Naturwissenschaften sind wieder gefragt: Boom bei „Jugend forscht“ – ein Bericht vom Wettbewerb in Darmstadt

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DARMSTADT. «Jugend forscht» gilt als größter wissenschaftlicher Nachwuchswettbewerb in Europa. In Hessen zum Beispiel gab es so viele Anmeldungen wie noch nie. Offenbar sind Naturwissenschaften wieder gefragt.

Bei "Jugend forscht" werden auch schon die Jüngeren an die Naturwissenschaften herangeführt. Foto: Jugend forscht
Bei „Jugend forscht“ werden auch schon die Jüngeren an die Naturwissenschaften herangeführt. Foto: Jugend forscht

Ihre Themen haben sie oft im Alltag entdeckt: Wie wird ein Getränk in einer Thermoskanne wieder warm? Können Rettungsschläuche bei einem Brand in einem Hochhaus helfen? Und dann noch die Frage, wie ein Marsrover einem Stein ausweichen kann. Rund 80 Jugendliche wetteifern in Darmstadt darum, beim Bundesfinale Ende Mai in Erlangen dabei zu sein. Vorgestellt werden zwei Tage lang 40 Projekte aus sieben Fachgebieten. Die Nachwuchsforscher müssen sich Jurys stellen: Zehn Minuten dürfen sie ihr Vorhaben erläutern, dann müssen sie noch einmal zehn Minuten Fragen beantworten.

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Nanea Drubel (14), Xenia Epp (14) und Fiona Klein (15) von der Elisabethschule in Marburg präsentieren für ihr Problem im Bereich «Chemie» eine Edelstahlröhre mit Natriumthiosulfat als Lösung. Diese passt in eine 0,75-Liter-Thermoskanne. Xenia drückt oben an der Röhre einen roten Knopf – und schon komme eine Technik ins Spiel, «wie die Handwärmer im Winter», sagt Fiona zum Auftakt des zweitägigen Wettbewerbs. In der Röhre werde ein Funke ausgelöst, das Natriumthiosulfat dann warm, das Getränk somit auch. Dieses Tüftelei könne bis zu 15 Grad Wärme zuliefern. «Wir wollten Tee nicht einfach wegschütten», meint Xenia. «Um die 40 Grad ist Tee noch lecker», sagt Nanea. «Unter 35 Grad nicht.»

Rettungsschlauch für Hochhäuser

Aus eigener Beobachtung sind auch Maike Haupt (16) und Jolanda Krönke (16) vom Schuldorf Bergstraße in Seeheim-Jugenheim auf ihr Projekt im Bereich «Arbeitswelt» gekommen: «Evakuierung mal ganz anderes – ein Rettungsschlauch für Hochhäuser». Sie erproben, ob sich solche Schläuche aus Stretch-Stoff an Hochhäusern draußen anbringen lassen, damit Bewohner bei Bränden gerettet werden können. «Ich wohne in der Nähe eines Hochhauses, habe Brände gesehen», sagt Jolanda.

Marcel Krippner (18) und Lukas Klinger (17) tüfteln im Bereich «Technik» an einem Marsrover. Sie wollen wissen wie es ist, wenn dieser sich auf dem Roten Planeten quasi von selbst bewegen kann. «Er weicht mit Hilfe von Sensoren Hindernissen aus, etwa einem Stein», sagt Marcel. Das Duo kommt vom Schülerforschungszentrum in Kassel. Am heutigen Mittwoch wird bekanntgegeben, wer zum Bundesfinale nach Erlangen darf. Sieben Teams können es sein, jeweils eines aus jedem Bereich. 2016 waren es nur sechs. «Die Jury kann auch streng sein», sagt der Leiter von «Jugend forscht» in Hessen, Oliver Karplak.

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Beim Start in Hessen war die Zahl der Anmeldungen so hoch wie nie: 590 Bewerber, 103 mehr als im Vorjahr. Karplak erklärt sich dies mit einem wachsenden Interesse an Naturwissenschaften. Der Schulunterricht sei heute dank vieler Experimente auch spannender als früher. «Naturwissenschaften zum Anfassen», beschreibt das der 38-Jährige. Von Joachim Baier, dpa

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