Trotz Geldstrafe: Kollegium uneins nach Gewalt gegen Schülerin – Schulleiter droht jetzt Disziplinarverfahren

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WEIMAR. Weil er handgreiflich geworden ist, muss ein Schulleiter aus Worbis (Eichsfeldkreis) 7500 Euro zahlen. Die anschließende Entschuldigung des Schulleiters für sein Fehlverhalten war dessen letzte Chance, weiter als nicht vorbestraft zu gelten. Er hat sie genutzt und späte Reue gezeigt, schreibt die Thüringische Landeszeitung.

An der Schule des Schulleiters aus Worbis bleibt es unruhig. Denn durch das Kollegium geht ein Riss. Die eine Seite verteidigt ihren Chef, die andere nicht. Auch bei den Schülern ist man sich uneins – und über allem schwebt das Disziplinarverfahren weiterhin wie ein Damoklesschwert.

Klare Verhältnisse sind gefragt

Damit am Worbiser Gymnasium, das einen guten Ruf für die Leistungen seiner Schüler genießt, wieder Ruhe einkehrt, muss das Ministerium das Verfahren schnell entscheiden und für klare Verhältnisse sorgen.

Das Verfahren gegen den 52-Jährigen wegen Körperverletzung im Amt wurde eingestellt, wie das Amtsgericht Heiligenstadt am Montag entschied. Zuvor hatte sich der Schulleiter bei der heute 17 Jahre alten Schülerin im Gerichtssaal entschuldigt und somit den Weg für die Verfahrenseinstellung freigemacht.

Screenshot vom Bericht der Thüringer Allgemeinen.
Screenshot vom Bericht der Thüringer Allgemeinen.

Den Übergriff hatte der Schuldirektor bereits zu Prozessbeginn eingeräumt. Die Situation sei an jenem Morgen außer Kontrolle geraten. Strafrichter Gerrit Sprenger sprach von einem Augenblicksversagen. So etwas dürfe nicht vorkommen, der Übergriff sei aber nicht gravierend.

Der Vorfall hatte sich im April 2015 bei einer Protestaktion gegen das Verbot eines Pausenkonzerts ereignet, das die Schüler bei einem Radiosender gewonnen hatten. Die Schulleitung hatte das Konzert auf dem Gelände jedoch untersagt. Gemeinsam mit Mitschülern protestierte die 16-Jährige dagegen. Als sie sich weigerte, mit ihm ins Dienstzimmer zu kommen, wurde der Schulleiter handgreiflich. Nach seinen Angaben fasste er die Jugendliche an den Schultern und zog sie. Das Mädchen war gestürzt und hatte sich an der linken Hand verletzt.

Sie würde die Entschuldigung gern annehmen, sagte die Schülerin vor Gericht. Zugleich erinnerte sie daran, dass der Vorfall bereits ein Jahr her ist. In der Zeit habe es aber keinen Versuch gegeben, die Sache aus der Welt zu schaffen, so die Jugendliche. Die 7500 Euro muss der Schulleiter an die Frauenschutzwohnung in Leinefelde zahlen.

Ungeachtet des Strafverfahrens könnten dem Schulleiter dennoch Konsequenzen drohen. Das Bildungsministerium hatte ein Disziplinarverfahren gegen ihn eingeleitet. Es solle wieder aufgenommen werden, sobald der Einstellungsbeschluss vorliege, erklärte ein Sprecher von Bildungsministerin Birgit Klaubert (Linke).

Das Ministerium hatte das Verfahren ruhen lassen, weil es die Entscheidung des Gerichts in seine Prüfungen mit einfließen lassen wollte. Richter Sprenger hatte das Vorgehen zum Prozessauftakt kritisiert: «Das sind zwei verschiedene Paar Schuhe.» Fabian Klaus/thüringische Landeszeitung/dpa/nin

Zum Bericht: Schulleiter gehen bei Schüler-Demo offenbar die Nerven durch: Anklage wegen Körperverletzung im Amt

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