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Wehrdienst: GEW sieht Lehrkräfte in der Pflicht, Schüler aufzuklären – umfassend

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STUTTGART. Die Bundesregierung will den Wehrdienst neu aufstellen – und schon bald werden Millionen junger Menschen mit dem Thema konfrontiert. Für die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ist klar: Die Lehrkräfte müssen ihre Schülerinnen und Schüler darauf vorbereiten. Allerdings nicht als staatliche Werbung für die Bundeswehr, sondern mit kontroversen Debatten über Krieg, Frieden und den Sinn von Militär.

Gedenkfeier für gefallene Bundeswehr-Soldaten 2024 in Berlin. Foto: Shutterstock / Mo Photography Berlin

Ab dem Jahr 2026 sollen junge Männer in Deutschland zum 18. Geburtstag einen Fragebogen erhalten, mit dem ihre Bereitschaft zum Wehrdienst abgefragt wird. Eine Antwort ist verpflichtend. Frauen dürfen sich freiwillig daran beteiligen (News4teachers berichtete). Für Matthias Schneider, Landesgeschäftsführer der GEW Baden-Württemberg, betrifft das die Schulen unmittelbar. „Das ist ein wichtiges Thema, was alle, die auf das Lebensjahr 18 zusteuern, beschäftigen wird – und dann ist da auch in der Schule der richtige Platz, um darüber zu diskutieren, auch kontrovers darüber zu diskutieren“, sagte Schneider im Gespräch mit dem SWR.

Für die GEW geht es dabei nicht nur um Information über Abläufe der Musterung, sondern vor allem um die Vermittlung von Demokratie- und Friedensbildung. Dabei sieht die Gewerkschaft die Schulen aber noch nicht gut aufgestellt. „Uns fehlen bisher vor allem gute Fortbildungsmöglichkeiten, indem die Lehrkräfte auch über die aktuelle Gesetzgebung informiert werden und generell vorbereitet werden, das Thema mit in den Unterricht zu nehmen“, so Schneider.

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Bundeswehr in Schulen? GEW warnt vor einseitiger Einflussnahme

Besonders heikel ist für die GEW die Frage, wer überhaupt in Schulen über Sicherheitspolitik sprechen darf. In Baden-Württemberg gibt es – wie in anderen Bundesländern auch – seit 2009 eine Kooperationsvereinbarung zwischen Kultusministerium und Bundeswehr, die Jugendoffiziere an Schulen zulässt. Sie sollen informieren, aber nicht werben.

Schneider stellt klar: „Uns wäre es lieber, es werden keine Jugendoffiziere in den Schulen, sondern das Thema würde mit den Profis, nämlich den pädagogischen Profis, gemeinsam diskutiert und dort im Zentrum stehen.“ Wenn die Bundeswehr eingeladen werde, müsse sichergestellt sein, dass auch friedenspolitische Initiativen zu Wort kommen. „Dann kann ein junger Mann, eine junge Frau sagen: Ich entscheide mich für diese oder jene Option – und das kann eben auch heißen, nicht zur Bundeswehr zu gehen.“

Bayern: GEW klagt gegen Bundeswehrgesetz

Wie groß die Sorge vor einer Militarisierung der Schulen ist, zeigt sich im benachbarten Bayern. Dort hat die Staatsregierung ein eigenes „Bundeswehrgesetz“ beschlossen, das der Armee den Zugang zu Schulen massiv erleichtert. Jugendoffiziere und Karriereberater dürfen nicht nur zur beruflichen Orientierung, sondern im Rahmen der politischen Bildung in die Klassenzimmer.

Die GEW wehrt sich dagegen mit einer Verfassungsklage (News4teachers berichtete). Landesvorsitzende Martina Borgendale bezeichnete das Gesetz als „populistischen Akt der Staatsregierung, der die pädagogische Freiheit der Lehrkräfte in bedenklichem Maße einschränkt“. Unterstützung erhält die GEW von Friedensorganisationen und prominenten Stimmen wie der früheren EKD-Ratsvorsitzenden Margot Käßmann, die warnte: „Statt die Schulen zu instrumentalisieren und die Militarisierung der Gesellschaft voranzutreiben, sollte an den Schulen gelehrt werden, Konflikte gewaltfrei zu lösen.“

Das Ziel der GEW: jungen Menschen die Freiheit zu sichern, eine eigenständige Entscheidung zu treffen. „Wichtig wäre es, dass nicht die Bundeswehr im Mittelpunkt steht, sondern dass die Lehrkräfte das im Unterricht vermitteln können – dafür aber genügend Zeit und Qualifizierung haben“, fordert Schneider. News4teachers

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