Schulschwatz! Der Bildungstalk – Wie können sich Lehrkräfte ihren Optimismus bewahren (trotz der vielen Probleme)?

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DÜSSELDORF. Wie können sich Lehrkräfte trotz der vielen Herausforderungen wenigstens noch das Mindestmaß an Optimismus bewahren, das für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen unumgänglich ist? In der dritten Folge unseres neuen Podcastformates „Schulschwatz! Der Bildungstalk“ sprechen News4teachers Herausgeber Andrej Priboschek und die Pädagogikprofessorin Ines Oldenburg darüber mit dem Organisationssoziologen Prof. Marcel Schütz von der Northern Business School in Hamburg. 

Sich Optimismus zu bewahren, ist nicht leicht – vor allem für Lehrkräfte nicht. Foto: Shutterstock

Das vergangene Jahr bescherte den Schulen eine Vielzahl von Krisen und Herausforderungen. Dazu zählen die Corona-Pandemie, die Integration von Kindern mit Migrationshintergrund, die schnell zu bewerkstelligende Integration von ukrainischen Flüchtlingskindern in das deutsche Schulsystem, der Lehrermangel und die Inklusion von Schülerinnen und Schülern mit Behinderung mit zu wenigen personellen Ressourcen.

Wie ist aktuell die Stimmungslage an den Schulen? Ines Oldenburg berichtet, dass die derzeitige Belastung an Deutschlands Schulen sehr hoch sei. Das habe viele verschiedene Gründe. Durch die Corona-Pandemie gebe es vieles aufzuarbeiten. Zum Beispiel hätten die Kinder und Jugendlichen nach den Lockdowns viel aufzuholen, vor allem beim Sozialen Lernen sei der Nachholbedarf groß. Auch gebe es Leistungsrückstände in Mathematik, Deutsch und anderen Fächern. Außerdem haben viele Kinder und Jugendliche durch die Corona-Pandemie verursacht psychische Probleme. „Diese Kinder und Jugendlichen sitzen nun in den Klassenzimmern und müssen von sowieso schon überlasteten Lehrkräften unterstützt werden“, sagt Ines Oldenburg. „Viele Schulen haben sich aber auf den Weg gemacht, diese Herausforderungen anzunehmen und mit Optimismus in die Zukunft zu blicken.“

„In der Coronakrise hatte die Schule viele Ersatz- und Kompensationsfunktionen wahrzunehmen, die man bisher gar nicht kannte“

Andrej Priboschek möchte von Marcel Schütz wissen, was eigentlich ein Organisationssoziologe macht. Dieser beschäftigt sich in erster Linie mit organisatorischen Strukturen wie Firmen, Betrieben, Verwaltung, Schulen und anderen pädagogischen Einrichtungen. Der Soziologe befasst sich mit der Einbindung dieser Organisationen in die Gesellschaft und deren Beziehungen. Dabei geht es vor allem um personelle Beziehungen, die Beschaffenheit von Führungsstrukturen, die Entstehung von sozialen Schwierigkeiten und darum, welche Möglichkeiten zur Veränderung es gibt. „Die Organisationstheorie hat sich sehr früh mit dem Thema Bildung beschäftigt“, erläutert Marcel Schütz. „Am Beispiel von Bildungsorganisationen konnte man gut studieren, was passiert, wenn eine Organisation mit vielerlei Interessen konfrontiert ist. Dazu gehören beispielsweise Erwartungen der Gesellschaft an die Schule oder Vorgaben von der Politik. Auch gibt es eine unterschiedliche pädagogische Expertise der Lehrkräfte für unterschiedliche Fächer und Fachkulturen.“

Wie kann denn trotz der genannten Probleme mehr positives Denken in den Schulen entstehen? Marcel Schütz erläutert, dass die Schule sich in der Herausforderung befindet, allen gerecht werden zu müssen. Eltern, Schüler*innen, Wissenschaftler*innen und Politiker*innen haben unterschiedliche Erwartungen an die Schule und unterschiedliche Vorstellungen davon, wie eine bessere Schule aussehen soll. Die Schule sieht sich permanenten Reformdiskussionen ausgesetzt – von der Lehrerausbildung bis zum praktischen Unterricht.  „Krisen steigern dann noch die Wahrnehmung, dass man unter Druck steht“, erläutert Marcel Schütz.

„In der Coronakrise hatte die Schule viele Ersatz- und Kompensationsfunktionen wahrzunehmen, die man bisher gar nicht kannte. Da viele Eltern von zuhause aus arbeiten mussten, hatten die Schulen plötzlich die Aufgabe, die Kinder und Jugendlichen zu beherbergen und zu versorgen. Das heißt: Wenn die Schule ausfällt, können die Eltern nicht mehr arbeiten. Das war völlig neu und viele haben begriffen, wie wichtig der Schulbetrieb für die Gesellschaft ist.“ Die Schulen müssten sich nach außen von diesen vielen Erwartungshaltungen abgrenzen, um nicht zum Spielball der Gesellschaft zu werden, so Professor Schütz weiter. Der primäre Job von Lehrkräften sei die Unterrichtsvermittlung und alle anderen Betreuungsaufgaben stellen eine zusätzliche Belastung dar.

Auch Ines Oldenburg betont, dass es wichtig sei, den Lehrkräften keine Zusatzverantwortung zuzuschreiben. So könne man von ihnen kaum verlangen, sämtliche Erziehungsdefizite von Eltern auszugleichen. Es sei trotzdem schwierig für die Lehrkräfte, sich nicht persönlich für Probleme verantwortlich zu fühlen. Umso wichtiger sei Teamarbeit in den Schulen. Dabei könne vor allem die Schulleitung unterstützen. Marcel Schütz ergänzt, dass gerade die Schulleitung viel Potenzial hat, interne Beziehungsstrukturen und Vertrauen im Team aufzubauen. Diese Unterstützung des Teams kann durch ein regelmäßiges Feedback, Gespräche, Konferenzen und Weiterbildungen erreicht werden. Als Lehrkraft sei man heutzutage oftmals ein Einzelkämpfer und fühle sich in Krisensituationen allein gelassen. Deshalb werde in der Lehrerausbildung zunehmend Wert auf Kollegialität gelegt.

Ines Oldenburg betont, dass die Schulleitung den professionellen Rahmen schaffe, um an der Schule einen Teamprozess zu gestalten und für eine gute Arbeitsatmosphäre zu sorgen. Die Schulleitung habe eine Vorbildfunktion und müsse auf professioneller Ebene den Austausch mit dem Kollegium suchen. „Ich fand es wunderbar, dass ich als Schulleitung die Dinge unmittelbar beeinflussen konnte“, sagt Ines Oldenburg begeistert, die selbst eine Grundschule leitete. „Als Lehrkraft fühlt man sich oft hilflos und glaubt, dass man sowieso nichts an der Situation ändern kann. Als Schulleitung habe ich eine Stellschraube, um aktiv für Veränderungen zu sorgen. Es hat mich begeistert unmittelbar zu erfahren, wie wirkungsvoll ich sein kann.“

Kooperationen innerhalb des Lehrerkollegiums, Wertschätzung und Anerkennung sind wichtig. Aber auch außerschulische Kooperationspartner sollten nicht außer Acht gelassen werden, so Oldenburg. Diese könnten eine Schule entlasten. „Ich möchte Lehrkräfte dazu ermutigen, Schulleitungsverantwortung zu übernehmen“, sagt Ines Oldenburg. „Das ist keine Bürde, sondern ein unfassbar großes Potenzial.“

Müssen die Grenzen des Leistbaren für Schulleitungen und Lehrkräfte festgelegt werden, um Erfolgsmaßstäbe zu setzen? Marcel Schütz betont, dass man bei der Vorstellung, was eine gute Schule ausmacht, Opfer des eigenen Erfolgs geworden sei. Die Vorstellungen darüber, was die Schule zu leisten hat, haben sich in den letzten Jahren weiterentwickelt und verändert. Die Erwartungen an die Leistungen, die eine Schule erbringen muss, sind sogar noch gestiegen. Die Schule wird heutzutage nicht als Lehranstalt betrachtet, sondern sie wird in den gesellschaftlichen Kontext eingebunden. Sie ist sozusagen ein Kosmos, der die Menschen auf verschiedene Vorstellungen in der Gesellschaft vorbereitet.

„Als Lehrkraft transportiere ich das Wissen der Welt an junge Menschen. Dafür muss ich selbst wissbegierig sein. Das Wissen steht im Fokus des Lehrerberufs“

Schulsozialarbeit, Interkulturalität oder geschlechtsspezifische Aspekte habe es vor einigen Jahrzehnten noch nicht gegeben, erläutert Marcel Schütz. Auch die Erwartungen an neue Schulfächer seien gestiegen. Diese hohen Erwartungshaltungen könnten aber auch für Enttäuschungen sorgen. Man könne sich nicht auf ein Modell der guten Schule einigen. Es sei wichtig, die Ressourcen koordiniert einzusetzen, betont Marcel Schütz. Der Kern der Schule sei, trotz aller Erwartungen, eine gute Unterrichtsvermittlung.

Ines Oldenburg erklärt, dass die Schule selbstbewusster gemacht werden müsse. Der Lehrerberuf müsse gesamtgesellschaftlich mehr wertgeschätzt werden, um langfristig dem Lehrermangel entgegenzuwirken. „Als Lehrkraft transportiere ich das Wissen der Welt an junge Menschen“, ergänzt Marcel Schütz. „Dafür muss ich selbst wissbegierig sein. Das Wissen steht im Fokus des Lehrerberufs.“

Andrej Priboschek fragt seine Gesprächspartner, ob man mehr über Erfolge sprechen müsse zum Beispiel über die gelungene Integration syrischer Flüchtlingskinder. „Das wäre wünschenswert“, antwortet Marcel Schütz. Der Fokus liege allzu oft auf schlechten Nachrichten. Es sei daher wichtig, Schulen mit besonderen Projekten als Positivbeispiele medial hervorzuheben. Zum Beispiel könnten die Projekte in Videoclips vorgestellt werden. „Wir müssen uns die Positivbeispiele bewusst machen“, betont auch Ines Oldenburg. „Die Inklusion zum Beispiel kann als Erfolgsgeschichte betrachtet werden, da sie uns dazu ermutigt, über unseren Umgang mit Verschiedenheit nachzudenken“ – trotz aller damit verbundenen Probleme.

Fazit: Gelungene Beispiele könnten Lehrkräften Mut machen, betont Marcel Schütz zum Schluss der Podcastfolge. Trotz des notwendigen positiven Denkens dürfen die Probleme in den Schulen jedoch nicht beiseitegeschoben werden. Nina Odenius, Agentur für Bildungsjournalismus

Weitere Folgen:

Den Podcast finden Sie auch auf

 

Schulschwatz – der Bildungstalk: Sind die Grundschulen schuld am Leistungsabsturz? Vom Zerrbild der „Kuschelpädagogik“

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Mondmatt
1 Jahr zuvor

Die Tage bis zur Pension zählen!

Se Länd
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mondmatt

Das klingt jetzt aber nicht nach einer erfüllten Berufung. Ich finde es total traurig, wenn ein System Menschen so kaputt macht. Evtl. mal an einem Berufswechsel gedacht?

Mondmatt
1 Jahr zuvor
Antwortet  Se Länd

Ich stehe nach mehr als zwei Jahrzehnten auf einem Kipp-Punkt.

Ich war immer gern Lehrer und bin es eigentlich auch heute noch. Ich hoffe sogar ich war und bin ein guter Lehrer.

Die Entwicklung der letzten Jahre hat mich aber immer mehr frustriert.

Die Lösungsansätze der KMK zur Bewältigung der Krise in der nächsten Zeit werden viel entscheiden.
Entweder kommen da sinnvolle Maßnahmen. Die werde ich dann gerne mittragen, auch wenn es eine kurzfristige Mehrbelastung bedeutet.
Wenn sich jedoch der Weg des Lehrer Bashings verbunden mit verordneter Mehrbelastung ohne weitere sinnvolle Maßnahmen abzeichnet, dann wird das letzte Jahrzehnt eben aus Dienst nach Vorschrift und passivem Widerstand bestehen.

Auf Alternative 1 habe ich ja wenig Hoffnung. Diese stirbt aber bekanntlich zu Letzt.

Konfutse
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mondmatt

Sie sprechen mir aus der Seele. Ab März bin ich seit 25 Jahren dabei und weiß im Moment nicht, ob ich darüber weinen oder lachen soll…

Konfutse
1 Jahr zuvor

Solange ich keine Schulaufsichtsbehörde und kein Kultusministerium habe, die hinter mir als Lehrkraft stehen und die mich und meine Arbeitskraft nicht wertschätzen, weiß ich nicht, wie ich meinen verlorenen Optimismus wieder aufbauen soll.

Einer
1 Jahr zuvor

Das einzige was wirklich hilft ist ausgeprägter Galgenhumor.
Besonders herzhaft musst ich lachen über die Stelle im Artikel über die Inklusion. An welchen fünf Schulen im Land klappt Inklusion denn wirklich gut?

Johannes
1 Jahr zuvor

2358 🙂

Marion
1 Jahr zuvor

Ein Bierchen am Abend, ein Schnäpschen am Morgen…..hicks.

klm
1 Jahr zuvor

Optimismus „bewahren“ ?? Wie soll ich mir etwas bewahren können, was längst flöten gegangen ist?
Optimismus müsste man mir erst wieder einimpfen.

Sissi
1 Jahr zuvor
Antwortet  klm

Ne, wenn dann gibt’s da Infusionen
( Sie müssen dann erst mal laufen, sich auspowern, bevor man Sie wieder auf die Klasse loslassen kann 😉

Im Ernst, ich denke
man muss auf das Gesetz der
„Selbsterfüllenden Prophezeiung“
aufpassen.
Was nutzt ein Lehrer, der sich immer mehr in Unzufriedenheit, öfters auch Depression manövriert, den SuS, seiner Familie ( Reihenfolge kann selbst gewählt werden ) ? Auch wenn der Pessimismus noch so berechtigt ist !!

Aufpassen, 9 Grüne, 9 mal ‚Impfbedarf‘ in kurzer Zeit, ist viel….

PS: Bei der Professorin gings mir wie @ TaMu; sie kommt euphorisch rüber, fast schon gedopt.
( naja s.o.)

moi aussi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Sissi

Hallo Sissi,genau so sehe ich das auch. Im eigenen Umfeld Möglichkeiten entdecken wo man Veränderungen bewirken kann – ohne selbst unterzugehen.
Und im worst case für sich selber eine klare Grenze ziehen mit der man sich morgens im Spiegel noch guten Gewissens noch betrachten kann 🙂

Last edited 1 Jahr zuvor by moi aussi
Gelbe Tulpe
1 Jahr zuvor

Ich glaube nicht, dass es viel Grund zum Optimismus gibt. Die Anzahl schwieriger Schüler und von Kindern mit geringen Deutschkenntnissen wird weiter steigen, und der finanzielle Spielraum, viel Geld ins Schulsystem zu investieren, wird erst einmal geringer.

Sissi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gelbe Tulpe

In etwa so ?

https://youtu.be/PC7KOJWOh9o

Johann König ist gelernter Kinderkrankenpfleger, hat dann Lehramt studiert
und 😉 seinen Weg gewählt, schon früh zu sagen: Schaut genauer hin, Leute.

Marion
1 Jahr zuvor
Antwortet  Sissi

Hab den Link gesehen.
Danke. Tag gerettet. 🙂 🙂 🙂

DieHoffnungistfastgestorben
1 Jahr zuvor

Was die Schule, die Lehrer und die Schulleitungen zu leisten haben, davon hat die Gesellschaft und vor allem die Politiker eine ganz genaue Vorstellung. Erziehen, unterrichten, gesellschaftsfähig machen und zwar in allen Bereichen. Umweltschutz, gesunde Ernährung, Spekulieren an der Börse, Lohnsteuererklärung, respektvoller Umgang mit dem Mitmenschen, Solidarität gegenüber den Schwächeren, den Andersdenkenden. Natürlich ein ausgewogenes Demokratieverständnis, Begeisterung fürs Ehrenamt, die Digitalisierung verstehen, mit dem Computer arbeiten und programmieren, die religiösen Unterschiede überbrücken und und und und…zu leisten ohne Mehrkosten, ohne Personal im Kontext mit work-life-balance (höre ich überwiegend von den Berufseinsteigern) bei steigender Heterogenität, schwindender Konzentrationsfähigkeit, egomanischem Verhalten vieler Beteiligter… Wer geht hier voran??? Die gierigen Manager, die karrieregeilen Politiker die nur in Wahlzyklen denken, unsere Milliardäre die lieber zum Mars fliegen und von Mondhotels träumen als Probleme vor Ort finanziell zu unterstützen? Die ich werde Influenzer statt einer Dualen Ausbildung nachzugehen? Hier verdient man anscheinend gut genug, um nichts aber auch gar nichts für die Gesellschaft zu leisten…Es fehlt an Vorbildern in der Gesellschaft, ef fehlt an Moral, an Mitgefühl, an kritischen Fragen der Presse zu Steuerverschwendung, fragwürdigen Gesetzen, 10H Regel, Beitragsbemessungsgrenze, Privatisierung von Infrastruktur, Schulschließungen und und und. Wer übernimmt Verantwortung und geht voran? Viele Politiker erinnern sich einfach nicht mehr an Ihr Geschwätz von gestern, deswegen hat man Sie aber vielleicht gewählt. Ich bin seit über 20 Jahren Klassleiter in 7 bis 10 an der Mittelschule in Bayern. Wie häufig steht man jetzt vor der Klasse und weiß eben nicht mehr wie man 48 Millionen Euro Provision, 23.000 Tote bei einem Erdbeben und geschlossene Grenzen für die Hilfstransporte, Krieg zwischen Brüdervölkern in der Ukraine, den Israel-Palästinenser-Konflikt, Ausstehende Panzerlieferungen, Ausgangssperren, Inflationsraten um die 10 Prozent, Bauzinsen um 4%, bei einer Verdoppelung der Baupreise in 10 Jahren, MRNA- Impfstoff Nebenwirkungen, Fußballprofis mit einem Gehalt von 1 Million Euro pro Monat und mehr und und und. Wir haben alle nur gewisse Resourcen zur Verfügung…Wenn wir in der Schulfamilie in naher Zukunft nicht als Team funktionieren und uns gegenseitig entlasten, dann wird das System in Teilen kollabieren. Bei der Entlastung müssten die Schulbürokratie und die Politik helfen. Aber genau das Gegenteil findet im Moment statt. Größere Klassen und Mehrarbeit sollen helfen…In Bayern hat man schnell noch das Fach Informatik in der Mittelschule dem Stundenplan hinzugefügt, bei schwindender Personaldecke…super Idee. Ich versuche in meinem Beschränktem Einflussgebiet…Klassenzimmer und Schule zu wirken. Keine Kopfbedeckung, Pünktlichkeit, Höflichkeit, Hausaufgaben, schlechte Noten in eh viel zu leichten Proben…das Niveau ist politisch gewollt im freien Fall, mal eine kritische Nachfrage, wie denn der verhaltenskreative Schüler im familiären Umfeld agiert,… Ja auch Schüler und Eltern haben Pflichten, über die darf man aber nur ganz leise im Lehrerzimmer sprechen, weil jedes Kind muss in seiner Individualität wahrgenommen werden…Stimmt,aber eben nicht, wenn es dann in einer Marktwirtschaft bestehen soll nach dem Schonraum Schule. Und außerdem wäre der „mündige Bürger“ unser oberstes Ziel…Oft verlasse ich die Schule und resümiere über mein Wirken…und komme häufig zu dem Schluss mehr geht nicht. Und ich werde mir jetzt sicher nicht noch 23 andere Methoden überlegen, um wirklich jeden Schüler zu erreichen…Entschuldigung für die wirre Aneinanderreihung meiner Gedanken. Ich kann mir meinen Optimismus bewahren, weil ich in den letzten 20 Jahren erlebt habe, dass ich Schülern helfen konnte. Es könnte also sein, dass der Fehler nicht immer nur im überlastetem System Schule liegt…in diesem Sinne. Achten Sie auf sich. Grüße

Andre Hog
1 Jahr zuvor

Mein Lieber / meine Liebe…das sind keine wirren Gedanken oder eine ungeordneten Aneinandereihung von persönlichen Wahrnehmungsfetzen sondern – leider – eine sehr genaue und der Realität entsprechende Auflistung der Beschwernisse, mit denen wir es – eratisch – täglich und zwar seit Jahren zu tun haben oder zu tun bekommen.
Deshalb ein fettes Danke von mir für deinen Post, den ich zu 100% unterstütze.

Ich persönlich schwanke ständig zwischen einem großen Willen zum Widerstand und einer hoffnungslosen Resignation gegenüber der Ignoranz und Inkompetenz der zuständigen und eigentlich verantwortlichen Stellen.
Je nachdem, wie mein Kraftlevel gerade ist.

Last edited 1 Jahr zuvor by Andre Hog
447
1 Jahr zuvor

Sie wirken auf mich extrem „investiert“ in Dinge, die garnicht ihrer Kontrolle unterliegen.

Extreme „Investiertheit“ macht Sie sozial schwach und wenig durchsetzungsfähig, da Sie sich so ständig in eine Rechtfertigungs- und „Diskutierposition“ drücken lassen.

Probieren Sie es doch Mal mit ganz einfachen, kleinen Zielen (einige gute benennen Sie ja auch) Und auf den Rest Mal gepflegt…. 🙂

Der Rest?
Nicht ihr Zirkus, nicht ihre Affen.
Für Bauzinsen, total unerwartete 😉 Wertverluste usw. usf. sind Sie NULL verantwortlich.

DieHoffnungistfastgestorben
1 Jahr zuvor
Antwortet  447

es geht nicht um die Verantwortung, es geht darum meinen Schülern die immer komplexer werdende Welt zu erklären…und das wird immer schwieriger…außerdem braucht der Mensch Ziele und viele dieser Ziele werden immer schwerer zu erreichen. Ich bin weder sozial schwach noch wenig durchsetzungsfähig…wie man das in meinen Kommentar hineininterpretieren kann ist mir ein Rätsel…Ich biete meinen Schülern Unterrichtsinhalte an, die es Ihnen ermöglichen eine bessere Prüfung zu absolvieren…nicht mehr aber auch nicht weniger. Und nebenbei reden wir dann noch über die verrückte Welt da draußen…Ich erlebe aber immer mehr Schüler und Eltern, die nicht einsehen wollen, dass Motivation und Anstrengungsbereitschaft nötig sind um Ziele zu erreichen…

447
1 Jahr zuvor

OK.
Das sind ja auch richtige und wichtige Ziele.
Gerade das „pädagogische Nebengespräch“ halte ich für ein enorm wichtiges Ding.

Nur…wo bleiben Sie dabei?
Ausgebrannt, überinvestiert…schaden Sie sich nicht nur selbst, sondern (so bitter es ist) Jugendliche werden ihnen nicht oder deutlich weniger glauben.

Ersthelfer-Regel beachten: Eigenschutz geht vor.
Kann natürlich auch sein, dass ich Ihren Post falsch verstanden habe – wirkte auf mich subjektiv ziemlich belastet zusammen mit dem Nickname.

1234
1 Jahr zuvor

Ein schöner und tiefsinniger Kommentar. Vielen Dank dafür. Das Fehlen von Vorbildern stört mich aktuell auch immens. Wieso sollte man im Bereich Bildung, Pflege, Polizei, Feuerwehr, Handwerk und weiteren Bereichen, die essentiell für einen funktionierenden Staat sind, tätig werden, wenn es als Marketing-irgendwas und Influencer auf Instagram, TikTok und Co. so viel leichter leben lässt? In letzter Zeit liest man auch immer mehr von ehemaligen Lehrerinnen, die ihren Job für ihre Tätigkeit auf Seiten wie Onlyf*ns geschmissen haben. Die gesellschaftliche Relevanz dieser Arbeit läuft gegen null, aber man kann es ihnen nicht verübeln- immerhin verdienen sie so unter besseren Arbeitsbedingungen so viel mehr und genießen paradoxerweise immerhin in dieser Branche mehr Wertschätzung als sie es als Lehrerin je getan haben.

Galatea
1 Jahr zuvor

Ich finde, dieser Kommentar sollte auf den Titelseiten sämtlicher Tageszeitungen stehen.

Es bedarf einer gesamtgesellschaftlichen Neuausrichtung und Besinnung auf Werte und Ideale, die uns allen wirklich wichtig sind! Wie zum Beispiel Bildung. Es bedarf eines Systems, bei dem endlich der Mensch und die Natur im Mittelpunkt stehen.

Nun ja, vielleicht ist es ja auch gut so, wie es gerade kommt und wir sollten gerade deswegen zuversichtlich sein. Jeder grossen Transformation gingen bisher Krisen voran.
Wir stecken gar in einem multiplen Krisenszenario. Es rumort an allen Ecken und Enden.

Was wäre, wenn wir die derzeitige Situation als Chance verständen, sich abermals auf wichtige Werte zu besinnen und – nicht bloß Flickschusterei betreibend – einen Systemwandel voranzutreiben? Unser System krankt in sich und funktioniert so einfach nicht mehr. Es dient nicht mehr uns Menschen, es ist in einer Zeit entstanden, in der die Welt anders war.
Viele gute Ideen stecken in den Schubladen schlauer Menschen, davon bin ich überzeugt.

Was wäre, wenn nun einer auf die Straße gänge und ihm zwei weitere Personen folgen würden? Was wäre, wenn denjenigen nochmals drei weitere Personen folgen würden?
Wie lange verharren wir eigentlich noch gesamtgesellschaftlich? Wann ist der gesellschaftliche Tipping Point erreicht? Warten alle auf den lauten Knall?
Wer ist denn wirklich zufrieden und blickt zuversichtlich in die Zukunft? Mir fällt da gerade niemand ein.

Vermutlich geht es dem Einzelnen aber noch zu gut; und wenn die negativen Schlagzeilen dann mal zu sehr aufs Gemüt schlagen, helfen Instagram und co. Das lenkt schön ab, da ist die Welt glitzernd in schönen Farben und die Endorphinproduktion wird angekurbelt.

Läuft „eigentlich“… irgendwie.

Galatea
1 Jahr zuvor
Antwortet  Galatea

Editieren kann man hier nicht, merke ich. „Ginge“ sollte es heißen.

TaMu
1 Jahr zuvor

Ich verstehe vollkommen, wenn einige Lehrerinnen und Lehrer direkt nach diesem Artikel „Teil- und Vollerwerbsminderungsrente“ googeln. Die Begeisterung der Professorin muss man erstmal aushalten können, selbst wenn man, wie ich, gar nicht persönlich betroffen ist.

GS in SH
1 Jahr zuvor
Antwortet  TaMu

Das Internet ist voll von Ex-Lehrern, die als „Coaches“ ihre Dienste anbieten, um Lehrer auf dem Weg aus dem Beruf zu beraten und zu begleiten.
Auch abgebrochene Lehramtsstudenten ermutigen ihre Exkommilitonen, sich umzuorientieren und etwas Vernünftiges zu lernen. Die Clickzahlen sind nicht schlecht. Viel höher als die Clickzahlen für die Videoclips von Schulprojekten.

Geht man auch noch in die Kommentarspalten, so sieht es für die Zukunft an deutschen Schulen dunkel aus.

Aber vielleicht sollten die Schulen einfach bessere und professionellere Videos produzieren! Allein die Qualität der Kameras und Mikrophone ist unterirdisch, was auch in den Kommentaren bemängelt wird. Leider wird dadurch kaum auf die Inhalte eingegangen.

Rotstiftprofi
1 Jahr zuvor

Ein gepflegter Gin & Tonic am Abend

Finagle
1 Jahr zuvor

Sich auf die Menschen zu konzetrieren, mit denen Sie tatsächlich Kontakt haben (Lerngruppen und deren Eltern, Kollegium, Hausmeisterei und Sekretariat) und sich mit Menschen, die nicht dazu gehören im Hinblick auf Schule und die eigene Tätigkeit an der Schule geflissentlich zu ignorieren.

Generell Social Media und auch n4t nur in gesunden Dosen zu sich zu nehmen.

Es ist fast so wie von Douglas Adams hinsichtlich des Flieges beschrieben:

Sinngemäß: „Fliegen ist eine Kunst oder vielmehr ein Trick. Der Trick besteht darin, sich so heftig wie nur möglich auf den Boden zu werfen und ihn zu verfehlen. Der schwiergere Teil ist es in der Luft zu bleiben. Dies gelingt am Besten, wenn man nicht weiter darüber nachdenkt, ob das überhaupt möglich ist, was man da tut. Man ist auch gut beraten nicht auf die Kommentare von Umstehenden zu achten, da sie garantiert nichts hilfreiches äußern werden, sondern eher etwas wie: ‚Das geht doch gar nicht!‘.“

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor

Man muss einfach nur wirklich wollen und sich auch mal etwas bemühen … hahaaa, Spaß!

Lera
1 Jahr zuvor

sehr viele Drogen nehmen

Lera
1 Jahr zuvor

„Die Inklusion zum Beispiel kann als Erfolgsgeschichte betrachtet werden, da sie uns dazu ermutigt, über unseren Umgang mit Verschiedenheit nachzudenken.“

Nach dieser „Logik“ kann man ALLES als Erfolg feiern – selbst die Inklusion.

So!?
1 Jahr zuvor

Sich deutlich abgrenzen von gewissen Erwartungen, die u.U. Aufmerksamkeits- und Zeitfresser sind! Nach Wegfall aller Coronamaßnahmen z.B. das „freiwillige“ und privat eingerichtete email- Konto für Online-Kontakte zu den Eltern streichen, das von dem Schulamt bzw. der Schulleitung gewünscht und hauptsächlich von Problemeltern als Kummerkasten und Kanal genutzt wurde, um Forderungen zu stellen. Schwupps, eine Stunde pro Woche gewonnen für Unterrichtsvor- und -nachbereitung. So erfahren LuL Selbstwirksamkeit und können wenigstens zeitweise optimistisch in die nächsten Wochen schauen.

OlleSchachtel
1 Jahr zuvor

Tatsächlich motiviere ich mich, in dem ich die Dinge ändere oder gut mache, die in meinen Händen liegen. Ich lasse mich (nach über 20 Jahren im Beruf) nicht mehr von jedem Bildungsminister aus der Ruhe bringen.
Ich mach mit meinen Schülern Projekte die mir Spaß machen (innerhalb des Bildungsplans ist vieles möglich), ich bilde mich fort bei Themen die mich interessieren. Komischerweise macht mir dadurch der Job wieder mehr Spaß.
Ich arbeite im Sachunterricht gerne mit Experimenten etc., dass macht den Schülern riesig Spaß und die intrinsische Motivation überträgt sich positiv auch auf andere Fächer. Ich denke vom Kind aus und fühle mich ihnen gegenüber verpflichtet. Und wenn doch mal die Erschöpfung da ist, dann mach ich langsam, mache eben mehr Buchunterricht und dann ist eben nicht alles superbegeisternd. Da sich diese Phasen meist kurz vor den Ferien zeigen sind diese dann auch dringend nötig zur Erholung. Auch wenn ich dann Aufsätze zu korrigieren habe, freue ich mich, über die freie Zeiteinteilung. Nach wie vor hat der Beruf viele schöne Momente die ich nicht missen will.

Ja, das trotz allem und dem Ärger über ein Kultusministerium, dass ferner der Realität nicht sein kann. Ich verdiene genug um gut zu leben.

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor

Und seit wann genau vermissen Sie Ihren Zahnersatz?
Also das muss etwa sein, seit ich den Satz gelesen habe: „Ich möchte Lehrkräfte dazu ermutigen, Schulleitungsverantwortung zu übernehmen“ – Ich vermute, er muss sich in dem Schluck Kaffee befunden haben, der mir beim selben Anlass unkontrolliert abhanden kam.

Der Zauberlehrling
1 Jahr zuvor

„Kein Gras in fünf Kilometern Umkreis: Geht es nach dem Wunsch des Gymnasiallehrerverbandes, bleibt Cannabis auch nach der geplanten Legalisierung im Umfeld von Schulen großflächig verboten.“

So wird das mit dem Optimismus nichts.

10 % der gedealten Ware geht durch die anonyme Klappe ans Lehrerzimmer und alles läuft wie geschmiert.

Tage bis zur Pensionierung zählen? Sicher im Zahlenraum bis 5000? Öha.

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor

„Schulen mit besonderen Projekten als Positivbeispiele medial hervorzuheben. Zum Beispiel könnten die Projekte in Videoclips vorgestellt werden.“
Gibt’s schon lange, heißt z.B. Wettbewerbe, sind Inszenierungsshows.
Fragen Sie ruhig, wenn Sie Infos von Insidern brauchen

Last edited 1 Jahr zuvor by Dil Uhlenspiegel
Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor

„Diese Unterstützung des Teams kann durch ein regelmäßiges Feedback, Gespräche, Konferenzen und Weiterbildungen erreicht werden.“
Ja, so wie es sich in den letzten zwei Jahrzehnten bewährt hat.

Mondmatt
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Teams bewirken nach meiner Erfahrung nur, dass man so manchen Mittag für Teamsitzungen verplempert. Dort macht man dann die Erfahrung, dass es den anderen Kollegen genau so überlastet sind und die auch nicht wissen was man tun könnte.
Hauptsache wir haben darüber geredet und dabei ein nachdenkliches, erstes Gesicht gemacht.
Wenn man dabei nicht einschläft und mit dem Kopf auf den Tisch knallt war es schon ein Erfolg. Wenn man nachher nicht noch deprimierter als vorher ist, dann war es sogar ein Riesenerfolg.
Ein Lob der Pädagogik.
Worte sind zweifellos wichtig. Ohne Taten der Entscheidungsträger bewirken die aber leider nichts.

Lady Hesketh Fortescue
1 Jahr zuvor

Ich habe schon vorgefühlt zwecks Auswanderung. Mit meinem universitären Lehramtsabschluss wäre ich nicht unwillkommen in einigen Ländern dieser Welt.

MehrInfosBitte
1 Jahr zuvor

Wo und wie fühlt man denn da vor? Welche Länder sind das denn?
Ich ertrage das hier schon lange nicht mehr und will eigentlich nur noch weg. Danke für die Infos schonmal m

Marie
1 Jahr zuvor
Antwortet  MehrInfosBitte

Vielleicht mal nach deutschen Auslandsschulen schauen und dort anfragen? Wir haben Kollegen, die waren einige Jahre in Mexiko bzw. Kairo und erzählen sehr viel Gutes.

Sissi
1 Jahr zuvor
Antwortet  MehrInfosBitte

Z.B. unter Goethe-Institut googlen oder wenns auch etwas weniger gut bezahlt sein darf

https://www.aerzte-ohne-grenzen.de/stellenangebote/nicht-medizinische-berufe

Mr. K
1 Jahr zuvor

Ich kann die Arbeitsbedingungen an meiner Schule und das Rumgeeiere der Verantwortlichen auf Bundesebene nur noch mit Galgenhumor ertragen.

Die Eltern wissen zum Teil nicht WIE asozial sich einige Schüler verhalten. Wir haben mittlerweile jede Woche mindestens vier 61er-Konferenzen (Vorstufe der Klassenkonferenz), wir hatten in den letzten Monaten immer wieder Waffenbesitz, Drogendelikte und körperliche Gewalt. Auf den Handys einiger Schüler finden wir immer wieder abnormale Pornografie und wahnsinnig persönliche Gewaltvideos.

Wir brauchen wirklich dringend SOFORT mehr PERSONAL oder mehr Möglichkeiten zum Umgang mit kriminellem Verhalten in den Schulen.

Mein Optimismus wäre sofort wieder da, wenn ich das Gefühl hätte, es geht in Zukunft in die richtige Richtung mit dem Bildungswesen. Leider habe ich da wenig Hoffnung. Da bleibt nur die Flucht ins Privatleben!

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mr. K

Warum gibt es eine Vorstufe zur KK?
Kann man die KK auch gleich ansetzen?

GS in SH
1 Jahr zuvor

„Die Inklusion zum Beispiel kann als Erfolgsgeschichte betrachtet werden, da sie uns ermutigt, über unseren Umgang mit Verschiedenheit nachzudenken“ (Ines Oldenburg)

Ich habe jetzt – mal wieder — darüber nachgedacht!
Fazit (mal wieder): Von „Erfolgsgeschichte“ weit entfernt!

Aber, hey, der Kopierer funktioniert wieder!

dickebank
1 Jahr zuvor
Antwortet  GS in SH

Frage der Perspektive – ein Erfolg für die Einsparungsbemühungen der Haushälter ist die Inklusion schon.

447
1 Jahr zuvor

Ich würde (als ziemlich gut gelaunter Mensch) sagen: Es gibt eine ganz, ganz einfache Methode.

Diese besteht daraus,
1. das EXAKTE GEGENTEIL dessen zu machen, was normative und oft null instrumentell orientierte „Bildungsexperten“ sagen.
2. den Punkt 1. durch ganz normales „menschlich sein“ abzumildern.
3. Methodenunfug auf das absolute Minimum zu drücken.

Ich persönlich fahre da sehr gut mit.

Was sind so typische „Gegenteile?“
Nicht abschließende Ausführung folgt….
1. Nein, nix „Demokratie“ und „classroom Management“ – dem Lehrer wird (im Regelfall) schlicht gehorcht.
Warum? Ganz einfach: Wer schon im „classroom“ nicht gehorcht, gehorcht beim Lernen auch nicht, hat nur Misserfolgserfahrung, wird frecher und nerviger, verbaselt den Schulabschluss.
Abmilderung geschieht dadurch, die SuS und ihre subjektiven Anliegen regelmässig im Auge zu behalten und schlicht NICHT sozial inkompetent zu sein.
2. Schulrecht und Urteile lesen – selbsterklärend, wieso ist davon fast NIE die Rede? Na eben.
3. Investieren in die eigene Gesundheit und Beziehung – geht IMMER vor. Vor allem: Niemals krank zur Arbeit gehen!

Palim
1 Jahr zuvor

Lehrerinnen und Lehrer sollen sich also am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen, den sie nicht verursacht haben, den sie aber auch nicht trocken legen können oder dürfen, um die Situation zu verbessern.

Gefragt, was sie meinen, werden sie nicht, kommen auch in der Aufzählung von Herrn Schütz zu Beginn des Schulschwatzes gleich gar nicht vor – gefragt werden alle anderen, um Ansprüche an die Schule zu stellen.

Dann aber sollen die Lehrerinnen und Lehrer selbst best practice darstellen, sollen sich selbst den Optimismus bewahren,
sollen selbst den Mangel gestalten – Lehrermangel – ja, damit werden wir wohl länger leben müssen … wer ist da „wir“?

Best practice sieht dann so aus:
Unsere Schule hatte eine Versorgung mit Stammpersonal unter 50%, durch Abordnungen aus allen Himmelsrichtungen, die alle eingearbeitet und mit denen Absprachen erfolgen mussten, konnten wir den Unterricht in allen Klassen aufrecht erhalten. Zusätzliche Versorgung, die eine Schule im Brennpunkt mit vielen Kindern anderer Herkunftssprache auf gesonderten Antrag erhält, waren über Jahre gestrichen, wurden nicht ersetzt, damit nicht existent. Das war schon vor Corona der Fall, ist also Jahre her, der Lehrkräftemangel ist jetzt noch höher.
Das war nur möglich, in dem schon zu der Zeit sehr viele Lehrkräfte über ihre Grenzen gegangen sind.
Das entspricht aber nicht der Vorstellung dessen, was eine tolle Schule leistet, da werden bunte Events, schicke Klassenfahrten, geniale Wettbewerbsbeiträge erwartet, die an diesen Schulen nicht möglich sind, weil Personal und Geld fehlen und die Kinder im Brennpunkt zwar auch ein Anrecht auf Feste und Wettbewerbe und vor allem Unterstützung hätten, zunächst aber Kraft in Bemühungen gesteckt werden, dass alle satt und der Witterung gemäß gekleidet im Unterricht sind, der irgendwie mit Personal ausgestattet sein muss.
Ja, DAS wäre die Aufgabe anderer. DA könnte man viele Schulen sehr schnell sehr weit entlasten und Lehrkräfte unterstützen, damit sie wieder mehr Zeit für die Unterrichtsgestaltung und andere Aufgaben finden – auch unter Inklusion und Integration.
Und das müsste dann für sehr vieles an den Schulen gelten.

Wenn also Lehrkräfte sich abgrenzen sollen und gleichzeitig gute Beispiele nach außen tragen sollen, müssten sie damit äußern, dass sie bei mangelhafter Versorgung, fehlender Unterstützung in diversen Bereichen (Inklusion, Digitalisierung, Integration, Schulpsychologie, Sozialpädagogik, Ausstattung, Schulgebäude-Struktur) dennoch täglich den Laden am Laufen halten.
Als Schulleitung kann man dann nicht mehr gestalten, sondern verwalten und sehen, dass man den Aufgaben und Anfragen der Schulbehörde nach Statistik und Begründungen irgendwie fristgerecht nachkommt. Das war vor 10 Jahren schon heftig, ist mit heutigen Aufgaben aber nicht zu vergleichen.

Das allein ist schon mehr, als eigentlich unter den gegebenen Umständen möglich ist.
Aber das ist in der Gesellschaft noch lange nicht angekommen.
Als Lehrkraft grenze ich mich ab und bin nicht diejenige, die tolle Beispiele in die Welt tragen kann – ich habe zu viele andere Aufgaben, die mir wichtiger sind.
Ich kann aus meinem Alltag berichten, mein Optimismus ist auf winzige Erfolge im Klassenraum beschränkt, dass trotz widrigster Umstände die Ukrainer Deutsch lernen und die Inklusionskinder unerwartete Fortschritte zeigen, dass man den anderen Kindern dennoch einigermaßen gerecht wird und auch sie angemessene Lernerfolge vorweisen.

Können Professor:innen zusätzlich zu ihren Aufgaben Videos von guten Beispielen drehen, während sie auch die Studierenden z.B. beim Bafög-Amt unterstützen, ohne Lehre, Forschung und Betreuung der Studierenden zu vernachlässigen, oder finden sie andere Personen, die diese Aufgabe unentgeltlich übernehmen?
Sind die beiden selbst in die Falle getappt, weitere Aufgaben und Begehrlichkeiten in den Schulen abzuladen?
An welcher Stelle wurde klar geäußert, dass Gesellschaft und Politik ihre Verantwortung wahrnehmen und umsetzen müssen, Bildung auszustatten, zu finanzieren und zu ermöglichen, wenn man Grundsätzliches umgesetzt wissen will?

Mika
1 Jahr zuvor
Antwortet  Palim

Danke @ Palim, du sprichst mir aus der Seele.

Palim
1 Jahr zuvor

Herr Zierer war der zuhörende Vierte in der Runde?
Dachte, dieses Mal sei Herr Schütz als Gast zugegen.

Michael Felten
1 Jahr zuvor

Nichts für ungut – aber in der obigen Printversion habe ich nichts gefunden, was überlastete Praktiker ‚optimistisch‘ stimmen könnte.
Warum wurde nicht erwähnt, dass innere Befriedigung am ehesten noch in der direkten Begegnung mit einzelnen Schülern erlebt werden kann – auch mit mauligen, auch mit ’schwierigen‘. Die brauchen uns nämlich ganz unmittelbar …
Vielleicht zu diesem Thema besser mit begeisterten Praktikern ’schwatzen‘?