Philologenverband: Weniger Chemie- und Physik-Unterricht schadet Wirtschaftsstandort Niedersachsen

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HANNOVER. Der Philologenverband Niedersachsen wendet sich eigenen Angaben zufolge gegen die vom Kultusministerium vorgesehene Stundenverteilung für die neue neunjährige Schulzeit an Gymnasien. Angesichts der Bedeutung dieser Fächer für die Heranbildung eines qualifizierten Nachwuchses an Ingenieuren und Naturwissenschaftlern für die niedersächsische Wirtschaft sei deren stiefmütterliche Behandlung unverständlich und nicht zu verantworten, schreibt der Vorsitzende der Lehrerorganisation, Horst Audritz, in einer Pressemitteilung.

Trotz aller Förderanstrengungen entscheiden sich nur wenige Schüler und noch weniger Schülerinnen für ein MINT-Fach. Foto: ChemieBW2014/flickr (CC BY 2.0)
Zurück zu G9: Der Philologenverband sieht MINT-Fächer, wie Chemie und Physik, benachteiligt. Foto: ChemieBW2014/flickr (CC BY 2.0)

Nach Berechnung des Philologenverbandes solle beispielsweise der Unterricht in Physik in den Klassen 5 bis 11 gegenüber dem früheren G9 um ein bis zwei Stunden, in Chemie sogar um zwei bis drei Stunden gekürzt werden. Hinzu komme, dass der Unterricht in diesen Fächern in einigen Klassenstufen nur noch mit einer Stunde pro Woche oder innerhalb eines Schuljahres nur ein halbes Jahr lang erfolge, was für die Effektivität und Kontinuität des Lernens sehr nachteilig sei. Generell sei bei solchen Rahmenbedingungen zu befürchten, dass immer weniger Schüler diese Fächer als Schwerpunktfächer für das Abitur wählen, was sich wiederum auf die Studienwahl auswirken werde.

Insgesamt werde der Anteil der MINT-Fächer in der für das Gymnasium vorgesehenen neuen Stundentafel auf den niedrigsten Stand seit 30 Jahren verringert. Man könne jedoch als politisch Verantwortlicher nicht in Sonntagsreden eine Stärkung mathematisch-naturwissenschaftlicher Fächer fordern, in der Praxis aber deren Stundenanteil verringern, kritisiert Audritz. Dies gelte umso mehr, als durch die Verlängerung der Schulzeit um ein Jahr bei der Umstellung von G8 auf G9 für den 5. bis 11. Jahrgang 17 zusätzliche Stunden auf alle Fächer zu verteilen seien.

Audritz erinnert an die Regierungserklärung von Ministerpräsident Weil, der darin Bildungspolitik als „Wirtschaftsförderung pur“ bezeichnet und erklärt habe, dass „der Fachkräftebedarf zur zentralen Herausforderung für die weitere Entwicklung wird“. Leider ignoriere das Kultusministerium diese so zutreffenden Vorstellungen Weils. Es sei hohe Zeit, das Ruder endlich herumzureißen.

Zum Beitrag: Didacta: Rückkehr zum G9 – „Wissenschaftlich bewiesen ist nichts“

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