Zur “Entlastung”: AfD will Flüchtlingskinder von Regelschulen ausschließen

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DRESDEN. Wie gemein kann man sein? Die AfD in Sachsen will Flüchtlingskinder aus Regelschulen verbannen. Die Kinder sollen in Volkshochschulen «betreut» werden oder (im Fall ukrainischer Flüchtlingskinder) nur noch Fernunterricht in ihrer Muttersprache erhalten. Dies sah ein Antrag der Partei vor, der heute im sächsischen Landtag allen Ernstes diskutiert wurde – aber keine Mehrheit fand. Nach der UN-Kinderrechtskonvention haben alle Kinder, auch Flüchtlingskinder, einen Anspruch auf Schulunterricht.

Derzeit scheint ein Überbietungswettbewerb in Menschenfeindlichkeit zu laufen. Foto: Shutterstock

Der somit die Menschenrechte missachtende Antrag der AfD-Fraktion sah vor, die Schulen zu «entlasten», in dem die  Schulpräsenzpflicht für Kinder aus Flüchtlingsfamilien durch eine «Betreuungspflicht» in Verantwortung der Volkshochschulen ersetzt wird. Ukrainische Schüler sollen nach dem Willen der AfD gänzlich von der Präsenzpflicht an Schulen befreit werden und stattdessen Zugang zum Online-Unterricht nach ukrainischem Lehrplan erhalten.

Kultusminister Conrad Clemens (CDU) erteilte diesem Ansinnen eine klare Absage. Er erläuterte allerdings Pläne, die ebenfalls auf Einsparungen bei Flüchtlingskindern hinauslaufen: Demnach will Sachsen die Integration von Schülerinnen und Schülern mit ausländischen Wurzeln straffen. Sie sollen schneller von der sogenannten Vorbereitungsklasse in eine Regelklasse wechseln. «Je jünger die Kinder sind, desto einfacher geht das», sagte Clemens im Landtag. Damit werde man den bestehenden Integrationsstau in den Vorbereitungsklassen abbauen.

«Wir werden zweitens für eine größere Planbarkeit bei der Schulplatz-Bereitstellung in den Regelklassen sorgen», sagte Clemens. Es gebe fast 2.000 schulpflichtige Kinder, die auf einen Schulplatz in Sachsen warten, manche auch deutlich länger als die sechs Monate. Drittens wolle Sachsen die Integrationsaufgabe auf breitere Schultern stellen. Man sei gut aufgestellt, auch wenn überall auch immer Verbesserungen und Anpassungen möglich sind. News4teachers / mit Material der dpa

GEW schlägt Alarm: Flüchtlingskinder müssen nach zwei Jahren in Regelklassen wechseln (egal, wo sie sprachlich stehen)

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vhh
7 Monate zuvor

Ob Herr Clemens wohl Lehrer gefragt hat, wie gut das funktioniert? Eher nein, aber Hauptsache das Problem (keine Schulplätze) ist ‘weg-verwaltet’. Erfahrung aus NRW ist leider -sicher ganz andere Kinder als in Sachsen- das klappt nicht. Ohne Sprachkenntnisse in Regelklassen führt nur zu klassen- und jahrgangsübergreifenden Gruppen der jeweiligen Muttersprachler, das Gegenteil von Integration. Aber die will wohl in Sachsen sowieso kaum jemand.
Dass die AfD ihre Klientel bedient, muss niemand wundern: nach den Ergebnissen im Sachsenmonitor 2023 sind es mindestens 30%, für die Grund- und Menschenrechte offenbar verhandelbar sind, je nach Bequemlichkeit. Da hat eine CDU doch kein Problem, grundrechtswidrige Anträge zu diskutieren und gerne, nach pflichtgemäßer klarer Absage, ein Entgegenkommen im machbaren Rahmen zu zeigen.

Rainer Zufall
7 Monate zuvor

Was als Nächstes?
Hat die AfD noch andere Minderheiten als bildungsunfähig/ -unwürdig auserkoren?

Aber dann kommen wieder die Verteidiger*innen: ‘Aber sie wollen auch ein Drittel der Energieproduktion niederreißen’ 😛

Andreas
7 Monate zuvor

Man müsste mal die ukrainischen mit den deutschen Lehrplänen vergleichen und schauen, welche die besseren sind.

Aber unabhängig davon wirkt auf mich die erfolgreiche Beschulung der Flüchtlingskinder nahezu unlösbar. Der Vorschlag der CDU mit der Straffung geht in dieselbe Richtung, wenn auch nicht so weit wie der der AfD.

Besseranonym_2
7 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Die Frage ist nun, wie viele Bürger aufgeschrien, demonstriert, wie viele KuK remonstriert, ein Verfassungsviertelstündchen dem gewidmet und wie weitgehend Schülersprecher aktiv geworden wären – wenn H. ClEMENS nicht NEIN GESAGT hätte.

Obwohl die A*D diese ghettomäßige Unterbringung von Migrantenkindern anstrebt, fällt diese im Moment gar nicht so sehr auf – wie auch andere wichtige Wahlkampfthemen : Unterricht, Fachkräfte, Sozialstaat….,untergehen,
weil die A*D den Horror – Angst und Neid – multimedial vermittelt/ vermitteln darf.

Ich_bin_neu_hier
7 Monate zuvor

These: Der Verzicht auf Integration ist der Königsweg zur Radikalisierung.

Andreas
7 Monate zuvor
Antwortet  Ich_bin_neu_hier

Wessen?

Einer
7 Monate zuvor

Einfache Sache
Wer sich nicht hier zur Schule geht, kann die Sprache nicht lernen.
Wer die Sprache nicht lernt, kann keine Arbeit finden (wenn er darf).
Wer die Sprache nicht lernen kann nicht am Leben in der Stadt/Dorf/Ort teilnehmen.
Wer die Sprache nicht lernt, keine Arbeit hat, nicht am Leben in Deutschland teilnimmt, der integriert sich nicht.
Wer sich nicht integriert wird ausgewiesen. Ganz logisch, oder.

Maria
7 Monate zuvor

Ich bin in 1988 als 8-Jährige mit meiner Familie aus Polen nach Deutschland gekommen. Wir haben in einem Asylantenheim in Niedersachsen gewohnt, und es hieß, wegen mangelnden Sprachkenntnissen durfte ich nicht in die lokale Dorfschule gehen. Mein Vater musste mich dann etwa 1.5 Jahre lang nach Göttingen an eine Schule mit Sprachförderungsprofil fahren. In der 4. Klasse war mein Deutsch dann gut genug und ich durfte endlich an die Dorfschule. Die Zeit in der Sprachförferschule in Göttingen hat mir sehr gut getan. Warum geht das heute nimmer?!

DerechteNorden
7 Monate zuvor
Antwortet  Maria

Wie viele Kinder waren denn dort in Göttingen in einer Klasse? Sind Sie denn gleich super toll von Ihrer neuen Klasse aufgenommen worden? Wie viele andere Kinder in ähnlicher Situation waren damals in Ihrer neuen Klasse? Hätten Sie nicht gern damals schon Kontakt zu den anderen Kindern gehabt? Hätten Sie nicht vielleicht noch schneller Deutsch gelernt, wenn es an der Dorfschule diesen Spezialunterricht gegeben hätte und Sie sofort die anderen Kinder kennengelernt hätten, weil Sie mit Ihnen gespielt hätten? …

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