Hochbegabte mit türkischen Wurzeln fördern – aber wie?

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NÜRNBERG. Auch der Sprache wegen bleiben hochbegabte türkische Jugendliche in Deutschland oft unentdeckt. Wissenschaftler aus Erlangen und Istanbul wollen das ändern.

Zwischen 30 000 und 90 000 türkischstämmige Kinder und Jugendliche in Deutschland könnten nach Angaben der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) hochbegabt sein. Als solche erkannt und gefördert würden jedoch nur ganz wenige. Um dies zu ändern, bieten Wissenschaftler der FAU und der Universität Istanbul im November in mehreren deutschen Städten Workshops an – an diesem Sonntag in Nürnberg. Weitere folgen in Hamburg, Berlin und Köln.

Zwischen Ethnien sind keine Begabungsunterschiede vorhanden heißt es auf der Projekthomepage. Foto: Angelique / flickr (CC BY-ND 2.0)
Zwischen Ethnien sind keine Begabungsunterschiede vorhanden heißt es auf der Projekthomepage. Foto: Angelique / flickr (CC BY-ND 2.0)

«Kinder und Jugendliche mit türkischem Migrationshintergrund haben es in Deutschland im Bildungsbereich nicht leicht – das gilt leider in besonderem Maß für Hochbegabte», sagte Projektleiter Albert Ziegler vom Lehrstuhl für Pädagogische Psychologie und Exzellenzforschung. Hochbegabung bei Kindern mit türkischen Wurzeln werde daher kaum erkannt und noch seltener gefördert. «Wir enthalten tausenden Kindern und Jugendlichen die entsprechende Förderung vor und verschenken geistiges Potenzial – viele kluge Köpfe gehen uns so verloren.»

Als Beispiel nennen die Projekt-Macher den Medizinstudenten Mustafa Aydin. Der 24-Jährige bekam ein Stipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung und steht kurz vor dem zweiten Staatsexamen. Seine Grundschullehrerin habe ihm jedoch nicht einmal eine Empfehlung für das Gymnasium geben wollen. Nach eineinhalb Jahren auf der Hauptschule wechselte er dann doch aufs Gymnasium und holte die Wissensrückstände schnell auf. Danach habe er jedes Schuljahr als Jahrgangsbester abgeschlossen und im Abitur die Bestnote eingefahren.

In den Workshops soll erklärt werden, warum es so schwierig ist, hochbegabte Kinder und Jugendliche zu erkennen, und wie sie gefördert werden können. Die Veranstaltungen richten sich an Eltern, Lehrer und Bildungsorganisationen. Mustafa Aydin sagt heute: «Viele begabte Kinder werden zu Problemkindern, weil sie nicht gefördert und aufgefangen werden. In den Fällen, in denen die Eltern es nicht schaffen, müssten die Lehrer eingreifen.» Er habe in der Schule zu wenig Unterstützung bekommen und sei auf seinem Weg bis in die Begabtenförderung auf etliche Zufälle angewiesen gewesen.

Um Sprachbarrieren abzubauen, finden die Workshops in deutscher und türkischer Sprache statt.

zum Projekt: «Hochbegabte mit türkischem Migrationshintergrund» (HotM)

zum Bericht: Migranten werden immer gebildeter

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