Kommender Rechtsanspruch: Bund und Länder feilschen um Qualität des Ganztags

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BERLIN. Die Kommunen stehen wegen des künftigen Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung unter Druck. Mit einem eigenen Gesetzentwurf will der Bundesrat bessere Ausgangsbedingungen schaffen.

Mogelpackung? Foto: shutterstock

Nach dem Willen der Bundesländer sollen die Kommunen künftig mehr Möglichkeiten haben, den ab kommendem Jahr geltenden Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung zu erfüllen. Dazu hat der Bundesrat mehrheitlich beschlossen, einen eigenen Gesetzentwurf beim Bundestag einzubringen.

Dieser sieht vor, dass der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in der Ferienzeit nicht nur durch kommunale Schulträger erfüllt werden kann, sondern auch durch andere niedrigschwellige Betreuungsangebote. Die jetzige Regelung sei vor allem in der Ferienzeit nur schwer einzuhalten und enge den Spielraum zur Nutzung von Betreuungsangeboten ein, argumentierten die Länder, die sich mit dem Beschluss mehrheitlich einer Initiative aus Niedersachsen anschlossen.

Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung tritt ab 2026 in Kraft

Hintergrund ist der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung, der zum Schuljahr 2026/27 stufenweise für die Klassenstufen 1 bis 4 in Kraft tritt. Er bedeutet für Länder und Kommunen eine Kraftanstrengung – da sie nicht nur die für die Ganztagsbetreuung nötigen Fachkräfte brauchen, sondern auch die Räume und Rahmenbedingungen dafür schaffen müssen.

Der Rechtsanspruch gilt auch in der Ferienzeit, weshalb sich die Länder dafür einsetzen, die unter den Anspruch fallenden Ferienangebote nicht auf kommunale Träger zu beschränken. Den Trägern der öffentlichen Jugendhilfe drohten sonst «erhebliche personelle, strukturelle und finanzielle Herausforderungen», wie es in dem Gesetzentwurf heißt. Die Bundesregierung kann im nächsten Schritt dazu Stellung beziehen, dann ist der Bundestag am Zug.

Bundesrat sieht Fristverlängerung für Kommunen positiv

Im Zusammenhang mit dem Ganztagsausbau signalisierte die Länderkammer Zustimmung für ein Gesetz der Bundesregierung, das den Ländern zwei Jahre mehr Zeit einräumen soll, um die Finanzhilfen des Bundes abzurufen. Demnach sollen die Hilfen in Höhe von 3,5 Milliarden Euro bis 2029 beantragt werden können. Regulär wäre die Förderung zum Ausbau der Ganztagsbetreuung bereits 2027 ausgelaufen.

Mit der Fristverlängerung wolle sie ein «Signal an Länder und Kommunen» senden, sagte Bundesbildungsministerin Karin Prien (CDU). Der künftig geltende Rechtsanspruch sei ein «Meilenstein, aber auch eine Herausforderung». Es sei wichtig, den Kommunen hier «zuzuhören» und ihnen mehr Zeit für die Umsetzung und das vollständige Abrufen der Bundesmittel einzuräumen.

Gleichzeitig mahnte Prien an, dass die Fristverlängerung «kein Aufschub» sei. Die Bundesregierung stehe fest zu ihrem Ziel, den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in Deutschland flächendeckend und fristgerecht zu etablieren. News4teachers / mit Material der dpa

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Carsten
4 Monate zuvor

Auf lange Sicht wird der Anspruch wegen Unerfüllbarkeit fallen.

Katrin Löwig
4 Monate zuvor

Auf lange Sicht werden Lehrkräfte ebenso wie andere AN 30 Urlaubstage bekommen, die während der Schulferien genommen werden können- evtl. teilweise frei verfügbar, aber dagegen findet sich bestimmt auch noch ein Schlupfloch oder wird geschaffen von den Dienstherrn. Und die Schulen müssen die Betreuung in den Ferien organisieren und gewährleisten. Dann passt das schon.

Betroffener Lehrer
4 Monate zuvor
Antwortet  Katrin Löwig

30 Tage Urlaub – also wirklich Urlaub – plus Feiertage, die wirklich frei sind – paradiesisch!!!!! Ich hoffe, das kommt ganz bald!

Betroffener Lehrer
4 Monate zuvor
Antwortet  Katrin Löwig

PS: Dann wären die Wochenenden auch noch frei! Das wird immer besser !!!

Betroffener Lehrer
4 Monate zuvor
Antwortet  Katrin Löwig

Ich bin mir wirklich nicht sicher, ob Ihnen und der Gesellschaft klar ist, welch riesige Freizeitwelle damit auf Lehrer zukäme!!!!

Katrin Löwig
4 Monate zuvor

Mir kann das gleich sein. Bis dahin bin ich in Pension.

Rüdiger Vehrenkamp
3 Monate zuvor

In einigen Gegenden wird das funktionieren, in Ballungsgebieten wird dieser Rechtsanspruch zu Problemen führen. Wir werden denselben Effekt wie bei den mangelnden, aber rechtlich zugesicherten Kitaplätzen erleben. Die Politik macht Gesetze, ohne vorher die Voraussetzungen zu schaffen. Kann nur gut werden.