Grund zum Aufatmen? Oberstufenreform (auf Wunsch der Schulen) verschoben

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DÜSSELDORF. Eine der größten Veränderungen für die gymnasiale Oberstufe in Nordrhein-Westfalen kommt später als ursprünglich vorgesehen. Die Reform, die neue Prüfungsformate vorsieht sowie ein fünftes Abiturfach, wird erst ab dem Schuljahr 2027/2028 greifen. Das gab Schulministerin Dorothee Feller (CDU) jetzt bekannt. Die Schulen hätten sich mehr Zeit zur Vorbereitung gewünscht.

Die Schulen bekommen mehr Zeit, um sich auf die Reform vorzubereiten. Symbolfoto: Shutterstock/Kwangmoozaa

Die Reform der gymnasialen Oberstufe in Nordrhein-Westfalen mit neuen Prüfungsformaten und einem fünften Abiturfach startet ein Jahr später als zunächst geplant. Die neuen Regeln sollen erstmals für Schülerinnen und Schüler gelten, die im Sommer 2027 in die gymnasiale Oberstufe eintreten und 2030 ihr Abitur ablegen. Das teilte Schulministerin Dorothee Feller (CDU) mit. Zunächst war der Start der Oberstufenreform schon für Sommer 2026 ins Auge gefasst worden (News4teachers berichtete).

Das Ministerium komme mit dem Start im Schuljahr 2027/2028 dem Wunsch vieler Schulen und Verbände nach mehr Vorbereitungszeit entgegen. Den Schulen bleibe ausreichend Zeit, um die neuen Abiturprüfungen vorzubereiten, so Feller. Zugleich rief sie die Schulen auf, die Zeit bis 2027 dafür zu nutzen, um zentrale Elemente der Reform wie etwa Präsentationen und Projektkurse zu erproben, bevor sie in neuer Form verbindlich eingeführt werden.

Neue Prüfungsformate, kürzere Klausuren

Schülerinnen und Schüler sollen in der Oberstufe in Zukunft mehr Möglichkeiten bekommen, in den Prüfungen ihr Können unter Beweis zu stellen. Dazu gehören zeitgemäße Prüfungsformate wie beispielsweise Präsentationen. Durch ein fünftes Abiturfach, das es in der Mehrzahl der Bundesländer schon gibt, sollen sich auch mehr Kombinationsmöglichkeiten von Prüfungsfächern ergeben. Zur Reform gehören auch verbindliche Projektkurse sowie zum Teil kürzere Klausurdauern.

«Wenn sich unsere Lebens- und Arbeitswelt zum Beispiel durch Digitalisierung und KI grundlegend ändert, dann müssen wir dem auch in unseren Schulen Rechnung tragen», sagte Feller. Mit der Oberstufenreform bekomme das Abitur eine umfassende Modernisierung.

Die Entwürfe der neuen Ausbildungs- und Prüfungsordnungen sowie der Kernlehrpläne werden laut Feller bis zum Herbst fertiggestellt und innerhalb der Landesregierung abgestimmt. Danach durchlaufen sie noch die Verbändebeteiligung und das parlamentarische Verfahren.

Hintergrund der Pläne

Die Bundesländer wollen das Abitur in Deutschland vergleichbarer machen. Als einen Schritt in diese Richtung hatte die Kultusministerkonferenz der Länder (KMK) im Frühjahr 2023 eine Reform der «Vereinbarung zur Gestaltung der gymnasialen Oberstufe und der Abiturprüfung» beschlossen. Zuvor hatte das Bundesverfassungsgericht 2017 von den Bundesländern eine bessere länderübergreifende Vergleichbarkeit bei den Abi-Noten gefordert. News4teachers / mit Material der dpa

KMK-Oberstufenreform: Kultusminister loben sich selbst für Einigung beim Abitur

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3 Kommentare
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Unfassbar
3 Monate zuvor

Besonders die verpflichtenden Projektkurse werden eine Heidenarbeit für die Lehrer sein. Da es bezogen auf die Deputate nur ungefähr 5 Projektkurse pro Jahrgang realistisch abbilden lassen werden, müssen die auch sehr niederschwellig sein, und gleichzeitig die LK-Wahlen schon im Hinblick auf die Projektkurse beschränken können.

Die Präsentationsprüfung als fünftes Fach wird vermutlich die Abiturdurchschnittsnoten verbessern, weil fachlich deutlich weniger anspruchsvoll als die schon sehr reduzierten regulären Anforderungen.

Kurz: Mehr Arbeit für Lehrer bei erneut weniger Fähigkeiten und Fertigkeiten der Schüler.

Ragnar Danneskjoeld
3 Monate zuvor
Antwortet  Unfassbar

Lustig. Hier in BW wurde die verbindliche Präsentationsprüfung vor einigen Jahren abgeschafft…

Pauker_In
3 Monate zuvor
Antwortet  Unfassbar

Mit der “Präsentationsprüfung”, die das Fachliche weiter in den Hintergrund drängen dürfte, geht eine weitere Unterrichtsverkürzung einher.
Denn die zusätzliche Prüfung soll noch vor den Osterferien stattfinden.
Damit wird das letzte Halbjahr der Q2 weiter verstümmelt, außerdem nehmen die Prüfungen locker zwei Tage in Anspruch.
Wie machen das denn die Bundesländer, in denen das 5. Fach etabliert ist?