DÜSSELDORF. Die fundamentale Kritik von John Hattie am gegliederten deutschen Schulsystem („Das ungerechteste Schulsystem, das ich kenne“) scheint bei Lehrkräften in Deutschland auf größere Zustimmung zu stoßen, als sich vielleicht vermuten lässt. Das legt jedenfalls eine Blitz-Umfrage unter Leserinnen und Lesern von News4teachers nahe, die von Freitag bis gestern lief und mit knapp 2000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine beachtliche Resonanz erfuhr.

Wir hatten mit Blick auf die jüngsten Äußerungen des weltweit wohl bekanntesten Bildungsforschers (News4teachers berichtete) gefragt: „Prof. Hattie erklärt, dass seine Forschungsarbeit ergeben hat, dass das Aufteilen von Schülergruppen in Lerngruppen nach Leistung im Durchschnitt keinen Effekt auf den Lernerfolg hat. Wie ist Ihre Erfahrung als Lehrkraft?“ Nur gut ein Drittel der Teilnehmenden verneint das. Genauer: 36,74 Prozent antworten „Hattie liegt falsch“. 35,2 Prozent meinen: „Mal so, mal so“. Und 24,41 Prozent sagen: „Hattie hat recht“. 3,64 Prozent der Teilnehmenden fühlen sich außerstande, die These zu beurteilen.
Noch überraschender – die Antworten auf folgende Frage: „Hattie befürwortet eine drastische Reduktion der Lehrpläne. Ein überfrachteter Lehrplan verhindere, dass Schülerinnen und Schüler Themen vertiefen können, die sie wirklich interessieren – wodurch sie weniger lernen als möglich wäre. Was meinen Sie dazu?“ „Hattie hat recht“, sagen über zwei Drittel der Teilnehmerinnen und Teilnehmer (68,1 Prozent), „mal so, mal so“ 22,32 Prozent. Nur 8,94 Prozent meinen: „Hattie liegt falsch“, „Kann ich nicht beurteilen“ 0,65 Prozent.
News4teachers (Deutschlands meistgelesenes Bildungsmagazin) und 4teachers (Deutschlands größte Service-Seite für Lehrkräfte) wollen‘s wissen: Was belastet Sie als Lehrerin oder Lehrer? Was muss geschehen, damit Sie erfolgreich arbeiten können? Welche Unterstützung benötigen Sie? Welche Reformen begrüßen Sie? Und wo ziehen Sie eine rote Linie? Machen Sie mit beim Lehrerpanel – einer Online-Umfrage für pädagogische Profis.
Das Lehrerpanel fragt Sie (wie bei der vorliegenden Blitz-Umfrage) in regelmäßigen, nicht zu häufigen Abständen nach Ihrer Einschätzung zu wichtigen Themen aus der Bildungswelt – ob Lehrkräftemangel, Digitalisierung, Künstliche Intelligenz, Heterogenität, Inklusion, Erziehung, Lehrergesundheit oder Bildungsungerechtigkeit. Das Ausfüllen der Umfrage nimmt jeweils nur wenige Minuten in Anspruch. Die Angaben werden anonym gesammelt. Der Datenschutz ist vollständig gewährleistet.
Verschaffen Sie sich Gehör! Geben Sie den Lehrkräften in Deutschland eine Stimme! Melden Sie sich hier an – ohne Formalitäten (eine Minute)!
Dritte Frage: „John Hattie hat sich für eine Reform des deutschen Schulsystems ausgesprochen. Es hält es für sozial ungerecht und für ineffizient, Kinder schon nach der vierten Klasse nach vermeintlichen Leistungspotenzialen aufzuteilen. Was meinen Sie? Ist das deutsche gegliederte Schulsystem überholt?“ Auch hier ein deutliches und überraschendes Meinungsbild: „Ja“ – antworten 54,97 Prozent, „teilweise“ 22,12 Prozent und „Nein“ nur 21,92 Prozent. („Kann ich nicht beurteilen“: ein Prozent).
Interessante Einblicke geben auch freie Kommentare, die im Rahmen der Umfrage abgegeben werden konnten. Eine Auswahl:
„Die Leistung der Schüler mag sich im Schnitt durch die Aufteilung nicht verändern, aber es verhindert, dass die obersten Prozente gefördert werden können und ihr Potenzial ausschöpfen. Gerade diese braucht eine Gesellschaft aber, die bei Forschung und Innovation noch bedeutsam sein will.“
„Im Grunde hat Hattie Recht. Aber: Da Lehrkräfte keine Unterstützung bei der Beschulung verhaltensauffälliger, deprivierter Schüler bekommen, ist eine Trennung der Kinder nach dem vierten Schuljahr auch aus meiner Erfahrung in Berlin heraus, derzeit eine Erleichterung für alle anderen, die mit dem Ziel, etwas zu lernen zur Schule kommen. Die Trennung ist real eine, die leistungswilligen Schülerinnen und Schülern das Lernen ermöglicht.“
„Weitere Probleme sind: Zahlreichen Kindern fehlt eine Grunderziehung (respektvoller Umgang miteinander, mit dem Umfeld und der Umwelt, vielen fehlt Nestwärme, Verhaltensauffälligkeiten nehmen zu. Hinzu kommt, dass derart volle Klassen, mit einem so bunten Klientel nicht kindgerecht zu unterrichten sind. Die Lerngruppe sind zu groß für so viele verhaltenskreative Kinder, Schulgebäude und Schulhof müssten einladender sein…“
„Jeder muss nach seinem Leistungsstand gefördert werden. Niemand kommt auf die Idee, in einem Raum Chinesisch, Russisch und Englisch zu lehren. Es muss in interessierten und leistungstechnisch ähnlichen Gruppen geschehen. Das System muss nur durchlässiger werden, wenn jemand richtig gut wird. Der Lehrplan ist nicht zu voll, es muss nur der Anspruch gesenkt werden am Ende alles auch geschafft zu haben. Pädagogisch begründete Vertiefungen müssen laut Lehrplan möglich sein.“
„Meiner Erfahrung nach benötigen auch schwache SuS starke SuS in der Klasse, damit das Niveau für alle steigt, was zumindest für eine gewisse Heterogenität in den Klassen spricht. Gemeinsames Lernen für alle würde aber voraussetzen, das gesamte Schulsystem Deutschlands von Grund auf neu zu denken, umzusetzen und sehr viel Geld auszugeben. Das Fatalste, was man machen kann, ist ein Kompromiss in dieser Sache. Die Teilung zwischen Stadtteilschulen und Gymnasien in Hamburg hat zu einer desaströsen Lage geführt. Man kann in Hamburg nicht guten Gewissens ein Kind zu einer Stadtteilschule schicken. (Ausnahmen gibt es natürlich; ich habe an beiden Schulformen gearbeitet, immer in herausfordernder Lage.) Da es in Deutschland niemals dazu kommen wird, dass das Schulsystem komplett neu errichtet wird, ist die Vorstellung einer ‚Schule für alle‘ unrealistisch. Eine pragmatische Lösung: massive Investitionen in Personal und Gebäude, massive Entlastung der LuL, Schulen und Lehrer mehr vertrauen und ihnen mehr Freiräume in der Gestaltung geben.“
„Hattie übersieht die Durchlässigkeit des deutschen Schulsystems.“
„Gerne bis zur 6. Klasse gemeinsam unterrichten, aber in kleineren Klassen. Heterogene große Klassen funktionieren nicht. Es hängt aber auch vom Fach ab. Grundsätzlich unterrichtet es sich aber in stark heterogen Klassen deutlich schwerer und es kommt dadurch auch zu mehr Unruhe. Mit differenzierten Materialien zu arbeiten und Schülerinnen und Schüler adäquat zu betreuen, ist bei stark heterogengruppen sehr schwer, insbesondere wenn man in einem naturwissenschaftlichen Fach bzw. einem Fach mit praktischen Anteilen viel mit den Schülern arbeitet.“
„Zu großer Unterschied in den Lerngruppen führt oft dazu, dass einige überfordert und andere unterfordert sind. Beides verhindert das Arbeiten am Thema. Ich soll Unterricht an einer Gemeinschaftsschule für: Förderbedarf Lernen, Förderbedarf Sozial/Emotional. ESA, MSA und AHR Niveau gestalten und alles innerhalb eines 45min Unterrichts mit 25-29 Schülern in einer Klasse. Oft geht es darum, die SuS zu aktivieren, was bei den unterschiedlichen Leistungsniveaus und ggf. Einschränkungen gar nicht möglich ist.“
Die Umfrage ist nach streng wissenschaftliche Kriterien nicht repräsentativ, dürfte aber aufgrund der hohen Zahl an Teilnehmenden (1.989) ein profundes Stimmungsbild liefern. News4teachers
Da merkt man mal, dass der Kommentarbereich mittlerweile auch eine kleine Bubble ist und nicht zwingend etwas mit der Meinung der Leser von N4T zu tun hat.
Auch die Zahlen finde ich bemerkenswert: 2000 Abstimmungen innerhalb eines kurzen Zeitraumes.
Sehr gute Kommentare erreichen hier maximal hohe zweistellige Werte an Zustimmung und damit nur einen Bruchteil der Leser.
gehe ich d’accord
mir deucht, der Kreis aktiver Kommentator*innen ist in den letzten 2-3 Jahren geschrumpft.
Ich habe ohnehin den Eindruck, dass nur ein Bruchteil der hier Aktiven auch wirklich im Schuldienst tätig ist.
Insgeheim hoffe ich das bei einigen Personen auch – dass die NICHT vor einer Klasse stehen.
Dito.
@ Stromdoktor
Herzlichen Glückwunsch, Sie wurden soeben zur Lehrkraft befördert, oder degradiert ? 😉
Ihr Preis: ein Kilo Hyperlinks von @ Karl-Heinz; denn Fragen beantwortet er nicht so gerne, wenn @ Kater Carlo schreibt oder @ Besseranonym ihn beim Xen erwischt.
Keine Sorge,
Herr Karl-Heinz, bin nur im Zweitberuf Lehrer.
Wer glaubt, erwachsene Menschen auf nicht genehmen Seiten “erwischt” zu haben ist dagegen definitiv Lehrer, heisst “Meier-Wiedenhopf” oder “Müller-Degendorf” uuuuund trägt Fahrradhelm. 😉
Wie meinen, Herr Dr Klöbner ?
😉
Die Ente kommt nicht in die Wanne!
So ist es ; einer der besten von Loriot.
https://youtu.be/6pp74P99yYY?si=WLKrmpWdyBpyrAAF
Da sich eventuell jemand fragt, worüber wir hier plaudern
Und @ 447 > ich hasse Fahrradhelme trage sie aber trotzdem.
Ich gebe zu: Ich nur heimlich bei Nachtfahrten. 🙁
😀
Das finde ich sehr zutreffend.
“Sehr gute Kommentare erreichen hier maximal hohe zweistellige Werte an Zustimmung und damit nur einen Bruchteil der Leser.”
Da geht schon mehr…..
schon fast 20000, bitte unterschreiben
https://www.change.org/p/fordern-sie-den-bindenden-ausschluss-der-afd-von-der-didacta-messe-stuttgart
Ich denke Sie lesen die Kommentare eventuell falsch.
Dass eine große Mehrheit der Lehrer für Lehrplananpassungen ist, habe ich mir schon gedacht.
Der Ärger der Lehrer richtete sich viel mehr gegen die Ansicht, dass Lehrer den Lehrplan kürzen könnten. Dies ist eindeutig Sache der KMK.
Es käme ja auch kein Mensch auf die Idee, dass der Sachbearbeiter im Finanzamt die Steuersetze selbst und von Fall zu Fall individuell festlegen könnte.
Außerdem glaube ich nicht, dass man auch bei den Lehrern große Einigkeit über die zu streichenden Lehrplaninhalte finden würde.
Schlagen Sie mal vor Musik, Kunst, Religion und Sport aus dem Lehrplan zu entfernen.
Einmal vor MINT Lehrern und dann von Religions-, Sport-, Kunst- und Musiklehrern.
Ich denke die Reaktionen wären recht unterschiedlich.
Am Beispiel des links unten: Ich denke, dass einige viele Unterschriften auch auf die Veröffentlichung von @ Redaktion (und meine Beharrlichkeit, sorry @ Redaktion), zurückzuführen sind.
2000 Abstimmungen in ? Tagen; vielleicht unterschätzen Sie die Frequenz von n4t. Manchmal brummt der Server doch ordentlich.
https://www.change.org/p/fordern-sie-den-bindenden-ausschluss-der-afd-von-der-didacta-messe-stuttgart
Was passt denn nicht zum Großteil der Kommentare?
Aufteilung der Schülergruppen?
Der Überwiegende Teil ist für das Aufteilen von Schülergruppen. Hier im Forum auch.
Überfrachtete Lehrpläne?
Sind doch ganz viele der Meinung, dass man sich mehr auf das fachliche Konzentrieren sollte. Z.B. Der ganze Textquatsch aus Mathe raus. Allerdings kann das nur eine übergeordnete Instanz machen, nicht die einzelne Schule.
Das gegliederte Schulsystem?
Es gibt doch überwiegend nur noch zwei Schulformen: Gesamtschule und Gymnsasium. Das diese Unterteilung halbherzig ist, liegt auf der Hand. Ansonsten gibt es Gesamtschule, Realschule, Hautpschule, Sekundarschule, Gymnasium, Werkrealschule, Realschule+, Berusfskollegs … to be continued. Da von einem “System” zu sprechen ist schon sehr gewagt.
Für micht passt das gut zu den Kommentaren.
Das mehr Leute abstimmen, als zu kommentieren, ist auch klar. Da muss ich nur etwas anklicken. Hier im Forum muss man sich den Reaktionen stellen, dass ist nur was für Leute, die Streit … ähhh Diskussion suchen.
„Was meinen Sie? Ist das deutsche gegliederte Schulsystem überholt?“ Auch hier ein deutliches und überraschendes Meinungsbild: „Ja“ – antworten 54,97 Prozent, „teilweise“ 22,12 Prozent und „Nein“ nur 21,92 Prozent. („Kann ich nicht beurteilen“: ein Prozent).“
Hier werden vermutlich Kolleginnen und Kollegen tendenziell ihrem Arbeitsort entsprechend geantwortet haben (Gymnasium vs. andere Schulformen).
Warum sollten Realschullehrer gg. das gegliederte Schulsystem sein? Warum Hauptschullehrer? Ich nehme eher an, dass die meisten einfach adäquate Arbeitsbedongungen haben wollen, schulformübergreifend. Wer bspw. dad Lehramt für Realschulen studiert hat, hat fmdas doch bewusst gemacht, weil er wine bestimmte pädagogische Tätogkeit ausüben wollte.
Ich würde eher überzeugte Gesantschullehrer, Proponenten der Einheitsschule umd Co. auf der einen Seite sehen, Gymnasial-, Real- und Hauptschullehrwr auf der anderen.
Ich bin Gymnasiallehrerin, befürworte allerdings Gesamt- und Gemeinschaftsschulen mit Förderschulen unter demselben Dach.
Ausnahmen bestätigen die Regel.
Dann bin ich auch so eine Ausnahme!
Ebenfalls am Gymnasium und pro Gesamtschule am besten im sinnvollen Ganztag.
Die Ausnahmen werden ja nicht im einstelligen Bereich sein, also alles gut. 😉
Ok, ich habe etwas wild spekuliert.
Gesamtschullehrer*innen sollen 54,97% ausmachen? Bemerkenswert.
Oder da weigern sich denkende Menschen, diese angebliche Gliederung noch zu sehen. De facto gibt es kaum noch Hauptschulen, die Realschulen werden auch nicht unbedingt mehr. Bleiben Gymnasien, die eher Elternwünsche als irgendeine Gliederung widerspiegeln, und Sekundarschulen, wie immer sie heißen mögen. Das noch als gegliedert zu bezeichnen ist tatsächlich überholt, das ist nur ‘keine Linie oder Entscheidung, dann kann jeder sich als Gewinner fühlen’.
Die Frage ist auch falsch gestellt, sie impliziert irgendein System in diesem ziellosen Chaos, das alle vier Jahre nach neuen Präferenzen halbherzig ‘reformiert’ wird.
Statista: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/162263/umfrage/anzahl-der-lehrkraefte-nach-schularten/
Passt nicht so ganz mit dem Zahlenverhältnis, es sei denn, man nimmt die Grundschulen dazu.
Das Stimmungsbild bleibt also ein Stimmungsbild.
Ist definitiv was dran.
Wenn ich das deutsche gegliederte Schulsystem für überholt halte, muss das nicht unbedingt an der Gliederung liegen. Ich halte es für überholt, weil Rahmenlehrpläne und SuS seit langem nicht mehr zusammenpassen.
Wenn die Frage auf die Gliederung abzielen soll, wäre die Frage wohl besser in der Form: „Halten Sie die Gliederung des deutschen Schulsystems für überholt?“ gestellt worden.
In der Frage stecken tatsächlich mehrere Aspekt: die Ungerechtigkeit, die frühe Aufteilung und die Aufteilung selbst (und das „überholt“, was Sie ansprechen). Da kann man dann schlecht „Nein“ sagen, als wäre alles gut.
Die Frage ist nun, wozu der Aspekte jetzt speziell „Ja“ gesagt wurde.
Mir hat die Frage nach dem Einfluss der Gruppengröße auf den Unterrichtserfolg gefehlt. Da hätte ich und vermutlich auch ein Großteil der Kolleg*innen Hattie klar widersprochen.
Stimmungsbild
guter Begriff
meine Interpretation würde aber eher dahin gehen, wie unterschiedlich doch die Meinungen sind.
“Reform des deutschen Schulsystems”
54,97 Prozent Zustimmung,
22,12 Prozent teilweise
21,92 Nein
zeigen einerseits, dass über Dreiviertel der Befragten einen Bedarf zum Wandel sehen.
aber “Nein” und “Teilweise” bilden andererseits auch knapp die Hälfte, was im Zweifelsfall auf fehlende gemeinsame Nenner hindeutet.
Reform ja – aber jeder will dann was anderes.
Die zitierten Kommentare bestätigen das m.E. ein Stückweit.
Bei der Aufteilung der Lerngruppen stimmt nur ein Viertel der Befragten zu.
m.E. deutliche Niederlage in dem Punkt für Hattie.
Aber Stimmungsbild hin wie her
die praktische Politik wird es sowieso nicht interessieren.
” Aber Stimmungsbild hin wie her
die praktische Politik wird es sowieso nicht interessieren. ”
Gehört Wahlpolitik nicht zur praktischen Politik?
In den Wahlprogrammen nimmt jede Partei zum Thema Unterricht, Bildungs Gerechtigkeit, Ausbildung…..Stellung.
Für Sie die Version in Blau # A*D
” > Bildungsgerechtigkeit: Die Partei will die Schulpflicht in eine Bildungspflicht umwandeln. Sie spricht sich für ein nach Begabungen differenziertes, aber durchlässiges Schulsystem aus und will Hochbegabungen besonders fördern. Die Klassenstärken sollen in allen Schulformen verringert werden. Es soll verbindliche Kriterien für den Übergang auf das Gymnasium und eine bedarfsorientierte Vorschule geben. Die AfD will die Förderschule wieder zum Regelfall für Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf machen. Aufgrund ihres Glaubens sollen Schülerinnen und Schülern keine „Sonderrechte“ gewährt werden – etwa die Befreiung vom Schwimm- und Sportunterricht.
> Schul- und Kitabau/Digitalisierung: In den ersten vier Schuljahren sollen die Kinder in einem digitalen Freiraum Lesen, Schreiben und Rechnen lernen. Danach sollen digitale Medien nur dann verwendet werden, wenn ihr Einsatz sinnvoll ist. Online-Unterricht soll möglichst vermieden werden.
> Unterricht: Lehrer sollen zur Neutralität verpflichtet werden. Die AfD spricht sich für eine Stärkung der rechtlichen Sicherheit und der Disziplinarrechte von Lehrkräften und Schulen aus. Ein verpflichtender Deutschunterricht soll im Vordergrund stehen, solange Schülerinnen und Schüler aus zugewanderten Familien nicht hinreichend Deutsch sprechen, um am Regelunterricht teilzunehmen. Islamunterricht lehnt die Partei ab.
Ausbildung/Studium: Kooperationen mit Unternehmen und Kammern sollen Haupt- und Realschulen attraktiver machen und so mehr Nachwuchs für Ausbildungsberufe gewonnen werden. > An den Hochschulen sollen Diplom- und Magisterstudiengänge wieder eingeführt werden. Die Rückzahlung des BAföGs soll bei der Geburt eines Kindes während der Ausbildung oder des Studium erlassen werden, wenn der Abschluss erfolgreich war.”
https://deutsches-schulportal.de/bildungswesen/bundestagswahl-was-die-wahlprogramme-der-parteien-fuer-die-bildung-versprechen/
Für die Beibehaltung des dreigliedrigen Schulsystems. Und das sage ich als Ex-Gymnasiallehrer, der für die gleiche Kohle an einer Gesamtschule ackert, an der Kinder mit Glück mittlere Reife erlangen,
Wenn die Kinder dort mit Glück mittlere Reife erlangen, ist es dann eine Gesamtschule oder eine Hauptschule, die Gesamtschule heißt, weil alle anderen auf dem Gym sind, welches Gym heißt, aber eine Gesamtschule ist? 😉
Ich persönlich finde die frühe Trennung auch zu früh. In anderen Ländern gibt es Gemeinschaftsschule bis zur neunten Klasse, erst da trennen sich die Schüler, die weiter machen wollen, von den anderen. Vorher ist der Lernstoff auch relativ gleich. Die Oberstufe ist dann freilich sehr anspruchsvoll und teilweise auch schon berufsvorbereitende, es gibt Fächer wie Elektrotechnik.
Ich habe selbst erlebt, dass die Leistungen in einer fünften und sechsten Klasse Gesamtschule plötzlich schlechter sind als die der vierten Klasse waren. Es waren aber die gleichen Schüler. Grund: Die Guten waren weg, die anderen teilweise traurig und demotiviert über ihre Empfehlung. Dabei waren die Kinder 1- 2 Jahre älter, sie hätten einen Lernzuwachs haben müssen. Fast zwei Jahre verschwendete Lebenszeit in der Schule!
Wenn man die PISA-Ergebnisse von Ländern mt eingliedrigen Schulsystemen wie Norwegen, Finnland, Schweden, Dänemark, Frankreich, Spanien, Italien usw. mit denen der Schüler*innen z.B. aus Bayern vergleichen würde, fänden sich anhand dieser Kategorien vermutlich wenig Argumente dafür, warum Bayern sein Schulsystem an diese Länder anpassen sollte.
So isses.
Trifft es sehr gut auf dem Punkt:
“Zu großer Unterschied in den Lerngruppen führt oft dazu, dass einige überfordert und andere unterfordert sind.”
Jaaa. Aber nur, wenn alle zur gleichen Zeit, in der gleichen Zeit das Gleiche lernen sollen.
Dazu gibt ein spannendes Paper von Graham Nuthall, “Understanding what students learn in school”: “The implication is that even though teachers may structure and organise classroom activities in ways designed to create the same learning experiences for students, students’ learning is predominantly
unique.”
Eins von vielen Beispielen das zeigt, wie hoch individuell Lernen ist.
Wir haben ein methodisches, strukturelles (und finanzielles) Problem. Lernen ist eine Fähigkeit, mit der jede Person geboren wird. Selbstorganisiert lernen ist eine Fertigkeit, die selbst Kinder erlernen können.
Unsere Vorstellung von Schule ist veraltet und verträgt sich nicht mit Heterogenität.
Natürlich ist Lernen individuell, allerdings gibt es auch viele Gemeinsamkeiten und Parallelen, denn sonst würde ein Austausch zum Lernen keinen Sinn ergeben.
Man kann auch (als Lehrer) ein Verständnis für die Individualität des Lernens eines Anderen (Schülers) entwickeln und entsprechend darauf eingehen. Andersherum können auch Lernende den Zugang zu einem Inhalt, den andere gehen, nachvollziehen lernen, also ihre individuellen Lernwege erweitern.
Neben den Unterschieden (Heterogenität) gibt es halt auch viele Gemeinsamkeiten und Berührpunkte.
Die Begriffskombination „Lehrplan“ und „überfrachtet“ wird jetzt schon so lange verwendet, dass da wohl was dran sein muss.
# Reiz-Reaktionsschema
Herr Hattie findet also das afghanische Schulsystem gerechter als das deutsche Schulsystem?
Die Frage klingt populistisch…
…und zeigt doch auf, wie unsinnig gerade gehypte “Wissenschaften” oft unterwegs sind.
Genau, Wissenschaft ist überbewertet. Schön, das von einem Lehrer zu lesen. Was unterrichten Sie – Zaubertränke? (Spaß)
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Seminar:
Kraftsparen mittels Drohn-ologie
IeL für wortresistente Lehrer*innen,
Dauerseminar nur für Forgeschrittene (Teilnahme leider ohne Fortbildungspunkte)
Sry @447 – die Vorlage war einfach zu gut 😉