WIESBADEN. Angesichts des anhaltenden Lehrkräftemangels greifen die Kultusministerien in Deutschland immer häufiger auf Quer- und Seiteneinsteiger zurück. Fast jede zehnte Lehrkraft an allgemeinbildenden Schulen hat inzwischen keine anerkannte Lehramtsprüfung, an Berufsschulen ist es sogar jede sechste. Die GEW und der VBE sehen darin zwar eine notwendige Maßnahme, warnen aber zugleich: Ohne solide Qualifizierung und bessere Bedingungen für den Beruf droht eine Zwei-Klassen-Lehrerschaft – und die Bildungskrise bleibt ungelöst.

Schulen in Deutschland setzen angesichts des Lehrkräftemangels immer stärker auf Quer- und Seiteneinsteiger. Für Experten kann das aber nur ein Teil der Lösung sein – und kein Allheilmittel. Laut aktueller Zahlen des Statistischen Bundesamt in Wiesbaden hatten im Schuljahr 2023/24 etwa 10,5 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer an den allgemeinbildenden Schulen keine anerkannte Lehramtsprüfung abgelegt. Das sind rund 77.600 der insgesamt 739.500 Lehrkräfte. Zum Vergleich: Im Schuljahr 2022/23 lag der Anteil noch bei 9,8 Prozent.
Besonders betroffen sind laut den Angaben die Berufsschulen: Dort hatten im Schuljahr 2023/24 ganze 16,6 Prozent der insgesamt 123.800 Lehrkräfte keine anerkannte Lehramtsprüfung.
GEW: Massiver Lehrkräftemangel an Schulen
«Der Lehrkräftemangel ist weiterhin massiv und wir brauchen wirklich auch kurz- oder mittelfristig mehr Kolleginnen und Kollegen in den Schulen», sagt Anja Bensinger-Stolze, Vorstandsmitglied Schule der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Auf Quer- und Seiteneinsteiger zu setzen, kann eine Bereicherung sein, «das sehen wir an den berufsbildenden Schulen, die das ja schon lange machen». Sie betont aber auch: «Das kann auch nur eine Maßnahme von vielen sein». Wichtig sei, den Lehrerberuf deutlich attraktiver zu machen.
Als Seiteneinsteigerinnen und -einsteiger bezeichnet man diejenigen, die über kein abgeschlossenes Lehramtsstudium verfügen und die ohne ein Referendariat in den Schuldienst übernommen werden. Bei Quereinsteigerinnen und -einsteigern besteht im Gegensatz dazu die Pflicht eines Referendariates.
«Der Bedarf an Lehrkräften kann nicht mal zur Aufrechterhaltung des Status Quo mit originär ausgebildeten Lehrkräften gedeckt werden. Politik und Gesellschaft stellen aber beständig neue Anforderungen an Schule, sei es die ganztägige Betreuung, der Umgang mit Digitalisierung oder die steigende Heterogenität», heißt es auch beim Verband Bildung und Erziehung (VBE). Die vermeintliche Lösung, Seiteneinsteiger in die Schulen zu holen, sei nur dann tragfähig, wenn sie vor ihrem Einsatz angemessen vorbereitet und währenddessen unterstützt und weitergebildet werden.
Gute Qualifizierung müsse Zwei-Klassen-Teilung verhindern
«Den Quer- und Seiteneinsteigenden muss eine wirklich eine gute Qualifizierung mit auf den Weg gegeben werden, dass sie am Ende tatsächlich auch gleichwertig ausgebildet sind», sagt auch Bensinger-Stolze von der GEW. Sonst – so warnt sie – könne es zu einer Zwei-Klassen-Teilung an den Schulen kommen.
Um den Lehrerberuf insgesamt attraktiver zu machen, sei mehr Unterstützung für die Kollegen notwendig – etwa in schwierigen Situationen. Auch brauche es bessere Fortbildungsangebote. Die Attraktivität müsse aber schon während des Studiums gesteigert werden: «Wir müssen uns fragen, wie wir es hinbekommen, dass die Lehramts-Studierenden auch tatsächlich ihren Abschluss machen und weiterhin Lust haben, auch ins Referendariat zu gehen.»
Etwas mehr Erstsemester und Absolventen im Lehramtsstudium
Auch zu den Lehramts-Studierenden gab das Bundesamt Daten bekannt:
- Die Zahl derjenigen, die ein Lehramtsstudium im Bachelor- oder Staatsexamensstudium beginnen, ist nach einem Rückgang in den Vorjahren leicht gestiegen. Gut 46.400 Personen begannen im Studienjahr 2023 ein solches Studium – das waren 2,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Zahl war allerdings geringer als zehn Jahre zuvor (minus 2,1 Prozent).
- Die Zahl der Lehramtsabsolventinnen und -absolventen mit Master- oder Staatsexamensabschluss ist zuletzt leicht gestiegen. «Im Prüfungsjahr 2023 bestanden rund 29.000 Lehramtsstudierende entsprechende Abschlussprüfungen», heißt es. Das waren demnach rund 300 Absolventinnen und Absolventen mehr als im Jahr zuvor. Im Zehnjahresvergleich sank die entsprechende Zahl allerdings um 12,6 Prozent. News4teachers / mit Material der dpa
Ich dachte, die gehen nach ein paar Monaten schon wieder.
Es gibt auch viele, die kündigen oder abgeworben werden.
Realist hat euch die Bedingungen der Wirtschaft ganz genau erläutert.
Stichworte sind da Bonuszahlungen, 13. Monatsgehalt, Inflationsausgleich, Homeoffice, Gleitzeit, Zeitausgleich usw.
Lehrer haben einfach keine Verbesserungen gesehen. Es gibt noch nicht einmal Zuschüsse zum D Ticket.
Es gibt deshalb auch nur noch einen logischen und nachvollziehbaren Weg, Lehrer zu werden:
NICHT Lehramt studieren, sondern irgendetwas anderes. Und wenn es dann mit der “freien” Wirtschaft absolut nicht klappen will (zu krank, zu viele Kinder, zu alt, zu d…), dann per Quer-/Seiten-/Um-/Abstieg ins Lehramt wechseln, den Beamtenstatus anpeilen, und von den wenigen Vorteilen profitieren: Unbegrenzte Fortzahlung der Besoldung (falls dauerkrank), alle Kinderkrankentage zusätzlich konsequent ziehen, und dann zumindest 5 Dienstjahre für die Mindespension durchhalten…
Was für ein ekelhafter und menschenverachtender Kommentar! Haben Sie schon einmal mit einem Quereinsteiger gesprochen oder ziehen Sie nur Vorurteile aus det Tasche. Warum brechen denn so viele Lehramtskandidaten ab?
In Brandenburg, wo Sie ja tätig sind, beträgt der Anteil von Quereinsteigern 47%.
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1363033/umfrage/seiteneinsteiger-lehramt-bundesland/
Vielleicht liegt es ja an Ihrem Kollegium, dass niemand bleiben möchte…
Bei uns hier, wohne in Ostthüringen, haben die meisten Seiten- und Quereinsteiger noch nicht mal studiert, sind der Meinung, ein Abitur reicht. Einmal pro Woche Weiterbildung, am Ende des Schuljahres Prüfung. Hatte auch ne Kollegin, hat Deutsch unterrichtet, durch Prüfung durchgefallen. Arbeitet heute noch als Deutschlehrerin, wurde nach der Prüfung an eine andere Schule versetzt….
War 42 Jahre in Vollzeit Lehrer, nicht verbeamtet, da Ossi, Mathematik/ Physik, später noch Förderschullehrerstudium, dessen Studium an der Uni im Osten nur fachlich anerkannt wurde, jedoch nicht bezahlt. Mir graust es, wenn ich in die Schulen schaue. Habe 2 Enkel, einer am privaten Gymnasium, die andere Regelschule in Gera. Selbst die privaten Schulen sind nicht mehr das, was sie mal waren.auch hier ständiger Lehrerwechsel und viel Ausfall.
Egal wie viel Lehrkräfte über die Zustände in Schulen meckern, offenbar gibt es ja genügend Leute, die es dort besser als in der freien Wirtschaft finden – und in die Schulen gehen.
So viel besser scheint es also außerhalb auch nicht zu sein…
Das sieht quer durch alle Schulformen (!) bei uns in der Region anders, ganz anders aus:
Selbst (vom Ruf her, ob das Anno Domini 2025 auch noch wirklich so ist, ist eine andere Frage) völlige Luxusgymnasien mit Streichelzoo-Schülerschaft sind bei MINDESTENS minus 10% OFFIZIELL.
Wir wissen alle, was -10% offiziell in Echt heisst…
… an meiner (ganz normalen) Schule ist es je nach Ausweichverhalten, Prozess-, Abordnungs-, Schwangerschafts-, Langzeitkrankenstand grob -20% OFFIZIELL.
Und das ist schon mit jeder Trickserei von ausländischen Quer-Um-Sonstwas-Steigern (die dann z.B. plötzlich wieder zwei Monate weg sind, weil da war wohl was mit den sehr zuverlässigen und garnicht fälschbaren Urkunden, uuppsi, dann war doch alles “ok”) bis reaktivierte Pensionäre mit 90 Minuten pro Tag nur im Wunschfach und und und.
Ich fühle mich aus persönlichen Gründen “hier” sehr wohl…aber dass im Großen und Ganzen “keine Sa*” mehr die “faule Sa*” aka “Lehrer” sein will, das wird gerade von Halbjahr zu Halbjahr klarer.
Och, ich habe das fast 20 Jahre gemacht …
Mich interessiert als verbeamtete Lehrerin inzwischen nur noch eins: Wie kann ich wieder ruhig schlafen? Wie werde ich latente Ängste vor dem nächsten Schultag los? Wie soll ich mit permanenten Zweifeln an mir selbst und der Erfüllung meiner Aufgaben umgehen? Merken die anderen, wie unzulänglich ich mich fühle und wahrscheinlich auch bin?
Welches Bild haben Kolleginnen und Kollegen von mir? Wir schimpfen zwar oft über dieses und jenes, reden aber so gut wie nie über Selbstzweifel, ich auch nicht. Haben die anderen vielleicht keine, weil sie besser sind als ich? …usw.
Sie sehen, werte Realistin, dass mich ganz andere Dinge beschweren als Sie und mir meinen Beruf zur Qual machen. Wären es doch nur “Bonuszahlungen, 13. Monatsgehalt, Inflationsausgleich, Homeoffice, Gleitzeit, Zeitausgleich usw.”, die mir durch den Kopf gehen. Dann ginge es mir wesentlich besser.
Ich wünsche dir nur das Beste, Christine!
Es sind natürlich noch viel mehr Punkte, die verbessert und verändert werden müssen. Du nennst da noch einige.
Ich denke, die 4-Tage Woche wird dir schon etwas helfen und der gemeinsame Austausch mit anderen.
Das haben Sie schön auf den Punkt gebracht! Die Lehrer der älteren Generation, die ich kenne, einschließlich mir, haben den Beruf mit einem gewissen Idealismus ergriffen. Wenig Gedanken über Geld, Vor-/Nachteile des Beamtenstatus, stundengenaue Arbeitszeitabrechnung, eher beziehungsorientiert, mit Interesse an Menschen und mit Freude an den studierten Fächern.
Inzwischen geht es fast nur noch um Fragen/Zweifwl, die Sie oben anführen und darum, doch noch irgendwie möglichst lange durchzuhalten.
Achten Sie nur darauf, sich Ihre Gesundheit nicht unwiederbringlich zu ruinieren!
Das liest sich alles sehr ungut und ich denke, Sie sollten sich Hilfe holen, um über Ihre Gedanken, Sorgen und Gefühle zu sprechen.
Ich glaube schon, dass es gerade bei Lehrern weit verbreitet ist, dass sie sich hinterfragen, sich reflektieren, aber echte Zweifel an der eigenen Kompetenz hegen mutmaßlich nicht so viele.
Schulberatungsstelle und der Schulpsychologische Dienst bieten oft Beratungen an (die sind nicht nur für Schüler und deren Eltern zuständig).
Auch Bezirksregierungen haben oft Ansprechpartner.
Wenn Sie eine vertrauenswürdige SL haben, könnten Sie auch da um Hilfe bitten.
Alles Gute für Sie!
Als Lehrer (Arzt, Pfleger, …) kann man seine Aufgabe nur so gut erfüllen, wie die Bedingungen es zulassen.
Eine ganz zentrale Erkenntnis, die ich mittlerweile zum Grundsatz meines beruflichen Handelns gemacht habe.
Läuft.
Nur zum D-Ticket. Ich bezahle €25,10 fürs D-Ticket, weil mein Arbeitgeber, das Land Schleswig-Holstein, das bezuschusst.
Was Sie fordern, würde den Beruf nicht attraktiver machen bzw. würde die falschen Menschen anziehen.
Mir wäre viel wichtiger, dass die Arbeitsbedingungen dahingehend verändert würden, dass wir den Kids besser gerecht werden können, ohne dabei im Burnout zu landen.
Ich wünsche mir kleinere Schulen mit kleineren Klassen, viel weniger Verwaltungsscheixxe (Tut mir leid, aber anders kann man es nicht bezeichnen.), mehr Entlastung bei sozialpädagogischen, psychologischen und medizinischen Belangen und mehr Sanktionsmöglichkeiten sowie eine Stärkung des Prinzips “Fordern” (Leistung, Anwesenheit, Engagement).
Wenn es Bonuszahlungen (wofür eigentlich?), 13. Monatsgehalt, Inflationsausgleich, Homeoffice, Gleitzeit, Zeitausgleich,… GÄBE, wären dann die Arbeitsbedingungen besser?
Nein. Und das Jammern? Ginge weiter. Nur mit der Bestätigung oder “Legitimation”, etwas “besseres” zu sein. Weil ja eine (noch) höhere Bezahlung ein Beleg dafür sein muss, etwas besondereres, besseres, … zu sein. Und NOCH mehr zu verdienen.
Aber das System, die Struktur und die Rahmenbedingungen müssen sich verändern. Revolutionär. Dramatisch. Fundamental.
Aber wollen das ALLE?
Ich fürchte: nein. Warum: weil es Veränderung mit sich bringt. Und die, so aheb ich den Eindruck, wollen die wenigsten.
Natürlich wollen alle Veränderungen und bessere Rahmenbedingungen. Die Vorstellungen darüber sind nur verschieden.
Mich würde interessieren, wie Ihre aussehen. “Revolutionär. Dramatisch. Fundamental.” sagt mir nichts. Erst wenn Sie konkreter werden und erklären, was Sie damit genau meinen, könnte ich mich dazu äußern.
Ihre rhetorische Eingangsfrage teile ich. Die Arbeitsbedingungen würden von Bonuszahlungen, einem 13. Monatsgehalt, Inflationsausgleich…nicht besser.
Mehr Geld für Lehrer als Trostpflaster sowie ein ineffizientes System, das von seiner “modernen” Aufgabenflut völlig überlastet ist und in dem Lehrkräfte kaum mehr etwas zu sagen haben, ist reine Geldverschwendung. Es bestätigt nur das, was der deutschen Politik immer wieder zum Vorwurf gemacht wird: Probleme nicht zu lösen, sondern mit Geld zuzuschütten.
Ja, man kann mit den Lehrern und Lehrerinnen nur tiefstes Mitleid empfinden. Wenn ich “Lehrer” höre, fallen mir sofort die Sklaven und die Sklavenhalter der Antike ein.
( Keine Thema…also ich bitte um Entschuldigung! Bitte kleine Hilfe, wenn jemand es weiß…Eine Mama hat mich gefragt für JST für Bayern…Gibt es überhaupt noch Übungen online? ISB – ab dieses Jahr nur für Lehrer – kein Zugang mehr für die Schüler. Also wen jemand eine andere Quelle weiß, bitte! Und Danke!)
Für welche Schulart?
Natürlich findet man die beim ISB?
Als Beispiel Realschule:
Probeunterricht:
https://www.isb.bayern.de/schularten/realschule/leistungserhebungen/probeunterricht/
https://www.isb.bayern.de/schularten/realschule/leistungserhebungen/probeunterricht/mathematik/
https://www.isb.bayern.de/schularten/realschule/leistungserhebungen/probeunterricht/deutsch/
Jahrgangsstufentests:
https://www.isb.bayern.de/schularten/realschule/leistungserhebungen/jahrgangsstufentests/
https://www.isb.bayern.de/schularten/realschule/leistungserhebungen/jahrgangsstufentests/mathematik/
https://www.isb.bayern.de/schularten/realschule/leistungserhebungen/jahrgangsstufentests/deutsch
Mach’s wie Sachsen! Massiv Seiteneinsteiger einstellen und Entlastungsstunden für Fachberater kürzen.
“Laut aktueller Zahlen des Statistischen Bundesamt in Wiesbaden hatten im Schuljahr 2023/24 etwa 10,5 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer an den allgemeinbildenden Schulen keine anerkannte Lehramtsprüfung abgelegt.”
-> Wozu studiere ich denn dann eigentlich? Da könnt’ ich’s ja auch einfach sein lassen und Teil der 10-16 % werden. Unpraktischerweise hab ich mich für Fächer entschieden, die mich auch interessieren. Ich Idiot ♂️
“Wichtig sei, den Lehrerberuf deutlich attraktiver zu machen.”
-> Ja, dann macht doch mal. Aber bisher sehe ich den Weg noch nicht in die Richtung gehen. Im Gegenteil, ich bin jetzt im zweiten Semester und ich habe eher das Gefühl, man versucht mir das auszureden…
Vielleicht sollte man auch einfach mal hervorheben, wo die Attraktivität liegt?!
Ich fange mal ein
Jetzt muss man ja dazu wissen, dass ich bereits ‘n paar Jahre für den Staat gearbeitet habe und weiß, dass Planbarkeit nicht alles (wenn auch viel) und dass der Dienstherr eher opportun als vereinbarungsoffen ist. Die Möglichkeit, im Ausland zu arbeiten und Deutschland zu entfliehen, verleiht mir tatsächlich Hoffnung, den Punkt geb ich Ihnen. Ob das Umfeld jedoch derartig sicher und stabil ist? Weiß ich ja nicht, da vermitteln mir die Nachrichten, auch hier, ein anderes Bild.
Stabiler als in der Wirtschaft
Nachmittags frei?
Ernsthaft jetzt?
Aus der Sicht einer Vollzeitlehrkraft sind das schwache Ausführungen. „Ferien, egal wie man diese nutzt.“ Mit endlosen Korrekturen, womit denn sonst? Demzufolge Ferien, ja toll…Das Ehrenamt am Nachmittag dürfen Sie mir ebenfalls gerne erklären bezüglich der Umsetzbarkeit. Freie Nachmittage gibt es nahezu nicht. Und zum Auskommen, da beziehen Sie sich wohl auf die reinen Zahlen. Im Verhältnis zu dem, was eine engagierte Lehrkraft leistet, ist der Verdienst ok, aber fernab von (sehr) gut. Zuletzt suche ich noch das stabile Umfeld, bei uns sind in den letzten drei Jahren 1/3 des Kollegiums langzeiterkrankt. Müssen wir alles kompensieren. Den Beruf übe ich immer noch gerne aus, aber die Rahmenbedingungen sollten sich zwingend ändern, sonst ist bald keiner mehr da.
Dem meisten stimme ich zu. Aber nachmittags ehrenamtlich tätig sein? Ihr Ernst? Was ist mit Konferenzen, Teambesprechungen, Elterngesprächen, Unterrichtsvorbereitung, Korrekturen…
“2.2.3 Vergütbare Mehrarbeit liegt insbesondere in folgenden Fällen nicht vor:
– Teilnahme an Eltern- und Schülersprechtagen,
– Teilnahme an Konferenzen, Dienstbesprechungen und Prüfungen aller Art (einschließlich der Aufsicht bei Prüfungsarbeiten),[…]”
Und damit melde ich mich in den Dienstschluss ab ♂️
Eine hervorragende Zusammenfassung!
“…oder meinen Sie damit, dass ich die Stühle und Tische nach Belieben anordnen kann?”
Ich nenne das immer “Klassenzimmertetris”.
das fragt sich Realist auch ständig 😀
Ehrlich gesagt erschließt sich mir nicht warum ein Lehrer zwingend verbeamtet sein muss insbesondere dann wenn viele Angestellte die gleichwertige Arbeit machen. Egal ob Beamter oder nicht – jeder der in dem Bereich hat eine entsprechende Verantwortung. Oft habe ich zudem die Rückmeldung, dass beamtete Lehrer sich oft schwertun sich noch mal umorientieren, weil sie dann den Beamtenstatus aufgeben müssten.
Weil das Durchführen von Abschlussprüfungen, Versetzungen und Anfertigen von Zeugnissen Verwaltungsakte sind und damit hoheitliche Aufgaben. Stell dir mal außerdem vor, was los wäre, wenn man einfach mal das Abitur bestreikt – undenkbar.
Dieses Argument ist mir zu schwach vor allem mit Streiks. Wenn Sie so argumentieren, dürften auch keine Fluglinien, Bahngesellschaften usw. bestreikt werden. Dürfen nur Beamte Zeugnisse ausstellen? Was ist mit Privatschulen, die angestelltes Personal haben? Zudem würde es im Zweifel ausreichen, wenn es ein paar Personen, die diese hoheitlichen Berechtigungen haben, diese auch ausüben.
Bei der Bahn trauert man wegen der vielen Streiks doch schon den damaligen Bahnbeamten nach.
Das würde man nicht durch Beamte lösen können sondern man müsste im generellen Streikrecht verankern, dass immer erst ein Schlichtungsversuch unternommen werden muss. Würde viel mehr helfen.
Ja und, aber warum durfte ich als tarifbeschäftigte Lehrkraft all diese hoheitlichen Aufgaben ausüben?
Und das machen nur Beamte?
Achtung … Fangfrage.
Ach. Im Abitur sind nur Beamte eingesetzt?
Und Zeugnisse werden nicht von Angestellten geschrieben.
Interessant!
Darum geht es nicht. Beamte kann man dazu verdonnern, diese Aufgaben auch noch im größten Chaos durchzuführen. Angestellte dürften streiken, Beamte sind sozusagen mundtot.
Ein längst überholtes Konzept.
Im Verwaltungsverfahrensgesetz und in der dazugehörigen Durchführungsverordnung steht überhaupt nicht, dass ein Verwaltungsakt nur durch die Beteiligung von Beamt*innen zustande kommt und Rechtmäßigkeit erlangt.
Das beamtenverhältnis ist in erster Linie ein Treueverhältnis, dass über die normale Beziehung von AG und AN hinaus geht. Beamt*innen sind auch nicht besser qualifiziert als Angestellte mit den gleichen Aufgabenbereichen.
Um nur ein Beispiel zu nennen:
Öffentlich bestellte Vermessungsingenieur*innen sind bei keiner Behörde beschäftigt. Sie sind in der Regel Selbständige, denen ein öffentliches Amt übertragen worden ist. Sie haben das 2.StEx ebenso absolviert wie die Vermessungsingenieur*innen die in der öffentlichen Verwaltung (Landesdienst oder Vermessungs- und Katasterämtern) verbeamtet sind und können Tatsachen an Grund und Boden beurkunden.
Wir hatten schon tolle Quereinsteiger. Es gab aber auch die, die völlig falsche Vorstellungen von dem Lehrerberuf hatten und dann nach 2-3 Wochen wieder weg waren. Dann ist wieder eine Planstelle offen und kann erst zum nächsten Halbjahr besetzt werden.
“Doch würden diese Schulen durch die Schulbehörden besonders begleitet und unterstützt.”
Die Armen, nicht nur, dass sie nicht genug Lehrer haben, dazu noch die Bremsklötze von der Schulbehörde bespaßen.
Schlimmer geht immer…