Ganztagsschulverband: „Neuauflage des Bildungsgipfels ist mehr denn je nötig“

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BAD CAMBERG. Durch „aktuelle bildungspolitische Studien, die kürzlich erschienen“ sind, sieht sich der Ganztagsschulverband e.V. „wieder einmal sehr deutlich“ in seinen Anliegen bestätigt. In einer Pressemitteilung fordert der Verband daher, „dass die Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft endlich die Notwendigkeit einer nachhaltigen Kehrtwende bei der Finanzierung der Bildung erkennen“.

Was darf ein Land seinen Beamten finanziell zumuten?. Foto: Images of money / Flickr (CC BY 2.0)
Der Ganztagsschulverband kritisiert, dass das deutsche Bildungssystem im internationalen Vergleich unterfinanziert ist. Foto: Images of money / Flickr (CC BY 2.0)

Der von der Bertelsmann-Stiftung im Dezember 2014 veröffentlichte „Chancenspiegel 2014“ gipfelte „einmal mehr in der ernüchternden Feststellung, dass es um die Chancengerechtigkeit in Deutschland immer noch schlecht bestellt sei“. Die wesentlichen, auf die Ganztagsschule bezogenen Aussagen belegten vor allem drei Punkte:

  1. „Der Bund ist gefragt: Nur mit seinem finanziellen und konzeptionellen Engagement kann beispielsweise der für bessere Bildungschancen benötigte Ausbau der Ganztagsschulen vorankommen.
  2. Die Anzahl von Ganztagsschülerinnen und -schülern ist zwar im beobachteten Zeitraum von 2009 bis 2014 weiter angestiegen (ein Anstieg um 5,4 Prozentpunkte seit 2009), aber nur ein Drittel der Schülerinnen und Schüler haben tatsächlich Zugang zu Ganztagsschulen. Die Studie bewertet dies angesichts der tatsächlichen Nachfrage deshalb nur als ‚kleinen‘ Anstieg.
  3. Zudem gibt es deutliche länderbezogene Unterschiede: Während Berlin, Hamburg, Sachsen und Thüringen mit 63,2 Prozent Ganztagskindern an der Spitze stehen, gibt es in Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt im Mittel gerade einmal 17 Prozent Ganztagsschüler.“

Bildungschancen seien in Deutschland zu stark abhängig von der Tatsache, wo Kinder und Jugendliche aufwachsen. Es gebe gravierende Unterschiede zwischen Stadt und Land und insgesamt sei das Ost-West-Gefälle immer noch stark ausgeprägt. Der Bund sei hier in seiner Verantwortung für die gesamte Republik gefordert. Das Kooperationsverbot trage in seinen Auswirkungen zur Ungerechtigkeit bei.

Aus der soeben veröffentlichten Expertise „Bildungsgipfel-Bilanz 2014“ des Bildungsforschers Klaus Klemm, die er im Auftrag des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) angefertigt hat, resultierten ebenfalls keine neuen oder gar bahnbrechenden Erkenntnisse, so der Ganztagsschulverband. Alle Aussagen und Forderungen seien hinlänglich bekannt, würden aber nicht umgesetzt, weil die Mehrheit der Länder auf ihrer alleinigen, auch finanziellen Hoheit in Schulfragen beharre. Diese Expertise des DGB (Januar 2015) verdeutliche einmal mehr, dass nahezu alle Bildungsstudien die Kernforderungen des Bildungsgipfels von 2008 verstärken:

  • „Mehr gute Ganztagsschulen mit multiprofessionellen Teams werden dringend benötigt.
  • Das deutsche Bildungssystem ist auch im internationalen Vergleich unterfinanziert, es fehlen die ökonomischen Ressourcen für die zentralen Aufgaben: Ausbau der Krippenplätze, schulische Inklusion, Ganztagsschulen, berufliche Ausbildung aller jungen Menschen und die Schaffung angemessener Studienbedingungen.“

Der Ganztagsschulverband unterstütze daher die zentrale Forderung des DGB nach einer Neuauflage des Bildungsgipfels.

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