Deutsche Schulen sollen Aufklärung über den Holocaust vertiefen

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TELAVIV/JERUSALEM. Ist nach dem Pisa-Schock das „weiche“ Fach Geschichte zu weit an den Rand gerückt? Studien bescheinigen deutschen Schülern jedenfalls große Wissenslücken in deutscher Zeitgeschichte und warnen vor den Folgen. Erstmals unterzeichneten nun alle Bundesländer eine gemeinsame Absichtserklärung.

Die Aufklärung an Schulen und Universitäten in Deutschland über den Holocaust soll intensiver und einheitlicher werden. Eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichneten der Präsident der Kultusministerkonferenz, Stephan Dorgerloh, und Avner Shalev, Vorsitzender des Direktoriums der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, in Jerusalem.

Halle der Namen - Gedenkstätte Yad Vshem
Halle der Namen in der Gedenkstätte Yad Vashem. Mit dem Wissen deutscher Schüler um Holocaust und NS-Zeit steht es nicht zum Besten. Foto: David Shankbone / Wikimedia Commons (CC-BY-SA-3.0).

Junge Menschen sollten über die Geschichte des jüdischen Lebens in Europa vor dem Zweiten Weltkrieg sowie den Massenmord an mindestens sechs Millionen Juden während der NS-Diktatur in einer altersangemessenen und wirksamen Weise in ganz Deutschland informiert werden, hieß es in einer von der deutschen Botschaft in Tel Aviv verbreiteten Mitteilung der Kultusministerkonferenz.

Die Vereinbarung sei erstmals für alle Bundesländer getroffen worden. Bisher habe es nur Absprachen einiger Länder mit Israel gegeben. «Die Geschichte des Holocaust muss in den deutschen Schulen weiter vertieft werden – insbesondere vor dem Hintergrund, dass es immer weniger Zeitzeugen gibt, die ein authentisches Bild vermitteln können», betonte Dorgerloh, der zugleich Kultusminister von Sachsen-Anhalt ist.

Das es mit dem Wissen deutscher Schüler um den Holocaust und den NS-Staat nicht zum Besten bestellt ist, hatte auch eine Studie der Freien Universität Berlin gezeigt, in die Schulen aus fünf Bundesländern einbezogen waren. Demnach konnten etwa 40 Prozent der Jugendlichen nicht zwischen Demokratie und Diktatur unterscheiden. 24 Prozent waren sich sogar sicher: Nazi-Deutschland war keine Diktatur.

Gleichzeitig beobachten Experten, wie der Berliner Buchautor Rainer Werner seit längerem einen wachsenden Antisemitismus an deutschen Schulen. Du Jude, du Opfer” – diese Wörter gehörten auf den Schulhöfen mittlerweile wieder zu den geläufigen Schimpfwörtern.

Zum Bericht: Geschichte fünf: Jeder zweite Schüler hält NS-Staat für keine Diktatur

Zum Bericht: Grassiert an deutschen Schulen wieder Antisemitismus?

Hinweise auf Materialien zur Aufklärung gegen Antisemitismus

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