Lehrer bekommen für Mehrarbeit künftig Geld statt Freizeit – CDU-Politiker nennt das „Stellschraube für mehr Lehrer-Arbeitsvermögen“

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DRESDEN. Sachsens Lehrer bekommen mehrgeleistete Unterrichtsstunden künftig ausbezahlt. Die am Mittwoch vom Landtag verabschiedete Änderung des Sächsischen Beamtengesetzes ist Teil des Maßnahmenpaktes der Staatsregierung gegen den Lehrermangel. Die Regelung soll rückwirkend für seit Januar geleistete Überstunden gelten und ist auf vier Jahre befristet. Damit habe man eine «Stellschraube für mehr Lehrer-Arbeitsvermögen gefunden», sagte der CDU-Finanzexperte Jens Michel.

Erstaunlich offen: Jens Michel, Haushalts- und Finanzpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Sächsischen Landtag. Foto: Martin Kraft / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)
Erstaunlich offen: Jens Michel, Haushalts- und Finanzpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Sächsischen Landtag. Foto: Martin Kraft / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

Linke und Grüne kritisierten, dass den Lehrkräften keine Wahlmöglichkeit zwischen Bezahlung und Freizeitausgleich gegeben werde. Die Mehrarbeit dürfe nicht dazu dienen, den Lehrermangel auszugleichen, sagte die Linken-Bildungsexpertin Cornelia Falken. Der Grünen-Abgeordnete Valentin Lippmann sprach von einem «papiergewordenen Raubbau» an der Gesundheit der Lehrer.

Die SPD-Bildungsexpertin Sabine Friedel verteidigte die ausschließliche Bezahlung der Mehrarbeit. «Wir haben an einigen Schulen die Situation, dass es keine Reserven mehr gibt, einen (Freizeit-)Ausgleich zu machen.» Die AfD forderte «echte Motivationen» für Lehrer, Mehrarbeit zu leisten, stimmte dem Gesetz aber zu. dpa

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sofawolf
6 Jahre zuvor

Das ist eine Entwicklung in die falsche Richtung.

Verantwortlich sind auch jene Kollegen und die Gewerkschaften, die so einseitig und vehement darauf drängen, alle Probleme des Lehrerdaseins mit mehr Gehalt zu lösen. Es bedarf statt dessen im Gegenteil eine Aktion / Initiative nach dem Motto „Wir lassen uns nicht kaufen!“

Wir haben gute Gehälter und sind zufrieden damit. Was uns kaputt macht, sind die Arbeitsbedingungen, nicht das Gehalt.

sofawolf
6 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

*bedarf einer Aktion …

Küstenfuchs
6 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

„Was uns kaputt macht, sind die Arbeitsbedingungen, nicht das Gehalt.“
Da stimme ich uneingeschränkt zu, zumal zu die bezahlte Mehrarbeit kaum ein finanzieller Anreiz ist.

dickebank
6 Jahre zuvor
Antwortet  Küstenfuchs

Vorsicht, die meisten Lehrkräfte bekommen kein Gegalt. Sie werden nämlich lebenslang alimentiert. Bundesweit erhalten allenfalls 25% aller Lehrkräfte ein Entgelt gem. TV-L – aka Gehalt. Die Anzahl Tarifbeschäftigter in den FNBL zusammen entspricht der des Landes NRW

GriasDi
6 Jahre zuvor
Antwortet  Küstenfuchs

Und die Arbeitszeiten. Die sind nämlich so hoch, wie nach einer Notverordnung nach dem 1. Weltkrieg. Nach dieser Notverordnung mussten im öffentlichen Dienst 54 Stunden pro Woche gearbeitet werden. Im öffentlichen Dienst wurde die Arbeitszeit seit dem auf ca. 75 % verringert, bei Lehrern passierte gar nix.

sofawolf
6 Jahre zuvor

ZITAT (Grüne): „Der Grünen-Abgeordnete Valentin Lippmann sprach von einem «papiergewordenen Raubbau» an der Gesundheit der Lehrer.“

So ist es!

Die Folge wird sein: mehr Teilzeit, mehr Frühpensionierung, mehr Dauerkranke und Ausgebrannte.

Die Folge davon: noch mehr Lehrermangel.

Politik, wie kurzsichtig bist du?!

ysnp
6 Jahre zuvor

Einen Freizeitausgleich für Mehrarbeit? Wie soll der überhaupt aussehen oder hat der ausgesehen? Dann müssen wieder andere Überstunden machen, weil sie vertreten müssen. Stunden kann man ja nicht einfach ausfallen lassen oder zusammenlegen und einen anderen Kollegen belasten.

Palim
6 Jahre zuvor
Antwortet  ysnp

In anderen Bundesländern erteilen pädagogische Mitarbeiter den Vertretungsunterricht.
Sie werden vorab angerufen (Klassenfahrt-Vertretung, Fortbildung o.a. Termine während der U-Zeit) oder recht spontan eingeplant (plötzlicher Krankheitsfall).
Den Unterricht selbst muss eine andere Lehrkraft planen, gehalten wird er dann aber von den päd. Mitarbeiterinnen.
Wenn man Mehrarbeit leistet, kann man diese ausgleichen, indem die pädagogische Mitarbeiterin den eigenen Unterricht übernimmt.

Der Nachteil:
Die Lehrkräfte planen den Vertretungsunterricht und sind damit mehr belastet.
Der Unterricht fällt zwar nicht aus, wird aber auch nicht durch Lehrkräfte gehalten.
Wer zuvor mehr arbeitet und seine Stunden bereits mehr als genug abgeleistet hat oder zur Fortbildung oder auf Klassenfahrt geht, hat zusätzliche Arbeit, weil er dann den Unterricht ebenfalls vorab planen, ausarbeiten etc. muss und für jemand anderen hinlegen muss.

GriasDi
6 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Das Problem sind doch nicht die Stunden, die gehalten werden müssen (wenn sie vorbereitet sind). Das Problem sind doch die Stunden, die vor- und nachbereitet werden müssen, samt sämtlicher anfallender Korrekturen usw.

ysnp
6 Jahre zuvor
Antwortet  GriasDi

… und die Zusatzarbeiten, die nichts mit den Stunden zu tun haben. (Gespräche mit Experten über schwierige Kinder, Teamsitzungen, übergeordnete Aufgaben, die an der Schule zu erledigen sind, Konzepte erstellen, Projekte planen und durchführen…)

Palim
6 Jahre zuvor
Antwortet  ysnp

Mein Beitrag bezog sich auf den Ausgleich von Mehrarbeit mit Freizeit:
Wenn ich 1 Stunde mehr erteile und sie anschließend „frei“ haben möchte, kann ich das anmelden und muss dann diese „frei“-Stunde wiederum vorbereiten und ausgearbeitet hinlegen (gleiches bei FoBi und Klassenfahrt, wo ich ja die Stunde selbst dann vorbereite UND die Klassenfahrt UND die Fahrt selbst durchführe).

Letztlich gilt: Das Deputat ist zu hoch und die Reserve in den Schulen so extrem zurück gefahren, dass es keinerlei Möglichkeiten gibt.
Die Mobile Reserve scheint in Teilen BY zu funktionieren. Wo sind diese Leute, wenn sie nicht angefordert werden?
In anderen Teilen gibt es offenbar nicht genug Mobile.
Insgesamt sind so wenig frei verfügbare Lerhkräfte zu finden, dass ein großer Teil der ausgeschriebenen Stellen nicht besetzt werden kann.

Dass Reserven, Förderung etc. schon vor etlichen Jahren zusammengestrichen wurden, der Fächerkanon reduziert wurde und keine weiteren Kräfte eingestellt wurden, rächt sich bitter.

Auch darum würde ich mir wünschen, dass Bildungspolitik nicht von Wahl zu Wahl ein „Bäumchen-wechsel-dich“ ist, sondern gemeinsam entschieden wird, wie man gute Bildung auf lange Sicht umsetzen kann.

ysnp
6 Jahre zuvor
Antwortet  ysnp

Genügend Reserven gibt es bei uns auch nicht, wir müssen vor allem in den massiven Erkältungszeiten immer wieder selbst vertreten. Die mobile Reserve von unserer Schule ist nur am Anfang des Schuljahrs da, da wird sie zur Differenzierung eingesetzt oder übernimmt auch einmal notwendige Aufgaben in der Schule, für die sonst keiner Zeit hat. Dann aber ist sie weg. Als ich mobile Reserve war, erging es mir genauso. Die ersten 2 Wochen war ich ca. noch an der eigenen Schule, dann hatte ich permanent Einsätze, auch an der Hauptschule, die unterschiedlich lang gingen; für KollegInnen auf Fortbildungen, für Kurzzeitkranke oder auch für länger Kranke. Die Einsätze bezogen sich immer auf den Schulamtsbezirk; jemand vom Schulamt steuert diese Einsätze.

ysnp
6 Jahre zuvor

Ich sehe das von einer anderen Seite. Wie viele von uns machen über die Jahre hinweg Vertretungen (und Doppelführungen), die sie nicht bezahlt bekommen? Bei uns gibt es eine Regel, dass man eine bestimmte Anzahl von Stunden vertreten muss ohne sie bezahlt zu bekommen. Das kenne ich schon, seit ich im Schuldienst bin. Viele beantragen aber nicht die Bezahlung ihrer Stunden, die sie darüber hinaus vertreten. Ich finde es einen Fortschritt, dass ein Bundesland alle Vertretungsstunden bezahlen will.
Vertretungen fallen an; und wenn keine offiziellen Vertretungslehrer verfügbar sind, muss das das Kollegium auffangen.

sofawolf
6 Jahre zuvor
Antwortet  ysnp

@ ysnp, da haben Sie eigentlich Recht. Nur diese Einschränkung möchte ich doch machen:

ZITAT: „Die Mehrarbeit dürfe nicht dazu dienen, den Lehrermangel auszugleichen, sagte die Linken-Bildungsexpertin Cornelia Falken. “

Es ist schon eine Gefahr, dass Mehrarbeit genau dafür benutzt wird, also zum „Dauerzustand“ wird, weil Lehrer fehlen, d.h. de facto eine Erhöhung des Stundensolls durch die Hintertür.

Wie beugen wir dem vor? Ihrer Meinung nach.

ysnp
6 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Eine große Erleichterung ist es, wenn es eben diese Krankheitsvertretungen (in By sind das die sg. mobile Reserven, das sind Lehrer, die das in diesem Schuljahr einmal machen müssen; das muss jeder hin und wieder machen) zur Genüge gibt. Ich habe zu Zeiten angefangen, wo es diese noch nicht gab. Da hatte man viel mehr vertreten, gerade zu Erkältungszeiten war es besonders schlimm.

dickebank
6 Jahre zuvor
Antwortet  ysnp

Der Witz im Arbeitsrecht – an Schulen muss die Vergütung für geleistete Mehrarbeit beantragt werden …

Die meisten Schulen – zumindest größere – verfügen über Verwaltungsprogramme für die Planung des Unterrichtes bzw. der Vertetungen. UNTIS erfasst z.B. die Mehrarbeit durch zusätzliche Adhoc-Vertretungen sowie Dauervertrtungen genauso wie die Minusstunden durch Freisetzungen. dennoch werden die Daten nicht genutzt, um mit der personalführenden Stelle die geleistete Mehrarbeit wie in anderen Bereichen des ÖD abzurechnen. Die bereits erfasste Arbeitszeit, die über die Deputatsverpflichtung hinausgeht, muss monatsweise vom Anspruchsberechtigten eigenständig erfasst und belegt werden, um die Bezahlung zeitnah zu beantragen.

In NRW bekommen Lehrkräfte deren Eingangsamt A12 ist seit 01.04.2017 je abrechenbarer Mehrarbeitsstunde 23,17 EUR. Für diesen Betrag steigt kein ausgebildeter Handwerker aus dem Bett. Für den Stundensatz gibt es gerade einmal einen Bauhelfer oder Azubi. Nicht zu vergessen, dass bei Tarifbeschäftigten von diesem Bruttosatz auch noch der individuelle Steuersatz (wie bei Beamten auch) und darüberhinaus noch die Sozialabgaben abgeführt werden müssen. Bei Lohnsteuerklasse 3, keine Kinder und Kirchensteuerpflicht bleiben rund 65% netto übrig – so um die 14 bis 15 EUR.

Das generelle Problem ist, dass die angeordnete mehrarbeit nicht abgelehnt werden kann.

lesoleil
6 Jahre zuvor
Antwortet  ysnp

@Palim: Da ich selbst 2 Jahre Mobile Reserve in Bayern war, schon vor über 20 Jahren übrigens, kann ich Ihnen sagen, wo diese sind, wenn niemand krank ist. Sie sind an ihrer Stammschule die meistens eine etwas größere Schule ist und werden als Teamlehrer eingesetzt, d.h. in manchen Zeiten hatte ich damals 27 Differenzierungsstunden pro Woche, in denen ich jede Stunde an einer anderen Klassenzimmertür geklopft habe und meistens die Schwachen zum gezielten Üben in der Kleingruppe mitgenommen habe. Ein Segen. Wenn ein Lehrer erkrankt war (mindestens für 1 Woche) an der gleichen oder an einer anderen Schule, kam der Anruf vom Schulamt. Der Einsatzort konnte bis zu 1 Stunde Autofahrt entfernt sein und schloss auch die Hauptschulen mit ein.

sofawolf
6 Jahre zuvor

@ ysnp,

ja, auch darin stimme ich Ihnen zu. Es sollte diese Krankheitsreserve geben, obwohl ich nur ahne, was damit gemeint sein könnte.

Letztendlich wäre die Krankheitsreserve doch de facto auch schon gegeben, wenn das Stundensoll gesenkt wird und man weiterhin (!) diese bestimmte Anzahl von unbezahlten Vertretungsstunden pro Monat hat. Das ist doch dann quasi die Krankheitsreserve. Man könnte es ja auch umbenennen. Es bleibt beim jetzigen Stundensoll, aber eingerechnet / angerechnet wird 1 Vertretungsstunde pro Woche.

Oder wie funktioniert das?

ysnp
6 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Die Mobilen Reserven funktionieren bei uns ebenso wie Palim es für die pädagogischen Mitarbeiter beschrieben hat. Nur sind bei uns diese Mobilen Lehrer, die jede Schule stellen muss. Jeder Lehrer macht mobile Jahre ein paar Mal (ca. 2-3 x) in seinem Berufsleben. Der Vorteil von solchen Vertretungen ist, dass bessere Kontinuität gewährleistet ist, denn der Vertretungsunterricht liegt dann in einer Hand und es kommt nicht jede Stunde ein anderer Lehrer.
Zu Ihrem Modell: Wenn viele Lehrer volles Debutat haben, wird es schwierig, diese in Vertretungsstunden einzusetzen. In der Grundschule sind es 28 Stunden, das bedeutet viele Tage 6 Unterrichtsstunden. Dann bleibt es oft an Teilzeitkräften hängen, die, wie Palim schon schrieb, Teilzeit aus guten Gründen machen.

OMG
6 Jahre zuvor
Antwortet  ysnp

Mobile Reserven gibt es bei unns acuh – wenn man aber eine dringend benötigt, sind die alle schon aufgebracuht. Schlicht: Es gibt viel zu wenige.

sofawolf
6 Jahre zuvor

Ein bisschen an der Realität vorbei finde ich die Forderung, Lehrer (besser) zu Mehrarbeit zu motivieren – in Zeiten, in denen fast jeder Lehrer Teilzeit macht. Da muss man die Lehrer ja erst mal motivieren, wieder Vollzeit zu arbeiten.

Wie will man das machen? Mit mehr Gehalt? Aber warum soll das wirken? Es könnte doch auch jetzt schon fast jeder mehr verdienen, wenn er statt Teilzeit Vollzeit macht?!? Man tut’s aber nicht.

Es kann also nicht am Gehalt liegen und es kann nicht mit mehr Gehalt behoben werden!

Palim
6 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Wo macht denn fast jeder Lehrer Teilzeit?
An meiner Schule macht fast keiner Teilzeit, wir arbeiten alle das volle Deputat.
Und
a) ich kann mir nicht vorstellen, wie ich zusätzlich weiteren Unterricht erteilen soll, weil Zeit und Kraft dies nicht erlauben,
b) aus vielen Jahren Vollzeit weiß ich sicher, dass an einem Halbtagssystem die Vollzeit-Lehrkräfte kaum zusätzlich zur Vertretung eingesetzt werden können, weil die Stundentafel keine weiteren Möglichkeiten bietet. Die SuS haben max. 26 Std., die Lehrkräfte erteilen aber 28 Std. in Vollzeit, da ist es schon schwierig, die 2 Stunden zustäzlich unterzubringen, aber weitere Stunden für Vertretungsunterricht können gar nicht anfallen, da man ja bereits in jeder Stunde eingesetzt ist. Das sieht an Ganztagssystemen und weiterführenden Schulen mit Nachmittagsunterricht sicherlich anders aus.
c) der Hinweis, man könne mehr verdienen, wenn man mehr arbeiten würde, trifft entsprechend nicht zu. Wer in meiner Umgebung Teilzeit arbeitet, hat entweder kleine Kinder zu betreuen und keine Möglichkeiten der Kinderbetreuung, sodass Vollzeit nicht möglich ist, oder aber er/sie ist so krank, dass die Stundenzahl vermindert wird, um überhaupt weiterhin arbeiten zu können. Dafür nehmen diejenigen die finanziellen Einbußen in Kauf. Nicht, weil man von weniger Geld so herrlich leben kann und so reichlich bedacht wird, sondern weil es anders nicht zu organisieren oder zu ertragen ist.

sofawolf
6 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Sofern ich es richtig überblicke, arbeitet an meiner Schule fast jeder Teilzeit – pi mal Daumen 70 – 80 %. Leider finde ich keine Quoten im Internet, nur für Berufsschulen habe ich eine Quote von 26% Teilzeit gefunden.

https://www.statistik.sachsen.de/download/300_Voe-Faltblatt/SB_Schulen_2016_Internet.pdf

Letztendlich bin ja aber selbst der Meinung, dass die Motivierung zu Mehrarbeit nicht die Lösung des Lehrermangels sein kann. Deshalb weiß ich gar nicht, warum ich jetzt dafür argumentieren sollte, warum und unter welchen Bedingungen das möglich sein könnte.

lesoleil
6 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Je mehr Teilzeit man macht, desto mehr Überstunden kommen am Ende heraus, d.h. arbeitet man auf dem Papier zu 100%, kommt am Ende eine tatsächliche Arbeitszeit 113% heraus (GEW Studie), arbeitet man auf dem Papier nur 50%, kommen am Ende !46% Mehrarbeit bezogen auf die 50 % heraus. Jede GS-Lehrerin stellt im Laufe der Jahre fest, dass Teilzeit sich nicht lohnt, da wir meistens Klassenlehrerinnen sind und somit trotz Teilzeit gas ganze Drumherum wie aufwendiges Zeugnissschreiben, Elternabende, Beratungsgespräche, runde Tische, Konferenzen, Fortbildungen, pädagogische Nachmittage usw. erledigen müssen. Wer schon einmal einen Pensionsbescheid bekommen hat, kann genau ablesen, dass sich jede Teilzeitstunde am Ende auf die Pension auswirkt, nur so nebenbei.

lesoleil
6 Jahre zuvor
Antwortet  lesoleil

Korrektur: 146 %

ysnp
6 Jahre zuvor
Antwortet  lesoleil

Stimmt. Das Problem ist, dass alle Deputatsstunden am Ende des Berufslebens zusammengezählt werden und dann in Berufsjahre umgerechnet werden, woraus sich dann das Ruhegehalt ergibt. Wer die ganze Zeit nur im halben Deputat arbeitet, also Teilzeit 50 Prozent, der bekommt am Ende auch nur die Hälfte der Berufsjahre angerechnet. 30 Jahre halbes Deputat bedeutet so viel wie 15 Jahre voll gearbeitet.
Nur, wer Teilzeit macht, muss letztendlich dennoch an allen Schulaktionen inklusive Konferenzen teilnehmen, wie lesoleil schon beschrieben hat und macht in seinen Hohlstunden eher einmal Vertretungsunterricht. Er arbeitet also effektiv mehr im Verhältnis.

dickebank
6 Jahre zuvor
Antwortet  lesoleil

@ysnpn – warum gibt es kein „Teilzeitpapier“ an eurer Schule? D.h. von der Gesamtlehrkräftekonferenz auf Grundlage der gesetzlichen Vorgaben beschlossene Grundsätze für den Umgang mit Teilzeitbeschätigungsverhältnissen. Diese Beschlüsse regeln dann, wie lange ein Teilzeitbeschäftigter im Verhältnis gewählte Stundenzahl zu Vollzeitdeputatsstunden z.B. an Elternsprechtagen anwesend sein muss, Anzahl der Protokolle über Konferenzen. etc.
Warum lässt man nicht zwei Teilzeitbeschäftigte sich ein Protokoll teilen?
Es gibt eine Menge Lösungsmöglichkeiten, um die übermäßige Arbeitsbelastung von Teilzeitbeschäftigten im Vergleich zu Vollzeitkräften zu reduzieren. Letztendlich ist das aber auch nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Teilzeitbeschäftigte werden durch die allgemeinen Dienstverpflichtungen, die ja im zeitlichen Umfang noch über das Stundendeputat hinaus anfallen übermäßig belastet.
Eine Klassenleitung lkann man eben nicht zu 50% oder 75% machen – entweder ganz oder gar nicht.
Über die beschlossene Teilzeitregelung kann aber die Verpflichtung an allen Schulveranstaltungen teilnehmen zu müssen gerehgelt werden.

PS Ich weiß auch, dass das in großen Schulsystemen mit mehr als 60 Vollzeitstellen leichter zu regeln ist als an kleineren Systemen wie Grundschulen.

sofawolf
6 Jahre zuvor

ZITAT: „Wenn viele Lehrer volles Debutat haben, wird es schwierig, diese in Vertretungsstunden einzusetzen. “

@ ysnp, Sie haben oben gelobt, dass man jetzt in erster Linie Geld für Vertretungen bekommen soll statt Freizeitausgleich. Jetzt sagen Sie, bei einer vollen Stelle seien ja Vertretungen kaum möglich. (Bei uns muss man auch in Vollzeit für eine bestimmte Anzahl mögicher, unbezahlter Vertretungen zur Verfügung stehen. Ist ja bei mir so. Also es geht. Und dass es nicht endlos viele Vertretungsstunden sein können, ist doch in Ordnung!)

Ich sagte, wenn man mehr auf die Verbesserung von Arbeitsbedingungen setzen würde als einfach nur auf mehr Geld, dann gingen sicherlich weniger Kollegen in Teilzeit, in Frühpensionierung oder würden ausgebrannt dauerkrank werden; stünden also für den Job zur Verfügung. Ich habe nicht gesagt, dass dann niemand mehr in Teilzeit geht, sich frühpensionieren lässt oder dauerkrank wird. Wie hoch der Effekt wäre, also wie viele Stunden mehr abgedeckt wären bei deutlich besseren Arbeitsbedingungen, kann ich nicht berechnen. Wie sollte ich das tun?

dickebank
6 Jahre zuvor

Mehr Geld – die Vergütungen für die geleistete Mehrarbeit sind ein Witz, zumal bei Tarifbeschäftigten auf diese Vergütung ja nicht nur der individuelle Steuersatz sondern auch noch die Sozialabgaben anfallen. Netto bleibt für Tarifbeschäftigte dann für die geleistete Mehrarbeit (bis zur dritten Mehrarbeitsstunde je Monat kann in NRW ohnehin nicht abgerechnet werden, was einer Deputatserhöhung um zwei Stunden entspricht) dann auch noch deutlich weniger über als für Beamte.
Des Weiteren bin ich immer wieder amüsiert, dass eine SekII-Lehrkraft für in der SekI geleistete Mehrarbeit einen höheren Stundensatz erhält als eine SekI-Lehrkraft, die in der SekII eingesetzt wird. (Letzteres kann durchaus schon einmal bei Klausuraufsichten oder Aufsichten während des Abiturs oder bei Unterrichtsvertretungen in der EF (11. Jhg.) vorkommen. Aber man ist es ja gewohnt, selbst die tagessätze für Klassenfahrten und Dienstreisen sind im höheren Dienst höher als im gehobenen Dienst. – Aber auch das wird @sofawolf mit volstem Verständnis rechtfertigen können.

sofawolf
6 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

@ dicke bank

Diese unterschiedliche Bezahlung liegt doch wohl an der unterschiedlichen Qualifikation.

Die Qualifikation als Kriterium für die Bezahlung ist aber an anderer Stelle Ihr eigenes Argument (Grundschullehrer)!

dickebank
6 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Liegt eben nicht an der qualifikation. Im Schulbereich sind Inhaber eines Doktor-Grades solchen mit erstem StEx gleichgestellt.
Es geht eben nicht um Qualifikation sondern um das Erfüllen formmaler Kriterien wie Regelstudienzeit und Grad des (Hochschul-)Abschlusses.

lesoleil
6 Jahre zuvor

Genau, liebe dickebank um 5.51 Uhr. Es gibt Tagessätze für Klassenfahrten???? Aha. Und je kleiner die Schule, desto weniger kann man berücksichtigen, wer wieviel an Schulveranstaltungen teilnehmen muss. Wir sind alle immer da, egal ob 14 oder 28 Wochenstunden.

dickebank
6 Jahre zuvor
Antwortet  lesoleil

Ja, wie bei allen anderen Dienstfahrten auch, kann man die Kosten für genehmigte mehrtägige Klassenfahrten in NRW entweder pauschal oder gegen Nachweis der anrechenbaren Kosten abrechnen. Das Reisekostenabrechnung für LOandesbedienstete gilt auch für Lehrkräfte. Bei der pauschalierten Abrechnung werden die Spesen auf der Grundlage von Tagessätzen abgerechnet, dabei werden die Kosten für das Frühstück in Höhe von 4,50 EUR angerechnet.

sofawolf
6 Jahre zuvor

@ Palim u.a.,

hier habe ich mal eine Zahl für Berlin, die mich ein wenig „widerlegt“, aber eine Einschätzung, die mich andererseits „bestätigt“:

ZITAT: „Erschwerend kommt hinzu, dass in Berlin jeder vierte Lehrer in Teilzeit arbeitet, besonders häufig Frauen. Würden sie voll arbeiten, müssten nicht so viele Quereinsteiger eingestellt werden, sagen Fachleute. – Quelle: http://www.berliner-zeitung.de/27845874 ©2017″

Der 2. Satz bestätigt, was ich immer wieder sage: Bessere Arbeitsbedingungen, spricht deutliche Entlastungen, helfen, dass mehr Lehrer wieder Vollzeit arbeiten, die sich jetzt in die Teilzeit „retten“. DADURCH wird der Lehrermangel gemindert; während Gehaltserhöhungen ohne Entlastungen den Lehrermangel nur weiter verstärken.

ysnp
6 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Die Frauen arbeiten wahrscheinlich eher wegen ihrer Familie/Kinder in Teilzeit wie viele Frauen in anderen Berufen auch.

Palim
6 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Zum einen wird doch gar nicht ausgesagt, warum die Lehrkräfte in Teilzeit arbeiten.
Vielleicht reicht ihnen ja auch als Mutter oder im gut situierten Doppelverdiener-Haushalt ein verkürztes Deputat, zumal „Teilzeit“ auch nichts über die Stunden aussagt, die erteilt werden. In meinem BL wird Teilzeit mit allen Nachteilen ab 3 Std. weniger gezählt.
Oder die Frauen arbeiten Teilzeit, weil sie die Kinderbetreuung nicht anders regeln können? Ich weiß nicht, wie es in Berlin ist, aber hier sind die Krippenplätze rar und die Mütter bleiben eher länger zu Hause oder müssen die Großeltern bemühen, wenn sie wieder arbeiten gehen wollen.

Zum anderen wird deutlich gesagt, dass 1/4 in Teilzeit arbeitet. 3/4 demnach voll.
Gearde angesichts dessen, dass Frauen in diesem Beruf in Überzahl sind und früher immer die Vereinbarkeit von Lehramt und Familie beschworen wurde, ist es doch eher wenig, wenn nur 25% in Teilzeit arbeiten.

dickebank
6 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Nicht zu vergessen, dass zu den Teilzeitbeschäftigten auch alle Altersteilzeitbeschäftigten nominal dazu gehören.

Weiter muss daruf hingewiesen werden, dass im ÖD – auch außerhalb von Schule – wesentlich häufiger Teilteit gearbeitet wird bzw. werden kann als in anderen Beschäftigungsverhältnissen.

Jenna
6 Jahre zuvor

Zu Teilzeit im Lehrerberuf:

Hier lesen wahrscheinlich vor allem Lehrer, daher auch „Jammern“ auf hohem Niveau.
Auch in Betrieben, bei Selbständigen und sogar Angestellten in Behörden/Verwaltungen gibt es
das: Arbeiten außerhalb der regulären Zeiten. Vorbereitungen, Formalien, Fortbildungen, Anrufe, Emails im AT Bereich,
die jederzeit zu erledigen sind.
Ich denke, viele Frauen, die Lehramt studieren, begrüßen und setzen auf die Möglichkeit später in Teilzeit arbeiten zu können
und profitieren auch auf vielfältige Weise davon. Und das in Schulen auf wesentlich sanftere Art, als zB. Frauen in Unternehmen