Forscher: Geisteswissenschaftler wissen um geringere Jobchancen

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NÜRNBERG. Geisteswissenschaftlern fällt der Einstieg in die Berufswelt oft schwer. Dass sie es auf dem Arbeitsmarkt nicht leicht haben, ist vielen aber von vornherein klar. Experten raten trotzdem, bei der Studienwahl seinen Interessen zu folgen.

Geisteswissenschaftler haben keine guten Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Foto: Bundesagentur für Arbeit
Geisteswissenschaftler haben keine guten Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Foto: Bundesagentur für Arbeit

Geisteswissenschaftler machen sich nach Einschätzung des Arbeitsmarktforschers Frank Wießner kaum Illusionen über ihre beruflichen Perspektiven. «Wir haben die Beobachtung gemacht, dass Studierende der Geisteswissenschaften sich über die Arbeitsmarktchancen und Einkommensperspektiven sehr wohl im Klaren sind», sagte der Mitarbeiter des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) mit Sitz in Nürnberg. «Da geht man eigentlich nicht davon aus, dass man Vorstand eines Dax-Konzerns wird und ein sechs- oder siebenstelliges Jahreseinkommen hat.» Dass nach dem Studium einige Hürden zu überwinden seien, sei völlig normal.

Doch obwohl Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaftlern laut IAB der Berufseinstieg oft schwerer fällt als Absolventen der Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (MINT), sollten sie dennoch ihrer Neigung folgen, sagt Wießner. «Zum großen Teil verbringen wir unser Leben mit Arbeit, nämlich in einer Spanne von 40 oder mehr Jahren.» Zwar setze jeder bei der Studien- und Berufswahl andere Prioritäten, aber grundsätzlich sei es kurzsichtig, ein Hochschulfach nur auf das spätere Einkommen zu reduzieren.

Die offene Ausrichtung ihrer Fächer sei etwa für Germanisten oder Historiker enorm wichtig. Dass Fächer wie Ingenieurswissenschaft, Medizin oder Maschinenbau ihre Studierenden sehr konkret auf einzelne Berufe vorbereiten, sollte nach Ansicht Wießners nicht zur Vorlage werden. «Es würde die Geisteswissenschaften enorm beschneiden, wenn man sie auf eine bestimmte Arbeitsmarktbedarfslage oder ein Berufsbild zuschneiden würde.» Das Thema werde an den Hochschulen aber immer wieder, häufig auch emotional, diskutiert.

Allerdings bildeten viele Studiengänge nach wie vor nur für eine Karriere an der Uni aus – Prinzip: «Der Professor bringt mir alles bei, was ich wissen muss, damit ich auch mal Professor werde.» Dass alle Studierenden nach ihrem Abschluss als Akademiker an der Hochschule blieben, sei aber unrealistisch. Wießner zufolge sollte mehr Beratung den Betroffenen schon früh Orientierung verschaffen, um sie gegen drohende Durststrecken nach dem Studium zu wappnen. dpa
(3.4.2013)

Zum Bericht: „Ministerin rät: “Studieren, was Spaß macht” – notfalls gegen die Eltern“

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