das jeweilige Kind am besten passt. Der Austausch war entscheidend: Ich habe viel von den erfahreneren Kolleg*innen gelernt und konnte gleichzeitig frische Impulse einbringen, da ich gerade aus dem Studium kam. Dass ich dabei meinen eigenen Weg finden und mich einbringen konnte, war wirklich bereichernd.
News4teachers: Wenn Sie junge Lehrkräfte für Montessori-Einrichtungen anwerben müssten, mit welchen Argumenten würden Sie das tun?
von Sobiesky: Die Montessori-Pädagogik verkörpert das, was wissenschaftlich und entwicklungspsychologisch als bestes Lernen gilt. Wer möchte, dass Schule auf die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen ausgerichtet ist, findet dort den passenden Ansatz. Besonders schätze ich, dass Montessori-Schulen sich ständig weiterentwickeln, ihre Methoden und Räume anpassen und immer wieder neu überlegen, wie sie besser auf die Bedürfnisse der Lernenden eingehen können.
Beziehung ist für erfolgreiches Lernen zentral, und die Montessori-Pädagogik fördert diese Beziehungen – nicht nur zum Kind, sondern auch zu sich selbst und zur Welt. Als Pädagogin reflektiere ich regelmäßig mein eigenes Verhalten, lasse mich coachen und nehme Feedback von Kolleg*innen an, um andere Perspektiven einzubeziehen. Gerade durch die Montessori-Ausbildung habe ich intensiv über meinen Platz in der Welt, meinen Einfluss auf Demokratie und Nachhaltigkeit sowie den Fußabdruck, den ich hinterlasse, nachgedacht.
News4teachers: Und jetzt geht es für Sie raus aus dem Klassenzimmer – in die Verbandsarbeit hinein. Traurig?
von Sobiesky: Mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Als ich meinen Schülern und Schülerinnen von meinem Wechsel erzählt habe, flossen bei einigen Tränen. Gleichzeitig kamen viele zu mir und sagten: „Ich finde es toll, dass du an eine Position wechselst, in der du noch mehr bewegen kannst.“ Diese Rückmeldungen haben mir viel Kraft und Zuversicht gegeben und bestätigt, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe. Es tat gut zu spüren, dass sowohl die Schüler*innen als auch meine Kolleginnen und Kollegen und Vorgesetzten mir diese neue Aufgabe zutrauen.
Natürlich vermisse ich den direkten Kontakt zu den Kindern und Jugendlichen, denn dort sieht man täglich, welchen Einfluss man hat und welche Beziehungen man aufbaut. Dennoch weiß ich, dass ich in meiner neuen Rolle viel bewirken kann und mir die Möglichkeit wichtig ist, die Umsetzung der Pädagogik weiter voranzutreiben. Ich sehe mich in dieser Position als Sprachrohr und Gesicht für das, was mir am Herzen liegt.
News4teachers: Was sind Ihre persönlichen Ziele und was möchten Sie gern für die Montessori-Bewegung erreichen?
von Sobiesky: Ich möchte, dass die Montessori-Pädagogik sichtbarer wird und noch mehr Menschen erreicht, die sie als zukunftsweisend erkennen. Es ist wichtig, den Austausch mit der Wissenschaft zu intensivieren und gemeinsam neue Impulse zu setzen. Die Vielfalt unter unseren Mitgliedern und den Menschen, die Teil der Montessori-Bewegung sind, sollte nicht als trennendes, sondern als verbindendes Element gesehen werden. Mein Ziel ist es, diese Vielfalt zu nutzen und gleichzeitig jedem die Freiheit zu lassen, in seiner Einzigartigkeit zu bleiben. Was ich im Klassenzimmer im Kleinen umgesetzt habe, möchte ich nun im Verband erreichen: die Stärken jedes Einzelnen zu erkennen und daraus ein harmonisches Ganzes zu schaffen, in dem alle so sein dürfen, wie sie sind.
Ich bin überzeugt, dass die Montessori-Pädagogik mit ihren Werten, Zielen und Grundlagen einen wichtigen Beitrag für die Welt von morgen leisten kann – sei es in Bezug auf Nachhaltigkeit, Demokratie oder den Umgang mit der bestehenden Heterogenität. Sie bietet einen Ansatz, um den aktuellen Herausforderungen unserer Welt konstruktiv zu begegnen.
“Für mich ist Leistung nichts Negatives. Leistung bedeutet, dass ich etwas geschafft habe, besonders wenn es mir zuvor schwergefallen ist”
News4teachers: Der Montessori-Pädagogik wird mitunter vorgeworfen, eine Kuschelpädagogik zu sein, die nicht sehr leistungsorientiert ist. Wie stehen Sie zum Begriff Leistung?
von Sobiesky: Für mich ist Leistung nichts Negatives. Leistung bedeutet, dass ich etwas geschafft habe, besonders wenn es mir zuvor schwergefallen ist. In diesem Sinne ist Leistung etwas Positives. Problematisch wird es, wenn man sich ständig mit anderen vergleicht und deren Weg oder Fähigkeiten als Maßstab nimmt. Ich denke, Schule sollte kein Wettkampf sein. Sicherlich liegt es in der Natur des Menschen, sich gelegentlich mit anderen zu messen. Problematisch wird es, wenn ein Kind allein aufgrund seiner vermeintlich messbaren Leistung bewertet wird. Grundsätzlich sehe ich Leistung nicht als Problem, entscheidend ist, wie damit umgegangen wird und welche Konsequenzen das Erreichen oder Nicht-Erreichen von Zielen hat.
Wenn mir als Pädagogin auffällt, dass ein Kind die Arbeit verweigert oder kein Interesse zeigt, dann gehe ich in den Austausch und forsche nach den Gründen für dieses Verhalten. Der Grundgedanke der Montessori-Pädagogik ist, dass Kinder intrinsisch lernen und über sich selbst hinauswachsen möchten.
News4teachers: Darüber hinaus wird behauptet, dass die Montessori-Pädagogik nur für gut behütete, in einem bürgerlichen Umfeld aufwachsende Kinder funktioniert. Was entgegnen Sie?
von Sobiesky: Ich bin überzeugt davon, dass die Montessori-Pädagogik grundsätzlich für alle Kinder funktioniert. Klar, es ist wichtig und förderlich, wenn Kinder schon zu Hause lernen, dass ihre Meinung gefragt ist und dass das, was sie tun, einen Einfluss auf andere hat. Wenn Kinder das aber zu Hause nicht vermittelt bekommen, dann kann und muss die Montessori-Schule ein Gegenpol dazu sein – und solchen Kindern entsprechende Erfahrungen ermöglichen. Die Montessori-Pädagogik nimmt jedes Kind in seiner Einzigartigkeit an und kann somit auf individuelle Bedürfnisse reagieren. Damit schafft sie für jedes Kind die Möglichkeit, seinen Weg zu finden. Durch individuelle Förderung machen die Kinder die Erfahrung, dass ihr Handeln positive Ergebnisse hervorbringt.
News4teachers: Stellen wir uns einmal vor, Sie bekämen ein weiteres Jobangebot – das der Kultusministerin von Deutschland. Was würden Sie in der ersten Woche erledigen?
von Sobiesky: Keine Revolution sofort. Ich kann nicht in der ersten Woche gleich alles umschmeißen, sondern ich würde mir anschauen, was der aktuelle Stand ist und dann eine Vision formulieren. Dann würde ich mir realistische Schritte zur Umsetzung überlegen. Dazu muss ich schauen, an welcher Stelle Veränderungen möglich sind und wo es vielleicht noch Zeit für Entwicklung braucht. Ich würde versuchen, mit allen Beteiligten Wege zu finden, um langsam in Richtung Zukunft zu gehen. Ich weiß, dass die Politik nicht stehen geblieben ist und dass es auch dort viele Menschen gibt, die etwas verändern möchten. Sie scheitern leider oft an den Rahmenbedingungen und am Gegenwind – das gilt es zu verbessern.
News4teachers: Wie sieht die Zukunft für die Montessori-Einrichtungen aus?
von Sobiesky: Es wäre wundervoll, wenn jedes Kind so lernen dürfte, wie an Montessori-Einrichtungen gelernt wird. Dazu werden professionell ausgebildete, motivierte Pädagog:innen gebraucht, die Schule anders denken. Die Weiterentwicklung von Schule ist ein kontinuierlicher Prozess, der immer in Bewegung sein sollte, und auch abhängt von den Menschen, die an einer Einrichtung tätig sind. Wenn eine Person etwas verändert, und sei es auch nur im eigenen Klassenzimmer, ist das meist der Dominostein, der die Prozesse voranbringt. Die Montessori-Einrichtungen sind generell dazu aufgerufen, ihre eigene Umgebung aktiv mitzugestalten und immer wieder mit Maria Montessoris Werk und Pädagogik in den Austausch zu gehen. Es geht darum, nicht stehen zu bleiben, sondern sich mit Blick auf unsere heutige Zeit und Gesellschaft zukunftsweisend zu entwickeln, um auch den Kindern von morgen eine Lernumgebung für ihre individuelle Entfaltung zu bieten. News4teachers-Herausgeber Andrej Priboschek führte das Interview.
Elizabeth von Sobiesky war bis zum Sommer in der Inklusiven Montessori Schule an der Balanstraße, München als Lehrerin einer jahrgangsgemischten Lerngruppen 9/10 tätig.
Sie bringt laut Verband umfassende Erfahrung und ein tiefes Verständnis für Montessori-Pädagogik und deren Werte mit. Fachliche Grundlage ist ein Lehramtsstudium für Gymnasien mit Abschlüssen in Deutsch, Englisch und Ethik/Philosophie. Darüber hinaus war sie an der Montessorischule Kaufering als Klassenleitung und Stufenleitung der Oberstufe und pädagogische Leiterin der Akademie für Neues Lernen gGmbH, Penzing tätig – und am Projekt „MonteSegler“ beteiligt, bei dem Lehrkräfte mit Schülerinnen und Schülern eine zweimonatige Segelreise unternahmen.
„Wir sind glücklich, dass wir mit Frau von Sobiesky eine junge, gleichwohl erfahrene Pädagogin für die pädagogische Leitung von Montessori Deutschland gewinnen konnten – eine zukunftsgerichtete Aufgabe, die ein hohes Maß an Kommunikationsfähigkeit, pädagogischer Expertise und politischem Weitblick erfordert“, sagt Jörg Boysen, ehrenamtlicher Bundesvorsitzender von Montessori Deutschland.
Das Regelschulsystem ist, wie es ist, weil es nie zu viel kosten durfte.
Man kann Kosten niedrig halten, wenn man möglichst viele junge Menschen (früher natürlich noch mehr als heute) gleichzeitig in Räumen unterrichten kann.
Man erkennt es daran, wie die Schulgebäude konzipiert wurden und werden.
Man erkennt es daran, dass Landesrechnungshöfe vorschlagen, Klassen zu vergrößern, damit ein Bundesland Geld einsparen kann.
Man braucht also gar nicht weiter zu vergleichen oder zu sagen, die Regelschule müsse, was die Unterrichtsgestaltung angeht, neu gedacht werden.
Ich würde liebend gern anders arbeiten, erlebe aber jeden Tag, dass das gar nicht viel anders gehen kann, obwohl es an meiner Schule tatsächlich sehr viel familiärer (mit viel mehr Beziehungsarbeit) zugeht, als ich es aus meiner eigenen Schulzeit kenne.
Beziehungsarbeit ist sehr wichtig, sie ist aber nun einmal nicht möglich, wenn Lehrkräfte über z.T. 150 verschiedene S*S über die Woche verteilt unterrichten. Bereits bei nur 50 geht das nicht mehr.
An Grundschulen muss so viel Beziehungsarbeit geschehen, dass dort im Schnitt 25 Kinder pro Klasse schon viel zu viele sind.
Es braucht gar keine Montessori-Pädagogik, es braucht einfach viel kleinere Schulen, in denen Lehrkräfte für insgesamt weniger junge Menschen zuständig sind.
Aber … S.o.
Offen gesagt war auch ohne Montessori meine zweite Ausbildungsphase an einer kleinen Schwarzwälder Dorfschule ähnlich. Inklusive Unterricht am Bach an heißen Sommertagen.
Und bevor etwas Falsches gedacht wird: Es wurde inkludiert – Rollstuhlfahrer, ein blindes Kind, Asperger, und auch integriert (schon damals gab es die berüchtigten Asylbewerber – Container und die traumatisierten Kinder aus Ex-Jugoslawien)
Ich denke, der Knackpunkt ist durchaus, dass Schüler, die sich absolut nicht ins Konzept einpassen, gehen müssen. Da reicht oft einer in der Klasse (Andere sind Mitläufer) Was würde eine Montessori- Schule im Falle eines oder mehrerer Schüler machen,der /die die Materialien mutwillig zerstört/zerstören, damit noch andere Kinder drangsaliert/ drangsalieren und keinen anderen in Ruhe arbeiten lässt/lassen?
“… kleine ….Schule!” – Das ist nach meinen Erfahrungen ein großer Knackpunkt! Die Schulen (“”Campus”) werden immer größer und damit anonymer. An kleinen Schulen kann bessere Beziehungsarbeit geleistet werden, meine Beobachtungen! Alle an Schule Beschäftigten kennen einander, kurze Wege bei Absprachen, schnelle Reaktionen, … Die Lehrer kennen fast alle Schüler und die dazugehörige Klasse und Kollegen. Bei Fehlverhalten auf dem Pausenhof z. B. folgt deshalb sofort die entsprechende Reaktion. Schüler mit “Problemen” haben feste Ansprechpartner, die schnell erreichbar sind, Kollegen können untereinander schneller auf “Besonderheiten” einzelner Schüler aufmerksam machen (z. B. gestern ist Oma von xy verstorben) usw. usf. In anonymen Schulzentren kann Beziehungsarbeit nicht so gut laufen. Ich habe mich jedenfalls immer an kleinen Schulen wohler gefühtl, als Lehrer und als Schüler. Und bei meinen I-Schülern beobachte ich das auch so.
Ergänzung: Auch für die (Beziehungs)arbeit mit den Eltern sind kleinere Schulen von Vorteil. Zumindest sind das meine Erfahrungen als Schüler, Lehrer, Mutter und Oma. Es ist einfacher und schneller bei Bedarf Kontakt zum zuständigen Leher, Erzieher oder Sozialarbeiter herzustellen. Auch für den Klassenlehrer ist es einfacher, geht schneller – spart also Zeit und Kraft- alle an einen Tisch zu bekommen bzw. vor einem Elterngespräch zeitnah alle notwendigen Infos von Fachlehrern, Erziehern und Sozialpädagogen einzuholen. Man kann somit effektiver und schneller bei auftretenden Problemen reagieren und Abhilfe schaffen. Informationen über den “Buschfunk” kleiner Schulen sind übrigens auch nicht zu unterschätzen und oft sehr hilfreich in der Beziehungsarbeit.
“Was würde eine Montessori- Schule im Falle eines oder mehrerer Schüler machen …”
Da werden privatrechtliche Verträge geschlossen. Und die kann man auch kündigen…
Das habe ich zweimal erlebt, Es waren sehr “interessante” Schüler, die dann Leben in unsere Regel-Schule gebracht haben. Aber dafür ging es in der Montessori-Schule nach der Umschulung ruhiger zu. 🙂
Hier werden pädagogische Aspekte unter “Montessori” gelabelt, welche nicht originär “Montessori” sind, Beziehungsarbeit findet auch andernorts statt:
Entscheidend für “guten Unterricht” sind die Ressourcen und die sozio-ökonomische Herkunft der Schüler*innen. In welchen Stadtteilen gibt es private Montessori-Schulen, in welchen nicht?