KOBLENZ. Die Auswertung der Panelumfrage von News4teachers und 4teachers unter Lehrkräften liegt vor – und zeichnet ein klares Bild: Die Situation an deutschen Schulen ist geprägt von struktureller Überlastung, unzureichender Unterstützung und einer Bildungspolitik, die an der Lebensrealität der Lehrkräfte vorbeigeht.

Arbeitszeit: Wunsch nach Erfassung – aber kaum Zeit für die eigentliche Arbeit
Ein zentraler Punkt bleibt die fehlende Zeit für Unterrichtsvorbereitung. Nur 2,93 % der Lehrkräfte geben an, „immer“ genug Zeit für Vor- und Nachbereitung zu haben. Fast 38 % berichten, dass sie das „selten“ oder „nie“ schaffen. Über 71 % sprechen sich für ein offizielles Zeiterfassungssystem aus – und das konstant seit der ersten Befragung im Juli. Trotzdem bleibt die strukturelle Entlastung aus. „Ich habe das Gefühl, dass ich gar nicht mehr aus der Schule rauskomme – weder physisch noch gedanklich“, schreibt eine Lehrkraft.
Inklusion: Anspruch und Realität klaffen weit auseinander
Die Inklusion bleibt das meistgenannte und zugleich am schlechtesten bewertete Handlungsfeld: 77 % der Lehrkräfte fühlen sich nicht ausreichend auf den Unterricht mit inklusiven Schülergruppen vorbereitet und fast 71 % bezeichnen die Ressourcen an ihrer Schule als „schlecht“ oder „sehr schlecht“. Die größten Barrieren: fehlende personelle Unterstützung (48,3 %), unzureichende Ausbildung (25,2 %) und Zeitmangel (18,9 %). Diese Einschätzungen bleiben seit Beginn der Panelreihe nahezu unverändert hoch. Aussagen wie „Ich bin das multiprofessionelle Team – es gibt niemanden sonst“ sind keine Einzelfälle.
Verhaltensauffällige Schüler:innen: Alltag, aber kaum Unterstützung
Über 70 % der Befragten arbeiten täglich mit verhaltensauffälligen Schüler:innen. Aber: 65 % fühlen sich nicht angemessen auf den Umgang vorbereitet und 62 % geben an, wenig oder gar keine Unterstützung durch Fachkräfte, Schulsozialarbeit oder multiprofessionelle Teams zu erhalten. Die effektivsten Maßnahmen wären laut Lehrkräften: externe Unterstützung (41 %), kollegialer Austausch (27 %) und pädagogische Beratung (15 %) – alles Bereiche, die vielerorts schlicht nicht existieren.
Digitalisierung: Alltag mit technischen Hindernissen
Zwar nutzen 52,3 % täglich digitale Medien im Unterricht, aber 69 % nennen technische Probleme als häufigste Herausforderung. Schulungen zur Digitalisierung sind für fast die Hälfte der Befragten „wenig hilfreich“ oder „gar nicht hilfreich“. IT-Unterstützung wird von 42 % negativ bewertet – trotz politischer Förderprogramme. Die Ausstattung ist also vorhanden, die Funktionalität jedoch mangelhaft.
Lichtblick: Kollegiale Zusammenarbeit
Während Systemunterstützung vielfach versagt, bewerten 69,75 % der Lehrkräfte den Zusammenhalt im Kollegium als „gut“ oder „sehr gut“. Über 60 % tauschen sich täglich aus, 79 % finden diesen Austausch hilfreich oder sehr hilfreich. „Ohne mein Kollegium hätte ich längst aufgegeben“, heißt es in einer freien Bemerkung.
Fazit: Ein strukturelles Dauerproblem
Die Gesamtanalyse zeigt ein deutliches Muster: Die Belastung ist konstant hoch, die Unzufriedenheit ist systemisch begründet und die Unterstützung durch Politik, Schulträger und Verwaltung fehlt. Trotz zunehmender digitaler Nutzung, wachsender Anforderungen und heterogener Klassenstrukturen bleibt der Lehrerberuf – aus Sicht der im Schuldienst Beschäftigten – auf Selbstausbeutung gebaut.
Die hier vorgestellten Ergebnisse stammen aus einer kontinuierlichen Panelumfrage unter Lehrkräften.
Ein Panel ist eine feste Gruppe von Personen, die über längere Zeit hinweg regelmäßig befragt wird. So lassen sich Veränderungen, Trends und strukturelle Muster sichtbar machen – jenseits von punktuellen Stimmungsbildern. Das zugrunde liegende Lehrerpanel besteht aus über 500 aktiven Lehrkräften unterschiedlicher Schulformen, Bundesländer und Erfahrungsstufen. Die Teilnahme ist freiwillig und anonymisiert. In der aktuellen Befragung vom Juli 2025 haben 241 Personen teilgenommen (Rücklaufquote: 47,6 %).
Das Panel ist nicht repräsentativ im streng wissenschaftlichen Sinne, da es sich nicht um eine zufällig gezogene Stichprobe handelt. Dennoch liefern die Daten eine realistische, konsistente und aussagekräftige Momentaufnahme aus dem Schulalltag – insbesondere, weil:
- die Rücklaufquote sehr hoch ist,
- die Ergebnisse über mehrere Erhebungen hinweg stabil sind,
- viele Befunde sich mit anderen Studien (z. B. VBE, OECD, DKLK) decken.
Das Panel wirkt damit wie ein pädagogisches Seismografen-Netz: Es zeigt, wo der Druck im System am größten ist – und wo langfristige Risse entstehen.
Anmeldungen zum Lehrerpanel sind hier möglich: lehrerpanel.de. Bei Fragen zur Studie wenden Sie sich bitte an info@lehrerpanel.de.
“Offenbart”?
Aber ja, Probleme verpufften nicht, obwohl zu wenig unternommen wurde/ werden konnte.
Wie viele Lehrkräfte gaben an, die Inklusion solle nicht weiter verfolgt werden, da Ressourcen fehlen – wie konnte das nur passieren? 😉
Habe den Eindruck, bei solchen Umfragen werden viele prinzipiell gegensätzliche Meinungen unter einen Hut gebracht…
Gab es eine Frage dazu, dass Gymnasien nur eine “Elite” von den “oberen” 16% der Intelligenzverteilung versorgen sollen?
Hätten Sie sich an der Umfrage beteiligt, wüssten Sie welche Fragen dort vorkamen!
Gut, dass wir es mal wieder schwarz auf weiß lesen…
Weiterhin ist niemand bereit, wirkliche Verbesserungen herbeizuführen.
Könnte Geld – und Wählerstimmen? – kosten…
Lehrersorgen und Lehrerängste, Lehrerbelastung und -überlastung wird wieder mal in einer Statistik steckenbleiben.
Niemand ist bereit, sich direkt mit den Einsichten, Problemen oder gar Vorschlägen der Lehrer auseinanderzusetzen, ihnen auch nur zuzuhören.
Die Probleme könnten Gesichter bekommen… und zum Handeln verpflichten?
Viel könnte man ändern, wenn man einsehen würde, dass bei Lehrermangel Qualität vor Quantität gehen muss: Ganztag zurückfahren, Vormittags Unterricht, der von den vorhandenen Lehrkräften unter “normalen” Arbeitsbedingungen (ohne Dauerüberlastung) geleistet werden kann, Nachmittags Angebote und Betreuung für Kinder, deren Eltern es wünschen oder brauchen.
Das können auch Nicht-Lehrer machen – besser als Mathe- oder Deutschunterricht, der nur noch von angelernten Seiteneinsteigern aufrechterhalten wird.
Wäre vemrutlich obendrein halbwegs kostenneutral…
Und selbst der Vormittag müsste dringend „entschlackt“ werden (um mal das Phrasenschwein zu bedienen), denn auch dafür reichen die vorhandenen Ressourcen schon lange nicht mehr aus.
Gedöns weglassen!
Fokus auf die Basiskompetenzen!