Trotz gescheitertem Volksantrag: Philologen pochen auf strengere Zugangsregeln für Realschulen

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STUTTGART. Der Philologenverband Baden-Württemberg (PhV BW) hat sich ausdrücklich hinter die Forderungen des Realschullehrerverbands (RLV) zur Wiedereinführung einer (noch) verbindlich(er)en Grundschulempfehlung gestellt. Anlass ist die Landespressekonferenz des RLV zu den Ergebnissen des Volksantrags „Nicht ohne unsere Realschulen!“, bei dem das notwendige Quorum zwar verfehlt wurde, aus Sicht des PhV BW aber dennoch ein deutliches Signal aus der Bevölkerung gesetzt worden ist.

Da lang! Foto: Shutterstock

Wer in Baden-Württemberg aufs Gymnasium will, braucht seit vergangenem Jahr eine entsprechende Empfehlung der Grundschule oder muss einen Test absolvieren. Ein Der RLV wollte das auch für die Realschulen durchsetzen – scheiterte aber daran, genügend Unterschriften für einen Volksantrag zusammenzubringen. Auch ohne formalen Erfolg zeige das Ergebnis, wie groß der Wunsch nach einem klar strukturierten, begabungsgerechten und zugleich durchlässigen Bildungssystem in Baden-Württemberg sei – meinen die Philologen nun.

Die Landesvorsitzende des Philologenverbands Baden-Württemberg, Martina Scherer, betont: „Wir unterstützen ausdrücklich eine verbindliche Grundschulempfehlung für alle Schularten. Jedes Kind hat ein Recht darauf, die Schulart zu besuchen, die seinen individuellen Begabungen und aktuell vorhandenen Lernvoraussetzungen entspricht.“ Die Vielfalt der Schularten sei dabei ein zentraler Bestandteil des baden-württembergischen Bildungssystems, da sie passgenaue Bildungswege ermögliche und Über- wie Unterforderung vermeide.

„Genau diese Flexibilität schafft Bildungs- und Chancengerechtigkeit und lässt viele persönliche Schullaufbahnvarianten zum gewünschten Ziel zu“

Zugleich weist Scherer darauf hin, dass ein differenziertes Schulwesen keineswegs starr sei. Vielmehr eröffne es Entwicklungsmöglichkeiten durch Durchlässigkeit. „Schüler können zwischen den Schularten wechseln, auf einen Abschluss, wenn angestrebt, die nächste Stufe aufsetzen und so ihren persönlichen Bildungsweg entsprechend ihrer Entwicklung und ihren Interessen finden. Genau diese Flexibilität schafft Bildungs- und Chancengerechtigkeit und lässt viele persönliche Schullaufbahnvarianten zum gewünschten Ziel zu“, so die PhV-Landesvorsitzende.

Der Philologenverband warnt davor, bestehende Schulstrukturen vorschnell aufzugeben oder Schularten gegeneinander auszuspielen. „Misserfolge werden nicht verhindert, indem man die Unterschiede zwischen den Schularten verwischt, sondern indem man jede Schulart in ihrer speziellen Zielsetzung stärkt. Jede unserer Schularten ist hochwertig, und jeder Abschluss ist wertvoll“, erklärt Scherer.

Der Grundsatz „für jedes Talent die passende Schulart“ sei keine Schwäche, sondern die Stärke eines gegliederten und leistungsdifferenzierten Systems, mit dem Baden-Württemberg lange Jahre zur Spitzengruppe in Deutschland gehört habe. Der Verband bekennt sich daher klar zu einem gegliederten, durchlässigen Schulsystem und fordert eine Bildungspolitik, die transparent vorgeht und breit diskutiert wird, statt aus seiner Sicht übereilter Strukturreformen. News4teachers 

Realschullehrer wollen Zulauf zu Realschulen begrenzen – und scheitern mit Volksantrag

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