Auftakt der Länder-Tarifrunde: Arbeitgeber legen kein Angebot vor – Lehrerverbände empört

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BERLIN. Ohne konkretes Angebot der Arbeitgeber ist die erste Verhandlungsrunde in der Tarifrunde für den öffentlichen Dienst der Länder zu Ende gegangen. Sowohl die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) als auch der Verband Bildung und Erziehung (VBE) reagierten mit deutlicher Kritik.

Der Einsatz bei den beginnenden Tarifverhandlungen ist hoch… (Symbolfoto). Foto: Shutterstock

Die Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) habe in der Auftaktrunde „kein verhandlungsfähiges Angebot formuliert“, erklärte GEW-Vorstandsmitglied Annett Lindner. Für die Gewerkschaften gehe es neben einer allgemeinen Gehaltserhöhung auch um strukturelle Verbesserungen: eine faire Eingruppierung angestellter Lehrkräfte, bessere Arbeitsbedingungen in Landes-Kitas und eine Eindämmung befristeter Beschäftigung an Hochschulen. Lindner betonte zudem die Notwendigkeit einer Tarifbindung für die rund 300.000 studentischen Beschäftigten: „Tarifbindung für studentische Beschäftigte – jetzt!“

Die Länder müssten sich ihrer Verantwortung für die Bildung bewusst sein, so Lindner weiter. Rund die Hälfte der Landesbeschäftigten arbeite in Schulen, Hochschulen und Kitas. „Die Tariferhöhungen, für die wir kämpfen, sind daher auch eine Investition in die Bildung. Und wer in die Bildung investiert, investiert in die Zukunft.“ Angesichts des Lehr- und Fachkräftemangels seien attraktive Bedingungen entscheidend, um mehr junge Menschen für pädagogische Berufe zu gewinnen: „Da muss dann zumindest das Gehalt stimmen.“

VBE spricht von „astronomischer Enttäuschung“

Auch der VBE zeigte sich enttäuscht. Die Arbeitgeberseite habe „die Dringlichkeit der Stunde nicht verstanden“, erklärte die stellvertretende Bundesvorsitzende Rita Mölders und sprach von einer „astronomischen Enttäuschung“. Die TdL hatte die gewerkschaftlichen Forderungen im Vorfeld als „astronomisch“ bezeichnet. Mölders entgegnete, die tatsächliche „astronomische“ Größe sei die Arbeitsbelastung in Schulen und Kitas: überfüllte Klassen, Unterrichtsausfall, hohe Krankenstände sowie steigende Anforderungen in Inklusion, Sprachförderung und psychosozialer Betreuung.

Die Forderungen seien keineswegs überzogen, so Mölders. Vielmehr handele es sich um eine „notwendige Reaktion auf steigende Arbeitsbelastungen, Personalmangel und reale Preissteigerungen“. Wertschätzung zeige sich in besseren Bedingungen und einer fairen Bezahlung – nicht in abwertenden Kommentaren.

VBE-Bundesvorsitzender Gerhard Brand kritisierte die Außenwirkung der Arbeitgeberseite. Junge Menschen hätten heute vielfältige berufliche Optionen. Der öffentliche Dienst müsse mit guten Arbeitsbedingungen punkten. „Die Einstellung der Arbeitgeberseite ist aktuell leider keine Werbung für den öffentlichen Dienst“, sagte Brand. Für die kommenden Runden sei ein Umdenken der TdL zentral.

Die Gewerkschaften verlangen:

  • 7 Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 300 Euro monatlich,
  • eine Erhöhung der Tabellenwerte nach § 8 Abs. 1 TV-L um 20 Prozentpunkte,
  • 200 Euro mehr für Auszubildende, Studierende sowie Praktikantinnen und Praktikanten,
  • eine Laufzeit von zwölf Monaten.

Zudem erwarten sie eine zeit- und wirkungsgleiche Übertragung des Ergebnisses auf Beamtinnen und Beamte sowie Versorgungsempfängerinnen und -empfänger.

Betroffene Beschäftigtenzahl und weitere Termine

Insgesamt geht es um die Einkommen von rund 2,6 Millionen Länderbeschäftigten (GEW) bzw. indirekt um etwa 3,5 Millionen Menschen (VBE). Dazu gehören rund 245.000 angestellte und 684.000 verbeamtete Lehrkräfte sowie zahlreiche Beschäftigte in Hochschulen und Landes-Kitas. Die zweite Verhandlungsrunde findet am 15./16. Januar 2026, die dritte Runde am 11./12. bzw. 11.–13. Februar 2026 in Potsdam statt. News4teachers 

„Astronomisch“: Länder weisen Forderungen der Gewerkschaften vor erster Tarifrunde zurück

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Susi Sonnenschein
36 Minuten zuvor

So eine Überraschung!